Meine Mutter war auch mein Lebensmensch / Thread von Reinhold

  • Liebe Freunde,


    eines erschreckt mich auf furchtbare Weise :| ?( ?( ?( : außer mir denkt niemand mehr an meine geliebte Mutter, keiner der Freunde, Verwandten, Bekannten erwähnt Sie mehr mit einem Wort...
    Ich verstehe das nicht. Sind wir Menschen so rasch "abgehakt" und vergessen. Wahrscheinlich wird es nach meinem eigenen Tod genauso sein---alle, die jetzt große Worte schwingen, werden mich rascher abhaken als die Schlagzeilen von vorgestern...so sind halt die Menschen, jeder denkt meist nur an sich selbst !! Warum sollte also ich mir soviel den Kopf über andere zerbrechen ??? :cursing:


    Umso wichtiger ist es für mich, das Andenken an meine liebste Mutter in allen Details zu bewahren. Habe nun wieder zu schreiben begonnen--eine Art Chronik unseres gemeinsamen Lebens in den letzten vierzig Jahren oder so...


    Was denkt Ihr darüber ? Ist jeder Mensch so rasch vergessen im Alltag der anderen, den jeder so so so wichtig nimmt---bis plötzlich auch für alle anderen eine Situation eintritt,
    in der das eigene Leben oft rasch verblüht-dann ist auf einmal der Alltag unwichtig und vielleicht beginnt mancher dann nachzudenken über Verstorbene...und wie man Ihr Andenken bewahren kann !!


    Alles Liebe für Euch :24:


    Reinhold

  • Liebe Freunde,


    muss Euch noch etwas mitteilen...im Film THE GREY mit Liam Neeson gibt es unglaublich berührende Szene :13: : er stürzt gemeinsam mit anderen mit dem Flugzeug ab...einer seiner Kameraden ist so schwer verletzt, dass er im Sterben liegt. Er hält seine Hand, sagt "Ruhe....denk an etwas Schönes, wen hast Du am meisten geliebt ?...der Tod kommt wie ein Vorhang über Dich---hab keine angst"...er hält die Hand des im Sterben liegenden, sagt "schau mirin die Augen--bleib ruhig..." ich musste sehr weinen...denn ich konnte diese Begleitung bei meiner lieben Mutti nicht machen...ich bin am letzten Tag, an dem sie noch lebte (schon vom Schlaganfall gezeichnet) so lange als möglich geblieben--hab aber kein Auto, also musste ich dann doch irgendwann gehen, soll keine "Ausrede" sein, ging dann zu Fuß zum Bahnhof, mit dem Zug retour und dann zu Fuß nach Hause. NUR: am nächsten Morgen um 7.30 Uhr ist Sie gestorben. Weiß nicht, ob jemand (Schwestern oder so) bei Ihr war, mache mir große Vorwürfe, dass ich nicht länger geblieben bin...Ihr wisst ja, das einizige, was ein Mensch nicht kann, ist sich selber zu verzeihen !! :wacko: ..ich wäre so gerne in diesen Augenblicken bei Ihr gewesen und hätte Ihre liebe Hand gehalten und Sie geküßt... :33: :33: :33:


    Was soll ich mit diesen Erinnerungen anfangen ?? ?( ?( ?(


    Alles Liebe :2:


    Reinhold

  • Lieber Reinhold,


    ich kann gut verstehen, daß dir der Gedanke, nicht "da" gewesen zu sein, schwer zu schaffen macht.
    Trotzdem meine ich, du mußt dir keine Vorwürfe machen.
    Sehr oft ist es so, daß Sterbende darauf "warten", daß die Angehörigen weggehen. Weil es für sie dann leichter ist. Vielleicht hat auch deine Mutti diesen Weg gewählt.


    Es ist keine "Ausrede", daß du gegangen bist, weil du nicht wußtest, wie du sonst nach Hause kommst. Es war für dich in diesem Moment richtig so - und darum ist es auch richtig. Möglich, daß du deiner Mutti damit geholfen hast, wer weiß das schon. Wenn es für sie wichtig war, wird sie es dir erzählen, wenn ihr euch wiederseht.


