Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr
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Liebe Lilifee,
ich habe die ganze Zeit euren Austausch verfolgt, den Beitrag an mich allerdings irgendwie übersprungen.
Ja, du hast Recht, diese Zeit ist gerade so schwer. Mein Papa hatte noch am 19.12. Geburtstag und Mama, Schwester und ich standen an diesem Tag im strömenden Regen an seinem Grab. Gestern hatte meine Schwester Geburtstag und morgen ist Heiligabend. Diese Zeit hat mein Papa geliebt, denn wir waren nie so oft hintereinander alle zusammen wie im Dezember. Er hat die Weihnachtszeit geliebt und mit all seinen Sinnen genossen.
Heute ist mir dann auch bewusst geworden, dass wir nicht nur unseren Papa verloren haben, sondern auch ein Stück Mama. Sie ist nicht mehr die Mama von früher.
Du weißt, wie sich meine Mama fühlt und weißt auch, wie sehr der Tod des Seelenpartners einen Menschen verändert. Es tut alles einfach weh. Und ich bin immer noch weit davon entfernt, es zu akzeptieren, geschweige denn einen Sinn in allem zu sehen. Ach... 😔
Dieses Gedicht ist übrigens ein Lied von Bettina Wegner. Ich finde es musikalisch jedoch schöner von "Berge" gesungen.
Ich finde es ist ein Zeichen von Schwäche, ein Kind zu schlagen. Wenn ein Kind vor Wut schlägt wurde früher oft gebrüllt, dass man nicht hauen darf und gab dem Kind eine Ohrfeige. Was sagt das aber genau aus? Doch eigentlich nur, dass das kleine Kind nicht hauen darf, ein Erwachsener darf das aber schon und zwar ein kleines viel schwächeres Kind. Gehorcht wurde dann natürlich, aber der Lerneffekt war gleich null und das Kind zusätzlich noch verletzt und gedemütigt.
Ich hatte wirklich eine schöne Kindheit, meine Eltern haben mich nicht nur vor Schlägen bewahrt. Sie haben mich auch nie wirklich angeschrien, sie haben mich ernst genommen und mir wenn es sein musste 100 Mal erklärt, warum sie etwas verbieten. Ich wurde mit Liebe überhäuft und bin so dankbar dafür. Es tut furchtbar weh, meinen Vater niemals mehr umarmen zu dürfen, ihn nie wieder mit meinen Kindern spielen zu sehen. Er war ein sehr sinnlicher Mensch, er nahm alles mit seinen Sinnen besonders intensiv wahr, wenn er etwas Leckeres aß oder seinen Espresso trank, schloss er die Augen und genoss es. Wenn er seine Enkel hielt, schloss er die Augen und nahm deren Duft und Wärme auf. Auf fast jedem Foto hält er die Hand meiner Mama ganz fest. Musik und Filme genoss er ebenfalls ganz intensiv. Das alles kann er nun nicht mehr und das macht mich unsagbar traurig.
Liebe Lilifee, deine Beziehung mit Andreas war so besonders, ihr beide musstet euch finden, denn ihr gehört einfach zusammen. Diese Innigkeit, diese Liebe, die haben nicht viele. Meine Eltern hatten sie auch und das finde ich wunderschön. Die Trauer ist dann natürlich umso größer, aber ich hoffe, dass es für meine Mama irgendwann so ist, dass das Glück, so einen Menschen an ihrer Seite gehabt zu haben, größer ist und schwerer wiegt als diese unerträgliche Trauer, die momentan die Überhand hat.
Ich drücke dich fest und wünsche eine "schöne' Weihnachtszeit.
Annie
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Liebes Linchen,
die Teddys sind sooooo süß. Die hätte Andreas sofort genommen, und ich auch. daß Du so lieb und unermüdlich mein Wohnzimmer schmückst.
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Liebe Annie,
hab Dank für die ausführliche Antwort und das Video. Gesungen sind die Worte noch eindringlicher, das stimmt. Als ich angefangen hatte Deinen Text zu lesen dachte ich, ich spinne. Du mußt das jetzt nicht glauben, aber weißt Du wann ich Geburtstag habe? Nein, natürlich nicht, es ist am 19. Dezember. Das Licht dieser Welt habe ich an einem 4. Advent erblickt, bin also ein Sonntagskind. Leider habe ich davon aber nie viel gemerkt.
