Fremde Todesfälle beschäftigen mich sehr

  • Guten Tag.


    Ehrlich gesagt, weiss ich nicht so genau, womit und wie ich am besten anfangen soll...Ich bin neu hier, habe mich aufgrund eines alten Beitrags von Coeur "Ich weiss nicht mehr weiter...", angemeldet. In besagtem Beitrag trauert(e) die Erstellerin des Themas um ihren (französischen) Lieblingssänger und Schwarm Grégory Lemarchal, der vor fast genau zehn Jahren mit nur 23 Jahren an einer unheilbaren schweren genetischen Erkrankung (Mukoviszidose) verstorben war. Lange bevor ich auf den Beitrag gestossen bin, war ich ebenfalls ein grosser Fan von Lemarchal, hörte oft seine Lieder und tauchte verträumt in sein Bild ein. Ich habe zwar nie von ihm geträumt, aber sein Tod hat mich wahnsinnig mitgenommen...


    ...So, nun sind wir bei meinem "Problem" angekommen: Denn an der Stelle würden wohl die meisten Fans / Menschen folgendermassen vorgehen, wenn ein beliebter Künstler, am Beispiel von Grégory Lemarchal, an einer Krankheit oder aber durch Suizid oder einen Unfall verstirbt: Schockiert sein, Trauern, Nachdenken, nach vorne schauen, zur Normalität übergehen, fröhlich sein...". Dasselbe gilt auch für Katastrophen wie Mordfälle, Brände und Flugzeugabstürze.
    Bei mir hingegen hat sich schon sehr früh herauskristallisiert, dass ich mir derartige Geschehnisse viel mehr zu Herzen nehme. Ich gehe ins Detail, stelle mir die schlimmsten Horrorszenarien vor dem Tod vor, obwohl es nichts bringt.


    Wenn ich "nur" um den jungen Sänger Grégory Lemarchal so trauern und an dessen Ende (bei Mukoviszidose ist es oftmals Ersticken) denken würde, wäre meine Sorge vielleicht nicht so gross. Aber seit ein paar Jahren beschäftigen mich auch Schicksalsschläge von Privatpersonen über Jahre hinweg. Mi manchen Hinterbliebenen bin ich schriftlich in regem Kontakt. Besonders die Eltern eines bildhübschen und mir sofort vertraut gewesenen 14-jährigen Mädchens, das sich auf grausame Art das Leben genommen hatte, und für deren Familie ich Erinnerungsvideos erstellt habe, freuen sich über meine Anteilnahme. Erst heute Morgen hat die Mama eines meiner Gedenkvideos mit ihren Freunden geteilt. Solche Erlebnisse zeigen mir wiederum, dass ich alles richtig mache.


    Seit dem 24. März 2015 denke ich jeden Tag an die Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen. Wie immer, sind auch da einzelne Todesfälle dabei, die mich besonders bewegen und nicht mehr loslassen. Vor allem eine junge Frau mit demselben Jahrgang wie der meinige geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Auch für sie habe ich Erinnerungsvideos erstellt mit Bildern, welche betont bereits vorher öffentlich zu sehen waren und auch nach der Flugzeugkatastrophe nicht gelöscht wurden. Ihre Familie wollte der jungen Frau ihren Platz lassen und nichts von dem, was sie einst mit der Welt geteilt hatte, einfach ausradieren. Das berührt mich so sehr. Eines Tages, vor ziemlich genau einem Jahr, hat eine ihrer Tanten eines meiner Erinnerungsvideos für ihre Nichte geteilt und mir eine Freundschaftsanfrage versendet. Natürlich habe ich diese sofort angenommen. Es gibt noch zwei weitere wieder komplett unterschiedliche fremde Todesfälle, die mich auf ähnliche Weise mit den Angehörigen / mit den Eltern in Kontakt gebracht haben.


