Auf der Suche nach jemandem...

  • Hallo, ich möchte mich gerne vorstellen! Ich heiße Anja, bin 27 Jahre alt und habe am 23.07.15 meinen Lebenspartner, besten Freund und Lieblingsmenschen durch einen Unfall verloren!


    Heute ist der Tag, vor dem ich mich so gefürchtet habe und so lange hinausgeschoben habe. Ich bin heute das erste mal alleine in unserem Haus! Ich war seit dem einige male hier, um seine letzte Kleidung zu holen, vor der Verabschiedung trafen sich alle hier und wir sind gemeinsam hin gelaufen, einmal habe ich hier übernachtet und meine Mutter ist bei mir geblieben! Aber es ist nie etwas mit mir passiert! Auch jetzt sitze ich hier und "flüchte" mich vielleicht hier her, aber ich fühle nichts! Fühle mich im Moment sogar fast wohl, Zuhause zu sein!
    Doch ich weiss, das der Zusammenbruch noch kommt, da ich erst einmal so richtig weinen konnte! Das war ein paar Stunden, nachdem die Polizei hier war und mir die Nachricht überbracht hat. Seit dem kann ich meine Gefühle nicht zu lassen. Ich denke ich kann es noch nicht akzeptieren. Ich weiss, das es wahr ist, aber ich kann es nicht zu lassen.
    Das ist auch ein Grund, weshalb ich jetzt zu hause bin, alleine.
    Meine Schwester meinte ich müsse mich damit auseinander setzen und endlich alles rauslassen, es fällt mir so schwer!


    Ich vermisse ihn so unendlich!
    Danny ist tot
    Er kommt nicht mehr zurück
    Die Worte die immer durch meinen kopf Kreisen, zwischen all den viel zu vielen gedanken!


    Ich würde mich sehr freuen mich mit jemandem unterhalten zu können!


    Meine Stimme habe ich noch nicht wirklich gefunden, deshalb ist das tippen hier doch eine Erleichterung.
    Oft möchte ich auch nicht sprechen, da meine Gedanken den anderen um mich herum nur noch mehr Sorgen bereiten.


    Vielen Dank
    Anja

  • Liebe Anja,


    fühle dich in "unserem Kreise" aufgenommen und in aller Herzlichkeit... du darfst alles und nichts ... denken ... fühlen... machen...
    und hier niederschreiben...wie es dir in den Sinn kommt...


    Jutta hat mir am Anfang in diesem Forum so etwas Wichtiges gesagt, das ich dir jetzt gerne ans Herz legen möchte...
    alles was WIR hier...
    WIR TRAUERNDEN denken und EMPFINDEN ... ist NORMAL...


    Eine Akzeptanz des Geschehens ... und gerade ein Unfall... da kann man sich ja kein bisschen auf das physische Ende einer Beziehung vorbereiten ...ist immer ein SCHOCK...
    der einen erst einmal völlig aus der Bahn wirft...
    Hier sind einige Frauen, die ihren Lebenspartner auf die gleiche Art und Weise verabschieden mussten...


    Ich möchte gerne bei dem Wort VERABSCHIEDEN bleiben, denn VERLIEREN... gibt es in in einer Liebe nicht...


    die Liebe bleibt für IMMER... wenn wir es möchten und zulassen, was ich auch bei dir denke...


    Dieses , auch für mich sehr wertvolle Forum... ist wirklich eine nicht zu unterschätzende Hilfe für unser aller LEBEN... in und mit der Trauer...Einen ... immer schon von mir gern gegebenen Rat hast du ja schon getan...
    Schreiben.... schreiben... schreiben....
    ist einfach eine wundervolle, dich so entlastende Therapie...


    Es geht jetzt einfach um die Tatsache, das du dich mehr und mehr... ganz langsam und auf deine persönliche ART und WEISE, dich deinem "Ich -LEBEN" zu wendest und dich ganz behutsam von deinem "Wir-LEBEN" in Liebe und irgendwann nur in positiver Art und Weise.... verabschiedest...


    Noch einmal...
    AKZEPTIEREN... ist ein langer,langer Weg... der reale Abschied wird schnell vollzogen und wird einem sehr schnell klar gemacht, aber der innere FRIEDE... eben halt das AKZEPTIEREN... ist ein schöner... sehr intensiver... tief innerlicher Weg... mit einer FÜLLE von traurigen aber auch von intensiven anderen Gefühlen... ALLES kann hochkommen... Trauer, Angst, Wut, Ohnmachtsgefühle ... aber auch eine Erwartungshaltung für ein gutes beginnendes Leben... eine Neugierde auf das, was so das Leben vielleicht bereit hält SEI OFFEN FÜR ALLE GEFÜHLE...


