40 Jahre zu Ende...

  • Hallo an Alle,
    seit Anfang des Jahres lese ich schon bei Euch mit und oft hat es mir geholfen, zu spüren, dass ich in meinem Schmerz nicht allein bin.


    Gestern vor einem halben Jahr, am 8. September 2013 um 18.50 ist mein Partner in meinem Arm eingeschlafen - ganz ruhig und ohne Schmerzen (anfangs mein Trost). Es war ein Sonntag und um diese Zeit saß ich ganz allein im Vorgarten bei unserem Italiener, der schon geschlossen hatte - vor mir ein Weizenbier, sein Lieblingsgetränk - und hörte bis Mitternacht auf meinem Tablet die Musik, die wir die letzten Tage gemeinsam über youtube gehört haben - Andrea Berg, Elvis, Udo Jürgens, Udo Lindenberg, Butterfly....


    Die nächsten Wochen stand ich unter Schock, fühlte kaum Traurigkeit, war überaktiv, schon fast manisch. "Mein Partner ist über den Wolken in der großen Freiheit. Ich versuchte froh zu sein, dass er alles überstanden hat und wusste genau, dass ich irgendwann abstürzen würde. Seit Weihnachten kann ich weinen und mir scheint, der Schmerz wird immer schlimmer. Heute war ich nicht fähig, irgend etwas zu tun, gönne mir das aber auch ganz bewusst, damit ich in der Woche die Gefühle wieder einsperren kann, wenn ich für unsere Kunden präsent sein muss, will, kann.


    Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich die Realität noch immer nicht voll begreife. Mein Verstand weiß es genau, meine Kraft funktioniert, aber mein Gefühl akzeptiert nicht, selbst wenn ich mir sage, dass das gut wäre.


    Es gelingt mir kaum, an schöne Stunden zu denken, am meisten habe ich die Bilder der letzten Tage vor Augen. Ich möchte doch nicht immer traurig sein, wenn ich an ihn denke, sondern mich freuen, dass ich so eine lange Wegstrecke durch dick und dünn mit ihm erleben durfte.


    Durch mein stilles Mitlesen weiß ich, dass sich die Gefühle sicher noch vielfältig verändern und dass ich viel Geduld brauche, dabei fällt mir grade Geduld schon immer sehr schwer. Es tut einfach so weh....


    Danke, dass ich meine Gedanken los werden durfte, danke fürs Zuhören und viel Kraft für Euch alle.


    Uschi

  • Liebe Uschi,
    auch ich möchte dich herzlich willkommen heißen. Ich wünsche dir, das du die Kraft findest, die du brauchst, um eines Tages wieder nach vorn schauen zu können. Mir hat das Forum geholfen, alles einigermaßen verarbeiten zu können.
    Dieses wünsche ich Dir auch!


    Ganz liebe Grüße
    Trauerelfe

  • Liebe Trauerelfe, lieber Josef,


    vielen Dank für Euer herzliches Willkommen und die guten Wünsche. :2:


    Nachdem es mir gestern ganz mies ging, habe ich mich wohl nach einer morgendlichen Weinstunde gefangen. Gestern hatte ich schon einen Text geschrieben und bin dann auf eine verkehrte Taste gekommen, so dass meine Jammerei gelöscht war. Vielleicht ganz gut so. Jammern liegt mir eigentlich nicht.


    Wie Ihr ja auch teilweise schreibt, ist es allein zu Hause besonders schlimm. Und ich hab seit Januar den Montag als Ruhetag in meinem Laden eingeführt, um Dinge erledigen zu können. Nun ist der Dienstag der Wochenanfang und dementsprechend schwer, wenn ich noch dazu am Wo chenende ins tiefe Loch gerutscht bin. Vielleicht habe ich mit dem Ruhetag einen Fehler gemacht - allerdings bin ich Dienstag bis Freitags 11-18 Uhr im Laden und Samstags 11-16 Uhr. Ab April kommen noch etliche Sonntage Antik-Märkte dazu. Ich hab Hartmut ja auch versprochen, auf mich aufzupassen.


    Nun, wir haben heute wieder den herrlichsten Sonnenschein, die Leute sind fröhlicher und haben Lust zum Stöbern, so dass ich wohl auch abgelenkt werde. Ich versuche mal das Rezept "Lächeln" - dabei kann man ja nicht traurig oder wütend sein.


