Mein Sohn ist plötzlich verstorben.

  • Die Trauer ist schwer zu (er)tragen. Nun hast du zusätzlich einen Infekt und das setzt dir natürlich zu. Ich hatte und habe manchmal noch immer das Gefühl, dass alle meine Muskeln versagen. Mir fallen dann sogar Taschentücher aus der Hand. Trauer hat unendlich viele Facetten. Und so oft fragt man sich: "ist das... bin ich... noch normal?" Und meistens ist es normal. Unser neues normal, mit dem man mit der Zeit zu leben lernt. Es bleibt nicht so furchtbar wie zu anfang! Aber es wird nie mehr so wie vorher.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Liebe Christine,


    Nach allem, was ich hier und anderswo gelesen und auch selbst an mir beobachtet habe, wirkt sich die Trauer tatsächlich auch körperlich aus. Grad alles, was mit Schwäche, sowohl vom Gesamtbefinden, als auch auf einzelne Bereiche des Körpers bezogen, zu tun hat, scheint vollkommen normal zu sein.

    Ja, irgendwie reagiert der Körper auch auf die Trauer und den entsetzlichen Verlust.

    Das, was du beschreibst, kann allerdings auch ein Corona-Symptom sein. Gelenkschmerzen gehören sehr häufig dazu. Gönn dir also in jedem Fall viel Ruhe und mache, was dir gut tut, frische Luft oder ausgedehntes Entspannen auf der Couch, ganz wonach dir ist. Dein Körper wird dir sagen, was er gerne hätte.

    Ich wünsche dir sehr, sehr schnelle und gute Besserung und einen sehr milden Verlauf. Deine Einstellung dazu ist großartig und ich bin mir sicher, mit dieser Einstellung im Herzen, wird dein Körper dir auch brav Folge leisten. Viel Kraft wünsche ich dir dazu! ✨💖

  • Ich habe wieder das Bedürfnis, etwas zu schreiben. Heute ist ein Tag, wo ich sehr traurig bin. Manche Tage sind besser. Das ist wohl so ein ständiges Auf und Ab. Da ich immer noch Symptome von Corona habe, kann ich auch nicht rausgehen. Ich lese vielleicht nachher wieder mal in dem Buch,was ich mir gekauft habe. " Weiter,als das Ende ".Wir hier im Forum haben auch die unterschiedlichsten Schicksale. Aber eins vereint uns alle, wie wir es schaffen, mit dem Verlust weiterzuleben. Ich habe zum Beispiel gemerkt, daß, wenn ich mich auch noch so sehr um eine Bewältigung bemühe, der Schmerz kommt immer wieder .Man möchte die Zeit zurückdrehen, daß alles so ist, wie es war .Meine Tochter fliegt morgen nach Griechenland in Urlaub. Ich könnte das nicht.Ich hatte schon einmal an anderer Stelle geschrieben, daß die Zeit die Wunde heilt.Wunden an unserem Körper brauchen Zeit. So ist das auch mit der Verwundung der Seele. Das ist aber viel schwerer. Dagegen gibt es kein Mittel auf Rezept. Ich lebe alleine. Ich wünschte mir,daß es mal klingelt und jemand in der Tür steht und mich in den Arm nimmt. Das macht mein Enkel. Er ist aber zur Zeit verreist. Nun muss ich mich alleine aushalten. Es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich habe das Forum und die Seelsorge. Bekannte und Freunde tun sich schwer mit meinem Schicksal. Ein bißchen WhatsApp ,ein kurzes Beileid am Telefon, mehr erlebe ich nicht. Ich muss das alleine schaffen. Es wird der Tag kommen, wo ich wieder frohen Mutes bin, denn das ist meine Natur. Das habe ich von meinem Vater geerbt. Nachdem meine Mutti mit 60 Jahren an Krebs starb, hat er noch 15 Jahre alleine gelebt. Er war sehr sportlich und konnte alles im Fernsehen verfolgen, bis ihm die Augen zufielen.Er hat wunderschöne Bilder gemalt von Frauen. Ich habe noch einige davon. Mein Vater liebte die Frauen sehr. Ich werde meinen Weg ohne meinen Sohn nun gehen müssen. Es ist einfach zu verstehen,aber doch so unsagbar schwer zu ertragen.