    Und - doch, ja, man kann auch sich selbst verzeihen. Oft ist es schwierig, scheint anfangs unmöglich - trotzdem IST es möglich. Laß dir Zeit, hab Geduld - und - verzeih dir ;) - denn eigentlich gibt es gar nix zu verzeihen.


    Ich schicke dir ein Kraftpackerl und eine liebe :24:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Lieber Reinhold,


    es stimmt, die Menschen vergessen sehr schnell, für sie ist es ja auch sehr einfach, denn sie ware alle nicht so betroffen wie wir es waren und immer noch sind. Für sie geht es weiter wie vorher auch, bei uns ist es anders. Für uns kann es nicht wie vorher weitergehen, denn unser Leben hat sich verändert. Wir haben das grosse Bedürfnis zu reden, über unsere Verlorenen zu sprechen.
    Und sie alle teilen ja auch nicht diese Erinnerungen, die wir in uns haben.


    Hier kannst Du schreiben, von Deiner Mama erzählen. Wir hören Dir hier gerne zu und teilen es mit Dir...!


    Ich denke aber auch, dass viele Menschen - sei es Verwandte, Freunde oder Bekannte - , sich auch oft nicht trauen, dieses Thema anzusprechen, weil sie einfach nicht wissen wie sie das Thema angehen sollen, weil sie auch Angst haben, dass sie uns verletzen. Daher sagen sie lieber nichts. Für uns sieht es dann so aus als ob sie die Verstorbenen vergessen haben, das glaube ich nicht bei allen. Es ist sicher auch oft Unsicherheit dabei....sie trauen sich nicht.
    Vor kurzem habe ich einen wunderbaren Brief bekommen von den besten Freunden meiner Eltern. Ein Brief, der mich zutiefst berührt hat. Sie schrieben, dass sie meine Eltern vermissen und auch dass sie oft an die vielen schönen gemeinsamen Stunden und an die vielen gemeinsamen Reisen denken, die sie miteinander gemacht haben - und auch daran, was meine Eltern in der einen oder anderen Situation gesagt und geraten haben....sie haben einfach in diesem Brief viele Erinnerungen aufleben lassen.
    Ich habe sehr geweint als ich diese Zeilen las, aber mich haben diesen Zeilen auch sehr glücklich gemacht, weil ich spüre, dass sie auch in deren Herzen weiterleben....


    Bitte mach Dir keine Vorwürfe, dass Du nicht bei Deiner Mama warst als sie "ging"....Wie auch Jutta schon schrieb, wollen viele alleine gehen...vielleicht war es bei Deiner Mama auch so, dass sie nicht wollte, dass Du dabei bist wenn sie diese Welt verlassen muss. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Moment für Dich sehr schlimm gewesen wäre.
    Du konntest doch nicht wissen, DAS und WANN es passiert. Du warst abends noch lange bei ihr, wärest am nächsten Tag doch auch wieder zu ihr gefahren. Du konntest doch nicht erahnen, dass es am nächsten Morgen geschieht.


    Selbst wenn Du über Nacht da geblieben wärst, - wenn Du nur mal kurz am nächsten Morgen das Zimmer verlassen hättest, um auf die Toilette zu gehen oder Dir was zu trinken zu holen, auch das hätte der Moment sein können, wo Deine Mama gegangen wäre. Dann wärest Du zwar da gewesen, aber auch nicht wirklich da....Du konntest den Zeitpunkt nicht wissen. Du brauchst Dir bestimmt keine Vorwürfe zu machen.


    Ich denke, es hätte Dch unglaubliche Kraft gekostet, wenn Du dabei gewesen wärest....es ist besser, dass Du es nicht warst. Deine Mama hat es vielleicht auch nicht gewollt, weil sie genau das auch wusste wie schwer genau das dann für Dich gewesen wäre....


    Viele :24:
    Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela,


    Deine Worte blicken direkt in meine Seele- :24: --ich habe in den letzten Tagen begriffen, dass meine allerliebste Mutter es niemals gewollt hätte, dass ich bei Ihrem Abschied anwesend gewesen wäre...dies hätte mich zuviel Kraft gekostet--wir beide wussten das, dazu war unsere Liebe zu gross..


