Meine Mutter war auch mein Lebensmensch / Thread von Reinhold

  • Lieber Reinhold !


    Zunächst lass Dich virtuell in den Arm nehmen. Du beschreibst Deine Gefühle so treffend,besser kann man es nicht ausdrücken.Auch wenn Du es vielleicht nicht glaubst,aber Du schickst unbewusst ein Kraftpaket,man hat das Gefühl,nichtt mehr allein und unverstanden zu sein.
    Ich weiss,dass hier alle so fühlen,ich habe lange nicht geschrieben,wollte ohne den Tod weitermachen,aber von Tag zu Tag merke ich,dass nach viereinhalb Jahren nach dem Tod meines Sohnes in meiner unmittelbaren Umgebung,sich kein Mensch mehr interessiert.
    Manchmal habe ich schon dass Gefühl.alle zu belästigen,wenn ich von meinem Sohn spreche,meine anderen Söhne meinen Lebensgefährten usw.
    Als würde eine unbewusste Rivalität und Eifersucht wie ein Damoklesschwert über allem hängen.
    Ist es ein Verbrechen einen Menschen den man geliebt hat,noch immer in seinem Herzen zu tragen,ich möchte dazu sagen dass ich nicht alle fünf Minuten von ihm spreche und alle anderen auch nicht vernachlässige.
    Ich möchte niemanden unrecht tun,aber wirklichen Schmerz und Trauer kann man nur nachvollziehen wenn man es erlebt und gefühlt hat.
    Das wie mit Deiner Nachbarin,solche Sachen schmerzen und bleiben nicht aus. Es wirft einen wieder aus der Bahn weil man schwach und hilflos ist.
    Lass Dir Zeit,und ich weiss es gibt Tage da hält man es kaum aus und glaubt nicht ,das es so ist wie es ist.
    Einen Lebensmenschen wie Deine Mama verliert man nicht alle Tage,und es ist so verständlich dass es Dir schlecht geht,sie war Deine Mama.
    Ich schicke Dir ein bisschen Wärme in Deiner einsamen Zeit. Alles alles Liebe Chrisu :2: :24: :30:

  • Liebe Chrisu,


    auch Dein Schicksal berührt mich zutiefst...ach, warum müssen wir Menschen überhaupt so leiden ? Dies frage ich mich recht oft angesichts von Verlusten, die man eigentlich gar nicht ertragen kann.. :33: :33: :33: .


    Nein, es ist kein Verbrechen, den geliebten Menschen für immer im Herzen zu tragen. Auf diese Art bleibt er/sie ganz nah bei unserer eigenen Seele und in unseren Gefühlen präsent !! :005:
    Auch ich merke oft, dass so mancher sich "belästigt" fühlt, wenn ich von meinem Lebensmenschen sprechen möchte :cursing: ...Ich wage jetzt `mal einen vielleicht nicht gar so nächstenliebenden Satz (den ich von einer lieben Freundin erstmals gehört habe):


    "nimm`Ihnen alles weg, so wie es uns ergangen ist, und d a n n reden wir weiter..." :13:


    Alles Liebe ! :30:


    Reinhold

  • Liebe Linda,


    recht herzlichen Dank für Deine lieben Worte !! Heut kommt ein Freund bei mir vorbei, auf diese Weise bin ich nicht ganz so einsam. Auch in unserer Pfarre hab ich ja auch ein bisschen Ansprache, aber es sind halt oft auch Wenige, an die man sich wenden kann... ?( Unser Pfarrer unterstützt mich eh, wo er kann...


    Über ein Haustier denke ich schon nach, aber es geht derzeit nicht... 8|


    Alles Liebe :2:


    Reinhold

  • Lieber Reinhold!


    Freut mich, dass es heute ein klein wenig besser geht.


    Und die Aussicht auf Besuch eines lieben Freundes wärmt auch ein wenig, nicht wahr?