  • Am Sonntag vor 3 Wochen starb mein Sohn. Mir ist ,als wär es gestern gewesen. Was habe ich die ganze Zeit gemacht.? Ich war nur anwesend. Ich war nur einmal draußen. Ich habe Corona, das schrieb ich schon.Die Tage und Nächte gehen einfach so dahin. Am 17.Oktober ist die Beerdigung. Ich hoffe, dass ich dann Abschied nehmen kann. Ich kann es hier zu Hause nicht, weil mich alles an ihn erinnert. Er war gerne und oft bei mir. Überall höre ich ihn ,sehe ihn laufen .Die Küche war sein Lieblingsplatz.Es sind unzählige Erinnerungen und gerade das ist so schmerzhaft. Ich gehe irgendwann in ein Trauercafe hier bei uns in der Kirche. Vielleicht erleichtert es mich ein wenig, wenn ich da mit Menschen zusammenkomme,die auch sehr traurig sind. Das Forum hat seine Grenzen. Schreiben und Lesen ist gut,aber es ersetzt nicht den ganzen Menschen,den man manchmal braucht. Ich habe neulich gelesen : Erst wenn man den geliebten Menschen frei lässt, findet man seinen inneren Frieden .Was das bedeutet, muss ich für mich erst herausfinden. Eins weiß ich, frei lassen heißt nicht vergessen und es schließt Trauer und Schmerz nicht aus. Bestimmt gibt die Zeit mir eine Antwort.

  • Du machst nichts falsch , liebe Christine. Sehr oft wird mitgelesen ohne etwas zu schreiben. Aber deine frische Trauer braucht auf jeden Fall Beachtung.
    Abschied nehmen ist wohl nicht wirklich möglich. Eine Mutter verabschiedet ihr Kind, egal wie alt. Das ist nicht wirklich zu "verarbeiten". Er wird immer nur einen Gedanken weit weg sein. Und ich finde, das ist auch richtig so. Du musst Silvio nicht "freilassen". Ich weiß gar nicht was das heißen soll. Er ist frei. Und seine Mama bemüht sich nun weiterzuleben. Ich finde die Idee mit dem Trauercafe gut. Vielleicht knüpfst du da schöne Kontakte.
    Ja, ein Forum ist nicht dasselbe, wie ein Mensch, der dir in die Augen schaut. Aber es gibt ein bisschen Sicherheit, dass man noch "normal" ist. Und man muss nicht viel erklären. Jedem hier ist dieser Schmerz bekannt.

    Ich wünsche dir weiterhin gute Besserung. Du machst das alles schon echt gut.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Liebe Elster. Vielen Dank ,dass du mir geantwortet hast. Mit dem "freilassen" ist wohl gemeint, daß man sich nicht so an den Verstorbenen klammern soll, weil man daran zerbrechen kann. Was wichtig und heilsam ist,daß ich mich mitteilen kann.Und das ist hier im Forum gut möglich. Mitteilen hat was mit "teilen" zu tun. Geteiltes Leid ist heilsam. Mein Körper ist arg angegriffen. Ich habe immer noch Schmerzen überall. Das ist bestimmt nicht nur von Corona. Ich wünsche dir später eine gute Nacht. Ich gucke etwas Fußball ,das lenkt mich ein wenig ab.

  • Danke, Christine. Ja, die Schmerzen sind wohl nicht nur von Corona. Mit-teilen, ja, das ist es genau.

    "Der Verstorbene" ist in diesem Fall dein Kind. Wenn dir der Gedanke des Freilassens Sinn macht und du glaubst, es ist dein Weg, dann ist das gut und richtig! Ich selbst kann mir das im Bezug auf meine Tochter nicht vorstellen oder wünschen. Sie ist nun ganz in mein Herz eingezogen und da wohnt sie. Sie ist wieder in mir drin.

    Hab auch du eine erholsame Nacht, sofern das geht.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus