Beiträge von Silvia S.

    Liebe Melanie


    Bestimmt arbeitet dein Gehirn im Schlaf wie verrückt, um all die schweren und unsagbar traurigen Ereignisse zu verarbeiten, die du durchmachen musstest. Und vielleicht bekommst du in deinen Träumen Einblick in diesen Verarbeitungsprozess. Unsere Gehirne sind ja zur Zeit mit fast nichts anderem beschäftigt, als über all das Schreckliche nachzudenken, was passiert ist und was das jetzt für uns und unsere Zukunft bedeutet. Dann all die Gefühle, die uns überschwemmen, all die Erinnerungen, die nach und nach an die Oberfläche kommen, vielleicht auch noch Schuldgefühle, ein schlechtes Gewissen, diese unglaubliche, unstillbare Sehnsucht - es ist so viel! Ich stelle mir vor, dass das Gehirn dafür eine Art Ventil haben muss, um ein wenig Druck loszuwerden. Und so ein Ventil könnten die Träume sein. An die meisten können wir uns gar nicht erinnern, und nur ein paar wenige schaffen es, vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein zu dringen und wühlen uns dann total auf.


    Ich kann gut verstehen, dass dich dieser Traum so beschäftigt und dich fertig macht. Das Aufwachen ist dann das Allerschlimmste.


    Ich wünsche dir, dass du diese Nacht einmal ruhig und friedlich schlafen kannst. Das täte so gut! (Mir auch...)


    <3 Silvia

    Liebe Kerstin


    Es hat ein paar Tage gedauert, aber seit heute fühle ich mich körperlich wieder gesund. Ich habe wieder mehr Energie und kann wieder klarer denken. Diese Magen-Darm-Infekte sind fürchterlich, kommen aus heiterem Himmel und setzen einen für mindestens 12 Stunden total ausser Kraft. Und meist fängt es in der Nacht an. Schrecklich. Ich habe ausserdem das Problem, dass ich überhaupt keine Reserven habe, was das Gewicht anbelangt, und seit mein Vater gestorben ist, ist auch mein Appetit ziemlich weg und noch nicht so richtig wiedergekommen. Wenn ich dann zwei Tage nichts essen kann, wirke ich fast schon ausgezehrt. Schlimm ist das.


    Ich danke dir sehr für deine ausführliche Beschreibung des Zeichens, das du von deiner lieben Mama bekommen hast. Richtig schön und viel Gänsehaut! Wenn ich das so lese, ist es für mich auch absolut klar, dass das nur ein Zeichen sein kann, ja sein muss! Und dann wird mir warm ums Herz, weil ich dann daran glauben kann, dass ich meinen Vater wiedersehen werde. Und das tut in all dem Vermissen und in all der Sehnsucht richtig gut. Die reale Hoffnung, dass nicht alles einfach vorbei ist. Dass es ihn noch gibt, und dass nichts von seinem Wesen, das ich so liebe, verloren gegangen ist.


    Nur leider habe ich bis jetzt noch keine solchen eindeutigen Zeichen bekommen. Ich wünsche es mir so sehr, wahrscheinlich zu sehr. Manchmal denke ich auch, dass mein Papa im Jenseits vielleicht auch mit anderen Dingen beschäftigt ist oder einfach auch Zeit braucht, sich da zurechtzufinden und seine neue Welt kennenzulernen. Aber das ist wahrscheinlich viel zu menschlich gedacht.


    Ich bin eben auch eine grosse Zweiflerin. Ich hinterfrage alles, denke über alles immer wieder aus verschiedensten Blickwinkeln nach, und verzettle mich dabei nicht selten so sehr, dass ich gar nicht mehr weiss, was ich glauben kann und soll. Deshalb tut es mir so gut, wenn ich bei anderen Menschen diese Gewissheit spüre, dann färbt das ein wenig auf mich ab und gibt mir die Hoffnung zurück, die ich an manchen Tage schon fast aufgegeben habe. An dunklen, schweren und trostlosen Tagen.


