Beiträge von Sabiene

    Ja, das ist es. Aber glücklicherweise hat man eigentlich für alles mehr Zeit als man so denkt. Ich hab für die ganze Nachlassabwicklung etwa ein Jahr gebraucht, was auch daran lag dass ich mit meiner häufigen Migräne so wenig belastbar war. Aber wie gesagt, es hat auch keiner gedrängelt.

    Man braucht ihn jedenfalls dann wenn Grundbesitz, ein Haus zum Beispiel, zum Nachlass gehört. Die Grundbuchämter, bei denen man die Umschreibung im Grundbuch beantragen muss, fordern einen Erbschein. Sonst hat meinen keiner sehen wollen. Und billig ist er nicht zu haben, wobei die Kosten vom Wert des Nachlasses abhängen.

    Ihr Lieben,


    oft schon habe ich hier im Forum Beiträge gelesen, die sich mit dem "Loslassen" beschäftigen. Ich habe gerade mal wieder den Text des Trauergottesdienstes für meinen Mann nachgelesen und in einem dort gesprochenen Gebet folgenden Satz gefunden:


    "Hilf uns zu erkennen, was bleibt und hilf uns loszulassen, was wir nicht behalten können."


    Ich finde diese Unterscheidung hilfreich. Mir fällt so einiges ein, was bleibt: unsere vielen gemeinsam verbrachten Jahre, die Erinnerungen daran, unsere tiefe Verbundenheit, die Hoffnung auf eine Fortsetzung unseres gemeinsamen Lebens - wie auch immer - in der anderen Welt ... aber ebenso gibt es vieles, das ich nicht behalten konnte: den gemeinsamen Alltag, das Reden miteinander, das zusammen Lachen, Planen, Reisen, Essen, alles Körperliche sowieso. Vielleicht kann man sich mit dem Begriff des "Loslassens" eher anfreunden, wenn man diese Differenzierung im Blick behält?


    Liebe Grüße an alle

    Sabiene

    Liebe Verena,

    mein ganz herzliches Beileid zu deinem schlimmen Verlust. Deine Schilderung hat mich sehr bewegt, denn ganz ähnlich habe ich es vor nun fast 18 Monaten auch erleben müssen. Diese Bilder, man bekommt sie wohl nie ganz aus dem Kopf, aber mittlerweile kann ich ganz gut damit umgehen. Ich sage mir, ja, es war furchtbar, das zu erleben, aber es ist vorbei, für ihn, für mich, für uns alle...

    Ich wünsche dir viel Kraft für deinen schweren Weg der Trauer und dass das Lesen und Schreiben hier auch dir eine wertvolle Hilfe sein wird.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Ruth,

    es tut mir so leid, dass du deinen lieben Volker hast hergeben müssen. Da hast du ja schlimme Tage durchleben müssen, voller Hoffen und Bangen, und jetzt eben die traurige Gewissheit. Das wirklich zu begreifen, es braucht viel Zeit. Ich wünsche dir Kraft für die kommende schwere Zeit, hilfreiche Unterstützung auch in deinem Umfeld und die Zuversicht, dass du deinen Weg durch diese Trauer hindurch finden wirst, mit der Unterstützung von uns allen hier im Forum. Dass das Lesen und Schreiben hier uns auf unserem ganz individuellen Trauerweg hilft, diese Erfahrung teilen wir alle miteinander.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Crafar,

    ich kann dich sehr gut verstehen. Mit dem Begriff "Witwe" hatte ich am Anfang auch die allergrößten Schwierigkeiten. Auch deshalb habe ich ihn für mein Wohnzimmer hier verwendet, um mich langsam daran zu gewöhnen, sozusagen als bewusst eingesetzte Konfrontationstherapie. Irgendwann in den jetzt schon fast 18 Monaten hat das begonnen, sich zu ändern, ich glaube, in dem Maße wie ich den Blick immer mehr auf die vielen verwitweten Menschen um mich herum gelenkt habe und immer mehr Hochachtung vor ihnen bekommen habe, wie sie ihr Leben nach diesem Schicksalsschlag alleine angehen und alleine meistern. Vielleicht merkst du ja irgendwann einmal auch eine Veränderung bei dir, wie du dieses Wort wahrnimmst?

