Beiträge von Lilifee

    Liebe Puzzle,


    Du beschreibst euer Zusammensein und die Atmosphäre genauso wie ich es spontan vermutet hatte. Die Nervosität der Freundin kann ich geradezu spüren und nachvollziehen. Aber genauso verstehe ich auch wie euch zumute war. Die Redseligkeit hat ganz gewiß an euren Nerven und eurer Geduld gezerrt. Das ist absolut verständlich, und. ginge mir auch so. Es kribbelt in einem, und man möchte nur noch schreien, so halt doch endlich mal den Mund. Was aber natürlich niemand tut. Da kann es allerdings schnell kippen. Ihr wart in der Lage trotzdem ruhig zu bleiben, und das ist euch hoch anzurechnen. Nein, Routine im Umgang mit dieser neuen Situation hattet ihr nicht. Woher auch. Nächstes Jahr ist es vielleicht schon ganz anders.


    Die Freundin hatte wohl auch kein einfaches Schicksal. So früh Witwe werden, kleine Kinder und mit dem jüngsten schwanger. Das ist ja noch mehr Albtraum als wir erleben mußten. Es war sehr anständig von Deinem Vater ihr bei Problemen zu helfen. Und nun hat sie die Möglichkeit sich dafür zu bedanken und etwas zurückzugeben. Ich dachte auch nicht an finanzielle Interessen als ich „lohnenswert“ schrieb, sondern daß Dein Vater und das Zusammensein mit ihm für sie wertvoll genug ist, um sich das „alles anzutun“.


    Auf die Idee einen universellen Plan und Optimismus in Beziehung zueinander zu stellen bin ich noch nicht gekommen. Wenn es ihn denn gibt, hat er ja für viele Menschen sehr viel Unglück und Schlechtes im Gepäck. Während andere auf der Sonnenseite stehen und immer wieder auf die Füße fallen. Das ist schon eine große Ungerechtigkeit. Wovon hängt es ab ob man auf der Sonnenseite steht oder nicht? Nur von den eigenen Fähigkeiten? Ob man in der Lage ist Chancen zu erkennen und zu nutzen? Und in wieweit spielt das Umfeld, in das man hinein geboren wird, eine Rolle? Denn das kann sich ja niemand aussuchen. Oder hängt es davon ab wie die Sterne bei der Geburt gestanden haben? Ob es während der Geburt geregnet oder die Sonne geschienen hat? Ob man an einem Sonntag geboren ist? Stichwort Sonntagskinder. Oder von allem ein bißchen? Und wie kommt der Optimismus ins Spiel? Gibt es Murphys Gesetz tatsächlich? Das ist ja die angenommene Gesetzmäßigkeit, nach der alles mißlingt, was mißlingen kann. Manche sagen auch es ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Also Pessimismus.


    Ich habe gerade mal wegen der genauen Definition desselben gegoogelt. Zu meinem großen Erstaunen habe ich gelesen, daß es auch das Gegenteil gibt, nämlich Yhprums Gesetz. Die Bezeichnung Murphy wird einfach rückwärts gelesen. Hast Du davon schon mal gehört? Es besagt vereinfacht Alles, was funktionieren kann, wird auch funktionieren. “ Auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Das ist Optimismus pur. Funktioniert es nach diesem Prinzip? Denk Dir das Schlechteste, und Du wirst es erleben. Oder eben, denk Dir das Beste, und Du wirst es erleben? Ist es so einfach und das ganze Geheimnis?


    Irgendwie kann ich das aber auch nicht glauben. Wie Du ganz richtig schreibst, Optimismus kann man nicht lernen. Entweder man hat ihn, oder eben nicht. Das ist wohl eine Frage der Mentalität und auch der Erfahrungen die man in den prägenden Jahren gemacht hat. Das wäre aber auch ungerecht, denn nicht alle Menschen hatten aufgrund ihres Umfelds und der gemachten Erfahrungen die Möglichkeit großen Optimismus zu entwickeln. Habe auch mal nach der Definition von Mentalität gegoogelt, und das gefunden:


    Mentalität (von lateinisch mens, den Geist betreffend) bezeichnet eine vorherrschende psychische Persönlichkeitseigenschaft (Prädisposition) im Sinne eines Denk- und Verhaltensmusters einer Person. Denkprozesse, Gewohnheiten und Kultureinflüsse hat niemand in den Genen. Sie werden erst im Laufe des Lebens aufgenommen und hängen von vielen Umständen ab, die auch mit dem eigenen Temperament zu tun haben.

    Was unser Wesen ausmacht, befindet sich hinter der rechten Stirnseite. Schäden in dieser Hirnregion können sogar prüde Puritaner in Freigeister verwandeln, berichten Neurologen“.


    Ist das nicht irre? Und wer kann etwas dafür wenn es bei ihm Schäden gibt? :P Eigentlich ein hochinteressantes Thema, und bestimmt sehr nachdenkenswert. Aber das müßte man mit jemand können, der mehr Ahnung hat und sich trotzdem verständlich ausdrücken kann. Für mich alleine ist das zu schwierig und ich verheddere mich zu leicht. :( Deshalb gebe ich es auch auf. Ein universeller Plan und Optimismus kann vielleicht so zusammen gehen daß man sich sagt, wenn es wirklich einen Plan und damit einen Grund gibt warum mir dieses und jenes passiert, dann muß sich dieser Grund auch irgendwann offenbaren. Sonst wäre ja alles sinnfrei. Und dann werde ich verstehen. Es heißt ja auch, daß es im Jenseits einen Ausgleich für das gibt, was wir hier ertragen müssen. Und sich damit zu trösten wäre ja auch eine Art von Optimismus, wenn es denn so ist. Aber das ist wieder ein anderes Thema.