    GERNE HELFEN WIR DIR ALLE DABEI...


    Ich bin gerade jetzt ins Forum hineingegangen , weil ich aus meinem ehemaligen Hirntumorforum wieder einen lieben Menschen verabschieden musste... wie gesagt ein müssen bleibt es erst einmal...


    Jetzt noch einmal zu dir ( ich schreibe IMMER viel) ;)


    es ist wie gesagt, erst einmal alles innerlich konfus in dir...
    Wir werden hier, gerade in unserer westlichen Denkweise nicht richtig auf das Ende von diesem Leben vorbereitet...
    Meistens ist es ja mit Angst besetzt und der Tod wird als etwas grausam , ultimatives verstanden...
    Das ist ... meiner Meinung nach nicht so....
    die Grenzen von dem "Hier -Sein und Da -Sein" sind so ungemein ineinander fliessend, wenn wir es schaffen in einen innerlichen Zustand zu kommen, der uns Ruhe und Frieden bringt..
    dann sind wir in Verbindung mit "ihnen" und spüren das Übergreifende...


    dennoch...
    Trauer und Tränen sind gut und heilend... gehören von nun an in dein/unser Leben... Aber BITTE... auch hier gilt ... für mich gesehen... auch nur der Grundsatz....
    Es kommt dann alles heraus... wenn wir dazu in der Lage sind...
    @Christine beschreibt das immer sehr schön mit der Vorstellung von Wellen und Wehen....


    Also, DU MACHST ALLES RICHTIG....


    fühle dich gedanklich herzlichst begrüßt <3
    mit
    absolutem MIT -GEFÜHL... KEIN MIT -LEID... das wäre der falsche Weg


    deine Amitola (rainbow)
    über diese Regenbogenbrücke gehen wir ALLE... zu unserer ... für uns richtigen Zeit....

  • Vielen Dank liebe amitola!
    Und danke für deine lange Antwort, bin über jedes Wort froh ☺


    Ich werde mich in kommender zeit von unserem alten Leben verabschieden müssen!
    Wir zogen vor nicht ganz einem Jahr und unser kleines traumhaus am Waldrand! Waren so unsagbar glücklich hier! Gemeinsam im Garten werkeln, gemeinsame waldspaziergänge, spaziergang in unser lieblingsrestaurant auf ein leckeres Essen und ein Bier an unserem stammplatz im schönen Garten!
    Das alles gibt es so nicht mehr, werde aber auch das Haus aufgeben müssen, einfach aus finanziellen Gründen!
    Kann es noch nicht einordnen ob das auch gut so ist, aber ich versuche es so zu sehen, da es unumgänglich sein wird!


    Ich selbst sehe hier keinen Neuanfang für mich! Nicht im Moment! Habe mir einen großen Rucksack gekauft und wenn der Zeitpunkt da ist, werde ich ihn packen und für unbestimmte zeit weg gehen!
    Wollte immer schon gerne reisen, wollten wir beide! Unsere Reise nach mexico wäre am 31.08. Gestartet... Noch ein Jahr so viel wie möglich ansehen und dann unsere eigene Familie gründen, das war der Plan! Nun werde ich auf Anfang gehen und meine Reise alleine beginnen, denn das bin ich jetzt - alleine!


    Was kommt nach dem Tod? Diese Frage sah ich immer sehr trocken - nichts!
    An diesem Morgen, als die Polizei vor der Tür stand und ich danach im Garten saß, sah ich wie seine Mutter ihn abgeholt hat! An diesen Gedanken klammere ich ich jetzt sehr, denn er hatte immer solche Sehnsucht nach seiner Mama! Und jetzt haben sie sich wieder!...

  • Liebe Anja,


    Dein Verlust tut mir wirklich unendlich leid. Dein Danny war für dich, wie du schreibst, Lebenspartner und bester Freund...also der mit Abstand wichtigste Mensch in deinem Leben. Magst du vielleicht etwas über ihn / über dich / über euch erzählen ?....
    Wie von Amitola sehr treffend formuliert, tut es dir vielleicht gut, alles was dir durch den Kopf geht nieder zu schreiben ( v.a . wenn du dich deinem persönlichen Umfeld nicht so öffnen möchtest)...Du triffst in diesem Forum auf Menschen, die ähnliches durchmachen mussten und dir gerne zuhören und helfen werden....Liebe Grüße Florian


    EDIT: Ich sehe gerade, dass du in der Zwischenzeit bereits geschrieben hast....