    Meine Selbstvorwürfe werde ich aufgeben-wenn ich es schaffe, irgendwie. :wacko:


    Werde auch besser auf mich achten, versprochen ! :!:


    Alles Liebe :2:


    Reinhold

  • Lieber Reinhold,


    das mit den Selbstvorwürfen abbauen geht nicht so schnell und schon gar nicht auf Knopfdruck, weil man im Hinterkopf sich ja doch immer wieder mal fragt und sagt... " Hätte ich doch" oder auch "was wäre gewesen wenn"....
    Mach auch das in den kleinen Schritten. Dann ist es für Dich besser.
    Sag Dir selber nicht " Ich muss die Selbstvorwürfe abbauen", nein, sage Dir " ich habe für meine Mutter alles gemacht, ich war immer für sie da, ich kann mir nie vorwerfen, dieses oder jenes nicht gemacht zu haben".


    Das ist sicher besser. Denn Du hast alles gemacht, Deine Mutter war Dein ganzer Lebensinhalt und Du der ihrige.....Du hast Dir nichts, aber auch gar nichts vorzuwerfen. Und in dem Moment wo sie ging hat sie es auch genauso gewollt. Sie kannte ihren Sohn gut genug, dass sie wusste, dass Du diesen Moment nicht verkraften würdest und dass genau dieser Augenblick Dich Dein ganzes Leben verfolgt hätte, weil er viel zu schwer für Dich zu ertragen gewesen wäre....


    Es braucht alles seine Zeit, und mit dem alleine fertig zu werden, das ist schwer. Ich weiss das sehr gut. Gerade auch dann, wenn das Verhältnis so innig war.


    Ich habe einmal einen Spruch gelesen, der so treffend ist.


    Der Tod der Mutter ist der erste Kummer, den Du ohne sie beweinen musst.


    Das ist sehr wahr, nicht wahr?


    :24: Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela,


    ich muss überhaupt versuchen, kleinere Schritte zu machen, sonst falle ich :cursing: ...Ja, den eigenen Tod, den stirbt man nur, das Schlimmste im Leben ist aber, einen geliebten Menschen zu verlieren und n i c h t s, gar nichts dagegen tun zu können :33: :33: :33: . Ein "hätte ich..." erspare ich mir in Zukunft - auch wegen Dir, liebe Manuela...denn Du hast recht, meine Mutti wußte, dass ich diesen letzten Moment niemals ertragen hätte und niemals darüber hinweg gekommen wäre, nichts mehr dagegen tun zu können. Dies habe ich nun endgültig begriffen---wieder ein kleiner Schritt denke ich, hm ? :S


    Auf Knopfdruck läßt sich nichts abstellen, keine menschliche Regung abdrehen, wir sind keine Automaten (auch wenn man bei manchem den Eindruck hat)---wir sind Menschen, die mit dem Tod unserer Liebsten auf irgendeine Art fertig werden müssen, sonst geht man ja zugrunde :95: :95:


    Das Bild Deiner Eltern ist sehr schön. Werde auch einmal - wenn ich es technisch hinkriege (wir haben halt noch altmodisch fotografiert...) auch einmal ein Bild von meiner Mutti und von mir zeigen.


    Alles Liebe :24: :2:


    Reinhold

  • Lieber Reinhold!


    Ich weiss, dass die kleinen Schritte so schwer sind. Habe die Erfahrung auch selbst machen müssen und mache sie sogar immer noch. :rolleyes: Ich bin normalerweise der Typ bei dem alles schnell schnell schnell gehen muss. Zack Bum erledigt. Aber ich habe hart lernen müssen, dass es Dinge im Leben gibt, die eben nicht schnell gemacht werden können.
    So mache ich es nun eben anders. aber auch das gelingt mir ehrlich gesagt nicht immer.
    Dann muss ich die Bremse ziehen, wieder nen Schritt rückwärts machen, tief Luft holen und dann geht es wieder einen kleinen Schritt nach vorne.
    Anders hätte ich vieles nicht geschafft....
    Wir waren zu Hause immer die Familie Blitz.... :P , aber das ist leider vorbei....!


