Rabenschwarzer Tag

  • Liebe Veronika,
    dass es schlimmer wird, liegt daran, dass der Schock, die Betäubung nachlässt und du den ganzen Tag über die großen und kleinen offenen Stellen stolperst, die der Tod deines Mannes hinterlassen hat. Du realisierst jetzt in den ganz alltäglichen Dingen, wo überall er fehlt. Ich würde dir so gerne sagen, das dauert jetzt noch 2 oder 3 Wochen und dann ist es vorbei, aber das wäre einfach gelogen.... Deshalb sind wir hier .... ;( Aber es wird besser, ganz langsam, so dass du es lange Zeit nicht merkst, aber dann nach und nach lernt man mit dem Schmerz umzugehen, mit ihm zu leben.
    :30: :30:
    AL Christine

  • Liebe Christine !
    Danke für den trostvollen Worte welche du mir geschrieben hast. Ich habe sicher mit mir zu wenig Geduld, die Trauer braucht halt ihre Zeit. Ich habe geglaubt, dass es bald ein wenig anders wird. Ich hole mir schon alle erdenkliche Hilfe. Heute war ich zum zweiten Mal im Trauercafe, auf der einen Seite ist es schon gut wenn ich mich aussprechen kann und auch eine andere "Sichtweise erfahre". Aber das bringt mir zurzeit noch nicht allzu viel. Ich weiß zwar vom Verstand her, das manches so richtig ist, wie man mir sagt, aber das umzusetzen und glauben, findet noch nicht den "Weg zu meinem Herzen". Das ist, wie ich es fühle, unendlich verletzt. Ich glaube, ich habe nicht nur meinen lieben Mann verloren, er hat auch die Hälfte von mir mitgenommen.
    Ich bin ziemlich viel unterwegs, und versuche schon Neues, aber wenn ich nach Hause komme, dann kommt meistens spät am Abend oder in der Nacht die "große Krise". Bei uns war es ein festes Ritual, dass wir am Abend vor dem Schlafen gehen, lange über "Gott und die Welt" diskutiert haben, und uns dabei sehr nahe waren. Jetzt habe ich zu dieser Zeit niemanden mehr, und das Gespräch und die Nähe fehlt mir so unendlich. Da verspüre ich die Trauer und den Verlust umso stärker.
    Jetzt geht es mir auch selbst gesundheitlich nicht so gut. Ich überstehe momentan den Tag nur mit Beruhigungsmittel. Und am Abend zum Schlafen brauche ich auch was. Tagsüber habe ich bisher nur "Naturmittel" genommen, aber ich habe selbst gemerkt, dass es nicht mehr geht. Aber ich möchte schon so bald als möglich die Tabletten wieder weglassen, denn sonst bekomme ich ja wahrscheinlich das nächste Problem. Denn ich möchte icht abhängig davon werden oder Nebenwirkungen, wo alles noch schlechter machen, erleben. Aber ist ist wahrscheinlich auch meine Geduld und viel, viel Kraft dazu erforderlich.
    Liebe Grüße
    von Veronika

  • Hallo,
    auch wenn ich anscheinend hier momentan auch niemand ist, den es interessiert wie es mir geht, so möchte ich doch meine immer schlimmer werdende Trauer und den Schmerz in die "Welt hinausschreien".
    Warum nur bin ich noch da? Ich sehne mich so nach meinem Walter, am liebsten würde ich alles "hinschmeißen", und ihm folgen. Es ist kein schöner Gedanke dass ich auf Dauer, für den Rest meines Lebens mit dem Verlust leben muss.
    Meine Gefühle sind das reinste Chaos, ein schnelles auf und ab. Wenn ich einen Moment oder vielleicht mal ein paar Stunden habe, wo ich glaube, es geht besser, dann kommt garantiert wieder der "Absturz". Da reicht nur eine Erinnerung oder ein Ort aus, und dann ist es um meine Fassung geschehen. Es hat jetzt auch schon Zeiten gegeben, da habe ich Verabredungen abgesagt, nur damit ih niemanden sehen und hören muss. Da habe ich mich in unserer Wohnung verkrochen und meinen Schmerz "gepflegt".
    Mir wird auch mit jedem Tag und jeder Woche, seit ich alleine bin, die Engültigkeit und die Einsamkeit, das Verlassensein, immer mehr bewusst. Da nützt es nichts wenn ich unter Leute gehe und aktiv werde, ich muss doch schlussendlich den "Kampf alleine bestehen und verarbeiten". Und da sehe ich momentan einfach noch kein Licht. Da nützt alles "Schönreden" nichts. Wahrscheinlich bin ich mit mir selbst jetzt auch zu ungeduldig und ich habe mich sicher sehr verändert, ich merke es selbst. Oft sind es Kleinigkeiten die mich aufregen und aus der Fassung bringen, da fehlt halt der Partner, mit dem über alles reden hat können; bin halt empfindlicher und ab und zu "unberechenbar" geworden.
    So, nun habe ich hier mal wieder meine Trauer und den Frust abgeladen. Bin schon neugierig, ob sich jemand meldet, denn in den letzten Tagen ist es hier im Forum schon sehr ruhig - niemand da??
    LG von der tieftraurigen Veronika