    Wie lange wirst du bei deiner Reise denn unterwegs sein...Wird sich unterwegs dir jemand anschließen?....

  • Liebe Anja,


    ganz spontan, wie ich das jetzt gerade von dir geschriebene gelesen habe...


    vielleicht wäre der "pacific crest trail" etwas für dich für deine Selbstfindung... sieh einmal unter "Buchempfehlungen" unter glaube ich "dies und das"... nach....


    Mit ENDGÜLTIGEN ENTSCHEIDUNGEN würde ich sehr, sehr vorsichtig sein...
    Vielleicht kannst du in der Zeit deiner Reise, das Haus vermieten....


    Ich lebe auch in einem solchen selbst erschaffenen Haus... eine ehemalige Scheune , die wir , mein Lebensgefährte und ich auch ausgebaut haben... auch nicht ganz vollenden konnten....
    Lass dir wirklich noch ein bisschen Zeit mit diesem endgültigen Abschied... wie gesagt, vielleicht vermieten... Es gibt immer auch ähnliche Menschen, die in so ein Haus GERNE ziehen würden... mmmhhh???


    So , ich bekomme gerade hier einen Schreibtisch gebracht... zum unterstellen...
    wir "sehen" uns noch...
    herzlichst Amitola

  • Etwas über meinen Danny....
    Er war geprägt von einer nicht einfach Kindheit und zerrütteten Familien Verhältnissen! Als er 16 war, hat sich seine Mutter das Leben genommen, er wurde vollmündig gesprochen und war ab diesem Zeitpunkt relativ alleine! Hat sich dann von allen abgenabelt und ist als Barkeeper für einige Jahre auf Saison gegangen, ohne Kontakt zu seiner restlichen Familie! Vor 6 Jahren kam er zurück und wir lernten uns bald darauf beim ausgehen kennen! Durch eine damalige gute Freundin von mir, die ihn schon lang kannte, wohnten wir bald darauf zu 3. Zusammen und fanden auch innerhalb von kürzester Zeit zusammen! Zogen dann zu zweit zusammen und brachen gemeinsam unsere zelte ab und gingen für ein Jahr gemeinsam auf Saison arbeiten!
    Er war nie ganz frei von dem Tod seiner Mutter! Hat uns ständig begleitet und haben immer zusammen daran gearbeitet! Als wir zurück kamen, hatten wir eine schwere Zeit, mit kurzer Trennung, es wurde uns aber schnell klar das das keine Option für uns ist, da wir zusammen sein wollen und nicht ohne einander können! Er begann für uns nochmal eine Therapie, hat sich intensiv damit auseinander gesetzt, wir waren sehr glücklich! Dann haben wir UNSER Haus gefunden! Hier durften wir unser letztes gemeinsames Jahr voller Glück verbringen! Endlich angekommen, so hat auch er es ausgedrückt! Hier steht immer ein Bild von seiner Mama! Hier waren wir glücklich, er konnte etwas freier werden!
    Wir haben unsere Zukunft geplant und uns so darauf gefreut! Wollten das Haus kaufen, sahen uns als alte greise im Garten sitzen, mit unseren Kindern und Enkeln... Er bekam einen tollen Job, hat ihn super gemeistert, war so stolz uns das nun alles absichern zu können! Für seine Familie sorgen zu können!
    Ging auf Geschäftsreise für zwei Tage und ist nicht mehr Nachhause gekommen....


    Unsere kleine wunderschöne Geschichte....

  • Habe von vielen gehört wie schön es ist uns zu sehen, das wir das gewisse Etwas haben miteinander! Das so etwas nicht viele haben, so eine tiefe Verbundenheit! Meine Familie hat ihn durch seine Art sehr schnell ins Herz geschlossen und "aufgenommen"! Als wir von der Saison zurück kamen, muss ich noch dazu sagen, haben wir den Kontakt zu seiner Familie wieder aufgenommen und sein Onkel wurde sein bester Freund und nun ist er es für mich und ich für ihn in dieser schweren Zeit!
    Viele meinten, ich hab ihn zurück gebracht! Es war wunderschön zu sehen, das er nicht so alleine war, wie er sich oft fühlte!

