Es wird immer schlimmer...

  • Hallo!
    Ich bin zwar nicht ganz neu hier, habe aber bisher keinen eigenen Beitrag verfasst. Marion und ich haben hier Freundschaft geschlossen, da wir beide das selbe oder zumindest ähnliche Schicksal haben.
    Mein Mann Jürgen ist am 11.08.2013 um 11:50 Uhr an Leukämie oder vielmehr an einer Aspergilluspneumonie im Zuge der Leukämie verstorben. Er wurde einen Tag vor seinem Tod in künstlichen Tiefschlaf versetzt, war aber schon in der Nacht nicht mehr zu stabilisieren. Ich musste die Entscheidung treffen, dass die Maschinen abgedreht werden. Ich hab in seinen halboffenen Augen gesehen, dass seine Seele bereits aus dem Körper gegangen war, die Augen waren leer und glanzlos. Jürgen hätte nicht an den Maschinen hängen wollen und es gab auch keine Hoffnung mehr, da seine Organe bereits versagt hatten. Die Entscheidung war trotzdem nicht leicht, ich musste ihn gehen lassen...
    Es folgten viele schwere Tage und ich wusste von Anfang an, dass ich ohne ihn nicht leben will. 13 Tage nach seinem Tod wurde ich 40 Jahre alt, es kam einige Tage danach ein Packerl mit seinem Geschenk, wieder so ein Schlag...
    2 Monate konnte ich nicht arbeiten gehen, wollte keine fremden Menschen sehen und wollte einfach nur sterben. Die Familie meines Mannes hat sich bereits 1 Monat nach seinem Tod abgewendet, die hatten scheinbar nur Geld im Sinn - welches jedoch nicht vorhanden war.
    Meine Familie (Eltern und Bruder) hat sich vor Weihnachten gegen mich gewandt weil sie meine Trauer nicht aushalten können und ich ja in die "Klapsmühle" gehöre. Meine Entscheidungen wurden von meiner Familie immer wieder in Frage gestellt und zum Schluss sind die mich auch noch hintergangen. Es kam zum Bruch. Meine Eltern haben es noch nicht mal für notwendig erachtet meine Sohn zu Weihnachten anzurufen.
    Ich kann keinen Sinn in meinem Leben mehr finden, es gibt kein WIR mehr für das ich so gerne gelebt habe. Meine Lebensfreude ist mit meinem Mann gestorben. Diese Traurigkeit bestimmt die meiste Zeit mein Leben, es hat dazwischen nur ein paar Tage gegeben wo es nicht so entsetzlich weh getan hat. Seit voriger Woche bin ich in therapeutischer Behandlung weil ich es meinem Sohn versprochen habe. Philipp ist 21, wohnt mit seiner Freundin bei mir in unserem Haus. Die beiden sind überfordert mit der Situation, zumal mich mein Sohn als lebenslustigen Menschen kennt - diesen Menschen gibt es aber nicht mehr.
    Selbstmord ist keine Lösung aber leben möchte ich auch nicht mehr. Nimmt dieses Jammertal jemals ein Ende???

  • Lieber Josef!



    Danke für Deine Zeilen. Es tut mir leid, wenn Dich mein Eintrag zu Tränen gerührt hat, ich möchte niemanden mit meiner Trauer belasten, habe gesehen, dass das nicht gut ist und sich letztlich alle abwenden.



    Für die Kraft sag ich Danke, ich kann sie brauchen. Ich kann aus dieser Situation nicht raus, ich versuche jeden Tag aufs Neue mich "positiv" einzustellen aber es gelingt mir nicht...



