Meine Mama ist gestorben und ich vermisse sie

  • Hallo. Vor drei Monaten ist meine Mutter gestorben und durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe immer mitgelesen. Die Beiträge haben mir immer sehr viel Kraft gegeben, erfährt man doch, dass es viele Menschen gibt, die auch mit einem Verlust fertig werden müssen. Ich habe meine Mutter verloren und ich denke, es gibt viel Schlimmeres, z.B. seinen Partner oder sein Kind zu verlieren. Trotzdem hat sich mein Leben seit dem Tod meiner Mutter vor 3 Monaten radikal verändert. Wir hatten eine innige Beziehung. Sie hat mich drei Mal am Tag angerufen, weil sie Diabetikerin war, aber leider nicht damit zurecht kam und sich immer von mir beraten ließ. Oft dachte ich, jetzt ruft sie schon wieder an, was mache ich jetzt, wenn der Zucker wieder hoch ist? Und jetzt ruft niemand mehr an und manchmal denke ich, könnte das Telefon doch noch einmal läuten. Vor 7 Jahren wurde bei meiner Mutter eine Leberzirrhose festgestellt, aber die Ärzte haben keine Ursache gefunden. Ich glaube, es kam vom Zucker. Meine Mutter hat gekämpft und hat noch ein paar schöne Jahre herausschlagen können.
    Aber das letzte Jahr war schlimm, da kamen dann die Komplikationen der Leberzirrhose und sie war fast jedes Monat im Spital. Im Jänner hat sie dann noch einen Gefäßverschluss am Bein bekommen und wurde operiert, sie bekam einen Bypass. Aber 2 Wochen später ist sie gestorben. Sie war 74 Jahre alt. Und da hat alles angefagen. Obwohl ich mich schon länger darauf vorbereitet habe, dass sie bald gehen muss, hätte ich es nicht so gewollt. Denn ich habe jetzt Schuldgefühle. Hätten wir die OP nicht gemacht? Ich habe auch das Gefühl, das auf der chirurgischen Station ihr internistisches Problem nicht ausreichend behandelt wurde. Hätte ich sie doch auf die Interne verlegen lassen? Manchmal bin ich ganz verzweifelt, wenn ich daran denke. Morgen ist Muttertag und wie gerne hätte ich den noch mir ihr verbracht? Meine Mutter war eine sehr liebenswürdige, verständnisvolle Frau und wir hatten ein inniges Verhältnis zueinander. Leider kann ich mit meiner Familie nicht über meine Trauer reden. Mein vierzehnjähriger Sohn ist in der Pubertät und mein Mann sagt, dass das der ganz normale Lauf ist, dass die Eltern sterben. Mein Vater ist auch schon vor zwölf Jahren gestorben. Weil ich mit niemandem reden kann, habe ich mich an dieses Forum gewandt.

  • Hallo liebe Ingrid2
    ich finde es super , dass du dich hier gemeldet hast.Auch ich bin noch nicht lange dabei aber die kurze Zeit hier hat mir schon wirklich viel geholfen.
    Ich möchte dir noch mein Bedauern mitteilen über den schwierigen Verlust deiner geliebten Mutter.Eine Mutter steht einem immer (oder meistens)sehr nah und der Verlust ist immer schlimm auch wenn dies nicht immer alle so sehen.Es sei halt normal , dass Eltern sterben , wenn sie alt sind aber macht das den Schmerz geringer??? Du hattest ja ein sehr inniges Verhältnis zu deiner Mutter und diese Lücke , welche sich da geöffnet hat ist halt einfach da.Komm hier ins Forum und schreibe dir den Schmerz von der Seele.Es tut unheimlich gut , wenn man weiss , dass man gehört wird und vorallem auch verstanden wird.Es ist wirklich immer jemand da und die tröstenden und aufmunternden Worte welche zurückkommen , helfen einem manches Mal über die dunklen Stunden hinweg.
    Alles Liebe und ich wünsche die ganz viel Kraft für die kommende Zeit . :30:
    Liebe Grüsse :24: von Kathrin

