Verdrehte Welt

  • Und schon wieder schreibe ich .....


    Nach so vielem positivem Denken und Planen hat es mich wieder einmal umgehauen. Eben auch ein großer Bestandteil meines Alltages den ich immer wieder auf das Neue versuche bestmöglichst zu meistern und nach Vorne zu gucken.


    Bin fast schon ein wenig stolz auf mich selber wie gut ich bisher all den ganzen Papierkram und sämtliche wichtige Termine gemeistert habe wo ich doch Niemanden habe der mir hier und da 'mal sagt wo es lang geht. Besonders wenn es um Angelegenheiten geht die sich im Ausland abspielen die aber wiederum meine ganze Existenz bestimmen sollen. Immer wieder entdecke ich dabei wie hart mein Mann daran gearbeitet hatte mich ins Messer rennen zu lassen, und es ist genau Das was mich immer wieder umhaut, bzw. das der Mensch an meiner Seite mich der-
    maßen gehaßt haben muß und ich nicht einmal weiß warum. Sicherlich habe auch ich nicht immer Alles richtig gemacht, aber wer ist schon perfekt? Und wäre Perfektion nicht letztlich gähnend langweilig und sehr anstrengend gewesen?


    Und an Nächten wie die heutige stehe ich dann immer wieder vor der Situation wo ich ihn hassen und vergessen möchte aber es nicht kann. Wo ich versuche der ganzen Tragödie irgend einen logischen Sinn zu geben. Kann das auch nicht. Dann frage ich mich wie es wäre wenn er noch einmal zurück kommen könnte. Auf einer Seite würde ich mich riesig freuen aber schnell genug hätte ich die alte Misere um die Ohren da er leider ein Mensch war der Veränderung nie eingesehen hat. Würde ich erneut auch nicht haben wollen.


    Immer wieder frage ich mich warum er mich dermaßen gehaßt hat obwohl er mir stehts die heißesten Liebeserklährungen machte. Selbst noch an dem Tag wo er wenige Stunden später starb. Als wir uns das letzte Mal sahen sagte er mir noch das er keine Angst mehr vor dem Sterben habe weil er den inneren Frieden gefunden hatte. Weil er stolz auf sich war wie gut er für mich gesorgt hatte und wisse das mir sein Nachlass eine sehr sorglose und wohl behütete Zukunft ermöglichen würde. Blicke ich heute zurück komme ich nicht von dem Gedanken los das er damit eigendlich nur seine Genugtuung ausdrücken wollte das er es mir ordentlich besorgt hatte unter dem Motto ... nach mir die Sinnflut, und soll die Alte sehen wo sie bleibt.


    Vielleicht tue ich mich auch nur so schwer mit all diesen Dingen klar zu kommen weil ich eben absolut nicht so gestrickt bin. Habe nie in meinem Leben Schulden gehabt - auch nicht wärend der Jahre wo ich mir alleine meine Berufsausbildung im Ausland finanzieren mußte weil ich weder Unterstützung von meiner Familie noch vom einem Staat bekam. Und wann immer eine Beziehung nicht mehr paßte war ich stehts die Jenige die den Koffer packte anstatt eine riesige Lüge aus Bequemlichkeit zu leben. Möglicherwise auch der Grund warum ich lange wartete ehe ich "Ja" sagte.


    Und was das Hier und Heute betrifft tue ich mich recht schwer damit mich als "Witwe" zu fühlen. Eher fühle ich mich als plötzlich Single und auch Das ist nun extrem gewöhnungsbedürftig wo alte Angewohnheiten noch teilweise nicht abgelegt sind. Nur gut das ich nach unserer Trennung darauf bestanden hatte nicht erneut meinen Ehering tragen zu müssen, denn nach seiner 7 monatigen Affaire war das Ding mit Treue und beding-
    ungslosem Vertrauen entgültig gelaufen. Das kreide ich mir aber nicht an denn immerhin hielt ich mein Versprechen ... bis auf das der Tod uns scheide ... und gab dafür mein letztes Hemd.


    Nun habe ich Allen herrlich die Ohren vollgeflennt wo Ihr doch Allesamt Eure eigenen Kummerkisten zu bewältigen habt. Rein egoistisch betrachtet geht es mir dafür deutlich besser und den Rest werde ich warscheinlich morgen auf dem Zahnarzt Stuhl vergessen. Damit es zum Ab-
    schluß vielleicht doch noch etwas Galgenhumor gibt ... mir war ein Stück Zahn genau am Tag seiner Bestattung abgebrochen. Habe mir wortwört-
    lich an der ganzen Verlogenheit einen Zahn abgebrochen!


    Euch allen einen tollen neuen Tag und alles Liebe dazu,


    Hanna

  • Guten Morgen Hanna!


    Warum glaubst du, dass du dich nun als Witwe fühlen musst? Wie fühlt denn deiner Vorstellung nach überhaupt eine Witwe?
    DU darfst dich FREI fühlen, DU darfst, musst und sollst den schweren Balastrucksack ablegen!!!!!!!!!!
    Welchen Angewohnheiten trauerst du eigentlich nach??? Sind diese Angewohnheiten positiv behaftet oder doch eher mit Sorge und Kummer verbunden???? Weg mit all dem Zeug, welches dich emotional unnötig belastet!!!


    Ich vermute sogar, dass dein Mann KRANK war und damit meine ich eine dieser unzähligen Geisteskrankheiten!!! Kein "normal" tickender, liebender Mensch würde seiner Liebsten so viel Schererein antun und wäre zu einem ausgeklügeltem Doppelleben fähig ohne schlechtem Gewissen!


    Bleib stark! Du bist nun frei für ein sorgenfreies Leben, welches du selbst nach deinen Wünschen, Vorstellungen und Bedürfnissen gestalten kannst und darst!


    Alles Liebe Marsue!

  • Liebste Marsue,


    ach wenn doch Alles so einfach wäre wie Du es mit Deinen lieben und ermutigenden Worten gesagt hast hätte ich warscheinlich nie einen Grund gehabt mich in diesem Forum anzumelden.


    Mit Witwesein bezog ich mich auf Das was ich um mich herum oft genug erlebt habe. Plötzlich dunkle unscheinbare Kleidung, meist sehr nahe am Wasser gebaut und nur noch an den Liebsten der verlohren gegangen ist denkend. Das Bedürfnis an ziemlich Allem festhalten zu wollen was an IHN erinnert, und das IHN unendlich vermissend. Eben Alles Dinge die bei mir nicht stattgefunden haben seit mein Mann gegangen ist. Genauso wenig wie das Gefühl der großen Erleichterung.


    Wenn Du wüßtest wie unendlich gerne ich dieses sorglose und glückliche Leben hätte von dem Du sprachst, aber leider ist das nicht möglich bis ich nicht die Gewißheit haben werde wieviel Geld mir monatlich tatsächlich zur Verfügung stehen wird. Schließlich hinterließ er mir nicht nur hier in Deutschland heftige Schulden sondern auch noch Höhere im Ausland die sich in einem Ausmaß bewegen wo eine Rückzahlung den Verkauf meines Hauses und den Verlust eines großen Teils meiner Rente bedeuten könnte. Was mir gewiß nicht weiter hilft ist das die Erledigung von allem wichtigem und alles klährendem Papierkrams nur so entsetzlich voran geht und so kannst Du Dir sicherlich gut vorstellen das mir das Wasser immer mehr hinter den Zähnen steht wenn wieder ein Tag verstrichen ist ohne das etwas geschehen ist. Dies wärend ich zugucke wie meine eigenen Ersparnisse rasant immer weniger werden und in absehbarere Zeit restlos aufgebraucht sein werden.