    Schade, dass man in der Welt "draußen" oft nicht verstanden wird. Aber irgendwann kommt fast jeder Mal in die Lage, wo ein über alles geliebter Mensch vor einem gehen muss und dann denken sie vielleicht zurück, dass sie vorher nicht gar so verständnisvoll waren.


    Einen lieben Gruß


    Linda

  • Lieber Reinhold,
    jetzt bin ich froh, dass ich lese, dass du doch einen besseren Tag hast heute, denn deine letzten Postings waren schon sehr verzweifelt. Ich wünsche dir einen feinen Nachmittag heute mit dem Freund!
    Sag mal, die alte Dame, die dich nach deiner Mutter gefragt hat, meinst nicht, sie würde sich vielleicht über einen Besuch von dir freuen, wenn sie selten rauskommt? Sie ist vielleicht auch einsam ... ist nur so eine Idee!
    AL
    Christine

  • Lieber Reinhold!
    Ich bin auch froh, zu lesen, dass du heute wieder einen besseren Tag hattest. Ich habe schon sehr mitgelitten, als du geschrieben hast, dass es dir nicht gut geht.
    Du hattest eine ziemlich schlimme Phase.
    Bei mir ist die Trauer auch mal leichter, dann aber wieder ganz schwer zu ertragen. Jetzt gerade im Herbst, denke ich auch sehr viel an meine Mutter, denn diese Jahreszeit, wo sich die Blätter verfärben, wo es nicht mehr so heiß ist, das hat sie geliebt und ich stelle mir oft vor, was sie jetzt machen "würde" oder dass ich sie besuchen könnte.
    Ich hoffe, du hattest einen schönen Nachmittag mit deinem Freund und ihr konntet viel miteinander plaudern. Ich glaube, die Besuche deiner Freunde tun dir gut. Schade nur, dass sie nicht so oft Zeit haben.
    Alles Liebe
    Ingrid

  • Liebe Ingrid,


    leider war gestern recht wenig Zeit, alle Menschen sind heut so im Stress, aber immerhin ein kurzes Gespräch war´s. :cursing: ..ja, die letzen Tage waren bei mir von einer Art Fatalismus, innerer Traurigkeit und Melancholie geprägt :thumbdown: ...ich lese jetzt zwar wieder viel mehr, als noch vor Wochen, aber am Ende bleiben Worte eben doch nur Worte- ?( --nächste Woche kann ich endlich wieder zu meiner Therapeutin (nach dem Urlaub...) und die Trauergruppe beginnt auch wieder. :30:


    Dank für Dein Mitgefühl. :2: Auch Du hast es nicht leicht, die Gedanken an unsere Mütter sind aber sehr wichtig. Wir müssen Sie in unseren Herzen bei uns behalten !!


    Alles Liebe :24:


    Reinhold

  • Liebe Freunde,


    die Traurigkeit sickert nun immer mehr ein, langsam und stetig, anders als noch vor Monaten bin ich dabei ruhiger und dennoch hoffnungsloser...ich denke, es besteht die Gefahr, dass mein Herz langsam versteinert... :33: :33: :33:


    So ist es nun mal, gestern Abend war es wieder sehr intensiv... ?(


    Im Oktober und November werden nun auch bei uns im Bezirk Trauergruppen (1x im Monat) angeboten. Werde hingehen. :?:


    Alles Liebe


    Reinhold

  • Lieber Reinhold,


    Ja, geh unbedingt hin. Bin stolz und freue mich für dich, dass du diesen entschluß gefasst hast ( soll jetzt nicht überheblich klingen, aber du verstehst bestimmt, wie ich es meine)
    Deine Mama wäre bestimmt auch stolz auf dich, sie hat dich so lieb und will bestimmt, das es dir besser geht.