    Alles Liebe für dich,

    Sabiene

    Heute, an unserem 36. Hochzeitstag, meinem 2. schon alleine, habe ich mal wieder im Forum gelesen und Schönes und Bedenkenswertes gefunden. Ich danke euch dafür! (Diese Zitatfunktion bekomme ich gerade mal wieder nicht hin)


    Von Rienchen : Denn eines weiß ich ganz genau: Die Geschichte unserer Liebe ist noch nicht zu Ende.


    Ja, ja und nochmals ja. Das kann ich hundertprozentig so unterschreiben!


    Von Steffi66 : Dieses "verwitwet" ist für mich schwer zu ertragen. Im Herzen bin ich weiter verheiratet.


    Ich glaube, ich fühle mich verheiratet und verwitwet zugleich. Ich habe nie aufgehört, mich verheiratet zu fühlen, und die Beschreibung "verwitwet", die ich am Anfang so gar nicht ertragen konnte, kann ich mittlerweile gut akzeptieren. Fast trage ich sie mit ein bisschen Stolz: wir sind so viele, und wir sind starke Frauen und Männer, die Schlimmes erlebt und überlebt haben und die ihr Leben nun, obgleich ungewollt, alleine meistern.

    Liebe Evi, ganz herzlichen Glückwunsch dir und deiner Familie! Ein wunderbarer Name, möge der Kleine gut gedeihen und ihr viel Freude miteinander haben!

    Liebe Rienchen,

    toll, dass du das geschafft hast! Auch ich hab ganz viele Erinnerungen an gemeinsame Ostseeurlaube. Letzten Sommer konnte ich es mir überhaupt nicht vorstellen, dort in absehbarer Zeit alleine hinzufahren. Jetzt kann ich es mir zumindest vorstellen .... mal sehen, ob ich es im nächsten Jahr wirklich mache ...

    Liebe Grüße

    Sabiene

    Liebe Crafar,


    du sprichst da einen Punkt an, den viele Trauernde und auch ich schon oft erlebt haben. Man trifft immer wieder auf Menschen, die mit unseren traurigen Geschichten nicht gut umgehen können, weil das, was wir erlebt haben, an ihre eigenen tiefsten Ängste rührt. Es ist jetzt die große Kunst, die wir lernen müssen, zu entscheiden, wem wir wieviel zumuten können und dürfen. Ich kann mich an einige Gespräche erinnern, die damit endeten, dass ich den Gesprächspartner versuchte, zu trösten...


    Du hast in deinem Wohnzimmer geschrieben, dass du zwei Kinder im Teenager-Alter hast, für die du versuchst, stark zu sein. Bei mir war es so, dass meine beiden Söhne, älter als deine Kinder, Mitte 20, einen erheblichen Anteil an der Kraft hatten, die ich in der ersten Zeit nach dem plötzlichen Tod meines Mannes spüren durfte. Ich wollte doch so gern verhindern, dass sie sich jetzt auch noch um mich Sorgen machen müssen, und das ist mir, glaube ich, auch gelungen. Für die eigenen Kinder kann man stärker sein, als man das für sich alleine jemals wäre, so jedenfalls meine Erfahrung. Und doch, das musste ich auch erst lernen, man kann seine Kinder nicht vor Leid bewahren, und man muss es auch gar nicht. So eine Erfahrung verändert auch sie und wir können hoffen (und vielleicht auch dazu beitragen), dass es nicht zum Schlechteren ist.


    Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute, viel Kraft und Zusammenhalt und die Zuversicht, dass ihr euren Weg durch diese Trauer hindurch finden werdet.


    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Ihr Lieben,


    ich bin gerade bei diesem Zitat von C.G. Jung hängengeblieben:


    „Einsamkeit entsteht nicht dadurch, dass man keine Menschen um sich hat, sondern dadurch, dass man die Dinge, die einem wichtig erscheinen, nicht mitteilen kann.“


    Für mich steckt da viel Wahres drin. Es erklärt mir, warum ich mich auch früher schon manchmal inmitten vieler Menschen einsam gefühlt habe. Und übertragen auf dieses Forum bedeutet es ja, dass wir alle nicht einsam sein müssen, oder?


    Wünsche euch einen schönen oder zumindest gut erträglichen Tag!