    Ja, das Bild meiner Eltern ist schön. :) Es ist das Verlobungsbild meiner Eltern aus dem Jahre 1948 !!!!!!! Ich habe es eingescannt....und dann hier eingefügt....


    Freue mich ein Bild Deiner Mama zu sehen. Hast Du einen Scanner? Damit geht das ganz super....


    Hast Du heute abend noch was vor? Versuche abzuschalten, trinke ein Glas Wein und versuche Ruhe in Dich zu bekommen....einfach mal relaxen.....!!!


    :24: :24:
    Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Lieber Reinhold !
    Du hast recht meine Mutter ist seit 10 Jahren Tod und jetzt als mein Sohn gestorben ist habe ich mir so gewünscht das sie noch da wäre ,
    denn sie hätte meinen Kummer verstanden .Das soll nicht heißen das sie mir sonst nicht gefehlt hat.Aber in dieser Sitation halt ganz besonders.
    Anderseits denke ich es ist besser das sie das nicht miterleben mußte.
    Eigentlich wollte ich Dir nur sagen das es furchbar ist wenn man einen lieben Menschen verliert und es viel Kraft benötigt bis die wunden verheilen .
    Ich wünsche Dir viel Kraft
    Liebe Grüße Renate

  • Liebe Manuela,


    wie Du es beschreibst, so ist es wirklich ! Oft habe ich das Gefühl ich muss einen gigantisch hohen Berg besteigen - ohne Erfahrung und mit schlechter Ausrüstung. Hier in unserem Forum können wir uns zumindest geistig stützen auf dem langen, verwinkelten Wegen, die wir nun allein gehen müssen. Es ist wie eine Expedition in ein unbekanntes Land. :wacko:


    Ja, auch meine Mutti und ich waren wie Pech und Schwefel, ein verschworenes Duo :huh: - oft gegen den Rest der Welt...


    Trauer kostet immens viel Kraft, körperlich, geistig und seelisch...


    Am Muttertag werde ich wohl auf den Friedhof gehen (wenn ich es körperlich schaffe), an meinem Geburtstag, ´ne Woche später, möchte ich allein bleiben. Dies wird
    der erste Geburtstag in meinem Leben ohne meine Mutti sein----- ?( ?( ?(


    Was hast Du an Deinem Geburtstag ohne Deine liebsten Eltern gemacht ?


    Das Verlobungsfoto ist sehr schön. Werde demnächst versuchen eines der Bilder von uns einzuscannen.


    Alles Liebe (wie immer) :24:


    Reinhold

  • Lieber Reinhold!


    Ja, du hast Recht - ein gigantisch hoher Berg, mit schlechter Ausrüstung und ohne Erfahrung.


    Ihr beide hattet ja ein besonders inniges Verhältnis zueinander, so wie auch Manuela zu ihren Eltern. Der Tod der eigenen Mutter müssen wir zum 1. Mal ohne ihren beistehenden Trost beweinen, bei allen anderen Problemen, Enttäuschungen, Trauerfällen war immer auch die Mutter da, die uns verstehen, umarmen, trösten konnte. Ich verstehe dein blutendes Herz.


    So lass uns hier im Forum gegenseitig "Ausrüstung und Stütze" sein. :30:


    Pass auf dich auf, lass dir gute Dinge zukommen, triff dich auch mit Andere!! Ernähr die gesund und genügend!! (nicht bös gemeint, du weißt schon wie ;) )


    Bei dem Pfarrer, wo du gearbeitet hast, ist er ein guter Seelsorger? Kannst du gut mit ihm sprechen?


    Der Muttertag macht mir auch immer schwer zu "schaffen", habe aber liebe Menschen eingeladen, da geht es dann besser.


    Sei ganz lieb gegrüßt und komm gut über diesen Tag!


    Herzlichst


    Linda

  • Liebe Linda,


    danke für Deinen Beitrag, Ihr seid mir wahrhaftig Stütze und Rückhalt, lieben Dank, vielleicht kann ich Euch auch ein wenig unterstützen. :30: ..Kontaktpflege ist ganz wichtig, das weiß ich und arbeite daran, meistens mit Erfolg !