  • Liebe Ingrid 2!
    Mein herzliches Beileid zum verlust Deiner Mutter und willkommen hier im Forum.
    Wenn uns jemand verläßt der uns nahe steht ist es immer schwierig damit umzugehen,
    egal ob Eltern ,Partner oder Kinder.
    Es ist eine Zeit wo man sich Unterstützung erwartet, doch das ist nicht immer so einfach,
    ich erlebe es auch da kommen dann so Aussagen wie:ist ja schon 2 Jahre her, du mußt nach vorne schauen,
    du hast ja noch andere Kinder Sätze die man selber weis und die man aber nicht hören will!
    Wir alle hier kennen das Gefühl trotz Familie allein zu sein.
    Ich verstehe Dich so gut!
    Darum ist es gut das es das Forum gibt, hier fühlt man sich verstanden.
    Denn alle haben das selbe Proplem :Wir vermissen einen geliebten Menschen,und das ist leider nicht so einfach ab zu stellen,
    wie manche es von uns erwarten!
    Ich wünsche Dir viel Kraft für die schwere Zeit !
    Sei :24: Liebe Grüße Renate

  • Hallo. Danke für euer Verständnis. Es tut wirklich gut, sich über die Trauer mit anderen auszutauschen, die auch durch diese schwierige Phase des Lebens müssen. Ich denke, die Trauer ist umso größer, je mehr man den Menschen, den man hat gehen lassen müssen, geliebt hat. Als mein Vater vor 12 Jahren gestorben ist, war es bei Weitem nicht so schlimm, wie bei meiner Mutter. Meine Mutter und ich haben nach dem Tod des Vaters eine innige Beziehung aufgebaut. Sie hat mich verstanden und bei ihr fühlte ich mich geborgen, manchmal mehr wie bei meinem Ehemann. Eigentlich verrückt. Gerade bin ich wieder über der Krankenakte gesessen und habe versucht, herauszufinden, was man doch hätte besser machen können.


    Ich weiß, ich muss loslassen und annehmen, dass ihre Zeit schon abgelaufen ist. Ich lerne schon langsam mit dem Schmerz zu leben, ihn zu akzeptieren. Er lähmt mich nicht mehr so sehr, wie am Anfang. Da konnte ich nicht viel tun, alles brauchte sehr viel Kraft. Ich habe mich auch intensiv damit beschäftigt, was danach kommt. Am Anfang spürte ich nur eine Leere. Da habe ich dann im Garten entdeckt, dass der Enzian, den sie mir vor Jahren mal geschenkt hat, das erste Mal blüht und ich habe es als Zeichen gesehen. Ich hoffe und glaube, es gibt auch noch ein Danach, wo es ihr jetzt gut geht. Ich werde mich zusammen reißen, denn meine Mutter hätte sicher nicht gewollt, dass ich wegen ihr so traurig bin. Aber es ist verdammt schwer.

  • Liebe Ingrid,


    ich möchte Dich bei uns herzlich Willkommen heissen und Dir sagen, wie sehr ich mit Dir fühle..., dass Du Deine geliebte Mama verloren hast.
    Ich habe einmal einen Spruch gelesen, den ich auch schon bei Reinhold geschrieben habe, denn er ist so wahr....
    Der Tod der Mutter ist der erste Kummer, den Du ohne sie beweinen musst....


    Es ist wahr....denn eine wirkliche Mutter trocknet Tränen wenn der Kummer achso gross ist...doch wenn sie uns verlässt müssen wir ohne
    ihren Beistand das durchstehen.....


    Bitte mache Dir keine Vorwürfe, dass Du nicht genug getan hast oder mögliche Entscheidungen falsch getroffen hast. Das ist bestimmt nicht der Fall, wir können Dinge, die passieren sollen leider nicht aufhalten oder verändern, auch wenn wir es uns so sehr wünschen. Die letzte Entscheidung trifft ein anderer, wir müssen es hinnehmen, und ich weiss leider auch zu gut, wie schwer das ist. Diese quälenden Fragen, die wir uns stellen, bleiben unbeantwortet....