    LG Ramona

  • ich war lange nicht da - hatte Probleme in diesem Forum zu schreiben :-( - ich weis wer das nicht wollte - mein verstorbenes sisterl *lächel* ich sollte mich wieder dem Leben zuwenden ... das kostet, aber viel Kraft / Energie und vorallem Zeit - ist auch nicht leicht sein Leben neu zu ordnen / sortieren / gestalten ... kaum glaubt man - jetzt wird es leichter und wieder ein Rückschlag - am Anfang steht der Schock, dann kommt das Begreifen, dann die grosse Trauer und dann die Wut ... und irgendwann ein Sonnenstrahl ... unser Leben selbst zu beenden liegt nicht in unserer Macht - keiner entkommt seinem Schicksal, wir müssen es abarbeiten - Stufe für Stufe - es bleibt einem nicht erspart und es ist "besch......."
    Eva
    PS:. verzeihe deinem Umfeld, wenn sie mit der Situation nicht klarkommen - ist reine Unsicherheit ...

  • Liebe Evi!



    Du hast Recht, wir müssen unser Schicksal annehmen und es abarbeiten. Wut verspürte ich kaum, mein Mann hat gekämpft und wollte so gerne leben, das Schicksal hat es halt nicht zugelassen, wie könnte ich da wütend auf ihn sein. Mein Schicksal dagegen hasse ich wie die Pest, ich weiß ich muss es annehmen, aber ich will nicht. Alles in mir weigert sich so weiterzuleben. Jürgen ist tot, das weiß ich, obwohl ich es lange nicht wahrhaben wollte, ich weiß, dass es in diesem Leben kein Wiedersehen mehr gibt.



    Ich bin nicht böse auf die Menschen die mich verlassen haben seit dem Tod meines Mannes, eher enttäuscht, dass es meine eigenen Eltern und mein Bruder sind, die so auf Abstand gehen. Die wenigen Menschen, die noch immer an meiner Seite sind, sind Freunde meines Mannes, bzw. gemeinsame Freunde von uns. Die, die ihren Partner lieben können meine Trauer verstehen und nachvollziehen. Glaube auch, dass das Menschen sind, die sich über ihren eigenen Tod im Klaren sind und sich keine Unsterblichkeit vorlügen. Wir gehen diesen Weg ja alle einmal, der eine früher, der andere später. Somit hoffe ich auf einen natürlichen Tod, ich bete jeden Tag (hab ich auch vorher schon gemacht), dass sich mein Lebensplan bald erfüllt hat und meine Seele heimgehen darf...

  • Liebe Ramona,
    herzlich willkommen bei uns und mein tiefes Mitgefühl!


    Deine Situation, deine Gefühle, deine Verzweiflung sind uns hier gut bekannt und wir wissen, dass gerade das erste und meist auch das zweite Trauerjahr Schwerstarbeit, Kraftakte des Schmerzes sind! Wir sind mit vielen hier schon durch dieses tiefe Tal gegangen und haben uns mit diesen vielen gefreut über Lichtblicke zwischendurch und darüber, dass es dann doch allmählich bergauf ging. Es ist für dich unvorstellbar im Moment, dass es dir wieder bessergehen kann, dass du wieder Lebensfreude bekommen kannst. Aber es ist so, auch wenn es ein langer, harter Weg ist!


    Dass sich die Familie abwendet, weil sie deine Trauer nicht aushält, ist ein allzubekanntes Phänomen! Leider! Das tut weh, das ist ungerecht, ja gemein. Halte dich an die Menschen, die dir gut tun! Bei vielen Trauernden ändert sich der Freundeskreis nach einem Todesfall. Es bleiben wenige übrig, es kommen neue dazu. Mit alten Freunden und auch Familienmitgliedern muss man brechen. Was am Ende übrig bleibt sind jedoch weniger, aber tiefere und qualitativere Freundschaften!