  • Liebe Veronika,


    ich werd jetzt mal versuchen, meine eigene "Wortlosigkeit" zu überwinden.
    Bitte nimm es nicht als Desinteresse, wenn dir niemand antwortet. Aber manchmal geht es halt einfach nicht - weil jede/r selbst zu sehr im eigenen Schmerz verstrickt ist, weil man meint, ja sowieso nicht die richtigen Worte zu finden, ja eh nicht trösten zu können da wir alle wissen, daß es wirklichen Trost nicht gibt, weil ....
    Sieh nur, wie oft dein Thread angeklickt und somit gelesen wird was du geschrieben hat - und stelle dir vor, daß dir jeder der dich liest, einen mitfühlenden Gedanken schickt. Es sind viele in Gedanken bei dir.


    Es tut mir sehr leid, daß du deinen geliebten Walter gehen lassen mußtest.
    Schau, es sind doch erst gut zwei Monate vergangen, es kann dir noch nicht wirklich besser gehen, das dauert leider viel länger. Aber sei gewiß, auch wenn es jetzt noch absolut unvorstellbar und unmöglich erscheint - es wird besser.
    "Gut" (in dem Sinne wie wir es uns wünschen würden) wird es sicher nicht mehr. Aber im Laufe der Zeit doch "besser", einfach leichter zu ertragen.
    Versuche, die Momente oder sogar Stunden in denen du dich besser fühlst als willkommene Erholungspause anzunehmen. Und umgekehrt dann im nächsten Absturz darauf zu vertrauen, daß es auch wieder bergauf gehen und wieder heller werden wird.


    Ich muß jetzt erst mal aufhören - anscheinend hab ich in den letzten Monaten verlernt meine Gedanken in Worte zu fassen und krieg grad einen Knoten in meinen (eh leicht verwirrten) grauen Zellen.
    Und da grade der Nieselregen aufgehört hat werd ich mir ein bissel den Wind um die Nase wehen lassen - vielleicht geht es dann später wieder leichter ;)


    In der Zwischenzeit alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • So, da bin ich wieder, der Spaziergang hat echt gut getan - durfte sogar ein paar Sonnenstrahlen genießen und mich wärmen lassen!


    Bevor ich es so wie vorhin wieder vergesse - möchte dich gerne fragen, ob du die Untersuchungsergebnisse deiner Punktion schon bekommen hast? Hoffentlich alles in Ordnung? Sollte dir diese Frage zu persönlich sein - einfach ignorieren. Weißt ja - hier im Forum "mußt" du nix, kannst und darfst aber alles "aussprechen" was dich bewegt.


    Du schreibst, daß dir immer mehr die Engültigkeit, Einsamkeit, und das Verlassensein bewußt wird.
    Daher auch das Gefühl "es wird immer schlimmer" und dies extreme auf und ab. Du hast schon recht - alle Ablenkung, aller Trost und alle "guten Worte" nützen nicht viel (zumindest nicht auf Dauer), denn im Endeffekt ist man mit seinem Verlust ja doch alleine, muß alleine damit und mit sich selbst klarkommen.
    Und natürlich hast du dich verändert, wirst dich voraussichtlich noch viel mehr verändern - so wie wir alle hier. Kaum ein Mensch bleibt nach einer solchen Erfahrung "der Gleiche". Und ich sage immer - das wäre auch schlimm. Für mich wäre das sehr "lieblos".


    Sicher spukt das "Warum?" im Kopf herum - Mensch will verstehen. Doch hier auf Erden gibt es darauf kaum eine Antwort. Versuch nicht gar zu viel darüber zu grübeln - es tut nur weh.


    Veronika - schreib weiter hier, es tut gut, "der Welt" den eigenen Schmerz mitzuteilen - auch wenn vielleicht nicht immer eine Antwort kommt. Zumindest mir hat es immer geholfen wenn ich wußte, es liest mich jemand. Und ich schreib nicht nur "im stillen Kämmerchen für mich alleine". (was jetzt natürlich nicht heißt, daß man nicht auf jede Antwort wartet und sich darüber freut)