    Gerade dann, wenn das Verhältnis so besonders innig war, ist es so schwer diesen Verlust hinzunehmen...., gerade dann.
    Wir brauchen Menschen, die uns in diesem Kummer verstehen, auffangen und unterstützen.


    Den Spruch, dass es der normal Lauf ist, dass die Eltern gehen, den habe ich von meinem letzten Partner auch gehört, dafür hätte ich ihn ohrfeigen können....Auch wenn es "kopfmässig" richtig ist, so ist es in dem Moment des Verlustes völlig unangebracht. Denn wir brauchen da
    einfach nur Verständnis für unsere Trauer und ein Auffangen wenn wir weinen....


    Ich kann Deinen Kummer gut verstehen, ich habe auch meine Mami verloren, - über Nacht - das war vor fast 5 Jahren, und mein Päpelchen hat mich im letzten Jahr auch verlassen müssen...Innerhalb von knapp 4 Jahren beide Elternteile.....keine leichte Sache....Wenn Du magst, dann kannst Du es gerne nachlesen "ich bin wie betäubt"...


    Das Forum hier hat mir viel geholfen, hier kannst Du wirklich alles schreiben was Dich bedrückt, hier ist immer jemand, der Dir helfen und raten kann, wir verstehen hier einander....das ist wahrlich ein Geschenk.....


    Ich :24: Dich
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Ich habe gerade die Seiten von Manuela gelesen "Bin wie betäubt", nicht alles, aber ich habe hineingestöbert. Es gibt auch mir immer wieder Kraft, in diesem Forum zu lesen, wie andere mit ihrer Trauer umgehen. Wirklich beeindruckend die Seiten.
    Ich war gerade mit meinem Sohn beim Zahnarzt. Es sind wieder die Erinnerungen hochgekommen. Wie meine Mutter beim Zahnarzt war, wie sie mich vorher immer gefragt hat, wie sie das mit dem Zucker machen soll (sie war Diabetikerin). Wie geduldigt sie war, obwohl sie es nicht immer leicht mit dem Diabetes hatte.
    "Wenn es mir möglich wäre, würde ich dich ein letztes Mal umarmen und dich ganz fest an mich drücken.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich dir zum Abschied zurufen, dass du mein Leben bereichert hast und ich dich immer lieben werde.
    Wenn es mir möglich wäre, würe ich so gerne noch einmal deiner Stimme lauschen und horchen, was du mir zu sagen hast.
    Was würdest du mir mitteilen?
    Wahrscheinlich würdest du wollen, dass ich nicht ewig trauere, sondern mich mit dir darüber freue, dass es da, wo du jetzt bist, keinen Schmerz, keine Trauer und kein Leid mehr gibt."
    Aber ich habe noch immer diese große Sehnsucht nach meiner Mutter. Jede Erinnerung ist im ersten Augenblick schön, dann schmerzt sie, denn ich kann nie wieder mit ihr telefonieren oder sie besuchen. Ich würde ihr so gerne noch so vieles sagen oder zeigen.

  • Liebe Ingrid!


    es gibt immer wieder diese Momente, die man sich zurückwünscht - oder besser gesagt vielleicht, die Momente, die man so gerne nochmal haben möchte. Die geliebte Stimme nochmal hören, nocheinmal den anderen zu umarmen und zu drücken, ja - einfach nochmal ein paar Minuten zu haben, um etwas zu sagen.
    Ich weiss, ich kenne das auch- wie sicher viele andere hier auch.


    Man wird sich erst so wirklich bewusst was man verloren hat, wenn man es nicht mehr hat.
    Früher war es so normal, dass der andere da war, man kannte es ja nicht anders, und es war immer unvorstellbar, dass es einmal anders sein könnte. Man macht sich zu Lebzeiten darüber nicht diese Gedanken, zumindest denkt man sie nicht zu Ende...warum auch? Es ist ja alles gut, unsere Welt ist doch heile, warum soll man da so "böse Gedanken" aufkommen lassen?


