Für meinen Jens
in dankbarer Erinnerung
Für meinen Jens
in dankbarer Erinnerung
Liebe Cathrin,
danke für deine lieben Worte.
Ich hoffe tatsächlich und würde mich freuen, wenn mein Bericht anderen Trauernden Hoffnung und Mut gibt, dass es irgendwann wieder besser wird.
Man darf nicht erwarten, dass es so wie früher wird, aber doch wieder gut.
Es braucht nur seine Zeit und die ist bei jedem anders.
Es gibt einfach keine Abkürzung durch den Trauerweg.
Ich habe gerade gelesen, dass du in diesem Jahr einen schönen Urlaub mit einer Trauerfreundin verbracht hast.
Das finde ich richtig toll! Außerdem hast du aus diesem Urlaub ein positives Beispiel für Lebensmut und Lebenswillen mitgebracht.
Du bringst also auch guten Spirit in dieses Forum, das ist so wichtig.
Herzlichst
Bine
Liebe Maike,
ich habe mich richtig gefreut, von dir zu lesen!![]()
Wie schön, dass es dir gut geht und du auch wieder nach vorne schauen kannst.
Es ist so, wie du es schreibst. Die Trauer um den geliebten Partner wird immer bleiben.
Sie verändert sich und ist mal mehr, mal weniger präsent, aber sie ist zu einem Teil unseres Lebens geworden.
Es gibt ein Leben davor und ein Leben danach.
Mein Leben ist wieder gut geworden, aber eben ganz anders als früher.
Ach, was fehlen mir die Gespräche mit meinem Mann, über Gott und die Welt.
Er war so ein kluger und herzensguter Mensch und gerade in diesen schlimmen Zeiten würde ich so gerne seine Meinung und seinen Rat hören.
Ich bin mittlerweile in Rente gegangen. Ich habe also viel Zeit für meine Enkelin und genieße das sehr.
Als ich erfuhr, dass ich Oma werde, überkam mich im ersten Moment Panik und der Gedanke, jetzt muss ich diesen Weg ganz allein, ohne ihn gehen.
Wie soll ich das schaffen? Nach einer Weile habe ich mich beruhigt und konnte mich auch freuen.
Ich singe im Chor, bin in einer Wandergruppe und habe mir an meinem neuen Wohnort andere Frauen gesucht, mit denen ich regelmäßig Nordic Walking mache oder auch mal ins Kino/Theater gehe.
Die Wochenenden sind nach wie vor schwer. In meinem Freundeskreis aus früheren Zeiten sind die meisten noch ein Paar.
Und als Paar verbringt man insbesondere die Wochenenden gemeinsam und unternimmt schöne Sachen.
Auch wenn ich unterwegs bin, sehe ich an den Wochenenden so viele Paare.
Also unternehme ich viel unter der Woche und bleibe am Wochenende meistens zu Hause, als Rentnerin funktioniert das ja.
In diesem Jahr bin ich zum ersten Mal ganz alleine verreist.  Ich war auf Sylt, habe mir da für die Zeit ein Fahrrad gemietet, einige geführte Wanderungen gebucht und war jeden Tag auf der Insel unterwegs. Ich hatte immer den Kindle im Rucksack, habe mir oft ein schönes, ruhiges Plätzchen gesucht und viel gelesen.
Zum Glück hat das Wetter mitgemacht.
Vor der Reise hatte ich große Angst und an den ersten beiden Tagen habe ich immer wieder geweint.
Aber es war gut, dass ich mit meinem Mann nie auf Sylt war und so keinen Vergleich zu früher hatte.
Ich habe mich dann wieder beruhigt und der Rest des Urlaubs war dann auch sehr schön.
Dieses Forum wird immer wichtig für mich bleiben, als geschützter Rückzugsort, als Ort, wo ich auch nach 6 Jahren noch über meine Trauer sprechen darf und verstanden werde.
Die Welt hat sich weitergedreht und für alle, die nicht vom Tod betroffen sind, ist es nicht nachvollziehbar, dass ich immer noch trauere.
