Liebe Puzzle,
Du beschreibst euer Zusammensein und die Atmosphäre genauso wie ich es spontan vermutet hatte. Die Nervosität der Freundin kann ich geradezu spüren und nachvollziehen. Aber genauso verstehe ich auch wie euch zumute war. Die Redseligkeit hat ganz gewiß an euren Nerven und eurer Geduld gezerrt. Das ist absolut verständlich, und. ginge mir auch so. Es kribbelt in einem, und man möchte nur noch schreien, so halt doch endlich mal den Mund. Was aber natürlich niemand tut. Da kann es allerdings schnell kippen. Ihr wart in der Lage trotzdem ruhig zu bleiben, und das ist euch hoch anzurechnen. Nein, Routine im Umgang mit dieser neuen Situation hattet ihr nicht. Woher auch. Nächstes Jahr ist es vielleicht schon ganz anders.
Die Freundin hatte wohl auch kein einfaches Schicksal. So früh Witwe werden, kleine Kinder und mit dem jüngsten schwanger. Das ist ja noch mehr Albtraum als wir erleben mußten. Es war sehr anständig von Deinem Vater ihr bei Problemen zu helfen. Und nun hat sie die Möglichkeit sich dafür zu bedanken und etwas zurückzugeben. Ich dachte auch nicht an finanzielle Interessen als ich „lohnenswert“ schrieb, sondern daß Dein Vater und das Zusammensein mit ihm für sie wertvoll genug ist, um sich das „alles anzutun“.
Auf die Idee einen universellen Plan und Optimismus in Beziehung zueinander zu stellen bin ich noch nicht gekommen. Wenn es ihn denn gibt, hat er ja für viele Menschen sehr viel Unglück und Schlechtes im Gepäck. Während andere auf der Sonnenseite stehen und immer wieder auf die Füße fallen. Das ist schon eine große Ungerechtigkeit. Wovon hängt es ab ob man auf der Sonnenseite steht oder nicht? Nur von den eigenen Fähigkeiten? Ob man in der Lage ist Chancen zu erkennen und zu nutzen? Und in wieweit spielt das Umfeld, in das man hinein geboren wird, eine Rolle? Denn das kann sich ja niemand aussuchen. Oder hängt es davon ab wie die Sterne bei der Geburt gestanden haben? Ob es während der Geburt geregnet oder die Sonne geschienen hat? Ob man an einem Sonntag geboren ist? Stichwort Sonntagskinder. Oder von allem ein bißchen? Und wie kommt der Optimismus ins Spiel? Gibt es Murphys Gesetz tatsächlich? Das ist ja die angenommene Gesetzmäßigkeit, nach der alles mißlingt, was mißlingen kann. Manche sagen auch es ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Also Pessimismus.
Ich habe gerade mal wegen der genauen Definition desselben gegoogelt. Zu meinem großen Erstaunen habe ich gelesen, daß es auch das Gegenteil gibt, nämlich Yhprums Gesetz. Die Bezeichnung Murphy wird einfach rückwärts gelesen. Hast Du davon schon mal gehört? Es besagt vereinfacht „Alles, was funktionieren kann, wird auch funktionieren. “ Auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Das ist Optimismus pur. Funktioniert es nach diesem Prinzip? Denk Dir das Schlechteste, und Du wirst es erleben. Oder eben, denk Dir das Beste, und Du wirst es erleben? Ist es so einfach und das ganze Geheimnis?
Irgendwie kann ich das aber auch nicht glauben. Wie Du ganz richtig schreibst, Optimismus kann man nicht lernen. Entweder man hat ihn, oder eben nicht. Das ist wohl eine Frage der Mentalität und auch der Erfahrungen die man in den prägenden Jahren gemacht hat. Das wäre aber auch ungerecht, denn nicht alle Menschen hatten aufgrund ihres Umfelds und der gemachten Erfahrungen die Möglichkeit großen Optimismus zu entwickeln. Habe auch mal nach der Definition von Mentalität gegoogelt, und das gefunden:
„Mentalität (von lateinisch mens, den Geist betreffend) bezeichnet eine vorherrschende psychische Persönlichkeitseigenschaft (Prädisposition) im Sinne eines Denk- und Verhaltensmusters einer Person. Denkprozesse, Gewohnheiten und Kultureinflüsse hat niemand in den Genen. Sie werden erst im Laufe des Lebens aufgenommen und hängen von vielen Umständen ab, die auch mit dem eigenen Temperament zu tun haben.
