Beiträge von Ange

    Als mein Jürgen mal nicht die Bremsen vom Rollstuhl angezogen hatte, bei mir war die Reaktion: absolut in Panik. Denn ich war immer so in Sorge um ihn. Jeden Tag als wir vor seiner Wohnungstüre waren sagte ich ihm: Jürgen, mach die Bremsen fest. Er: Ja, mach ich, Ange. Es war so lieb. Daran mußte ich grad denken. Auch weiß ich, ein derart hilfloser Mensch wird als bös, weil sein Leben nimmer so ist wie vorher. Da musste ich viel einstecken, aber er bei mir auch, weil ich auch so ein seelisch kaputter Mensch bin. Man versucht halt, das Beste zu machen, obwohl mir wahnsinnig viel leid im Nachhinein tut. Auch ich müsste eigentlich meiner Mutter nachtragend sein, meinem Vater, ich bins nicht mehr, im Gegenteil, ich denk drüber nach, was hab ich falsch gemacht. Und grad dieses Akzeptieren und Verstehen, genau deshalb kann ich noch meine Mutter besuchen. Und jetzt lern ich sie so langsam wirklich kennen. Aber das, was bei mir in meiner Kindheit war, das ist unauslöschbar, das hat geprägt. aber ich kann jetzt mit ihr umgehen, auch meinem Vater bin ich nicht mehr bös, trotz Schläge.

    Aber letztendlich sollte man einfach mal vergeben und verstehen. Denn alles andre bringt doch nichts mehr. Nichts mehr ändert sich. Es ist leider, wie es ist.

    Und jetzt bin ich froh, daß ich noch eine Mutter hab. Ange

    Liebe Luise,


    ich kenn das von mir, sogar wenn ich .nur. wie jetzt für morgen, bei meiner Mutter eingeladen zum Kaffee bin, es ist für mich was außer der Reihe, weil ich selbst keine Freunde hab, sehr einsam bin trotz meiner Tochter, Mutter und Götz, ich bin meist für mich zurückgezogen.


    Aber wenn ich das nicht mache, so einer Einladung zu folgen, dann komm ich mir schlecht vor, aber wenn ich,wie bisher, dieser Einladung gefolgt bin, komisch, danach fühl ich mich so was von besser und auch wohl und bin danach auch erleichtert, daß ich es gemacht hab, weil es zum Schluß einfach ein vertrautes Zusammensein geworden ist.


    Denn was kann schon schiefgehen, das schlimmste durchlebt man gerade.


    Ich würd, Luise, einkaufen, schon da kommt man auf andere Gedanken und ich denk, auch Du wirst bei oder nach diesem Besuch positiv denken.


    Lieber Gruß von Ange

    Ich liebe Dich so, Jürgi. Ich hab so Heimweh nach Dir. Weißt ja, ich bin als wie ein Kind, aber jetzt, jetzt ist mir mein ganzer Halt, mein Beschützer, meine Zuhause, einfach weg. Bin grad so down. Ich glaub für meinen jetzigen Zustand war heut ausschlaggebend, als mir seine Tochter heut nachmittag, wenn ich als bei meiner Mutter am Sandplatz sitze, sie hat von der Wohnung erzählt, wie die so toll gerichtet wurde. Ich bin fast zusammengebrochen. Unter Weinen hab ich versucht klarzumachen, und wenn diese Wohnung mit Gold verkleidet wär, was soll das, es ist niemals mehr die Wohnung von ihm, dieses Leben von ihm, sein Flair sein alles, das fehlt doch jetzt!!!! Sie begreift so was nicht, aber ok für sie. Meine Mutter hat dann etwas abgelenkt und da merkte ich plötzlich, wie sie auf meiner Seite war.


    Oh Gott Jürgen, hoffentlich bist als bei mir, vielleicht heute, bin so am weinen, mein Herz. Du gibst mir Kraft, Du bist doch der einzigste Mensch, der an meiner Seite war, mir alles gab, was ich nie hatte in meinem ganzen absolut kaputten Leben, den ich mein Leben lang unbewusst suchte, als Du da warst, war ich kein Blatt im Wind mehr, mein Herz Und jetzt bist Du weg. Ja, ich, weiss, ausgenommen meiner Pia natürlich, sie ist jetzt das einzigste, das ich über alles liebe, für diese wundervolle Tochter werd ich auch weiterhin dasein, soland ich noch leb.


    Mir ist klar, daß ich durcheinander schreib, es ist wie es ist und ich werd mich jetzt ablenken. Du meine Liebe, meine Seele. Ange

    Lieber Yanouk, Uwe,


    ich schreib Dir bei Dir, weil mir es wichtig ist und Du für mich derjenige bist, dem ich mich anvertrauen kann und will.


    Erstmal, ich mach mir große Sorgen um unsere Blaumeise, nachdem ich gelesen hab von Dir, wie es ihr geht!