  • Mit dem Haus vermieten, das war auch schon eine Überlegung! Nur möchte ich meine Reise nicht strikt planen, das heisst ich weiss nicht genau wann ich wieder kommen werde! Somit ist es nicht wirklich zu regeln, das jemand hier einzieht, aber wieder auszieht wenn ich wieder komme!
    Eventuell gibt es noch eine Möglichkeit durch den Onkel von Danny, das Angestellte von ihm oft eine Unterkunft auf Zeit suchen! Diese Möglichkeit ziehen wir auch noch in Betracht!
    Wobei die kostenfrage sich genauso stellt, sollte ich wieder zurück kommen! Alleine ist es nicht stämmbar!


    Vielen dank für deinen Tipp amitola, werde ich mir aufjedenfall ansehen!!

  • Liebe Anja,
    Ich möchte noch einmal auf deinen satz eingehen bez. dich fragen, was du damit genau gemeint hast...
    du schreibst" sah ich, wie seine Mutter ihn abgeholt hat"? wie meinst du das?... Ist sie auch nicht mehr auf dieser Erde? Jedenfalls habe ich das so verstanden?
    Noch einmal, gut finde ich, das du wandern möchtest, aber bitte, sieh es nicht als Flucht an ... eben halt Selbstfindung... was ich mehr und mehr bei dir denke...
    Wir könnten auch ein bisschen philosophieren....
    Wieviel Raum nimmt denn dein "Nichts" in dir ein... Jeder Gedanke ist je irgendwie ein "da"... selbst ein "nichts" ist ein Gedanke... und Gedanken nehmen RAUM in unserem SEIN ein... Also gibt es für mich nicht ein NICHTS ... sondern eine große LEERE, die aber FÜLLE in sich beinhaltet...
    also, ist DA ETWAS....meiner Meinung... wir müssen uns nur von allen Vorstellungen verabschieden und dann beginnt ein spannendes Leben für uns... Neuland... sehr, sehr aufregend... =O


    Eben gerade habe ich noch einmal eine private Mail mit der Frau des lieben Gegangen aus dem HT-Forum gewechselt... und sie sieht da eine große Zahlenmystik bei ihrem Mann... wie gesagt, der Gebursttag von Großvater, Vater und Sohn sind am gleichen Tag...und noch einige andere Daten und Begebenheiten.. Darauf möchte ich aber nicht hier eingehen....


    Die Welt und ihre Grenzen , bzw. die absolute Grenzenlosigkeit des Universums ist solch ein Wunder...Gerade durch diese Grenzenlosigkeit und damit FÜLLE, das da für mich IMMER ETWAS ist...
    übrigens meinte ich nicht den gesamten "pacific crest trail"... aber er fängt in Mexico an....
    Fühle dich erst einmal wieder umarmt... :24:
    und ich gehe jetzt mit meinem Hund wieder raus... in die Natur, die hier auch sehr schön ist...
    deine Amitola

  • Und ich schreibe und schreibe... Tut mir leid, ich hoffe es ist nicht all zu wirr!


    Um auf deine Frage noch zurück zu kommen Florian: ich weiss noch nicht wie lange ich gehen werde, weiss auch noch nicht wohin!
    Was ich weiss, ich gehe alleine! Habe 2-3 Anlaufstellen, wo ich jederzeit willkommen bin! Werde ich eventuell auch nützen!
    Momentan möchte ich dort hin, wo mich niemand kennt! Bei uns zu Hause ist es schwierig, durch dannys lange gastro zeit und seine Art, kennt man uns hier fast überall! Könnte die Blicke im Moment nicht ertragen!


    Möchte mich bei euch bedanken, es tut gut darüber zu schreiben, wenn das reden noch so schwer fällt!


    Danke, Anja

  • Liebe Anja,
    da haben wir zur gleichen Zeit geschrieben und du wohl etwas schneller... Ich kann nicht so schnell tippen...


    Ja, es ist eine wunderschöne Lebensgeschichte, die ihr hattet... In etwas anderer Art und Weise, aber doch in vielen Punkten sehr ähnlich , war unsere gemeinsame Zeit...
    Auch mein Partner hatte keinen leichten Weg ... und die Scheune und seine auch damit berufliche Zeit als Schreiner und Restaurator... im gleichen Gebäude leben und arbeiten... war auch unser Traum...
    Wir waren beide schon älter , aber wir wollten auch noch gerne einiges mehr verwirklichen...
    Ich glaube, das eint uns ALLE hier...
    Gehe doch nioch einmal mit seinem onkel SEHR GENAU die Möglichkeiten durch... Ich fände das einen guten Weg... Bitte lass dir noch etwas Zeit... kann ich nur wiederholen...