In meinem Whatsapp Profilbild ist immer noch ein Foto von meinem Mann und mir.
Neulich fragte eine Freundin, ob es nicht an der Zeit wäre, das Foto zu ändern.
Sie konnte nicht verstehen, dass ich mich immer noch als Teil eines Paares empfinde, obwohl mein Mann tot ist.
Meistens behalte ich meine Trauer also für mich.
Nach dem Verlust des Partners wieder ins Leben zurückzufinden, ist richtig harte Arbeit.
Es gelingt mir mal mehr und mal weniger, aber insgesamt habe ich das Gefühl, dass ich auf einem gutem Weg bin.
Manchmal glaube ich, mein Mann steht irgendwo hinter mir und sagt, gut machst du das, weiter so.
Heute Abend gehe ich mit einer Freundin in ein Konzert. Darauf freue ich mich schon.
Nächste Woche hat meine Enkelin Geburtstag, sie wird drei Jahre alt. Ich bin gerade dabei, für sie ein Fotoalbum herzustellen und mit Basteleien zu schmücken.
Sowas mache ich gerne, das beschäftigt mich gut und hält düstere Gedanken fern.
Ich wünsche dir einen ausgefüllten Sonntag und hoffe, die Sonne schaut mal raus.
Ich werde immer mal wieder hier reinschauen und hoffe, von dir zu lesen.
Ganz ganz herzliche Grüße
Bine
Hallo ihr Lieben,
nach langer Zeit schaue ich wieder hier ins Forum rein. mich überkam das Bedürfnis.
Der Herbst mit dem Todestag meines Mannes ist für mich immer noch eine schwere Zeit, auch nach 6 Jahren.
Als ich vorhin meine ersten Beiträge gelesen habe, musste ich weinen. Da kam alles wieder hoch.
Einige Namen kenne ich noch, viele neue sind leider dazugekommen.
Ich habe meinen Umzug gut gemeistert und fühle mich in meiner neuen Umgebung wohl.
Es gibt noch 2 Kartons mit Kleidungsstücken, Briefen und anderen Erinnerungen an meinen Mann. Von allem anderen musste ich mich notgedrungen trennen.
Das war auch gut so, ohne den Druck und die Notwendigkeit hätte ich das wohl nicht geschafft.
Vor 3 Jahren bin ich Oma geworden, meine Tochter hat ein Mädchen zur Welt gebracht.
Ich liebe meine Enkelin über alles, es ist schön zu sehen, dass das Leben immer weiter geht.
Mein Mann liebte Kinder und wäre ein ganz wunderbarer Opa gewesen. Das er das nicht mehr erleben durfte, macht mich traurig und wehmütig.
Mein Leben ist zu einem ruhigen Fluss geworden.
Ich vermisse meinen Mann nach wie vor jeden Tag meines Lebens.
Aber die intensive, quälende Trauer vom Anfang spüre ich nicht mehr, sie ist der Wehmut gewichen.
Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich auch Sachen meistern kann, die früher mein Mann erledigt hat.
Manchmal kostet es etwas Überwindung, aber dann geht es.
Ich kann mich wieder über Sachen freuen, ich kann wieder lachen.
Das Leben ist wieder schön geworden, anders schön als früher, aber doch meistens schön.
Das konnte ich mir am Anfang nicht vorstellen, aber es ist so.
Einige Witwen, denen ich in diesen 6 Jahren begegnet bin, haben inzwischen einen neuen Partner gefunden.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in diesem Leben nochmal jemandem begegne, der so sehr mein Herz berührt, wie es mein Mann getan hat.
Aber man weiß ja nie. Ich schließe es inzwischen nicht mehr kategorisch aus.
Ich habe aber gemerkt, ich kann auch allein Freude empfinden und zufrieden sein.
Mein Mann ist für mich nach wie vor mein Gesprächspartner, dem ich alles erzähle und den ich auch um Rat frage.
Er ist  sozusagen meine innere Stimme geworden.
