Irgendwie so hilflos

  • Ich hab mich heute hier angemeldet, da ich mit niemandem darüber sprechen kann, es aber mich so bewegt und innerlich zerfrisst. Ich bin in sehr jungen Jahren von zu hause auf und davon, mein Neugeborenes hab ich damals bei meiner Mutter zurückgelassen, ihr würdet sagen, im Stich gelassen, ja so ist es und ich habe den Kontakt komplett abgebrochen.
    Nun stöbere ich manchmal im Internet und gib die Namen meiner Verwandten ein um irgendwo von ihnen zu lesen, wie sagt man so schön, Heimweh, Sehnsucht..was auch immer.
    'Da lese ich plötzlich eine Todesanzeige hier auf Aspetos von einem Mädchen, dass auch meinen Nachnamen trägt, neugierig geworden, da ich sie nicht kannte, lese ich wer ihre Mutter ist und es zog sich mein Herz zusammen, es ist das Kind meiner zurückgelassenen Tochter, also meine biologische Enkelin.
    Ich bin so betrübt und seit 2 Tagen ist es mir so schwer ums Herz., es schnürt mir den Hals zu, wenn ich an das Kind denke, ich gebe mir dir Schuld. Ich weiß nicht woran und wie sie gestorben ist, ob, wenn ich da gewesen wäre, es anders gewesen wäre.

  • Liebe DuYfuwp5!
    Sei ganz herzlich willkommen hier bei uns! :24:
    Das ist echt eine schwierige Situation. Du bist aber sicher nicht schuld am Tod des Mädchens! Du hast Schuldgefühle deiner Tochter gegenüber und die überträgst du jetzt auf ihr Kind. Ich kann das gut nachvollziehen. Was hindert dich daran, dich bei ihr zu melden? Ich lese eine große Sehnsucht nach Kontakt zu ihr und zur Familie aus deinem Posting heraus. Hast du nie wieder Kontakt zu deiner Mutter gesucht?
    AL Christine

  • Hallo DuYfuwp5,


    was bei euch damals vogefallen ist oder warum Du gegangen bist das weiß ich nicht.
    Wie alt Dein Kind damals war schreibst Du auch nicht.
    Aber, dass Du immer wieder an Dein Kind gedacht hast und nach Informationen gesucht hast.


    Warum willst Du so weiter machen?
    Hast Du Angst zurückgewiesen zu werden?
    Ja, das kann passieren.
    Dein Kind lebt sein Leben ohne Dich.
    Und vielleicht möchte es daran auch nichts ändern.
    Vielleicht aber doch.
    Diese Frage wird Dir erst beantwortet werden wenn Du Kontakt aufnimmst.


    Ich habe jahrelang auf den ersten Schritt gewartet.
    Dass mein Vater sich entschuldigt für sein Verhalten.
    Dass er zeigt, wie wichtig wir für ihn sind.
    Dass er sich bemüht ein Teil dieser Familie zu sein.


    Er hat es nicht getan.


    Meine Geschichte quält mich schon so lange.
    Aber mit seinem Tod musste ich mich mit ihr auseinander setzen.
    Und es gibt keine Chance auf eine Aussprache oder die Liebe des anderen im eigenen Leben.


    Mich macht das wütend und traurig.
    Ob es dazu gekommen wäre weiß ich nicht.
    Aber ich werde es mich nun immer fragen.


    Das wünsche ich Dir nicht.


    Gruß, Ela

  • Versuch es.
    Wenn sie nicht will, hast Du Deine Antwort.
    Und ja es würde weh tun.


    Aber vielleicht verpasst Du in jeder Minute etwas wunderbares weil Du Angst hast.


    Was wiegt mehr?!

  • Liebe DuYfuwp5!


    Ja, ich würde auch versuchen einen Kontakt aufzubauen!
    Vielleicht braucht sie Dich jetzt mehr, als Du glaubst. Schreib ihr einfach, wie es damals war und wie es jetzt in Dir aussieht.........auch im nachhinein kann sich da noch eine schöne innige Verbindung entwickeln. Und wenn nicht, dann hast Du es zumindest probiert und mußt nicht immer denken: hätte ich doch.....


