Rabenschwarzer Tag

  • Liebe Trauerelfe !
    Danke für die Nachfrage, aber gestern nach dem Sport hatte leider niemand mehr Zeit. Zur Zeit kommen weniger Leute ins Fitneßstudio, liegt wohl an den Sommerferien. Deshalb bin ich am Nachmittag, in einer Regenpause", alleine spazieren gegangen und habe mich dann mit dem "bißchen" Haushalt beschäftigt.
    Später hatte ich noch einen langen und hilfreichen Anruf von einer Freundin, sie ist auch offiziell als Trauerbegleiterin beim Hospiz. Sie hat mich schon oft aufgebaut, mit ihr kann ich zur Not auch noch spät Abends telefonieren, wenn mir danach ist. Denn sie selbst hat ihren Mann auch vor einigen Jahren verloren, weiß also als Betroffene am Besten wie ich mich fühle. Sie ist für mich inzwischen zu einer wichtigen Stütze geworden. Ich bezeichne sie "als meinen persönlichen Engel".
    Ist deine Hand inzwischen wieder voll einsatzfähig? Ich hoffe es geht dir wieder besser und du hast keine Schmerzen mehr. Ja, so eine Verletzung oder eine Krankheit, kann mich (uns) schon aus der "Bahn werfen". Da wird einem wieder voll bewusst, dass man alleine ist, und keine Soforthilfe von unserem Liebsten mehr da ist.
    Die Vorstellung, dass bei mir gesundheitlich was ist, und mein Mann, der in solchen Fällen alles getan und erledigt hat, verunsichert mich und macht mir Angst.
    Ich wünsche dir eine ruhige und schöne Woche. Hoffentlich kommt bald wieder mal die Sonne, sonst werde ich noch trübsinniger.
    LG und Umarmung
    Veronika

  • Unendliche Trauer !


    Hallo,
    heute möchte ich hier meinen ganzen Kummer, Trauer, Schmerz wieder mal von der Seele schreiben.
    Am kommenden Montag ist der 1. Jahrestag seit ich meinen liebsten Schatz verloren habe. Meine Gefühle und Gedanken, mein ganzes Denken und die Sehnsucht, alles dreht sich nur rund um den Jahrestag. Speziell die letzten Tage und Stunden in unserem Leben laufen bei mir wie im Film ab, und es wühlt alles wieder auf, es kommt mir alles so präsent vor, wie wenn es erst gestern gewesen wäre. Und wie ich die eigentlichen Minuten, morgen auf Montag um 0.05h überleben soll - der Gedanke daran ist schon der reinste Horror. Ich kann mich mit meinem neuen und ungewollten Leben immer noch nicht abfinden. Walter fehlt mir in jedem Augenblick des Lebens, ich warte nur auf den Tag, dass wir hoffentlich eines Tages wieder vereint sind und unsere Seelen wieder zusammen sind. Erst dann hat meine Herz und meine Seele Ruhe, es schmerzt einfach unglaublich. Und jetzt zum Jahrestag kommt alles wieder, das es mich fast "zerreißt". Ich kann mir nicht vorstellen wie ich die nächsten Tage überstehen soll. Es ist einfach zum Heulen. Und ich habe leider nicht ständig jemand, wo für mich da ist, und außerdem habe ich in den vergangenen Tagen gemerkt, dass das Reden, wo mir sonst oft Kraft und Mut gegeben hat, nichts nützt. Mir kommt vor, wie wenn die gutgemeinten Worte an mir vorbei gehen.
    Ja ich habe im vergangenen Jahr schon manche Lichtblicke, Fortschritte und viel Neues erlebt und gemacht. Aber das kommt mir immer noch so "falsch und erzwungen" vor. Denn ich mache das ja alles nur, weil ....
    Ich weiß schon, dass die Tage jetzt rund um den Jahrestag wieder alles quasi "auf Null" stellen, ich hoffe nur, das nächste Woche am Freitag, nach der Jahrtagsmesse, wieder ein wenig mehr Ruhe und Normalität, sofern man überhaupt davon reden kann, über mich kommt. Denn ich bin zurzeit auch körperlich sehr belastet und habe zudem eine gewaltige innere Unruhe in mir. Ich habe das Gefühl, als wenn ich explodieren würde.
    Ich halte oft Zwiesprache mit ihm und hoffe, dass er mich unterstützt und als mein persönliches Schutzengel, Mut und Kraft gibt. Ach, ich vermisse ihn so unendlich, dass es kaum zu ertragen ist. Am liebsten möchte ich einschlafen dürfen, damit ich endlich bei ihm bin. Erst dann werde ich meinen Frieden und Ruhe finden.
    So nun habe ich meinen totalen Frust hier wieder mal abgeladen. Es ist schon gut, wenn es hier auch nur "stille Mitleser" gibt.


    Ich wünsche Euch allen viel, viel Kraft und Mut, uns das unser aller Leben nach den Verlusten die Jede(r) von uns hier erlebt hat, wieder erträglicher wird (mehr erwarte ich mir gar nicht).


    Ganz liebe Grüße
    Veronika

  • Hallo,


    ich möchte Dir gerne auf Deinen Bericht schreiben. Ja, ich denke auch, dass gerade das erste Jahr sehr sehr schwer ist. Jeder Tag in diesem Jahr ist irgendwie der 1. Tag danach. Ich verstehe gut, dass die Bilder jetzt vor dem Jahrestag wieder so vollkommen präsent für Dich sind, du durchlebst alles noch einmal.
    Diese innere Unruhe kenn ich . Es ist als ob ein Wespenschwarm in einem unterwegs ist, man läuft hin und her, planlos, vergisst die Hälfte.
    Mir hilft es dann sehr gut, wenn ich in meinen Garten gehe, grabe und buddle bis ich müde werde oder eine große Runde mit dem Fahrrad fahre.
    Vielleicht gibt es auch etwas in der Art, was Dir hilft.
    Schön ist, dass Du hier schreibst, hier gibt es immer jemanden der zuhört, oft auch tröstet und Dich versteht.


    Sverige

  • Liebe Veronika......ich kann nachvollziehen wie es dir vor diesen Jahrestagen gehen muss.... mein Herz ist vor 143 Tagen gegangen und nun steht in 2 Wochen unser Hochzeitstag an...etwas das wir eigentlich nie richtig gefeiert haben doch nun ohne ihn........ich habe meinen Thomas 16 Tage vor unserem 25 jährigen Zusammensein verloren.....danach Weihnachten, Silvester,mein Geburtstag. ....der blanke unaussprechliche Horror. ....ich versuchte diese Tage zu ignorieren was schwer ist vor allem bei den Mitmenschen die feiern wollen ....
    das Loch in das wir gestoßen werden ist endlos tief an manchen Tagen und besondere Tage sind besonders schlimm zu ertragen....ich wünsche dir das du ein wenig durchatmen kannst auch wenn du glaubst ersticken zu müssen. .....ich glaube auch nicht das man Trauer in Zeit festlegen kann....ich denke sie begleitet einen als Schatten das ganze weitere Leben......es klingt vielleicht schlimm diese Vorstellung der ewigen Trauer doch andererseits..... Trauer ist, für mich zumindest ,eine neue ,andere Art der Liebe zu meinem Mann .....
    ohne Liebe im Leben bräuchte es keine Trauer im Tod. ....vielleicht wird sie irgendwann einmal stiller ,ruhiger,begreifender......vergehen wird sie nie....und wenn du und dein Schatz euch einmal wiedersehen werdet.....dann nenn es wieder nur Liebe .....denn das ist es einfach....


    Ganz liebe ,verstehende Grüße aus Wien sendet dir Eva

    There's a land of the living and a land of the dead...
    in between is a bridge....
    our love......
    and love will never die...