    Das mein Mann eine psychische Krankheit hatte glaube ich inzwischen nicht mehr denn seine Machenschaften waren allesamt sehr mutwillig und eiskalt berechnet. Leider auch warum er ausgerechnet mich heiratete. Und abgesehen davon hatte er einen Beruf bei dem er nicht nur regelmäß-
    ig auf seine körperliche Leistungsfähigkeiten untersucht wurde sondern auch auf seine psychische Belastbarkeit und der ein sehr stark geprägtes Verantwortungsbewußtsein verlangte. Nicht zu vergessen das es echtes Talent benötigte sich auf so skrupellose Weise ein riesiges Imperium von heimlichen Machenschaften aufzubauen, wo die Zockerei nur das Kleinvieh des ganzen Alptraumes war.


    Fragst Du mich war seine größte "Krankheit" eine unfassbar große Gewissenslosigkeit, dank der er Jedermann gnadenlos über den Tisch ziehen und Nachts wunderbar schlafen konnte. Hauptsache ihm ging es stehts gut und hauptsache er erreichte seine Ziele egal wer dabei auf der Strecke bleiben würde. Damit meine ich nicht nur mein Schicksal, sondern auch Das von all den Menschen die den Fehler machten ihn zu mögen und ihm zu vertrauen. Hauptsache er stand um jeden Preis im eigenen Rampenlicht ohne sich auch nur einen Gedanken darüber zu machen was dies für Folgen haben könnte. Ja, und wenn etwas in die Hose ging war das Geheule stehts groß und meine Wenigkeit hatte wieder einmal ein Kind aus dem Brunnen zu hohlen - bis zum nächsten Mal.


    Liebe Marsue, es mag verrückt klingen aber letztlich tut auch das mir weh so böse über meinen Mann zu schreiben wo er doch nun tod ist, aber leider tue ich mich inzwischen sehr schwer mir an ihm noch was schön reden zu können. Wenn Du wüßtest wie sehr ich hoffe das dieser ganze Alptraum in den er mich reingeritten hat recht bald sein Ende finden wird, damit auch ich noch einmal eben dieses glückliche und sorglose Leben genießen kann nach dem ich mich so sehr sehne. Ein Leben wo ich wieder etwas planen kann, wo die Angst vor weiteren üblen Überraschungen weg ist und wo ich mir vielleicht auch 'mal wieder eine kleine schöne Reise gönnen kann.


    Dir einen dicken Drücker und alles Liebe dazu,


    Hanna

  • Hallo Hanna!
    Ich will es mal vorsichtig ausdrücken: DU hast eine persönliche Großbaustelle!
    Ich hoffe, dass es dir gelingt, deine Gedanken bewusster zu steuern! Warum machst du dich persönlich fertig???


    Tatsache ist, dass dein Mann dich nicht im geringsten wertschätzend behandelt hat! Da ist nichts Böses! Er hat dich benutzt, belogen und betrogen und nach Strich und Faden verar....!


    Die rosarote Brille hast du ja offensichtlich eh schon lange abgenommen, wird Zeit, dass du diese nun endlich auch erfolgreich entsorgst!!!!


    Hast du eigentlich einen guten Anwalt???? ich glaube nicht, dass du nun all die Schuldenberge deines Mannes so einfach übernehmen musst!!!!! Erstgespräche bei Anwälten sind kostenlos - hol dir Hilfe von Außen - vielleicht auch bei einer Schuldnerberatungsstelle!


    Kopf hoch!
    Liebe Grüße von Marsue!

  • Liebe gute Marsue,


    ich weiß das ich eine sehr große Bausstelle zu bewältigen habe wo die Dinge unter dem Strich sehr viel mehr in einander verstrickt sind als Du es Dir vorstellen kannst da hier nicht der Platz wäre in alle Details zu gehen. Der Grund warum es auch gerechtfertigt ist das ich nun unter sehr großen Existenzängsten leide weil so lange der ganze dazu gehöhrige Papierkram nur so sehr langsam voran kommt letztlich Nichts in trockenen Tüchern ist.


    Wenn nun noch so vieles in der Schwebe hängt hat das wenig damit zu tun das ich nicht genug gewirbelt habe um Alles auf den richtigen Weg zu bringen, aber weil eben in seinem Heimatland die Uhren deutlich anders ticken. Ein Land wo man Worte wie Pünktlichkeit, Effizienz und Prioritä-
    ten nicht wirklich kennt. Ja, und so lange ich von den zuständigen Leuten keine konkreten Antworten bekomme kann auch der beste Anwalt der Welt Nichts unternehmen - eben weil von dortiger Seite weiterhin Alles offen ist. Ja, und ich selber bin nun 'mal ein Mensch der bei wichtigen Sachen nicht lange fackelt obwohl ich quasi mein ganzes Leben im Ausland verbracht habe. Und deswegen macht es mich halb verrückt wenn ich sehe wie die Tage verstreichen und ich nicht einmal die Hand ins Feuer legen kann ob ich am Ende des nächsten Monats tatsächlich meine erste Rente bekommen werde. Rufe ich an den zuständigen Stellen an sagt man mir immer wieder mit säuselnder Stimme ich solle mir keine Platte machen .... wird schon werden. Man wäre noch dabei daran zu arbeiten.


    Liebe Marsue, wo dann bis Ende August zwei ganze Monate verstrichen wären ohne Einkommen und ich nun nahtlos weiterhin den Kredit für das Haus, Nebenkosten und obendrauf auch noch seine Bestattung zu zahlen habe denke ich das ich das Recht habe nun ein wenig vor Sorgen an der Decke zu kleben. Das hat jetzt Nichts mehr mit Gefühlswallungen mit Bezug auf meinen Mann zu tun sondern eher mit nackten Tatsachen die nun auf mich zugekommen sind. Vermutlich unverständlich für Menschen die warscheinlich ihr ganzes Leben lang in Deutschland gelebt haben und Nichts anderes kennen als eben das heimische und sehr zuverlässie System. Ja, und was die Schuldentilgung betrifft wird die kommende Zeit es bringen für was man mich unter dem Strich verantwortlich machen wird. Anbei gesagt habe ich einen sehr guten Anwalt der Gottseidank auch auf internationaler Ebene recht gut versiert ist aber wie gesagt, kann der erst handeln wenn nackte Tatsachen auf dem Tisch liegen.


    Und wie Du es sehr gut erkannt hast habe ich meine rosarote Brille schon vor Zeiten beiseite gelegt und das ist vielleicht auch ein Grund warum mich die gegenwärtige Situation immer wieder so fertig macht - weil ich eben kein Mensch bin der von Illusionen und Guter Hoffnung lebt. Bin eher der Typ der sich erst einmal auf das Schlimmste gefaßt macht und sich dann doppelt und dreifach freut wenn dann doch Alles gut gegangen ist.
    Immerhin kann ich mich schon 'mal damit ein wenig trösten das all Das was nun auf deutscher Front geregelt werden mußte keinerlei Probleme machte und schon zum größten Teil gut gebacken ist. Leider jedoch alles nur Angelegenheiten die Nichts großartig mit meiner finanziellen "Grundsicherung" zu tun haben weil all Das eben aus dem Ausland kommen wird.


    Liebe Marsue, was meinen Mann und sein Verhalten betrifft merke ich wie ich jeden neuen Tag ein bisschen weniger darüber nachdenke oder gar versuche es zu verstehen. Bin fast schon an dem Punkt angekommen es aufzugeben mit der Suche nach dem "warum?". Schließlich würde es immer wieder auf das Neue unendlich weh tuen, die selben alten Wunden aufreißen und dennoch würde ich warscheinlich nie die tatsächliche Wahrheit erfahren. Nun ja, und dann würde sich ja noch die Frage stellen ob ich mit dieser grauenvollen Wahrheit tatsächlich besser leben könnte als dem es nicht wissen.