    Den Film kenne ich nicht, würde ihn aber gerne ansehen. Wenn ich mal wieder lange wach bin. :) Ich habe bei „hier klicken“ geklickt und bin auf einer Amazonseite für den Film gelandet. Leider finde ich aber keine Möglichkeit den Film zu starten. Was habe ich übersehen?


    Einen anthropologischen Geist zu haben ist ja nichts Schlechtes. Und Ursache, Wirkung und Zusammenhänge verstehen zu wollen ist ja auch nicht auf die Trauer beschränkt. Grundsätzlich möchte ich das auch gerne. Ich habe es nur aufgegeben über diese Dinge in Bezug auf den Tod von Andreas zu grübeln. Wie hast Du ganz richtig geschrieben, das Leben ist keine Generalprobe, es gibt keine zweite Chance. Jedenfalls für so manches nicht. Für den Tod gilt das aber uneingeschränkt. Den kann man wirklich nicht wiederholen und es beim nächsten mal besser machen. Ist das jetzt makaber formuliert? Und deshalb ist es für mich müßig in diesem Zusammenhang noch über „hätte, könnte, wäre“ nachzudenken. Zu dieser Einsicht bin ich inzwischen gekommen. Ich stelle aber fest, daß ich großes Interesse und große Lust hätte mich über die großen Lebensfragen auszutauschen. Aber wie schon gesagt, dafür müßte es jemand geben der mehr Ahnung hat als ich.


    Was ist eigentlich der Stefanitag? Den Ausdruck kenne ich nicht. Kann es sein, daß Du in Österreich lebst? Den Eindruck hatte ich schon mal. Und ja, eine alkoholbedingte Nebenwirkung wäre tatsächlich erwünscht gewesen. Besser schlafen zu können. Offensichtlich war die Menge doch nicht ausreichend, obwohl ich nichts mehr gewohnt bin. An Silvester will ich ja die angefangene Flasche leer machen. Als ich sie an Heiligabend aus dem Schrank holte habe ich aber gesehen, daß noch eine Flasche da ist …. :8::8:


    Hoffentlich habe ich jetzt nicht zu viel geschwafelt. Ich wünsche Dir einen möglichst angenehmen Wochenbeginn, und daß Dein Frühstück nach der Lektüre dieses Ergusses noch schmeckt. ;)

    Lilifee

    Liebes Linchen,


    danke, es war erträglich. Ich hatte einige Telefonate, Mails und SMS, das lenkt schon etwas ab. Auf dem Friedhof brechen leicht alle Dämme. Das so liebevoll geschmückte Grab zu sehen und Deine Mama zu vermissen ist schlimm. Zum Glück hast Du noch jemanden der Dich hält. Das fehlt mir leider. Aber damit muß ich umgehen.


    Bald ist Weihnachten ja überstanden. Bis zum nächsten Jahr....


    Ich wünsche Dir aber trotzdem noch einen möglichst ruhigen Feiertag.

    Lilifee



    Liebe Puzzle,


    danke für die guten Wünsche, aber mich hat weder ein schnurrendes Katerchen noch ein schnurrendes Kätzchen heimgesucht. Obwohl ich nichts Gutes mehr gewöhnt bin, ist die genossene Menge Rotwein spurlos an mir vorbeigezogen. 8o Ich habe noch nicht mal besser geschlafen als sonst, und das hat mich schon etwas enttäuscht. Nur das Einschlafen ging etwas schneller. Das kann aber auch daran gelegen haben daß ich erst um vier Uhr ins Bett gegangen bin. :S


    Das erste Weihnachten ohne Deine Mutter war bestimmt sehr bedrückend. Ihr seid aber kein komischer Haufen. Es ist doch nicht ungewöhnlich daß man die anderen nicht runter ziehen will, weil man selbst leidet. Auch wenn man weiß daß die anderen genauso leiden. Dadurch entsteht aber eine verkrampfte unnatürliche Atmosphäre. Ich kenne die Freundin Deines Vaters nicht, aber kann es vielleicht sein, daß sie einfach versucht hat gegen diese Atmosphäre anzureden oder sie wegzureden? Für manche Menschen ist es sehr schwer so eine Situation auszuhalten. Du schreibst, sie müßte sich das alles nicht antun. Offensichtlich sieht sie aber etwas in Deinem Vater daß es lohnenswert macht sich das anzutun. Und Dankbarkeit ist sicher nicht der schlechteste Weg mit ihr umzugehen.


    Die Sache mit Deiner Uhr ist schon unheimlich und Gänsehaut verursachend. Man hat ja schon gehört daß Uhren stehenbleiben wenn ein geliebter Mensch stirbt. Aber der Zeitpunkt als Deine Uhr stehenblieb ist schon ungewöhnlich. Ich kann sehr gut verstehen daß sich alles in Dir gegen eine neue Batterie sträubt, und daß Du die Uhr so weiterträgst. Wenn meine Uhr stehengeblieben wäre als Andreas gegangen ist, hätte ich es auch so gemacht. In diese Uhr käme nie wieder eine neue Batterie, aber ich hätte mir nach einiger Zeit eine andere gekauft, denn ganz ohne Uhr ist für mich nichts. Etwas ist allerdings seltsam wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Batterien sind natürlich irgendwann leer, aber sollte das ausgerechnet genau in diesem Moment der Fall gewesen sein? Das wäre schon ein sehr sehr großer Zufall. Wenn die Uhr aber stehengeblieben ist obwohl die Batterie nicht leer war, warum ist sie dann nicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder gegangen sondern steht heute noch?