    Dann passiert es, und wir erleben etwas, was wir uns hätten vorstellen können....Sowas haben wir immer nur von anderen gehört. Ja, und wir fanden es auch furchtbar und tragisch, aber es ist ja "Gott sei Dank" nicht bei uns passiert.
    Doch dann klopft der Tod an unsere eigene Türe....
    und wir erleben und durchleben einen Schmerz, den wir nicht kennen.
    Wir können so schwer damit umgehen....


    Ich kann Dir leider Deinen Schmerz nicht nehmen, liebe Ingrid...
    doch ich kann Dich begleiten, Dir versuchen, ein bisel Stütze zu geben....
    Dir einfach "zuhören".....


    Ja, diese Momente kenne ich auch....diese Sehnsucht, nicht mehr telefonieren zu können, einfach nichts mehr erzählen, teilen, fragen zu können..
    eben so wie es immer früher war.
    Es gibt ja soviele Sachen, die man so gerne sagen und zeigen möchte....
    und es wird uns bewusst, dass das nicht mehr geht.
    Nicht mehr so wie früher...


    Sei :24: umarmt
    liebe Ingrid
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Hallo. Manuela spricht mir aus der Seele. Jetzt erst fällt mir ein, was ich noch alles mit meiner Mutter hätte machen können. Ich wollte sie immer öfters nach Wien einladen, aber sie hat immer gesagt, kommt ihr lieber heraus zu mir. Dazu muss ich sagen, dass meine Mutter, Johanna, seit dem Hochwasser 2002 bei ihrem Sohn wohnte. Sie hatte da ein kleines Zimmer.
    Beim Jahrhunderthochwasser wurde ihr Haus komplett verwüstet und sie ist leider nie mehr dahin zurückgezogen, obwohl es wieder hergerichtet wurde, weil sie ja 2005 erkrankte. Wenn ich daran denke, was sie alles hat erdulden und erleiden hat müssen, spüre ich noch immer diesen Schmerz in meiner Seele. Aber sie war ein Vorbild an Tapferkeit. Mama, Johanna, war 2 mal im Jahr bei mir in Wien, zu Weihnachten und am Christkindlmarkt. Sonst sind wir immer zu ihr hinausgefahren, aufs Land. Sie liebte es für die Familie zu kochen, einzukaufen, alle um sich zu haben und zu verwöhnen. Nur 2011 gings dann nicht mehr, da war sie dann schon sehr krank und auf Hilfe angewiesen. Ich habe heute von ihr getäumt, wie sie im Rollstuhl sitzt und ich sie besuche. Es war eigentlich ein schöner Traum, weil sie mir im Traum wieder so nahe war und ich sie umsorgen konnte. Nur als ich aufwachte, es war wieder Realität. Ich musste erkennen, ich werde sie nie wieder besuchen können. Und das tut schon weh.
    Johanna hatte eigentlich keinen Rollstuhl, sie hatte im letzten Jahr einen Rollator, mit dem sie sich ein wenig bewegte. Mein Vater ist nach einem Schlaganfahl 2 Jahre im Rollstuhl gesessen und Johanna hat ihn gepflegt. Eigentlich eine schwere Zeit für sie. Und jetzt erst vestehehe ich sie, warum sie 2 Jahre nach dem Tod meines Vaters Depressionen hatte, weil sie wahrscheinlich immer noch um den Verlust trauerte. Ich hätte mehr mit ihr darüber sprechen sollen.
    Ich vermisse beide so sehr, meine Mutter und auch meinen Vater, obwohl mein Vater schon zwölf Jahre tod ist. Was mich auch noch erschreckt, die Zeit ist so schnell vergangen, so schnell ist meine Mutter alt geworden (fast 75) und musste gehen. Könnte ich doch die Zeit noch etwas zurückdrehen. Aber ich muss mich damit abfinden, dass es nie wieder so sein wird. Es sind schöne Erinnerungen an meine Eltern, aber manchmal möchte ich gar nicht mehr zurückdenken, weil es so weh tut. Aber ich hoffe, dass der Schmerz einmal erträglicher wird. Die vielen Erfahrungsberichte hier im Forum zeigen ja, dass es geht und besser werden kann. Für diese Beiträge bin ich sehr dankbar und auch für die aufmunternden Antworten.