Ihr habt ja im Dezember einen wahren Feiermarathon. Wie hält man das denn aus? Und dann auch noch Familie satt. Aber bei euch war das ja was Gutes. Du schreibst so lieb über Deine Kindheit, wurdest von Deinen Eltern umsorgt und geliebt. In meiner Kindheit waren Ohrfeigen an der Tagesordnung. Auch in der Grundschule war man nicht zimperlich. Natürlich ist es ein Zeichen von Schwäche ein Kind zu schlagen. Aber darüber hat früher niemand nachgedacht. Die Generation meiner Eltern hat weitergegeben was sie auch empfangen hat. Ich erinnere mich, daß meine Oma väterlicherseits auch eine deutliche Handschrift hatte. Aber das ist lange vorbei, und heute ist es ja um einiges anders.
Wie sich Deine Mama fühlt weiß ich allerdings. Sie hat ihren Seelenpartner verloren, und ich auch. Und nein, sie wird nicht mehr wie früher sein. Ein Stück von ihr hat Dein Papa mit in den Himmel genommen, und Trauer verändert einen Menschen. Dein Papa wollte ganz bestimmt noch bei euch bleiben, seine Enkel aufwachsen sehen und vor allem Deine Mama nicht alleine lassen. Er wollte noch nicht gehen, genauso wenig wie mein Andreas gehen wollte. Aber sie wurden nicht gefragt, und wie wir auch nicht. Beide waren glücklich und wurden geliebt. Ich bin aber überzeugt daß es ihnen da wo sie jetzt sind noch besser geht.
Deine Mama und ich hatten das große Glück die beiden besten Männer der Welt zu haben. Und wie Du es schreibst, die Trauer über den Verlust ist umso größer. Mit dem Überwiegen ist das so eine Sache. Deine Mama weiß ja auch jetzt was sie an Deinem Papa hatte. Nur überdeckt die Trauer jetzt noch alles. Man lernt damit zu leben, die Trauer wird ruhiger, aber der Schmerz bleibt. Weil man sich so sehr geliebt hat und eins war. Und Dein Papa und Andreas waren es wert so geliebt und jetzt so betrauert zu werden. Für Dich ist das natürlich im Moment überhaupt kein Thema. Ich wünsche Dir aber trotzdem daß Du dieses Glück auch noch erleben darfst. Und dann hoffentlich auch länger als ich.
Liebe Anni, ich drücke Dich wieder ganz fest, und hoffe daß ihr die Feiertage halbwegs übersteht.
Ich denke an euch
Lilifee
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Liebe Puzzle,
Du hast letzte Nacht noch geschrieben. Hoffentlich konntest Du danach auch schlafen. Leider habe ich heute Knoten im Hirn, tut mir leid. Ich werde aber morgen Abend antworten. Dann hast Du ein wenig Pause, denn morgen gibt es bestimmt genug anderes für Dich zu tun. Habt einen schönen Weihnachtstag und -abend. Ich denke an euch.
Weihnachtliche Grüße
Lilifee
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Auch dir schöne bzw. erträgliche Weihnachtstage, liebe Lillifee
Dein Andreas fehlt.
Deine tiefe Liebe in deinen Zeilen spürbar.
LG
Simon -
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Liebe Lilifee,
das ist ja ein Zufall, dass auch du am 19.12. Geburtstag hast. Von Herzen wünsche ich dir alles Liebe nachträglich.
Du hast recht, wir haben uns das Leben nicht so vorgestellt. Zumindest jetzt noch nicht. Mir war natürlich klar, dass meine Eltern irgendwann sterben würden. Aber so früh und dann mitten auf dem Weg im Nirgendwo. Naja, ich habe hier bei allen gelesen, dass es immer offene Fragen geben wird, die auch nach langer Zeit noch bleiben werden.
Ich werde nun versuchen die Tage für meine Kinder so schön angenehm wie möglich zu gestalten. Ich bin gerade ein bisschen positiver, da ich einen intensiven Traum von Papa hatte. Der letzte ist so lange her. Mal schauen, ob mein Kleiner den nonno heute wieder sieht.
Liebe Lilifee und alle anderen, ich wünsche euch ein schönes erträgliches Weihnachtsfest.