    Es beruhigt mich daß Du mit dem Plan auch ein Problem hast. Niemand weiß ja ob es wirklich einen gibt oder nicht. Das eine läßt sich so wenig beweisen wie das andere. Dann kann man aber auch nicht sagen, daß in dieser Welt nichts umsonst geschieht. Manche sagen ja sogar, es gibt keine Zufälle. Alles was geschieht hat seinen Grund und resultiert aus Ursache und Wirkung. Da ist sicher was dran. Und ich glaube auch nicht daß den Menschen die Verantwortung für ihr Handeln abgenommen werden soll. Weißt Du was? Das wird mir zu kompliziert, dafür ist mein kleiner Menschenverstand nicht gemacht. Ich werde jetzt einfach aufhören darüber nachzudenken. :)


    Möglicherweise ist Optimismus die höchste Form des Schönredens wer weiß.

    Der Pessimist erkennt das, weist uns Optimisten darauf hin, wird dadurch aber auch nicht glücklich…


    Optimismus ist grundsätzlich nicht verkehrt. Ich finde aber, zu viel davon ist ungesund und schwer verdaulich. So wie zu viele Süßigkeiten. Über manche Menschen sagt man ja, sie wären Berufsoptimisten. Den Umgang mit ihnen stelle ich mir anstrengend vor. Für mein Empfinden ist es nicht immer möglich sich das Leben schön zu reden. Dafür bin ich wohl zu sehr Realist. Und Berufsoptimisten wollen genau das nicht wahrhaben. Wenn ich etwas als schlimm empfinde und dann kommt so jemand daher und sagt, stell Dich mal nicht so an. So schlimm ist es ja nun auch nicht, dann fühle ich mich doch etwas veralbert. Pessimisten sind genauso anstrengend, denn nur Schwarzsehen ist natürlich auch nicht das Gegebene, und glücklich sind sie ganz bestimmt nicht. Höchstens wenn sie mal recht behalten, und dann sagen können, siehst Du, ich habs Dir doch gesagt. Das ist ihnen bestimmt ein innerer Reichsparteitag. Mit realistischem Optimismus kann ich mich identifizieren. Nicht alles Schwarzsehen, Hoffnung für das Gute haben, aber trotzdem anerkennen daß es auch Schlimmes gibt, das sich beim besten Willen nicht schön reden läßt.


    Meine Trauer verbringe ich nicht mehr damit nach Erklärungen zu suchen, die mir eh niemand geben kann. Das habe ich aufgegeben, und ändern kann ich ja nichts mehr. Meine Trauer besteht nur noch darin um den Verlust von Andreas zu trauern. Nicht mehr und nicht weniger. Und genau deshalb wird die Trauer für den Rest meines Lebens bleiben. Der Verlust kann ja nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wie rede ich mir also am besten schön, daß ich den Rest meines Lebens ohne meinen geliebten Andreas verbringen muß? Für Ideen und Anregungen wäre ich dankbar. :8::8:


    Deinen Vater wollte ich nicht beleidigen. Es tut mir leid daß Du es so aufgefaßt hast. Wahrscheinlich habe ich Deine Situation und Deine Kindheit zu sehr mit meiner und meinem Vater gleichgesetzt. :(


    Hab eine gute Nacht und noch einen möglichst angenehmen 2. Feiertag.


    Alles Liebe

    Lilifee

    Liebe Puzzle,


    es ist jetzt zwanzig nach sieben, und eure Festvorbereitungen sicher erledigt. Vielleicht schmeckt das Festessen auch schon?

    Zum Glück aber reagiert jeder anders auf eine solche Vergangenheit, das sieht man bei dir. Du hast sehr viel Einfühlungsvermögen und Mitgefühl entwickelt. Man möchte fast sagen: TROTZ dieser schrecklichen Ereignisse, doch ich wage zu behaupten: WEGEN dieser Ereignisse.

    vielleicht kann man auch sagen, trotz UND wegen. In einem Buch das ich mal gelesen habe sagte die Hauptfigur, es ist schon seltsam. Oft haben Menschen die nur wenig Liebe bekommen haben am meisten davon zu geben. Da habe ich mich sehr angesprochen gefühlt. Viele Menschen hatten eine sicher noch lieblosere Kindheit, und das kann allerdings sehr viel anrichten. Verletzungen und Narben sind unvermeidlich, das ist bei allen gleich. Der Umgang damit und die Auswirkungen auf das Erwachsenenleben sind aber so individuell wie die Menschen selbst.