    So, verstehe es bitte nicht falsch... ich gehe jetzt mit meinem Hund hinaus... zum Baum im kommunalen Ruhewald, wo seine Asche neue Lebensenergie für "unsere Buche " abgibt... Für mich auch ein Kraftplatz...
    Namaste
    deine Amitola

  • Ehrlich ...
    lies einmal das Buch "der große Trip" von Cheryl Strayed... da sind so viele Parallelen für mich da...
    Ich gehe jetzt zwar nicht in die Wildnis aber in den Wald... bis später, meine Liebe
    Amitola

  • Ich wünsche euch einen schönen spaziergang!
    Ein sehr schöner Ort, den du da beschreibst!
    Ich werde morgen beim bestatter die Asche von Danny abholen, die er mir aufbewahrt hat und hoffe das ich auch einen so schönen Ort für ihn finden werde!

  • Liebe Anja,


    ich schreibe Dir weil mich Deine Geschichte sehr berührt hat und Dir zusammen mit den Anderen den Rücken stärken möchte.


    Was Dein Haus betrifft vermute ich das es mit einem Kredit belastet ist denn Du nun meinst alleine nicht abwickeln zu können. Wäre ich an Deiner Stelle würde ich mich gut von der zuständigen Bank beraten lassen, denn es gibt die Möglichkeit den Kredit wo weit zu verlängern das die monatlichen Raten machbar sind. Das sage ich Dir nur weil auch ich nun alleine in unserem Haus sitze und es alleine finanzieren muß - und die Beratung von meiner Bank sehr hilfreich und ermutigend empfunden habe. Letztlich hat die Bank mehr davon wenn der Kredit irgendwann - wenn auch nur in sehr kleinen Häppchen - getilgt ist, als wenn die Immobilie in aller Eile und meist unter Wert verramscht wird. Und wenn Alles nicht hilft, hast Du schon 'mal daran gedacht eine kleine WG zu gründen? Dies würde Dir finanziell unter die Arme greifen und Du wärest nicht mehr ständig alleine in Deinem Haus.


    Mit Bezug auf Deine Reisepläne möchte ich Dir nur ganz heiß empfehlen Dir damit Zeit zu lassen bis Du die Gewißheit hast vor Nichts mehr weg-
    zurennen und/oder zumindest bis Du ein konkretes Ziel hast. Ein Ziel was Dich wirklich interessieren und begeistern würde und worauf Du 'Dich gut vorbereitet hast samt Plan B. Vor Allem würde ich nicht losreisen ohne eine gute Heimatbasis aufgebaut zu haben, denn egal wie toll die Reise war muß Dein Leben ja auch weiterhin gut darüber hinaus verlaufen. Das sage ich Dir weil ich selber einst den Fehler machte mich auf gut Hoffnung auf einen Arbeitsvertrag im fernen Ausland einzulassen. Plötzlich machte diese Firma pleite und ich mußte früher als geplant zurück. Ja, und da stand ich dann am heimischen Flughafen ohne eigene Unterkunft und kaum noch einen Cent übrig - und ohne Job. Es war ein echter Horrortrip denn auf die Dauer waren die Sofas meiner Freunde auch nicht der Renner.


    Liebe Anja, ich kann es Dir sehr gut nach empfinden das der Tod Deines Danny's Dir den Boden unter den Füßen weg gehauen hat und das Du am liebsten vielleicht Deinen Rucksack schnappen würdest um damit ans andere Ende der Welt abzuhauen - hoffend all Das was Dich nun so unendlich bedrückt zurück zu lassen. Anbei gesagt hätte ich auch Das am allerliebsten gemacht gleich nach dem Tod meines Mannes und als ich mich völlig überwältigt von der gesamten darauf folgenden Logistik fühlte. Aber es wäre ein Ausreißen gewesen blos um nach der Rückkehr von Allem erneut konfrontiert zu werden. Vor Allem auch von unserer gemeinsamen Vergangenheit und einem Haus was dann immer noch mit seinen persönlichen Sachen gefüllt gewesen wäre.


    Auch ich werde eine Reise machen sobald es sich finanziell machen lassen wird, aber immerhin werde ich bis dahin sagen können das ich den Tod meines Mannes wirklich verinnerlicht und mit unserer gemeinsamen Vergangenheit abgeschlossen habe. Das wenn ich wieder nach Hause komme ich in ein Haus treten werde was "mein" Zuhause ist und nicht das kaputte Unsrige. Und mit etwas Glück wird meine Reise dann dazu dienen neue Kraft und Lebensfreude zu tanken. Herauszufinden wer ich bin als nun Alleinstehende und in welche Richtung mein neues Leben gehen soll.


