Jetzt habe ich lange nichts mehr geschrieben. Ich konnte mich einfach nicht aufraffen. Ich bin jetzt seit einer Woche ganz allein. Letzten Dienstag ist meine Schwiegermutter im Alter von 98 Jahren gestorben. Ich weiß, dass sie alt war, aber sie war nicht krank. Sie hat am Montag noch in der Tagespflege Fasching gefeiert. Wir haben wie immer zusammen Abendbrot gegessen, ohne dass irgendetwas war. In der Nacht hat sie mich um halb eins gerufen. Kurz nach eins ist sie in meinen Armen gestorben. Das setzt mir unwahrscheinlich zu. Ich hatte zu ihr ja immer ein gutes Verhältnis.
Posts by Manu-ela
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Liebe Birgit,
ja, ich habe eine Tochter und zwei süße Enkelkinder. Leider wohnen sie weit weg und wir sehen uns nur selten. Meine Tochter ist voll berufstätig und macht am Wochenende eine Weiterbildung. Anfangs hat sie mich noch oft angerufen, jetzt telefonieren wir noch einmal pro Woche. Selbst da merke ich, dass das mehr oder weniger ein Pflichtanruf ist und sie eigentlich mit was anderem beschäftigt ist. Da bereiten mir natürlich auch diese Gespräche keine große Freude.
Eine große Unterstützung ist nach wie vor die Frau von meinem Bruder. Leider ist es mit seiner COPD auch schlimmer geworden. Es ist nicht immer einfach mit ihm (ich meine jetzt für meine Schwägerin). Mittwochs kommen er (wenn er sich gut fühlt) und meine ältere Schwester nachmittags zu mir. Mutti kann ja leider nicht mehr mit. Letzten Mittwoch waren sie schon mittags da, ich habe für uns gekocht. Einmal in der Woche ein normaler Nachmittag.
Von Helmuts Schwestern habe ich keine Unterstützung. Die eine ist ständig krank und jammert nur rum ( und ich denke, sie dramatisiert auch viel), der anderen fällt nur ein, dass sie eine Mutter hat, wenn es ihr in den Kram passt.
Alles nicht so einfach.
Aber was soll ich machen? Einfach dieses Leben ertragen, so lange es dauert.
Liebe Grüße Manuela
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Nächste Woche will ich ins Pfarrbüro, 3. Jahrgedächtnis für Helmut bestellen. Eigentlich habe ich seit seinem Tod mit der Kirche gar nichts mehr am Hut. Ich kann Gott immer noch nicht verzeihen, dass er mir meinen geliebten Mann genommen hat. Ich gehe auch nur noch selten in die Kirche, obwohl ich früher diese Ruhe immer sehr genossen habe. Heute kann ich mich einfach nicht mehr aufraffen. Sonntags geht gar nicht. Erinnert zu sehr an früher, Pflichtgottesdienst. Wenn,dann gehe ich montags. Verrückt, oder?
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Ich habe jetzt schon lange nicht mehr geschrieben. Muss nach wie vor arbeiten gehen und mich um meine Schwiegermutter und meine Mutter kümmern. Die hatte vor ein paar Wochen 2 Schlaganfälle. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber sie hat sich wieder aufgerappelt. Kann wieder reden und mit Rollator laufen.
Mein Mann fehlt mir immer noch jeden Tag. Im April werden es schon 3 Jahre, die ich ohne ihn auskommen muss. Arztbesuche habe ich inzwischen aufgegeben. Wenn ich gehen muss, dann ist es halt so. Ich sehe keinen Sinn mehr, weshalb ich mein Leben künstlich verlängern sollte.
Ich bin immer noch unendlich traurig.
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Ich bin total wütend. Ich habe von den Pflegern erfahren, dass Mutti selbstverständlich das Heim verlassen kann. Aus Vorsichtsmaßnahmen muss sie nur in den Tagen danach getestet werden. Ist ja verständlich, will sie aber nicht. Also behauptet sie einfach, sie darf nicht mehr raus.
Erwartet von uns, dass wir kommen. Für uns ist ja das Testen nicht so schlimm und wir sollen dann auf ihrem stickigen Zimmer sitzen. Mit Lüften hat sie es nicht so.