    Ich schicke dir ein Kraftpackerl, eine gute Portion Geduld und auch ein wenig Vertrauen.
    Und wenn du magst auch eine liebe :24:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Jutta !
    Danke für deine tröstenden Worte, es tut mir so unendlich gut, wenn ich jetzt mit jemanden über meine Gefühle und das ganze "Wirrwarr" schreiben kann, und auf Menschen treffe wo mich verstehen und auch ein wenig Trost schenken. Wenn auch Jede(r) hier an und für sich mit sich selbst und mit der eigenen Trauer zu tun hat. Aber es ist doch schön, wenn man ohne "Wertung" hier seine Gedanken und Gefühle mitteilen kann.
    Ich merke selbst , dass ich momentan ganz viel Hilfe und "Ansprache" brauche. Sei es hier im Forum oder mit lieben Leuten am Telefon. Und wenn ich in der Nacht niemand sonst mehr anrufen kann oder will, dann habe ich in der Nacht, die immer meine schlimmste Zeit ist, mit der Telefonseelsorge telefoniert, nur damit ich eine Stimme höre und mit jemanden reden kann. Dann war ich jetzt zwei Mal im Trauercafe. Aber zurzeit bringt mir alles zusammen nicht die Hilfe und Erleichterung, wo ich mir erhoffe. Wahrscheinlich bin ich auch mit mir selbst immer noch viel zu ungeduldig. Aber wenn meine Trauer und der Schmerz immer schlimmer werden, dann denke ich oft, es kann ja nicht sein, dass es noch schlimmer wird. Ich bin so verzweifelt und weiß nicht was ich noch tun kann oder soll. Es ist ja nicht so, dass ich nichts tue, denn ich versuche schon vieles um mich abzulenken, und mein Leben, d.h. die viele Zeit wo jetzt unausgefüllt ist, neu zu ordnen und auszufüllen. Aber es wird mir oft alles zuviel und dann bin ich auch schon, trotz Verabredung oder Plänen, einfach zu Hause geblieben, weil ich niemanden sehen oder hören wollte.
    Heute hatte ich eigentlich tagsüber eine gute Zeit mit der Familie. Aber nur so lange, bis wir zum Abschluss des Ausfluges noch auf dem Friedhof waren. Von da an und die ganze Fahrt nach Hause, war es, als wenn sich alle "Schleusen öffnen" würden und meine "Verfassung" war nicht mehr die Beste. Heute war die Heimfahrt damit sehr schwierig und länger als sonst (zirka 45 min.).
    Das Ergebnis von meiner Untersuchung der Schilddrüse habe ich erst diese Woche bekommen. Es ist zum großen Teil positiv. Wenn auch die Punktion nicht ausgewertet werden konnte, da anscheinend "zu wenig Material gewonnen" wurde. Aber da alle anderen Ergebnisse gezeigt haben, dass die Werte in der Norm sind, ist jetzt erstmal Entwarnung angesagt. Da bin ich schon erleichtert und heilfroh. In einem halben Jahr muss die die gleiche Untersuchung nochmal zur Kontrolle über mich ergehen lassen, da doch einige Knoten ziemlich groß sind und beabachtet werden müssen. D.h., auch nochmal die ganze Prozedur mit Punktion, in der Hoffnung dass es dann verwertbar sein wird und natürlich wieder positiv ist. Denn jetzt ist alles was mich verunsichert oder Probleme macht, ein für mich unüberwindbares "Hindernis", und ein Drama, auch wenn es im Nachhinein nicht so ist.
    Jetzt fehlt mir der geliebte Partner besonders, mit dem ich immer über alles habe reden können und der mich auch überall unterstützt hat. Wir haben uns oft ohne viele Worte verstanden, wir waren schon sehr eng verbunden. Immerhin hatten wir das Glück 41 1/2 Jahre zusammen zu sein. Auch wenn ich das jetzt noch nicht so sehe, aber irgendwann werde ich mit Dankbarkeit an diese Zeit denken können, ohne das der Schmerz so groß ist.
    Danke liebe Jutta
    Ich schicke dir ganz herzliche Grüße
    Veronika

  • Liebe Veronika,


    ja, das ist es, was ich an diesem Forum so schätze - es gibt keine "Wertung", keine "Verurteilungen", kein ""auf einander losgehen" - und das ist wirklich nicht selbstverständlich und nicht überall der Fall.


    Es freut mich, daß es bei dir gesundheitlich erstmal Entwarnung gibt - es möge so bleiben!
    Und schön, daß du gestern ein paar "gute" Stunden mit der Familie verbringen konntest. Wie gesagt - versuch diese Zeiten als Erholungspause anzunehmen. Denn sie sind dringend nötig.
    Unser Körper, unsere Seele sind Gott sei Dank so klug, hin und wieder in den "Erholungsmodus" zu schalten - wir tun gut daran, auf sie zu hören.
    Dh. aber auch - versuch nicht krampfhaft "noch etwas" zu finden was du tun kannst. Ich finde für die kurze Zeit machst du eh ganz schön viel. Du hältst Kontakt zu deiner Umwelt, redest mit anderen, besuchst das Trauercafe und hast es sogar geschafft, bei der Telefonseelsorge anzurufen - das ist was, was ich selbst nie zustande brachte, hab mich nie überwinden können die Nr. zu wählen.
    Wenn du also von Zeit zu Zeit das Bedürfnis hast dich zu Hause "einzuigeln" - dann tu das, dann ist es notwendig. Zu viel "Aktionismus" ist nicht gut, genauso wie zu viel Passivität. Wie überall ist der gute, alte Mittelweg das wünschenswerte Ziel ;)


    Ja, der Schmerz wird wirklich schlimmer - wobei - nein, nicht wirklich, er dringt nur immer tiefer in unser Bewußtsein. Und dadurch wird es gefühlsmäßig eben ärger. Bei dir beginnt schön langsam die Zeit in der du beginnst zu realisieren, was wirklich geschehen ist und was das bedeutet. Und diese Zeit ist die schlimmste, schwerste. Aber auch du wirst einmal zurück schauen und sagen können - wow, soo viel hab ich geschafft! :24:


    Ich hoffe, auch bei euch im Westen scheint heute die Sonne? Hier ist es endlich wieder einmal draußen wärmer als im Haus *gg*, wobei schon wieder dicke Wolken aufziehen. Ich hoffe, das abendliche Gewitter bleibt mir heute erspart (noch muß ich um unser Dach fürchten).
    Ich wünsche dir einen "annehmbaren" Nachmittag,
    alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Jutta !
    Ich habe gestern teilweise einen guten Tag gehabt. Deswegen habe ich aber, wenn ich daran denke, fast ein schlechtes Gewissen und denke "wie kann ich nur .... Essen gehen und genießen, mich mit Freunden treffen und mal von was anderem Reden als sonst, wie kann ich nur einen Moment wieder fröhlich sein und lachen? Diese Gedanken sind neu für mich, das kommt bei mir ab und zu jetzt, wenn ich mir mal was gönne, wo durchaus normal ist, denke ich, mein Mann ist nicht mehr da, und ich lass es mir ab und zu gut gehen. "Wie kann ich nur"???
    Außerdem kann das "Genießen" oder mich mit Freunden und meinen anderen "guten Geistern", die ab und zu für mich da, momentan nicht wirklich was ändern, denn spätestens wenn ich nach Hause komme, "bricht alles über mich zusammen", und meine trüben Gedanken sind wieder da.
    Ich hoffe dass das Wetter an deinem Haus keine weiteren Schäden verursacht hat, denn solche Probleme, erscheinen dir und mir zurzeit unüberwindbar und machen das Leben noch schwerer, und das Fehlen unser Liebsten wird einem dann wieder in voller Härte bewusst.
    Mich wirft derzeit auch jedes noch so kleine Problem "aus der Bahn". Bisher habe ich alles mit meinem Mann beredet und er hat immer für alles eine Lösung gefunden, oder mir zugeredet und getröstet nötig. Er hat schon oft gesagt, "du denkst zuviel über alles nach". Darum hat mir seine ruhige Art und "geht nicht - gibt es nicht", war sein Motto, gut getan. Und das alles fehlt mir natürlich jetzt umso mehr. Da wird einem tagtäglich der Verlust bewusst. Wie oft gäbe es jetzt Situtationen wo man gerne über was Reden will, oder einen Rat holen, Trösten lassen usw., aber "NIE MEHR....". Der Gedanke zieht mir bis jetzt immer noch den Boden unter den Füßen weg. Es ist so grausam.
    Ich habe dann meistens das Bedürfnis mit jemanden zu Reden, oder hier z. B. meinen Schmerz von der Seele zu schreiben. Es ist schön, wenn jemand da ist. Aber inzwischen verstehe ich es schon, wenn man auch mal "wortlos" ist, und sich hier nicht meldet, weil man nicht einmal mehr schreiben mag und seine Ruhe will. Das ich die Telefonseelsorge angerufen habe, war ein Tipp von meiner "persönlichen Trauerberaterin"; es hat mich das erste Mal auch einige Überwindung gekostet, aber es tut gut, und ich bin an wirklich nette Leute geraten. Wenn zu nächtlicher Stunde niemand da ist, den man nicht mehr stören kann oder mag, und es "brennt einiges auf der Seele", dann ist das für mich eine gute Sache. Ich war schon froh drum.
    Ich habe mich auch schon darauf beschränkt, hier nur als "stille Leserin" da zu sein. Aber das ist auch nicht so leicht, denn wenn ich von Euch die traurigen "Geschichten" und von euren Gefühlen lese, dann kommen mir beim Lesen, ob ich will oder nicht, die Tränen. Denn bei Vielem, sehe ich meine Situation und Gefühle, 1:1.
    Bei uns im Westen ist das Wetter gestern schon schön gewesen, obwohl es für ein paar Stunden einen Föhnsturm gehabt hat. Bin gestern Nachmittag, weil niemand von meinen sonstigen Begleiterinnen da war, alleine im Wald und Feld spazieren gegangen. Raus in die Natur, das tut mir gut, habe ich jetzt gemerkt. Dann sitze ich ab und zu auf eine Bank und höre dem Vogelgezwitscher zu und schaue einfach der "Natur zu".
    Ich wünsche Dir eine erträgliche Zeit und das viele kleine Lichtblicke und Sonnenstrahlen die uns und unsere Herzen wärmen.
    Ich umarme Dich (wenn ich darf)
    und ganz herzliche Grüße
    von Veronika

  • Hallo,
    heute ist für mich schon seit der Früh ein extrem schlechter Tag. Schon beim Frühstück, als ich heute alleine wieder am Tisch war, sind mir schon die Tränen gelaufen, ob ich es wollte oder nicht. Danach bin ich wie üblich zum Sport gegangen, was ich aber nach ein paar Minuten abbrechen mußte, da ich heftiges Nasenbluten bekommen habe. Nun sitze ich zu Hause und weine mir die Augen aus. Meine Gefühle kommen mir heute vor, wie wenn ein "Wirbelsturm" über mich kommt.
    Heute habe ich auch keine Verabredung oder Treffen mit meinen "Helfern", wo sonst für mich da sind. Also muss ich den ganzen Schmerz heute alleine aushalten.
    Ich bin so verzweifelt, weiß gar nicht wie ich heute und auch morgen, wo nicht viel "läuft" überstehen soll. Meine Tochter hat im LKH Dienst und hat deshalb erst wieder am Sonntag Zeit für mich, da gehe ich dann zum Mittagessen zu ihr und der Familie. Das sind aber so wenige Momente, und die Tage sind endlos lang, wenn man alleine ist. Und immer habe ich auch keine Lust zum Spazierengehen oder zur Ablenkung in die Stadt fahren. Wenn ich unterwegs bin und überall Paare und Familien sehe, dass ich auch nicht so gut, da kommt mir meine Einsamkeit noch stärker ins Bewußtsein.
    Jetzt werde ich mich wahrscheinlich für einige Zeit ins Bett oder auf der Couch verkriechen und meinen Schmerz über mich ergehen lassen (müssen).
    Ach, an das Leben alleine, kann ich mich noch lange nicht, wenn überhaupt, gewöhnen. Ich vermisse meinen Mann immer mehr und flehe ich an, mich zu ihm zu holen. Auch wenn es Tage gibt wo ich viel unternehme, danach ist man doch mit allem wieder auf sich allein gestellt.
    Grüße von der tieftraurigen
    Veronika

  • Liebe Christine !
    Danke für die Umarmung und die immer so tröstenden und im Nachhin, wenn ich eine Zeitlang drüber nachdenken kann, so treffenden Worte. Auch wenn es mir sehr, sehr schwer fällt, muss ich mir wohl Zeit genug geben, um die "Trauerarbeit" zu leisten. Aber ich bin von Natur aus ein eher ungeduldiger Mensch und habe bisher gerne immer alles selbst in "der Hand gehabt und organisiert".
    Aber mit Tod des geliebten Menschen wird man von einer Minute auf die andere "völlig aus der Bahn geworfen" und man muss schauen wie man Weiterleben kann.
    Ich bin schon sehr dankbar, dass ich hier ein paar ganz nette Leute "getroffen" habe, denen ich meine Gedanken mitteilen darf und die mich verstehen. Und ab und zu bin ich hier im Forum nur als "stille Mitleserin" dabei. Ab und zu finde ich dann Gedanken, Tipps oder "Überlebensstrategien" wo mir auch vielleicht weiterhelfen. Und es ist auch ein Trost das man hier ohne Beurteilung schreiben kann, wie es einem momentan ergeht. Auch wenn ich ab und zu gerne, gerade wenn es mir besonders schlecht geht, eine "schnellere Antwort" hätte. Aber ich habe es auch schon selbst erlebt, dass es Tage gibt, da bin ich "sprachlos" und habe auch keine Lust zum Schreiben, da "verkrieche ich mich in meinem Schneckenhaus".
    [IMG:http://www.aspetos.at/forum/wcf/images/smilies/2.gif]
    Liebe Grüße
    von Veronika

  • lIEBE vERONIKA!


    Diese Tage die du gerade durchmachst, kennen wir alle hier. Manchmal, von einer Sekunde auf die andere überrollt einen der Schmerz so heftig dass man denkt wahnsinnig zu werden. Deine Dich beherrschenden Gefühle sind ganz normal auch wenn es sehr schwer ist da durch zu gehen. Am liebsten würden wir von diesen Gefühlen davon laufen, denken wir sind nicht imstande dies auszuhalten. Ich dachte und denke das auch manchmal. Und siehe da, ich hab es doch ausgehalten und schaffe es immer wieder, indem ich da durch gehe. Ich sehe das wie eine Wehe. Es kommt eine nach der anderen und man atmet sich durch. Man wehrt sich nicht gegen die Wehe. auch gegen den Schmerz kann man sich nicht wehren. Aber,so versuche ich das zu sehen, man kann bewusst mit ihm gehen um ihn zu verarbeiten. Diesen Weg hab ich mir ausgesucht und einfach ist das Ganze sowieso nicht.
    Alle Ablenkung hilft nichts. Deshalb genieße die Momente in denen Du ruhiger bist. Und sich richtig auszuheulen, dass gehört zur Trauerverarbeiung. Ich persönlich bin kein Freund von zwanghafter Ablenkung. Versuch nach innen zu hören. Du musst auch trauern. Hab Geduld mit Dir und nimm dich so an wie Du jetzt bist.


    Ich denke man kann nur beginnen von innen zu heilen. Drei Schritte nach vor, zwei zurück. Aber auch so kommt man irgendwann an sein Ziel.


    Ich wünsche Dir einen erträglichen Tag


    Alles Liebe
    Hamida

  • Liebe Veronika,


    war leider die letzten Tage "offline". Das Gewitter kam zwar erst einen Tag später als ursprünglich von mir befürchtet. Und hat bei uns auch keine weiteren Schäden angerichtet, dafür aber den für uns zuständigen Sendemast "getroffen" - hatte seit Di nachmittag weder Tel. noch I-net.


