Mein Papi stirbt jetzt bald. Hoffentlich. Ich habe ihm gesagt, er soll jetzt bitte loslassen und gehen, bevor es noch ärger wird.
Prostatakrebs mit Hirnmetastasen. Er hat schwere Lähmungen seit Wochen, nun auch epileptische Krämpfe und Ausfälle im Wernickezentrum. Er erkennt einen, will sprechen und die Worte verschwinden. Der Arzt im Hospiz sagte, er kann nichts gegen die Krämpfe machen. Nur sein Bewusstsein unter Morphium setzen, sobald das Letzte gesagt ist,
Ich konnte unter der Woche 4 Tage nicht kommen. Notwendige Überstunden und selbst krank. Vier Tage, und wir konnten nicht mehr plaudern, wie er es wollte.
Ich weiß nicht, wie ich mich nun orientieren soll. Ich fühle mich so leer und weine dauernd.
Ich habe im einen guten Teil meines Lebens gegeben. Meine Mutter ist psychisch auffällig (paranoide Psychose) und ich war immer in der Nähe, damit er normale Gesellschaft hat und mit ihr klarkommt. Er war oft überfordert und dann aggressiv. Ihre Krankheit hat er nicht recht verstanden, und ihre Art hat ihm das Herz gebrochen, denn er liebte sie. Deswegen trank und rauchte er zu viel, seit sie krank wurde. (Nein, sie ist nicht in Behandlung. Sie hat keine Einsicht in ihr Problem und es ist nicht möglich, sie zu zwingen.)
Die Mutter hat in der letzten Zeit überraschende Pflegequalitäten entwickelt, aber sie trauert nicht sichtbar. Heute sagte sie, sie sei froh, Weihnachten endlich los zu sein. Und die Geburtstage. Ich habe am 24.12. Geburtstag, ich werde 41.
Meine Freunde sind alle lieb... aber... Ich habe große Angst vor diesen finsteren Tagen.
Wenn er gegangen sein wird, ist es zwar gut für ihn, aber nicht gut für mich. Ich kann nichts essen, ich weine dauernd, zwei Erkältungen in 14 Tagen. Ich bin Lehrerin, Klassenvorstand, ich schaffe meine Klasse womöglich nicht mehr, sie haben heuer Reifeprüfung. Im Dienst geht es besser, aber daheim finde ich keine Ruhe. Solange Licht brennt und endlos Dokus laufen, kann ich ein bisschen schlafen. Aber ich vergesse dauernd Sachen und ich möchte mich am liebsten im Wald draußen verkriechen.
Ich habe einen Bruder, aber er meldet sich kaum mehr, seit der Vater die Diagnose hat. (Also seit 2 Jahren.) Er ruft auch die Mutter und mich nicht mehr an. Ich dachte, wir hätten ein gutes Verhältnis. Aber diese meine Sicht hat er korrigiert. Auch dieser Verlust macht mir zu schaffen. Der Vater hat sogar heute noch in unsicheren Sätzen ausgedrückt, wie sehr es ihn kränkt, dass sein Sohn nicht kommt.
Wir haben ihn erneut angerufen, meine Mutter und ich. Er war herablassend und kurz angebunden. Er wird nicht kommen.
Ich empfinde jetzt ... totale Verachtung für meinen Bruder. Er muss ein sehr geringes Selbstwertgefühl haben. Dieses Verhalten werde ich ihm nicht vergeben können, denn die Worte zum Abschied kann er nicht mehr nachholen. Und er ist schuld, wenn sich unser Vater mit dem letzten klaren Gedanken kränkt. (Sein Erbe, recht beträchtlich, hat er sich aber samt Schenkungssteuer vor 6 Monaten übergeben lassen....) Den Kontakt zu meinem Bruder werde ich beenden, denn so eine Person will ich dann nicht mal mehr sehr sporadisch in meinem Leben.
Es ist einfach nur :33: :33: :33: :33: :33: :33: :33: !