    Ich wünsche allen einen "leichten" Tag und schicke


    liebe Grüße


    Uschi

  • Liebe Uschi!
    Auch von mir ein liebes Willkommen hier, auch, wenn man sich unter traurigen Umständen kennenlernt.
    Zuerst einmal, Du jammerst nicht. Und wenn, wo, wenn nicht hier? Hier "hört" immer jemand zu, denn wir sitzen alle im gleichen Boot. :24:
    Du führst ein Geschäft? Darf ich fragen was Du verkaufst, Antikes, wenn ich richtig lese?
    Ich denk schon, das es nicht schlecht ist unter Menschen zu gehen. Es lenkt ein wenig ab, wenn man lächeln muss. Obwohl mir das in der ersten Zeit nicht so gelungen ist. Ich hab mich gefühlt wie ein Schauspieler. Das konnte (und kann ich noch ) gut- schauspielern.
    Den Ruhetag wirst Du brauchen, wenn Du so lange im Geschäft stehst. Vielleicht findest Du ja etwas, was Du tun kannst um nicht die ganze Zeit allein in der Wohnung zu sein. Jetzt, wo das Wetter so herrlich ist, kann man herrlich spazieren gehen. Hast Du Familie (Kinder), oder Freunde mit denen Du Dich verabreden könntest?
    Ich wünsch Dir einen ruhigen Tag
    Liebe Grüße
    Karla :24:

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Karla,


    Vielen Dank fuer Dein Willkommen.


    Deine Vermutung mit Antikladen ist richtig allerdings nicht so Hochkaraetiges streng Antikes. Unter dem Motto "Alt Aelter Antik" umfasst unser Angebot Moebel, Kristall, Porzellan, Lampen, Teppiche usw, alles was schoen, edel und liebenswert ist. Wir haben vor 6 Jahren als Quereinsteiger den Laden gestartet und der Aufbau hat uns so viel Spass und Freude bereitet. Jetzt steh ich halt allein vor allem -einerseits helfen mir die Kunden sehr, denn wir hatten schon immer ein sehr persoenliches Verhaeltnis zu den meisten -andererseits ist es natuerlich auch eine Menge Arbeit.


    Das ist natuerlich auch sehr zu ueberdenken, ob ich den Laden ueberhaupt weiter fuehre oder aus unserem Lager (kostenguenstig 70qm) weiter verkaufe, Internetverkauf dazu nehme und nur an einigen Tagen oeffne. Ich denke, erstmal lasse ich alles auf mich zukommsn, regele erst mal alles, was ins Hintertreffen geraten ist, verschaffe mir steuerlich und buchhaltungstechnisch einen genauen Ueberblick. Irgendwann im Laufe des Jahres werde ich mich dann entscheiden.


    Das herrliche Wetter hat mich am Wochenende leider traurig gemacht. Ich bin zwar gestern spontan an die Elbe zu einem kleinen Lokal gefahren, in dem wir so gern eine Kleinigkeit gegessen und getrunken haben. Konnte einen wunderschoenen Sonnenuntergang beobachten, der mich allerdings nicht wirklich erreicht hat.


    Einen Freundeskreis habe ich leider nicht. Meine Mom hat im gleichen Haus ihre Wohnung, kann aber nicht mehr so gut spazieren gehen mit 88 J. Ausserddm moe hte ich sie nicht so mit meinem Schmerz belasten.


    Am besten geht es mir eigentlich im Laden mit meinen Kunden. Im Gespraech kann ich mich konzentrieren und fuehle mich wohl. Auch raeumen, umstellen, dekorieren geht ganz gut, aber alles andere faellt mir schwer.Mir laeuft staendig die Zeit davon, ohne dass ich die wirklich wichtigen Dinge anfassen kann. Trotzdem bin ich am Abend erledigt und kann zuhause nichts mehr tun. Meine Wohnung sieht leider entsprechend aus. Ich schwanke immer zwischen wichtiger Ruhe am Wochenende goennen und mich zwingen, endlich wieder die fruehere gepflegte Ordnung herzustellen, die mich zufrieden machen wuerde. Ausserdem wuerde mich die Beschaeftigung sicher auch ablenken. Aber wie finde ich aus meiner Lethargie - oder ist es einfach Faulheit? Was ist richtiger/wichtiger - ausruhen oder aktiv werden - sichgehen lassen/in die Trauergedanken versinken oder ablenken?
    Was habt Ihr fuer Erfahrungen gemacht?