    Unser Pfarrer ist schon ein guter Seelenhirt, er versteht mich auch, glaub`ich. :005:


    Ja, Muttertag wird ein sehr schwerer Tag. :13: War heute am Friedhof und habe folgenden "Pakt" mit meiner Mutti geschlossen: DU BIST NUN MEIN SCHUTZENGEL und ich WERDE BESSER AUF MICH SELBST ACHTEN. VERSPROCHEN--:Ich schreite nun allein durch mein Leben,führe den Lebenskampf allein weiter- aber irgendwann werden wir uns wiedersehen, darauf freue ich mich wie auf sonst nichts ! :022:


    Alle Liebe für Dich, :2:


    Reinhold

  • Lieber Reinhold,


    wie ist es Dir in den letzten Tagen ergangen?


    Ja, das sind eben diese Tage wie Muttertag, der vor der Türe steht, die Geburtstage, Weihnachten, Ostern, und und und, -
    das sind nun Tage, vor den wir uns nun fürchten...
    und es waren einmal Tage auf die wir uns freuten
    und die wir mit Freuden erlebt und verbracht haben....


    Es hat sich alles verändert, weil wir diese Tage nicht mehr so verbringen können
    wie wir es immer machten...
    Dennoch kommen diese Tage unweigerlich - immer wieder....
    daran hat sich nichts verändert....


    Heute würden wir sie am liebsten verschlafen, Decke über den Kopf ziehen
    und erst wieder wach werden wenn sie rum sind...
    denn dann haben wir diesen Tag "überstanden"...


    Doch stehen diese Tage in unserem Kalender, und wir versuchen sie nun zu leben
    vielleicht auch anders leben als früher - so wie wir es gewohnt waren...
    In unserem Herzen nehmen wir unsere Lieben ja dennoch mit
    egal wo wir sind und was wir machen....


    Du hast mich gefragt was ich an meinem Geburtstag gemacht habe. Ich sage es Dir gerne:


    Der erste Geburtstag ohne meine geliebten Eltern war im letzten Jahr
    und es war ausgerechnet auch noch mein 50ster.....


    In den letzten Jahren war ich an meinem Geburtstag nicht immer da, ich war auch mal verreist
    aber es fehlte nie der Anruf via Telefon
    und den Geburtstagsdrücker gab es dann später zusammen mit einem Sektchen...


    An menem 50sten hat das alles gefehlt....
    und ich hatte den Wunsch nicht da zu sein, auch nicht erreichbar zu sein
    ich wollte einfach weg, aber auch nicht weit weg...


    So bin ich mit meinem Freund nach Köln gefahren
    das ganze Wochenende und den Montag dazu, der dann mein Geburtstag war
    wir waren beim Brasilianer essen und es gab ne Samba Show
    das hat mir gefallen, es war mein Wunsch
    und meine beiden waren mit dabei...


    Ich war einfach nicht erreichbar, ich habe mit NIEMANDEN gesprochen
    später den Anrufbeantworter und die Mailbox abgehört
    viele sms und emails und zu Hause dann viele Karten und Briefe gelesen
    und mich darüber gefreut, dass viele Menschen an mich gedacht haben


    aber ich wollte ausser meinem Freund keinen sehen, hören oder sprechen.


    Das war genau richtig, für mich richtig...., denn mir war es nicht danach zu Mute "Happy Birthdays" zu hören....


    Viele :24: für Dich
    und mach an Deinem Geburstag genau das, was DU möchtest....


    Manuela :30:

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Freunde,


    für uns war eigentlich fast jeder Tag Muttertag, denn, dass ich meine Mutter immer sehr geliebt hab` :love: und Sie in allem unterstützt hab`, war mir so selbstverständlich, dass wir beide den "Muttertag" immer nur in kleinem Rahmen begingen...wir waren immer Vertraute, auch Verschwörer- ;) oft gegen den Rest der Welt...


