Beiträge von Manu-ela

    Liebe Birgit,

    du hast recht, mir wird alles zuviel.

    Heute Nachmittag war mal niemand da, das war schön. Morgen um 5 muss ich wieder aufstehen. Ich frage mich immer öfter warum. Das Leben ist einfach nicht mehr schön.

    Nächstes Jahr werde ich 60. Ich weiß nicht, wie lange ich dieses Leben noch ertragen kann.

    Im Garten ist so viel zu tun. Ich kann mich aber einfach nicht aufraffen. Ehrlich gesagt, bin ich auch fertig, wenn ich von der Arbeit komme.

    Ich habe mir angewöhnt, Arbeiten in der Schule zu korrigieren. Dann bekommen sie die Kinder wenigstens zeitnah zurück. Hier zu Hause würde ich sie doch nur immer an die Seite schieben.

    Wenn ich aufstehe, mache ich auch zuerst das Radio an. Nicht wegen der Musik, ich muss einfach Stimmen hören. Ich habe nur einen Fernseher im Wohnzimmer, aber das betrete ich nur selten. Meistens halte ich mich auf dem Balkon oder im Arbeitszimmer auf.

    Das Schlafzimmer geht inzwischen auch, da lacht mich ja Helmut immer von seinem Kissen an. Für diese Inspiration bin ich dir so dankbar.

    Ich überlege schon eine ganze Zeit, ob ich das ganze Grundstück nicht verkaufe und mir eine kleine Wohnung kaufe. Ich bin noch so unschlüssig. Hier hatten Helmut und ich unsere schönsten Jahre. Und im letzten Jahr habe ich hier auch sehr viel Geld investiert.

    Ich weiß aber auch nicht, wie lange ich das hier unterhalten kann.

    Meine Tochter kommt nicht wieder, also für wen?

    Es stimmt mich traurig, dass du deinen Sohn so selten siehst. Ich sehe meine Tochter auch nur alle 10 - 12 Wochen, aber sie ruft mich mehrmals die Woche an.


    Ich schaffe es leider nicht, jeden Tag auf den Friedhof zu gehen wie du. Deshalb bin ich

    froh, dass wir uns damals für ein Rasengrab entschieden haben. Es ist nicht so schön gestaltet wie deines ,(geht ja auch nicht), aber es ist gepflegt. Eine Kerze brennt auch immer.

    Ich glaube, den Verlust unseres Partners werden wir nie überwinden. Dass du noch deine Nadja verlieren müsstest, ist unfassbar.Ich habe nur meinen Partner verloren und leide unendlich

    .

    Liebe Birgit,

    ich glaube, unsere Trauer wird uns für den Rest unseres Lebens begleiten.

    Ich habe soviel Trubel um mich, wünsche mir aber einfach mal Ruhezeit für mich. Jetzt haben wir schon Oktober und ich weiß noch nicht, wann ich endlich mal ein Wochenende nur für mich habe.

    Zwei meiner Nichten sind schwanger und sind froh, dass sie mit mir eine Ersatzoma haben. Ich freue mich zwar für sie, sehe aber auch. dass ich langsam einfach überfordert bin. Ich falle inzwischen abends todmüde ins Bett und stehe frühs wie gerädert wieder auf.

    Der Pflegedienst für meine Schwiegermutter kommt am Wochenende nicht, also habe ich da auch genug zu tun.

    Nächsten Samstag hat meine Mutter Geburtstag. Da sie ja im betreuten Wohnen ist, richte ich die Feier bei mir aus. Einen Tag später hat meine Schwiegermutter Geburtstag. Also Sonntag wieder Stress. Montag erst Arbeit, dann möchte sie mit den Nachbarn feiern. Es ist der 96. Geburtstag, da kann ich auch schlecht sagen, ich schaffe es nicht. Mir graut vor den nächsten Tagen.

    Auf Arbeit ist jetzt eine ganz Junge Stellvertreterin vom Chef geworden. Von der habe ich diese Woche einen Anpfiff bekommen, Das hat mir gerade noch gefehlt.