    Vielleicht lösen meine Gedenkvideos gerade deshalb etwas bei den Hinterbliebenen aus, weil meine Empfindungen über die Schmerzgrenze hinausgehen. Einerseits brauche ich diese Abgründe, die Beschäftigung mit schweren fremden Schicksalen und mit der Erinnerung an den mir unbekannten Verstorbenen, um leben zu können. Andererseits macht es mich natürlich fertig, wenn ich mir die lachenden Bilder anschaue, jede Mimik und Gestik studiere - und mir immer wieder vorzustellen versuche, was in diesem Menschen vorgegangen sein muss in seinen letzten Minuten und Sekunden, wie er/sie den Tod erreicht hat und wo die Seele hingegangen sein möge. Insbesondere der Fall der jungen Frau, die beim Germanwings-Flugzeugabsturz mit 149 weiteren Menschen, darunter zwei Freunde von ihr, unaufhaltsam gegen eine Felswand geschmettert wurde, lässt mich noch immer heulend zusammensacken. Ihre Art zu schreiben, ihre Art zu tanzen, zu lachen, zu grinsen, wie wunderschön sie einfach war, diese Mundwinkel, dieser Blick...und wie liebevoll sie von ihrer ganzen Familie und ihren Freunden (bei Facebook) angesprochen und später noch beschrieben wurde, macht mich sprachlos...Sie wurde wirklich geliebt, ich habe es gesehen. ABER ich habe SIE NCHT gesehen...Manchmal komme ich kaum klar damit, obwohl es absolut absurd ist. So gerne würde ich einfach mit ihr reden und sie fragen, was sie zuletzt noch gesehen, gehört und gespürt hat, wohin sie dann gegangen ist...Es fällt mir unsagbar schwer, von diesen Horrorgedanken loszukommen...


    Ähnliche Gedanken mache ich mir auch bei Suizid-Fällen. Bei Unfällen merkwürdigerweise weniger. Warum, kann ich nicht erklären. Es sind vor allem schwere Krankheiten, Flugzeugabstürze und Suizide von faszinierenden Persönlichkeiten, die mich beschäftigen. Die Faszination für einen Menschen stelle ich auf Bildern für mich fest. Nicht jeder, der ein aussergewöhnliches Schicksal hat, berührt mich...Manche Gesichter bleiben in meinem Kopf, und dann werde ich sie nicht mehr los. Im Gegenteil: Sie gehören von da an zu meinem Leben dazu, obwohl ich diesen Gesichtern nie begegnet bin...


    Kennt hier jemand dieses "Phänomen"? Was hat es zu bedeuten? Warum fühle ich mich diesen Menschen und deren Schicksal so nahe? ist jemand selbst betroffen, oder gibt es hier jemanden, der mit solchen Erlebnissen arbeitet und mir vielleicht Tipps geben kann, wie ich meine Emotionen besser kontrollieren kann, damit ich mich nicht allzu sehr in fremden Lebensgeschichten und Schicksalen verliere?


    Über respektvolle und ernstgemeinte Antworten würde ich mich sehr freuen.


    LG Glasherz111

  • Liebe Glasherz <3


    Auch von mir ein <3 liches Willkommen in diesem wundervollen Forum.


    Finde es gut und mutig über Deine Gefühle zu schreiben, weil nicht jeder es verstehen würde. Aber hier in diesem Forum wird nicht gewertet... bewertet.. und hier hat jeder Mitgefühl.... gerade durch die Verluste, die wir alle erlebt haben.


    Ich kann sehr gut nachvollziehen was Du ausdrücken willst und was Du fühlst..


    Den Menschen gehen gewisse Schicksale näher wie andere... es gibt Schicksale die einem mehr und andere die einen wenigen berühren... Es ist manchmal ganz komisch, wie als ob im Inneren was gedrückt wird... angesprochen wird.


    Sah in Deinem Profil, dass Du auch von Romy Schneider schriebst. Ja... ihr Schicksal hat mich auch sehr bewegt.. zumal sie nach dem Verlust Ihres Kindes sehr sehr depressiv war und sich dann das Leben genommen hat. Auch ich habe sie betrachtet und reingefühlt. Zu dieser Zeit war es auch so, dass an sich mitch sehr Schicksale bewegt haben wie hungernde Kinder in Afrika usw. usw. usw.
    Es war mal so intensiv, dass ich einfach nicht mehr Freude an meinem Leben hatte und sehr tiefgründig über Gott und die Welt nachdachte. Wieso das so ist.. Wieso gerade diese Menschen sterben mussten, müssen oder gelitten haben oder an sich leiden.....