Auf diese Weise ist er immer an meiner Seite, das ist irgendwie tröstlich.
Liebe Verwitwete Menschen, ich drücke euch ganz fest und wünsche euch viel Kraft für den Weg, der euch bevorsteht.
Auch wenn ihr es euch noch nicht vorstellen könnt, irgendwann habt ihr dieses tiefe, dunkle Tal durchschritten und es wird besser.
Alles Liebe
Bine
Hallo ihr Lieben,
ich habe viele Monate nicht hier reingeschaut.
Mein Mann ist mittlerweile 2 1/2 Jahre tot und ich stehe vor großen Veränderungen.
Da meine Tochter im Herbst heiratet und im nächsten Jahr mit der Familienplanung beginnt, werde ich ihr mein Haus verkaufen.
Mein Mann ist hier im Haus gestorben und ich habe mittlerweile das Gefühl, dass ein Neustart in einer anderen Umgebung gut für mich ist.
Ich werde als Nachmieter die Wohnung meiner Tochter beziehen.
Meine Tochter wird hier vieles verändern, einiges auch übernehmen. So ist nicht alles weg, was mein Mann und ich aufgebaut haben.
Aber es ist dann anders und das ist gut.
Nun heißt es für mich, ich muss mich verkleinern, aussortieren und mich von vielen Sachen trennen.
Der Kleiderschrank meines Mannes ist immer noch mit seinen Sachen voll, damit muss ich anfangen.
Wenn ich den Druck nicht hätte, würde der Schrank wahrscheinlich noch jahrelang so bleiben.
Ich werde nur wenige Lieblingssachen behalten, der Rest wird gespendet und verschenkt.
Leicht ist es nicht, mir ist bange vor all den Veränderungen.
Andererseits freue ich mich auch ein bisschen auf diese Veränderungen. Es ist ein Wechselbad der Gefühle.
Der Gedanke, dass mein Mann nicht mit mir zusammen die Hochzeit unserer Tochter und eventuelle Enkelkinder erleben kann, schmerzt sehr!
Ich bin nach wie vor in psychotherapeutischer Behandlung. Die Abstände haben sich vergrößert, ich gehe nur noch alle 4-5 Wochen hin.
Meine Trauer hat sich verändert und verändert sich weiter, ein Prozess, der vielleicht nie abgeschlossen sein wird.
Es gibt immer wieder Phasen, wo mich der Schmerz überwältigt und ich ständig weinen muss.
Aber sie halten nicht mehr so lange an.
Ich bin sicher, dass ich für den Rest meines Lebens ohne Partner bleiben werde.
Dieses Gefühl der Geborgenheit und des totalen, innigen Verstehens fehlt mir ungeheuer und kann weder durch meine Kinder noch durch meinen Freundeskreis ersetzt werden.
Das ist etwas, was ich einfach aktzeptieren muss und ich versuche, damit trotzdem einigermaßen zufrieden zu leben.
Um es mit dem Titel eines Trauerratgebers von Angelika Daiker zu sagen: Es wird wieder schön, aber anders.
Nur kurz, bevor ich ins Büro muss...
Liebe Martina, wir alle brauchen einen Platz an dem wir klagen und jammern dürfen.
Mir ging und geht es genau wie dir. Ich hatte ein unheimlich großes Bedürfnis, über meinen verstorbenen Mann zu reden.
Natürlich habe ich dabei immer geweint.
Das hält das Umfeld nur begrenzte Zeit aus und ich hatte auch Angst, anderen mit der Zeit auf die Nerven zu gehen.
Hier im Trauerforum können wir loslassen und unseren Schmerz rausschreien, jeden Tag.
Die anderen verstehen uns genau.
Gib dir Zeit, ganz viel Zeit. Alles, was du jetzt fühlst, ist in unserer Situation völlig normal.
Liebe Steffi, ich weiß, was du meinst.
Auch bei mir gab es Bereiche, für die war mein Mann zuständig, der Papierkram, das Rasenmähen, die Heizung, der Kaffeevollautomat usw.