    Morgen habe ich noch einmal einen wichtigen Termin und dann werde ich mich sehr auf das nahende Wochenende freuen weil Nichts ansteht außer eine schöne entspannte Zeit für mich und ein paar Tage wo ich endlich wieder einmal nach Lust und Laune tuen und lassen kann. Dies wünsche ich auch Dir und drücke Dich liebevoll in Gedanken,


    Hanna

  • Liebe Hanna. Wenn ich deine Zeilen lese, was du alles für deinen Partner getan hast, selber aber auf der Strecke bliebst - ich war früher genauso! Ich war immer der Sündenbock, war für alles schuld - GLAUBTE es dann auch. Ich finde wir sind absolut gute Menschen. Gefühlvoll, und immer verständnisvoll für die Lage der anderen. Aber eines habe ich in den letzten Jahren gelernt (hat eh lange gedauert, denn mittlerweile bin ich ja 50 :* ) Man muß erwägen können, wer deine Güte verdient hat und wer nicht. Es ist nicht einfach, ich verfalle auch oft wieder in mein altes Verhaltensmuster, aber jetzt - in meiner Trauerzeit - fällt es mir umso leichter. Man merkt wer es ehrlich meint und wer nur blöde daherredet. Ich spüre trotz allem, dass du auch eine sehr starke Frau bist. Vielleicht kannst du mit meinen Worten nicht umgehen die ich jetzt schreibe, aber ich bin mir sicher dass dir eine "höhere Macht" helfen wird, wieder zu dir selbst zu finden und ein gutes Leben haben wirst. Deine Aufopferung wird belohnt werden, und das hast du dir auch redlich verdient. Ich drücke dich gedanklich und wünsche dir von Herzen alles Liebe. Petra

  • Hallo liebe Petra,


    erst einmal Dir vielen lieben Dank für Deine Post über die ich mich sehr sehr gefreut habe. Habe da wohl eine Seelenschwester in Dir gefunden wenn es darum geht Anderen zu helfen ohne deren Absichten all zu sehr zu hinterfragen bis es zu spät ist.


    Ich weiß nicht ob Du es auch so erlebt hast, aber leider gibt es genug Menschen in unsere Welt die schnell Gutmütigkeit, Hilfsbereitschaft und Nachsicht mit Dummheit verwechseln und das gerne ausnutzen. Erst recht wenn sie entdeckt haben das man Eine ist die keine halben Sachen macht und letztlch nur helfen will. Leider gehöhrte mein Mann dazu, denn er wußte das er sich bis zu seinem letzten Atemzug blind auf mich ver-
    lassen konnte, und er machte leider auch den Fehler mich für ein Dummchen zu halten weil ich stehts seine Frust-und Wutausbrüche, Schikanen und sonstige Dreistigkeiten still schweigend wegsteckte da meist viel zu beschäftigt mich um sein gesundheitliches Wohlergehen zu kümmern um mit ihm immer wieder streiten zu wollen.


    LIebe Petra, ich kann Dich sehr gut verstehen wie schwer es Dir manchmal fällt anderen Menschen gegenüber Grenzen zu ziehen. Auch ich tat mich einst sehr schwer damit weil ich meist das Versagen in mir selber suchte. Wollte das Verhalten Anderer nicht war haben. Heute jedoch habe ich es deutlich besser im Griff zu entscheiden wie weit ich Jemanden an mich heran lasse. Für mich kam nämlich der große Wendepunkt als mein Mann peu a peu zum Pflegefall wurde. Staunte nicht schlecht wie schnell die Welt um mich herum sich von mir verabschiedete weil ich durch meine immer heftiger werdenden heimischen Verpflichtungen angeblich langweilig geworden war. Am Anfang hat mich das ziemlich umge-
    hauen, aber dann dauerte es auch nicht lange bis Erleichterung einsetzte weil ich mich nicht mehr dafür entschuldigen mußte dafür das ich wieder einmal nicht aus dem Haus konnte, weil ich wieder einmal völlig übermüded war oder weil mir nicht zum Lachen zu mute war.


    Es mag komisch klingen, aber durch die Krankheit meines Mannes habe ich auch sehr wunderbare Menschen kennen gelernt die mir ihre Zeit und Zuneigung völlig bedingungslos schenkten. Menschen die mir wärend sehr schweren Zeiten mit ihrer Professionalität und ihrer liebevollen Mensch-
    lichkeit enorm den Rücken stärkten und mich immer wieder aus sehr tiefen Löchern hohlten. Dies ganz besonders meine liebe ehrenamtliche Hospizbegleiterin die für mich sofort da war als ich die Nachricht erhielt das mein Mann vestorben war, und die mir auch am Tag der Bestattung zur Seite stand obwohl sie zu der Zeit beruflich sehr eingespannt war. Ja, und was einst aus einer Notlage entstand ist nun auf gutem Weg sich zu einer schönen Freundschaft zu entwickeln.


    Liebe Petra, ich bin eigendlich ein sehr kontaktfreudiger Mensch, aber Dank der gemachten Erfahrungen mit verflossenen Freundschaften und mit meinem Mann bin ich sehr vorsichtig geworden ehe ich Jemandem meine ganze Hand reiche. Bin heutzutage lieber entspannte Einzelgängerin als gestresste "beste" Freundin. Was die Zukunft betrifft bin ich zwar nicht religiös oder esotherisch angehaucht, aber glaube sehr stark an die Macht des Schicksales die das Gute und Böse richtet. Ob ich eine starke Frau bin weiß ich nicht, aber bin ohne Zweifel eine Kämpfernatur die sich nicht leicht unterkriegen läßt.


    So sage ich Dir abschließend ... packen wir's zusammen an ... wenn Du magst, denn etwas Verstärkung hat noch nie geschadet.


    Sei in Gedanken dicke gedrückt,


    Hanna

  • Hanna, deine Antwort ist genial!!! Ich kann dir nur in allem zustimmen, Hilfsbereitschaft und Gutheit, dass man alles "recht" machen möchte, wird oft mit Dummheit verglichen. Was ist daran dumm? Wenn man sich für einen Partner entschieden hat, ist es doch das normalste, dass man alles für ihn tut! Nur wenn es dann einseitig wird, ist es absolut nicht ok. Ich hatte Gott sei Dank immer die Stärke wenn ich sah, dass immer nur ich der "Trottel" bin, mich von diesen Beziehungen zu lösen. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich bin mir nicht sicher, was ich in deiner Lage getan hätte. Wahrscheinlich hätte ich auch so gehandelt. Und - du bist EINE STARKE FRAU, denn sonst hättest du das alles nicht geschafft. Und in Bezug beste Freunde: Ich hatte zwei beste Freundinnen - aber jetzt nicht mehr. Mit meinen Eltern hab ich keinen Kontakt mehr, mit meinen 2 Geschwistern ab und zu. Aber wie auch bei dir: Es kommen andere Menschen, die einen WIRKLICH helfen möchten. Wir packen`s zusammen - wir stärken uns gegenseitig.
    Fühl dich von mir gedrückt liebe Hanna, bis bald, lg Petra

  • Liebe Petra,


    menno hast Du mir jetzt aber eine Freude mit Deiner Mail gemacht, hoffend das es Dir gut ergeht und auch Du einen schönen warmen Sommerabend genießen kannst.


    Tja, auch ich gehöhrte einst zu Denen die Leine zogen wann immer eine Beziehung nicht mehr paßte - auch der Grund warum ich erst recht spät heiratete. Ich glaube das ich die Schattenseite meines Mannes für sehr viele Jahre einfach nicht wahr haben wollte, wo er es immer wieder wußte zur rechten Zeit seinen Sonnenseite zu zeigen. Ich gestehe ich bin auch wiederum ein Mensch der immer wieder bereit ist seinem Gegenüber eine Chance zu geben wenn ich sehe das er/sie sich bemüht - genau Das was Einen wohl in den Augen Anderer zum naiven Dummchen macht. Der Grund warum mein Mann es auch nie für nötig hielt etwas an seinem Verhalten zu verändern weil er wußte das klein Doofie immer wieder auf seine Maschen reinfallen würde.


    Was das HIer und Heute betrifft habe ich beschlossen mir jetzt erst einmal eine große Außzeit von Mitmenschen zu gönnen, um in aller Ruhe wieder eigenen Boden unter den Füßen zu finden und um wirklich frei entscheiden zu können in welche Richtung nun mein Leben gehen wird. Ja, will mir eine Auszeit von Verpflichtungen und irgen welchen Bindungen gönnen - auch um herauszufinden wer ich eigendlich bin und was ich von meinem Leben will.


    Anbei gesagt kann ich es nicht in Worte fassen wie unendlich es mir leid tut was Du durchgemacht hast. Ich hatte immerhin das Privileg mich von meinem Mann - der zwar sehr sehr müde aber immerhin noch ansprechbar war - zu verabschieden. Dennoch tut es immer noch irre weh wenn ich daran denke das er mich am selbigen Abend noch einmal angerufen hatte und ich nicht wußte das es das letzte Mal sein würde das ich seine Stimme höhren würde. Ja, es tut mir sehr weh wenn ich mich erinnere das ich ihm nicht meine volle Aufmerksamkeit geschenkt hatte weil ich zu dem Zeitpunkt Besuch hatte. Ich weiß ich habe mir da keine Vorwürfe zu machen, aber dennoch bereue ich das immer noch sehr. Als ich ihn am Tag nachdem ich die Todesnachricht erhalten hatte besuchte hatte ich das Privileg das man ihn so aufgebahrt hatte das er aussah als ob er nur ein Nickerchen machen und jeden Moment aufwachen würde. Dennoch verfolgt mich bis heute sein Blick denn als er vor mir lag hatte er ein Auge halb geöffnet weil es den Pflegern nicht gelungen war es zu schließen.


    Liebe Petra, ehrlich gesagt merke ich eigendlich erst jetzt wie völlig erfolglos meine Arbeit gewesen war keine großen Gefühle mehr für ihn zu ent-
    wickeln nachdem er von seiner Affaire wieder nach Hause kam. Kann es nicht in Worte fassen wie unendlch quälend diese ständige Achterbahn der Gefühle ist. Dieses dauernde Pendeln zwischen Wut, Frust, Enttäuschung und nicht wirklich mit der Entgültigkeit seines Todes klar kommen.
    All Dem zum Trotz bin ich heute Abend mit mir alleine essen gegangen, aber kaum saß ich da unter all den Pärchchens und munteren Grüppchen war es auch schon vorbei mit all dem Mut den ich zusammen gerafft hatte. Nun ja, den Rest verpaßte mir ein älteres Paar was sich an den Tisch neben mir setzte. Er saß ihm Rollstuhl komplett mit Nasenbrille und Sauerstoffzufuhr von denen auch mein Mann so sehr abhängig geworden war.
    Ja, und dann dauerte es nicht viel bis mir Alles wieder hochkam und ich froh war das ich inzwischen aufgegessen hatte und gehen konnte.


    Was soll's. Genau wie für Dich muß das Leben irgendwie weiter gehen und vom sich verkriechen wird bestimmt Nichts besser werden. Genau wie wohl bei Dir habe ich nun nur noch meine liebe Hospizbegleiterin die wirklich versteht was mit mir los ist, wärend die restliche Welt meint ich sollte keinen Grund haben um einen Menschen zu trauern der mich immer wieder belogen, betrogen und hintergangen hat. So bin ich froh den morgigen Sonntag wieder mit mir alleine zu sein um an meinem Haus arbeiten zu können. Das ist immer wieder gute Therapie für mich wo ich mich für Nichts rechtzufertigen habe egal wie es mir gerade dabei geht.


    Tut mir leid das ich Dir heute Abend ein paar Strophen vorgeheult habe, aber so ist nun 'mal mein Empfinden zur Zeit. Morgen ist ein neuer Tag und ich bin gespannt was er bringen wird. Sei allerliebst in Gedanken gedrückt und mir einer großen Portion Kraft versehen,


    Hanna

  • Hallo liebe Hanna. Dein Bericht erinnert mich sehr an mich - einerseits mit den Höhen und Tiefen der Trauerbewältigung - andererseits mit deinem TUN in der Vergangenheit. Wir sind eben Menschen, die an die Liebe und das Gute glauben. Der Vater meiner Tochter (mein 2. Mann, mein Sohn war von meinem 1.) war meine absolut große Liebe. Ich weiß dass ich auch seine war, aber der Alkohol hat ihm leider zu sehr geschmeckt und im Rausch war er unausstehlich. Er war oft so böse und verbal extremst beleidigend, hat mich zwar nicht geschlagen, aber immer seine Macht gezeigt. Doch am nächsten Tag hat er oft geweint und hat versucht alles wieder gut zu machen. Wie oft hörte ich die Worte: "Dem würde ich die Koffer vor die Tür stellen usw. " Ich habe mich zwar geschämt, weil die Nachbarn ja vieles mitgekriegt haben, aber ich gab die Hoffnung nicht auf. Nur irgendwann war ich selber so am Ende, dass ich etwas ändern mußte. Du wirst das sicher kennen, man wird immer kleiner, denkt man ist selber schuld - dann hab ich mich scheiden lassen. Und auch nach einigen Jahren, als ich wieder eine Beziehung hatte, hab ich ihm vorm Gericht geholfen. Er drohte meinem Freund mit dem Umbringen und weil er schon eine Vorstrafe hatte, wurde er festgenommen. Bei der Verhandlung als ich ihn sah, hätte ich am liebsten nur geweint. Mir wurde eindringlich nahegelegt zu sagen, was er damals bei mir getan hat. Obwohl er auch oft an Möbelstücken seine Wut ausließ und ich wirklich Angst hatte, hab ich trotzdem gesagt, er hat mir nicht wirklich etwas getan. Somit mußte er nicht ins Gefängnis.
    Ich hab ihn heute noch sehr lieb, das schöne ist, dass wir jetzt Freunde sind.


    Hanna, zu deinem Selbstvorwurf, dass du nicht wahrgenommen hast, dass du das letzte Mal seine Stimme hörtest: Ich sah meinen Sohn 16 Tage vor seinem Tod zum letzten Mal. Durch Zufall schliefen er und meine Tochter bei mir in meiner neuen Wohnung. Ich mußte früh aufstehen, mein Gerhard lag auf der Wohnzimmercouch und schlief. Ich ging zu ihm und gab ihm ein Bussi auf die Wange und sagte leise, dass ich ihn lieb habe. Einerseits bin ich so dankbar, dass ich das erleben durfte, weil er ja seit nicht ganz 2 Jahren 60 km weit weg wohnte (vorher war er immer im selben Ort), andererseits kann ich nicht begreifen, dass er nicht mehr auf der Welt ist. Ich hab ihn auch nochmal sehen dürfen, aber kann mich fast nicht mehr erinnern, weil es so schrecklich war. Wenn du dein Kind da liegen siehst - wie du sagst - ich hab nur gewartet, dass er die Augen aufmacht.


    Es ist jetzt über ein Jahr her, aber ich kann es immer noch nicht glauben. Aber wie du auch sagst - es muß weitergehen. Ich tu alles dafür, dass ich mein Leben meistere. Es ist nur so unendlich schwer!
    Liebe Grüße und dir auch viel Kraft, Petra

  • Liebste Petra,


    wie sehr hast Du mir wieder einmal aus der Seele geschrieben, und wie sehr scheinst Du ähnliches in Deiner einstigen Beziehung erlebt zu haben wie ich. Genau mit den selbigen Gefühlsachterbahnen, der Reaktion vom Umfeld und dem großen Leiden zwischen Hoffnung, Enttäuschungen und erschlagender Angst. Scheint ein Mensch zu sein der meine Wunden der Vergangenheit tatsächlich mehr als die restliche Welt nach empfinden und verstehen kann. Ebenso wie die Frage aller Fragen ob man bleibt oder geht die nicht betroffene Menschen stehts so klar wie Klosbrühe beantwortten würden.


