Wieso und warum gerade er?

  • Hallo!



    Ich bin schon etwas länger stille Mitleserin und hab mich bis jetzt nicht getraut etwas zu schreiben.


    Ganz kurz vorstellen:


    Ich heisse Manuela bin Mutter von 4 Kindern. Am 15. 4. 2013 kam mein ältester Sohn (14) ums Leben. Seither ist die Welt für uns nur mehr grau. Meine anderen Kinder( 4, 11 und 12) verstehen die Welt nicht mehr so wie mein Mann und ich auch. Wir stellen uns immer wieder die Frage " Warum und wieso gerade er?" Ich muss stark sein für meine anderen drei Kinder aber wie? Von meiner kleinen Tochter hör ich oft: Mama hat mich Rafael lieb? Ich bejahe das immer wieder und dann kommt die Frage: Warum kommt er nicht zu mir? Oder es kommen aussagen wie ich will auch in den Himmel!!!! Für meine anderen zwei Söhne ist der Alltag auch nicht leicht. Sehr oft sitzen sie und weinen weil er so fehlt. Ich dachte zuerst mit Therapien geht es uns allen besser aber ich finde das es immer schlimmer wird. Er fehlt von Tag zu Tag mehr. Und am meisten nerven mich die Leute die mir sagen die Zeit heilt Wunden. Ich denk mir dann immer wieder haben die überhaupt Ahnung wie es mir geht? Ich sitze oft manchmal mehrmals täglich und weine und irgendwie hab ich dann das Gefühl jemand versucht mir mein Herz rauszureissen, am liebsten würd ich schreien. Mein Leben ist ein riesengrosser Trümmerhaufen denn ein Teil von mir ist weg.

  • Liebe Manuela!


    ein stilles Willkommen in unserer Mitte der Trauernden
    es tut mir leid das auch du diesem schmerz begegnet bist
    mein tiefste Anteilnahme!!!!


    Darf ich dich fragen: Was passierte ?
    Bitte schreib was und wann immer dir danach ist
    mir hat das Forum sehr geholfen
    weil ich worte suchte für meinen schmerz (Abi meine Tochter & mit Abi im Herzen)
    und wenn auch nur Virtuell aber es ist immer wer DA
    der dir / uns zuhört und versteht


    in liebe maki

  • Willkommen Mani,
    schön, dass du dich aufraffen konntest, ein paar Worte zu schreiben.
    Du hast hier Platz, deine Sorgen, deine Wut, deine Verständnislosigkeit, deine Trauer und all die anderen Gefühle, die dich den Rest deines Lebens begleiten werden zu artikulieren. Du kannst hier schreien, weinen, still vor dich hin jammern, du kannst Fragen stellen, aber auch mitlesen, wie es anderen geht, welche Strategien sie sich zurechtlegen. Wie Maki schrieb, hilft es vielen Leuten, Erlebtes, oder auch nur die Gedanken schriftlich festzuhalten. In diesem Forum sind viele liebe Leute, denen Ähnliches widerfahren ist, die mit denselben Gefühlen kämpfen und auf Verständnis hoffen - aber auch gleichsam jeder für sich ein offenes Ohr bietet, sich die Geschichten durchliest, mitfühlt, Hilfestellung anbietet und dir Stütze sein möchte. Nicht nur das, sondern auch wird deinem verstorbenen Schatz gedacht. Der Forumsnutzer, der betet schickt vielleicht ein stilles Gebet für ihn zum Himmel, andere gedenken ihm auf ihre Art.
    Schrecklich, dass du dein Kind verloren hast, ich finde keine Worte, die ausdrücken können, wie sehr ich mit dir leide.
    schnee

  • Liebe Mani,
    herzlich willkommen bei uns!
    Trauer kann man nicht wegtherapieren und es wird deshalb schlimmer, weil nach so einem schlimmen Trauma der Schockzustand zunächst recht lange nachwirkt und dann die Realität Monate braucht, bis sie langsam durchsickert. Du kennst das sicher, dass du dir immer noch oft denkst: "Das kann einfach nicht wahr sein?" Das ist eine normale Reaktion und immer wenn du dann feststellen musst: Es ist aber war und merkst, wie sehr du ihn vermisst, kommt der Schmerz durch. Ihr alle merkt jetzt nach diesen Monaten immer stärker: Er kommt aber nicht wieder und ihr merkt auch, wo überall er fehlt.


    Nach dem Verlust eines Kinder dauert dieser Prozess einfach sehr lange und man selbst hat den Eindruck, es kaum aushalten zu können. Maki kennt das nur zu gut! Sie ist auch durch einen langen Prozess und durch ein riefes Tal gegangen und hat es dennoch geschafft. Ich finde aber die Therapien trotzdem gut, weil der Therapeut bzw. die Therapeutin rechtzeitig erkennen kann, falls der an sich gesunde Trauerprozess in eine Depression abgleitet. Wenn du also mit dem Therapeuten bzw. der Therapeutin als Mensch klar kommst, dann würde ich da unbedingt weitermachen!