    Sabiene

    So, ich bin wieder zuhause, mit sehr gemischten Gefühlen. Mein Vater ist immer noch im Krankenhaus, kleine Fortschritte sind sichtbar, immerhin, und sie suchen einen Reha-Platz für ihn. Bei meinem letzten Besuch war er wieder so schläfrig, ich hab ihn kaum wach bekommen. Meiner Mutter hab ich versucht, so gut es ging dabei zu helfen, jetzt auf absehbare Zeit alleine klarzukommen. Sie hat ja auch Betreuung in dem Seniorenwohnstift, wo sie lebt, aber all das, was mein Vater vorher an Hilfestellung geleistet hat, kann sowieso keiner ersetzen, schon gar nicht irgendwelche Mitarbeiter im Pflegenotstand. Aber ich kann ja auch nicht ewig dort im Hotel bleiben. Dazu drei Mal Migräne in sechs Tagen, die sich zum Glück relativ gut behandeln ließ, aber es zeigt die Kraftanstrengung und Anspannung, der ich dort ausgesetzt war. Auf Dauer geht so etwas nicht, mit 10 erlaubten Schmerzmitteltagen im Monat.


    Es tut mir für beide so leid, dass sie am Ende eines langen und erfüllten Lebens jetzt so sehr leiden müssen und dass ich ihnen nicht mehr helfen kann. Aber ich hoffe inständig, dass ich wenigstens in diesem Monat nicht noch einmal hinfahren muss. Mein vertrautes Hotel ist an einigen Tagen im Juni ausgebucht und ich habe selbst noch ein paar wichtige Termine hier.


    Wenn ich mir so ihr Schicksal angucke, das dort im Altersheim ja kein Einzelfall ist, dann stelle ich mir schon die Frage, ob nicht ein schneller und schmerzfreier Tod mitten aus einem noch aktiven und von Altersbeschwerden noch unbeeinträchtigten Leben heraus, so wie bei meinem Mann, vielleicht doch die gnädigere Alternative darstellt, zumindest für den Betroffenen selbst, aber vielleicht auch für die Angehörigen.


    Was trotz allem gut an der Situation war? Ich habe mich meiner Angst vor dem Alleine-Verreisen und dem Alleine-ins-Hotel-gehen stellen müssen und auch gestellt und damit wieder einmal ein "erstes Mal alleine" hinter mich gebracht. Selbst die mehrstündige Zugfahrt zurück unter Migränemedikamenten hat irgendwie funktioniert und beim nächsten Mal werde ich bestimmt mit ein bisschen mehr Zuversicht und Selbstvertrauen losfahren.


    Ganz herzliche Grüße und danke fürs Lesen!

    Danke euch! Und danke, liebe Pia, fürs Melden. Ich kann so was ganz gut ausblenden, einfach melden und dann ignorieren. Die Kraft, woher kommt sie jetzt? Aus mir selber, glaube ich, und vielleicht aus der anderen Welt? Ich versuche irgendwie an die Erfahrung vom letzten Jahr anzuknüpfen, als nach dem Tod meines Mannes plötzlich Kraft spürbar war, die ich vorher so nicht kannte. Und es gibt meine Söhne und meinen Bruder und seine Familie. Den hat die Situation letzte Woche allerdings schon so an seine Grenzen gebracht, dass er jetzt erst mal in Urlaub gefahren ist...

    Ach ihr Lieben,

    Es ist wirklich nicht einfach gerade. Meinen Vater zu sehen, in all seiner Hilflosigkeit, zu sehen, was diese Hirnblutung aus dem vorher noch so selbständigen und lebenszufriedenen Menschen gemacht hat. Er ist mitunter auch sehr verwirrt jetzt, was er vorher noch gar nicht war. Und dann meine Mutter, versucht stark zu sein, muss lernen um Hilfe zu bitten und sie auch anzunehmen. Und beide leiden doch so sehr unter der Trennung - und dass sie dem anderen nicht helfen können. Und ich versuche trotz meiner häufigen Migräne beiden beizustehen, sitze hier allein in dem Hotel, in dem ich zuletzt noch mit meinem Mann war. Gehe abends durch die Straßen, sehe die Menschen fröhlich in den Straßencafes sitzen - und fühle mich irgendwie aus dieser Welt gefallen. Und - manche kennen das ja von mir - suche nach dem Sinn in all dem ....