    Wo Du Dich oft für den heimischen Kravall geschämt hast, erlebte ich es so das die gesamte Nachbarschaft immer wieder herrlichst wegschaute obwohl es kaum zu übersehen und zu überhöhren war was sich oftmals bei uns abspielte. Genau wie Du baute ich immer wieder auf Neues die Hoffnung auf das sich vielleicht doch noch Alles zum Guten wenden würde sobald er erneut eine "gute" Phase hatte. Ja, und Scheidung war für mich kein Thema da ich wußte das er die Mittel hatte mich gnadenlos fertig zu machen und den sozialen Abgrund runter zu jagen. Das mag materialistische klingen, aber gerne würde ich dem Jenigen begegnen der im Namen einer komplett mittlelosen Freiheit freiwillig ins offene Messer rennen würde so lange noch ein paar Funken Hoffnung übrig waren. Es mag böse klingen, aber als er mich von einem Tag auf den nächsten ver-
    ließ sah ich darin einen Weg der mit etwas Glück zu einer friedlichen Trennung führen könnte mit der wir Beide einigermaßen glücklich hätten weiterleben können. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet das genau danach all seine Brutalität zum Vorschein kommen würde und er ganz und gar nicht daran interessiert war diese Sache auf friedliche Weise zu enden - obwohl ich ihn ohne Tamtam oder Vorwürfe hatte ziehen lassen.
    Ganz im Gegenteil. An allen Ecken und Kanten arbeitete er daran mich komplett mittlellos auf die Straße zu jagen, wissend das ich durch mein ganzes Leben im Ausland nicht einmal den Anspruch auf Sozialhilfe und später auf eine winzige staatliche Rente gehabt hätte. Nicht zu verges-
    sen das ich obendrein noch riesige Restschulden von unserem Haus an der Hacke gehabt hätte, da Miteigentümerin.


    Um eine lange Geschichte kürzer zu machen höhrte seine Bosheit auch nicht auf als er mit seiner Krankheit wieder bei mir einziehen durfte. Eines Abends wollte er mir seine Haushälfte aus lauter Liebe und Dankbarkeit überscheiben. Inzwischen hatte ich jedoch schon genug mit ihm durchgemacht um auf diesen üblen Trick reinzufallen, und wenn ich heute zurück denke vermute ich daß das der Grund war warum er mich danach so unendlich gehaßt hat. Schließlich hätte ihm meine Einwilligung es ermöglicht bei Nacht und Nebel Deutschland schuldenfrei zu verlas-
    sen - mich auf dem gesamten Kredit für das Haus sitzen laßend ohne einen einzigen Cent in der Tasche da sein ausländischer Arbeitsgeber ihm seine Rente auch nach Timbuktu überwiesen hätte. Schließlich wußte er ja das seine Krankheit unheilbar war und vermutlich plante er die Zeit die ihm noch bleiben würde irgendwo im sonnigen Ausland in Saus und Braus zu verleben. Ja, und dadurch das ich nicht auf sein "Deal" einging mit den Worten das ich seine Haushälfte doch sowieso nach seinem Tod erben würde, machte ich ihm wohl den ultimativen Strich durch seinen gran-
    diosen Plan.


    Und dennoch nimmt mir das nicht die heutige Traurigkeit das er für immer gegangen ist, weil er auch für mich die große Liebe meines Lebens ge-
    wesen war. Weil ich ihn auch als einen Menschen kennen gelernt hatte mit dem man Pferde stehlen konnte, der durch seinen Beruf nicht nur ein interessanter Mensch war sondern auch ein interessantes Leben führte. Einer durch den ich Dinge erlebte von denen die Meisten nur träumen würden - und Das in noch recht jungen Jahren. Eben der Mensch den ich zu oft noch sehr vermisse - gewiß nicht den der mir so viel Ungutes beschehrt hat.


    Du hast wenigstens das Glück heute Deinem Ex als Freund zu begegnen. Oft frage ich mich ob sich vielleicht doch noch was zum Guten wenden würde wenn er noch einmal zurück kommen könnte. Ja, und dann muß ich mich immer wieder mit der sehr ernüchternden Antwort aus einander-
    setzen das es dann doch nur wieder eine Frage der Zeit wäre bis die alte Mühle wieder von Vorne losgehen würde. Und das hilft mir so manches Mal wieder den Weg in mein heutiges Leben zu finden bis es mich erneut erwischt. Eben ein ewiges hin-und her was mich irgendwie nicht los lassen will.


    Liebe Petra, gerade sehe ich wie ellenlang meine Post an Dich geworden bin und hoffe ich habe Dich nicht damit erschlagen. Wie so oft im Forum gesagt hilft es manchmal doch recht gut über seinen Kummer reden zu dürfen ohne dafür belächelt oder an den Pranger gejagt zu werden. Anbei gesagt ist es mir damals genauso ergangen wie Dir, bzw. das ich irgendwann nicht mehr das Selbstwertgefühl und die Kraft hatte mich von meinem Mann konsequent zu trennen. Schließlich gab es ja auch Keinen in meinem ganzen Umfeld der Verständnis für meine Entscheidung ge-
    habt hätte wo er doch überall so unendlich beliebt war, und stehts als harmloser, liebevoller und fürsorglicher Kuschelbär bekannt war.


    In diesem Sinne, Dir eine tolle neue Woche und auf das wir Beide es zusammen packen werden. Sei in Gedanken doll und liebevoll gedrückt,


    Hanna

  • Hallo meine mittlerweile liebe Freundin! :) Ich finde es so toll, dass wir uns hier gefunden haben. Denn - Verständnis bekommt man von fast keinem Menschen, oft auch nicht mal von der Familie. Ich muß dir auch sagen, dass er sehr lange gedauert hat, bis ich mit meinem Ex-Mann wieder normal umgehen konnte. Wir hatten sicher 10 Jahre keinen Kontakt, irgendwann fing es wieder langsam an, weil seine Mama und ich uns so lieb haben. Irgendwann hörte sich das wieder auf, erst durch den Tod meines Sohnes - den er ja auch gut kannte - kamen wir uns wieder näher. Er hat mir wirklich viel geholfen, versuchte mich immer abzulenken, er hat einen schönen Garten am Fluß und ich kann immer kommen wenn ich Lust habe. Er ist auch seit langer Zeit Single, wir hatten sogar irgendwann wieder über eine gemeinsame Zukunft gesprochen. Aber ich glaube das geht nicht mehr. Wir hatten ein paar ernste Gespräche, und Hanna, ich konnte es nicht glauben: ER warf mir Sachen vor, die ich in unserer Beziehung machte! Ich gebe zu, dass ich früher viel "gesponnen" habe. Aber andererseits denke ich mir, ER HAT GESOFFEN, mich so viel alleine lassen, mir mit Eifersuchtsszenen das Leben zur Hölle gemacht - aber das ist alles vergessen. Jetzt denk ich mir wieder: Bin ich verrückt mit so einem Menschen noch Freundschaft zu haben? Normal sollte ich ihn keines Blickes mehr würdigen. Aber ich möchte auch so gerne mit seiner Mama in Kontakt bleiben. Er wohnt bei ihr, sie ist jetz 85 und baut sehr ab. Und meiner Tochter tut das auch so gut, dass wir Freunde sind. Tja liebe Hanna, ich bin mir sicher, du würdest genauso handeln.