    Du hattest auch keine einfache Kindheit, gehst aber auch anders damit um als es z.B. Dein Partner getan hat. Du hast auch großes Einfühlungsvermögen und bist ein liebevoller Mensch geworden. Sicher spielt auch das Ausmaß der Verletzungen eine Rolle, und ob das Kind im Umfeld Menschen hatte, die das Defizit ein wenig ausgleichen konnten. Wegen meiner Kindheit konnte ich auch mit dem Schicksal Frieden schließen. Wegen dem viel zu frühen Verlust von Andreas aber noch nicht so ganz. Ich werde aber später, bei zwei Gläsern Rotwein, versuchen dem Frieden einen großen Schritt näher zu kommen. Inwieweit das gelingt werde ich ja sehen. Und Du hast recht, Galgenhumor ist manchmal nötig um nicht ganz zu verzweifeln. Auch in anderen Situationen. Heilung und Frieden bringt er aber nicht.


    Ich denke auch daß die größeren Dinge vorherbestimmt sind, und daß es auch einen Grund gibt warum sie so bestimmt sind und nicht anders. Heute hat mich eine Frage gestreift, die mir so noch nicht gekommen ist.


    Es heißt ja daß es einen großen göttlichen Plan, und nicht nur für die gesamte Menschheit sondern für jeden einzelnen Menschen, gibt. Aber was beinhaltet dieser Plan alles? Ist genau geplant was jeder einzelne Mensch an jedem einzelnen Tag tut, oder auch nicht? Wenn das so sein sollte könnte niemand etwas für sein Tun. Andererseits hat Gott jedem Menschen einen freien Willen gegeben. Kollidiert es nun mit dem Plan wenn der Mensch seinen freien Willen ausübt? Dann wäre der Plan unvollkommen, und das wäre nicht göttlich. Oder ist die Ausübung des freien Willens eingepreist und genauso vorgesehen? Dann wäre es aber wieder so, daß niemand etwas anderes machen kann als es für ihn geplant ist. Und der freie Wille wäre nur eine Illusion. Oder ist es vielleicht so, daß der Plan nur die Rahmenbedingungen vorgibt, und es uns Menschen überlassen ist was wir daraus machen? So richtig kann ich mir das aber auch nicht vorstellen, denn so ein Plan wäre doch ziemlich nutzlos. Konntest Du mir halbwegs folgen? Würde mich echt interessieren wie Du darüber denkst. Und damit kein falscher Eindruck entsteht, die Rotweinflasche ist noch zu. Die öffne ich erst wenn ich den Text eingestellt habe. Sicher ist sicher. :):S:):S


    Jede Elterngeneration will die Fehler und Schwächen der eigenen Eltern nach Möglichkeit nicht wiederholen. Es heißt dann, bei meinen Kindern mache ich das aber ganz anders. Und sie machen es auch anders, und dafür andere Dinge falsch. Meine Lieblingscousine, die mit Gr. 34,:) hat zwei Töchter. Mit ihren Eltern hat sie sich sehr gut verstanden, hatte eine liebevolle und behütete Kindheit. Aber auch sie wollte anders machen. Einmal sagte sie zu mir, ich ertappe mich immer wieder dabei daß ich manchmal wie meine Mutter klinge, und meinen Kindern dasselbe sage was sie auch zu mir gesagt hat. Und das wollte ich doch nie tun. Als ihre ältere Tochter 14 war wollte sie lieber zu einer Jugendfreizeit fahren, als mit den Eltern Familienurlaub machen. Meine Cousine fand das überhaupt nicht toll, und hat mir ihr Leid geklagt. Da habe ich sie mal angesehen und milde lächelnd gefragt, hast Du wirklich ein so kurzes Gedächtnis? Erinnerst Du Dich nicht mehr daran, daß Du in diesem Alter auch mehr Freiheiten wolltest? Schluck. Sie kaute einen Moment darauf herum und sagt dann, Du hast ja recht. Und wieder war ihre Mutter in ihr durchgekommen, obwohl sie das doch gar nicht wollte. Der Perspektivwechsel war sehr hilfreich. Die Tochter durfte zu der Freizeit fahren, und meine Cousine und die Töchter haben ein sehr enges herzliches Verhältnis. Du siehst also, Du bist damit nicht alleine, aber das wußtest Du sicher. Ich habe keine Kinder, deshalb ist mir dieses Dilemma erspart geblieben. Wer weiß, was für eine Mutter ich geworden wäre. :(


    Tja, wofür war oder ist es gut daß ich so wurde wie ich bin? Kein ganz so schlechter Mensch zu sein ist ja nun immer gut. Vielleicht auch damit ich Andreas all meine Liebe, die vorher so richtig niemand wollte, geben konnte? Er hat sie aufgesogen wie ein Schwamm, aber das war umgekehrt genauso. Und ob es sonst noch zu etwas gut war oder ist müssen andere beurteilen.


    Dein Vater war wohl auch ein Mensch, der besser keine Kinder gehabt hätte. Eure ganze Familie hat gelitten, und das war natürlich auch sehr belastend. Mein Vater war nicht jähzornig, aber sehr bestimmend, um es mal so auszudrücken. Widerworte hat er nur sehr schlecht vertragen, und von meiner Mutter auch nie bekommen. Leider. Er war der geborene Anführer. Und das muß ich ihm lassen, was er geplant, angepackt und organisiert hat klappte wie am Schnürchen. Da konnten sich manche eine dicke Scheibe abschneiden. Und in späteren Jahren hat er von mir sogar so manche Widerworte geschluckt. Weil er merkte daß ich mich nicht mehr beeindrucken ließ. Manchmal habe ich mich aber schon gefragt was meine Eltern eigentlich aneinander gefunden haben. Hast Du Dich das auch schon mal gefragt? Aber Dein Vater hat die Kurve noch gekriegt, wenn auch spät, meiner nicht. ;(

    Doch wie sagt meine Ärztin immer? „Es ist unerheblich, ob sich jemand Schmerzen nur einbildet, sie tun genauso weh.“


    Recht hat sie. Alles Tun und Lassen auf dieser Erde steht in einem größeren Zusammenhang, ob wir das verstehen und anerkennen können, oder nicht. Deshalb ist es auch unerheblich, ob jeder das so sieht. Den Zusammenhang gibt es trotzdem. Das bildest Du Dir nicht ein. Und ich werde auch darüber nachdenken und forschen wenn ich bald mit dem Schicksal plausche.