Annie
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Lieber Simon,
danke für Deinen lieben Gruß und das schöne Bild. Ich wünsche Dir und Deinem Sohn auch möglichst schöne Weihnachten.
And it's true. We will always miss them. This Christmas and all the ones that follow... Die große Liebe zu Deiner Mama ist auch immer wieder deutlich zu spüren.
Liebe Grüße
Lilifee
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Liebe Annie,
das ist wirklich ein Zufall. An diesem Tag haben natürlich Millionen Menschen Geburtstag, aber daß Dein Papa und ich uns dieses Datum teilen ist schon erstaunlich. Danke für die Glückwünsche.
Wir alle haben uns das Leben so nicht gewünscht und vorgestellt. Jetzt noch nicht. Wir wissen daß wir einmal sterben werden, aber wenn es passiert ist es für die trauernden Angehörigen immer zu früh.
Hoffentlich konnte der Traum von Deinem Papa Dich ein wenig trösten.
Offene Fragen gibt es immer, und viele bleiben für immer offen. Vielleicht ist das aber auch eine Gnade.
Ich wünsche euch auch ruhige Weihnachten in der unsichtbaren Gegenwart Deines Papas, und daß Dein Kleiner den Nonno wieder sieht.
Lilifee
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Liebe Puzzle,
es ist jetzt zwanzig nach sieben, und eure Festvorbereitungen sicher erledigt. Vielleicht schmeckt das Festessen auch schon?
Zum Glück aber reagiert jeder anders auf eine solche Vergangenheit, das sieht man bei dir. Du hast sehr viel Einfühlungsvermögen und Mitgefühl entwickelt. Man möchte fast sagen: TROTZ dieser schrecklichen Ereignisse, doch ich wage zu behaupten: WEGEN dieser Ereignisse.
vielleicht kann man auch sagen, trotz UND wegen. In einem Buch das ich mal gelesen habe sagte die Hauptfigur, es ist schon seltsam. Oft haben Menschen die nur wenig Liebe bekommen haben am meisten davon zu geben. Da habe ich mich sehr angesprochen gefühlt. Viele Menschen hatten eine sicher noch lieblosere Kindheit, und das kann allerdings sehr viel anrichten. Verletzungen und Narben sind unvermeidlich, das ist bei allen gleich. Der Umgang damit und die Auswirkungen auf das Erwachsenenleben sind aber so individuell wie die Menschen selbst.
Du hattest auch keine einfache Kindheit, gehst aber auch anders damit um als es z.B. Dein Partner getan hat. Du hast auch großes Einfühlungsvermögen und bist ein liebevoller Mensch geworden. Sicher spielt auch das Ausmaß der Verletzungen eine Rolle, und ob das Kind im Umfeld Menschen hatte, die das Defizit ein wenig ausgleichen konnten. Wegen meiner Kindheit konnte ich auch mit dem Schicksal Frieden schließen. Wegen dem viel zu frühen Verlust von Andreas aber noch nicht so ganz. Ich werde aber später, bei zwei Gläsern Rotwein, versuchen dem Frieden einen großen Schritt näher zu kommen. Inwieweit das gelingt werde ich ja sehen. Und Du hast recht, Galgenhumor ist manchmal nötig um nicht ganz zu verzweifeln. Auch in anderen Situationen. Heilung und Frieden bringt er aber nicht.
Ich denke auch daß die größeren Dinge vorherbestimmt sind, und daß es auch einen Grund gibt warum sie so bestimmt sind und nicht anders. Heute hat mich eine Frage gestreift, die mir so noch nicht gekommen ist.
Es heißt ja daß es einen großen göttlichen Plan, und nicht nur für die gesamte Menschheit sondern für jeden einzelnen Menschen, gibt. Aber was beinhaltet dieser Plan alles? Ist genau geplant was jeder einzelne Mensch an jedem einzelnen Tag tut, oder auch nicht? Wenn das so sein sollte könnte niemand etwas für sein Tun. Andererseits hat Gott jedem Menschen einen freien Willen gegeben. Kollidiert es nun mit dem Plan wenn der Mensch seinen freien Willen ausübt? Dann wäre der Plan unvollkommen, und das wäre nicht göttlich. Oder ist die Ausübung des freien Willens eingepreist und genauso vorgesehen? Dann wäre es aber wieder so, daß niemand etwas anderes machen kann als es für ihn geplant ist. Und der freie Wille wäre nur eine Illusion. Oder ist es vielleicht so, daß der Plan nur die Rahmenbedingungen vorgibt, und es uns Menschen überlassen ist was wir daraus machen? So richtig kann ich mir das aber auch nicht vorstellen, denn so ein Plan wäre doch ziemlich nutzlos. Konntest Du mir halbwegs folgen? Würde mich echt interessieren wie Du darüber denkst. Und damit kein falscher Eindruck entsteht, die Rotweinflasche ist noch zu. Die öffne ich erst wenn ich den Text eingestellt habe. Sicher ist sicher.