Meine älteren Geschwister und ich sind uns einig, dass wir das nicht mitmachen. Wir treffen uns weiter mittwochs bei mir und wenn sie nicht will, muss sie eben im Heim bleiben und wir telefonieren nur. Es passt ihr aber auch nicht, dass unsere Treffen auch ohne sie stattfinden.
Sie versucht nach wie vor, einen Keil zwischen uns Geschwister zu treiben. Vor Jahren ist ihr das schon mal geglückt und die Atmosphäre unter uns war total vergiftet. Als vor 11 Jahren unser Vater im Sterben lag, haben wir Tage und Nächte im Krankenhaus verbracht und uns dann eines Nachts ausgesprochen. Dabei haben wir dann rausgefunden, wie unsere Mutter uns jahrelang manipuliert hat und uns geschworen, dass das niemals wieder passieren darf. Seitdem erzählen wir uns immer, was Mutti zu einem gesagt hat, damit keine Missverständnisse mehr aufkommen. Und es läuft zwischen uns wirklich seit Jahren prima. Wir wissen wieder, dass wir uns auf einander verlassen können. Das passt Mutti nicht. Ich habe sie vor einer Weile mal gefragt, ob es ihr lieber wäre, wenn wir auch so zerstritten wären, wie die Kinder ihrer lieben Schwestern. Darauf hat sie mir keine Antwort gegeben.
Es ist meine Mutter, aber emotional habe ich inzwischen viel Abstand. Tut mir trotz allem leid und auch sehr weh.
Aber wenn sie meine ältere Schwester mit ihren Sprüchen so fertig macht, werde ich richtig wütend.
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Liebe Birgit,
ich bin auch froh, dass wir die Feiertage endlich hinter uns haben.
Silvester war zum Glück sehr ruhig. Mein Bruder war mit seiner Frau bei mir. Er ist kurz nach 22 Uhr nach Hause gegangen. Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass er auch COPD hat. Meine Schwägerin und ich haben dann noch lange bei mir auf dem Balkon gesessen. Es war ja ziemlich mild. Ist schon verrückt, dass man im Winter die halbe Nacht auf dem Balkon sitzen kann.
Meine Schwiegermutter ist zur Zeit ziemlich nörgelig. Sie möchte gern verhindern, dass ich nächstes Wochenende wieder zu meiner Tochter fahre und denkt sich jeden Tag neue Wehwehchen aus. Bis jetzt habe ich sie immer nur darauf hingewiesen, dass sie schließlich 96 ist, andere in ihrem Alter froh wären, wenn es ihnen so gut gehen würde. Heute fing sie damit an, einen alten Baum verpflanzt man nicht. Was hat dass damit zu tun, dass sie 2 Nächte bei ihrer Tochter schlafen soll? Zum Glück macht morgen die Tagespflege wieder auf. Da ist Mutter von Freitag Abend bis Sonntag Mittag bei ihrer Tochter. Das ist doch wirklich nicht zuviel verlangt.
Gestern ist unsere Kleine 2 geworden. Am Samstag soll der Geburtstag gefeiert werden und Freitag Abend soll ich bei meiner Tochter einhüten. Sie und ihr Mann haben für irgendeine Veranstaltung Karten.
Heute habe ich mal einen ganz ruhigen Tag gehabt. Ich habe nur gekocht und sonst den ganzen Nachmittag auf dem Sofa gelegen. Wollte dann mal wieder mein Handy aufräumen. Dabei bin ich dann auf die Fotos gestoßen, die wir an Helmuts letztem Abend gemacht haben. Das ist mir damals gar nicht so bewusst gewesen, aber ich habe heute erkannt, dass man ihm auf den Fotos schon ansieht, dass er sterben wird. Ich glaube, an dem Abend war ich einfach nur froh, ihn endlich wieder bei mir zu haben und habe alles andere verdrängt.
Du hast ja nun wieder sehr schwere Tage vor dir. Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit.
Ich denke oft an dich und deine Lieben und umarme euch.
Liebe Grüße Manuela
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Hallo ihr Lieben,
meine Mutter konnte ich gestern doch nicht zu mir holen. Im Heim gibt es wohl einen Coronafall umd sie darf das Heim nicht verlassen. Hört sich jetzt sicherlich blöd an, aber ich war nicht böse. Dafür hat sie mich gestern und heute ständig angerufen. Ich war wirklich genervt, habe es trotzdem geschafft, immer freundlich zu bleiben. Dafür ist sie meine Schwester gestern noch ganz schön angegangen. Die ist nach dem Tod von ihrem Mann noch nicht so weit, dass sie sich wehren kann. Sie hat mich dann angerufen, um sich auszuheulen. Verstehe ich total, aber ich kann auch nicht alles abfangen. ich habe auch noch genug mit mir zu tun.