    Dein Text wirkt keineswegs wie dummes Geschwafel und ist es auch nicht. Aber vielleicht habe ich wegen „dem Plan“ zu sehr geschwafelt. Die Flasche ist übrigens immer noch zu, wird aber demnächst geöffnet. Dann ist sie reif. Bin aber trotzdem erschrocken wie viel ich jetzt zusammengeschrieben habe. Hoffentlich sprengen wir nicht irgendwann den Server. :evil:


    Ich hoffe ihr habt einen schönen Abend.

    Lilifee

    Liebe Annie,


    das ist wirklich ein Zufall. An diesem Tag haben natürlich Millionen Menschen Geburtstag, aber daß Dein Papa und ich uns dieses Datum teilen ist schon erstaunlich. Danke für die Glückwünsche.


    Wir alle haben uns das Leben so nicht gewünscht und vorgestellt. Jetzt noch nicht. Wir wissen daß wir einmal sterben werden, aber wenn es passiert ist es für die trauernden Angehörigen immer zu früh. :33:  


    Hoffentlich konnte der Traum von Deinem Papa Dich ein wenig trösten.



    Offene Fragen gibt es immer, und viele bleiben für immer offen. Vielleicht ist das aber auch eine Gnade.


    Ich wünsche euch auch ruhige Weihnachten in der unsichtbaren Gegenwart Deines Papas, und daß Dein Kleiner den Nonno wieder sieht.


    <3:24::24:

    Lilifee

    Liebe Puzzle,


    Du hast letzte Nacht noch geschrieben. Hoffentlich konntest Du danach auch schlafen. Leider habe ich heute Knoten im Hirn, tut mir leid. :( Ich werde aber morgen Abend antworten. Dann hast Du ein wenig Pause, denn morgen gibt es bestimmt genug anderes für Dich zu tun. Habt einen schönen Weihnachtstag und -abend. Ich denke an euch.


    Weihnachtliche Grüße

    Lilifee

    Liebe Annie,


    hab Dank für die ausführliche Antwort und das Video. Gesungen sind die Worte noch eindringlicher, das stimmt. Als ich angefangen hatte Deinen Text zu lesen dachte ich, ich spinne. Du mußt das jetzt nicht glauben, aber weißt Du wann ich Geburtstag habe? Nein, natürlich nicht, es ist am 19. Dezember. Das Licht dieser Welt habe ich an einem 4. Advent erblickt, bin also ein Sonntagskind. Leider habe ich davon aber nie viel gemerkt.


    Ihr habt ja im Dezember einen wahren Feiermarathon. Wie hält man das denn aus? Und dann auch noch Familie satt. Aber bei euch war das ja was Gutes. Du schreibst so lieb über Deine Kindheit, wurdest von Deinen Eltern umsorgt und geliebt. In meiner Kindheit waren Ohrfeigen an der Tagesordnung. Auch in der Grundschule war man nicht zimperlich. Natürlich ist es ein Zeichen von Schwäche ein Kind zu schlagen. Aber darüber hat früher niemand nachgedacht. Die Generation meiner Eltern hat weitergegeben was sie auch empfangen hat. Ich erinnere mich, daß meine Oma väterlicherseits auch eine deutliche Handschrift hatte. Aber das ist lange vorbei, und heute ist es ja um einiges anders.


    Wie sich Deine Mama fühlt weiß ich allerdings. Sie hat ihren Seelenpartner verloren, und ich auch. Und nein, sie wird nicht mehr wie früher sein. Ein Stück von ihr hat Dein Papa mit in den Himmel genommen, und Trauer verändert einen Menschen. Dein Papa wollte ganz bestimmt noch bei euch bleiben, seine Enkel aufwachsen sehen und vor allem Deine Mama nicht alleine lassen. Er wollte noch nicht gehen, genauso wenig wie mein Andreas gehen wollte. Aber sie wurden nicht gefragt, und wie wir auch nicht. Beide waren glücklich und wurden geliebt. Ich bin aber überzeugt daß es ihnen da wo sie jetzt sind noch besser geht.


    Deine Mama und ich hatten das große Glück die beiden besten Männer der Welt zu haben. Und wie Du es schreibst, die Trauer über den Verlust ist umso größer. Mit dem Überwiegen ist das so eine Sache. Deine Mama weiß ja auch jetzt was sie an Deinem Papa hatte. Nur überdeckt die Trauer jetzt noch alles. Man lernt damit zu leben, die Trauer wird ruhiger, aber der Schmerz bleibt. Weil man sich so sehr geliebt hat und eins war. Und Dein Papa und Andreas waren es wert so geliebt und jetzt so betrauert zu werden. Für Dich ist das natürlich im Moment überhaupt kein Thema. Ich wünsche Dir aber trotzdem daß Du dieses Glück auch noch erleben darfst. Und dann hoffentlich auch länger als ich.