  • Liebe Veronika,


    fühle dich einfach sehr liebevoll gedanklich umarmt und ... wenn du es dir vorstellen kannst... auch getröstet.
    "Wir " kennen uns in dem Sinne nicht, aber die gemeinsame Trauer , die uns "hier" zusammen geführt hat, verbindet uns ... Vielleicht für eine ganz lange Zeit.... Das kann gut für uns alle sein ...
    Wir werden erleben, dass wir trauern, aber auch gleichzeitig etwas Schönes entdecken, so wie vorhin Eva/fallingsky im
    Oster Bericht von Josef eröffnet... ihre Kindheitserinnerungen von Ostern berichtete und ich auch meine Erinnerungen dazu schrieb...


    Warum schreibe ich das JETZT ?
    Wo du in Verzweiflung, Schmerz und auch am liebsten vereint mit deinem Liebsten wärest...
    Weil es immer auch , selbst wenn es in weiterer Vergangenheit ist, so schöne Erinnerungen in unserem Leben gibt...
    Auch und gerade mit unseren Partnern...


    Weil wir im "Hier-Sein" leben und unsere über alles geliebten Gegangenen... in grenzenloser Freiheit im "Da-Sein" kraftvolle Geist-Wesen, für manche Engel... ihren herrlichen "Tanz" durch das Universum... meiner Meinung nach... "leben"....


    Warum sollen/wollen wir unglücklich sein ?


    "Sie" sind es nicht... Absolut weit ... in ihrer universellen Herrlichkeit ... davon entfernt... einfach befreit...


    Wir sollten den kleinen,großen Versuch wagen, auch unser Leben im "Hier-Sein" als eine Kostbarkeit zu betrachten...

    Ein kostbares, mit Liebe gefülltes Leben zu führen, die Liebe zu allen Wesen auf diesem Planeten er-ahnen, bewußt leben, zu Menschen eine liebevolle Zuneigung, ein Mit-Gefühl entwickeln... noch besser .. mit-er-leben... zu fühlen....
    Uns "hier" in diesem wertvollen Forum gegenseitig Halt und liebevolle Stütze sein...


    Alles das KÖNNEN wir... weil wir für eine kurze Zeit ... SEHEND und KLAR wurden... durch das Verabschieden von unseren Geliebten ...


    Es ist eine Trauer und ein Abschied nehmen darin enthalten... gewesen... aber von ganz vielen Menschen auch berichtet... auch mein eigene Erfahrung... Ein sehr besonderer GÖTTLICHER und GNADENREICHER AUGENBLICK wenn wir erlebten, fühlten, wie sie diese Erde verliessen...


    Den Gedenktag und alle besonderen Tage "sollten" wir wahrhaftig für unsere Geliebten als einen Tag zelebrieren, ja ihn sogar wunderschön kreieren, ein würdevolles Fest daraus machen... weil wir sie lieben... für immer...


    Liebe Veronika... jetzt ein Zitat für dich...


    Rätsel


    Das Leben ist Liebe... erfreue dich an ihr...
    Das Leben ist ein Rätsel... löse es...
    Das Leben ist ein Versprechen... erfülle es...
    Das Leben ist Traurigkeit... überwinde sie......... von Mutter Teresa


    Eine ganz liebevolle Empfehlung an dich und viele hier... Gerade weil ich viel schreibe, kann ich mir so viel durch das Schreiben klarer machen und einen Teil meiner Erinnerungen ... in gefühlter Trauer ansehen ... und dann an das Universum "abgeben"...
    Das habe ich schon einmal hier geschrieben... aber es behält durchaus seine Gültigkeit....