3 Wochen nach seinem Tod war plötzlich der Waschbeckenabfluss im Bad dicht...
Ich wusste teilweise nicht ein noch aus und war nur verzweifelt.
Wir kommen nicht umhin, uns bei manchen Sachen Hilfe zu holen, anderes können wir langsam lernen.
Aber das alles kostet ganz viel Kraft, deshalb sind Ruhepausen besonders wichtig.
Ja, es wird besser, nicht über Nacht, nur ganz langsam. Ich glaube, der Prozess wird Jahre dauern und vielleicht nie zu Ende gehen.
Wir können uns irgendwann wieder über etwas freuen, der furchtbare Schmerz wird eher zu Wehmut.
Wir sind nicht allein, mit uns trauern auf der Welt so viele Menschen um jemanden.
Wie mächtig dieser Schmerz ist, das wissen wir immer erst, wenn wir selbst betroffen sind.
Ihr Lieben,
auch ich habe seit dem Tod meines Mannes zahlreiche Ängste und fühle mich sehr schnell überfordert.
Meine Psychotherapeutin sagt dann oft zu mir, Frau..., sie haben so ziemlich das das Schlimmste, was einem passieren kann erlebt.
Aber sie haben es überlebt und schlagen sich wacker. Warum sollten Sie jetzt Angst vor diesem oder jenem haben?
Wenn ich dann darüber nachdenke, dann merke ich, sie hat Recht.
Was kann mir noch Schlimmeres passieren? Ok, einem meiner Kinder könnte was passieren, das wäre für mich eine Katastrophe.
Aber die ganzen anderen Sachen, vor denen ich mich jetzt oft fürchte, die sind im Vergleich gar nicht so schlimm.
Ich kann sie bewältigen.
Heute war ich bei einem befreundeten Ehepaar zum Abendessen und anschließendem Romméspielen.
Natürlich wird mir weh ums Herz, wenn ich sehe, wie liebevoll die beiden miteinander umgehen, wenn ich die kleinen, vertrauten Zeichen bemerke.
Ich weiß, dass es das nie mehr für mich geben wird und das schmerzt ungeheuer.
Trotzdem bin ich wahnsinnig froh, die beiden zu haben und treffe mich gerne mit ihnen.
Die Alternative, nämlich einsam zu Hause zu hocken und zu trauern, ist noch schlimmer für mich.
Ja, wir sind nicht mehr die, die wir waren und werden es wohl nie mehr sein.
Aber wir können uns weiterentwickeln.
Liebe Carmen,
ja, es gibt Hoffnung, es wird mit der Zeit etwas leichter. Aber die ersten Monate, eigentlich die ersten 1-2 Jahre sind wirklich hart.
Dass man sich neu orientieren muss, kostet auch Kraft, aber es lohnt sich.
Ich habe mich früher vorwiegend auf meinen Mann konzentriert, jetzt pflege ich meine Freundschaften intensiv und sehe, es kommt so viel zurück.
Man ist nie zu alt, um neue Kontakte und Freundschaften zu knüpfen.
Das tröstet!
Alles Gute für dich und liebe Grüße
Sabine
Meine Pfarrerin hatte mir ja im März den Kontakt zu einer frisch verwitweten Frau aus meiner Nachbarschaft vermittelt.
Daraus hat sich inzwischen eine gute Freundschaft entwickelt. Wir beide haben unsere Männer viel zu früh, ganz plötzlich und ohne möglichen Abschied verloren.
Sogar die Todesursache war ähnlich, mein Mann ist äußerlich verblutet, ihrer innerlich.
So was verbindet.
Wir walken immer zusammen und dabei reden wir über unsere Trauer und versuchen den Trauerprozess zu verstehen.
Am Anfang der Trauer beherrscht der Gedanke an den verlorenen Partner jede MInute des Tages.
Das ist verständlich, denn alles, was wir vor seinem Tod erlebt haben, war irgendwie mit ihm verknüpft.
Es gab praktisch keine Erinnerung, in der er nicht vorkam.