    Als mein Helmut gestorben ist, war sie im Babyurlaub.

    Von den älteren Kollegen wird da doch eher Rücksicht genommen.

    Ich pflege ja auch das Grab von meinem Schwiegervater. Das ist in Ordnung. Jetzt habe ich eine WhatsApp von meiner Schwägerin bekommen, dass neben dem Grab eine Distel wächst. Ist das nicht verrückt? Es ist ihr Vater.Die Zeit, die sie für die Nachricht brauchte, hätte sie auch nutzen können, um diese blöde Distel selbst rauszuziehen.


    Ich wünsche Schwiegermutter wirklich ein langes Leben, bin aber auch froh, wenn ich mit Helmuts einer Schwester nichts mehr zu tun habe.

    Manuela























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    Liebe Birgit,

    ich habe mich jetzt ein paar Tage nicht gemeldet. Hatte viel zu tun.

    Meine eine. Schwägerin macht mir das Leben auch nicht leichter. Die andere kommt inzwischen regelmâßig zum Kaffee .in ihrer Gesellschaft kann ich mich jetzt schon entspannen.

    Heute Nachmittag hatte ich den Kleinen von meiner Patentochter. Ich bin eine sehr große Runde mit ihm spazieren gefahren. Habe dabei eine Frau getroffen , deren Mann vor 17 Jahren gestorben ist. Ihre beiden Kinder leben auch weiter weg. Sie trauert immer noch nach wie vor. Sagte aber auch, dass sie einen tollen Freundeskreis habe. Der würde sie oft auffangen.

    Ich muss jetzt wieder jeden Tag zur Arbeit. Manchmal muss ich mich regelrecht aufraffen , würde mich am liebsten krank melden.

    Liebe Carmen,

    ich wünsche dir auch, dass deine Erkältung bald überstanden ist.

    Wie ich deinen Briefen entnommen habe, musst du auch noch arbeiten gehen, wie ich auch. Manchmal bin ich froh, hier rauszukommen, oft muss ich mich aber auch regelrecht aufraffen. Da fehlt mir total der Antrieb. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich gedanklich bei Helmut war und mir die Tränen übers Gesicht gelaufen sind, ohne dass ich es bemerkt habe. Erst als ich gefragt wurde, ob es mir nicht gut geht. Das war mir so peinlich. Ich will nicht nach außen lassen, wie es in mir aussieht. Das erzähle ich nur der Frau von meinem Bruder.

    Das Leben meint es einfach nicht mehr gut mit uns.

    Liebe Grüße

    Manuela

    Liebe Linchen,

    das kann ich gut verstehen. Ich fühle mich auch nicht wohl, wenn zu viele Menschen auf einem Haufen sind. Deshalb war ich auch nie auf großen Konzerten.

    Ich kann mich noch gut an ein Ereignis vor vielen Jahren erinnern. Da war Helmut noch gesund und selbständiger Handwerker. Ein Großhandel hatte zu irgendeinem Event eingeladen. Als wir dort ankamen, war ein riesiges Zelt aufgebaut. Es war gekrachte voll. Helmut hat mich nur angesehen und gemeint, komm wir fahren wieder.

    Bei uns im Dorf haben wir zwei katholische Kirchen. Bei der großen bleibe ich hinten an der Tür stehen. Ich gehe da auch nur hin, wenn es unbedingt sein muss. In der kleineren fühle ich mich wohler. Da gibt es nur Bänke, wo nicht mehr als 4 Personen Platz haben. Aber ich achte immer darauf, dass ich auch da einen Randplatz habe. Ich bekomme sonst regelrecht Beklemmungen und Atemnot.

    Ich bin froh, dass ich nächste Woche wieder arbeiten gehen kann. Mutti meint, dann kann ich nicht mehr so viel grübeln. Ich denke, der Stress wird mir gut tun. Ich freue mich aber auch auf meine Kinder. Sie haben sich sicherlich in den letzten Wochen auch verändert.