    Liebe Anni, ich drücke Dich wieder ganz fest, :24::24: und hoffe daß ihr die Feiertage halbwegs übersteht.


    Ich denke an euch

    Lilifee



    Liebes Linchen,


    auch Dir vielen Dank. Dein Elternhaus war auch ganz anders. Du warst bei der Wahl Deiner Eltern vorsichtiger als ich. :) Wenn es wirklich im Leben Aufgaben zu erledigen gibt, war es vielleicht eine meiner Aufgaben mit dieser Lieblosigkeit umgehen zu lernen. Tja, das habe ich dann geschafft. Nicht wirklich gut, aber irgendwie. Hoffe aber, es reicht für die Versetzung. :P


    Liebe Grüße

    Lilifee

    Liebe Annie,


    danke für Dein Mitgefühl. Dein Elternhaus war ein ganz anderes. Und das sei Dir auch gegönnt. Das Gedicht kannte ich nicht, habe es aber gerade bei Google gelesen. Es ist wunderschön, und vor allem die Strophe über die kleinen Seelen und die letzte Strophe gefallen mir gut. Nun, meine Seele ist nicht gebrochen, aber etliche Kratzer und Schrammen hat sie schon bekommen. Das ist aber nicht nur bei mir so, sondern bei vielen anderen Menschen auch. Und bei manchen wurde die Seele wirklich gebrochen. Das ist mir dann doch erspart geblieben.


    Ich drücke Dich auch ganz fest :24:

    Lilifee


    PS: hattest Du eigentlich gesehen daß ich auf S.87 etwas für Dich geschrieben hatte?

    Liebe habe ich vermisst, doch im Nachhinein betrachtet, habe ich sie doch erfahren. Sie zeigte sich nicht immer so, wie man sie leicht erkennt, aber sie war dennoch da. Sich zu fühlen, als wäre sie nicht da gewesen, das übersteigt meine Möglichkeiten….

    Liebe Puzzle, ich möchte Dir mal einige Begebenheiten aus meinem Leben schildern. Es ist nur eine ganz klitzekleine Auswahl, aber vielleicht kannst Du mich dann wenigstens ein bißchen besser verstehen.


    Meine Eltern hatten sehr lockere Handgelenke, und für mich waren sie noch um einiges lockerer als für meine Schwester. Meistens wurde nicht erst groß gefragt, was war los oder wer war das. Ruck zuck hatte ich rechts und links eine sitzen, und erst dann wurde -vielleicht- gefragt.


    Ich habe schon als Kind sehr gerne gelesen. Auf dem Gelände unserer Grundschule war eine Bücherei, die von den Schülern kostenlos genutzt werden durfte. Eines der Bücher hatte mir besonders gut gefallen, und ich wollte es nach einiger Zeit nochmal lesen. Weil ich den Titel nicht mehr wußte hatte ich aber keine große Hoffnung es wieder zu finden. Trotzdem habe ich gestöbert und es tatsächlich entdeckt. Selig und voller Freude kam ich nach Hause, und hatte meiner Mutter, noch ganz erfüllt von meinem Glück 0ber die erfolgreiche Suche, das Buch gezeigt. Sie hat es mir wortlos aus der Hand genommen und mir erst mal rechts und links eine gescheuert. Weil ich vergessen hatte irgendetwas wegzuräumen bevor ich in die Bücherei gegangen bin. So war sie, und dieses Verhalten hat sich wie ein roter Faden durch meine Kindheit und Jugend gezogen. Kaum war das Kind mal glücklich gab es sofort einen Dämpfer. Nur ja nicht übermütig werden. :(


    Einmal, meine Schwester und ich gingen noch nicht in die Schule, hat sich meine Mutter auf den Boden gelegt während sie mit uns spielte. Sie sagte, so die Mutti ist nun tot, hat die Augen geschlossen und sich nicht mehr gerührt. Kannst Du Dir vorstellen wie erschrocken und verängstigt meine Schwester und ich waren? Uns sind die Tränen nur so gekullert, als wir sie am Arm gerüttelt und geschüttelt haben bis sie sich endlich wieder bewegt und die Augen geöffnet hat.


    Vermittelt man einem Kind so Liebe, Vertrauen und Geborgenheit? Tut mir leid, aber ich vermag das auch im Nachhinein nicht zu erkennen.


    Als ich ungefähr 17 war, sagte mein Vater völlig aus heiterem Himmel zu mir, warum bist Du eigentlich so dick. Guck Dir mal Deine Cousine an, wie schön schlank sie ist. Meine Cousine war sehr zierlich, das stimmt. Sie ist 1,62 und hatte Gr. 34. Ich bin 1,68 und hatte Gr. 38. Und mein Vater was das, was man einen stattlichen Mann nennt. Auch sehr liebevoll, oder?


    Viele Jahre später, ich war schon lange erwachsen, sagte er dann, wir wissen ja daß wir viele Fehler bei Dir gemacht haben, aber wir haben Dich auch lieb. Nun ja, vermutlich haben sie wirklich geglaubt daß es so war. Trotzdem haben sie nie damit aufgehört immer wieder Gift zu verspritzen und äußerst nette Bemerkungen zu machen. Irgendwann hat mich das nicht mehr berührt, aber schön war es natürlich nicht.