    Alles Liebe
    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Hallo!


    Ja, ich würde es auch unbedingt versuchen. Kenne eine Frau, die ist schon über 60 Jahre alt. Sie hat immer gehofft, ihr Vater würde den Kontakt mit ihr aufnehmen. ;( Nimm den ganzen Mut, den zu hast, zusammen. Du kannst nichts Verlieren!
    Vielleicht kannst du gerade jetzt eine Stütze für deine Tochter sein.


    Ich wünsche dir alles Gute


    Linda

  • Hallo,


    Ich wurde auch gleich nach meiner Geburt von meiner Mutter bei meinen großeltern zurückgelassen. Obwohl meine Großeltern schon ziemlich alt waren, habe sie mich sehr lieb gehabt, trotzdem hat mir als Kind und auch später immer meine Mutter gefehlt. Ich habe "normale" Familien" meiner Freundinnen gesehen und wollte auch eine junge Mutti. Ich hab dann die Schwester meiner Mutter, die mit ihren zwei Kindern in unserer Nähe wohnte, gefragt, ob ich Mutti zu ihr sagen dürfte. Als meine Oma als ich zwölf war qualvoll Zuhause an Krebs starb und ich sie zusammen mit opa pflegte, bis zum schluß, hätte ich mir auch eine Mutter gewunschen, die für mich da war. Als ich dann immer Angst hatte, Opa könne jetzt auch noch sterben und ich wäre ganz allein, kamen die fragen, warum hat sie mich verlassen, warum hat sie mir das angetan. Das Urvertrauen, das jedes Kind so dringend braucht, hat mir so gefehlt und fehlt mir heute noch. Ich hatte immer den Gedanken an mir muß etwas nicht stimmen, wenn sogar meine eigene Mutter mich nicht mag. Irgendwann hab ich dann angefangen sie zu hassen, wenn sie mich nicht will, will ich sie auch nicht. Konnte mir sogar einreden, sie ist mir egal.
    Vor vier Jahren, an dem Tag, als mein Mann nach seiner ersten Operation nach Hause kam, ich glücklich war, ihn wiederzuhaben, und dass er alles so gut überstanden hatte, bekam ich einen Anruf aus einer Klinik, meine Mutter sei gestorben, sie könnten mich erst jetzt informieren, da sie mich erst ausfindig machen konnten. Ich müßte mich um die Leiche kümmern, es eile. Sie war an der gleichen Krankheit gestorben, weswegen mein Mann gerade operiert worden war. Für mich ein zusätzlicher Schock.
    Ich konnte damals nicht um sie trauern, ich konnte nur denken, mußte sie mir das auch noch antun, die gleiche Krankheit und gestorben.
    Jetzt ist mein Mann seit drei wochen tot, auch er konnte trotz unsäglichem Kampf diese Krankheit nicht besiegen. Und zwischen der unerträglichen Trauer und Verzweiflung kommt jetzt auch die Trauer um meine Mutter, die ich nie richtig gekannt habe, auf. Sogar das Bedürfnis, in den letzten Stunden bei ihr gewesen zu sein. Ich hätte sie fragen können, warum hast du das getan, vielleicht hätte ich ihre gründe verstanden, vielleicht hätte ich ihr verziehen, vielleicht auch nicht. Ich weiß es wirklich nicht, aber es wäre meine Entscheidung gewesen und ich hätte nicht diese ungewißheit, diese offenen fragen.
    Deshalb denke ich, du solltest unbedingt versuchen, den Kontakt mit deiner Tochter aufzunehmen, nicht nur für dich, sondern für sie. Ich kann dir nicht sagen, wie sie sich entscheiden wird, genausowenig wie ich weiß, wie ich mich entschieden hätte. Aber du gibst ihr damit die Chance selbst zu entscheiden und wenn auch spät, das Gefühl, meiner Mutter liegt trotz allem etwas an mir, ich bin ihr doch wichtig. Vielleicht hilft es ihr in ihren jetzigen Situation.
    Ich wünsche es Euch
    Akelei