    Ich denk, Hamida hat das sehr gut beschrieben. Auch wenn ich bei ihrem Vergleich nicht wirklich mitreden kann, da mein Sohn per Kaiserschnitt zur Welt kam - ich glaube der Vergleich mit Wehen ist sehr treffend. Den Schmerz annehmen und durch ihn hindurchgehen, nicht "dagegen arbeiten" (so hätte ich es in der Vorbereitung "gelernt")
    Es ist schwer, manchmal scheinbar unmöglich - aber es geht!
    Und je öfter man es versucht umso "leichter" gelingt es auch.


    Das Thema "Geduld" ist ja auch ein ganz spezielles - wer von uns ist von Natur aus schon geduldig, sicher die allerwenigsten. Trotzdem (oder gerade deshalb ;) ) ist es für mich ein ganz zentrales Thema. Geduld mit sich selbst und auch mit der Umwelt haben - es ist so schwierig - aber auch sooo hilfreich. Ich weiß, die meisten "nervt" es am Anfang ganz fürchterlich, dieses andauernde: "hab Geduld". Fast immer kommt die Antwort: "Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Ich will die Kontrolle über mein Leben zurück" (oder so ähnlich). Aber das spielts so (ohne die nötige Geduld) halt normalerweise nicht.


    Noch was ganz, ganz wichtiges: Kein schlechtes Gewissen, wenn du es dir zwischendurch auch mal "gut gehen" läßt. Du DARFST das!
    Versuch es so zu sehen - dein Walter liebt dich doch und möchte, daß es dir gut geht. Also ist er auch damit einverstanden, daß du, trotz der Trauer um ihn, auch immer wieder mal lachen kannst - er hat dich doch sicher lieber lachend als traurig gesehen!


    Alles Liebe, ich :30: dich (danke auch für deine Umarmung)
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Hamida !
    Liebe Jutta !
    Ihr habt doch alle mit euren eigenen Gefühlen und Gedanken genug und trotzdem gebt ihr mir die Möglichkeit von meinem Gefühlchaos zu berichten und mit Euren Erfahrungen und Euren "Geschichten" gebt ihr mir das Gefühl, nicht alleine zu sein. Das ist einfach so schön, dass ihr da seid.
    Ich bin oft froh, wenn ich hier meinen Kummer von der Seele schreiben kann. Es gibt doch auch Stunden wo sonst niemand um diese späte Zeit mehr da ist.
    Zur Zeit habe ich ab und zu schon Stunden, wo es mir ziemlich gut geht, wenn ich beschäftigt und abgelenkt bin. Noch kann ich das aber nicht wirklich genießen, und der "Absturz" zu Hause, kommt garantiert. Vielleicht ist es dann auch oft so schlimm für mich, weil ich es schon erwarte. Mit dem positiven Denken habe ich es jetzt noch nicht so, aber ich arbeite an mir.
    Hamida es ist gut, dass Du mit deinen Kids zusammen neues versuchst, das gemeinsame Erleben ist sicher sehr wichtig für Euch als Familie. Und vielleicht auch einen Moment wo sich nicht alle Gedanken um das "Eine" drehen. Die Realität holt Dich und uns alle, wieder ein, auch wenn wir vielleicht ein paar schöne Stunden mit der Familie oder mit Freunden haben.
    Jutta, das Du mit den Schäden am Haus und allem alleine fertig werden musst, ist sicherlich ein Kraftakt. Und du würdest gerade jetzt deinen Mann brauchen, der dir mit Rat und Tat zur Seite steht. Ich kann mir denken, wie schlimm es ist, wenn man alles alleine bewältigen und organisieren muss. Ich habe jetzt auch schon einige Situationen erlebt, wo ich gerne meinen Schatz als Ratgeber und Tröster gebraucht hätte. Es tut mir leid, wenn ich hier lese, dass du jetzt mit den Schäden zu kämpfen hast und hoffst dass es nicht noch schlimmer wird.
    Wir werden alle lernen müssen, dass wir für alles alleine verantwortlich sind und in vielen Situationen auf uns allein gestellt sind.
    Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und "sonnigere Tage" (das Wetter ist ja zur Zeit auch nicht gerade aufbauend).
    Ich [IMG:http://www.aspetos.at/forum/wcf/images/smilies/24.gif] Euch
    Liebe Grüße
    Veronika

  • :24: :24: Hallo Veronika!


    Ich glaube ich bin auch einevon den wenigen, die so spät hier noch unterwegs ist. Tagsüber finde ich selten die Zeit.


    Es ist so wie Ramona sagte. Man möchte den Kindern ein Vorbild sein. Die haben ihren Vater verloren und sollten sich auch nicht um die Mutter Sorgen machen müssen. Das ganze Leben steht noch vor ihnen. Ich weiß, sie brauchen mich, jedoch sehne mich jeden Moment zu ihm zu gehen.