    Habe Mut, habe Geduld, halt durch und ...
    lass dich einfach :30:
    Christine

  • Liebe Ramona,


    ich kann dich gut verstehen, wie oft wünsche ich mir, endlich bei meinem Mann zu sein, endlich auch meinen Lebensplan erfüllt zu haben. Aber es gibt da noch jemanden, der mich braucht, und das viele Jahre - unser kleiner Sohnemann. Und ich denke, auch dein Sohn, auch wenn er schon erwachsen ist, braucht dich noch. Ich sehe nun meinen Sohn als den Sinn meines Lebens, auch wenns mir oft schwer fällt und auch oft am liebsten einfach aufgeben würde, aber wenn er schon keinen Papa mehr hat darf ich ihm nicht auch noch die Mama nehmen!
    Und vielleicht kannst ja du das auch ein bißchen nun als den Sinn deines Lebens sehen, deinen Sohn der dich sicher noch braucht!
    Denn ich weiß auch wie es ist, wenn ein Elternteil nicht mehr da ist - mein Papa ist vor fast zehn Jahren verstorben und es gibt immer noch Tage an denen ich ihn furchtbar vermisse oder ich einfach mal seinen Rat oder seine Unterstützung brauchen würde!


    Viel Kraft wünsch ich dir!
    Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Liebe Karin!
    Ich habe alle Deine Beiträge gelesen und ich bewundere Dich für Deine Kraft und Stärke! Du hast schon Recht, die Kinder (auch wenn mein Sohn schon 21 ist) sind es wert weiterzuleben. Mein Sohn lebt halt schon sein eigenes Leben aber er vermisst Jürgen auch sehr, er war bei uns immer der ruhende Pol und das fehlt natürlich sehr. Mein Mann hat es immer geschafft, dass ich mich in meiner Mitte fühlte, weißt Du was ich meine? Ich hatte ein schönes Leben und eine glückliche Zeit, für das bin ich Jürgen dankbar. Ich versuche aus dem WIR ein ICH zu machen und gehe zur Psychotherapie, das tut mir gut wenn ich dort bin und wirkt ein paar Stunden nach, aber dann kommt wieder diese verdammte Einsamkeit. Dann hadere ich mit meinem Schicksal und würd am liebsten davon laufen. Aber wohin soll ich laufen? Ich trage ihn in meinem Herz und das hab ich ja immer dabei....also würde ich den Schmerz mitnehmen. Es gibt auch mal Tage wo es nicht ganz so schlimm ist, aber das kommt eher selten vor.
    Mich belastet auch das Leiden meines Mannes und oft gebe ich mir die Schuld dafür, haben wir falsche Entscheidungen bezüglich Behandlung getroffen, hätten wir in eine andere Klinik gehen sollen, etc. DAS bringt natürlich gar nichts, aber die Gedanken sind halt da. Ich durfte ihn bei seiner "Weiterreise" begleiten und ich hatte das Gefühl, dass ich genau diese Situation schon mit ihm erlebt habe. Er wollte mich dabei haben wenn er geht und er wusste, dass ich die richtige Entscheidung für ihn treffen würde, dessen bin ich mir sicher.
    Ich weiß nicht, ob ich das so schaffen würde wie Du, Karin. Die Trauer um den geliebten Mann und das Baby allein großziehen. Ich umarm Dich ganz fest Du bist eine tolle Frau!
    LG Ramona

