Sverja :
Nein, aus dem Freundeskreis hat noch keiner ein Elternteil verloren. Da ich/der Freundeskreis ja auch noch recht "jung" ist, ist das ja auch noch gar nicht so wahrscheinlich, dass viele das schon durchmachen mussten. Ich denke mittlerweile auch, dass die meisten wohl einfach keine Ahnung haben, wie man sich fühlt. Sie kannten meinen Vater ja auch nicht, vllt haben ein paar ihn mal flüchtig gesehen, aber was können sie da auch schon für Trauer verspüren? Dennoch ist man als Trauernder enttäuscht, wenn niemand mal fragt, wie es einem geht.
Ja, das mit meiner Mutter.... ich fühle mich mittlerweile wieder von ihr unter Druck gesetzt. Sie hat zwar eingesehen, dass ich meinen Vater nicht ersetzten kann, aaaber: Ich bin seit ein paar Wochen krank geschrieben von der Arbeit, da ich einfach total fertig war/bin. Unglaublich, wie anstrengend trauern ist. Selbst wenn ich mich den ganzen Tag ausgeruht habe und genug geschlafen fühle ich mich wie gerädert. Naja, also zum Thema zurück: Da ich nicht zur Arbeit musste, habe ich 2x pro Woche meine Mutter besucht. Ich hätte auch dort übernachten können, aber das wollte ich nicht und fuhr abends lieber wieder heim. Als ich das letzte mal da war, sagte ich ihr, dass ich bald mal wieder arbeiten gehen muss, dass ein Alltag und Beschäftigung mir vllt doch gut tut. Sie meinte dann, dass wenn ich nicht so oft bei ihr gewesen wäre und sie täglich angerufen hätte, sie schon tot wäre. Jetzt fühle ich mich total unter Druck gesetzt, dass wenn ich wieder arbeiten gehe, ich ja nicht mehr in dem Maß für sie da sein kann. Sie würde sich nie selbst was antun, aber sie sagt immer, sie würde bald an der Trauer und dem Broken Heart Syndrom sterben. Sie wisse, dass das ginge, das habe sie oft genug gesehen (sie arbeitet bei einem Seniorenbetreuungsdienst). Ja, mag ja sein dass das geht, aber die Damen waren auch immer 70+... meine Mutter ist 57... da kann man doch nicht einfach so sterben, oder? Ich mache mir so Sorgen um sie und hab so Angst, sie auch noch zu verlieren!
Ach echt, es gibt Trauergruppen für junge Leute? Da muss ich nochmal nachforschen, danke für den Tipp
Zu dem Zeitpunkt wo ich diesen Thread eröffnete, war ich 29 - mittlerweile bin ich 30. Den ersten Geburtstag ohne meinen Vater hab ich also schon hinter mir, und es war schon recht traurig. Auch das erste Weihnachten und Silvester ohne Vater liegt hinter mir, nächsten Monat hätte mein Vater Geburtstag gehabt und wäre 60 geworden, Das wird mit Sicherheit auch sehr traurig. Das berühmte "Jahr der ersten Male ohne"
Deine Umarmung nehme ich sehr gern an, ich danke dir.
Ich verstehe dich so gut! Wenn man etwas in einem so vorwurfsvollem Ton an den Kopf geworfen bekommt, wo man gar nicht anders kann, als sich schlecht zu fühlen... ich glaube auch, das Gespräch mit meiner Mutter hat nur temporäre Erfolge erzielt, leider.
Ich fühle mich auch schon echt überlastet, aber meine Mutter hat auch fast niemand anderen, und so fühle ich mich in der Pflicht, immer bereit zu stehen und jederzeit für sie da sein zu müssen. Ein Kumpel (ein anderer, der nicht zu diesem "Freundeskreis" gehört) von mir meinte letztens zu mir, nachdem ich das Problem schilderte, ich solle meine Mutter doch einfach mal 1 Woch lang ignorieren, nicht ans Telefon gehen, ihr nicht schreiben etc. Wie herzlos müsste ich denn bitte sein, um SO zu reagieren?
Ich hoffe auch, wie finden beide Lösungen bzgl unserer Mütter. Vielleicht wird deine Mutter ja einsichtiger, wenn dein Baby da ist? Freut sie sich auf das Baby?
Nico :
Ja, da hast du natürlich vollkommen recht... für die ist es nur eine bedauerliche Nachricht, man schreibt das übliche "Mein Beileid, wenn du was brauchst, sag Bescheid" - weil man es eben so schreibt- und gut ist. Je nachdem, wie nah man den Freunden/Bekannten steht. Auch, wenn wir alle denken, wie lächerlich die Probleme der anderen sind, wo es doch so viel schlimmeres gibt: Für die SIND ihre Probleme große Probleme. Das sollte ich mir vllt vor Augen halten. Danke für deinen Beitrag.
Mein Beileid für deinen Verlust. Auch bei dir ist es ja noch nicht lange her...
Dem kann ich so zustimmen, ich habe auch das Gefühl, dass bis zur Beerdigung die Leute noch "da waren", und danach kam dann nix mehr. So von wegen, nun ist die Sache ja abgehakt und kann vergessen werden. Dabei hab ich das Gefühl, dass ich es teilweise noch immer nicht realisiert habe, und mein Vater ist "schon" 2 Monate tot. Ich dachte auch, meine Freunde wäre besser für mich da, weil wir uns ja auch schon sehr lange kennen, und als zb meine Ex mich ziemlich plötzlich und überraschend verlies, waren alle so sehr für mich da, haben mir sofort beim Umzug geholfen, haben mich über Nacht zu sich eingeladen etc. Umso enttäuschter war ich also jetzt. Aber mit Tod und Trauer können wohl die meisten nicht.
Bezüglich "Ich werde anders reagieren, wenn jmd von den "Freunden" einen Elternteil verliert":
Momentan hege ich da eher den bösen Gedanken "wie du mir so ich dir" ... dann sehen sie mal, wie man sich fühlt, wenn keiner sich interessiert. Im Endeffekt.. werde ich es aber nicht machen, da ich dafür viel zu nett bin, und lieber selbst zurück stecke, für andere.
Eva87 :
Daran habe ich noch gar nicht wirklich gedacht, und du hast Recht: Ich sollte es persönlich ansprechen.
Wenn es nur über WhatsApp geht, dann wird es wohlmöglich wieder ignoriert. Aber irgendwie muss die Situation auch passen, das anzusprechen. Mal sehen, ob ich es mache, wenn ich man mehrere von ihnen als Gruppe sehe. Aber ich sollte das wirklich machen.
Wann ich die Gruppe/Teile von ihnen wieder sehe, weiß ich noch gar nicht, aber falls es ein Treffen gibt, zu dem ich Lust habe werde ich wohl auch hingehen, und je nachdem, wie die Leute reagieren, was sie sagen, wird auch wie bei dir der Fall war, die Qualität der Freundschaft geringer.
DANKE an alle für eure Beiträge!