    Ich möchte dir jetzt nicht zu nahe treten, aber ich spüre aus tiefstem Herzen dass dies bei deinem Mann nicht möglich gewesen wäre. Es ist zwar bei mir auch schlimm, aber dein Mann war ein "Suchender" denke ich. Er wird wahrscheinlich selber nicht gewußt haben wonach, aber wenn andere Frauen im Spiel sind, ist das für mich absolut unakzeptabel. Das hast du nicht verdient. Ich wünsche dir dass du wieder total an dich selber glaubst, dass du weißt du hast alles richtig gemacht. Es gibt nichts, was du dir vorzuwerfen brauchst. Du bist so ein toller Mensch. Gäbe es mehr von unserer Sorte, wäre die Welt schöner.
    Liebe Grüße an dich, wünsche dir auch eine schöne Woche.

  • Liebste Petra,


    ja, es ist auch sehr wohltuend für mich in Dir einen Menschen gefunden zu haben der es wenigstens versucht zu verstehen was mit mir los ist. Und wie Du es selber sagtest, oft findet man dieses Verständnis am aller Wenigten bei der eigenen Familie oder dem eigenen Freundes-Bekanntenkreis. Meine Mutter war zu erst hell von meinem Mann begeistert, aber als die ersten "Greultaten" ans Tageslicht kamen fing sie ihn wortwörtlich zu verabscheuen. Folgedessen kann/will sie nicht verstehen wie ich empfinde weil es für sie nur das Eine gibt ... die pure Freude das er nun unter der Erde ist. Selbige Reaktion mehr oder weniger von meinem Umfeld - mit Ausnahme meiner ehemaligen Hospizbegleiterin die nun auch darüber hinaus für mich weiterhin da ist.


    Was das erneute Anbandeln mit dem Ex betrifft hoffe ich das ich Dich da nicht riesig enttäusche wenn ich Dir sagen würde das ich meinen Mann gewiß nicht wieder zurück nehmen würde wenn er noch einmal wieder kommen könnte. Dies nicht weil in mir ein unheilbarer Haß lebt, sondern weil ich im Verlauf der letzten Jahre immer wieder entdecken mußte das Menschen sind was sie sind. Sie mögen sich etwas verbiegen können damit Alles happy bleibt, aber unter dem Strich verändern sie sich nicht. Wer einmal fremd gegangen ist wird es früher oder später wieder tun, und wer trinkt, zockt oder maßlos frißt wird irgendwann seinen Angewohnheiten wieder verfallen. Wenn ich meinem Mann immer wieder Chancen gab tat ich es nur weil er eben die große Liebe meines Lebens war, aber inzwischen habe ich es verinnerlicht das er sich nie verändert hätte - schon gar nicht meinetwegen - wo die übliche Schiene doch stehts so viel einfacher und bequemer war.


    Und das ist auch Teil meiner Trauer, bzw. das ich so sehr lange gebraucht hatte um das endlich einmal zu kapieren. Was Schuldgefühle betrifft, bringen sie was wo man doch das Geschehen nicht mehr ungeschehen manchen kann? Oft genug fragt man sich ob die Dinge anders gelaufen wären wenn ... aber letztlich hat man nicht nicht in dem Menschen drin gesteckt den man verlohren hat. Leider gibt es nun 'mal Dinge im Leben die man beim besten Willen nicht steuern kann.


    Meine Worte mögen nun resigniert klingen, aber wärend ich heute wie eine Wilde auf meiner Leiter den Pinsel schwingend herum turnte gingen mir erneut tausende von Gedanken durch den Kopf in Richtung ... wieso, weshalb, warum. Ja, und irgendwann wurde mir sehr bewußt wie unendlich anstrengend das ist ständig Antworten finden zu wollen die auch Nichts mehr ändern würden wenn man sie gefunden hat.


    LIebe Petra - die angehende Freundin - ich mache jetzt Schluß denn meine PC Ecke ist in der Dachetage und ich bin quasi am Zerfließen wärend mein Laptop am glühen ist. Ich weiß nicht wie gut oder schlecht Du mit diesen enormen Hitzewellen umgehen kannst, aber mich hauen sie völlig um. Es mag verrückt klingen, aber ich freue mich schon riesig auf den Altweibersommer wo es noch schön warm ist, aber man nicht mehr dauer-
    saunieren muß sobald man auch nur die kleinste Bewegung macht.


    Sei liebevoll gedrückt,


    Hanna

  • Liebe Hanna. Deinen Zeilen entnehmend bist du auf einem guten Weg. Das "Kopfkino" mit tausenden Gedanken kenne ich nur zu gut. Momentan ist es bei mir auch wieder ganz schlimm. Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, kann ich an nichts anderes als meinen Sohn denken. Oft weine ich schon unter`m Autofahren, wenn ich den Himmel und die Wolken sehe und mir denke, was mach ich eigentlich noch hier? Ich vermisse seinen Geruch, seine Stimme, sein Lachen . . . Ich frage mich immer wieder was ich verbrochen habe, dass ich so bestraft werde? Habe eh schon so viel schlimmes mitmachen müssen, hab immer weitergekämpft - vor allem für meine Kinder - und dann beendet der wichtigste Mensch in meinem Leben seines. Ich muß weiterkämpfen, bin zu feige um ihm nachzugehen. Aber es ist so verdammt schwer, der Schmerz droht mich oft zu erdrücken. Ständig hab ich Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, immer tut mir was weh. Ich denke dass kommt von der Psyche. Ich liebe ihn so sehr, er war so ein guter Mensch.
    Entschuldige, wollt dich jetzt nicht ansudern. Mach`s gut liebe Hanna, bis bald, liebe Grüße Petra

  • Liebe Petra,


    nein, Du jammerst mich gewiß nicht voll, denn letztlich haben wir uns doch Dank eigener Lebenstragödie kennen gelernt - ein Jede von uns mit seiner eigenen. Wenn wir uns nicht an einander anlehnen können wo sonst, wo die Welt da draußen doch im im Grunde nicht wirklich versteht/verstehen will was uns nun bewegt?


    Dennoch möchte ich Dir sagen das Du Dir keine Vorwürfe machen darfst was Deinen Sohn betrifft. Leider gibt es Menschen die ihren Kummer nicht mit anderen teilen können/wollen egal wie oft man versucht diesen aus ihnen heraus zu kitzeln. Ich bin mir ganz sicher das Du ihm eine wundervolle Mutter warst - aber eben auch ein ganz normaler Mensch mit eigenen Aufgaben, Träumen und Bedürfnissen. Ein Mensch wie so unendlich viele von uns die nicht jedes Wort, jede Geste und jeden Gesichtsausdruck seines nun Verstorbenen auf die goldene Waage gelegt hat sondern sie als Teil eines ganz normalen Miteianders angenommen hat.


    Oft genug hat man mir gegen den Kopf geworfen das mir das Doppelleben meines Mannes nicht aufgefallen war. Ja, so manch Einer hielt mich deswegen für blind und hummeldumm. Das Selbige durfte ich mich auch oft genug anhöhren als er mich wegen einer anderen Frau verließ. Wie konntest Du es nicht merken das er eine Andere hatte??? Ja, woher sollte ich es ahnen wo mein Mann sich mir gegenüber so verhielt wie eben immer. Sogar noch vor dem berüchtigtem Weihnachten eine Ferienreise mit mir für das neue Jahr plante. Und genauso vermute ich sehr stark das auch Du nicht wirklich ahnen konntest was in Deinem Sohn wirklich vorging und was ihn zur Selbstmord trieb.