    Ich freue mich auch über jede Nachricht, die ich in den Ferien von ihnen bekomme.

    Schlaf gut.

    Liebe Grüße

    Manuela

    Liebe Linchen, liebe Birgit,

    ich danke euch für eure Worte, Blumen und Umarmungen.

    Wieder müssen wir so einen tristen grauen Sonntag überstehen.

    Draußen regnet es schon den ganzen Tag, kein Sonnenstrahl da.

    Mit meiner Arbeit für heute bin ich fertig. Jetzt bin ich im Wohnzimmer und weiß nicht, was ich anfangen soll. Ich mag nicht Fernsehen gucken, auch nicht lesen. Der Fernseher läuft nur, damit ich Stimmen höre. Diese Stille finde ich einfach nur bedrückend.

    Ich konnte mich früher immer gut beschäftigen, aber da hat Helmut auch immer neben mir gesessen. So allein macht eben nichts mehr Spaß.

    Aber das kennt ihr ja auch.

    Morgen müsste ich eigentlich zum Arzt, ich weiß aber noch nicht, ob ich mich wirklich aufraffen kann.

    Liebe Grüße

    Manuela

    Gestern habe ich meine Nichte zu einer Untersuchung gefahren. Ich musste gut 4 Stunden auf sie warten. Da habe ich mir an einer Tankstelle ein Buch gekauft. Das Lesen ging gestern auch erstaunlich gut. Aber heute Abend liegt das Buch vor und ich mag es noch nicht mal anfassen.

    Ich hatte heute doch nicht den Kleinen. Er und sein Vater sind mächtig erkältet und deshalb zu Hause geblieben. Meine Nichte wollte zwar zum Kaffee kommen, aber ich habe abgesagt. Ich bin heute kein guter Gesellschafter.

    Ich habe im Garten gearbeitet und dabei nur geheult. Für meinen Akkutrimmer waren die Gartenränder inzwischen zu groß. Also habe ich den Rasen da mit der kleinen Gartenschere geschnitten. Hat zwar gedauert, aber eine Seite habe ich fertig.

    Gestern Abend beim täglichen Anruf sagte meine Tochter, dass sie erst Sonntag wieder anruft, weil sie ja heute ihren Geburtstag feiert und das Haus voller Gäste hat. Sie hat sich vorhin aber doch noch gemeldet, weil ihr eingefallen ist, was heute für ein Tag ist. Ich habe aber nur kurz mit ihr gesprochen, es tut heute alles nur so weh.

    Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die nächsten Jahre aussehen.

    Ab Montag muss ich wieder arbeiten. Darüber bin ich eigentlich ganz froh. Da habe ich wenigstens nicht mehr so viel Zeit zum Nachdenken und Grübeln.

    Heute ist echt ein beschissener Tag. Normalerweise liege ich um die Zeit schon im Bett. Ich weiß aber, dass ich jetzt nicht schlafen könnte, obwohl ich schon zwei Gläser Wein getrunken habe.

    Wir hatten eine sehr schöne Hochzeit, obwohl ich die Silberhochzeit besser in Erinnerung habe und noch toller fand. Vielleicht weil ich sie bewusster erlebt habe. Als wir geheiratet haben, war ich ja erst 19.

    Helmut und ich hatten schon so Pläne gemacht, wie wir die Goldene Hochzeit feiern wollten. Helmut hat auch so darauf gewartet, dass ich nicht mehr arbeiten muss und wir unseren Lebensabend in Skandinavien verbringen werden.

    Ich bin mir total unsicher, ob ich später auch ohne Helmut auswandern werde.

    Ich bin jetzt beim 3. Glas Wein angekommen und gehe jetzt besser ins Bett. Ich bin heute nur so todunglücklich.

    Scheiß Hochzeitstag.