    Danke.


    <3 Silvia

    Liebe Melanie


    ICH KANN ES NICHT VERSTEHEN. Wie kann ein Menschenleben innerhalb weniger Tage einfach verschwinden!? Man denkt, dass es nicht sein kann, dass es eigentlich unmöglich ist.


    Genau so ist es für mich auch. Ich kann es auch immer noch nicht verstehen. Innerhalb weniger Tage ist der so geliebte und einzigartige Mensch einfach weg, kommt nie mehr nach Hause, keine neuen Erinnerungen mehr, keine Fotos, keine Nachrichten mehr, keine Telefonate, einfach nichts mehr. Nur noch Leere und Stille. Dafür sind die Gedanken im Kopf umso lauter und lassen einen nicht zur Ruhe kommen und keinen Frieden finden.

    Ihr Lieben


    Wie schön, dass ihr die Meditation gemeinsam machen konntet. Ich bin gestern tatsächlich eingeschlafen und erst nach 22 Uhr das erste Mal wieder aufgewacht. Ich habe mich auch heute noch recht energielos durch den Tag geschleppt, jetzt geht es ein wenig besser.


    Ich würde es schön finden, wenn wir die Meditation an einem Abend wiederholen könnten, wenn ihr auch mögt.

    Liebe Kerstin


    Ich hänge auch oft abends meinen melancholischen Gedanken und Erinnerungen nach, wenn ich nicht gerade weine oder total erschöpft ins Bett falle.


    Ich kann es mir so gut vorstellen, die Dunkelheit und die Stille, und wie du dann auf einmal die Nachtigall hast singen hören. Wie schön und traurig zugleich: Liebe, Melancholie, Seele.


    Ich war seit Samstagnacht leider krank (Magen-Darm-Infekt) und erst heute Abend fühle ich mich wieder einigermassen in Ordnung. Während ich mich so erschöpft und müde durch den Tag geschleppt habe, musste ich ständig an meinen Vater denken. Er war die Tage vor seiner notfallmässigen Einlieferung ins Krankenhaus auch sehr matt und müde und konnte am letzten Abend nicht mal mehr alleine aufstehen. So also muss er sich gefühlt haben, alles ist zuviel, jeder Schritt braucht so viel Energie und man will sich einfach nur hinlegen und die Augen zumachen. Und wie es ihm dann erst im Krankenhaus ging, trotz Behandlung wurde er immer müder und müder und hatte immer noch weniger Energie, bis er dann nicht mal mehr sprechen konnte.


    Ach, diese Bilder überlagern im Moment alles, andere Erinnerungen bekomme ich gerade nicht zustande. Ich sehe ihn immer nur, wie er so schwach und krank war und schliesslich tot. Es ist zum Verzweifeln. Ich möchte nur alles rückgängig machen können und ihn wieder zurückhaben. Morgen ist er schon 12 Wochen tot, einfach von uns gegangen, einfach weg, nie mehr kommt er zurück. 3 Monate schon mache ich das jetzt mit, und kein Ende in Sicht. Und niemand bereitet einen darauf vor, wie schwierig und schwer das alles ist. Und niemand kann einem helfen, und die meisten erwarten dann auch noch, dass man einfach nach ein paar wenigen Wochen wieder weiterlebt, als sei nichts passiert. Dabei hat sich doch alles verändert.

    Guten Abend ihr Lieben


    Ich bin total erschöpft und bin noch nicht sicher, ob ich an der Meditation mitmachen kann. Ich habe einen Magen-Darm-Infekt erwischt, ist gestern Nacht aus heiterem Himmel losgegangen. Das Schlimmste habe ich hinter mir, bin aber natürlich noch geschlaucht. Bringe gleich meine Tochter ins Bett und es könnte gut sein, dass ich dabei einschlafe...