    Vielen Dank an Euch fuers Zuhoeren! Ich wuensche Euch, dass Ihr das herrliche Wetter geniessen koennt!


    Ganz liebe Gruesse


    Uschi

  • Liebe Uschi!


    Lass dir bitte Zeit bei deiner Entscheidung, denn wenn dein Laden dir viel bedeutet und auch Ablenkung schafft, kannst du damit deine Trauer etwas lindern. Da du ja keinen Freundeskreis hast, würdest du dadurch viele Menschen kennen lernen und vielleicht auch Freunde finden.
    Das Problem mit der Ordnung im Haushalt hatte ich auch und teilweise auch heute noch. ( war sehr penibel ) Momentan mache ich nur das nötigste und alles andere wird sich finden. Es hat nichts mit Faulheit zu tun, zumindest bei mir, ich finde es einfach nicht wichtig und wenn die Zeit kommt, werde ich auch dieses Problem gelöst bekommen.


    Und noch etwas, Ablenkung ist immer gut! :thumbup: Mir wurde hier im Forum immer wieder gesagt: " Mache nur das, wonach dir ist!"


    Ich schicke dir ganz liebe Grüße
    Trauerelfe

  • Liebe Uschi!
    Als Faulheit würde ich Deinen "Zustand" nicht bezeichnen, ein wenig Lethargie denk ich. Und das ist doch völlig o.k. Dein Mann ist doch erst vor 6 Monaten gegangen. Das ist doch noch eine viel zu kurze Zeit. Ich kenne das von mir. Mir war am Anfang, nach dem Tod meines Bruders und dann 6 Monate später ging meine Tochter, einfach alles egal. Ich konnte mir nicht vorstellen lachen zu dürfen, zu essen usw. Ich bin auch nicht arbeiten gegangen, das ging einfach gar nicht. Das hat alles die Zeit gebracht. Und eine Therapie, zusammen mit meinem Mann und meiner jüngeren Tochter. Meine jüngere Tochter geht heute noch zur Therapie. Erst jetzt beginnt sie nämlich den Verlust ihrer großen Schwester zu realisieren.
    Zu hause im Haushalt, hab ich auch begonnen Prioritäten zu setzen. Immer schön der Reihe nach, denk ich mir. Aber auch das hat gedauert.
    Na, und meine Arbeit tut mir mittlerweile sogar gut.
    Lass Dir Zeit mit allem, keiner treibt Dich. DIR muss es besser gehen. Ich hab heute noch immer wieder Tiefs, da meine jüngere Tochter ihrer Schwester immer ähnlicher wird, das ist schon mitunter echt krass.
    Ich wünsch nen schönen Abend.
    Liebe Grüße
    Karla :30:

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Uschi!


    Herzlich willkommen bei uns - auch von mir!


    Beides ist wichtig! Aktivität und Erholung im Wechsel. Du spürst ja selber, dass du beides brauchst, deinen Laden, die Kunden, um Abstand zu gewinnen, um vom dich vom Schmerz zu erholen, aber gleichzeitig ist man als Trauernde halt auch nicht 100% belastbar im Geschäft, weil man schon mit "Trauerarbeit" genug zu tun hat! Ich finde das mit dem Ruhetag schon wichtig, wenn du Dienstag bis Samstag im Laden stehst!


    Kannst du dir für Zuhause vorübergehend nicht eine Hilfe holen, die einmal die Woche aufräumt und putzt?Ich denke, dann kommst du in ein schön gemachtest Nest und das ist schon was sehr Angenehmes! Alles andere braucht Zeit und Geduld und ist oft ein Kraftakt ... Trauer heißt Wechsel von Schmerz und besseren Augenblicken, auch in der Tauer gibt es Arbeits- und Erholungszeiten, ist der Schmerz spürbar, dann arbeitest du, ist der Schmerz im Hintergrund, dann erholst du dich von der Trauerarbeit.
    Alles Liebe
    Christine

  • Spät aber doch, liebe Mautzi, auch von mir ein herzliches Willkommen hier bei uns.
    Vielen Dank für deinen Eintrag. In vielen deiner Worte spiegelt sich auch mein Erleben der ganzen Sache wider.
    Momentan wieder eher voller Kraft und Tatendrang möchte ich dir ebensolche senden und die Gewissheit, dass auch in trostlosesten Phasen schon wieder ein kleiner Keimling für die Blume des Lebensmutes reift.
    schnee

  • Liebe Trauerelfe, Karla, Christine und Schnee,

    Ganz herzlichen Dank fuer Eure lieben Worte und Gruesse und vor allem fuer Eure Gedanken zu meiner Situation, meinen Gefuehlen. Ich antworte Euch spaeter in Ruhe, da ich bald zur Arbeit muss.