    Ich merke auch immer mehr, dass jemand der das nicht selbst durchgemacht hat, niemals verstehen kann was wir durchmachen. Meine Freunde melden sich entweder gar nicht mehr, andere sind sehr kurz angebunden, ich hab immer das Gefühl, sie sind froh, wenn sie von der traurigen in der vergangenheit lebenden wieder zurück in ihr normales leben können. Von anderen wieder diese Ratschläge, die zeit heilt alle Wunden (stimmt meiner Meinung nach definitiv nicht, denke man kann höchstens lernen, irgendwann mit der Wunde zurechtzukommen, wie jemand, der amputiert worden ist und dann lernt, damit umzugehen, vieles wird man mit Mühe trotzdem wieder tun können, vieles aber auch nicht), oder es ist doch schon solange her, tu dir was gutes, wie soll man sich was gutes tun, wenn man eigentlich gar keine Bedürfnisse mehr hat und das was man wirklich will unmöglich ist.
    Ich will nicht ungerecht sein, aber sowas hilft mir nicht. Sie können wahrscheinlich auch gar nichts dafür, sie wissen einfach nicht wie es ist. Können sie auch gar nicht, ich hab es ja nicht mal gekonnt, als die Ärztin mir gesagt hatte, dass eine Heilung unmöglich sei. Ich hab mir zwar dann oft voller Angst und Panik vorgestellt, wie es wäre, wenn mein Mann tot wäre. Schon allein die Vorstellung war schrecklich, aber nichts, wirklich nichts dagegen, wie es jetzt wirklich ist.
    Nur hier finde ich Menschen, die mich verstehen und mir helfen und mich trösten, dafür bin ich sehr sehr dankbar! Aber ihr seid alle so weit weg. Hätte gern auch mal eine richtige Umarmung, obwohl auch die virtuellen sehr gut tun. Deshalb hab ich auch schon angefangen, nach einer trauergruppe in meiner Umgebung zu suchen, hab aber leider noch keine gefunden.
    Deshalb freue ich mich für dich, dass du diese Chance hast. Vielleicht lernst du jemanden kenne, der genau so einsam ist wie du, der dich versteht und ihr könnt euch gegenseitig helfen.
    Alles liebe für dich und trotzdem umarm ich dich virtuelle ganz fest, wie gesagt, mir tut es trotzdem sehr gut, hoffe dir auch
    Akelei

  • Liebe Akelei,


    Nun müssen wir halt ohne Wärme und Geborgenheit leben lernen..ist es für uns Menschen überhaupt auf Dauer möglich, ohne dass wir innerlich absterben und erkalten ??


    Auch ich bin definitiv der Meinung, dass diese blöde Sprichtwort von der Zeit total unangebracht ist in unserem Fall. :cursing:
    Dein Vergleich mit dem Weiterleben nach einer Amputation stimmt vollkommen, manches wird wieder gehen, einiges wird aber nie mehr so sein, wie es war, kann auch gar nicht.


    Und was Freunde angeht, so hast Du auch in diesem Punkt recht...bei vielen denkt man sich, ich sag besser gar nichts mehr von meinem Elend, die können und wollen es ja gar nicht mehr hören... :thumbdown:


    Meine Mama wollte sicher, dass es mir einmal wieder besser geht, aber unsere Liebe war halt so innig, dass Sie es auch versteht, wenn ich mir nun allein so schwer tue..denke ich zumindest.


    Auch ich umarme Dich virtuell und sende Dir Kraft !! :24: :24: :24:


    Alles Liebe und danke für Deine einfühlsamen Worte !!! :2:


    Reinhold

  • Lieber Reinhold,
    ja, gehe unbedingt zu dieser Trauergruppe! Ich leite ja selbst eine hier in Innsbruck und wir sind eine richtige Familie geworden!