Bei uns war es jedenfalls so, denn wir haben unsere Männer ganz jung kennengelernt und sind zusammengeblieben.
Die Zeit vergeht und es kommen neue Erinnerungen dazu, weil wir nun alles ohne den Partner machen müssen.
Wir erinnern uns also zunehmend auch an Sachen, die nicht mehr mit dem Partner verknüpft sind.
Je mehr Erlebnisse wir ohne den Partner ansammeln, desto weniger schmerzhaft wird die Erinnerung an die Zeit vor seinem Tod. Die neuen Erinnerungen überlagern und mildern sie etwas ab.
So erleben wir beide es jedenfalls. Wir trauern und lieben nicht weniger, aber es ist nicht mehr so extrem.
Natürlich gibt es immer mal Rückschläge. An manchen Tagen weiß ich schon beim Aufwachen, dass es ein schlimmer Tag mit vielen Tränen wird.
Aber danach geht es wieder aufwärts.
Wir schmieden immer Pläne, auch wenn wir wissen, dass alles nur ein dürftiger Ersatz für frühere Zeiten ist.
Gerade haben wir mit 2 anderen Frauen für Silvester Theaterkarten gekauft und in einem Restaurant reserviert.
Wir werden also eine Vierer-Mädelstruppe sein.
Klar, am liebsten würden wir beide das wie früher mit unseren geliebten Männern erleben.
Aber so sehr man sich das auch wünscht, es ist für immer vorbei.
Wir müssen Alternativen finden und uns damit arrangieren. Meistens stellen wir hinterher fest, dass es trotz allem auch ein bisschen schön war.
Die kleinen oder kleinsten Freuden verschaffen der Seele die Erholung, die sie ganz nötig braucht.
Ich hoffe, alles was ich schreibe, hilft besonders den frisch Verwitweten und gibt ihnen ein bisschen Hoffnung!
Liebe Grüße von Sabine
Ganz liebe Grüße an dich, liebe Sonne10 bzw. Andrea ![]()
Steffi66, ich bin auch nicht gerne allein, musste ich ja noch nie vorher.
Mein Mann und ich haben nicht ständig zusammengehockt, wir hatten auch eigene Hobbys, sind auch mal ohne den Partner mit Freundschaft ausgegangen.
Aber die Gewissheit, dass der geliebte Partner immer wieder nach Hause kommt oder da ist, wenn auch in einem anderen Zimmer, ja, das und unsere Gespräche  vermisse ich auch unendlich.
Meine Hündin ist ein großer Trost, ich rede viel mit ihr. Sie ist 11 und ich habe heute schon Angst vor der Zeit, wenn auch sie mich verlässt.
Ansonsten läuft abends und am Wochenende meistens der Fernseher, das bringt Stimmen und Bewegung in mein Haus.
Ich denke, mögen werde ich mein erzwungenes Alleinleben nie, aber ich werde mich mit der Zeit besser daran gewöhnen.
Wir müssen uns damit abfinden, dass es nie mehr wie früher wird.
Also müssen Alternativen her, irgendwas, was uns das Leben erleichtert und ihm neuen Sinn gibt, Hobbys, Aktivitäten, Ehrenämter, Freundschaften...
Mir hilft es. Es gibt auf jeden Fall Hoffnung, auch für dich!
LIebe Martina,
9 Monate nach dem Tod meines Mannes ging es mir sehr viel schlechter als heute.
Da ich meinen Mann jung kennengelernt habe, hatte ich bis dahin auch noch nie allein gelebt.
Ich habe mich regelrecht vor Zuhause gefürchtet und war deshalb ständig unterwegs.
Ich habe zu dieser Zeit auch täglich ein Antidepressivum nehmen müssen. Ohne dieses war an Schlaf nicht zu denken und ich hätte nicht arbeiten gehen können.
Sei gnädig mit dir! Neun Monate ohne ihn sind nichts im Vergleich zu deinem Leben mit ihm.
Auch im 2. Jahr nach dem Tod wird es nicht automatisch besser.