    Seit Mittwoch geht es mir besser - wohl weil ich im Laden etwas schaffen konnte und vor allem mich mit kreativem Umraeumen beschaeftigt habe.
    Das gibt mir ein wenig Zufriedenheit.


    Allerdings hockt im Hinterkopf schon wieder der Gedanke an so viele aetzende Schreibtisch-Themen, die ich dafuer (gern!) zur Seite geschoben hab.


    Jetzt steht wieder das Wochenende bevor - ich hoffe, dass ich diesmal konsequent an meinen Wohnungszustand gehe, damit ich mich Hause wohler fuehle und nicht so viel nach oben zu meiner Mom ausweiche, was ja gleichzeitig eine Flucht vor dem Alleinsein=Verzweiflung ist.


    Nun muss ich los, melde mich spaeter wieder.


    Liebe Gruesse
    Uschi

  • Schönen Sonntag liebe Mautzi,
    schön, dass du manche Arbeiten zu deiner Zufriedenheit erledigen konntest. Es gibt ein bisschen Kraft und Ermutigung für die folgende Zeit.
    Die Wochenenden sind auch für mich manchmal sehr schwer. Grad der Sonntag.
    Komisch, warum man sich als "Single" nicht einfach an die Familien, die man so kennt, dranhängt und mit denen was unternimmt, oder sie besucht, oder eine Einladung ausspricht. Fällt auch mir schwer, aber je länger, je mehr ruf ich einfach meine Freundschaftsliste durch, bis ich jemanden erwische, der sich über meine Gesellschaft freut. Klappt ganz gut.
    Warten auf Anrufe hingegen geht gar nicht. Ich merke es grad an diesem WE. Niemand weiß, dass ich den Buckel voller Arbeit habe und eh keine Zeit, aber, .... seit Donnerstag nicht ein Anruf.... nicht mal meine Mutter!?!?!?!?!
    Werde mich gleich beschweren müssen....*smile.
    Na? Schreibtischthemen in Angriff genommen?
    Grüßle von schnee

  • letzten Samstag abend hab ich noch so viel geschrieben, wollte abschicken - falsche Taste und alles weg! Aber wer kennt das nicht? Danach war ich zu müde, um die Gedanken zu wiederholen.



    Liebe Schnee,


    danke für Deine Ermutigung - nachdem ich am Samstag mit meiner Freundin in der Sauna war, hab ich am Sonntag in die Hände gespuckt und mein Schlafzimmer auf Vordermann gebracht. Durch die vielen Wochen, die ich zu Hause völlig erstarrt verbracht habe, war ein echtes Schlachtfeld zu beseitigen. Trotz meiner Depressionen, die seit vielen Jahren mich immer mal wieder blockieren, hat es so noch nie ausgesehen, aber es ging einfach nicht anders.


    Kleidung in den Schrank räumen, gewaschene Wäsche zusammenlegen und wegräumen, Bügelwäsche auf den schon vorhandenen Berg türmen, Staub wischen, auch Bettkästen, Nachttische zur Seite, staubsaugen, überflüssigen Stuhl in Keller und zwei kleine Möbelstücke austauschen - ich war total stolz und hab mich auch gefreut wie Bolle. Als Belohnung bin ich am Abend bei mir zuhaus geblieben und immer wieder mal rüber gegangen und angesehen.