    Silvia

    So geht es mir auch. Ich habe auch immer gedacht, hoffentlich leben meine Eltern noch ganz lange und bleiben gesund. Und ich habe auch daran geglaubt, denn ich habe miterlebt, wie drei von vier Grosseltern sehr, sehr lange und relativ gesund leben durften, sie wurden alle über 93 Jahre alt und konnten friedlich sterben. Und so bin ich davon ausgegangen, dass es mit meinen Eltern dann gleich wäre. Und habe mich in falscher Sicherheit gewiegt. Jetzt hat es mich getroffen, mein Vater musste so früh und unerwartet sterben. Und nur diejenigen, die so einen Verlust auch erlebt haben, können mich verstehen, und das sind nicht viele.

    Liebe Helga, liebe Andrea, liebe Julia


    Ich danke euch für eure Antworten und Gedanken und eure lieben Wünsche. Sie sind seltsam, diese leichteren Tage, als ob etwas fehlen würde.


    Heute war ein durchmischter Tag, am Morgen konnte ich zusammen mit meiner Tochter gründlich die Wohnung putzen, das tat mir gut und meine Tochter hatte Freude, mit dem Putzlappen und der Sprühflasche mit Wasser mit mir mitzumachen. Am Nachmittag wurde mir das Herz dann aber wieder sehr schwer. Ich habe ohne besonderen Grund wieder ganz intensiv daran gedacht, wie ich meinen Vater kurz vor seinem Tod noch am Krankenbett besuchen konnte. Die Bilder kamen kristallklar vor mein geistiges Auge, wie ich ihm sein Lieblingslied "Biscaya" von James Last vorgespielt habe, wie er den Kopf zu mir gedreht hat und mich zum allerletzten Mal angeschaut hat (was ich damals aber nicht wusste). Dieser Blick muss ihn sehr viel Kraft gekostet haben. Wie soll ich das je vergessen? Wie soll ich je Frieden finden damit, dass ich nicht mehr mit ihm reden konnte, ihn nicht mehr umarmen konnte, ihn einfach gehen lassen musste? Dann das allerletzte Bild von ihm, tot, wie er daliegt, bewegungslos, sein Körper ganz kalt, noch im gleichen Bett wie er einige Stunden am Abend vorher gestorben war. Sein Gesicht war entspannt und friedlich, aber es war trotzdem nicht so, wie ich ihn in Erinnerung behalten möchte, und doch überlagert es alle anderen Bilder. Der Tod ist so grausam und brutal.


    Meine Mutter, meine Tochter und ich waren dann noch auf dem Friedhof. Wir haben frische Blumen auf das Grab gebracht und waren einfach ein Weilchen dort. Das Kreuz mit seinem Namen drauf ist jedes Mal wie ein Schlag in den Magen. Dass er dort liegt! Es kann doch nicht sein! Mein Gehirn hat das immer noch nicht richtig verstanden.


    Heute Abend geht es wieder ein bisschen besser. Es ist ein Auf und Ab, furchtbar anstrengend. So ausgeliefert ist man diesen Gefühlen und Gedanken. Wenn ich hier schreiben kann, hilft mir das auch ein wenig, mich selber besser zu verstehen, und damit bekomme ich ein Quäntchen Kontrolle zurück.


    Ich freue mich auf unsere gemeinsame Meditation morgen Abend.

    (Noch eine kurze Ergänzung zur Meditation, für diejenigen, die es noch nicht gesehen haben: Schaut nach im Thread "Gemeinsame Aktivitäten", dort steht alles.)


    Alles Liebe

    Ich bin morgen um 21 Uhr auch dabei. Ich habe die Meditation noch nicht gemacht, ich spüre aber jetzt schon, dass sie mir gut tun wird. Vor allem zusammen mit euch allen.