Jede Elterngeneration will die Fehler und Schwächen der eigenen Eltern nach Möglichkeit nicht wiederholen. Es heißt dann, bei meinen Kindern mache ich das aber ganz anders. Und sie machen es auch anders, und dafür andere Dinge falsch. Meine Lieblingscousine, die mit Gr. 34, hat zwei Töchter. Mit ihren Eltern hat sie sich sehr gut verstanden, hatte eine liebevolle und behütete Kindheit. Aber auch sie wollte anders machen. Einmal sagte sie zu mir, ich ertappe mich immer wieder dabei daß ich manchmal wie meine Mutter klinge, und meinen Kindern dasselbe sage was sie auch zu mir gesagt hat. Und das wollte ich doch nie tun. Als ihre ältere Tochter 14 war wollte sie lieber zu einer Jugendfreizeit fahren, als mit den Eltern Familienurlaub machen. Meine Cousine fand das überhaupt nicht toll, und hat mir ihr Leid geklagt. Da habe ich sie mal angesehen und milde lächelnd gefragt, hast Du wirklich ein so kurzes Gedächtnis? Erinnerst Du Dich nicht mehr daran, daß Du in diesem Alter auch mehr Freiheiten wolltest? Schluck. Sie kaute einen Moment darauf herum und sagt dann, Du hast ja recht. Und wieder war ihre Mutter in ihr durchgekommen, obwohl sie das doch gar nicht wollte. Der Perspektivwechsel war sehr hilfreich. Die Tochter durfte zu der Freizeit fahren, und meine Cousine und die Töchter haben ein sehr enges herzliches Verhältnis. Du siehst also, Du bist damit nicht alleine, aber das wußtest Du sicher. Ich habe keine Kinder, deshalb ist mir dieses Dilemma erspart geblieben. Wer weiß, was für eine Mutter ich geworden wäre.
Tja, wofür war oder ist es gut daß ich so wurde wie ich bin? Kein ganz so schlechter Mensch zu sein ist ja nun immer gut. Vielleicht auch damit ich Andreas all meine Liebe, die vorher so richtig niemand wollte, geben konnte? Er hat sie aufgesogen wie ein Schwamm, aber das war umgekehrt genauso. Und ob es sonst noch zu etwas gut war oder ist müssen andere beurteilen.
Dein Vater war wohl auch ein Mensch, der besser keine Kinder gehabt hätte. Eure ganze Familie hat gelitten, und das war natürlich auch sehr belastend. Mein Vater war nicht jähzornig, aber sehr bestimmend, um es mal so auszudrücken. Widerworte hat er nur sehr schlecht vertragen, und von meiner Mutter auch nie bekommen. Leider. Er war der geborene Anführer. Und das muß ich ihm lassen, was er geplant, angepackt und organisiert hat klappte wie am Schnürchen. Da konnten sich manche eine dicke Scheibe abschneiden. Und in späteren Jahren hat er von mir sogar so manche Widerworte geschluckt. Weil er merkte daß ich mich nicht mehr beeindrucken ließ. Manchmal habe ich mich aber schon gefragt was meine Eltern eigentlich aneinander gefunden haben. Hast Du Dich das auch schon mal gefragt? Aber Dein Vater hat die Kurve noch gekriegt, wenn auch spät, meiner nicht.
Doch wie sagt meine Ärztin immer? „Es ist unerheblich, ob sich jemand Schmerzen nur einbildet, sie tun genauso weh.“
Recht hat sie. Alles Tun und Lassen auf dieser Erde steht in einem größeren Zusammenhang, ob wir das verstehen und anerkennen können, oder nicht. Deshalb ist es auch unerheblich, ob jeder das so sieht. Den Zusammenhang gibt es trotzdem. Das bildest Du Dir nicht ein. Und ich werde auch darüber nachdenken und forschen wenn ich bald mit dem Schicksal plausche.