Heute Nachmittag war Helmuts älteste Schwester hier. Das war ganz schön.
Morgen wollte ich eigentlich einen ruhigen Abend verbringen, wie immer früh ins Bett gehen. Aber mein Bruder hat sich zum Abendbrot angemeldet. Ist nicht schlimm, er geht ja auch immer früh ins Bett und ich muss mich nicht künstlich bis Mitternacht aufraffen.
Der Sohn von meiner "Lieblingsschwägerin" hat vorhin angerufen. Er möchte mit seiner Frau bei uns im Ort Silvester feiern und hat gefragt, ob er hier schlafen kann. Kein Problem. Seine Frau ist Muslimin und ich habe für Neujahr zum Frühstück alles besorgt, was sie auch essen kann. Ich wundere mich immer wieder, wie diese Schwägerin so tolle Söhne haben kann.I Ich vermeide es, mit meiner Schwägerin über ihre Schwester zu reden. ich weiß, dass sie sich seit Monaten auch nicht mehr verstehen, aber da will ich mich nicht einmischen. Im Endeffekt ist Blut eben doch dicker als Wasser.
Für uns ist es wirklich bescheiden. Wir müssen einfach funktionieren.
Ich möchte auch so gern mal sagen, ich kann nicht mehr. Aber das könnte hier niemand verstehen.
Zutiefst traurige Manuela
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Ihr Lieben,
wieder haben wir einen Tag geschafft.
Für mich ist es immer noch schrecklich. Kann es sein, dass unsere Kinder anders trauern, eher loslassen können? Mir kommt es so vor.
Mein Leben ist zur Zeit total beschissen. Meine Schwiegemutter hat es wohl Weihnachten ihrer Tochter nicht einfach gemacht. Sie ist zwar bereit, sie im Januar das Wochenende nochmal zu nehmen, aber dann soll ich mir was anderes einfallen lassen. Es ist ihre Mutter.was anderes kann ich dazu nicht sagen.
Meine andere Schwägerin möchte ihre Mutter gern bei mir rausholen. Sie will sich aber nicht selbst kümmern, das sollen ihre Schwester und ihr Mann machen. Die bedanken sich. Meine Schwiegermutter will aber
auch bei mir bleiben .
Ich habe sie wirklich gern, aber im Moment macht sie mir auch das Leben schwer. Sie kann nicht verstehen, weshalb ich unbedingt zum 2. Geburtstag meiner kleinen Enkelin will. Sie könnten doch den Geburtstag auch bei uns feiern. Am Freitag ist dort Brückentag, Kindergarten hat zu, aber meine Tochter und ihr Mann müssen arbeiten. Bei mir passt es diesees Jahr,dass ich einspringen kann.
Morgen hole ich noch meine Mutter zum Mittag. Selbstgeisselung? Heiligabend war sie bei meiner jüngeren Schwester. Die hat dann geweint, weil Mutti ihr den ganzen Abend mit ihrer Nörgelei verdorben hat. Müssen wir uns da alles gefallen lassen?
Ich bin oft derart genervt, dann sage ich mir, es ist meine Mutter und Helmuts Mutter und versuche wieder, runterzukommen. Helmuts Schwester schlug vorhin vor, dass ich für Schwiegermutter Beruhigungstabletten verschreiben lasse, aber ich will sie doch nicht einfach ruhigstellen.
Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist.
Manuela
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Ich bin wieder zu Hause. Eigentlich wollte ich bis morgen bei meiner Tochter bleiben, aber es ging nicht. Ständig schwirrte mir durch den Kopf, wie gern Helmut seine Enkeltöchter so erlebt hätte. Ich musste ständig heulen. Vielleicht war es auch zu früh, dass ich Weihnachten weggefahren bin. Ich habe heute Mittag die beiden noch ins Bett gebracht, dann bin ich wieder gefahren. Ich will auch mit meiner trübseligen Stimmung niemanden auf den Geist gehen. Lieber heule ich hier alleine vor mich hin.