    Im Moment find ich hier dieses Forum nicht mehr gut, ich war und bin da, weil es mir Trost, dieses Angenommen, ohne jegliche Kritik, vermittelt hat. Aber die letzte Zeit hier, furchtbar, Da gibts grad ständig Kritik, Zurechtweisungen, Besserwissen ohne Ende.


    Man braucht es hier nicht, denn wir wissen alle selbst, wie es besser wäre, wenn wir anders fühlen, reagieren würden.


    Aber wir sind wir, und jeder, wirklich jeder, weiss das und kann aber nur das machen, für was er imstande ist. Diese Besserwisserei, mei, wir sind ja nicht blöd, wir wissen das selbst, aber wir sind hier in diesem Forum, Trost, dieses miteinander Fühlen, dieses Verstehen, dieses absolute Annehmen unserer Gefühle, deshalb sind wir doch hier.


    Alles andere, was grad hier in diesem Forum passiert von wegen: kein Selbstmitleid, komm da mal wieder raus, es gibt auch noch ein andres Leben, usw. das hören wir doch selbst ständig durch unsre Umwelt.


    Aber genau deshalb sind wir hier, um das nicht auch noch hier zu hören bzw. zu lesen.


    Dieses liebe, heimelige, verständnisvolle, ohne jegliche Kritik, dieses Annehmen, egal welcher Mensch hier, genau deshalb war ich da und hab es genossen. Jetzt fängt hier auch noch das an, was man eigentlich gar nicht ertragen kann, was man von unserem Umfeld ständig zu hören bekommt.


    Dann braucht man auch kein Forum, dann kann man auch ohne sein. Hier ist doch eine Gemeinsamkeit mit den Menschen, die nicht mehr weiter wissen!!! Besserwisserei und Kritik kann man auch jederzeit außerhalb von hier ständig haben!


    Laßt uns weiterhin zusammenhalten in diesem Forum und bitte, nur liebevoll, verständnisvoll. Und wenns mal jemand nicht passt, dann einfach überlesen, aber eben alle Menschen so lassen, wie sie sich grad fühlen. Auch das ist Respekt und dieses Miteinfühlen!


    Ange

    Ja, es ist wirklich absolut schön, wenn man nach dem Tod seines Partners tatsächlich nochmals einen anderen liebenlernt.


    Ich selbst für mich: Nein!


    Ich hab damals, vorher, viele Männer kennengelernt, ich war auch tatsächlich mal bildhübsch, graugrüne Augen, immer lange rotbraune Haare, Figur immer absolut sehr schlank und war auch immer sehr anschmiegsam.


    Aber dieses Zusammentreffen mit Jürgen, diese , was ich vorher nicht wußte, aber danach bestätigt bekam von ihm, diese Seelenverwandschaft, was ich auch von Anfang an spürte, war dieses absolute Wissen, danach kann nichts mehr kommen!!


    Seit ich ihn kennenlernte, hab ich vergessen, daß es andere Männer gab.


    Und jetzt? Jürgen ist tot und jetzt ist es immer noch so: kein Mann dürfte, darf , meine Lippen küssen, kein Mann kann jemals an meiner Seite seinen Platz einnehmen, denn er und nur er, nur bei ihm, konnte ich mir vorstellen, wenn er an meiner Seite war, war ich daheim. Und das kann kein anderer Mann mir jemals geben!


    Es kann sein, daß ich Menschen treffen werde, die ich mag, das wär auch schön, die mich mal in den Arm nehmen, aber: n i e m a l s darf mich jemand so berühren, wie mich mein Jürgen berührt hat.


    Und genau dies nenn ich: Seelenverwandschaft, Seelenliebe. Denn das ist das Non plus ultra, da kanns einfach nichts mehr daneben geben.


    Ange

    Meine Güte, wenn ich als les, wenn Promis schreiben, meine Wohnung muß Instagram tauglich sein, wo ist da der Sinn des Lebens?


    Mein Sinn des Lebens wäre:


    Ein kleines Bauernhaus, mit Tieren, am liebsten von der Wohnküche, mit flackerndem Herdfeuer, direkt in den Kuhstall. In der heimeligen Wohnküche sitzen meine Menschen, die ich lieb hab mit meinem Jürgen.

    Wir erzählen zu Abend miteinander, sitzen zusammen,daneben hängt Wäsche auf der Leine, am Herd brotzelt es für ein gemeinsames Abenbrot, wir sind zusammen, und eben daneben die Tür zum Stall, die Tiere im frischen Stroh, ich streichel sie, geh zurück und hab alle meine Liebsten daheim. Wir alle zusammen.


    Das wär mein Sinn vom Leben, so lang ich mich erinnern kann.


    ange

    Ich würde Schlagsahne zum Obstteller dazu besorgen, danach viel Softeis und auch gemischtes Eis mit Waffeln (mit Zimtgeschmack und Vanille), danach würd ich gern mal Cocktail probieren, oder so einen Aperitif, etwas später dann Mozarella mit Tomaten, frischer Basilikum, evtl. andere Kräuter, dazu einen französischen Rotwein, natürlich mit Kerzenschein und etwas Knappergebäck.