  • Liebe Ramona ! Die Beschreibung Deines Schicksals erweckt wieder Erinnerungen. Ja, die ersten zwei Jahre sind am Schlimmsten. Und ich kann nicht wirklich sagen, daß es 'besser' wird. Darum trau ich mich ja auch fast gar nicht mehr hier schreiben. Man soll ja positiv denken. Was ich aber sagen kann ist, und das ist hoffentlich positiv genug, daß es anders wird. Die akuten Schmerzen werden vergehen und gehen in eine Art Wetterfühligkeit über. Wenn man das so beschreiben kann. Man darf natürlich nicht drauf greifen. Sich genau daran Erinnern zu wollen, Mit Leuten drüber reden, Photos ansehen oder gemeinsame Dinge ausgraben sind tabu. Darf man eigentlich nicht. Sonst ists keine Wetterfühligkeit mehr sondern so wie bei Dir jetzt. Tut ziemlich weh. Sehr weh. Auch nach fünf Jahren bei mir. Deswegen wird das Jammertal nie enden. Das stimmt schon. ABER (deswegen mache ich diesen POST überhaupt) :) Es gibt andere Täler. Man muß nicht immer im Jammertal bleiben. Es werden sich Möglichkeiten aufzeigen die Abwechslung bieten, wieder etwas Lebensfreude zu geniessen. Oder hat er gesagt, daß Du mit ihm gehen sollst ? Eben. Meine Astrid auch nicht. Man kann aber trotzdem bei Ihnen bleiben. Und klar, das mit dem Sinn im Leben und das man für das WIR gelebt hat, das bleibt mir bis heute. Darum bin ich ja nach fünf Jahren in diesem Forum aufgelaufen. Seitdem ich mit der Astrid zusammen war ist mir klar geworden, daß das meine Bestimmung war. Ich kann Dir nur raten Gelegenheiten zu nutzen, auch wenn einem ein schlechtes Gewissen oder eine Lustlosigkeit plagt. Manchmal ist es ganz gut was daraus entsteht. Manchmal besser als zuhause alles nasszuweinen. Ich werde meinem Freund jedenfalls ewig Dankbar sein, daß er mich zu der Afrikareise mitgenommen hat. Dafür hätte ich nach dem Tod sowas von überhaupt keine Motivation gehabt und war dann doch froh das gemacht zu haben. Dafür hab ich Afrika nassgeweint. Die habens eh gebraucht :) Ich wünsche Dir noch viel Kraft und Unterstützung. Du wirst wieder glückliche Momente haben. Das kann ich Dir versprechen.

  • Lieber Uffti - was ja sicher nicht Dein richtiger Name ist!
    Danke für Deine Antwort, ich habe schon einen Beitrag von Dir gelesen und man bemerkt, wie sehr Du Deine Astrid geliebt hast. Ich habe einige Freundinnen die schon länger verwitwet sind und denen geht es nicht anders als mir. Es wird leichter aber die Wunde bleibt als große Narbe. Macht sich Deine Astrid manchmal bei Dir bemerkbar? Es gibt Momente an denen ich mir sicher bin, dass Jürgen oder zumindest seine Energie hier ist, es passieren komische Dinge, das ist schön aber auch traurig, weil ich ihn ja nicht mehr in den Arm nehmen kann.
    Ich habe mich hier im Forum mit Marion angefreundet, wir schicken uns täglich sms und versuchen uns gegenseitig zu stützen, manchmal sagen wir uns aber auch nur wie schlecht es uns grad geht, das kann man nur jemanden sagen, der das Schicksal teilt, andere verstehen das nicht. Ich habe mir überlegt, ob es vielleicht sinnvoll wäre eine Trauergruppe für "junge Witwen/r" zu gründen, es gibt bei mir in der Nähe zwar eine Trauergruppe aber das ist eher vom Pensionistenverein .... Ich geb Dir gern Bescheid wenn Du willst, vielleicht kann man sich ja mal persönlich austauschen.
    LG Ramona

  • Liebe Ramona ! Ich heiß übrigens Mario und sowas wie eine Jungwitwergruppe gibts schon. Die nächste runde fängt bald wieder an und ich überlege mich dafür anzumelden. Obwohl ich schon eine Trauergruppe in Großrußbach besuche. Aber die hat gemischte Trauerfälle und ich bemerke immer wieder, daß man sehr unterschiedlich trauert.


    http://www.caritas-wien.at/fil…ng_verwitwet2014_mail.pdf


    Hier auch noch für aktive Trauernde : http://www.caritas-wien.at/fil…e_Fruehjahr_2014_mail.pdf


    Ich glaub das wichtige bei einer Trauergruppe ist nicht ständig über die Trauer zu sprechen. Das macht es inflationär. Ich finde es fast besser ganz normal zu plaudern über alles aber mit der Gewissheit seine Trauer nicht verbergen zu müssen, wie es im üblichen Umfeld erwartet wird. Wenn ich über etwas plaudere passiert es immer wieder, daß ich mir einen Satz verkneifen muß weil ich da die Astrid erwähnen will und ich vorher checken muß ob die Leute damit umgehen können.


    und ja ich liebe meine Astrid.


    immer noch.