    Ja die Sonntage -
    auf die Minute genau vor 29 Wochen ist mein Herz eingeschlafen - nie werde ich die letzten Stunden vergessen - es war so schwer aber (ich trau mich die Worte kaum zu schreiben) irgendwie auch schön und ich bin unendlich dankbar, dass ich ihn begleiten durfte mit meinen Worten, ihn in meinen Armen halten konnte, seine Augen küssen und ganz zart seine Wangen streicheln konnte. Ich versuchte ihn mit meinen Worten mit auf eine Blumenwiese zu holen, wie wir in die Wolken schauen, die langsam weiter ziehen. Er hatte schon 2 Tage nicht gesprochen und konnte sich kaum bewegen (die Beine waren ganz dick und schwer voll Wasser) aber seine Hand ging ganz langsam hoch und zeigte auf seinen Mund, wollte aber nichts trinken. Ich küsste ihn lang und zart und nach einer Weile wurde sein Atem ganz allmählich langsamer. Ich war mir nicht sicher, was das bedeutete, aber klingelte nicht nach einer Schwester. Ich sagte ihm, wenn er möchte, kann er ruhig gehen, er braucht keine Angst haben, das große helle Licht wartet auf ihn und zieht ihn ganz sanft weg, mein Herz begleitet ihn auf dem Weg und er wird immer bei mir sein. Er kann ruhig gehen, wenn er möchte, mein Herz bleibt bei ihm. Sein Atem wurde immer immer immer langsamer - auf einmal machte er seine Augen ganz weit auf, schaute mich an oder durch mich durch? - ich war einfach ganz bei ihm, er machte noch einige Atemzüge, noch einen, noch einen, noch mal einen, ein ganz kleines leises Röcheln, ein Schnaufer, dann noch mal Luft holen und dann war es still.......


    Durfte ich das so schreiben? Das war anders, als es in Gedanken immer wieder zu erleben Jetzt bin ich wieder ganz leer - ich muss aufhören.


    Danke an Euch alle


    Uschi

  • Ich habe erst heute Dein Schreiben entdeckt und weis daher nicht, an was Dein Mann verstorben ist. Aber das Sterben Deines Mannes hat mich so an meinen erinnert, dass ich wieder zum heulen anfing. Mein Schatz ist zwar zu Hause in meinem Bett von mir gegangen, aber er hatte die letzte Zeit auch schon so geschwollene Füße. Im Spital wurde ihm immer eine Lymphdrainage gemacht, was aber nur kurzfristig geholfen hat. Er hatte beide Beine eingewickelt, das habe ich zu Hause täglich erneuert. Aber das Wasser dürfte ihm das Herz abgedrückt haben. Er saß im Bett und plötzlich fiel er auf den Rücken zurück. Ich habe ihn noch etwas aufsetzen geholfen. Aber so wie bei Deinen Mann machte er noch ein paar Atemzüge, und dann war er still. Da er Lungenkrebs hatte, ist er Tag und Nacht am Sauerstoff gehängt. Den Tag vor seinen Tod war er sehr unruhig und hat sehr geschwitzt. Die Ärztin war bei uns und hat noch gesagt, er muss viel trinken. Und am nächsten Tag konnte sie nur mehr seinen Tod feststellen. Sie war auch etwas überrascht, dass es so schnell ging. Ab der Einlieferung ins Spital bis zu seinen Tod waren es nicht einmal mehr 3 Wochen. Und vorher wusste ich nicht, dass er so krank ist. Vielleicht hat er es geahnt und wollte mich nicht damit belasten. Aber ab der Diagnose im Spital wollte er nur mehr nach Hause und da sterben. Ich war die ganze Zeit bei ihm im Spital. Und dafür bin ich heute noch dankbar, dass ich ihm die letzte Zeit ein bisserl verschönern konnte. Ein Trost sollte mir sein, er hatte keine Schmerzen und hat auch nicht leiden müssen. Da ich schon wieder am Weinen bin, muss ich aufhören.

  • Liebe Mautzi,
    meiner Überzeugung nach durftest du so schreiben, warum nicht? Denke, dazu ist dieses Forum da, um sich von der Seele zu schreiben, was einen bedrückt, oder auch, um Gedanken zu ordnen, aber auch, um schreibend nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, was einem wichtig erscheint.
    Dennoch, ich verstehe auch deine Zweifel. Mehr als einmal habe ich selbst Geschriebenes durchgelesen und mit Bauchweh abgeschickt. Zum Einen, weil ich meinen Bericht zu trüb fand und nicht wollte, dass eine LeserIn traurig davon wird, zum Anderen, weil hier schon auch die Schwelle von Privat zu Öffentlich überschritten wird. Hin und wieder habe ich mir sogar vorgestellt, wie es wäre, wenn jemand aus meiner Verwandtschaft dies Forum entdecken würde und mich anhand der Berichte erkennt. Würden manche Verwandte sich vor den Kopf gestoßen fühlen? Wären ihnen meine Berichte zu persönlich?
    Bestimmte Teile meiner Verwandtschaft sollten meine Berichte vielleicht sogar lesen, es könnte zu Denkanstößen bei ihnen kommen und dazu, besser zu verstehen. Hmmm....
    Jedenfalls scheint dein Mann in der Gewissheit, dass du für ihn da bist, eingeschlafen zu sein. Das finde ich sehr schön, dass du auf deine Bemühungen noch Reaktionen erfahren durftest. Vielleicht macht es das ein wenig leichter.
    Toll, dass du ein paar Sachen erledigen konntest. Tat es dir nicht gut, als du das fertig aufgeräumte Zimmer vor dir hattest?
    Gestern habe ich eine kleine Terrasse gebaut, krottenhässllich, aber so schön, weil selbst gemacht, *smile.
    Alles Gute von schnee