Ich weiß nicht, wie ich die nächsten Jahre überstehen soll. Es ist jetzt das zweite Weihnachten ohne Helmut, aber es wird immer schlimmer.
Ich leide unendlich, wie ihr auch.
Manuela
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Hab vielen Dank Isabel.
Die Messe zu Helmuts Geburtstag ist ausgefallen. ich war an diesem Tag lange auf dem Friedhof.
Trotzdem bin ich von einigen angesprochen worden, weshalb keine Messe war. Muss man sich ständig rechtfertigen?
An dem Tag ist noch meine "Lieblingsschwägerin" aufgetaucht. Sie war zu einer Feier eingeladen und hat bei uns geschlafen. Sie hat mich auch die ganze Zeit ignoriert, noch nicht mal guten Tag gesagt.
Ich war richtig froh, als die Tochter von meiner jüngeren Schwester mich abgeholt hat, damit ich den Abend nicht allein bin.
Meine andere Schwester wurde auch abgeholt. Es wurde dann doch noch ein einigermaßen angenehmer Abend unter Geschwistern.
Morgen muss ich noch mal arbeiten. Übermorgen, an meinem Geburtstag, fahre ich zu meiner Tochter. Ich möchte hier einfach keinen sehen und verbringe den Tag lieber mit meinen Enkelkindern.
Es war einfach ein beschissenes Jahr und ich sehe noch nichts, was 2022 besser wird.
Manuela
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Morgen noch, dann ist wieder eine Woche geschafft. Wie schön war es früher, wenn man sich gemeinsam auf das Wochenende gefreut hat. Jetzt bin ich zwar froh, wenn ich eine Arbeitswoche geschafft habe, weiß aber mit den Wochenenden auch nichts anzufangen.
Eigentlich gibt es bei mir auf dem Grundstück genug zu tun, aber ich kann mich einfach nicht motivieren. Mir ist alles so egal geworden.
Ich habe noch keinen Plan, wie es weitergehen soll.
Helmuts Geburtstag rückt immer näher. Eigentlich wollte ich eine Messe für den Tag bestellen. Ich bin mir so unsicher, ob ich das schaffe. Durch den Tod meines Schwagers war ich jetzt so oft in der Kirche, dass ich nicht sicher bin, ob ich vor Weihnachten noch so eine Messe verkrafte. Schwiegermutter meint, beten kann man überall. Dafür muss man nicht in die Kirche.
Ich habe am 23.12. Geburtstag. Das fällt aber aus. Ich habe allen gesagt, dass ich nichts mache und auch keinen Besuch möchte. Ich kann es einfach noch nicht ertragen, lauter Pärchen zu sehen und mein Helmut fehlt.
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Ihr Lieben,
mir geht es genauso beschissen wie euch.
Heute habe ich lange mit meiner Schwester telefoniert. Sie war heute auch ganz down. Sie kommt sich so übrig, so zurück gelassen vor. Ihre jüngste Tochter hat wohl gefragt, was los sei, weil sie so geweint hat. Meine Schwester hat Recht, unsere Kinder können unseren Schmerz nicht richtig nachvollziehen. Sie trauern zwar auch, aber sie haben inzwischen ihre eigenen Familien. Meine Schwester meinte nur, ab 18 Uhr ist jeder bei seiner Familie und sie hat den langen Abend allein vor sich.
Ich gehe inzwischen immer früh ins Bett. Ich stehe ja auch immer gegen 5 wieder auf. Dieser Rhythmus hat sich jetzt so ergeben. Ich glaube, für mich ist es gut, dass ich mich um meine Schwiegermutter kümmern muss. Da habe ich eine Aufgabe, die mich noch aufrecht hält.
Heute Nachmittag war Helmuts eine Schwester hier. Sie hat mir eine Amaryllis zum Nikolaus geschenkt und Kuchen mitgebracht. Ich war überrascht, habe mich aber auch gefreut. Ich habe ihr gesagt, dass ich im Januar noch mal ein Wochenende zu meiner Tochter muss. Ihr Kommentar war nur, ob es dann nicht Sinn macht, einen zweiten Toilettenstuhl zu kaufen, der bei ihr bleibt. Dann muss ich den anderen nicht immer hin- und herschieben. Damit hat sie mich auch überrascht. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass ich sie überreden muss, dass sie sich noch mal um ihre Mutter kümmert. Wirklich positiv überrascht. Eigentlich wollte Helmuts andere Schwester ihre Mutter über Weihnachten zu sich nehmen, hat sie jedenfalls im Sommer gesagt. Aber jetzt sagt sie nichts mehr davon.