    Schreibe... schreibe... schreibe... Die Klarheit und das Loslassen des Schmerzes beginnt dann... von selbst...und BEFREIT...


    meint in liebevollem Mit-Gefühl für dich
    deine Amitola(rainbow)

  • Liebe Veronika,


    ein Jahr - so kurz .... so lange.
    Natürlich dreht sich jetzt alles bei dir im Kreise ... um diesen "1. Tag". :24: :30:


    Ich wünsch dir von ganzem Herzen, daß es jetzt dann wieder etwas "leichter" wird - daß du dich selbst wiederfindest. Daß du diese Lichtblicke und Fortschritte nicht mehr als "falsch" spürst, sondern als das was sie sind. Nämlich richtige und wichtige Schritte in dein neues Leben. Dieses Leben ist es wert, wirklich gelebt zu werden! DU bist es wert, es wirklich zu leben!
    Ich weiß es ist schwer, dein Walter fehlt an allen Ecken und Enden. Trotzdem - jetzt geht es um DICH. Walter begleitet dich ja, nur eben anders als früher.


    Vielleicht magst du wieder ein wenig öfter "hier herkommen?" Du weißt - hier ist immer eine (virtuelle) Schulter um dich anzulehnen und Ohren, die dir zuhören.


    Ich schick dir ein großes Kraftpackerl.
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Veronika,
    ich wünsche Dir so sehr, daß Du innere Ruhe finden wirst und auch dass Du wieder schöne Momente haben wirst die Dich lächeln und lachen lassen.
    Hier im Forum wirst Du immer liebe Menschen finden, die Dir sehr sehr gerne zuhören und die Dich vor allem bestimmt auch verstehen.
    Alles alles Liebe und Gute
    Josef

  • Liebe Veronika!


    Ein Jahr - nach vorne gesehen erscheint es endlos lang, zurückblickend verging es so schnell.
    Ein Jahr ohne deinen liebsten Schatz - endlos leer und ohne Sinn erscheinend.
    Du hast jedoch schon so unwahrscheinlich viel geschafft - jedes Ereignis, jeden besonderen Tag ohne deinen Schatz einmal durchgemacht.
    Ich fühle so sehr mit dir. Mein Schatz ist vor beinahe einem halben Jahr von mir gegangen. Bald ist sein Geburtstag und ich fürchte mich schrecklich vor diesem Tag. Ich verstehe auch deinen Wunsch einschlafen zu dürfen um bei ihm zu sein. Auch ich würde vieles dafür geben.
    Unsere Aufgabe scheint aber noch hier zu sein. Wir können diesen Sinn noch nicht sehen. Eines Tages werden wir aber verstehen.
    Sei ganz fest umarmt! Es tut so gut in diesem Forum hier sein zu dürfen und verstanden zu werden.
    Liebe Grüße
    Sternenstaub :13:

  • Hallo zusammen !



    Heute möchte ich mir nach längerer Pause hier im Forum
    meinen Frust und meine „Schmerzen“ von der Seele schreiben.; es ist wieder
    einer der vielen Tage, wie oft in letzter Zeit, wo ich auf mich alleine
    gestellt bin.


    Ab und zu halte ich das Alleinsein, schon für mich
    erstaunlich, relativ gut aus. Und dann ist plötzlich aus heiterem Himmel, und
    oft ohne erkennbaren Grund, wieder alles anders. Dann sitze ich z.B. beim
    Frühstück am Tisch und plötzlich fangen die Tränen unaufhörlich an, zu laufen,
    und kann mich dann lange nicht beruhigen. Starre dabei auf den leeren Platz mir
    vis a vis und dann ist der Tag meistens eh schon gelaufen.


    Ich habe es schon seit Wochen und Tagen immer wieder
    verschoben hier zu schreiben. Komme mir derzeit wieder vor wie auf der
    Achterbahn der Gefühle, aber meistens geht es zurzeit tief abwärts.