  • Liebe Schnee,


    wieder ist ein Sonntag vorüber. Hab seit Tagen so einen dumpfen Druck auf der Brust, das Gefühl, als ob ich nicht genug Luft bekomme, der Alltag im Laden fällt mir zur Zeit ziemlich schwer. Befürchte schon, dass sich meine Stimmungslage auf die Kunden überträgt - der Umsatz müsste besser sein. Allerdings hab ich doch einiges bewegt in dieser Woche.


    Auch zu Hause hab ich wieder ein Stück geschafft - Bad und Wohnzimmer sind grundüberholt. Für morgen (mein freier Tag) hab ich mir Flur und Küche vorgenommen. Dann kann ich Ostern mit 4 freien Tagen hoffentlich ein wenig genießen, bzw. zum Kraft schöpfen nutzen.


    Ansonsten fühl ich mich halt sehr leer, sehe wenig Sinnvolles vor mir. Vielleicht wird es mir besser gehen, wenn meine Wohnung wirklich fertig geordnet ist. Ach, im Moment seh ich nur Trübes.


    Ich geh lieber ins Bett - vielleicht bringt der Morgen ein wenig Helligkeit


    Liebe Grüße


    Uschi

  • Liebe Uschi,
    Ich würde deine Schmerzen von einem Arzt abklären lassen, vielleicht bekommst du etwas und fühlst dich dann wieder etwas besser.
    Oder, es ist nichts Aufregendes, um so besser, aber bitte anschauen lassen.


    Super, :028: dass du die Hausarbeit in Angriff genommen hast, damit hast du schon viel geschafft.


    Dieses Gefühl der Leere habe ich heute noch, obwohl bei mir bereits 18 Monate vergangen sind. Manchmal fragt man sich wie ungerecht alles nur ist.
    Momentan unternehme ich sehr viel, treffe und helfe Freunde und kann auch manchmal über etwas lachen, aber an manchen Tagen falle ich genauso wie ihr noch in ein dunkles Loch und weine dann sehr viel, dabei kommt es mir immer wieder vor, als wäre es gestern erst gewesen.


    Heute habe ich erfahren, dass ein Jugendfreund von meinem Schwager seinen Sohn mit 21 Jahren zu Grabe tragen muss. Er starb an den Folgen einer Verletzung beim Snowboarden. Ich kannte ihn zwar nur flüchtig aber es hat mich trotzdem sehr mitgenommen.


    Ich wünsche dir einen schönen Abend
    und ganz liebe Grüße
    Trauerelfe

  • Liebe Uschi!
    Warst du in der Zwischenzeit beim Arzt! So ein Druck auf der Brust ist zwar ein typisches Symptom von depressiver Verstimmthiet, die ja normal ist in der ersten Zeit der Trauer, trotzdem ist es immer sinnvoll, solche Symptome abklären zu lassen.
    Wie geht es denn mittlerweile im Laden?
    AL Christine

  • Liebe Trauerelfe, liebe Christine,


    vielen Dank für Euer sorgen und nachfragen - den Druck kenne ich aber schon, ist meist da, wenn´s im Laden enger wird und durch Hartmut jetzt halt öfter.