    Liebe Birgit,

    ich habe heute oft an dich und deine Lieben gedacht. Es tut mir sehr leid, dass dein Helmut seinen 65. Geburtstag nicht mehr erleben durfte. Mein Helmut würde im Dezember 62. Das ist doch kein Alter! Ich kann einfach nicht verstehen, dass wir unsere geliebten Partner verlieren mussten.

    Meine Tochter ruft fast jeden Abend an. Das Gespräch endet immer mit der Floskel: Mach dir noch einen schönen Abend. Ich antworte zwar immer: Ihr euch auch. Aber wie kann ich mir denn einen schönen Abend machen ohne Helmut?

    Heute früh ist meine Schwiegermutter wieder gestürzt. Zum Glück ist ihr nichts passiert. Aber allein kommt sie nicht wieder hoch. Ich merke den ganzen Tag schon meine kaputte Schulter. Es fällt mir von Mal zu Mal schwerer, sie wieder hochzuhieven. Sie kann ja auch nicht mehr mithelfen.

    Ist das alles, was uns im Leben bleibt? Soll das noch Jahre so weiter gehen? Ich werde nächstes Jahr 60. Kann gut sein, dass ich noch 20 Jahre lebe. Aber so?

    Bei mir ist die Trauer und Verzweiflung jetzt erst so richtig angekommen. Im ersten Jahr war ich wie betäubt und benebelt. Dann hatte ich oft Besuch. Also musste ich mich zusammenreißen. Aber jetzt habe ich so oft das Gefühl, als wenn alle denken, Helmut ist jetzt über ein Jahr tot, jetzt muss es mit der Trauer auch mal vorbei sein.

    Mir geht es wirklich nicht gut und ich habe auch noch keinen Plan B.

    Ich wünsche dir eine einigermaßen gute Nacht.

    Manuelle


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    Liebe Birgit,

    ich wünsche dir auch für morgen viel Kraft.

    Ich muss mir keine Gedanken mehr machen, was ich am 28. mache. Mein Patenkind hat gerade angefragt, ob ich ihren Sohn nehmen könnte (im Mai 1 Jahr geworden). Mein Bruder fährt ja mit seiner Frau noch mal ein paar Tage weg.

    Ich bin mir unsicher, ob sie wirklich meine Hilfe brauchen oder ob sie nur wollen, dass ich an diesem Tag beschäftigt bin.

    Nein sagen habe ich irgendwie noch nicht gelernt.

    Gut, ich liebe den Kleinen ja und mit ihm zusammen werde ich auch den Tag überstehen.

    Liebe Grüße

    Manuela

    Mein geliebter Schatz,

    jetzt habe ich wieder ein Wochenende fast geschafft. Es hat den ganzen Tag nur geregnet. Da habe ich mir alte Fotos von uns angeschaut und an früher gedacht. Es sind mir einige schöne Situationen eingefallen. Die ersten Jahre habe ich ja deine Klamotten gekauft, da hast du dich wenig für interessiert. Aber als du im Schwarzwald gearbeitet hast, wolltest du dir mal selber eine Jeans kaufen. Du hast aber nicht anprobiert, sondern mich angerufen und gefragt, was du für eine Größe hast. Zum Glück hat die Jeans gepasst.

    Bei den Fotos von unserem letzten Dänemarkurlaub ist mir wieder eingefallen, wie du dir eine kurze Hose kaufen wolltest. Dieses Mal wolltest du verschiedene anprobieren und warst ganz frustriert, weil keine gepasst hat. Ich habe mir in der Zeit andere Sachen angeschaut und nicht weiter auf dich geachtet. Da kam dann eine Verkäuferin zu mir und hat mich dezent darauf aufmerksam gemacht, dass sie ein Damengeschäft wären. Wir haben blitzartig das Geschäft verlassen und du hast dich den gesamten Urlaub geweigert, es noch einmal zu betreten. Wie oft haben wir später noch darüber gelacht.