    Nun sind es inzwischen 17 Monate seit mich mein geliebter
    Schatz, Walter, verlassen hat müssen. Habe inzwischen auch viel Neues
    ausprobiert, um mein Leben irgendwie in den „Griff“ zu kriegen und in halbwegs
    geordnete Bahnen zu bringen. Aber ich vermisse ihn immer und überall, selbst in
    schönen Momenten wird mir sein Fehlen schmerzhaft bewusst. Und wenn ich z.B.
    nach einem Treffen oder Ausflug … nach Hause komme, da wird mir die Einsamkeit,
    das Verlassensein, die Endgültigkeit, umso stärker bewusst. Wenn ich
    beispielsweise auf Besuch bei der Familie war (wohnen ca. 40km weg), dann wird
    mir schon beim heimfahren „eng“, und ich denke nur daran, dass ich wieder
    zurück in meine Einsamkeit komme. Es schmerzt mich oft körperlich, sodass ich
    alle „Zustände“ kriege. In solch schwachen Augenblicken bete ich, flehe Gott
    und meinen Schatz an, dass sie mich einfach einschlafen lassen. Hie und da
    fehlt mir an solchen Tagen, wo ich absolut niemanden an meiner Seite habe,
    jegliche Kraft und Energie. Mein Herz und meine Seele hat erst wirklich Ruhe
    wenn ich hoffentlich mit meinem Schatz und allen Lieben, wieder vereint bin.


    Zurzeit ist sowie ein Sommerloch, viele aus meinem
    inzwischen mühsam aufgebauten Bekannten- und Freundeskreis sind im Urlaub oder
    mit ihren Familien beschäftigt, was ich ja auch verstehe; und außerdem haben sich in den letzten Monaten einige von meinen neuen Bekannten, wo im Anfang da waren, auf einmal zurückgezogen. Das sind Erfahrungen wo ich als besonders schmerzlich empfinde, dann fühle ich mich von allen verlassen. Und dann sind
    Tage wo mir 2 oder 3 Leute absagen, wenn ich versuche wenigstens ein kurzes
    Treffen zu verabreden. Und das sind dann Zeiten, wo ich mich dann schon zu
    Hause vergraben habe, und den ganzen Tag nur planlos in der Wohnung rumgetigert
    bin, und „pflege“ meinen Frust und Schmerz.
    Mein Leben ist, trotz einiger neuer Aktivitäten, so leer und
    sinnlos. Und ich versuche dann zeitweise alles „mitzunehmen“. D.h., ich
    unternehme viel und versuche unterwegs zu sein, nur um nicht in meinen vier
    Wänden zu sitzen und dann wieder zu grübeln. Es haben mir schon einige gesagt,
    ich solle nicht zu viel machen, dass sei auch nicht gut, das sei wie eine
    Flucht. Und genauso empfinde ich es auch zeitweise. Und ich habe mir den
    Gedanken, „das tue ich ja alles nur weil ich muss …“, noch nicht abgewöhnen
    können. Es erscheint mir alles so erzwungen und falsch; und ist kein Ersatz für
    mein früheres Leben.
    Habe schon ein paar gute „Engel“ wo oft für mich da sind,
    und mir schon geholfen haben, aber im Prinzip wiederholen sich doch alle
    Ratschläge (gut gemeinte) und manchmal weniger gut gemeinte. Da könnte ich dann
    sowie Amok laufen, wenn ich von Bekannten gewisse Sprüche höre, das ist einfach
    zum k…
    Man hat mir von Anfang an gesagt, die Trauer wird mit der
    Zeit erträglicher und ich soll dankbar sein für alle schönen Erinnerungen und
    die lange Zeit wo wir hatten. Aber genau die schönen Erinnerungen machen mich
    dann oft umso trauriger, denn dann kann ich den Verlust und die Trauer kaum
    ertragen. Da werde ich umso stärker dran erinnert, was ich verloren habe. Und
    bei mir haben sich so Gedanken – wie „nie wieder …. das, nie wieder das …
    eingebrannt. Das ist einfach nur grausam, dann möchte ich nur bei meinem Schatz
    sein.