Dein Text wirkt keineswegs wie dummes Geschwafel und ist es auch nicht. Aber vielleicht habe ich wegen „dem Plan“ zu sehr geschwafelt. Die Flasche ist übrigens immer noch zu, wird aber demnächst geöffnet. Dann ist sie reif. Bin aber trotzdem erschrocken wie viel ich jetzt zusammengeschrieben habe. Hoffentlich sprengen wir nicht irgendwann den Server.
Ich hoffe ihr habt einen schönen Abend.
Lilifee
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Guten Morgen, liebe Lilifee.
Danke, ja, Essen hat gemundet. Alles lief reibungslos. Wir haben es uns erspart, in Erinnerungen zu schwelgen. Zu sehr hätte es weh getan… keiner wollte weinen, doch es war deutlich zu sehen, dass alle geweint hatten, bevor wir uns zusammensetzten… wir sind schon ein eigenartiger Haufen… jeder will den anderen stützen… jeder kämpft… eine eigenartige Stimmung. Und die Freundin meines Vaters mittendrin. In ihrer Haut möchte ich nicht stecken…. Eines hat sie nicht gelernt: nämlich auch mal still zu sein… Ich stelle die Dankbarkeit in den Vordergrund, dass sie sich um meinen Vater kümmert. Sie hätte auch ohne ihn kein schlechtes Leben, sie müsste sich das alles nicht antun. Sie macht es trotzdem, eine Leistung, die Respekt verlangt und verdient hat.
Jedenfalls ein eigenartiges Fest… wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen…Meine Armbanduhr steht immer noch: 26.06.2022, 21:00 Uhr, der Zeitpunkt als das Herz meiner Mutter das erste Mal aussetzte, ihr Letzter Weg begann… und meine Uhr stehenblieb. Nicht nur metaphorisch, sondern ganz real.
Sehr gruselig, finde ich…
Das mit dem großen Plan, das ist so eine Geschichte, die ich noch nicht wirklich kapiert hab. Wenn ich sage, das musste so sein, dann beziehe ich die Grundlage dafür aus (für mich) logischen Abläufen und typischen Reaktionen… ob dahinter auch immer ein Plan steckt, der - wie du richtig festgestellt hast - dem Individuum die Verantwortung für sein Handeln abnehmen würde, weiß ich nicht. Daran zweifle ich eher.
Mein Vater hatte diesen Jähzorn. Seine Mutter konnte ihm den Umgang damit nicht beibringen. Deshalb hat er seine Familie damit terrorisiert. Als ich darunter gelitten habe, war meine Mutter der Ausgleich für mich, als meine Mutter gelitten hat, war ich ihr Ausgleich = ein liebevolles Verhältnis.Mein Partner war meinem Vater sehr ähnlich, nicht den Jähzorn betreffend, aber in vielen anderen Wesenszügen. Ich lernte mit ihm umzugehen, komme daher auch besser mit meinem Vater aus, kann ihm den Jähzorn-Terror verzeihen und habe inzwischen ein fast inniges Verhältnis zu ihm… Er und ich wissen, was wir in unseren Streits einander angetan haben, daher ist es für beide ein wertvolles Ergebnis, dass wir uns jetzt verstehen…
das sind Zusammenhänge, die nicht unbedingt in einem Plan stehen müssen, aber doch irgendwo logisch sind und damit Sinn ergeben.
Nun spiel den Gedanken weiter. Mein Vater ist 78. er hat eine HerzOP hinter sich und hat Diabetes… alles sehr gut eingestellt und im täglichen Leben nicht zu spüren… doch er wird nicht ewig leben. Nach 50 Jahren Kampf haben wir uns endlich ausgesöhnt - dann stirbt er? Könnte man das nicht auch wieder als Verhöhnung des Schicksals bezeichnen?
Ich sehe das anders. Ich bin dankbar, dass wir Frieden schließen konnten…
Ich sehe da nicht wirklich einen Plan. Möglicherweise hat die Idee, es könnte einen Plan geben, eine andere Herkunft.Optimisten, wie mir, wird ja immer wieder nachgesagt, wir reden uns das Leben schön. Das mag schon sein… es ist aber viel mehr. Wir reden es uns nicht nur schön, wir können das so gut, dass wir es dann auch richtig schön finden und glücklich sind damit. Möglicherweise ist Optimismus die höchste Form des Schönredens wer weiß.