    Vor einigen Jahren ist dann auch meine Mutter gestorben. Mögen meine Eltern in Frieden ruhen, aber ich habe nach ihrem Tod nicht getrauert und sie noch nicht einen Tag lang vermißt. Möglich daß sie nicht anders sein konnten als sie es waren, daß sie nicht aus ihrer Haut herauskonnten. Für mich war es jedenfalls wie eine Befreiung.


    Wenn ich nun hier bei einigen von uns lese was für liebevolle Eltern sie hatten, und wie behütet sie aufgewachsen sind, wird mir ganz anders. Und ich frage mich warum ich in so eine Familie hinein geboren wurde. Aber vermutlich gibt es auch dafür einen höheren oder tieferen Grund, und ich hatte es wohl verdient. :4:


    Nun aber genug der inneren Nabelschau.

    Dieser ständige, unerwartete Wechsel zwischen seinen „Persönlichkeiten“ verunsicherte mich.

    Das kann ich sehr gut verstehen, denn genauso ginge es mir auch. Ich bin auch ein Fan von Beständigkeit, Sicherheit und Verläßlichkeit. Mit solchen Wesenssprüngen umzugehen würde mir auch sehr schwer fallen. Ich wäre ebenfalls irritiert, und würde mich fragen ob das an mir und meinem Verhalten liegt. Wenn Du das ausgehalten und sogar gemildert hast, muß Deine Liebe sehr groß gewesen sein. Manche Frau hätte bestimmt schon längst aufgegeben.

    Vielleicht gab es nicht noch mehr zu lernen und wäre deshalb nur schwierig geworden?

    Es heißt ja, daß jeder in seinem Leben bestimmte Aufgaben erfüllen und Dinge lernen muß. Wenn das geschehen ist darf man gehen. Damit tue ich mir etwas schwer, wenn es denn so stimmt. Was ist wenn jemand diese Ziele verfehlt? Lebt dieser Mensch dann ewig, oder muß er nach seinem Tod wieder zurück auf die schnöde Erde? Quasi nachsitzen bis das Klassenziel erreicht ist? Aber wenn es so ist, dann war es vielleicht tatsächlich so, daß Dein Partner genug gelernt hat. Und daß er seine Aufgaben, die er auch Dir gegenüber hatte, erfüllt hat. Du konntest auf einmal verstehen. Und dann durfte er gehen, denn es ging ja um sein Leben das sich erfüllt hat und nicht um Deines. Das ist noch nicht fertig, denn es warten ja jetzt neue Aufgaben auf Dich. Ich glaube aber schon, daß Dein Partner versucht Dich zu trösten. Aus dem Jenseits kann er vielleicht endlich so sein, wie er schon auf der Erde gerne gewesen wäre. Und Dein Gefühl, es ist in Ordnung so, ist ganz bestimmt richtig. Auch wenn Du manchmal noch haderst. Warum soll es Dir auch besser gehen als mir? :P


    Wenn ich meinen Plausch mit dem Schicksal halte werde ich mal darüber nachdenken, ob es sich mit Andreas` Leben nicht auch so verhält. Er hatte alles erledigt und durfte auch gehen. Ob mir das nun gefallen hat oder nicht. Auch hier gilt, es war sein Leben, nicht meines. Ich bin noch da, also ist für mich möglicherweise doch noch etwas vorgesehen. Oder muß ich nachsitzen? Hoffentlich nicht. =O

    Auch die heutige Chance, nicht nur von mir zu erzählen, habe ich vertan….

    Ach Puzzle, eben mußte ich doch mal herzhaft lachen. Und wieder verstehe ich Dich sehr gut. Ich habe keine Verpflichtungen mehr, kann nach Belieben vor mich hin gammeln, und mache mir ganz gewiß weder selbst- noch fremdbestimmten Streß. Wenn aber noch Familie da ist sieht das ja doch etwas anders aus.


    Der Austausch mit Dir ist mir sehr wichtig und wertvoll, und ich möchte ihn gerne beibehalten. Tägliche Antworten sind aber generell kein Muß. Keine von uns soll Knoten ins Hirn kriegen. Wir können auch gerne jetzt einen break machen, und uns nach Neujahr wieder weiter unterhalten. Vielleicht gehört es ja zu unseren Aufgaben sich aneinander abzuarbeiten? Dann wird die Verbindung auch nach einigen Tagen Pause nicht abreißen.:S


    Und zum Schluß werde ich doch nochmal salbungsvoll. Du kannst den vergangenen Tag nicht mehr ändern, und verpaßte Chancen sind für diesen Tag verpaßt. Du kannst aber an jedem weiteren Tag wieder neu versuchen diese Chancen doch noch zu ergreifen.

    Frei nach Lilifee.


    Ich wünsche Dir und Deiner Familie für alle Fälle schon mal schöne Weihnachten und einen guten Rutsch. Und bleib einfach die Puzzle, die Du bist.