  • Liebe Ingrid...


    ich weiss wie schwer das ist...Dieses immer wiederkehrende " hätte ich doch"...und " warum habe ich nicht"....
    Gerade dann - wenn man viel gemacht hat, kommen diese bohrenden Fragen dennoch immer wieder hoch....weil man
    glaubt nicht genug getan zu haben, und weil uns in bestimmten Momenten oder Situationen plötzich einfällt " Stimmt, das wollte ich doch noch machen, sagen, fragen...und das können wir nun nicht mehr....
    Ich weiss, dass das kommt, immer wiederkommt...
    aber wir dürfen das nicht..


    Denke, wie gehören zu den Kindern, die alles gemacht haben, die immer mit viel Liebe dabei waren....
    damit es unseren Eltern gut geht....


    Ich versuche immer in solchen Momenten an die zu denken, die sich wirklich nen Dreck um ihre Elltern gekümmert haben -warum auch immer das so war oder ist und sich nicht kümmern, DIE müssen sich nen Vorwurf machen, denn sie können nie mehr was rückgängig machen oder sie lernen es einfach nicht...


    Wir haben alles getan, weil wir voller Liebe zu unseren Eltern waren, deshalb ist das Vermissen so besonders gross und der Verlust schmerzt so tief....


    Gräm Dich Dich mit Vorwürfen, das musst Du sicher nicht...


    In Gedanken bei Dir und mit Dir
    Deine Manuela :24:

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
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    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
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    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
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    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Manuela!
    Danke immer wieder für deine aufbauenden Antworten. Ja, du hast recht. Ich sollte aufhören an das zu denken, was ich versäumt habe, denn es kommt nie wieder, aber ich sollte mich vielmehr an die vielen schönen Dinge, die wir gemeinsam erlebt haben, erinnern. Wenn es nur nicht so weh täte.


    Dieses Wochenende habe ich Freud und Leid zugleich erlebt. Am Freitrag war ich wandern und habe die Natur genossen, aber immer auch mit einem Schmerz im Herzen, denn von meinen Eltern habe ich die Liebe zur Natur bekommen. Ich musste daran denken, wie gerne meine Mama immer spazieren ging und wie sie mir dann davon erzählte. Dieser Ausflug hätte ihr sicher auch gefallen.


    Am Sonntag war die Erstkommunion meines Neffen und da hat mich wieder eine Welle überrollt. Schon in der Kirche war es sehr schwer, wieder da zu sitzen, wo vor 3 Monaten die Begräbnismesse war. Und dann wieder im Haus des Bruders zu sein, wo meine Mutter die letzten 10 Jahre gewohnt hat. Unbegreiflich, dass sie nicht mehr die Stiegen herunterkommt, auch wenn es zum Schluss wirklich schon sehr mühsam war, würde ich es mir noch einmal wünschen. Aber es wird wohl nie wieder sein. Schade, dass meine Mutter dieses Fest nicht mehr erleben konnte. Sie hätte es sich so gewünscht. Ich denke, wenn dieser Schmerz des Vermissens so groß ist, muss es doch eine Seele geben, die auch nach dem Tod nicht verloren geht. Vielleicht hat sie sogar von oben uns zugeschaut.


    Ingrid

  • Liebe Ingrid,


    ich bin sicher, dass Deine Mama von oben zugeschaut hat...und bei diesem Fest dabei war- ja, wenn
    auch so anders als Du es Dir gewünscht hast...
    Du konntest sie nicht mehr sehen...aber sie war dennoch bei Euch...


    Glaube mir, wenn ich diesen Glauben nicht hätte, dann wäre ich wohl schon untergegangen...
    dieser Glaube, dass meine Beiden irgendwo und irgendwie noch da sind, hilft mir in sovielen schweren Momenten...
    und doch würde ich mir nichts mehr wünschen als dass sie hier nun neben mir auf dem Balkon sitzen und mit mir
    einen leckeren Wein oder ihren geliebten Gin-Tonic schlürfen...