Am Wochenende kommt meine Schwester wieder zum Essen. Es ist sicherlich gut, wenn sie mal wieder rauskommt. Samstag war ich bei ihr. Da war 4-Wochenamt für meinen Schwager. Hinterher habe ich noch bei ihr Abend gegessen.
Unsere jüngste Schwester ist 11 Jahre jünger als ich. Die ist nicht gekommen, weil sie zu einer Grillparty eingeladen war. Ich mache ihr keinen Vorwurf, sehe aber die Altersunterschiede und die damit verbundenen Prioritäten.
Wir müssen alle sehen, wie wir mit unserem restlichen Leben klarkommen.
Ich hoffe nur, meines dauert nicht mehr so lange.
Manuela
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Liebe Birgit,
mein Tag war mal wieder absolut bescheiden. Vorhin war der Chef von der Tagespflege hier, um mir zu sagen, dass sie wegen Corona ab sofort schließen. Ich muss aber weiter arbeiten. Ich weiß im Moment nicht, wie ich das bis Weihnachten stemmen soll. Meine Schwiegermutter geht zwar nur zweimal in der Woche, aber meine Arbeitszeiten sind darauf abgestimmt. An den Tagen, wenn sie zu Hause ist, arbeite ich nur bis Mittag. An den anderen den ganzen Tag. Morgen habe ich schon ein Problem, was nicht eingeplant war. Schwiegermutter ist zu Hause und ich bin den ganzen Tag weg. Ich habe ein absolut ungutes Gefühl. Die Corona-Zahlen steigen und steigen.
Vorhin hat meine Tochter angerufen. Ihre Schwiegereltern sind nicht geimpft und auch nicht bereit, sich vor dem Weihnachtsfest testen zu lassen. Ihr Mann hat wohl gesagt, dass sie dann nicht kommen können. Sie gefährden ja sonst die Kleinen. Sie verzichten lieber auf Weihnachten mit den Enkelkindern, als sich zu testen. Ich mag die Eltern von meinem Schwiegersohn wirklich, aber für dieses Verhalten fehlt mir jedes Verständnis.
Irgendwie ist die ganze Welt aus den Fugen geraten.
Ich weiß einfach nicht weiter.
Ich wünsche dir eine gute Nacht mit deinem Helmut und Nadja im Herzen.
Meinen Helmut nehme ich auch gleich in den Arm
Traurige Manuela
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Ihr Lieben,
wieder haben wir einen Tag überstanden. Anders kann ich es noch nicht nennen, obwohl es für mich schon die zweite Adventszeit ist, die ich ohne Helmut erleben muss. Ich finde auch nicht, dass irgendetwas einfacher geworden ist. Er fehlt mir nach wie vor jeden Tag.
Ich habe jetzt aber eine Beschäftigung für mich gefunden. Ich restauriere das Puppenhaus, das Helmut und ich vor 35 Jahren für unsere Tochter gebaut haben und inzwischen über 30 Jahre auf dem Dachboden vor sich hin gegammelt hat. Unsere Tochter hat sich nie für Puppen interessiert. Sie konnte mit einem Werkzeugkoffer mehr anfangen, war halt ein Papakind. Meine Enkeltöchter sind richtige Puppenmuttis. Ich freue mich schon darauf, wenn sie im Februar hier sind und dann das alte Puppenhaus von ihrer Mama fertig ist.
Da sind wenigstens ab und zu ein paar Stunden, wo ich wirklich wieder etwas Freude am Leben verspüre.
Ansonsten vergeht ein Tag wie der andere. Außer dem Schwibbogen und dem Adventsgesteck von meiner Schwägerin habe ich auch nichts stehen. Ich werde auch keinen Weihnachtsbaum aufstellen. Ich habe mir zwar letztes Jahr einen kleinen künstlichen gekauft, weil meine Tochter mit Familie hier war. Aber dieses Jahr nur für mich will ich das nicht. Auch meinen Geburtstag lasse ich ausfallen. Ich ertrage es noch nicht, lauter Pärchen hier zu haben und Helmut fehlt.