    Irgendwann erkannte ich, dass es so nicht weiter gehen kann... konnte nicht mal in die Stadt gehen. Jeden Obdachlosen den ich sah.... schlimm.... wenn ich in die Augen von gewissen Personen schaute... sah ich ihr leid.... und dann war es in mir drinnen.


    Ich konnte mich einfach zu dieser Zeit nicht abschirmen... wahrscheinlich wollte ich mich auch nicht abschirmen sondern intensiv mitfühlen.....reinfühlen.


    Deine Beschäftigung mit diesen Schicksalen ist auch gleichzeitig eine Beschäftigung mit Dir.... deinem Sinn des Lebens... deinem Ich... Deiner Seele.. Deinen Fragen über Gott und die Welt und was danach kommt. Du versucht dahinterzusehen... dahinterzufühlen..... durch andere.


    Schlussendlich ist es so, dass wir auch durch andere uns selber erleben und ich finde es schön, wie Du diese verstorbenne Menschen würdigst... Ja.. in Ehre und Würde.


    Es hat für mich persönlich eine Weile gedauert bis ich akzeptiert habe, dass unser Leben ... das Leben von jemanden sehr kurz sein kann.. manchmal auch unlogisch, leidvoll und sinnlos. Das schlussendlich alles irgendwann vergeht... auch jede Erinnerung von jeder je lebenden Person.


    Es ist schlussendlich ein kurzer Ausdruck hier auf Erden von dieser Seele gewesen. Und wenn diese Seele uns berührt hat, hat sie sehr sehr viel erreicht, weil es uns verändert hat und wir dadurch andere berühren werden.


    Dieses Leben hier auf Erden ist nicht das einzigste Leben oder an sich DAS LEBEN. Wir wissen nicht was wirklich Leben oder wirklich Tod ist. Vielleicht ist der Tod (sozusagen was danach kommt) das richtige Leben und das hier ein Zwischenebene... der Tod? Will damit nur ausdrücken, dass das Universum... Wir .. Alles ein wunderschönes Mysterium ist und jaaaa es macht Spass und manchmal ist es eine Qual dahinterzusteigen... dahinterzuspüren... Doch dabei darf man nie vergessen auch selber zu leben und sich selber auszudrücken....


    Liebe Umarmungen :24: <3


    Katarina

  • liebe Glasherz. <3
    in den nächsten Tagen dir auf diesen Beitrag intensiv antwortend....
    SCHÖN und WERTVOLL , dass du deine GEFÜHLE beschreibst...
    ALLES Liebe dir für DEIN LEBEN wünschend <3
    deine Claudia Amitola

  • <3 Liebe Glasherz! <3


    Auch hier nochmal, Herzlich Willkommen!
    Habe dir ja schon in deinem Erstbeitrag geantwortet.


    Wie Katarina geschrieben hat ist es sehr wertvoll, dass du das Andenken an bestimmte Menschen, die viel für dich bedeuten, dich berühren obwohl sie keine Freunde oder Angehörige sind, in Ehren hältst.
    Ein grosses DANKE von mir.


    Dein Avatar finde ich sehr ansprechend.
    Freue mich auf weiteren Austausch, <3
    Anna90

  • Zitat


    (bei Mukoviszidose ist es oftmals Ersticken)


    Aber nein.... Bei starker Atemnot stirbt man an Herzversagen, nicht am Erstickungstod. Ich war mit Asthma oft im Spital und früher auf der Kinderstationen lagen oft Mukoviszidosekinder neben mir.


    Die nehmen das besser, als du denkst. Zeit ist subjektiv. Du kannst 75 Jahre verscheißern und 40 Jahre voll durchleben - und jetzt rate, wem sein Leben länger vorgekommen ist.


    Zitat

    Aber seit ein paar Jahren beschäftigen mich auch Schicksalsschläge von Privatpersonen über Jahre hinweg.


    Vielleicht steckt ja Sorge um deinen eigenen Tod oder den deiner Angehörigen dahinter?


    Zitat

    Auch für sie habe ich Erinnerungsvideos erstellt mit Bildern, welche betont bereits vorher öffentlich zu sehen waren und auch nach der Flugzeugkatastrophe nicht gelöscht wurden. Ihre Familie wollte der jungen Frau ihren Platz lassen und nichts von dem, was sie einst mit der Welt geteilt hatte, einfach ausradieren. Das berührt mich so sehr.