    Bis morgen und eine liebe Umarmung an alle <3

    Liebe Melanie


    Diese Idee mit der geführten Meditation gefällt mir sehr gut. Ich habe die ersten paar Sekunden des Videos laufen lassen, und die Musik hat mich gerade sehr angesprochen.


    Ich weiss, dass morgen Samstag ist, und dass das vielleicht nicht der geeignetste Abend ist und auch ein wenig kurzfristig, mir würde es jedoch gut passen.


    Was meint ihr, wenn wir uns morgen um 20.30 treffen und die Meditation gemeinsam starten. Ich würde auf jeden Fall eine Kerze anzünden und ein Bild von meinem Papa aufstellen.


    Ich bin aber auch für einen anderen Abend zu haben.


    Liebe Grüsse

    Silvia

    Ihr Lieben


    Nach all den intensiven Gefühlen vom Wochenende wegen des Gedenkgottesdienstes fühle ich mich heute ein wenig ruhiger. Ich konnte vieles erledigen, was ich all die Wochen vor mich hergeschoben habe, weil mir einfach die Energie dazu gefehlt hat, und ich das Gefühl hatte, wozu, ist doch alles egal, nichts ist mehr wichtig, mein Papa ist weg und kommt nie mehr wieder!


    Ich habe zum Beispiel endlich die Winterkleider und -schuhe meiner Tochter aussortiert, das war wirklich überfällig. Ich wollte das Ende März machen wie immer, und als am 30. März dann mein Vater gestorben ist, hat das jede Priorität verloren. Und so möchte ich die Zeit nutzen, noch ein paar andere unerledigte Aufgaben anzupacken, so lange ich mich ein wenig besser fühle.


    Ich traue der Ruhe aber nicht; ich spüre, dass die dunkle Last der Trauer sich nur ein wenig angehoben hat, sich jedoch schon bald wieder über mich senkt. Aber ich nehme die Verschnaufpause gerne an, es tut gut, mal ein wenig durchatmen zu können. Mein Vater fehlt mir trotzdem so unendlich. Den ersten Sommer ohne ihn erleben zu müssen, fühlt sich falsch an, als ob es gar nicht wahr wäre. Er ging doch immer so gerne schwimmen und gönnte sich jedes Mal ein Eis. Ich sehe ihn vor mir, wie er sich mit seiner kleinen Badetasche auf den Weg machte an heissen Sommertagen, eine Computerzeitschrift oder die Zeitung mit im Gepäck. Und dann erfrischt und zufrieden zurück kam. Und jetzt kommt er nie mehr zurück. Bei solchen Erinnerungen kann ich nur immer wieder den Kopf schütteln und denken, dass das doch nicht sein kann, dass er für immer weg ist.


    Aber er ist weg, von uns gegangen vor 11 Wochen und 4 Tagen und 4 Stunden. Und wieder schüttle ich den Kopf in Unglauben, fassungslos, dass ich so etwas schreiben muss, über meinen eigenen, über alles geliebten Vater.


    Euch allen eine gute Nacht mit viel Schlaf und guten Träumen.

    Silvia

    Liebe Andrea


    Bei uns war am Sonntag auch ein Gedenkgottesdienst für meinen Vater. Und es hat mich sehr mitgenommen, es war ein bisschen wie eine zweite Beerdigung. Gleichzeitig aber konnte ich sehr intensiv an meinem Vater denken und ihn sehr nah bei mir spüren. Der Gottesdienst war schön gestaltet, die Musikauswahl hat mich überrascht, es waren keine typischen Kirchenlieder, sondern sehr stimmungsvolle Musik, von einer Sängerin mit wunderschöner Stimme und mit viel Gefühl vorgetragen. So war es trotz all der Tränen doch gut, auf diese Weise noch einmal Abschied zu nehmen und zu wissen, dass nun in der Kirche auch ein Lichtlein für meinen Vater brennt, an der Osterkerze entzündet.