    Alles Liebe und: Schreib wann immer du möchtest!
    Christine

  • Liebe Manuela!
    Sei Willkommen hier bei uns.
    Es tut mir so leid. Wie es Dir gehen muss, kann ich, genauso wie Maki, sehr gut nachvollziehen. Auch ich habe mein Kind (eine Tochter) gehen lassen müssen.
    Ich kenne diese Gefühle und Gedanken, diese Ohnmacht und Wut auf das Leben da draußen, das einfach so weitergeht. Für uns ist doch gerade die Zeit stehengeblieben :95: . Das KANN auch keiner nachvollziehen, denn etwas Schlimmeres, als ein Kind zu verlieren gibt es wirklich nicht. Ich weiß wovon ich spreche, denn 6 Monate vor meiner Tochter ist ganz plötzlich mein Bruder verstorben und noch 2 Jahre zurück mein Vati.
    Dieses "Chaos" in Dir wird noch andauern, keiner kann sagen wann es leichter wird.Es wird aber irgendwann leichter, erträglicher.Ganz vorbei geht die Trauer wohl nie, denn mit unserem Kind ist ein Stück Zukunft gegangen, und, wie Du schon sagst, ein Teil von uns.Wir werden lernen damit umzugehen, bzw. zu leben, auch für unsere anderen Kinder.
    Erzähl doch, wenn Du möchtest, was passiert ist.
    Ich wünsche Dir Kraft, schreib, wann immer Du möchtest.
    Liebe Grüße
    Karla :30:

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Hallo!


    Danke das ihr mich so nett aufgenommen habt. gerne werde ich euch meine Geschichte erzählen.



    Mein Sohn Rafael kam am 24.02.1999 zu meinem 24.Geburtstag zur Welt. Ich war an diesem Tag der glücklichste 'Mensch der Welt seine schönen großen Augen die vielen Haare die er hatte. Ich musste soviel weinen als man ihm mir den Arm legte und sagte: Alles Gute zum Geburtstag Mama! Rafael war in den darauffolgenden Jahren überhaupt kein Problemkind wie halt Kinder so sind manchmal aufgeweckt aber so sind Kinder nun mal. Im Schulalter fingen die ersten Probleme an er war ein wenig mollig und wurde dadurch gemobbt. Er hatte das aber zum Teil unter Kontrolle bereits in der Hauptschule fing er an abzunehmen und baute sich einen kleinen Freundeskreis auf. Es gab zwar immer wieder Auseinandersetzungen mit anderen Schülern aber er schaute am Schluss schon darüber hinweg er wollte nie das ich mir Sorgen machte er hasste es wenn ich weinte. Rafael war ein sehr braver aber aufgeweckter Junge. Wenn ich sagte du bist um sieben zuhause dann war er das auch meistens sogar früher.Er war ein Familienmensch, er ging zur Schule kam heim erledigte seine Aufgaben( manchmal auch nicht wie Jungs eben sind) und unternahm mit seinen Brüdern so einiges( Radfahren, Skaterplatz, Fussball spielen) oder er nahm sie einfach mit zu seinen Freunden, der Abend nach sieben Uhr der gehörte immer seiner kleinen Schwester, sie war sein ein und alles, er spielte und tollte mit ihr im ganzen Haus herum er tanzte mit ihr. Ich bin noch immer mega stolz auf ihn und das werde ich immer sein .