    Sowie Du es Dir wünschst, Deine Mama käme nochmal die Stiegen runter...


    Das sind Momente, die wir leider nur noch in unserer Erinnerung haben....
    aber fest in unserem Herzen....


    Und die Seele gibt es, liebe Ingrid.....
    ganz sicher....


    Ich denke an Dich und bin mit Dir traurig
    ich verstehe Dich so gut...
    :24: Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Ja, ich glaube auch fest daran, dass es so sein muss.
    Meine Mutter selbst sollte mir darin ein Vorbild sein. Sie hat jeden Abend für uns Kinder gebetet und ist einmal im Jahr zur Beichte gegangen. Ich habe noch in einer Tasche von ihr einen Beichtzettel aus dem Jahr 1996 gefunden. Mein Gott, wie ist die Zeit so schnell vergangen. Und bei jedem ihrer Spitalsaufenthalte hat sie geschaut, dass sie die Kommunion empfangen kann. Darum hoffe ich, dass sie jetzt an ihrem Ziel angekommen ist.
    Doch es fällt so schwer loszulassen. Es ist wie das Abtrennen von der Nabelschnur, wie ein entwurzelt sein. Ich muss erst wieder neue Wurzeln fassen.


    Wenn es mir möglich wäre, würde ich dich ein letztes Mal umarmen und dich ganz fest an mich drücken.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich dir zum Abschied zurufen, dass du mein Leben bereichert hast und ich dich immer lieben werde.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich so gerne noch einmal deiner unverwechselbaren Stimme lauschen und horchen, was du mir zu sagen hast.
    Was würdest du mir mitteilen?
    Vielleicht würdest du flüstern: "Bitte mach es mir nicht so schwer und lass mich gehen, denn ich muss dich jetzt verlassen."
    Wahrscheinlich würdest du wollen, dass ich nicht ewig trauere, sondern mich mit dir darüber freue, das es da, wo du jetzt bist,
    keinen Schmerz, keine Trauer und kein Leid mehr gibt.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich versuchen, dich aufzuhalten.
    Aber ich weiß, dass du trotzdem gehen würdest, denn du bist schon immer gradlinig deine Wege gegangen.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich nun meine Tränen abwischen, und das Unabwendbare akzeptieren und mich freuen, weil du das Leben jetzt in Fülle hast.


    Dieses Gedicht von Petra Hillebrand lese ich mir öfters durch und es gibt mir ein wenig Trost, obwohl es mir jetzt noch nicht möglich ist und ich erst
    meinen Weg durch die Trauer finden muss.


    Liebe Grüße
    Ingrid

  • Liebe Ingrid...


    ja, ich weiss auch, dass das Loslassen so schwer ist....
    oft denke ich, warum müssen wir etwas loslassen was wir doch sowieso schon verloren haben?
    Ich finde darauf keine Antwort....
    Wir müssen wohl irgendwie unsere eigene Antwort darauf und dafür finden und - wenn wir wirklich loslassen müssen -,
    dann denke ich, dass nur wir selbst den Zeitpunkt wählen können....


    Deine Mutter war eine gläubige Frau....
    und sie wird dort angekommen sein woran sie hier im Leben geglaubt hat,-
    und ich bin sicher, dass sie über Dich wachen wird
    Dir Kraft sendet, die Du nun brauchst.