Ich vermisse meinen Mann nicht weniger als am Anfang, ich habe inzwischen nur Möglichkeiten gefunden, damit besser umzugehen.
Es gibt nicht den Weg durch die Trauer, jeder muss seinen eigenen finden.
Du wirst deinen Weg finden und irgendwann wirst du dich besser fühlen und Hoffnung schöpfen.
Eine Umarmung schickt dir Sabine
Liebe Manuela,
es heißt nicht umsonst "Trauerarbeit", trauern ist richtig anstrengend, kostet unendlich viel Kraft.
Ich glaube, dass letzten Endes vor allem die Zeit etwas Erleichterung bringt.
Mit der Zeit verblasst vieles und dadurch wird der Schmerz erträglicher.
Ich denke, es ist von Vorteil, wenn man auch in der Trauer neugierig und aufgeschlossen bleibt.
All das, was ich im Moment unternehme, hätte ich viel viel lieber mit meinem Mann gemacht!! Aber es ist immer noch besser es mit anderen zu machen
als überhaupt nicht.
Am Anfang hat es mich Überwindung gekostet, etwas zu unternehmen und neues auszuprobieren. Ich konnte mir nicht vorstellen, noch mal etwas schön zu finden.
Aber doch, ich habe mich daran gewöhnt und kann auch wieder etwas Freude empfinden.
Auch für dich werden wieder besser Zeiten kommen, auch mit der Trauer. Sie gehört von nun an zu uns.
Fast 5 Monate habe ich nicht mehr hier geschrieben.
Ab und zu, sehr selten, habe ich ganz still ein bisschen mitgelesen.
Ende Oktober werden es 2 Jahre, seitdem mein lieber Mann so plötzlich gegangen ist.
Ich vermisse ihn nach wie vor ganz schrecklich, aber ich kann inzwischen besser damit umgehen.
Ab und zu trifft mich eine heftige Schmerzwelle, wenn ich einen bestimmten Song höre, ein Foto anschaue, mich an besonders schöne und prägende Momente in unserem gemeinsamen Leben erinnere. Dann ist es für kurze Zeit wieder richtig schlimm.
Mit den Monaten habe ich mich ein bisschen daran gewöhnt, alleine zu leben. Es gefällt mir nicht, aber ich versuche, das Beste daraus zu machen.
Anfang August bin ich das erste Mal ohne meinen Mann verreist. Allerdings nicht allein, ich war mit 2 alleinstehenden Freundinnen auf Sylt.
Am ersten Morgen, als ich allein in meinem Appartement wach wurde, überkam mich bodenlose Traurigkeit, weil mir bewusst wurde, dass es für den Rest meines Lebens so bleiben wird. Es wird kein gemeinsames Aufwachen, keinen schönen gemeinsamen Urlaub, keine Pläne mehr geben.
Meine Freundinnen haben mich abgelenkt und mir ein straffes Programm verpasst, so dass ich kaum noch zum Grübeln kam.
Wir sind jeden Tag stundenlang gewandert, haben viel von der Insel erkundet. Das hat mir gut getan und so wurde es doch ein schöner Urlaub, nur ganz anders als früher.
Nach dem Tod meines Mannes habe ich gemerkt, wieviel ich immer auf seine Meinung gegeben habe. Er war so vielseitig interessiert und stets gut über alles informiert, dabei aber stets objektiv. Was würde ich gerade in diesen Zeiten für ein Gespräch mit ihm geben...
Das Reden mit ihm, das fehlt mir am meisten und ich merke, es gibt nur wenig Menschen, die ihm das Wasser reichen können.
Ich bin nach wie vor in psychotherapeutischer Behandlung, gehe jetzt aber nicht mehr jede Woche, sondern nur noch alle 3-4 Wochen hin.
Die Gespräche mit der Therapeutin tun mir immer noch sehr gut.
Ich bin von Natur aus ein neugieriger und aufgeschlossener Mensch. Das ist jetzt tatsächlich hilfreich, ich habe viele alte Kontakte wiederbelebt und neue geknüpft.