    An dem besagten Tag es war der 15.04.2013 kam er von der Schule nach Hause setzte sich zum Tisch und aß zu Mittag machte seine Hausaufgaben und fragte mich dann ob er denn mit seinem Freund der schon ein Moped besaß zu ihm fahren durfte. Ich sagte:" ok aber um sieben bist du zuhause denn du weißt ja morgen ist Schule." Er rief seinen Freund an der auch kurze Zeit darauf bei uns eintraf. Beim Rausgehen drückte er mir noch einen Kuss auf die Wange und sagte:" tschüss Mama bis später." Seine Oma sagte noch zu den beiden Jungs bitte aufpassen beim Fahren. Sie fuhren weg das war so zwischen 16 und 17 :30 Uhr. Ich war in der Küche und gegen 19 Uhr musste ich meinen Mann vom Zug abholen. Er kam von der Arbeit nach Hause. Ich bat meine Mama kurz bei meiner kleinen Tochter zu bleiben und sagte noch" Rafael kommt eh auch gleich". Als ich mit meinem Mann zurückkam so gegen 19:15 war Rafael noch immer nicht da und ich wurde nervös. Ich rief an keiner hebte ab. Mein Mann rief an auch da hebte niemand ab ebenso bei meiner Mutter. Niemand ging an das Handy. Plötzlich rief mein Bruder Rafaels Onkel an und fragte mich ob Rafael denn zu Hause sei und ich verneinte und fragte warum sag es bitte ich bin schon so nervös ich mach mir Sorgen. Er erzählte mir dann das sein Arbeitskollege ihm angerufen hat uns ihm erzählte das ein Autounfall mit zwei Mopedfahrer sei. Ich fragte ihn sofort wo und er sagte er ruft ihn nochmal an und gäbe mir bescheid. Ich stürzte sofort ins auto und fuhr in Richtung Skaterplatz bis mich der Rückruf meines Bruders erreichte und er mir sagte das es am Güterweg zwischen Haschendorf und Neckenmarkt sei. Sofort drehte ich um und fuhr dorthin. Ich hielt bei der Absperrung und fragte den Feuerwehrmann ob mein Kind dabei ist er bejahte es und ich fuhr mit Vollgas weiter. Ich sprang aus den Wagen rannte in Richtung Brücke und sah ein weisses Tuch dort liegen. Polizisten liefen mir entgegen und fangten mich ein sie ließen mich nicht durch zu ihm und sagten mir:" Es tut mir so leid ". Ich brach zusammen ich schrie nach ihm aber er hörte mich nicht mehr. Ich sah ihn dort liegen zugedeckt mit einem weißen Tuch. Dann wurde ich in ein Polizeiauto gesetzt. Ärzte und Sanitäter waren da aber keiner ließ mich zu ihm. Ich bekam sein Handy von einem Polizisten frag mich heute noch warum hat den keiner abgehoben. Sie hatten doch das Händy eingesteckt. Der Unfall ereignete sich um 18:30 Uhr. Die Jungs fuhren einen Feldweg Richtung Güterweg auf der Kreuzung war dann das Unglück, der PKW rammte das Moped ungebremst mit beiden Jungs und um 19:30 - 19:45 Uhr war ich selber ohne Verständigung vorort. Seinen Freund hatte man mit dem Hubschrauber weg geflogen, meinem Kind konnte man nicht mehr helfen. Ich wurde dann mit dem Polizeiauto nach Hause gebracht dort ist mein Mann dann auch schon zusammengebrochen, man rief unseren Hausarzt an der kam vorbei und gab uns Medikamente. Alle Verwandten trafen dann bei uns ein versorgten meine anderen drei Kinder. Wir befanden uns alle in einer riesigen Schockphase. Meine beiden anderen Söhne sagten nein Mama der kommt eh gleich, ich selbst glaube das heute noch ich warte noch immer bis er kommt. Ich hoffe noch immer das er kommt. Er fehlt uns so sehr . Ich vermisse ihn von Tag zu Tag mehr. Das Leben war so schön bis zu diesem Tag. Jetzt ist es nur....... Es ist nicht mehr mein Leben das ich lebe. Meine anderen drei Kinder brauchen mich oft versuch ich stark für sie zu sein schaff es aber sehr oft nicht. Es geht weder den Jungs noch der kleinen gut. Immer wieder täglich überkommen uns Phasen wo wir in ein tiefes schwarzes Loch fallen. Wenn ich arbeiten bin dann bin ich abgelenkt aber wenn ich dann am Weg nach hause bin dann kommts und meistens überkommt es mich dann zu Hause dann fall ich auf die Knie, dann ist es mir als würde mir wer das Herz rausreissen ich könnte schreien und heulen zugleich. Ich vermisse ihn so stark. Er mein ältester Sohn, erst durch ihn hab ich gewusst was wirkliche Liebe ist nämlich Mutterliebe.


    Ich liebe ihn und ich hab ihm versprochen das ich alles wirklich alles tun werde damit seine kleine Schwester ihn niemals vergisst. Sie ist 4 Jahre alt und kann sich nicht vorstellen warum er im Himmel wohnt und warum kommt er nicht nach Hause. Da kommen Fragen wie Mama hat Rafael mich lieb? Wenn ich es bejahe dann meint sie. Wo ist er? Fast täglich bekommt sie Wutanfälle dann schmeisst sie mit Sachen herum und fängt dann nach ihm zu weinen an.


    Ich kann sagen das Schlimmste was mir je passiert ist ist der tragische Unfall meines Sohnes.



    lg mani

  • Liebe Mani,
    danke, dass du so offen darüber schreibst. Ich hoffe, dass dir das Schreiben wenigstens ein bisschen Entlastung bringt, wenigstens ein paar Minuten. Sein Kind zu verlieren, ist wohl das Schlimmste, man geht durch die Hölle ... Diesen Weg können wir dir nicht abnehmen, aber wir werden dich hier begleiten. Wann immer du die Gelegenheit hast: Tu dir was Gutes. Du brauchst zwischendurch Erholungsphasen und Verschnaufpausen. Hab kein schlechtes Gewissen, der Schmerz holt dich doch immer wieder ein.
    Hast du bei uns im Trauer-Ratgeber schon hineingelesen: ASPETOS Trauerratgeber


    Hier findest du Artikel, die dir helfen können, dich in deiner Situation besser zu orientieren!


    Alles, alles Liebe und viel Kraft!
    Christine