  • Lieber Mario!
    Schön, dass Du geantwortet hast. Ich wohne in Felixdorf, bei uns gibt's gar keine Trauergruppe und in Wiener Neustadt (8km) gibt's die für ältere Semester. Du hast Recht, man soll nicht immer über die Trauer reden aber dort kann man über seine lieben Verstorbenen reden wenn man will. Ich geh ja zur Psychotherapie, das tut auch gut weil ich da sagen kann wie ich mich fühle, ohne, dass gleich wieder irgendjemand auszuckt und meint ich soll mir schleunigst einen neuen Partner suchen... Was ich schon überhaupt nicht hören will, ich kanns aber verstehen wenn die anderen das sagen, so lange Jürgen gelebt hat war ich kein Problem, aber jetzt bin ich eines, weil ich ja keinen Mann mehr habe der sich um mich kümmert. Viele können auch nicht verstehen, dass ich, so eine starke Frau, jetzt schwach bin.
    Hast Du es geschafft aus dem WIR ein ICH zu machen?
    Schön, dass Du Deine Astrid noch immer liebst. Ich werde meinen Mann auch immer lieben.
    GLG Ramona

  • Liebe Ramona,
    es wird nicht besser, aber mit der Zeit wird es weniger schlimm. Und auch die vielen Gedanken, die dir jetzt durch den Kopf rasen, und nichts bringen werden seltener und irgendwann bleiben sie ganz weg. Antworten darauf wirst du leider nie finden. :(
    Aus dem WIR ein ICH zu machen ist ein sehr langer und beschwerlicher Weg. Manchmal glaube ich, er wird nie aufhören. Aber dazwischen gibt es immer wieder kleine, lichte Momente aus denen ich versuche Kraft zu holen für die nächsten scheinbar unüberwindbaren Hindernisse.
    Wir werden unsere verlorenen Partner sicherlich unser ganzes Leben lang nicht vergessen. Sie werden uns immer in unseren Gedanken und in unseren Herzen begleiten.
    Ich wünsche dir viel Kraft und alles Liebe und schicke dir einen :005: , der auf dich aufpasst

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina!


    Danke für Deine Worte :30: . Ich habe Dein Schicksal hier mitverfolgt und darum bedeutet es mir sehr viel, dass Du geantwortet hast.

    .

    Deine Kinder sind ca. im Alter von meinem Sohn, also bist Du auch eher schon mehr alleine. Ich will Philipp halt nicht belasten, der würde sich viel mehr um mich kümmern, aber er muss sein Leben leben, man hat ihm eine große Verantwortung mit dem "kümmer Dich um die Mama" aufgeladen, das darf aber nicht sein. Damit ich ihm nicht zur Last falle gehe ich zur Psychotherapie und ab Donnerstag auch Yoga. Raus aus dem Loch kann ich nur alleine, auch wenn Hilfe gut tut, es liegt letztlich an mir, das hab ich jetzt endlich begriffen.


    GLG Ramona


  • Liebe Ramona,


    ja ich weiß was du damit meinst, dass du dich bei ihm in deiner Mitte gefühlt hast. Trotz unserer Streitereien was er doch mein Beschützer, derjenige, der mir gezeigt hat was Liebe und Vertrauen ist. Ja davonlaufen zu können wäre schön, aber andererseits denke ich mir, wären dann ja auch all die schönen Erinnerungen weg und ob ich das wirklich will?


    Wie du sicher in meinen Beiträgen gelesen hast, ich habs glaub ich mal erwähnt, frage ich mich auch oft, ob ich etwas machen hätte können dass es nicht so weit kommt. Aber mittlerweile bin ich soweit dass ich mir diesbezüglich keine Vorwürfe mehr mache, für mich ist immer noch sein Hausarzt derjenige dem ich die Schuld gebe weil er einfach, so meine Meinung, die Symptome meines Mannes falsch gedeutet hat.


