Liebe
Puzzle,
es
ist gelungen und hat gemundet. Alleine zu essen ist für mich jetzt
keine so große Herausforderung weil der Körper ja leider sein Recht
verlangt. Für mich alleine zu kochen ist allerdings eine
Herausforderung der ich mich längst nicht jeden Tag stelle. Mir hat
es auch viel besser gefallen für UNS zu kochen und mit Andreas
gemeinsam zu essen. Für ihn war mir nichts zu viel. Nur für mich alleine ist das anders, da siegt aber auch die Faulheit. Das muß ich ehrlich
zugeben. Belegte Brote machen auch satt, und dann bleibt die Küche
eben manchmal kalt in dem schönen Taunuswald.
Der
frühe Tod der Mutter war für Deinen Partner ganz bestimmt ein
traumatisches Erlebnis. Ob die Stiefmutter wirklich eine aus dem
Märchen war oder nicht, ist vermutlich gar nicht so entscheidend.
Dein Partner hat es so empfunden, und nur das zählt. So eine
Erfahrung macht ja was mit einem. Und ob sein Vater das ausgleichen
konnte ist offensichtlich fraglich. Es ist schön wenn man für
seinen Vater Respekt, Wertschätzung und Dankbarkeit empfinden kann.
Wenn aber Liebe gefehlt hat ist das sehr prägend, und nicht gerade
positiv.
Ich
bin natürlich kein Psychologe, aber daß in seinem Erwachsenenleben
die Arbeit im Vordergrund stand deutet schon darauf hin. Weil er
offensichtlich nur im Beruf Erfolgserlebnisse und Wertschätzung gefunden hat, aber nicht im Privatleben. Hat sich Dein Partner im
Elternhaus wertgeschätzt und geliebt gefühlt? Wurde ihm vermittelt
daß er liebenswert ist, und damit meine ich wörtlich es wert zu
sein geliebt zu werden? Möglicherweise nicht, und das hat natürlich
auch Auswirkungen auf die Bindungsfähigkeit.
Es
überrascht mich, daß Du von schwer auszuhaltenden narzisstischen
Zügen schreibst. Dein Partner war ganz sicher ein Mensch mit zwei
Gesichtern. Er war für Dich und Deine Belange da, hat Verantwortung
übernommen und das alles freiwillig und wohl auch gerne. Du
brauchtest um nichts betteln, er gab von sich aus. Hat selbst gesehen
wo Hilfe und Verständnis gefragt waren, aber ohne Dich „klein zu
machen“. Nur wenn es um ihn und seine Belange ging hat er geblockt.
Das war natürlich für Dich nicht sehr schön, und gibt einem schon
das Gefühl in mancher Hinsicht aus dem Leben des Partners
ausgeschlossen zu sein. Damit umzugehen ist sicher nicht einfach,
aber das ist nicht das Verhalten von Narzissten. Denen geht es nur um
sich selbst und die eigenen Belange. Wünsche und Bedürfnisse von
anderen Menschen zählen nichts. Narzissten sind auch nicht zu
eigenen ehrlichen Emotionen fähig. Sie können allenfalls andere
imitieren. So wie Du Deinen Partner schilderst konntest Du Dir,
abgesehen von seiner Verschlossenheit in Bezug auf sich selbst,
keinen besseren wünschen. Und so ist kein Narzisst. Ich kann mir
nicht helfen, aber auf mich wirkt es so als ob das Leben Deines
Partners von der Denkweise „ich bin es nicht wert geliebt zu
werden, und daß etwas für mich getan wird“, geprägt war. Und
entsprechend ist dann manchmal das Verhalten anderen gegenüber. Weil
es solchen Menschen schwer fällt sich lieben zu lassen.
Von
dem Defi wußtest Du natürlich. Das läßt sich ja auch nur
verheimlichen wenn man sich nicht zu nahe kommt. Aber von den
Problemen wußtest Du nichts. Woher auch, wenn der Partner das mit
sich abmacht. Sicher sollten Angehörige und ganz besonders Partner
dieses und jenes wissen. Über den Umgang und mögliche psychische
Probleme. Wie beim Diabetes auch. Aber das ist eben nur möglich so
weit der andere das zuläßt. Und warum solltest Du Dir Sorgen machen
wenn Dein Partner locker flockig damit umgeht, und Dir vermittelt
keine Angst, ich habe alles im Griff.
Die
Angst meines Vaters war natürlich unbegründet, aber er hatte sie
nun mal. Angst ist nicht immer rational. Er konnte aber ruhig und
friedlich sterben weil er wußte, meine Mutter würde das gegebene
Versprechen halten. Und für den Seelenfrieden meiner Mutter war es
wichtig ihm diesen letzten Wunsch zu erfüllen. Das hat die
Hausärztin zum Glück auch gleich verstanden, und gar nicht erst
versucht es ihr auszureden. Sie hat es einfach getan, und dafür waren
wir sehr dankbar.
Warum
Dein Partner diesen schweren Weg gewählt hat wird wohl für immer
sein Geheimnis bleiben, und ganz sicher war das kein Spaziergang.
Trotzdem ging es aus seiner Sicht nicht anders. Nur, war es wirklich
so, oder dachte er das nur? Immer wieder Fragen …
Du
schreibst, bei Dir zuhause wäre er nicht gestorben. Hättest Du ihn
gegen seinen Willen ins Krankenhaus bringen lassen können? Hätte er
das zu gelassen? Vielleicht wäre er trotzdem gestorben, dann aber
nicht so qualvoll, vielleicht aber auch (noch) nicht. Man muß aber
wohl davon ausgehen, daß er es wieder versucht hätte. Es war seine
Entscheidung …
Ja,
es war ein großes Glück Andreas zu begegnen. Da war von Anfang an
eine große Vertrautheit. Es war auch kein Problem den anderen ins
eigene Leben zu integrieren. Das ist ja nicht immer so einfach wenn
man keine zwanzig mehr ist, schon länger alleine gelebt und
vielleicht die eine oder andere Eigenart und Gewohnheit entwickelt
hat. Aber das hat sich alles wie von selbst gefügt. Wir haben uns im
August kennengelernt und waren ab Dezember unzertrennlich. Abgesehen
von zwei Nächten die Andreas wegen einer OP im Krankenhaus
verbringen mußte, waren wir immer zusammen. Für manche ist das
vielleicht der blanke Horror weil zu viel Zweisamkeit, aber wir wollten es
so. Es wäre uns auch nie in den Sinn gekommen ohne den Partner irgendwo
hinzugehen. Uns gab es nur im Zweierpack. Und wir waren jeden Tag
froh und dankbar uns gefunden zu haben.
Ich werde nun auch versuchen, etwas zu finden… nämlich die Motivation, um diesen Tag sinnvoll zu gestalten
Das
ist ein hehres Ansinnen. Vielleicht sollte ich das auch mal
versuchen. Aber meine Motivation läuft meistens fröhlich winkend an
mir vorbei. Am liebsten morgens wenn ich noch im Bett liege, denn dann komme ich noch nicht so gut hinterher. Vielleicht kann ich sie ja irgendwann mal überlisten. Aber nicht gleich
morgen oder übermorgen …
Alles
Liebe
Lilifee