    Ich wünsche es mir sehr für Dich das Du es eines Tages akzeptieren kannst das Du nicht für seinen Tod verantwortlich warst, sondern einzig und alleine er selber. Nicht nur dafür das er es tatsächlich durchzog, sondern weil er Dich auch nie in Probleme einweihte die ihn dazu gebracht haben. Das mag nun sehr hart klingen, aber bedingungslose Liebe bedeutet oft auch einen Menschen gehen zu lassen besonders wenn er es so für sich bestimmt hatte. Ich weiß das ist nun eine ganz andere Situation aber sie könnte zu diesem Thema passen. In der Nacht in der mein Mann verstarb hatte die Abendschwester ihn noch friedlich schlafen wärend ihrer Runde vorgefunden. Allerdings bemerkte sie das er sich seine Nasenbrille heraus gezogen hatte und sie sorgfältig neben sich gelegt hatte. Ja, und da er dennoch friedlich schlief beschloß sieh ihn so der Nachtschwester zu überlassen. Und die fand ihn dann nach der Übergabe verstorben vor. So bin ich fest davon überzeugt das man im Hospiz das Beseitelegen der so notwendigen Sauerstoffzufuhr als DAS Zeichen gesehen hatte das er gehen wollte um sein Leiden entgültig zu beenden.


    Auch ich ließ ihn einst friedlich gehen als er beschloß mich für eine andere Frau zu verlassen. Zu dem Zeitpunkt liebte ich ihn noch genug um ihn nicht dazu zwingen zu wollen bei mir bleiben zu müssen wo er das nicht mehr wollte. Ja, in gewisser Weise liebte ich ihn trotz meiner enormen Enttäuschung genug um ihm die Chance auf was ganz großes und wundervolles zu gönnen. Und vielleicht fällt es Dir ein wenig einfacher Deinen Schmerz zu ertragen wenn Du Dir vorstellst das Dein Sohn nun seinen inneren Frieden gefunden hat und sein Leid was ihn zum Selbstmord be-
    wegt hat ihn nicht mehr quälen wird. Und das er sich warscheinlich rieisg freuen würde wenn Du nun in seinem Namen etwas ganz tolles aus Deinem Leben machen würdest


    Ich versuche das jeden Tag auf das Neue egal wie schwer es mir oft genug fällt. Dies besonders wo ich weiß das mein Mann mir letztlich nie etwas Gutes und Schönes gegönnt hat. So nenne es nicht nur ein nach Vorne blicken sondern auch eine gute Portion Trotz wenn es mir hin und wieder gelingt mich über etwas zu freuen, 'mal wieder zu lachen. oder gar erneut Pläne schmieden zu können die einzig und alleine mein Wohler-
    gehen betreffen.


    Liebe Petra, ich hoffe das Dich die gegenwärtige Hitze nicht auch so halb erschlägt wie mich, und das Du vielleicht mit meinen heutigen Worten etwas anfangen kannst. Wisse Dich tüchtig gedrückt und mit vielen lieben Grüßen versehen,


    Hanna

  • Hallo allesamt,


    heute ist es wieder einmal so weit das bei mir erneut das Maß sehr voll ist und ich das Bedürfnis habe mir meinen Kummer von der Seele zu schreiben.


    Wärend ich jeden Tag auf das Neue versuche mein eigenes Leben wieder auf die Reihe zu bekommen hat seine ausländische Sippschaft ange-
    fangen wegen des vermeintlichen Erbes aktiv zu werden. Als ich heute in meine Mailbox schaute fand ich einen Brief von seinem Sohn vor der nicht hätte primitiver, kränkender und aggressiver hätte sein können. Natürlich Alles auf den vielen Lügen basiert die mein Mann ihm über mich erzählt hatte. Zwischen den Zeilen las ich immer wieder den geballten Haß gegen mich, nebst Bezeichnungen meiner Person gegenüber die nicht weiter unter die Gürtellinie hätten rutschen können. All Das von einem Menschen der mich nicht persönlich kennt, die grausame Wahrheit über seinen Vater nicht akzeptieren kann/will und nun meint all seinen Frust an mir auslassen zu müssen.


    Dabei habe ich doch schon so unendlich viel Stress mit all Dem was aus der Heimat meines Mannes kommt, der mich so manches Mal riesig ver-
    zweifeln läßt weil dort der Hintern meist nicht weiß was der Kopf will. Nicht zu vergessen das man in England als Deutsche sowieso als der letzte Dreck dasteht. Der Grund warum ich vor Freude fast geplatzt bin als mein Mann vorschlug mit mir nach Berlin zu ziehen, denn bis dahin hatte ich es mehr als satt ständig gefragt zu werden was mein Vater im Krieg getrieben hatte, oder oft genug als "Fräulein" bezeichnet zu werden. Nicht zu vergessen ... machte ich meine Arbeit gut bekam ich auch dafür oft saftige Kommentare über die deutsche Effizienz, nicht zu vergessen die ganze Palette von blöden Witzeleien wo wir Deutschen natürlich immer als entweder als Nazis oder Deppen da standen. Blöderweise hängt nun meine Existenz von diesem Land ab, und wann immer ich mich mit den Behörden dort herum zu schlagen habe dauert es nie lange bis ich diese Vor-
    urteile tüchtig zu spühren bekomme. Ja, für die Leute da drüben bin ich eben nur die doofe kleine Deutsche für die man nicht den Hintern hoch be-
    kommen muß. Die man herrlichst so lange mit Gleichgültigkeit zermürben kann bis sie ihren "Kampf" irgendwann aufgibt.


    So hat mir heute die bitterböse Mail von seinem Sohnemann noch den letzten Rest gegeben, zumal wir uns nicht fremder sein könnten, und ich Nichts für die ganzen Trümmerhaufen kann die mein Mann mir hinterlassen hat. Ebenso wenig das dessen Sohnemann bis heute - im zarte Alter von 36 - sein Leben nicht auf die Reihe bekommen hat. Man könnte mir sagen ich soll den Schwamm drauf packen, aber letztlich sind das so Momente wo der ganze Graus den ich mit meinem Mann durchmachte wieder hochkommt, bzw. die ganze Verlogenheit, die Geldgier und die ganze dazu gehöhrige Respektlosigkeit anderen Menschen gegenüber. Und wieder befällt mich die riesige Angst um meine Existenz, denn auch wenn die gesamte Sippschaft im Ausland hockt, ist sie extrem unberechenbar - besonders wenn es um Geld geht. Im Grunde genauso hinter-
    fotzig wie mein Mann es war und eben Leute die bereit sind über Leichen zu gehen wenn sie meinen das sie Das bereichern könnte.


    Eben das ganze Kontrastprogramm im Gegensatz zu mir, die unter dem Strich doch nur genug haben möchte um ein völlig normales und vor Allem friedliches Leben führen zu können. Will einfach nur baldmöglichst den entgültigen Schlußstrich unter meine Vergangenheit an der Seite meines Mannes ziehen können und hoffen das die Zeit viele Wunden heilen wird. Das kann doch nicht zu viel verlangt sein.


    Hoffend das nicht all zu viele von Euch selbige Alpträume durchmachen müssen füge ich noch viele liebe Grüße hinzu,


    Hanna

  • Liebe Hanna,


    Deine derzeitige Situation tut mir wirklich sehr leid. Es gibt vermutlich wenig Schlimmeres, als sich in einer Trauerphase, die durch starke ambivalente Gefühle geprägt ist, zusätzlich mit finanziellen Unsicherheiten und Hassgefühlen aufgebrachter Menschen auseinanderzusetzen. Du selbst bist vielen Forumsmitgliedern, unter anderem auch aufgrund deines Kampfgeistes und deines Optimismus eine wirklich große Hilfe. Deine momentane Verzweiflung ist (wie du bestimmt selber weißt) kein Dauerstand und es werden (bald!!) wieder schönere Tage folgen. Bis dahin schick ich dir viel Kraft!!


    liebe Grüße Florian

  • Lieber Florian,


    vorweg gesagt mag ich Deinen Namen sehr denn mein eineiger Zwillingsbruder den ich für sehr viele Jahre in mir herum trug sollte so heißen wäre er zur Welt gekommen. Nun ist er vor einigen Jahren rausoperiert worden aber seine Persönlichkeit steckt weiterhin in mir.