Mein Schwiegervater ist vor fast 24 Jahren gestorben. Meine Schwiegermutter hält immer noch jeden Tag eine Gedenkstunde mit Kerze vor seinem Bild ab.
Ich wünsche euch allen noch einen halbwegs angenehmen Abend.
Manuela
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Liebe Birgit,
es geht mir nicht so gut. Aber das kennst du ja von dir. Tagsüber muss ich irgendwie funktionieren, am schlimmsten ist es immer abends.
Meiner Schwester geht es zwar körperlich gut, aber sie hat auch mit dem Verlust zu kämpfen. Ihr Mann war ja schon viele Jahre krank, trotzdem kommt der Tod immer zu früh. Es gab schon oft Situationen, wo sie geglaubt hat, er schafft es nicht. Aber er hat sich immer wieder aufgerappelt. Diesmal hat sie gedacht, es ist nicht so schlimm, wird schon wieder. Leider falsch gedacht. Die erste Zeit hat sie in seinem Pflegebett geschlafen. Das stand im Wohnzimmer, wurde aber inzwischen abgeholt.
Bei ihr kommen auch noch die finanziellen Sorgen dazu. Sie hat ihn ja die ganze Zeit gepflegt. Das Geld ist weg und Rente bekommt sie noch nicht.
Gestern Nachmittag hatte ich noch Helmuts eine Schwester eingeladen. Sie war heute auch hier und hat mir gesagt, wie wohl sie sich gefühlt hat mit meinen Geschwistern.
Helmuts andere Schwester wirft mir vor, dass ich mich mit meinen Geschwistern so gut verstehe. Ist das nicht verrückt?
Ich habe meiner Schwester gestern von dem Kissen erzählt, sie meinte, sie könne mit Kissen nicht schlafen. Ich habe ihr gesagt, dass ich auch nicht mit Kissen unter dem Kopf schlafen kann, es mir aber gut tut, wenn ich es nachts einfach im Arm halten kann. Jeder geht anders mit seiner Trauer um. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich Helmuts Asche in einer Urne in meiner Wohnung hätte.
Gut, sie hat ja noch die Kette mit seiner Asche. Mir ist trotzdem mein Kuschelkissen lieber.
Liebe Grüße
Manuela
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Ihr Lieben,
ich habe meine dritte Impfung vor gut zwei Wochen bekommen. Ich hätte mich nicht darum gekümmert, aber mein Hausarzt hat angerufen und gesagt, dass ich dran bin. Meine ersten beiden Impfungen waren mit Astra, jetzt habe ich Biontech bekommen. Und gleich in den anderen Arm die Grippeschutzimpfung.
Für mich persönlich wäre es mir egal, aber ich muss ja versuchen, meine Schwiegermutter, meine Mutter und meine Schüler zu schützen. Ob es wirklich hilft, keine Ahnung. Jetzt haben Bekannte von mir Corona, die zweimal geimpft waren. Meine Schwester hatte ja zum Glück einen leichten Verlauf, aber die beiden liegen richtig flach.
Was mich im Moment so fertig macht, ist die Spaltung in der Gesellschaft. Die Ungeimpften bei uns im Kollegium denken dauernd, sie müssen sich rechtfertigen. Und das wir Geimpften auch nicht sicher sind und andere anstecken können. Das stimmt schon, aber die Situation belastet mich schon. Manche geimpfte Kollegen möchten sich nicht mit den anderen in einem Raum aufhalten. Die ganze Atmosphäre ist irgendwie vergiftet. Dazu kommen die hohen Zahlen an Infizierten bei uns. Klar, dass alle Angst haben.
Ich wünsche mir im Moment einfach einen Lockdown, damit alle mal wieder zur Ruhe kommen.
So kann es doch nicht weitergehen.
Liebe Grüße
Manuela
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Liebe Birgit, mein Tag fing auch ganz gut an. Ich hatte meine Geschwister und meine Mutter zum Essen eingeladen. Musste also den ersten Advent nicht allein nur mit meiner Schwiegermutter verbringen. Es war auch ganz nett. Ich hatte natürlich Mal wieder viel zu viel gekocht. Also konnten sie noch für morgen einpacken. Aber nach dem Kaffee sind alle wieder gefahren. Jetzt sitze ich wieder allein hier und frage mich, was ich hier noch soll.