    Jetzt in den 4 Ostertagen hab ich mir Ruhe gegönnt, hab abgeschaltet vom Laden und mich vorwiegend mit der Wohnung und mir beschäftigt. Die Trauer hab ich irgendwie völlig in mein Leben integriert. Sowie ich aus dem Laden bin, ist sie da - tut manchmal höllisch weh, manchmal bin ich froh, dass sie da ist, weil ich dann unsere Liebe spüre. Jetzt kommen auch immer mehr Erinnerungen an schöne Erlebnisse - an einem Karfreitag vor ca. 35 Jahren haben wir einen riesigen Felsbrocken mühsam mittels Drahtseil und Auto über die Straße in den Garten gezogen. Im Jahr drauf haben wir einen kleinen Teich angelegt. Oft haben wir das Haus von außen bei schönem Wetter gestrichen.....
    Aber das Haus ist schon lange verkauft - alles hat seine Zeit (ein wiederholter Ausdruck in meiner Trauerrede).


    Jetzt hab ich wieder Schluckauf - manchmal denke ich, dass er mich anstupst, weil ich mich nicht erinnere, in den letzten Jahren Schluckauf gehabt zu haben und in der letzten Zeit so oft.


    Trotz Abschalten kreisen meine Gedanken heute doch wieder ein wenig um meinen Laden. Ich hab schon überlegt, mich an einen Unternehmensberater zu wenden, den ich von einer früheren Maßnahme des Arbeitsamts her kenne. Vielleicht gilt sein Angebot für die damaligen Mitglieder noch mit € 50,--/Std. - er konnte einen immer sehr gut dazu bringen heraus zu finden, was man wirklich will.


    Im nächsten Augenblick überleg ich wieder, dass ich für eine Beratung erst mal alle aktuellen Zahlen zusammen stellen müsste. Außerdem glaube ich die Lösung auf der Vernunftsebene ohnehin zu kennen, nämlich Laden langfristig abzuwickeln, vielleicht bis Ende dieses Jahres und dann den Arbeitsaufwand zurückschrauben. Verkauf nur an 1-2 Tagen aus dem Lager, über Floh- und Antikmärkte und über Internet.
    Die Kernfragen lauten für mich eigentlich:
    [b]Ertrage ich es, [/b]
    …den Laden aufzugeben? (oder werde ich dies als Niederlage empfinden)
    …unser so liebevoll aufgebautes Zuhause aufzugeben? (wo Hartmut noch so viele Dinge in der Hand hatte und seine Ideen mich aus allen Ecken erinnern)
    …den Kontakt mit den vielen lieb gewordenen Kunden zu verlieren?
    Gelingt es mir,
    …noch mal neu zu starten aus dem Lager heraus
    …endlich Internet aufzubauen?
    …Gold- und Silberankauf weiter zu führen als Grundlage
    …ohne die feste Tagesstruktur mich sinnvoll zu beschäftigen (ohne zu verlottern wie die letzten Monate)?
    …mich abzugrenzen, mein eigenes Leben einzurichten (nicht nur für meine Mutter da zu sein, die ihre Wohnung im gleichen Haus hat - nichtsdestotrotz will ich mehr für sie da sein -sie ist 88 und noch völlig selbstständig)?


    Hartmut würde sicher sagen: denk an Dich, mach es Dir leichter - aber was ist wirklich leichter für mich?


    Nun werde ich noch ein wenig vorm Fernseher abschalten. Ich wünsche Euch noch ein schönes Rest-Ostern.


    Liebe Grüße an Euch alle


    Uschi

  • Liebe Uschi,
    man sollte in Krisenzeiten des Lebens vorsichtig sein mit Radikalentscheidungen - außer sie sind unumgänglich, aber dann sinds ja meist keine Entscheidungen, sondern Zwangslagen. Die Trauerzeit ist eine Krisenzeit, da ist viel an Umbruch und Neuorientierung Thema, grade wenn der Partner verstorben ist. Wenn du dann auch noch den Rest an Vertrautem aufgibst, dann ist die Gefahr groß dass es dir den Boden komplett unter den Füßen wegzieht. Trauernden tut außerdem die Struktur gut und du beschreibst ja selbst, dass der Laden auch eine gute Ablenkung ist. Aber ich denke auch, dass es dir alleine doch zuviel ist und die Idee ein wenig kürzerzutreten oder dir sonst Hilfe zu holen, ist sicher gut!
    Ich würde den Unternehmensberater auf alle Fälle zu Rate ziehen, auch wenn du vielleicht die Zahlen im Moment nicht hast, ich denke, so eine Beratung ist gut investiertes Geld um die richtige Richtung einzuschlagen!
    Alles Liebe

    :24:

    Christine