    Auf Rómó sind wir so gerne und oft in das Fischrestaurant gegangen. Jedes Mal haben wir gesagt, das war lecker, aber das nächste Mal probieren wir mal was anderes. Wir haben aber doch immer wieder die Sternschnuppe bestellt. Ich kann mich nicht daran erinnern, einmal dort was anderes gegessen zu haben.

    Mit diesen Erinnerungen war der Tag auszuhalten, obwohl ich dich unendlich vermisse. Heute habe ich abwechselnd geweint und gelacht.

    Ich glaube, das werde ich öfter machen, mir unsere Alben anschauen. Bis jetzt ging das noch nicht. Die Alben von unserer Hochzeit und unserer Silberhochzeit konnte ich aber noch nicht anfassen. Das tut noch zu weh.

    Ich liebe dich.

    Deine Manuela

    Mein geliebter Schatz,

    heute sitze ich seit langem mal wieder in unserem Wohnzimmer, wollte eigentlich mal Fernsehen gucken. Geht einfach noch nicht. Du weißt, wie gern ich früher gelesen habe, ich habe ja die Bücher förmlich verschlungen. Geht auch nicht. Seitdem du nicht mehr bei mir bist, habe ich noch kein Buch wieder gelesen. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren.


    Meistens sitze ich abends auf dem Balkon. Das hast du ja auch so geliebt.

    Heute Nachmittag war deine älteste Schwester zum Kaffee da. Es war ganz schön. Sie und deine andere Schwester haben sich total zerstritten. Ist ja eigentlich für mich ganz angenehm, aber Blut ist dicker. Heute konnte ich mich mal bei deiner Schwester entspannen. Deiner Mutter hat auch gefallen, dass es so ein entspannter Nachmittag war.


    Jetzt kommt eine blöde Woche. Am 26. hat unsere Tochter Geburtstag, wird 38 . Ich kann aber nicht bei ihr sein. Am 27. wäre unser Polterabend und am 28. unser 39. Hochzeitstag.

    Mir graut vor diesen Tagen.

    Ich weiß noch nicht, wie ich das überstehe.

    Du fehlst mir so.

    Ich liebe dich.

    Manuela, die nur noch weint

    Liebe RalfsHeidemarie,


    ich musste schmunzeln, als ich gelesen habe, dass du für deine Hunde gekocht hast.

    Wir hatten vor Jahren viele Kaninchen. Zweimal im Monat musste ich Kaninchenbraten machen, damit es weniger wurden. Ich hatte damals das Gefühl, dass unsere Kühlttruhe voller Kaninchen ist. Ich konnte es irgendwann nicht mehr sehen und essen schon mal gar nicht mehr. Wie war ich froh, dass die Kaninchen abgeschafft wurden. Mein Schwiegervater war gestorben und mein Mann konnte keine Tiere töten.

    Naja, lange danach habe ich noch ein Kaninchen in der Truhe gefunden. Das habe ich dann für unseren Robby zubereitet. Unser Hund hat sich gefreut, aber Helmut war etwas traurig, weil es das letzte war. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass wir einmal im Jahr eins kaufen. Damit konnte ich leben.

    Ich sehe aber wieder

    unseren Robby vor mir, wie er sich über seinen Braten hergemacht hat. Helmut hat noch versucht, schneller als der Hund bei der Pfanne zu sein, aber er hatte keine Chance gegen unseren Hund.

    Das sind so schöne Erinnerungen, dafür danke ich dir. Ich hatte es schon fast vergessen. Aber solche Erinnerungen tun mir einfach gut.

    Ich möchte auch mal mit einem Lächeln an die Vergangenheit denken und nicht nur ständig weinen.

    Liebe Grüße

    Manuela

    Liebe Birgit,

    komisch, blau ist auch meine Lieblingsfarbe. Ich habe eine blaue Couch und blauen Teppich und blaue Vorhänge im Wohnzimmer. Als unsere Tochter das das erste Mal gesehen hat, meinte sie, sie kriegt Augenkrebs. Aber Helmut und mir gefiel es.