Der Pessimist erkennt das, weist uns Optimisten darauf hin, wird dadurch aber auch nicht glücklich…
Zurück zum Plan: Damit uns nun unser schönes Gefüge nicht doch noch zum Stolperstein wird, legen wir dem Unerklärlichen einen universellen Plan zugrunde und waschen unsere Hände in Unschuld. Auch das Schönreden, zur Kunstform des Optimisten erhoben, hat schließlich seine Grenzen. Der realistische Optimist weiß, ALLES kann er nicht erklären. Dort, wo diese Grenze erreicht ist, kommt nun der universelle Plan ins Spiel, für den auch der größte Optimist nicht verantwortlich gemacht werden kann - und schon ist die Welt erneut rosarot… so funktioniert das Leben wieder = Sonne Wonne Grießschmarrn
Ich möchte also behaupten, diesen universellen Plan denken wir uns aus. Zu erkennen, ob es ihn gibt oder nicht, übersteigt unser irdisch begrenztes Vorstellungsvermögen.
Die meiste Zeit meiner Trauer verbringe ich damit, Erklärungen zu finden - für dieses, für jenes… das ständige „Warum“ begleitet jeden Handgriff, jeden Schritt, jeden Gedanken. Um daran nicht verzweifeln, muss es einen Plan geben, von dem wir annehmen, dass wir ihn nicht verstehen… deshalb lassen wir manch Unerklärliches in diesem Plan stehen, damit wir es „leichter“ als Gegeben akzeptieren können… schon als Kinder lernen wir, dass die Vorschriften unserer Eltern als gegeben hinzunehmen sind, auch wenn wir sie als Kind oft nicht verstanden haben…. dieser universelle Plan ist ganz ähnlich.
Stürmt es also gerade wieder in meinem Leben, setze ich mich erstmal in ein Winkerl und lass den Sturm vorüberziehen. Dann begutachte (und beweine) ich den Schaden, rapple mich irgendwann auf, räume den Schaden weg und freue mich an den ersten kleinen Blümchen, die aus den Trümmern wachsen… die Trümmer, die ich nicht wegräumen kann, schiebe ich dem Schicksal (dem Plan) zu… nicht mein Zirkus, nicht meine Affen und richte mein Leben anders aus, damit ich nicht dauernd über die Reste stolpere…Es lebt sich ganz gut als Optimist.
Doch eines vergesse ich nie: den täglichen Dank, dass auch heute nichts passiert ist, was mein Gefüge völlig zerstört… denn auch das halte ich für möglich… und was mach ich dann? Plan B… ? Gute Frage… reden wir darüber, wenn es soweit ist….
Ein ruhigen Christtag wünsche ich dir, keine brüllenden Löwen, bloß ein schnurrendes Katerchen, das lediglich dazu führt, dass du einen gemütlichen Sofatag einlegst….
Alles Liebe,Puzzle
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Nachtrag:
Dein Vater war wohl auch ein Mensch, der besser keine Kinder gehabt hätte.
Du! *Zeigefinger erheb* beleidige mir nicht meinen Vater!
Er hat seine Fehler, aber er hat 120 % Leistung gebracht, um seinen Kinder alles zu ermöglichen, was sie sich gewünscht haben….
Einige Leute, die seinen Jähzorn nicht kannten, meinten: „So einen Vater hätte ich auch gern gehabt…“Deshalb erzähle ich nicht gern von seinen Fehlern. Es ist ungerecht, ihn nur danach zu beurteilen…. „wer ohne Tadel ist, werfe den ersten Stein“
nun aber, auf zum Frühstück…. -
Liebe Puzzle, das mit der Uhr ist nicht gruselig. Die Zeit spielt für deine liebe Mama nun einfach keine Rolle mehr, vielleicht sollte das gezeigt werden.
Bei uns blieb auch eine Uhr genau zur Todeszeitpunkt meines Mannesstehen. Der Wecker meiner Tochter…Lilifee, Puzzle kann man am besten über dein Wohnzimmer erreichen 😉, aber dir lasse ich, als Gastgeberin ganz liebe Grüße da!