Meine Tage sind gut ausgefüllt, ich gehe ins Büro, mit dem Hund spazieren, treffe mich mit anderen regelmäßig zum Nordic Walking, zum Wandern, Kartenspielen und Klönen, singe im Chor, gehe auch wieder ins Konzert oder Theater. Demnächst will ich einen Lesekreis ins Leben rufen.
Ich probiere vieles aus, um zu sehen, ob es mir hilft und mir gut tut.
Meistens merke ich, ja, es tut mir gut.
Manchmal empfinde ich es als etwas anstrengend, die Kontakte müssen sorgfältig gehegt und gepflegt werden. Nichts ist mehr so selbstverständlich, wie mit meinem Mann.
Aber es geht in kleinen Schritten voran.
Ich erlaube mir inzwischen auch mal kritische Gedanken. In der ersten Trauerzeit wurde mein Mann in meiner Erinnerung ein geradezu vollkommener Mensch.
Jetzt sehe ich, er war ein Mensch mit Stärken und auch Schwächen und Fehlern, so wie wir alle es sind.
Wenn ich meine ersten Beiträge hier lese, dann merke ich, dass ich große Fortschritte in meiner Trauer gemacht habe.
Ich glaube nicht, dass sie mich je verlässt, sie wird mich immer begleiten. Aber sie schmerzt nicht mehr so heftig, sie ist besser auszuhalten.
Wir haben uns sozusagen arrangiert.
Alles Liebe für euch!
Sabine
Nur ganz kurz, denn ich muss ins Büro.
	Isabell
Die Zeilen stammen aus einem Brief, denn D. Bonhoeffer nach seiner Verhaftung 1943 aus dem Gefängnis an seinen Freund und seine Nichte schrieb.
Ich finde sie unglaublich berührend und wegweisend.
Liebe Grüße
Sabine
Hallo liebe Trauernde,
ein 2. Osterfest ohne meinen geliebten Mann habe ich hinter mich gebracht.
Am Ostersonntag war ich bei meiner Tochter zu Besuch, es war auch sehr schön. Wir haben zusammen gegessen und Spiele gespielt.
Auch ein 2. Hochzeitstag (der 39. ) ohne ihn fiel in diese Zeit. Ich habe lauter Herzen aus rotem Cardstock ausgestanzt und auf seiner Grabstelle verteilt.
Der Moment des Nachhausekommens in ein dunkles, leeres Haus ist immer noch schwer.
Meistens führt mich der erste Weg zum Fernseher, den schalte ich ein, damit Bewegung und Stimmen da sind.
Ich habe versucht, mir mein Leben ohne meinen Mann einzurichten.
Unter der Woche bin ich jeden Tag im Büro (Homeoffice gibt es bei uns nicht) und am Wochenende bin ich mit guten Freunden unterwegs,
mit dem Fahrrad oder zu Fuß.
Die Pfarrerin, die meinen Mann beigesetzt hat, hat mir im März den Kontakt zu einer kürzlich verwitweten Frau vermittelt.
Im Moment gibt es ja wegen Corona keine Angebote für Trauernde, die Trauercafés sind geschlossen.
Wir sind uns sympathisch, haben uns schon rege ausgetauscht, sind zusammen spazieren gegangen, Fahrrad gefahren.
Es tut gut, mit jemandem, der genauso fühlt, ohne Hemmungen über den Tod und die Trauer zu sprechen und sich gegenseitig zu stützen.
Wenn ich den Zustand meiner Trauer beschreiben soll, dann fühlt es sich an, als habe sich mit der Zeit ein dünner Schleier darüber gelegt,
der die Trauer milder und erträglicher macht.
Aber ab und zu wird der Schleier weggezogen und dann merke ich den Schmerz wieder mit voller Wucht.
Auch mein Gefühl der Fassungslosigkeit kehrt immer wieder zurück und es fühlt sich an, als wäre mein Mann erst gestern gestorben.