    Innen sieht es anders aus. Ich versuche mit diesem Schmerz der mein ständiger Begleiter ist, irgendwie zu leben. Mache kleinere Unternehmungen, empfange Freunde und Familie.Das alles braucht man, aber ich halte dies nur für eine gewisse Zeit aus. Ich fange an, das neue Leben anzunehmen.So ist es nun eben, so bin ich jetzt nunmal.


    Wir alle wissen, wie sehr Dir Dein Mann fehlt. Wie stark diese Erschütterung in den Knochen sitzt. Niemand kann uns diesen schweren Weg abnehmen, doch man kann sich gegenseitig begleiten.


    Liebe Grüße


    Hamida

  • Liebe Veronika,


    positiv Denken ist ja auch schwer. Es ist klar, das es dir noch nicht gelingen mag. Und auch wenn man es irgendwann "gelernt" hat wird es immer wieder Situationen geben, wo alles Wissen und Können wieder über Bord fliegt. Und man das Gefühl hat, wieder am Anfang zu stehen.
    DAS hört (zumindest halt bei mir) wohl nie auf. Trotzdem finde ich es, je mehr Zeit vergeht, umso "einfacher". Denn auch wenn ich wieder mal von einer Welle überrannt werde - tief in mir "weiß" ich, was "richtig" ist. Und das hilft dann ungemein ;) .


    Ich glaub, ich muß etwas richtigstellen.


    Der Hauptgrund, warum ich hier im Forum "gelandet" bin war die Krankheit und dann der Tod meines Vaters. Mein Mann ist noch bei mir, obwohl er, zu meinem großen Kummer, nicht mehr wirklich "an meiner Seite" ist (das hast du ganz richtig gespürt).
    Auch das ist ein Grund, warum ich zeitweise so "wortlos" bin - hab ich doch das Gefühl hier zwischen zwei Stühlen zu sitzen.


    Liebe Hamida,


    ich glaube, dein "Ich fange an, das neue Leben anzunehmen.So ist es nun eben, so bin ich jetzt nunmal." ist ein sehr guter Ansatz. Und genauso richtig (und wichtig) ist es, zu versuchen sich ein bissel Freiraum und Rückzugsmöglichkeit zu schaffen, wenn du es brauchst.
    Schrit für Schrit, Stunde für Stunde, Tag für Tag und irgendwann auch mal Woche oder Monat für Monat - ich glaub das ist die einzige Strategie, die wirklich zum "Erfolg" führt.
    Nämlich dazu, das EIGENE Leben weiterzuleben. Im Herzen den/die Lieben die nicht mehr bei uns sind mitzunehmen, aber trotzdem das eigene Leben leben.


    Ich :24: euch
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Hamida,
    puh! Das Bild mit der "Wehe", das ist echt ein super treffendes! Danke! Ich werde es mir von dir klauen, wenn ich darf! :rolleyes: :)


    Und die ganze Trauerarbeit ist ja auch nichts anderes als ein schmerzhafter Geburtsakt. Was sich da so mühselig langwierig herausschiebt aus uns, ist ja ein neues Leben, das wir annehmen müssen. Oder nochmal anders: Wir schieben da ein neues Ich aus uns heraus, werden neu geboren.


    Liebe Veronika,
    das mit den kleinen Beschäftigungen und Ablenkungen, machst du ja schon sehr gut. Der Absturz kommt dann natürlich, das sind eben diese Wehen. Jede Wehe bringt dich aber weiter. Hättest du die Ablenkungen und guten Momente nicht, würde dir die Kraft für die Arbeit ausgehen.
    Meine Erfahrung mit Trauernden ist, dass es ihnen dann mit ihrer Trauer besser geht, wenn sie dieses Auf und Ab akzeptieren und annehmen lernen und die Phasen nehmen wie sie kommen - immer im Wissen, dass es sich letztendlich um einen Heilungsprozess handelt - oder eben um eine Geburt unserers neuen Lebens.


    AL Christine

  • Liebe Jutta !
    Liebe Christine ! [IMG:http://www.aspetos.at/forum/wcf/images/smilies/2.gif]
    Wie ich schon an Hamida geschrieben habe, geht es mir in den letzten Tagen garnicht so gut. Ich habe seit Tagen irgendwie eine innere Leere, komme vor, wie wenn meine Gefühle eingefroren wären. Ich sitze da, und starre nur meine vier Wände an. Meine Gedanken drehen sich aber nach wie vor vorallem um die Endgültigkeit, und die Einsamkeit die mich von Zeit zu Zeit zu Hause überkommt. Aber ich bin so leer, ich kann momentan nicht einmal mehr weinen, was mir sonst ab und zu "Erleichterung" verschafft hat. Wahrscheinlich wird mein Herz und meine Seele innerlich weinen und oft möchte ich meinen Schmerz hinausschreien.
    Ich weiß schon, dass es ein langes auf und ab ist, und die Wellen mich ab und zu überrollen. Momentan wäre ich froh wenn ich was spüren würde, dann merke ich wenigstens dass ich lebe.
    Dass ich durch meine Ablenkungen ab und zu ein paar gute Stunden habe, ist schon ein Lichtblick. Das sind kurze Momente zum Durchatmen. Aber danach ....
    Ich danke Euch allen von Herzen, dass ihr mir und uns allen hier immer wieder "zuhört und gute Tips" gebt und auch mit den Tatsachen konfrontiert und nichts schönredet. Wie z. B. es "braucht Zeit", ab und zu kann ich die Worte nicht mehr hören oder lesen. Vom Verstand her weiss ich, dass es so sein wird, aber mir fehlt momentan der Glaube an solche "Floskeln".
    Liebe Grüße
    Veronika