    .
    Schätzungsweise 100 Milliarden Menschen haben bisher gelebt. Der Großteil davon ist tot, niemand kennt mehr ihre Namen oder ihre Leistungen. Sicher waren viele gescheite Köpfe dabei, deren Bücher verloren sind.


    Du kannst kein Leben, und sei es dir noch so kostbar, für immer bewahren. Veränderung und Vergessen sind Gewissheit für uns alle.


    Zitat

    Einerseits brauche ich diese Abgründe, die Beschäftigung mit schweren fremden Schicksalen und mit der Erinnerung an den mir unbekannten Verstorbenen, um leben zu können.


    Lenkt dich das vielleicht von eigenen Schicksalsschlägen ab?
    Ich schau immer Dokus über Seuchen, wenn ich verkühlt bin und mich grässlich fühle.


    Zitat

    Was hat es zu bedeuten? Warum fühle ich mich diesen Menschen und deren Schicksal so nahe? ist jemand selbst betroffen, oder gibt es hier jemanden, der mit solchen Erlebnissen arbeitet und mir vielleicht Tipps geben kann, wie ich meine Emotionen besser kontrollieren kann, damit ich mich nicht allzu sehr in fremden Lebensgeschichten und Schicksalen verliere?


    Wir sind keine PsychologInnen. Wir können höchstens Vermutungen anstellen.


    Vielleicht würdest von der Beschäftigung mit der Philosophie des Zen-Buddhismus profitieren. Sie ist zwar für Europäer schwer nachvollziehbar, aber der Kerngedanke, dass das Leben JETZT stattfindet und dass Vergänglichkeit gewiss ist, ist auch für uns verständlich.


    Vielleicht hast du auch im Bereich Trauer anderen Menschen etwas zu geben - dann könntest du beruflich eine entsprechende Richtung einschlagen.

  • Ihr LIEBEN alle hier,was für jeden auch etwas VÖLLIG unterschiedliches bedeutet. <3



    schreibe mehr , für den zwar etwas "harten" Schreibstil von Kelpie ,
    aber für mich völlig gut nachvollziehbaren Gedankengang von Kelpie wo ??????
    weis ich noch nicht... etwas dazu ....


    Ja, jeder GEDANKE jedes gelebte SEIN kreieren wir UNS SELBER....
    lächel ... ist nicht nur im ZEN -Buddhismus so sondern auch im tiebetischen Buddhismus und anderen Strömungen des Buddhismus so


    Wirklich sehr gut finde ich den Satz
    [quote]Vielleicht hast du im Bereich Trauer anderen Menschen etwas zu geben - dann könntest du beruflich eine entsprechende Richtung einschlagen./quote]


    Für jeden das für sich selber gefundene BESTE euch wünschend
    eure Claudia Amitola


    die :rolleyes: jetzt vielleicht das wichtigste doch hier geschrieben hat....

  • ganz "klar" .... man kann es letztendlich nur als BEOBACHTER beurteilen... und jedes Krankheitsbild eines schwer erkrankten MENSCHEN wir unterschiedlich von ihm "verarbeitet" ...


    aber ...


    liebe Indian Summer <3 :24: <3
    auch ich habe über Jahrzehnte in Krankenhäusern mit Kindern " gearbeitet" die wussten, das sie sterben würden, oder es zumindest geahnt haben....


    wie schon häufiger hier geschrieben....
    Kinder sind ANDERS....FÜHLEN ANDERS....
    und Kelpie war ja durch ihr Asthma auch in dieser Situation....


    Man könnte es ja so beschrieben
    KINDER SIND
    NÄHER AN IHREM SEELISCHEN ...GEISTIGEN SEIN....


    das habe ich durchaus auch bemerkt ....
    und wie du weist habe ich da so "Antennen" dafür....


    einen , nicht sarkastisch gemeint....
    guten Abend dir wünschend mit deiner Lady <3 :24: <3
    deine Claudia Amitola

  • Ich finde... dass an sich, jeder/jede eh alles anders unterschiedlich empfindet in seiner Krankheit oder plötzlichen Gehen oder als Kind oder Heranswachsender oder Erwachsener. Und auch da ist es von Kind zu Kind wie zu Erwachsener zu Erwachsener usw. usw. verschieden. Wirklich wissen wie es sich anfüllt für andere können wir nicht, weil auch wir ein anderes Empfinden haben auch wenn wir das Gleiche hätten.