    Ich wünsche Dir viel viel Kraft gute Entscheidungen zu treffen und alles Liebe dazu,


    Hanna

  • Hallo hanna!


    Bei uns handelt es sich um ein gemietetes Haus! Das heisst ich habe nun die monatliche Miete alleine zu tragen, was leider niemals möglich wäre!
    Auch die wg-idee war bereits ein Thema! Leider habe ich niemanden in meinem Umfeld der dafür in Frage kommen würdr und ob ich mit einer fremden Person in unserem zu hause Leben möchte, kann ich mir momentan nicht vorstellen!


    Eigentlich bin ich realist und bin mir der ganzen Reise Geschichte doch sehr bewusst! Ich muss zuerst klären was mit unserem Zuhause weiter passiert, das steht an erster Stelle! Wenn ich es irgendwie schaffen kann das mir meine Vermieter für ein paar Monate entgegen kommen und ich das Haus, während ich unterwegs bin, vermieten kann, wäre ich sehr froh! Da ich unser zu hause nicht einfach aufgeben will, solang ich mir nicht 100% sicher bin!


    Das heisst, bis ich meine Reise antreten werde, werden sicher noch einige Wochen - Monate vergehen!
    Ich möchte nicht nur auf diese Reise gehen um so weit wie möglich hier weg zu kommen, Danny wird bei mir sein, egal wo ich bin! Aber es war mein/unser Traum! Und da unser Lebenstraum von Haus Hund und Familie geplatzt ist, habe ich das Bedürfnis jetzt diesen Weg für mich weiter zu gehen! Für uns!


    So sehr ich doch realist bin, weiss ich auch das ein "normales", weiteres Leben für mich hier nicht realistisch/erfüllend wäre! Vielleicht irgendwann wieder, das steht offen!
    Möchte nun so leben, wie Danny es immer getan hat! Das Leben voll auskosten! Tun was man möchte, was einen "glücklich" macht, vielleicht mal ein Risiko eingehen, vielleicht mal verlieren, vielleicht mal gewinnen, einfach Leben!
    Ich hoffe das ich bald die Energie und die Stärke wieder finde genau das zu tun! Das ist momentan mein kleiner Lichtblick!
    Nicht zurück in den alten Alltag! In die Maschinerie, in das dahinleben! Mit Danny machte das alls Sinn! Es war ein Ziel da, es gab uns, es war schön arbeiten zu gehen weil ich mich ab dem Moment gefreut habe wieder zu ihm Nachhause zu kommen! Es gab die Zukunft, die es galt auf zu bauen!
    Jetzt ist da ein großes Loch und alleine sehe ich für mich keinen Sinn genau dahin zurück zu gehen! Für welche Zukunft? Wer wartet auf mich zu hause? Muss jetzt meine eigene, neue Zukunft irgendwie finden! Aber nicht hier!


    Lg Anja

  • Liebe Anja,


    ich hoffe das ich Dir nicht zu nahe treten denn verletzend würde ich niemals sein wollen aber ... Wenn ich Deine Postings lese habe ich immer wieder das Gefühl das Du noch sehr unter Schock stehts. Wenn ich Dich richtig verstanden habe ist Dein Danny erst vor einem guten Monat gegangen und das ist meines Erachtens eine viel zu kurze Zeit um mit Hand auf Herz sagen zu können man weiß genau in welche Richtung nun Alles gehen soll. Das man schon so weit ist um große Entscheidungen zu treffen.


    Vielleicht sage ich Dir das so weil ich eben um einige Jahre älter bin, in verschiedenen Ländern gelebt habe und einen Beruf hatte Dank dem ich quasi die ganze Welt bereisen konnte. Ja, und dennoch nicht zu alt um mich nicht mehr daran erinnern zu können wie ich die Welt in Deinem Alter betrachtet habe. Allerdings zu einer Zeit wo vieles noch deutlich unbeschwerter war als heute.