    Meine Gedanken begleiten Dich
    und ich sende Dir viele viele :24:
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Ja, liebe Manuela, das Loslassen ist das Schwerste an der Trauer. Man möchte es ja nicht, aber man muss.
    Ich werde immer wieder daran erinnert, dass vieles nun nicht mehr möglich ist, die Anrufe, Gespräche mit meiner Mutter, ihre aufmunternden Worte, ihre positive Einstellung.
    Ich muss mich umgewöhnen, daran, dass das nicht mehr sein wird, immer wieder. Ich muss mich daran gewöhnen, dass es jetzt anders ist. Es ist schwer, aber es wird vielen Trauernden so gehen.
    Gerade habe ich meinen Sohn verabschiedet. Er ist auf Pfadfinderlager gefahren. Ich wollte gleich nachher meine Mutter anrufen, um es ihr zu erzählen, dass er jetzt unterwegs ist. Aber es geht ja nicht mehr. Dennoch hoffe ich, dass sie es doch weiß von dem Ort, wo sie jetzt ist, zuschaut und sich freut. Ich hätte Zeit für sie übers Wochenende und bin traurig. Schade, ich hätte sie so gerne ins Kaffeehaus eingeladen. Anstelle dessen werde ich versuchen, mich abzulenken, mit Putzen, Gartenarbeit oder Radfahren. Damit nicht ständig die Gedanken kreisen, ob nicht doch irgend was im Spital versäumt worden ist oder ich verabsäumt habe. Aber es war wohl ihr Schicksal, die Zeit gekommen, jetzt zu gehen. Wir können es nicht aufhalten.
    Wünsche allen ein schönes Pfingstwochenende.

  • Hallo!
    Ich habe gestern einen Radausflug gemacht. Ich war mit meinem Mann im Prater und 2 Freunde waren auch dabei. Es war ein schöner Tag und dieser Ausflug hat mir gut getan und mich abgelenkt. Aber meine Mutter war in meinen Gedanken auch immer dabei. Dieser schöne Pfingsttag hätte ihr sicher auch gefallen. Sie hätte es sich im Garten gemütlich gemacht oder wäre auch im Ort spazieren gegangen, so wie sie es immer gemacht hat. Sie liebte Spaziergänge und die Natur. Es schmerzt mich, dass sie das nicht mehr kann. Ich habe mir aber gedacht, vielleicht ist sie ja bei mir auf diesem Ausflug dabei.
    Wir waren im Prater in einem Lokal, wo ich mir ihr auch einmal war vor 13 Jahren und da war erwieder da, der Schmerz, aber auch eine schöne Erinnerung. Ich muss lernen mit dem Schmerz zu leben und ihn zuzulassen. Denn auch die Erinnerung ist was Schönes und Tröstliches.
    Ingrid

  • Hallo liebe Ingrid!


    Möchte dir meine Anteilnahme zum Heimgang deiner Mama aussprechen.


    Heute sind nicht viel im Forum, nicht wahr? So möchte ich dir ein paar Zeilen da lassen.


    Habe gesehen, wir sind der gleiche Jahrgang.


    Danke für das Foto, das du reingestellt hast. Ist das deine Mama, du und deine Geschwister?


    Ich kann dein Vermissen so gut verstehen. Ja, da möchte man zum Telefon greifen und seiner Mama eine Begebenheit, Neuigkeit erzählen und erst im nächsten Moment bemerkt man dann, das geht ja gar nicht mehr. ;( Du hättest sie so gerne mitgenommen auf den Ausflug, mit ihr geredet, die Zeit genossen, das Miteinander sein, gemütlich Kaffee trinken, sich austauschen, .... aber ich bin mir sicher, deine liebe Mama war auch so mit. In Gedanken, Erinnerungen, in deinem Herzen - in anderer Form. Aber unser Herz schreit und leidet - wir hätten unsere lieben Verstorbenen so gern in unserer Mitte, leibhaftig, zum Umarmen, um Antwort zu bekommen auf unsere Gespräche mit ihnen. Du hast Recht, man muss lernen, mit dem Schmerz zu leben. Aber es tut so gut, hier drinnen verstanden zu werden, nicht wahr?
    Du hast Recht, die Fragen, ob im Spital was verabsäumt worden war, od. auch andere Warum-Fragen bringen dich nicht weiter. Das stimmt. Ich denke auch, die Zeit war wohl vorbestimmt. Nur leider ist es uns immer zu früh, es trifft uns immer unvorbereitet (niemand konnte uns lernen, damit umzugehen, wir müssen selber das mühsam lernen, wenn es soweit ist) - auch wenn man schon sieht, dass das Ende vielleicht nahen wird.
    Ich danke dir auch für das Gedicht von Petra Hillebrand.


    Ich wünsche dir alles Liebe für deinen weiteren Weg - wir sind da und gehen ein Stück gemeinsam.