    :24: <3

  • liebe Glasherz, <3
    JETZT noch einmal auf deinen Beitrag aus spiritueller und auch astrologischer Sicht her gesehen.... eingehend
    Das bin ich "auch"....


    Es EHRT dich, dass du dich schon lange mit dem TOD , der ja in unser aller Leben einfach IST... tief aus-ein-ander-setzt.....


    Das zeigt mir, aber das ist eben halt nur meine Meinung , dass du keine Scheu hast, dich mit der Endlichkeit des Lebens auseinander zu setzen....
    SEHR GUT.....
    Gehe diesen Weg weiter , weil er dir durchaus HELFEN kann, DICH in immer tiefere Facetten des SEINS ... des LEBENS ... zu bringen....


    Du schreibst... du bist 22 jahre alt... Von der astrologischen Sichtweise heraus machen wir alle 7 Jahre einen "Sprung" in neue Entwicklungsstufen... orientieren uns häufig im LEBEN neu....


    Ich glaube , dass du deswegen hier auch geschrieben hast.... und ja , zwar anders formuliert....


    du könntest durch deine Empathie durchaus einen helfenden Beruf für viele Menschen , wo die Möglichkeit des früheren Gehens von dieser Erde vielleicht gegeben ist ....
    etwas für sie BEREICHERNDES ... geben... und somit auch DIR...


    was leider auch Fakt ist, bitte verstehe mich nicht falsch....
    durch dein Alter KÖNNTE ....KÖNNTE ... es etwas zuviel sein...
    dich "auslaugen" ... ich traurig in dem Sinne machen, dass du für DICH ...KEIN SCHÖNES LEBENSGEFÜHL mehr hast....


    Es ist wohl im Moment MEIN THEMA ,
    gerade durch den Tod der Schwester meines Lebensgefährten und IHREM LEBEN...
    das viele FRAUEN sich aufopfern... was NICHT Sinn des Lebens ist....


    und BITTE , betrachte es einmal " so ganz genau"...


    du hast dich GLASHERZ genannt...
    ALLE selbst gegebenen Namen , auch meiner , haben eine TIEFE BEDEUTUNG
    Glas zieht sich bei Kälte zusammen ...
    bei Wärme weitet es sich...
    und ist IMMER zerbrechlich...


    Das ist KEINE KRITIK, sondern von mir ein an dich gegebener RAT... NICHT RATSCHLAG.... einfach mal in dich "hinein zu horchen" warum du dir diesen Namen gegeben hast?


    Bleibe hier und TAUSCHE deine Gedanken und GEFÜHLE mit UNS AUS....
    Du bist ein wertvoller Mensch , der nicht "abgestumpft" durch vielerlei Einflüsse durch dieses Leben geht
    schön wäre es , wen mindestens die Hälfte der Erdbevölkerung so wäre .... :rolleyes:
    In den östlichen Religionen oder philosophien ist dein dich auseinander setzten mit dem Tod ein guter Weg zu sich SELBST...
    Ich wünsche dir die Kraft und die FREUDE des LEBENS dazu....
    GEWRNE , wieder etwas "unter " dir schreibend .
    deine Claudia Amitola

  • lieber Indian summer , <3
    nein,
    ein BEOBACHTER darf NICHT urteilen ...
    Kein Mensch darf einen anderen BEURTEILEN , auch nicht mit " likes" hier beurteilen...
    Was wir ALLE aber mehr oder weniger machen ....
    Wir alle sind Beobachter und urteilen ...


    Ich...Du .. wir ALLE....


    weil wir alle NICHT erleuchtet , BEYOUND sind....


    und ja, ich weiss, dass das ein junger Mann war...
    und ja....
    auch ich habe mich in meiner Krebserkrankung "zusammen gerissen" was ja gar nicht geht...
    wenn meine Familie an meinem Krankenbett stand....