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Liebe Puzzle,
ja leider ist das manchmal so das sehr Liebe Menschen auch jähzornig sein können....das war Mamas Papa auch also mein Opa.
So lieb er war und soviel wie er gemacht hat so sehr er uns geliebt hat aber als Kind hat Mama darunter gelitten unter diesen extremen Jähzorn konnte es ihm aber im Erwachsenen Alter verzeihen.
Vieles war der Druck den er bei der Arbeit hatte als Ingenieure ist aber keine Entschuldigung eigentlich hab ich immer zu Mama gesagt.
Er wusste das es falsch war Mama hat es ihm auch deutlich gesagt im Erwachsenen Alter klar.
Aber wie Du schon schreibst es ist eben nicht alles und es war eine völlig andere Zeit muss man auch berücksichtigen.
Was die Uhrzeit angeht ich stimme da Hedi zu mit Sicherheit wollte sie Dir etwas mitteilen ich würde da nie wieder ein Batterie reiten niemals.
Vlg. Linchen
Liebe Lilifee,
sei lieb gegrüßt ich hoffe es ist einigermaßen erträglich, bei mir brachen gestern nach dem zu Mama gehen alle Dämme es tat erschaunlicher weise gut.
Ich hatte Vorteil gehalten zu werden von Papa und meinen Partner mehr wollte ich gar nicht kein Wort denn jedes Wort ist in diesem Moment so bedeutungslos.
Vlg. Linchen
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Danke, Hedi, für diesen Blickwinkel, der ein neuer für mich ist…. Ich liebe meine Uhr. Als ich sie 2018 im Schaufenster sah, wusste ich: DIE ist es… und hab sie mir geleistet… und nun steht sie seit 26.06.2022 und ich trage sie trotzdem. Irgendwie schaffe ich es nicht, sie wegzulegen, aber genauso wenig schaffe ich es, die Batterie wechseln zu lassen…. Es muss wohl ganz irdisch noch einige Zeit vergehen, bis ich entscheiden kann, was damit passiert….
Ganz genau, Linchen, kein Mensch besteht nur aus einem groben Fehler. Ich habe nur diesen einen Vater. Einerseits steht es mir nicht zu, über ihn zu urteilen, andererseits nehme ich mir selbst den einzigen Vater, den ich habe, wenn ich ihm nicht verzeihe. Mein Glas ist halb voll, deshalb sehe ich lieber das Gute an ihm, das es reichlich gibt, als ihm ewig nachzutragen, was sich nicht mehr ändern lässt. Er ist schon in Ordnung wie er ist. Insgesamt wird er am Ende ein guter Vater gewesen sein…. -
Liebe Puzzle,
danke für die guten Wünsche, aber mich hat weder ein schnurrendes Katerchen noch ein schnurrendes Kätzchen heimgesucht. Obwohl ich nichts Gutes mehr gewöhnt bin, ist die genossene Menge Rotwein spurlos an mir vorbeigezogen. Ich habe noch nicht mal besser geschlafen als sonst, und das hat mich schon etwas enttäuscht. Nur das Einschlafen ging etwas schneller. Das kann aber auch daran gelegen haben daß ich erst um vier Uhr ins Bett gegangen bin.
Das erste Weihnachten ohne Deine Mutter war bestimmt sehr bedrückend. Ihr seid aber kein komischer Haufen. Es ist doch nicht ungewöhnlich daß man die anderen nicht runter ziehen will, weil man selbst leidet. Auch wenn man weiß daß die anderen genauso leiden. Dadurch entsteht aber eine verkrampfte unnatürliche Atmosphäre. Ich kenne die Freundin Deines Vaters nicht, aber kann es vielleicht sein, daß sie einfach versucht hat gegen diese Atmosphäre anzureden oder sie wegzureden? Für manche Menschen ist es sehr schwer so eine Situation auszuhalten. Du schreibst, sie müßte sich das alles nicht antun. Offensichtlich sieht sie aber etwas in Deinem Vater daß es lohnenswert macht sich das anzutun. Und Dankbarkeit ist sicher nicht der schlechteste Weg mit ihr umzugehen.