    Du sprichst mir aus dem Herzen, wenn du schreibst, wie schwer es ist, dass wir nun unser Leben, das so eng mit unseren verstorbenen Eltern verknüpft war, neu ausrichten müssen. Wir werden dazu gezwungen, ganz plötzlich und ohne Vorbereitung ohne sie zu leben, und das, wo sie doch so einen wichtigen Teil unseres Lebens ausmachten, wir uns immer auf sie verlassen konnten und sie uns so viel Stabilität und Lebensfreude geschenkt haben. Mein Vater fehlt mir jeden Tag so sehr, all die kurzen, zufälligen Begegnungen, im Garten, im nahen Park, auf dem Parkplatz, im Strandkorb - passieren einfach nicht mehr, nie mehr. Und die grösseren, geplanten Treffen, etwa zum Mittagessen oder zum Kaffee draussen auf der Terrasse hinterlassen eine riesige Lücke.


    Es wird noch so lange weh tun und diese Lücke kann nichts und niemand schliessen.


    Eine liebe Umarmung

    Silvia

    Liebe Andrea


    Ja, dieses "nie mehr" ist so schrecklich, und jeden Tag realisiert man mehr, was nie mehr möglich sein wird. Absolut grausam und für jemanden, der so einen Verlust noch nicht erlebt hat, einfach nicht nachvollziehbar. Auf so etwas ist man wirklich nicht vorbereitet, auf so einen Schmerz und auf all die Gefühle, die so ein Verlust noch mit sich bringt. Für mich ist es das Allerschlimmste, was bisher in meinem Leben passiert ist. Niemals hätte ich mir vorstellen können, wie tief der Schmerz ist, wie schwer das Herz einem sein kann in jeder wachen Minute und wie sehr einen Bilder und Gedanken quälen können.


    Ich kann deine Fragen, die du dir stellst, absolut verstehen. Die Grübeleien darüber, wie der Tod hätte verhindert werden können. Wenn man vielleicht eine andere Entscheidung getroffen hätte. Wenn die Umstände andere gewesen wären. Wenn, wenn, wenn,... Mir geht es genauso. Auch jetzt noch ertappe ich mich manchmal wieder dabei, wie ich ein Szenario in meinem Kopf durchspiele, bei dem mein Vater überlebt hätte. Und da gibt es immer wieder neue Versionen davon, weil mir immer noch mehr Dinge einfallen, die wir vielleicht hätten anders machen können. Mir ist natürlich klar, dass das alles nichts mehr ändert, und doch kann ich es oft nicht stoppen. Gerade in den ersten Wochen waren diese Gedanken sehr präsent, unterdessen kommt es zum Glück nicht mehr so häufig vor, aber eben immer noch ab und zu. Ich kann nur hoffen, dass ich irgendwann wirklich Frieden finden kann mit den Ereignissen und dieses Hadern aufhört. Erst dann ist wohl ein Akzeptieren möglich. Aber davon bin ich noch weit entfernt.


    Ich hatte, als ich nach drei Wochen wieder anfing zu arbeiten, schon Bedenken, ob ich es schaffen würde. Mir hat es aber geholfen, ein Stück weit wieder ein wenig Normalität zurückzugewinnen. Und erstaunlicherweise ging und geht es recht gut. Aber ich arbeite auch nur an zwei Tagen pro Woche, so dass ich noch genügend Zeit habe für mich und für meine Gedanken, für Besuche auf dem Friedhof oder für Spaziergänge. Die Arbeit ist tatsächlich eine Ablenkung, die einzige, die bei mir funktioniert, da ich mit meiner Arbeit nicht sehr viel mit meinem Vater verknüpfe, eigentlich fast gar nicht. Das heisst, da erinnert mich nichts an ihn, da gibt es keine Trigger, die etwas auslösen könnten.