    All dies fehlt mir so unglaublich :33: :33: :33: ---derzeit setzt eine Art Verdrängung ein, Hektik und Ruhelosigkeit beherrschen mich, oft sitz ich bis 3 Uhr früh vorm Internet oder TV, bis ich dann endlich so erschöpft bin, dass ich ein paar Stunden schlafen kann... :wacko: :wacko: :wacko:


    Aber solche Phasen kennt Ihr ja sicher auch zur Genüge, was ? :95:


    Alles Liebe :24:


    Reinhold

  • Hallo Reinhold!
    Der erste Muttertag ohne die geliebte Mutter! Auch das musste ich gestern erleben und es war nicht leicht für mich. Meine Mutter ist im Februar im Alter von 74 Jahren nach längerer Krankheit gestorben und ich vermisse sie so sehr, wie du deine vermisst. Ich bin zwar verheiratet und habe einen vierzehnjährigen Sohn, aber die sind schon wieder zum Alltag über gegangen und es bleibt keine Zeit für Trauer. Ich hatte auch eine innige Beziehung zu meiner Mutter, wir haben öfters am Tag miteinander telefoniert, waren aber 70 km voneinander entfernt. Es gibt Tage, da geht es schon leichter, aber Tage da spüre ich noch diesen Schmerz in meiner Seele, so als ob ein Teil fehlen würde. Dann stöbere ich hier im Trauerforum und lese die Berichte, die mich dann wieder aufbauen. Ich denke, bei dir ist es auch noch ein auf und ein ab, aber du bist auf dem richtigen Weg. Deine Aussage, dass du deiner Mutter versprochen hast, dass du jetzt auf dich schaust, hat mich sehr beeindruckt. Ich denke, das ist der richtige Weg. Denn unsere Mütter hätten sicher nicht gewollt, dass wir so traurig sind. Aber es lässt sich halt einfach nicht abstellen. Da, wo einmal Liebe war, ist jetzt nur noch Trauer. Wir müssen lernen, uns mit dem neuen Leben ohne Mutter zu arangieren. Ich hoffe, es wird mit der Zeit leichter.
    Viel Kraft auf deinem Weg
    Ingrid2

  • Lieber Reinhold!


    Das Vermissen ist ein grosser Punkt unserer Trauer...
    wir vermissen all das was wir immer hatten und nun nicht mehr haben....
    die Menschen, die wir geliebt haben sind einfach "weg"
    wie ausradiert...


    Wir haben nun nur noch die Erinnerungen an die vielen schönen und glücklichen Momente....
    und Fotos und Filme......


    Es ist ein Gefühl von Glück und Schmerz, die da zusammen treffen.
    Glück über das, was wir einmal hatten und erleben durften
    und Schmerz über das was wir nun verloren haben
    es liegt so nahe zusammen....


    Muttertag ist nun vorbei...
    Ich war nicht am Grab
    konnte es einfach nicht...
    für mich hat und hatte der Muttertag nicht die Bedeutung des "Muttertages"...
    konnte noch nie verstehen, dass Menschen genau an Muttertag in die Blumengeschäfte rennen
    dicke Sträusse kaufen
    und ansonsten sich nen Dreck um die Mutter kümmern.


    Ich habe auch sonst Röschen gekauft und war für sie da -
    und Mami hat sich gefreut- wie Du auch schreibst- auch andere Tage ausserhalb des Muttertages
    war Muttertag


    Deshalb hat der Tag für mich nicht diese Bedeutung.
    Ich habe den Balkon schön bepflanzt...daran hätte sie ihre Freude gehabt
    Dazu habe ich eine caiprinha gemacht - in Gedanken an sie - das hätte sie erfreut.
    und das ist wichtig...


    Lieber Reinhold, - die Verdrängung setzt auch ein.
    Auch das ist normal- sie gibt uns eine kleine Verschnaufpause
    und die brauchen wir.


    Das Gedankenrädchen, das ständig läuft braucht diese Pause auch
    wir müssen so wieder neue Kraft tanken.....


    Warst Du am Grab? Wir geht es Dir?