    Was das Hier und Heute betrifft starb mein Mann am 23. Juni dieses Jahres nachdem ich ihn über 3 Jahre sehr intesiv gepflegt hatte in einem Hospiz. Ich wußte von Anfang an das er eine unheilbare und tödlich verlaufende Krankheit hatte und das sein Ende dabei war immer näher zu rücken. Dennoch hätte der Schock nicht tiefer sitzen können als ich mitten in der Nacht den Anruf vom Hospiz bekam das er im Schlaf gegangen war. Dies nach knapp 20 Jahre Ehe und einer sehr schlimmen Zeit miteiander wärend der letzten Jahre wo man in seinem Tod den Moment der großen Befreiung leicht hätte sehen können. Inwzischen sind bald 2 Monate vergangen und immer noch fühlt sich das Haus hier und da an als ob er noch einmal zurück kommen würde obwohl ich gleich nach seinem Tod angefangen hatte vieles komplett zu verändern.


    Lese ich Deine Postings lese ich zwischen den Zeilen immer wieder wie orientierungslos Du zur Zeit scheinst. Voll von Unmengen von Plänen aber nichts Konkretes dabei. Dich sehr viel voller guter Hoffnung auf Andere verlassend. Das ist aber ok so, denn als ich in Deinem Alter war wäre ich auch warscheinlich auf gut Hoffnung losmarschiert ohne Großartig an die Konsequenzen meiner hastig getroffenen Entscheidungen zu denken.


    Liebe Anja, wie gesagt hoffe ich das ich Dir nicht zu nahe getreten bin denn letztlich versuche ich nur Dich vor übereilten Entscheidungen zu bewahren.


    Sei liebevoll gegrüßt,


    Hanna

  • Lese hier sehr viel das das verabschieden so wichtig ist! Ein Gedanke der mich beschäftigt, ob das der Grund ist weshalb ich noch in dieser blase bin! Ich müsste doch etwas empfinden? Keine Wut, keine weinkrämpfe, garnichts...


    Ich hätte die Möglichkeit gehabt, Danny noch einmal zu sehen! Bis zu dem Moment war ich mir nicht sicher was ich tun soll! So viele die auf einen einreden und eigentlich immer sagen, tu es nicht! Hab sehr viel Wert auf die Meinung von dannys Onkel gelegt und auch auf dannys Meinung! Sie beide haben Mutter und Schwester damals nochmal gesehen! Danny hat immer gesagt, es war das schlimmste in seinem Leben, er wüsste nicht ob er es wieder so machen würde! Dannys Onkel hat ganz klar gesagt, auch sein schlimmster Moment im leben, nie wieder! War ihm auch gleich klar das er Danny nicht nochmal sehen möchte!


    Habe dann mit dem bestatter gesprochen! Er meinte, er würde sich Danny ansehen sobald er überstellt wird! Aber da es fast eine Woche gedauert hat, für einen Weg von 6 Stunden Fahrt (was mich so wütend gemacht hat), meinte der bestatter das der Zustand nicht mehr so gut sein wird. Und dazu noch die vielen Verletzungen.


    Habe mich schlussendlich dagegen entschieden! Habe einige Details bekommen und konnte es dann nicht mehr.
    Die Zeitfenster sind einfach so unglaublich klein! Jetzt weiss ich nicht ob es vielleicht doch besser gewesen wäre ihn nochmal zu sehen! Um zu begreifen das das wirklich passiert ist!


    Auch die Planung der Abschiedsfeier! Hätte ich etwas mehr Zeit gehabt mich ein bisschen zu fangen, hätte ich es geschafft noch mehr alleine zu machen!

  • Nein hanna, du trittst mir nicht zu nahe! In was für einem Zustand ich mich gerade befinde, kann ich mir selber nicht erklären! Ja, wahrscheinlich immer noch Schock! Es macht mir Angst, das ich den Sarg gesehen habe, das ich seine Beerdigung geplant habe, das ich seine urne ausgesucht habe, usw... Und erst einmal so richtig weinen konnte? Dachte das bricht jetzt komplett aus, da ich alleine Zuhause bin, tut es aber nicht! Vielleicht in der Nacht, wer weiss....
    Eher habe ich das Gefühl langsam verrückt zu werden!

  • Haltet mich für verrückt, am selben Tag habe ich alles versucht, alle animiert mir zu helfen, die Möglichkeit nicht verstreichen zu lassen sperma von Danny ein zu frieren! Das war meine Aufgabe, der Gedanke so wunderschön! Wir gingen bis zur Staatsanwaltschaft, 3 Menschen an ihren Handys, die das nur für mich gemacht haben!
    Am nächsten Tag bekam ich die Nachricht das es nicht möglich ist! Selbst eine halbe Stunde nach dem Tod nicht mehr... Ich habe wieder nicht geweint...