    Bei uns war heute auch alles grau in grau. Das mag ich nicht so sehr. Ich habe viel im Garten zu tun, das macht mir mehr Spaß, wenn auch mal ein Sonnenstrahl zu sehen ist. Bei diesem tristen Wetter muss ich mich förmlich aufraffen, um draußen zu arbeiten. Aber ich muss es ja machen, ist ja sonst niemand da.

    Morgen Nachmittag kann ich meine Mutti aus dem Krankenhaus abholen. Gott sei Dank ist alles gut gegangen. Die Ärzte haben ihr gesagt, dass sie vielleicht öfter ihr Herz anhalten müssen, davor hat sie natürlich Angst.

    Morgen Abend will mein Bruder mit seiner Frau und mir essen fahren. Zum Glück fahren sie dann noch mal ein paar Tage weg. Unseren Hochzeitstag möchte ich nicht mit ihnen feiern, das geht einfach nicht.

    Ich habe gestern versucht, dir meine Telefonnummer privat zu schicken, habe es aber nicht hinbekommen. Vielleicht ist es andersrum besser. Du kennst dich besser aus. Wenn du mir deine Nummer irgendwie schickst, rufe ich dich an.

    Ich bin auch unheimlich froh, dass es dieses Forum gibt. Ich habe zwar meine Geschwister, aber ich glaube auch, dass sie meine Gefühlslage nicht immer nachvollziehen können. Und es ist so anstrengend, immer so zu tun, als wenn alles in Ordnung wäre. Ich weine sehr oft, möchte aber nicht, dass das irgendwer sieht. Hier geht das allen so.

    Selbst meine Schwiegermutter ist der Meinung, ich dürfe nicht mehr in der Vergangenheit leben. Helmut war doch ihr Sohn? Ist es im Alter einfacher, so Schicksalsschläge zu verkraften? Ich verstehe es einfach nicht.

    Auch Mama trauert mehr um ihre verstorbenen Schwestern als um Papa. Das tut mir wirklich sehr weg.

    Manuela

    Liebe Birgit,

    wir hätten auch noch im August unseren Hochzeitstag (39.). Mein Bruder und ich hatten damals Doppelhochzeit. Ich möchte an diesem Tag einfach nur meine Ruhe haben und hoffe, dass es die anderen akzeptieren.

    Meine Mama hat zum Glück alles gut überstanden. Ich habe gerade mit ihr telefoniert. Es geht ihr gut, zum Glück. Sie hofft jetzt darauf, dass sie zum Wochenende entlassen wird und ich sie abholen kann.


    Ich habe ja erst im Dezember Geburtstag. Den soll ich bei meiner Tochter verbringen. Sie hat auch schon gefragt, was ich mir wünsche. Mir ist spontan eingefallen, in ein Steakhaus zu gehen. Das hat Helmut so geliebt. Letztes Jahr im Februar waren wir das letzte Mal dort. Helmut hatte sich so darauf gefreut,obwohl er nicht mehr so viel essen konnte. Mein Ding ist das eigentlich nicht, aber es verbindet mich wieder mit Helmut. Ich mag eigentlich Gemüse und Salat lieber, aber ist egal. Helmut liebte einfach Steakhäuser. Also wird das in den nächsten Jahren zum Ritual.

    Ich habe das Gefühl, dass Helmut mir bei diesen Gedanken besonders nahe ist.

    Ich wünsche dir eine gute Nacht. Wenn du magst, können wir auch gern mal telefonieren

    . Melde dich einfach.