  • Hallo ihr Lieben !
    Ich bin froh dass diese zwei Tage vorbei sind. Meine Tochter hatte an beiden Tagen leider Dienst im KH, deshalb habe ich gestern außer dem Besuch der Messe einen faulen Tag zu Hause gemacht, was aber gar nicht so gut für mich war. Da hatte ich viel zu viel Zeit zum Studieren und die Einsamkeit zu Hause hat mich fast erdrückt. Heute habe ich zwar für einen Teil der Familie zu Mittag gekocht und war einige Stunden dort, aber das nach Hause kommen war wieder, wie fast immer, furchtbar. Und meine "guten Geister" wo ich sonst um mich habe, die mich immer wieder mal aus meinem Alltag und meiner Trauer rausreißen, waren an diesen Tagen alle nicht da oder hatten keine Zeit, da sie ja teilweise auch ihre Familien haben. Was ich ja auch verstehe, ich kann ja nicht erwarten, dass immer jemand für mich da ist. Aber das Alleinsein fällt mir immer noch sehr schwer, da habe ich viel zu viel Zeit für "dumme Gedanken und Gefühle". Ich war immer jemand, der alles vom Verstand und Gefühl her, alles selbst bestimmt und regelt, ich hatte mein und unser bisheriges "gut im Griff". Nun hat sich mein ganzes bisheriges Leben "aufgelöst", und bin völlig machtlos dem Ganzen ausgeliefert.
    Ich bin froh, wenn heute wieder ein normaler Arbeitstag ist, da kann ich wenigstens was unternehmen um mich abzulenken.
    Wahrscheinlich erwarte ich von mir selbst, in so kurzer Zeit zuviel. Ich versuche ja mein Leben irgendwie neu zu organisieren und in den Griff zu kriegen, aber das gelingt mir nicht. Denn mir ist ja, wie euch allen hier, in dieses "neue Leben aufgezwungen" worden. Es hat mich wie ein Wirbelsturm überrollt, und oft bin ich noch am Boden.
    So nun werde ich versuchen ein wenig zur Ruhe zu kommen und meine Gedanken "sortieren", und vielleicht etwas zu schlafen. Es wäre gut, wenn man die dunklen Gedanken einfach abstellen könnte, aber es geht einfach nicht.
    Liebe Grüße
    Veronika

  • Liebe Veronika!


    Ich glaube Du erwartest viel zu viel von Dir, in so kurzer Zeit.
    Mir kommt das bekannt vor.
    Man hat sein altes Leben, sein altes Ich noch im Kopf gespeichert.
    Plötzlich, von einem Tag auf den anderen, passiert etwas in unserem Leben auf das wir keinen Einfluss haben. Wir sind dem hilflos ausgeliefert. Dabei sind wir es gewohnt, die Kontrolle über Entscheidungen in unserem Leben zu haben. Ein über alles geliebter Mensch ist tot. Es wurde entschieden, über unseren Kopf hinweg.


    Und da sind wir nun. Werden vom Schmerz überrollt und erkennen uns selbst nicht wieder. Wir zweifeln an uns. Vieles das uns vorher leicht fiel, ist nun schwer und manchmal eine Qual.
    Kleinigkeiten zerren an unserer Kraft. Wir sind überrascht wie stark der Schmerz sein kann, manchmal sogar so, dass wir denken es nicht aushalten zu können. Wie denn, nirgends wird einem dies gelernt.


    Ein Teil von uns ist mit gegangen. Wir fühlen uns wie amputiert.
    Wir müssen den Verlust des geliebten Menschen verarbeiten, jeder auf seine Weise. Und wir müssen das Ich wieder finden, auch wenn ein Teil davon weg ist. Dieser wird auch nie wieder kommen. Es gilt ein neues Ich zu finden, der mit all dem Geschehen leben lernt.


    Auch mit meinem Mann ging ein Teil von mir. Und an manchen Tagen zweifle ich daran, jemals über den Verlust hinwegzukommen. An manchen Tagen werdeich nur von der Trauer beherrscht. Ich habe gelernt, mich so zu akzeptieren wie jetzt bin. Ich weiß, es kommen auch wieder bessere Phasen, an denen mir vieles lechter fällt.


    Was ich damit sagen will, nimm Dich so an wie Du gerade bist. Lass dir Zeit Dich selbst wieder zu finden.


    Liebe Veronika, ich sende Dir meine besten Wünsche und denke an Dich.


    Liebe Grüße
    Hamida