Von meiner Tochter kamen heute auch nur Vorwürfe, wie ich zu diesen Zeiten mit 6 Personen zusammen sein kann. Morgen auf Arbeit sind wir viel mehr, aber das ist ja auch was anderes.
Ich weiß auch nicht, wie es weiter gehen soll. Ich habe einfach zu nichts mehr Lust.
Jetzt zum Advent habe ich mir nur einen Schwibbogen aus dem Keller geholt. Mehr wollte ich nicht. Vorhin war meine Schwägerin hier, sie hat mir ein Adventsgesteck gebastelt. Absolut lieb von ihr, aber ich wollte es nicht. Kann ich aber nicht sagen.
Morgen um 5 ist die Nacht zum Glück wieder vorbei. Dann geht der normale Wahnsinn wieder los.
Ich wünsche dir noch einen halbwegs angenehmen Abend.
Schlaf gut mit Nadja und Helmut im Herzen.
Ich nehme mein Helmutkissen auch gleich in den Arm.
Manuela
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Liebe Birgit,
ich habe mir noch keine Gedanken gemacht,ob ich zu Weihnachten schmücke oder nicht.
Es ist komisch, aber ich freue mich auf das Fest, obwohl mir mein Helmut unsagbar fehlt. Meine große Enkeltochter wünscht sich ein Puppenhaus. 1985 haben Helmut und ich eins für unsere Tochter gebaut, weil es das nicht bei uns nicht zu kaufen gab. Ich habe es auf dem Dachboden gefunden, wo es über 30 Jahre vor sich hin gegammelt hat. Ich habe es mit viel Liebe wieder hergerichtet. Es hat mir Spaß gemacht, ich habe dabei so oft daran gedacht, wie Helmut und ich es damals gebaut haben. Auch die meisten Möbel haben wir gemeinsam gebaut. Die Gardinen habe ich aus Zwirn damals gehäkelt. Die sind noch vollkommen in Ordnung, die habe ich nur gewaschen. Ich freue mich einfach darauf,wenn unsere Alva das Puppenhaus bekommt, mit dem ihre Mama schon gespielt hat. Die Kücheneinrichtung ist übrigens noch aus meiner Kinderzeit.
Heute habe ich wieder meine Mutti zum Mittagessen zu mir geholt. Sie isst ja am liebsten Suppen, also gab es heute Soljanka. Sie hat sich wirklich gefreut. Als ich sie vorhin zurück gebracht habe, hat sie gesagt, wie schön es bei mir war. So etwas ist auch neu, aber es freut mich.
Zum Kaffee waren mein Bruder und meine Schwester dann da. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, aber ich habe gestern gebacken. Ich glaube, das war das erste Mal, seit Helmut nicht mehr hier ist. Ich habe extra neue Rezepte ausprobiert. Meinem Bruder hat es auf alle Fälle geschmeckt.
Am Sonntag ist 7-Tagesmesse für meinen Schwager. Meine Tochter will am Wochenende kommen, sie fährt aber immer gleich Sonntag nach dem Mittagessen wieder. Meine Schwester meint, ich solle mir keinen Stress machen und zu Hause bleiben. Wenn ich zum 4-Wochenamt komme und dann noch Zeit für sie habe, hätte sie mehr davon. Ich bin mir so unsicher. Klar, dass ich zum 4-Wochenamt fahre und danach noch mit zu meiner Schwester. Aber dieses Wochenende. Was ist richtig. Meine Tochter kommt Freitag Abend oder Samstag früh. Das steht noch nicht fest. Aber Sonntag Mittag fahren sie wieder. Ich sehe meine Enkeltöchter auch nur selten. Ich bin so unsicher, was richtig ist. Fahre ich zur Messe, obwohl die Kleinen mal wieder hier sind, oder bleibe ich einfach hier, obwohl die Messe ist. Ich möchte auch niemanden enttäuschen.
Diese Entscheidung fällt mir echt nicht leicht.
Traurige Manuela
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Liebe Birgit,
das ist heute wirklich ein schwerer Tag für dich. Ich freu mich, dass das Rotkehlchen wieder bei dir war.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und drücke dich sanft.
Manuela