    Es drückt Dich
    Deine Manuela :24:

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Ingrid,
    dank für Deine lieben, verständnisvollen Worte...Ja, viele Menschen gehen bald wieder zum Alltag über und erwähnen unseren Lieben oft mit keinem Wort mehr :33: ---das ist für mich oft eine bittere Erfahrung. :13: Das Leben geht weiter...ja schon, aber wie ??? Das ist die alles entscheidende Frage für mich. Ohne meine Therapeutin, die mich treu begleitet :022: , wäre ich schon längst zugrunde gegangen und ohne Euch, liebe Freunde, die Ihr mich immer wieder aufbaut und hilfreiche Worte sendet !! :2:


    DANKE !!


    Oft denke ich, na, wenn´s bei mir selbst einmal soweit ist, wie lange wird´s wohl dauern bis Freunde und Verwandte auch mich mit keinem Wort (man nennt es nicht umsonst oft "Sterbenswörtchen") mehr erwähnen und rasch zur Tagesordnung übergehen---alles, worüber jetzt oft diskutiert und oft auch gestritten wird, hat dann keinerlei Bedeutung mehr---alles vom Winde verweht ohne Wiederkehr...was hat dann bitte in diesem Leben überhaupt noch Bedeutung ??


    wenn nicht WIR an unsere LIEBEN denken, wer soll es dann tun ???


    Alles Liebe für Euch :24:


    Reinhold

  • Liebe Manuela.


    ja, ich war am Grab, eigenartig, denn so wie Du es beschreibst, war´s bei uns auch: irgendwie hatte der Muttertag, dieser eine Tag, wenig Bedeutung für uns---es war das ganze Jahr über üblich, dass wir einander liebevoll behandelt haben, nicht bloss an diesem Tag--aus Verlegenheit, so wie die meisten Menschen, Mütter und Kinder...


    Ich hab halt ein Blumenstöckchen raufgetragen und mit meiner Mutter gesprochen---war schon sehr lange oben am Bergfriedhof...


    Verdrängung bringt uns etwas Ruhepausen, das stimmt ohne Zweifel--ohne diese Verschnaufpausen wäre die Trauerarbeit nicht zu schaffen, auf keinen Fall...ist vielleicht eine Art Selbstschutzmechanismus des Menschen, um überleben zu können, weiß nicht...


    So viele Fotos , so viele Erinnerungen, unsere alten Super 8-Filme von den Familienurlauben (damals noch mit meinem Papa)---manchmal schmerzt es sehr, :33: diese anzusehen, dann gibts wieder Momente, wo ich die Bilder unbedingt ansehen MUSS, ich möchte mir alles so genau einprägen---obwohl wir ja eh jede Kleinigkeit in Erinnerung behalten werden.


    Liebe Manuela, wünsche Dir - wie immer- alles Liebe :30: und Danke, dass Du Dich meldest! Ich weiß es zu schätzen, wenn wir Gedanken austauschen können.


    Alles Liebe :24:


    Reinhold

  • Lieber Reinhold!


    Ja, dieses Verdrängen und "Pause" machen - das sind ganz bestimmt Schutzmechanismen. Ansonsten wäre die Trauerarbeit nicht zu schaffen, auch für den Körper nicht.


    Und du hast Recht - mir ging und geht es genauso - manchmal muss man dann wieder die Fotos ansehen, alte Filme etc. Ich habe auch das Glück, dass ich eine CD habe, wo mein Vater drauf singt. So dann und wann hole ich sie hervor. Es fließen dabei auch manchmal die Tränen, aber es tut trotzdem gut, solche Erinnerungsstücke zu haben, obwohl man ja Vieles auch im Kopf und Herzen hat. Meine Großmutter hat mir erzählt, dass ihre Mama damals gestorben ist, als sie 12 Jahre alt war und sie hatte kein einziges Foto von ihr. Da hat sie mir immer ganz besonders leid getan.


    Was hast du heute vor?


    Ganz lieben Gruß


    Linda

  • Liebe Linda,
    ich hab auch zwei Cassetten mit der Stimme meiner lieben Mutter drauf.
    NATUERLICH MUSS ICH DANN AUCH WEINEN, aber solche Juwelen der Erinnerung sind mit das Wertvollste, das wir haben.
    Heute treffe ich mit zwei guten Freunden, morgen an meinem Geburtstag werde ich allein mit meinen Erinnerungen bleiben, :13:
    alles Liebe :2:
    Reinhold