Ich hoffe darauf, dass diese schlimmen Momente seltener werden und ich mit der Zeit immer besser damit umgehen kann.
Die innerliche Verbindung und die Liebe zu meinem Mann wird für immer bleiben, ich will sie ja garnicht verlieren.
Dazu gibt es wunderbare Worte von Dietrich Bonhoeffer:
"Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns lieben Menschen ersetzen kann
und man soll das auch garnicht versuchen;
man muß es einfach aushalten und durchhalten;
das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost;
denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden.
Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie garnicht aus,
sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt und hilft uns dadurch,
unsere echte Gemeinschaft – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren.
Ferner: je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
Man muß sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern,
wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet,
sondern nur zu besonderen Stunden und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz,
dessen man sich gewiß ist, besitzt;
dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus. …
Vom ersten Aufwachen bis zum Einschlafen müssen wir den anderen Menschen
ganz und gar Gott befehlen und ihm überlassen,
und aus unseren Sorgen um den Andren
Gebete für ihn werden lassen."
Ich schicke euch ganz liebe Grüße
Sabine
Liebe Martina,
im Moment geht durch Corona tatsächlich kaum etwas, das macht es uns noch schwerer.
Im letzten Jahr bin ich über dieses Seite auf eine Trauerbegleiterin in meiner Region gestoßen und habe mit ihr und einer Gruppe von trauernden Frauen
mehrere Spaziergänge gemacht.
https://www.verwitwet-info.de/gruppen/
Ich denke, das wird in der warmen Jahreszeit wieder möglich sein. Wir müssen also noch etwas Geduld haben.
Viele Kirchengemeinden bieten in normalen Zeiten Trauercafés an.
Man kann auch offensiv vorgehen und selbst eine Gruppe für gemeinsame Spaziergänge/Wanderungen ins Leben rufen,
vielleicht über Facebook oder Nachbarschaftsgruppen.
Es gibt bestimmt viele Trauernde, die sich angesprochen fühlen.
Ich hoffe so sehr, dass wir in diesem Jahr langsam wieder zur Normalität zurückkehren können und Treffen wieder möglich sind.
Alles Liebe
Sabine
Liebe Martina, ich habe dir in deinem Thead geschrieben. ![]()
Liebe Martina,
du hast mir so lieb in meinem Wohnzimmer geschrieben, ich antworte dir hier.
Du stehst noch am Anfang eine langen und steinigen Trauerwegs.
Dein Verlust tut mir unendlich leid und ich fühle mit dir!
Ja, ich kann dir Hoffnung machen. Es wird besser, nicht schnell, nur ganz langsam, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
Wie schnell, das ist wohl bei jedem unterschiedlich.
Der uralte Spruch "Nur die Zeit heilt (alle) Wunden" hat seine Berechtigung, auch wenn ich das am Anfang gar nicht hören mochte.
Nach dem Tod meines Mannes habe ich in verschiedenen Trauergruppen Trost und Halt gesucht.
Ich war auch bei Trauerspaziergängen, habe mit schon länger Verwitweten gesprochen.
Für mich stellt es sich so dar, dass jeder die individuell für sich passendende Trauerbewältigung suchen muss. Art, Weise und Dauer sind bei jedem unterschiedlich.
Aber einheitlich war nach meinem Empfinden die Tatsache, dass die verstreichende Zeit am besten hilft.
Unsere Mentalität und unsere Lebensumstände sind unterschiedlich, genauso unterschiedlich sind auch die Strategien, mit denen wir den Tod unserer Liebsten bewältigen und verarbeiten.
Jede Strategie hat ihre Berechtigung und kann helfen.
Noch kannst du es dir nicht vorstellen, natürlich nicht.
Diesen Weg durch das tiefe Tal der Trauer müssen wir alle gehen, es gibt leider keine Abkürzung. 
Du wirst den Weg schaffen, with a little help from your friends...
Wenn du Fragen hast, Hilfe brauchst, schreib mir.
Alles Liebe
Sabine
Liebe Sunny, ich drücke dich auch, ganz ganz fest!!