Ihr lieben Menschen, liebe Helga, liebe Kerstin, liebe Melanie, liebe Stella
Vielen, vielen Dank für eure lieben Zeilen und eure Gedanken. Hier im Forum ist unterdessen wirklich der einzige Ort, wo ich ganz offen erzählen kann, wie es mir geht und was gerade so los ist. Ich bin wirklich dankbar, euch gefunden zu haben. Es hilft mir sehr, zu verstehen, was in mir vorgeht und einfach meinem Innenleben Ausdruck zu verleihen. Auch gibt es mir die Möglichkeit, über meinen Vater zu schreiben, gegen das Vergessen anzuschreiben.
Es ist schon sehr belastend, dass sogar mein eigener Partner kein echtes Gehör mehr hat für meine Trauer und meine Gedanken. Es ist ihm zuviel. Ich sehe an seinen Augen, dass er nicht weiss, wie er reagieren soll, wenn ich erneut wieder traurig bin und erzählen möchte, was mich gerade belastet. Immer öfter kommen sogar die üblichen Plattitüden über seine Lippen und das ertrage ich sehr schlecht, dann lieber nichts sagen. Selbst er denkt, dass nun doch wirklich langsam genug Zeit verstrichen ist. Dabei sind es noch nicht einmal vier Monate. Da fühle ich mich alles andere als verstanden und rede entsprechend einfach nicht mehr mit wirklicher Tiefe darüber mit ihm. Aber hier geht es, hier hat die Tiefe Platz, und deshalb kann ich es irgendwie aushalten, das alles, weil ich schreiben kann. Weil ich mir alles von der Seele schreiben kann. Und weil ich weiss, dass ich nicht allein in meinem Schmerz und meinem Kummer und meiner Sehnsucht.
Das ist ja interessant!
Wollte er ein Energiezentrum schaffen und kosmische Einflüsse einfangen mit den zwei Pyramiden?
Auf jeden Fall scheint dein Vater sehr kreativ gewesen zu sein.
Liebe Kerstin. Ja, genau das wollte er. Er hatte im Sinn, eine Art Lebens- und Kunstoase zu erschaffen. Das war sein Traum vom Ruhestand und da ist viel Gedankenenergie von ihm reingeflossen. Kreativ war er, das stimmt auch. Er hatte schon immer eine künstlerische Ader. Ich erinnere mich, dass wir ihn als Kinder immer darum gebeten haben, uns etwas zu zeichnen, damit wir es dann ausmalen konnten. Er hat auch jedem Haus, das er umgebaut hat, und jeder Wohnung, seine ganz persönliche Note verliehen, ganz unverwechselbar, und doch immer wieder anders, mit viel Liebe zum Detail. Ich wohne selber in einer Wohnung, die er restauriert hat, und das ist mitunter sehr schmerzhaft, weil ich überall seine Spuren sehe, seine Gedankengänge hinter vielen Einzelheiten erahne. Gleichzeitig tröstet es mich manchmal auch, weil ich ihm dann immer nahe bin. Mein Vater war einer, der Visionen hatte und die auch umgesetzt hat. Und das bewundere ich zutiefst. Ach, er fehlt mir so sehr. Nun kann niemand seinen Traum mehr verwirklichen, er ist verloren. Und das tut mir und uns allen aus der Familie in der Seele weh, und doch sehen wir uns absolut nicht in der Lage, sein Lebenswerk zu vollenden. Das ist so traurig.
Auch ich habe vor vier Wochen ganz plötzlich meinen geliebten Papa verloren.
Liebe Stella. Das tut mir sehr, sehr leid. Mein aufrichtiges Mitgefühl zum Tod von deinem lieben Papa. Erst vier Wochen ist es her. Noch so frisch. Es ist so schwer, was du durchmachen musst. Alles läuft immer wieder in Endlosschleife in einem ab, es ist genau so, wie du schreibst. Immer wieder läuft alles noch einmal im Kopf ab. Vor allem die letzten Bilder. Wie gut kenne ich das. Auch jetzt ist es bei mir noch so. Immer wieder überschwemmen mich diese Bilder, verfolgen mich, quälen mich. Wir können nur hoffen, irgendwann wieder ein wenig Frieden zu finden, wann auch immer das sein wird. Ich wünsche dir, dass dir das Schreiben genauso hilft wie mir, all diesen intensiven Gefühlen Ausdruck zu verleihen und so ein wenig Erleichterung zu finden.
Ich schicke euch allen eine ganz liebe Umarmung und wünsche euch eine erholsame Nacht. Bestimmt wachen unsere lieben Eltern über uns alle.