    Mein liebstes Trauerbuch ist "Meine Trauer wird dich finden" von Roland Kachler. Mir hat das Kerstin (Nelo) empfohlen, sie ist auch hier im Forum. Ich kopiere dir meinen Eintrag zu diesem Buch hier herein, dann bekommst du vielleicht einen Eindruck, ob es auch etwas für dich wäre. Der Autor ist Psychotherapeut und hat seinen Sohn verloren, als dieser 16 Jahre alt war, er schreibt also wirklich aus eigener schmerzhafter Erfahrung.



    Nun wünsche ich dir eine erholsame Nacht und dass du gedanklich ein wenig zur Ruhe kommen kannst.


    Ganz liebe Grüsse

    Silvia

    Liebe Kornblume


    Ich danke dir.


    Ich hoffe so sehr, dass es so ist, wie du schreibst. Aber im Moment kann ich es mir nicht so richtig vorstellen, dass meine Sehnsucht irgendwann milder und sanfter wird. Und auch die Dankbarkeit hat sich noch nicht eingestellt. Die Erinnerungen schmerzen noch viel zu sehr, als dass ich Dankbarkeit dafür empfinden könnte. Ich fühle nur den unglaublichen Verlust und die Trauer darüber, dass keine weiteren Erinnerungen dazukommen. All die gemeinsamen Zeiten sind für immer vorbei, auf dieser Welt und solange ich lebe.


    Das, was sich liebt, kann auch der Tod nicht trennen.

    Ja, das empfinde ich genau so. Die Liebe zu meinem Vater ist das einzige im Moment, was mir Trost gibt. Denn die ist noch da, und wie stark und gross! Und so weiss ich, dass er in meinem Herzen weiterlebt und wir noch immer ganz fest verbunden sind.

    Liebe Sveti, liebe Helga, liebe Kerstin, liebe Isabel


    Ganz lieben Dank an euch für eure lieben Worte. Und ganz spezieller Dank an dich, Kerstin, dass du am Sonntag so lieb an mich gedacht hast. Ich stehe noch immer unter dem Eindruck des Gottesdienstes, die Musik des Schlussliedes Hallelujah höre ich innerlich und kann den Text schon fast auswendig. Das fasst so treffend zusammen, was mir immer wieder durch den Kopf geht. Wie schwer es fällt, dieses endgültige Abschiednehmen, das Alleinsein, all die Gedanken an die gemeinsamen schönen Zeiten, und auch die Hoffnung auf ein Wiedersehen, die Hoffnung, dass es den geliebten Menschen noch gibt in einem neuen Land.


    Und es ist so, wie du schreibst, Isabel. Ich werde meinen Papa mein Leben lang vermissen, und das ist in Ordnung. Ich darf ihn vermissen, mein ganzes Leben lang, und ich darf Sehnsucht haben und Heimweh. Denn es ist mein Papa, der nicht mehr da ist. Ich muss ihn nicht loslassen, denn er ist in meinem Herzen, und dort wird er bleiben, solange ich lebe. Und danach sehe ich ihn hoffentlich wieder im neuen Land. Und all jene, die mir vorausgegangen sind.


    Schlaft alle gut :19:

    Liebe Andrea


    Auch von mir mein aufrichtiges Beileid und Mitgefühl. Ich kann alles genau nachfühlen, wie es dir geht. Die Unfassbarkeit, die Ohnmacht und Hilflosigkeit, das Vermissen, die Sehnsucht und das Heimweh. Dann noch die bohrenden Fragen, ob man es hätte verhindern können. Schuldgefühle. Es ist so viel, womit die Psyche konfrontiert ist, und alles so plötzlich und ohne jede Vorbereitung. Es ist so schwer, nach einem solchen Verlust weiterzuleben. Es tut so weh, jede Sekunde; und jede Minute, die verstreicht, ist eine Minute mehr ohne den über alles geliebten Menschen. Das auszuhalten ist mehr als man denkt, verkraften zu können. Und doch hält man es aus, muss man irgendwie durch die Tage kommen.