  • Liebe Anja,


    ich noch einmal. Ja, das mit dem letzten Besuch nach dem Tod ist echt eine riesige und sehr sehr persönliche Herausvorderung die ich inzwischen schon zweimal machen mußte.


    Das erste Mal als mein Vater verstarb war ich ca. so alt wie Du und hatte den blanken Horror davor da er zuhause verstorben und aufgebahrt war. Ehrlich gesagt wollte ich ihn nicht wirklich noch einmal sehe da es für mich auch eine recht umständliche Reise ins Ausland bedeutet hätte. Aber meine Mutter überzeugte mich damals mit dem Satz indem sie mir sagte ... es wird Dir helfen Dich gut von Deinem Vater verabschieden zu können ohne Dir jehmals den Vorwurf machen zu müssen ihm nicht die letzte Ehre erwiesen zu haben. Und so unendlich recht hatte sie. Es war ein Erlebnis was ich nie vergessen werde aber es half mir enorm seinen Tod zu verinnerlichen und niemals Schuldgefühle haben zu müssen.


    Als mein Mann verstarb hatte ich keine Wahl als ihn gleich nach seinem Tod zu besuchen da ich ja nun seine Witwe war. Und die alleinige Ver-
    antwortung für seine Bestattung trug. Kann es nicht in Worte fassen wie schwer mir das viel da ich ja noch völlig unter Schock stand. Aber ich glaube ich wäre gekommen auch wenn ich es nicht hätte gemußt, denn letztlich war er für viele Jahre ein sehr wichtiger Teil meines Lebens gewesen. Und ja, mein Bauchgefühl und all meine eigenen Empfindungen sträubten sich sehr bei dem Gedanken da ich keine Ahnung hatte in welchem Zustand ich ihn vorfinden würde. War fast schon ein wenig wütend auf die Welt um mich herum die mir nicht diese Entscheidung frei überließen sondern mein Kommen von mir erwarteten. Und heute bin ich froh das ich dazu "verdonnert" wurde denn es nahm mir so manches Schuldgefühl. Auch bin ich heute froh das ich am nächsten Tag zur Verabschiedung noch einmal ins Hospiz ging denn es war meine letzte Chance ihn noch einmal zu sehen und den Abschied von einander entgültig zu machen. Es mag komisch klingen, aber da ich weder religiös oder esotherisch angehaucht bin waren dann seine Einäscherung (die ich Dank Schluderigkeit der Bestatterin verpaßte) und seine Bestattung nur noch eine Formalität.


    Liebe Anja, ich würde mir jedoch an Deiner Stelle nun keinen Kopf mehr darüber machen, denn es ist so gelaufen wie es gelaufen ist. Du könntest Dich noch so über Dich ärgern oder Deine Entscheidung bereuen - es würde Nichts mehr ändern.


    Und wenn es Dich vielleicht ein wenig tröstet ... auch ich war kompletter Neuling als mein Mann verstarb, denn was meinen Vater betraft regelte Alles meine Mutter und ich hatte nur noch zu seiner Bestattung zu erscheinen. Könnte ich heute die Uhr zurück drehen mit Bezug auf meinen Mann würde ich bestimmt das Eine oder Andere anders machen, aber dooferweise gibt es ja keine Gebrauchsanweisung für den Tod. Oft wird man in solch eine Situation reingeschmissen und hat kaum Zeit lang und breit zu grübeln. In meinem Fall kam die Bestatterin schon am Tag nach seinem Tod zur Verabschiedung um mit mir die Abhohlung und das Format seiner Bestattung festzulegen. Hatte also so gut wie keine Zeit mir auch nur einen einzigen Gedanken zu machen, da das Hospiz ihn nur maximal 3 Tage behalten konnte. Ja, und ehe ich mich versah bekam ich den Anruf von der Bestatterin das sie deutlich früher auf dem Weg war ihn abzuhohlen als eigendlich geplant war.


    Liebe Anja, ehe ich schließe möchte ich Dir noch auf den Weg geben das man in Angesichts des Todes Nichts absolut richtig oder falsch machen kann. Was unter dem Strich zählt ist das man mit den eigenen Entscheidungen gut weiterleben kann - ganz egal was Andere dazu sagen werden. Schließlich steht Keiner in Deinen Schuhen. Und möglicherweise hat man als etwas älterer Mensch auch eine ganz andere Gelassen-
    heit diesen Dingen gegenüber wie ich es selber erlebt habe.


    Dir alles Liebe und viel viel Kraft,


    Hanna