Die Sache mit Deiner Uhr ist schon unheimlich und Gänsehaut verursachend. Man hat ja schon gehört daß Uhren stehenbleiben wenn ein geliebter Mensch stirbt. Aber der Zeitpunkt als Deine Uhr stehenblieb ist schon ungewöhnlich. Ich kann sehr gut verstehen daß sich alles in Dir gegen eine neue Batterie sträubt, und daß Du die Uhr so weiterträgst. Wenn meine Uhr stehengeblieben wäre als Andreas gegangen ist, hätte ich es auch so gemacht. In diese Uhr käme nie wieder eine neue Batterie, aber ich hätte mir nach einiger Zeit eine andere gekauft, denn ganz ohne Uhr ist für mich nichts. Etwas ist allerdings seltsam wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Batterien sind natürlich irgendwann leer, aber sollte das ausgerechnet genau in diesem Moment der Fall gewesen sein? Das wäre schon ein sehr sehr großer Zufall. Wenn die Uhr aber stehengeblieben ist obwohl die Batterie nicht leer war, warum ist sie dann nicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder gegangen sondern steht heute noch?
Es beruhigt mich daß Du mit dem Plan auch ein Problem hast. Niemand weiß ja ob es wirklich einen gibt oder nicht. Das eine läßt sich so wenig beweisen wie das andere. Dann kann man aber auch nicht sagen, daß in dieser Welt nichts umsonst geschieht. Manche sagen ja sogar, es gibt keine Zufälle. Alles was geschieht hat seinen Grund und resultiert aus Ursache und Wirkung. Da ist sicher was dran. Und ich glaube auch nicht daß den Menschen die Verantwortung für ihr Handeln abgenommen werden soll. Weißt Du was? Das wird mir zu kompliziert, dafür ist mein kleiner Menschenverstand nicht gemacht. Ich werde jetzt einfach aufhören darüber nachzudenken.
Möglicherweise ist Optimismus die höchste Form des Schönredens wer weiß.
Der Pessimist erkennt das, weist uns Optimisten darauf hin, wird dadurch aber auch nicht glücklich…
Optimismus ist grundsätzlich nicht verkehrt. Ich finde aber, zu viel davon ist ungesund und schwer verdaulich. So wie zu viele Süßigkeiten. Über manche Menschen sagt man ja, sie wären Berufsoptimisten. Den Umgang mit ihnen stelle ich mir anstrengend vor. Für mein Empfinden ist es nicht immer möglich sich das Leben schön zu reden. Dafür bin ich wohl zu sehr Realist. Und Berufsoptimisten wollen genau das nicht wahrhaben. Wenn ich etwas als schlimm empfinde und dann kommt so jemand daher und sagt, stell Dich mal nicht so an. So schlimm ist es ja nun auch nicht, dann fühle ich mich doch etwas veralbert. Pessimisten sind genauso anstrengend, denn nur Schwarzsehen ist natürlich auch nicht das Gegebene, und glücklich sind sie ganz bestimmt nicht. Höchstens wenn sie mal recht behalten, und dann sagen können, siehst Du, ich habs Dir doch gesagt. Das ist ihnen bestimmt ein innerer Reichsparteitag. Mit realistischem Optimismus kann ich mich identifizieren. Nicht alles Schwarzsehen, Hoffnung für das Gute haben, aber trotzdem anerkennen daß es auch Schlimmes gibt, das sich beim besten Willen nicht schön reden läßt.
Meine Trauer verbringe ich nicht mehr damit nach Erklärungen zu suchen, die mir eh niemand geben kann. Das habe ich aufgegeben, und ändern kann ich ja nichts mehr. Meine Trauer besteht nur noch darin um den Verlust von Andreas zu trauern. Nicht mehr und nicht weniger. Und genau deshalb wird die Trauer für den Rest meines Lebens bleiben. Der Verlust kann ja nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wie rede ich mir also am besten schön, daß ich den Rest meines Lebens ohne meinen geliebten Andreas verbringen muß? Für Ideen und Anregungen wäre ich dankbar.
Deinen Vater wollte ich nicht beleidigen. Es tut mir leid daß Du es so aufgefaßt hast. Wahrscheinlich habe ich Deine Situation und Deine Kindheit zu sehr mit meiner und meinem Vater gleichgesetzt.
Hab eine gute Nacht und noch einen möglichst angenehmen 2. Feiertag.
Alles Liebe
Lilifee
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