    So nun möchte ich langsam zum Ende meines Stimmungsberichtes
    kommen. Entschuldigt, wenn ich so viel und durcheinander geschrieben habe, aber
    irgendwie ist es denke ich, auch gut dass ich den Weg hierher wieder gefunden
    habe. Obwohl ich mich ab und zu schon besser gefühlt habe. Die schöneren Tage
    sind dann wie ein Aufatmen und geben mir dann schon Kraft und Energie.
    Ich wünsche Euch allen viel Kraft und Zuversicht.


    Liebe Grüße
    Veronika


    Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden
    kann" (Jean Paul)

  • Liebe Veronika,
    ja, das Sommerloch ... das ist in der Trauer ein wichtiges Thema. Das erfordert viel Kreativität und Strukturgebung, ich weiß. "Das tue ich nur, weil ich muss", dieser Gedanke ist für mich sehr gut nachzuvollziehen, aber versuchs mal so zu sehen: Du tust es, weil du auf der Suche nach Neuorientierung bist. Wenn ein Mensch stirbt, müssen wir einerseits mit der Lücke leben lernen, die er hinterlässt, andererseits müssen wir viele offene Stellen wieder mit Neuem füllen, um nicht dauernd in einem Abgrund blicken zu müssen. Am Anfang sind die "neuen Füllungen" in den Lücken ungewohnt und fühlen sich falsch an. Es braucht Zeit sich daran zu gewöhnen oder auch einiges auszuprobieren bis man das Passende gefunden hat. Du schreibst ja, dass du auch bessere Phasen hast, in denen du verschnaufen kannst, das zeigt mir, dass du auf einem gesunden Weg bist. 17 Monate sind eine lange Zeit - und doch, wenn der Partner gestorben ist - keine lange Zeit. Das Vermissen darf also noch sein, die schmerzhaften Phasen sowieso.
    Was glaubst du, warum sich neue Bekanntschaften wieder zurückgezogen haben? Hast du mal nachgefragt?
    AL Christine

  • Liebe Trauerelfe !
    Danke für die guten Wünsche und den Trost und Kraft die du mir geschickt hast. Das kann ich momentan mehr denn je brauchen.