    Viele Grüße

    Manuela

    Liebe Birgit,

    ich habe mal wieder einen beschissenen Tag hinter mir. Ich musste heute morgen mit meiner Mutter zum Arzt. Eigentlich nur eine Routineuntersuchung, aber dann fiel das EKG so schlecht aus, dass der Arzt gleich die Einweisung fürs Krankenhaus ausgestellt hat. Ich habe Mutti dann gleich hingebracht, aber dort war es absolut blöd. Ich habe alle Vollmachten von ihr, durfte trotzdem nicht bei ihr bleiben. Stundenlang habe ich vor der Notaufnahme gewartet, angeblich ist es gesetzlich verboten, dass da ein Begleiter mit rein darf. Mutti sagte den Schwestern, dass sie mich braucht, sie ist inzwischen auch dement. Das interessierte dort niemanden. Ein Arzt hat mich zwischendurch mal reingeholt, damit ich noch einige Fragen beantworten konnte. Sobald er weg war, haben mich die Schwestern wieder rausgeschickt und gesagt, ich solle nach Hause fahren. Es könnte noch Stunden in der Notaufnahme dauern und ich würde doch sehen, was für ein Betrieb ist. Draußen auf dem Flur wurde alles wieder aufgewühlt. Wie oft habe ich auf irgendeinem Krankenhausflur auf Helmut gewartet.

    Morgen wollen sie Muttis Herz anhalten und dann durch einen Elektroschock wieder in die richtige Bahn bringen. Sie hat wahnsinnige Angst davor, dass sie nicht wieder aufwacht. Ich hätte ihr heute Nachmittag so gern noch ein bisschen beigestanden, durfte aber nicht zu ihr. Ich empfinde das als so herzlos. Vorhin habe ich noch mit dem Arzt telefoniert. Der sagte, es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Was sagt das aus?

    Ich fühle mich mal wieder so ohnmächtig und hilflos.

    Die nächsten Tage darf von uns Kindern immer einer pro Tag für eine Stunde zu ihr. Ich bin also erst wieder Freitag dran. Was für eine verrückte Welt.

    Wie war dein Tag?


    Liebe Grüße

    Manuela

    Liebe Birgit,

    als es Helmut ganz schlecht ging, habe ich auch zu ihm gesagt, ich liebe dich für immer, lasse dich aber gehen. Da liefen ihm die Tränen übers Gesicht und ein paar Minuten danach ist er gestorben. Wäre er länger bei mir geblieben, wenn ich das nicht gesagt hätte?

    Ich bin so unsicher. Was war richtig, was falsch?

    Ich bin nur so froh, dass ich ihn noch rechtzeitig nach Hause geholt habe. Aber war die Entscheidung gegen die Dialyse wirklich richtig? Die Ärzte sagten damals, drei Wochen könnte er damit noch leben. Aber Helmut wollte nicht mehr.

    Ich bereue heute jeden Tag, den wir nicht mehr miteinander verbringen konnten. Vielleicht, oder doch sicher ist das egoistisch von mir. Jeder Tag wäre für ihn mit unendlichen Schmerzen verbunden gewesen.

    Er fehlt mir einfach so sehr.

    Ich mag mir gar nicht vorstellen, wenn man neben dem geliebten Partner auch noch die Tochter verliert.

    Hast du eigentlich von deinem Sohn Enkelkinder?

    Ich wünsche dir eine ruhige Nacht.

    Manuela

    Liebe Linchen,

    ich danke dir für deine Zeilen. Ich suche ständig nach Zeichen von Helmut, finde sie aber leider nicht.

    Dieses Wochenende war ich mit meinen Schwestern unterwegs. Es war schön. Ich habe sogar gelacht und mich sofort schuldig gefühlt, obwohl das Lachen mal so gut tat. Aber wie kann ich lachen, wenn Helmut nicht mehr bei mir ist. Meine Schwestern haben sich auf alle Fälle alle Mühe gegeben, mir ein entspanntes Wochenende zu schaffen.

    Seit heute Mittag bin ich wieder zu Hause. Der Alltag hatte mich sofort wieder. Helmuts Neffe war, kurz bevor ich wieder da war, wieder nach Hause gefahren. Er hat sich aber gut um seine Oma gekümmert.

    Morgen früh muss ich mit meiner Mutter zum Arzt, danach mit meiner Schwiegermutter zur Fußpflege.

    Ich bin also wieder im Alltagsstress angekommen.

    Ich wünsche dir eine angenehme Nacht.

    Manuela