    Ich sehe bis heute , seltsamerweise, fast NIE KRANK aus, auch wenn ich es real in verschiedenen Bereichen bin....
    Auch vielleicht, um mich liebende Menschen "nicht all zusehr " zu beunruhigen... Ich schliesse NICHTS aus....


    LIFE is a MIRACLE


    fühle dich hoffentlich in meinen tiefsten Gefühlen
    sehr authentisch liebevoll umarmt <3 :24: <3
    deine Claudia Amitola

  • so, und jetzt muss ich wahrhaftig Holz auflegen , das Thermenstufe etwas höher für die Heizung stellen ... seeeehr kalt wird es heute Nacht...
    und ...
    GANZ wichtig
    Meine Abendtabletten einnehmen


    und dann mal so für eine Stunde über mich und mein Leben
    VERSUCHEN tief zu meditieren.... ^^


    OM TARE TUTTARE TURE SOHA

  • Ihr Lieben


    Herzlichen Dank für eure Willkommensgrüsse, euer Engagement und eure Formulierungen der verschiedenen Sichtweisen! Jede davon hat meiner Ansicht nach etwas Wahres.


    Liebe Katarina (3Schwestern)
    Deine tiefgründige Antwort hat mich tief berührt, dein starkes Mitgefühl, beispielsweise für verarmte Menschen, sehr beeindruckt. Danke für deine vielen verständnisvollen und Angst nehmenden Worte!


    Liebe Claudia Amitola
    Vielen herzlichen Dank für dein starkes Engagement, die Nostalgie, Sentimentalität, Melancholie und alles Unerklärliche und Zwischenweltliche aufleben zu lassen, es nicht verloren gehen zu lassen! Deine Deutung meines selbst gegebenen Namens hat mich wahnsinnig berührt. Du hast das so schön beschrieben!


    Liebe Anna90
    Lieben Dank für deinen herzlichen Willkommensgruss und dein Lob für meine Art, an Menschen zu erinnern. Auch ich würde mich über einen weiteren Austausch freuen.

    Kelpie75
    Ich danke dir für deine absolut realistische Einschätzung und das Klarstellen von gewissen harten Tatsachen. Natürlich werden wir alle eines Tages nicht nur Vergangenheit sein, sondern auch in Vergessenheit geraten. Mir bedeutet es einfach viel, dass ich persönlich an Menschen erinnere, von deren Lebenszeit ich noch erfahren und lernen durfte. Trotz allem ist es manchmal wichtig, von Menschen wie dir abgehärtet zu werden, wenn ich das so ausdrücken darf. Nur die Sache mit der Beurteilen, ob Mukoviszidose-Patienten ihre Krankheit besser hinnehmen, als ich denke, geht mir persönlich zu weit. Und laut Oberärztin einer Berliner Einrichtung ersticken leider Gottes auch einige Betroffene.


    Der besagte junge Mann und Sänger Grégory Lemarchal mit Mukoviszidose, von dem ich erzählt habe, wird sicherlich ein Mensch voller Leidenschaften gewesen sein, aber selbst er war einmal vor laufender Kamera in Tränen ausgebrochen, als er seinen eigenen Auftritt im Nachhinein im TV angeschaut/angehört hatte und sich den Tiefen des Songtextes "Warum lebe ich? Warum sterbe ich? Warum lache ich? Warum weine ich?" so richtig bewusst geworden war...Das war zweieinhalb Jahre vor seinem Tod. Was ich damit sagen möchte: Bei aller Stärke und Belastbarkeit: Nicht alle kommen gleich gut damit zurecht. Und selbst die Optimisten und Realisten, so wie Grégory Lemarchal es war, die vor Energie strotzen und es scheinbar mit jeder Situation aufnehmen könn(t)en, haben offenbar Augenblicke, in denen sie womöglich doch nicht alles so leicht wegstecken, wie vielleicht gestern noch. Das ist nur mein Eindruck. Beurteilen können Aussenstehende das allerdings nicht.
    Aber Grégorys Tränen haben mich nicht mehr losgelassen. Die gleichaltrigen gesunden Gesangskollegen haben ihn umarmt, versucht ihn zu trösten, aber irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob er sich wirklich verstanden gefühlt hat...Niemand weiss es. Nur er wusste/weiss, wie geborgen oder einsam er sich gefühlt hat in dieser Situation mit seinen 21 Jahren...Das macht mir Angst, obwohl man ihn weder vorher noch nachher je wieder so melancholisch erlebt hat in der Öffentlichkeit...Ansonsten hat Grégory IMMER gelacht, gute Laune verbreitet und nur bei seinem Gewinn geweint...Doch mit diesem einen Gefühlsausbruch hat er auch eine andere intime, verletzliche Seite von sich gezeigt nach einem bis dato lebenslangen Kampf für ein normales Leben, welches all die anderen um ihn herum umsonst hatten...Er lebt seit bald 10 Jahren nicht mehr, und eigentlich könnte ich dieses Thema abhaken. Doch ich will das gar nicht. Nur einen Weg finden, besser damit zurechtzukommen...Heute Abend im französischen TV, um 20:55 bei TF1, läuft eine Sendung über Grégory Lemarchal (10 Jahre danach) und die hervorgegangene Stiftung für Mukoviszidoe-Betroffene, die seine Familie ins Leben berufen hat. Das zeigt, dass auch andere Menschen an seinem Schicksal hängengeblieben sind.