    Liebe Ramona, ich glaub auch du würdest es so schaffen wie ich, Trauer und Kleinkind, es bleibt ja gar nichts anderes übrig. Obwohl es schon oft Tage gibt an denen ich am liebsten einfach aufgeben würde, mir alles zuviel ist. Ich befürchte halt dass der große Zusammenbruch erst dann kommt, wenn unser Kleiner mir die Zeit dazu lässt denn jetzt hält er mich so auf Trab dass ich gar nicht richtig zum trauern komme...


    Und so eine "Trauergruppe für Junge" hätte mich auch interessiert, aber bei uns im Waldviertel ist das Angebot an Trauergruppen leider nicht recht groß, und die einzige die es gegeben hat (weiß gar nicht ob es die noch gibt) hat immer zur Schlafenszeit von unserem Kleinen stattgefunden. Also wars für mich nicht möglich, daran teilzunehmen :(


    Ich schicke dir eine Umarmung und vielleicht wird das ganze im Laufe der Zeit doch etwas erträglicher!


    Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Liebe Ramona,
    auch von mir aufrichtiges Beileid und ein Willkommen hier bei uns!
    In deinem Beitrag kann ich vieles lesen, was mir bekannt vorkommt. Es geht uns allen ähnlich und doch ist diese schreckliche Erfahrung für jeden eine individuelle Geschichte und auch der Umgang damit ist wohl jeweils einzigartig.
    Der Austausch mit Leuten, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ist sicherlich hilfreich. Hier muss man nur aufpassen, dass man sich nicht gegenseitig in eine Spirale aus Jammern und Mitgefühl hineinmanövriert. Insofern ist Hauptaugenmerk auf das Weitermachen zu legen. Wenn nötig, in ganz kleinen Schritten - so habe ich mich manchmal beispielsweise Stunde um Stunde weitergehangelt. Das Forum ist für mich oft ein Bewusstwerden der Situation, aber auch ein Maßstab. So bewundere ich immer wieder die durchwegs positiven Rückmeldungen von Leuten, die dasselbe Schicksal haben und es vermögen, Mut und Hoffnung zu geben. Ich konnte schon so viel Kraft aus dieser Gemeinschaft schöpfen und hoffe, dass es auch für dich ein kleiner Strohhalm ist, dass wir alle füreinander da sind!
    Sonnenschein und Schutzengel schickt dir schnee

  • Liebe Schnee!
    Danke für die Schutzengel und Deine Worte. Ich habe Anfang Jänner mit Psychotherapie begonnen und geh da einmal in der Woche hin. Das tut mir gut und meine Psychotherapeutin liegt mir, das heißt, ich kann ihr alles anvertrauen und fühle mich gut aufgehoben. Mit ihr kann ich über den Tod sprechen wie ich möchte ohne als psychisch krank abgestempelt zu werden. Einmal die Woche geh ich zum Yoga und das ist ebenfalls sehr gut für mich, diese Ruhe und das ZurRuheKommen des unruhigen Geistes, die Gedanken ordnen und an nichts zu denken. Natürlich gibt es immer noch viele Tage die mich zur Verzweiflung bringen, es reicht wenn "unser" Lied im Radio läuft und die Erinnerungen sind voll da, die guten wie die schlechten... Was mir aber mehr und mehr gelingt ist, dass ich in Dankbarkeit an die schönen Jahre und die wertvolle Liebe zurück denken kann und diese nicht mehr nur wie ein Stachel im Herzen sitzt. Trotzdem ist es ein langer und einsamer Weg aus der Trauer und es wird nie wieder so sein wie es war. Es können viele Menschen um einen sein, man ist dann zwar nicht alleine - aber im Herzen ist man einsam weil der eine Teil, der uns vervollständigt hat, nicht mehr ist....
    GLG Ramona

  • Diese "Kleinigkeiten", die scheinbar wieder an den Anfang zurückwerfen, kenne ich nur zu gut. Heute zum Beispiel saß in der Straßenbahn ein älterer Herr neben mir und als ich aussteigen wollte, musste er aufstehen. Während ich mich höflich bedankte, sah ich, dass er strahlend blaue Augen hatte, wie mein Mann und schon tobte in mir das schönste Gefühlschaos .....

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)