Was unser Wesen ausmacht, befindet sich hinter der rechten Stirnseite. Schäden in dieser Hirnregion können sogar prüde Puritaner in Freigeister verwandeln, berichten Neurologen“.
Ist
das nicht irre? Und wer
kann etwas dafür wenn es bei ihm Schäden gibt? Eigentlich
ein hochinteressantes Thema, und bestimmt sehr nachdenkenswert. Aber
das müßte man mit jemand können, der mehr Ahnung hat und sich
trotzdem verständlich ausdrücken kann. Für mich alleine ist das zu
schwierig und ich verheddere mich zu leicht.
Deshalb gebe ich es auch
auf. Ein
universeller Plan und Optimismus kann vielleicht so zusammen gehen
daß man sich sagt, wenn es wirklich einen Plan und damit
einen
Grund gibt warum mir dieses und jenes passiert, dann muß sich dieser
Grund auch irgendwann offenbaren. Sonst
wäre ja alles sinnfrei. Und
dann werde ich verstehen. Es heißt ja auch, daß es im Jenseits
einen Ausgleich für das gibt, was wir hier ertragen müssen. Und
sich damit zu trösten wäre ja auch eine Art von Optimismus, wenn es
denn so ist.
Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Den
Film kenne ich nicht, würde ihn aber gerne ansehen. Wenn ich mal
wieder lange wach bin. Ich habe bei „hier klicken“ geklickt und
bin auf einer Amazonseite für
den Film gelandet.
Leider finde ich aber keine Möglichkeit den Film zu starten. Was
habe ich übersehen?
Einen anthropologischen Geist zu haben ist ja nichts Schlechtes. Und Ursache, Wirkung und Zusammenhänge verstehen zu wollen ist ja auch nicht auf die Trauer beschränkt. Grundsätzlich möchte ich das auch gerne. Ich habe es nur aufgegeben über diese Dinge in Bezug auf den Tod von Andreas zu grübeln. Wie hast Du ganz richtig geschrieben, das Leben ist keine Generalprobe, es gibt keine zweite Chance. Jedenfalls für so manches nicht. Für den Tod gilt das aber uneingeschränkt. Den kann man wirklich nicht wiederholen und es beim nächsten mal besser machen. Ist das jetzt makaber formuliert? Und deshalb ist es für mich müßig in diesem Zusammenhang noch über „hätte, könnte, wäre“ nachzudenken. Zu dieser Einsicht bin ich inzwischen gekommen. Ich stelle aber fest, daß ich großes Interesse und große Lust hätte mich über die großen Lebensfragen auszutauschen. Aber wie schon gesagt, dafür müßte es jemand geben der mehr Ahnung hat als ich.
Was
ist eigentlich der Stefanitag? Den Ausdruck
kenne ich nicht. Kann es sein, daß Du in Österreich lebst? Den
Eindruck hatte ich schon mal. Und ja, eine alkoholbedingte
Nebenwirkung wäre tatsächlich erwünscht gewesen. Besser schlafen
zu können. Offensichtlich war die Menge doch nicht ausreichend,
obwohl
ich nichts mehr gewohnt bin.
An Silvester will ich ja die angefangene Flasche leer machen. Als ich
sie an Heiligabend aus dem Schrank holte habe ich aber gesehen, daß
noch eine Flasche da ist ….
Hoffentlich
habe ich jetzt nicht zu viel geschwafelt. Ich wünsche Dir einen
möglichst angenehmen Wochenbeginn, und
daß Dein Frühstück nach der Lektüre dieses Ergusses noch
schmeckt.
Lilifee