    Ich hab grad einen Zwetschkenfleck gebacken und schicke dir hiermit ein großes virtuelles Stück hinüber. :24:
    AL
    Christine

  • Liebe Christine,


    danke für das virtuelle Geschenk. Ich hab ohnehin jetzt meist totalen Heißhunger auf Süßes...oft ess ich zwei bis drei Portionen Eis am Tag und Keks und und....
    obwohl ich sonst eigentlich gar nicht sooo viel nasche, vielleicht brauchen´s die Nerven oder so. 8| 8| 8|


    Ja, auch die Trauergruppe im Bezirk werd ich regelmäßig besuchen, dazu kommt die Trauergruppe, die ich seit Jänner regelmäßig (1x pro Monat) besuche...und die Termine bei meiner Therapeutin (Gott sei Dank ist Sie aus dem Urlaub zurück, nächsten Woche kann ich wieder hin...) :24:


    Es ist alles sooo schwer zu tragen !!!!!!!!!!! :33: :33: :33:


    Alles Liebe und :2:


    Reinhold

  • Liebe Akelei,


    meinst Du wirklich....ja, ich glaube auch fest daran, dass meine Mama einfach alles versteht, Sie hat mich doch immer so geliebt und ich Sie, wir haben uns so umeinander gesorgt,
    jede Minute des Tages, jede Sekunde, und immer fand ich ein offenes Ohr, eine liebevolle Umarmung, das fehlt mir soooooooooooooo !! :33: :33: :33: :33: :33: :33:



    Alles Liebe


    Reinhold

  • Liebe Freunde,


    wahrscheinlich gehts Euch genauso: die Wochenenden sind mit am schlimmsten zu ertragen. Worauf sich andere freuen, bereitet mir nun Angst und Depressionen.... :wacko: 8| ?(


    aber wie gesagt: nimm` Ihnen alles, was sie lieben...und dann reden wir weiter !!!



    Alles Liebe :24: :24: :24:


    Reinhold

  • Lieber Reinhold,


    ich lese immer bei Dir mit, und heute möchte ich Dir gerne ein paar Zeilen schreiben....


    Kann Dich so gut verstehen, all das was Du fühlst und schreibst...Mir geht es auch so....
    diese Leere, die da ist...und niemand mehr da, den man sich so mitteilen kann - so wie wir es immer konnten...
    Freunde hören mal zu...die Betonung liegt auf " mal "..., aber mehr auch nicht...


    Lange nicht so wie es unsere liebsten Eltern gemacht haben....immer an dem interessiert was wir erlebt haben
    sei es etwas Tolles - dann haben sie sich mit uns ganz doll mitgefreut
    oder etwas Trauriges - dann haben sie mit uns gefühlt - und den Kummer geteilt
    Rat gegeben, nachgefragt und uns wieder aufgebaut...
    Das alles war unser Hafen, in dem wir IMMER sicher landen konnten...
    ja, und das alles ist nun einfach weg...


    Wie sagte mein Therapeuth neulich so treffend: "Sie hatten immer die ungeteilte Aufmerksamkeit, und die ist weg und das werden Sie nie mehr in dieser Form haben....."


    Welch wahre Worte....!!!! Den es ist in der Tat so. Diese ungeteilte Aufmerksamkeit können nur die eigenen Eltern geben.....


    Ja, man kommt nun in eine leere Wohnung, das Telefon bliebt stumm..zumindest kommt nie mehr der Anruf, den man sich herbeisehnt...leider gibt es im Himmel kein Telefon....
    Das alles ist wie eine Amputation ohne Narkose....einfach brutal entrissen....
    und das "nie mehr", das man immer im Kopf hat, das schmerzt immer wieder aufs Neue...


    Auch gerade die schönen Dinge mitzuteilen, das fehlt so sehr. Ich war im August durch meine Firma im Fernsehen...musste Interview geben...., habe da auch so sehr dran gedacht, dass ich das nicht mehr meinen Beiden erzählen kann - und dass sie es nicht im Fernsehen sehen konnten...
    Was wären sie stolz darauf gewesen, dass ihr Töchterchen das - laut meinem Chef - so toll gemacht hat...


    Ich glaube fest daran, dass sie meinen Weg dennoch verfolgen können, nur ist es anders, man kann sich nicht mehr austauschen....und das fehlt einfach so sehr...


    Lieber Reinhold, glaube auch Du daran, dass Deine Mama Deinen Weg verfolgt und dass sie sehr stolz auf Dich ist!!!


    :24: Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.