    Bei mir ist es seit gestern 11 Wochen her, seit mein über alles geliebter Vater gestorben ist. Wir hatten auch ein sehr enges Verhältnis, ich habe ihn jeden Tag gesehen und wir haben Tür an Tür gewohnt. Ich weiss nicht mehr, wie ich die ersten zwei Wochen überstanden habe, da hatte ich dieses Forum noch nicht gefunden. Ich vermute, dass ich im Schockzustand war und erst nach und nach wirklich realisieren konnte, was passiert ist und vor allem, was es bedeutet, ohne meinen Papa leben zu müssen. Und dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, mein Herz ist so schwer vor Trauer, aber auch meine Liebe wächst von Tag zu Tag. Und das tröstet mich immer wieder ein wenig.


    Was mir hilft ist das Schreiben über meinen Schmerz. Das Weinen. Das bringt ein wenig Erleichterung, wenn auch nur kurzfristig, aber immerhin. Und das Gefühl, verstanden und ernst genommen zu werden. Das finde ich ich hier im Forum. In der realen Welt ist es oft schwer, echtes Verständnis zu finden, bzw. irgendwann wird es den Menschen um uns herum zu viel mit unserer Trauer und sie wissen nicht mehr, was sie sagen oder tun sollen. Für mich aber ist es das wichtigste Thema überhaupt und ich brauche einen Ort, wo ich das leben kann, wo ich erzählen kann über meinen Vater, darüber, was passiert ist, wie es mir geht, auch wenn es sich wiederholt. (Und das tut es.) Und auch das finde ich hier.


    Ich habe mir auch Bücher über das Trauern gekauft, die mir vor allem in der ersten Zeit ein wenig Trost gespendet haben und Verständnis für mich selber und meine Situation. So ein Verlust ist purer Stress für unsere Seele, und damit umzugehen, verlangt uns so viel ab. Auch hier im Forum lese ich immer wieder, dass Trauern Schwerstarbeit ist für Körper und Seele. Und das empfinde ich genau so. Das ganze Leben ist auf den Kopf gestellt, und doch muss man irgendwie weitermachen.


    Gerade an schönen, ruhigen Abenden wie heute, bin ich besonders traurig, weil ich dann immer daran denken muss, dass mein Vater nie mehr diese Ruhe und Milde des Abends spüren kann, nie mehr die frische, laue Abendluft tief einatmen kann und nie mehr das Auge schweifen lassen kann über See und Berge. Manchmal, ganz sachte, spüre ich aber dann auf einmal eine tiefe Verbundenheit mit meinem Papa und spüre ihn ganz nah. Und in solchen Momenten wird mir ein wenig leichter ums Herz und ich habe Hoffnung, dass ich es schaffe, irgendwann wieder ein wenig Frieden zu finden.


    Liebe Andrea, alles Liebe von mir und ganz liebe Grüsse

    Silvia

    Liebe Melanie


    Ich möchte dir schreiben, dass es mir genau gleich geht.

    Über solche Themen zu schreiben, kommt mir immer noch total unwahr und unwirklich vor. Sodass es UNMÖGLICH ist, dass diese Dinge meine Mama betreffen.

    Es ist einfach unbegreiflich und überhaupt gar nicht zu fassen. Gerade eben waren sie doch noch da, mitten im Leben, mitten unter uns, voller Pläne und voller Freude haben sie in die Zukunft geblickt.


    Ich denke, es braucht sehr, sehr, sehr viel Zeit, bis die Realität eingesunken ist und es ist ein schmerzvoller Prozess, bei dem wir erst ganz am Anfang stehen. So habe ich es zumindest für mich akzeptiert. Abkürzen geht nicht, verdrängen geht nicht. Es ist einfach nur unsagbar traurig und bleibt wohl noch ganz lange ganz und gar unbegreifbar.