    Liebe Monika (indian summer)
    Vielen Dank für deine offene, ehrliche, gerechte und schützende Art, für dein Verständnis.



    Bitte seid nicht enttäuscht, dass ich heute so wenig geschrieben habe. Es ist schwer, gleich in der ersten Nachricht auf alle Anregungen einzeln einzugehen. Ich werde das aber nachholen...
    Ich bin so froh, dass ihr so auf mich eingeht...


    Ganz liebe Grüsse,
    Glasherz111

  • Hallo ihr Lieben <3


    Eigentlich wollte ich heute nacht nicht schreiben, aber ich tue es nun doch, denn ich möchte einige der hier geschriebenen Gedankengegänge nicht unkommentiert so stehen lassen. z.B.
    Zitat Kelpie:"Die nehmen das besser, als du denkst."
    Liebe Kelpie, ich empfinde diese Aussage - so wie sie hier formuliert wurde - als sehr überheblich und vermessen - sehr verallgemeinernd ( das ist jetzt mein Gefühl )
    Wer will/darf als Außenstehender, als ein nicht Betroffenener beurteilen, wie sich solche Patienten fühlen.? Mukoviszidose ist eine sehr, sehr, sehr schwere Erkrankung. Es ist jahrelanges Leid. - mit dem Versuch, - dennoch das Beste aus dem bisschen Leben, das einem bleibt, zu machen. Und das ist verdammt schwer.! Mit einem gebrochenen Arm/Bein, mit einer starker Bronchitis ( hier kann jetzt jede beliebige, heilbare Erkrankung eingesetzt werden ), muss man sehen, wie man mit dem täglichen Leben klarkommt,und das i.d.R. allerdings nur für eine begrenzte Zeit. Doch bei M. ist dieses "klarkommen müssen" dauerhaft - bei kontinuierlich nachlassenden Körperkräften - mit vielen zusätzlichen, sich aus der Krankheit ergebenden anderen Erkrankungen. und mit dem Wissen, dass man in jungen Jahren daran sterben wird, ohne Aussicht auf Heilung.! ( zumindest bis jetzt) .Tag für Tag die ständige Angst im Nacken und die Frage :wie geht es weiter?. Mit äußerst quälenden Hustenattacken, mit teilweise stundenlang dauernden täglichen Therapien, quälenden Nebenwirkungen usw.
    Das ist sicherlich sehr belastend .Das ist sicher nicht einfach, nicht spaßig. Das steckt man nicht so leicht weg...Keiner!
    Niemandem nehme ich ab, dass man so locker damit leben kann. Ganz ehrlich, wer an einer unheilbaren Krankheit leidet, der hat Angst. Alles andere wäre nicht normal. Wer das Gegenteil behauptet lügt, oder verdrängt oder will einfach nur seine Lieben schützen. Es gibt Zeiten in denen man da ganz schön verzweifelt ist.
    Was bitte schön ist an Angst, was an Verzweiflung leicht zu ertragen, leicht wegzustecken?.
    Woher nimmst du das Wissen, wie diese Menschen fühlen? Hast du selbst M.?
    OK, du leidest an Asthma - das ist auch sehr schlimm - aber das ist nicht Mukoviszidose. Bei Asthma. bekommt man während eines Anfalls keine Luft,oder zwischendurch. Bei M. ist dieser Zustand eher ständig, eben auf Dauer ( zumindest in der Endphase ).Das ist ein gewaltiger Unterschied - glaube mir.
    Dieser elendige, fest klebrige Schleim, die GROSSE Menge an Schleim ....Man hustet nahezu den ganzen Tag , kämpft Stunde um Stunde mit dem Atmen. Jeder Atemzug ist eine Qual. "Normale" Menschen denken nicht ans Atmen, brauchen es nicht , denn es funktioniert bei ihnen völlig automatisch. Bei M. ist es anders. Mukoviszidose verlangt dem Patienten UND seiner Familie enorm viel ab. U.a. tgl. massenweis Tabletten schlucken müssen, oft wochenlange (manchmal monatelange) Krankenhausaufenthalte, haufenweise Antibiotikainfusionen, auf so vieles im Leben verzichten müssen, tgl. stundenlang dauernde Therapien, und und und. Das soll einfach sein (" die nehmen das besser, als ....")?
    Ich glaube, ich kann mich ein wenig in einen M.patienten hineinversetzen denn ich habe einen angeborenen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (dieser Mangel an körpereigenem Ei-
    weiß führt dazu, dass die Schutzmechanismen der Lunge gegen Schadstoffe nicht in ausreichendem Maße funktionieren und sich u.a. chronische Lungenerkrankungen entwickeln.)
    In meinem Fall ergab sich im Laufe der Jahre eine COPD Gold IV mit schwerstem Emphysem. ( habe NIE im Leben geraucht ) Ich brauche jetzt 24 Std Sauerstoff, 2,5 + 4 l, letzter FEV1 ( Lugenfunktionswert) 28%. Das ist zwar auch keine Mukoviszidose, die Auswirkungen auf die Atmung sind jedoch fast identisch, die Ängste, die Erstickungsanfälle sicher ähnlich... Das ist kein Zuckerschlecken - glaub es mir.
    Ich jedenfalls kann das nicht leicht nehmen. Es nicht besser nehmen, als andere denken