    Ich schicke Dir eine ganz liebe Weihnachts:24:

    Lilifee

    Liebe Puzzle,


    an Alkohol bin ich nicht mehr so gewöhnt. Abgesehen von einer Zeit im jugendlichen Alter habe ich auch nie sehr viel getrunken. In den Jahren mit Andreas waren es immer zwei Gläser Sekt an Silvester. Ich hoffe aber, daß sich ein eventueller Kater bei der überschaubaren Menge Alkohol höchstens als kleines sanft schnurrendes Kätzchen bemerkbar macht. :S Schätzungsweise werde ich aber nur etwas besser schlafen als sonst. :sleeping:


    In Deiner Familie hat sich über die Jahre erstaunliches getan. Dein Vater hatte ganz offensichtlich eine ganz andere Einstellung zu Dir als Deine Mutter. Oder er ließ es zu mindestens so aussehen. Es heißt ja, daß sich manche Frauen unbewußt einen Partner suchen der dem Vater ähnlich ist. Soziale Isolation ist allerdings ein typischer Narzissten-Zug, der den Partner wunderbar abhängig macht. Allerdings hören echte Narzissten damit nicht auf, so lange es noch einen Kontakt gibt. Dein Partner hatte wahrlich etwas von Dr. Jekyll/Mr. Hyde. Hat Dich das angezogen? Bei der guten Seite Deines Partners wären aber viele Frauen schwach geworden, und das ist sehr verständlich.


    Andreas war ein völlig anderer Mensch als mein Vater. Ich weiß nicht wie die beiden sich verstanden hätten. Wäre interessant gewesen das zu erleben. Aber sie haben sich nie kennengelernt. Mein Vater war ein Jahr bevor Andreas in mein Leben kam gestorben. Meine Mutter hat er noch kennengelernt, und sie mochte ihn sehr. Das war wie ein Ritterschlag von ihr. Sie war ein schwieriger unzufriedener Mensch, und es gab nur eine Handvoll Menschen die sie wirklich mochte. Ich gehörte definitiv nicht dazu. In unserer Familie, ich habe eine zwei Jahre jüngere Schwester, gab es auch keinen Klebstoff. Deine Mutter hat es geschafft eure Familie zusammenzuhalten und wieder zu vereinen. Auch über ihren Tod hinaus. Es muß schön gewesen sein so eine Mutter zu haben.


    Würdest Du sagen, daß Dein Partner Deinem Vater charakterlich ähnlich war? Dein Vater hat die Beweggründe Deines Partners für seinen letzten Schritt auf Anhieb verstanden. Das finde ich bemerkenswert. Und er hat ja wohl auch recht mit seiner Einschätzung. Ja, Männer. Manchmal könnte man sie …. :4:


    Eure Familie ist unglaublich zusammengewachsen als es mit Deiner Mutter langsam aber sicher zu Ende ging. Und auf einmal war nicht mehr Dein Vater sondern Du der Macher, der Kümmerer, der Organisator. Du mußt eine unglaublich große Last alleine getragen haben. Dein Vater hat Dich um Rat gefragt, er gab zu etwas nicht zu können. Er konnte auf einmal Schwäche zeigen und diese auch zugeben. Das war sicher etwas Neues für Dich.



    Und dann mußtet ihr die schwerste aller Entscheidungen treffen. Für Deine Mutter. Das läßt allerdings zusammenrücken.

    Ich habe oft gesagt: ich bin das Lieblingskind meiner Eltern und wenn sich meine Geschwister auch so fühlen, haben meine Eltern nicht viel falsch gemacht


    Das kann man ganz bestimmt so sagen. Eltern sind ja auch nur Menschen, und haben wenn mehrere Kinder da sind oft einen Liebling. Auch wenn ihnen das vielleicht gar nicht bewußt ist, und sie das rundheraus abstreiten würden. „Wir behandeln doch alle Kinder gleich“ , sagen sie dann. Aber so ist es eben nicht immer. Deine Eltern müssen nicht nur vieles sondern alles richtig gemacht haben. Bei meiner Schwester und mir waren die Rollen seit unserer Kindheit klar verteilt. Das Lieblingskind war nicht ich. :(


    Deshalb war und ist lieben dürfen und geliebt werden das Höchste für mich. Ich hatte auch nie eine starke Schulter an die ich mich anlehnen konnte. Es gab niemanden der gesagt hat, laß mal, ich kümmere mich schon darum. Der Macher war immer ich. Auch bei Andreas. Aber er hat mich genauso unendlich geliebt wie ich ihn. <3 Und für ihn habe ich sehr gerne gemacht.


    Jetzt bin wieder nur auf eine einzige Frage von dir eingegangen und schon wieder nur meine Belange… verflixt, das wollte ich doch ändern… *grml*…
    Naja, vielleicht gibt es ja morgen eine neue Chance, mich zu bessern

    In Abwandlung des Spruches „Neuer Morgen, neuer Tag, neues Glück“ könnte ich jetzt höchst salbungsvoll sagen, neuer Morgen, neuer Tag, neue Chance. Ich tue es aber nicht.


    Hoffentlich hast Du die Einkäufe zufriedenstellend erledigt. Damit dem Festmahl nichts im Wege steht. Luftgulasch und Papierknödel, das habe ich noch nie gehört, klingt aber sehr lecker. Seit ich kein Auto mehr habe gehe ich nur noch virtuell in den Supermarkt, und ein sehr freundlicher Fahrer von Edeka bringt mir dann die Sachen bis in die Küche. Sozusagen als Highlight der Woche.


    Der Mittwoch ist ja nun fast rum, und wenn Du das liest ist vermutlich schon Donnerstag. Deshalb wünsche ich Dir -ganz originell- einen angenehmen solchen.


    Alles Liebe

    Lilifee