    Liebe Christine !
    Danke für deine verständnisvollen und trostspendenden Worte. Nur kommt bei mir Zuspruch - gleich welcher Art - nicht immer an bzw. kann ich die Phrasen ab und zu nicht mehr hören. Diesbezüglich habe ich inzwischen zum Glück sowohl positive als auch negative Erfahrungen gemacht. Aber das gehört wohl zu meinem neuen Leben und ist ziemlich normal, wie mir andere Betroffene und auch meine Freundin vom Hospiz versichert haben. Mir ist auch nahegebracht worden, dass im zweiten Trauerjahr oft die Gefühle und Gedanken noch intensiver sind, als zu Anfang. Das spüre ich jetzt leider schon seit dem Frühling - oder quasi seit dem Jahrestag im März. Zuerst habe ich gedacht, dass es nach dem Jahrestag etwas leichter, da ja leider unabänderlich, wird. Aber da habe ich mich sehr getäuscht. Seitdem habe ich so intensive Auf und Ab-Phasen erlebt, wie kaum vorher. Mein Mann fehlt mir immer und überall, und das spüre ich mit jedem Moment noch mehr. Er hat die Hälfte meines Herzens und meiner Seele mitgenommen, und diese Wunde wird solange ich bin, nicht heilen. Er war, ist und bleibt für mich nachwievor der wichtigste Mensch meines Lebens - einfach mein Lebensmensch.
    Und dass sich mit der Zeit die eine oder andere Bekanntschaft ohne besonderen Grund "zurückzieht", sei auch normal, habe ich oft genug gehört. Aber es ist für mich trotzdem "schmerzhaft", da kommt dann noch mehr das Gefühl des "Verlassenseins". Aber es ist mir in diesen Fällen nicht wert, dass ich da eventuell eine für mich ungewollte "Verstimmung" heraufbeschwöre, und unnötige Diskussionen führe. Ich habe so schon noch immer große Probleme meinen Alltag in den Griff zu kriegen, und manch "Problemchen ist für mich alleine jetzt ein Riesenberg". Auch das macht mir Angst, weil ich in meinem Leben privat wie beruflich fast immer alles ruhig und friedlich habe regeln können oder im Griff gehabt habe. Im Prinzip bin ich ein friedliebender und schüchterner Mensch, und möchte mich jetzt am liebsten unsichtbar machen und auf "Tauchstation" gehen. Ich habe jetzt seit ich alleine bin erst lernen müssen, auf andere zuzugehen. Denn bei uns, war es immer mein Mann wo gleich Kontakt und Bekannte gefunden hat, er war der aktivere Teil von uns Zwei. Wenn es nötig war, bin ich aber Diskussionen nicht aus dem Weg gegangen, immerhin war ich über 20 Jahre mit meinem Chef und dem Team zusammen, da habe ich mich berufsbedingt auch durchsetzen müssen und war quasi für das "Team, Mädchen für alles". Habe zum Glück mit einigen Kollegen/innen heute wieder mehr Kontakt, wie direkt nach meiner Pensionierung, und das ist ja auch ein "gutes Zeichen" und zeigt, dass ist geschätzt wurde und sich mancher Kontakt bis heute erhalten hat.
    Vor lauter Frust habe ich aber in den letzten Monaten einige "Gewohnheiten oder Eigenschaften" entwickelt, wo mir ab und zu selbst Sorgen bereiten. Unter anderem habe ich in den letzten Wochen Termine, wie mein Ehrenamt und regelmäßig zum Sport gehen, ausgelassen, was mir immer wichtig war. Einfach, weil mir jede Kraft und Motivation gefehlt hat. Jetzt versuche ich wieder konsequenter zu werden. Zudem habe ich eine ziemliche "Kauflust", und beim Essen bin ich oft auch völlig "aus dem Lot", und sündige. Was mir natürlich auch körperlich nicht gut tut, ich weiß es schon. Wie sagt ein Sprichwort: "Einsicht ist der erste Weg der Besserung". Hoffe dass ich mein Leben wieder etwas besser in den Griff bekomme und mein inneres Gleichgewicht eher finde.
    Jetzt hoffe ich, dass jetzt ab Herbst, wenn das Sommerloch vorbei ist, sich etwas neues für mich ergibt, bzw. dass meine "Leute" wieder mehr Zeit haben. Dazu überlege ich jetzt, vielleicht den einen oder anderen Kurs, Vortrag o.ä. zu besuchen. Du siehst ich überlege mir schon, was mich weiterbringen kann. Schön wäre es, wenn sich bei der einen oder anderen Veranstaltung die Möglichkeit für neue Kontakte ergibt.
    Es tut mir zurzeit einfach gut, wenn ich hier mal wieder meinen "Frust" von der Seele schreiben kann. Die Tage, wo ich jetzt momentan keine Verabredung oder sonstiges habe, tun mir einfach nicht gut, und ziehen mich nur weiter runter. Es frustriert mich, wenn ich mal einen ganzen Tag niemanden zum Reden oder nur auf ein kurzes Treffen finde.
    Liebe Grüße Veronika

  • Liebe Veronika,
    das zweite Trauerjahr ist immer noch schwer, für manche gleich intensiv wie das erste. Manche empfinden es schmerzhafter, weil die Trance des ersten Jahres nicht mehr da ist ... Ich glaube, dass deine Bekanntschaft einfach gespührt hat, dass da noch jemand ist, der immer noch viel Platz in deinem Leben braucht.
    "Aus dem Lot" .... der Sommer verführt dazu nicht so konsequent zu sein. :-) Das kannst du jetzt negativ und kritisch sehen oder als Form von Genuss und Entspannung. Sei nicht so streng mit dir, wenn das Sommerloch vorbei ist, wirst du Dinge finden, die das Loch füllen - und zwar nicht nur mit Essen.
    Alles Liebe, Christine