    Das wär was, oder? :S Ange

    Ja, genau so würd ich es auch schreiben. Sicher, ich denk als drüber nach, meine Güte, Ange, jetzt steiger dich mal nicht so rein, jetzt zieh dich wieder hoch, woanders gehts noch schlechter und schau, wie die das toll meistern, und und und......... Besonders wegen und für meine Pia.


    ABER DAS HILFT ALLES NICHTS!! Es bleibt, dieser fürchterliche Schmerz, den kann man nicht wegzaubern oder ihm sagen, bitte bitte nicht so arg, denn ich bin überzeugt, wer solche Seelenliebe, wie wir alle hier, erlebt hat, genau der trauert so immens, so entsetzlich wie eben wir hier und mit Sicherheit solange, bis wir selber gehen und e n d l i c h wieder bei dieser Seelenliebe sein können, für dieses Gefühl es für mich keine Worte gibt.


    Ange (und jetzt bin ich wieder am weinen)

    Liebe, liebe Blaumeise,


    heute, sehr früh am Morgen, hab ich noch an Dich gedacht und mir vorgenommen, also jetzt werd ich mal Blaumeise schreiben und schwups les ich eben endlich wieder eine Nachricht von Dir. Schön,

    aber nicht schön, was Du schreibst. Ich wunder mich wegen tauben Fingern? Aber Du wirst uns mit Sicherheit mehr dazu schreiben, wenn Du kannst und willst.


    Du kannst Dich gar nicht alleine fühlen, so viele, die an Dich denken.


    Alles Liebe. Ange

    Mir gehts grad auch schlecht. Ich weiss, vielen gehts schlechter wie mir, aber ich hab nur hier die Möglichkeit, mein Innerstes preiszugeben, weil ich einfach nicht meine Pia, meine Mutter und auch Götz nicht belasten möchte. Ich hab tatsächlich sonst niemand, außer hier. Es ist so. Weil ich versuch, stark zu sein.


    Der Baum, dieser Kirschbaum, den ich vom Fenster von Götz her sehe, der gibt mir viel Gefühl, ja, ich lieb es, diesen starken Stamm zu sehen, am liebsten würd ich mich an den anlehnen. Diese Natur ist wirklich so kraftvoll und heimelig. Ja, einfach schön. Gibt auch Kraft und Trost.


    Ich vermiss so meinen Jürgen, bin wie ein Blatt wie im Wind, wie zuvor, bevor ich Jürgen kennenlernte.l


    Heut hat mich seine Tochter angerufen und sagte: Ange, bin grad in der Wohnung in Leonberg vom Vater. Ich sagte ihr, bitte hör auf, ich will davon nichts wissen. Ich versteh sie nicht, wie kann sie so gleichgültig sein, so lapidar, in dieser Wohnung zu sein, so ganz ohne Gefühle. Irre!


    Bis heut hab ich es nicht geschafft, an diese Stelle zu gehen, wo seine Hülle ist, werd ich bestimmt niemals schaffen, muß ich auch nicht.


    Ich weigere mich ständig, dran zu denken, mir auszumalen, wie er jetzt aussieht, seine Hände, seine Finger, seine Haare, seine Lippen. Am liebsten würd ich bei ihm sein. Das muß ich wegsortieren, sonst dreh ich durch.


    Wenn ich weiterdenk, hab mein leben lang gearbeitet, bis 2016, ab da wurd ich freigestellt durch Arzt, weil ich die Pflege und Betreuung von meinem Jürgen übernommen hab, und jetzt? In menem Alter noch einen Jopb, hab grad im Monat 290,00 Euro zum Leben, alles das kommt ja auch noch dazu, obwohl, mir ist das finanzielle so was von egal, ich kann davon leben, weil ich nichts brauch außer Essen und Trinken. Soll ich wieder in meine Wohnung gehen? Die ist so was von negativ.. Wieder voll arbeiten: Ich kann doch kaum noch stehen, aber gut, ich kann sitzen, aber das Handykap kommt davon, weil ich zwanzig Jahre schwere Kisten geschleppt hab. Danach meinen Jürgen fünf Jahre gestützt hab, es war eben körperlich mit ihm nicht so einfach.


    Hab heut nachgerechnet, ich war ca. 21 Jahre angestellt, ca. 18 Jahre selbständig, danach Jahre freigestellt durch Betreuung und Pflege für meinen Jürgen. Und jetzt? Natürlich reichen mir 290,00 Euro im Monat, ich brauch ja nur Lebensmittel und Getränke. Aber in diese Wohnung von früher möcht ich nicht, aber auch das muß und werd ich schaffen.


    Dann werd ich wirklich mal den Weg hoch gehen, Richtung Wohnung, als ich zu Jürgen sagte; irgendwann werd ich hier gehen, und Du bist nicht mehr da. Er sagte mir: Dann schaust zu einem Fenster, sagtst Hallo und schon hast Du Kontakt.


    Ich möcht das nicht. Ich möchte wieder in Deinen Armen sein, mein Herz, möcht wieder Daheim sein, bei Dir.


    Ange