    Linda

  • Aber unser Herz schreit und leidet - wir hätten unsere lieben Verstorbenen so gern in unserer Mitte, leibhaftig, zum Umarmen, um Antwort zu bekommen auf unsere Gespräche mit ihnen.

    :2: Linda...


    Genau so ist es!!!!!


    :24: Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Ingrid!


    Schön, dass der Radausflug Dir gut getan hat und Dich auch abgelenkt hat....
    das sind Momente, die wir brauchen, auch wenn uns der Schmerz auch da begleitet....
    Aufeinmal kommen wir an einen Ort, in ein Lokal oder auch nur in ein Geschäft
    wo wir einmal waren mit unseren Lieben
    und schon machts Peng...
    wir erinnern uns....und das tut weh. Denn da war ja noch alles in Ordnung, da war unsere Welt noch heile.
    ja- oder wir kommen zurück von einem schönen Ausflug oder Erlebnis
    und davon wollen wir so gerne unseren Lieben berichten
    den Menschen, die das wirklich interessiert haben, die schon gespannt auf unsere Rückkehr warteten
    und auf den Bericht was wir erlebt haben....
    sich ehrlich mit uns freuten, dass wir einen so schönen Tag hatten....


    Ich weiss wie Du Dich fühlst liebe Ingrid....
    kenne diese Gedanken auch nur zu gut....
    diese Freude nicht mehr so teilen zu können...


    Wir lernen mit der Zeit, mit diesem Schmerz zu leben....
    irgendwann lassen wir ihn auch zu, denn dann wissen wir schon wie er sich anfühlt
    wenn wieder ein Moment der Erinnerung kommt....


    Ich :24:
    Deine Manuela

    Memento
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    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
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    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
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    und die es trugen, mögen mir vergeben.
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    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Linda! Liebe Manuela!
    Danke für eure wertvollen Antworten. Ich schätze es sehr, dass ich hier im Forum verstanden werde, meine Gedanken niederschreiben kann und dass ihr Anteilnahme zeigt und mir durch eure Erfahrungen weiterhelft, obwohl jeder selber sein "Pinkerl" zu tragen hat.
    Ja das auf dem Foto bin ich, daneben mein Zwillingsbruder und mein um 2 Jahre jüngerer Bruder. Das war so ca. 1970. Da war die Welt noch in Ordnung.
    Leider spinnt jetzt mein Labtop, es wird wieder alles gelöscht und ich werde mich wieder melden.
    Liebe Grüße
    Ingrid

  • Liebe Ingrid!


    Es ist immer schön zu lesen, dass wir hier anderen mit unseren Erfahrungen weiterhelfen können
    raten und stützen können...
    auch für uns ist das wertvoll....


    Wir alle hier haben das Gleiche erlebt
    uns wurde ein geliebter Mensch, oder sogar mehrere geliebte Menschen genommen....
    plötzlich und unerwartet, durch Unfall, Krankheit und Leiden..


    Wir haben schon die schlimmsten Momente durchlebt
    und wir haben auch schon gute Tage durchlebt
    und wurden auch wieder zurückgeworfen
    durch eine Situation oder Begebenheit


    Wir sind auch immer noch traurig
    das Vermissen wird wohl immer bleiben
    denn wir haben ja geliebt....
    Wir lernen Stück für Stück mit dem Vermissen und dem damit verbundenen Schmerz zu leben...
    mal mehr - mal weniger...


    Die Gefühle, liebe Ingrid, lassen sich nicht kontrollieren oder in "Schach" halten...
    sie kommen einfach...


    Schwerwiegende Verluste lassen sich nicht behandeln wie Kopfweh
    da nimmt man ne Aspirin und weg sind sie die Kopfweh
    der Trauerschmerz ist anders
    der geht nicht einfach so weg mit einer Tablette...


    Das ist ein Weg, den wir gehen müssen, der dauert wie er dauern soll
    das müssen wir lernen....


    Ich weiss, das ist nicht leicht....


    Deine Manuela, die Dir viele :24: sendet....

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.