    Ich danke Dir herzlichst für Deine lieben Worte der Ermutigung und Dein Nachempfinden. Auch sehr gefreut hat es mich das ich vielleicht doch der Einen oder Anderen Mitleidenden ein wenig positives Denken vermittlen konnte. Tatsache jedoch ist das ich mit dem Vergehen der Tage merke wie meine eigene Kraft dabei ist immer weniger zu werden, und das mich nun selbst die kleinsten Problemchen halb erschlagen. Letztlich erstaunt mich das auch nicht, denn seit dem Tag an dem mich mein Mann wegen einer Anderen verließ war ich nur noch am wirblen, leisten und funktionieren. Dies weil danach ein Schicksalsschlag nach dem Anderen auf mich prasselte und ich bis heute - fast 4 Jahre später - kaum eine Minute hatte um ein wenig aufzuatmen, das Eine oder Andere sacken zu lassen oder gar mir eine kleine Pause von dem ganzen Wahnsinn zu gönnen. Und nun habe ich es auch noch mit Menschen zu tun die vor Nichts halt machen würden um an ihre Ziele zu kommen genau wie mein Mann der es ein paar Mal versuchte mich um die Ecke zu bringen als ihm die Scheidung nicht schnell genug ging. Hatte riesiges Glück das ich die Fallen die er gelegt hatte - die wie ein doofer Unfall erscheinen sollten - rechtzeitig entdeckte und unversehrt davon kam.


    Lieber Florian, ich werde mir trotz Allem viel Mühe geben weiterhin positiv zu denken, aber gegenwärtigst fällt mir Das eben sehr sehr schwer so lange kein Ende dieses ganzen Alptraumes in Sicht ist.


    Sei liebevollst gegrüßt,


    Hanna

  • Hallo Allesamt,


    wollte mich heute noch einmal melden weil wieder einmal Alles zu meiner "Verdrehten Welt" gut paßt. Gestern schien Alles noch schwarz auf schwarz zu sein - heute genau das Gegenstück ohne das ich es erwartet hatte. Auf unerhoffte Weise hat sich das Licht am Ende des finanziellen Tunnels ein wenig genähert - wenn auch nur in kleinen Schritten - und ohne es noch zu erwarten landete heute in meinem Briefkasten eine wunder-
    bare Waffe gegen die Menschen die mich nun so sehr dafür hassen das ich an erster Stelle stehe was den Nachlaß meines Mannes betrifft.


    Ja, so ist das Leben. Oft könnte man sich vor lauter Kummer und Aussichtslosigkeit vor den nächsten Bus schmeißen und dann - wenn man es am allerwenigsten erwartet - dreht sich das Rad erneut und nicht immer unbedingt auf negative Weise. Wenn ich heute Abend darüber schreibe tue ich es um all Denen die nicht mehr weiter wissen Mut und Hoffnung zu machen das es immer wieder einen sich lohnenden Weg nach vorne geben wird solange man lebt und leben will. Ganz egal ob es nur winzige kleine Schritte sind oder plötzlich ganz Große.


    Nun ja, heute waren die kleinen Schritte nach Vorne auf existentiellem Gebiet, aber woher weiß ich das ich nicht vielleicht übermorgen einem Menschen begegne der mein ganzes Leben auf positive Weise verändern könnte? Meine damit nicht unbedingt ein neuer Partner aber vielleicht Jemand der durch Freundschaft bereichert oder Inspiration für ein neues Projekt bringt? Oder einfach nur durch sein sympatisches Sein mir ein bisschen Freude macht.


    An Euch Alle ... blos nie aufgeben denn es ist gewiß einfacher eine Niederlage wegzustecken wenn man für etwas gekämpft hat als wenn man es nicht einmal versucht hat aus dem eigenen Leben was tolles zu machen.


    Euch alles Liebe,


    Hanna

  • Hallo Allesamt,


    heute Abend hat es mich wieder einmal gut erwischt und wie schon so oft auf eine Weise auf die ich nicht vorbereitet war. Hatte einen wunderschönen Tag mit meiner Mutter und hatte mich sehr darüber gefreut das sie von sich aus beschlossen hatte demnächst in eine Seniorenwohnung mit Betreuung zu ziehen. Und dies zu meiner doppelten Freude sogar in meiner Nähe.


    Als ich nach Hause kam wuselte ich noch munter ein wenig im Garten herum um unseren schönen Tag gut sacken zu lassen und dann machte ich einen weiteren Anlauf mich mit dem Tablet vertraut zu machen was mein Mann mir hinterlassen hatte. Bin eben kein technischer Experte und Dank meiner Mutter entdeckte ich heute um 10 Ecken wie so ein Ding funktioniert, nachdem es mich schon hatte Blut schwitzen lassen um es überhaupt in Gang zu bekommen. Wie erwartet hatte er auch darauf alle seine Kontakte, Emails und persönliches Zeugs restlos gelöscht. Genau wie auf seinem Laptop und Handy. So "surfte" ich ein wenig herum um mich mit dem Teil etwas vertraut zu machen, und entdeckte dadurch eine Foto Datei. Als ich sie öffnete haute es mich voll um. Es war ein Selfie was er von sich selber wenige Stunden vor seinem seinem Tod gemacht hatte. Mich freundlich anschauend wie ein letzter Abschiedsgruß.


    So könnt Ihr Euch sicherlich vorstellen wie wenig es brauchte bis mir die letzen gemeinsamen Monate, Wochen und Tage wieder mit aller Wucht hoch kamen. Ehe ich mich versah hatte ich den etwas süßlichen Geruch des Hospizes wieder in der Nase, höhrte seine so sehr schwach ge-
    wordene Stimme in meinen Ohren und sah ihn als völlig zusammen gefallenes Etwas vor mir sitzen. Ja, und dann ging die Erinnerungsmaschiene-
    rie auch schon auf unaufhaltsame Weise los ... die Nacht wo ich von seinem Tod erfuhr, wie er in seinem Zimmer vor mir lag, die Verabschiedung im Hspiz und seine Bestattung. Wo ich wärend der letzen Zeiten schon so stolz auf mich gewesen war aus dem "Gröbsten" rauszusein, hohlte mich heute Abend Alles wieder ein. Ein Teil von mir wollte sich an all die so riesigen Enttäuschungen die er mir beschehrt hatte festhalten. Der Andere verspührte nur eine riesige Traurigkeit und Mitleid dem gegenüber was seine Krankheit aus ihm gemacht hatte.


    Ein Teil von mir würde sonst etwas dafür geben um ihn wieder zu haben, aber dann wiederum sprechen die Realität unserer Beziehung eine ganz andere Sprache. Und so hat mich das ganze emotionale Spagart zwischen zwei völlig verschiedener Ebenen wieder und wie immer tut es riesig weh.


    Das nun das Wochenende begonnen hat hilft mir auch nicht besonders weiter, weil das die Zeit ist wo Ruhe einkehrt und die Welt um mich herum mit sich selber beschäftigt ist. Geht es Euch oft auch so das man sich auf die neue Woche freut wo Alles wieder seinen Weg geht und es nicht an Aufgaben und Beschäftigung fehlt?


    Ehe ich schließe möchte ich noch diesem Forum von ganzem Herzen danken das es eine Stelle geschaffen hat wo man seinen Emotionen freien lauf lassen darf ohne ausgelacht oder an den Pranger gestellt zu werden.


    Euch ein schönes und hoffentlich weniger trauriges Wochenende, und alles Liebe dazu,


    Hanna