    Zitat Kelpie: "Zeit ist subjektiv. Du kannst 75 Jahre verscheißern und 40 Jahre voll durchleben - und jetzt rate, wem sein Leben länger vorgekommen ist."
    stimmt - Zeit ist subjektiv - nur - kann man bei M. von 40 Jahren voll durchleben - im positiven Sinn - sprechen?. Sicher, man lebt möglicherweise (sogar wahrscheinlich ) intensiver als andere und anders, aber eben auch qualvoller. Das Leben der Betroffenen ist in hohem Maße einschränkt. Möchtest du tauschen? Ist doch sooo begehrenswert....bin jetzt auch mal zynisch, so wie du es manchmal bist


    Zitat Amitola: "auch ich habe über Jahrzehnte in Krankenhäusern mit Kindern " gearbeitet" die wussten, das sie sterben würden, oder es zumindest geahnt haben....
    wie schon häufiger hier geschrieben....
    Kinder sind ANDERS....FÜHLEN ANDERS...".

    Ja, liebe Amitola ,ich denke auch, dass Kinder anders mit dem Thema Tod und Sterben umgehen als wir Erwachsene. Sie akzeptieren möglicherweise eher , dass sie sterben werden, finden eher ihren Frieden . Aber dennoch leiden sie. denn bis man sterben darf, geht man schon durch eine harte Schule, durch viel Leid. Der letzte Weg dorthin, kann sehr lang und beschwerlich sein...


    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier vieles kleingeredet wurde . Und das wirkt auf mich - und ich spreche jetzt nur von mir - wie ein Schlag ins Gesicht. Es macht mich ärgerlich.


    Wahrscheinlich habe ich jetzt wirr geschrieben. Ihr wisst ja, zur Zeit kann ich mich schwer schriftlich ausdrücken,Es fehlen mir die richigen Worte. Ich habe das Gefühl, als hätte ich nur Matsch im Hirn. Ich hoffe, es kam trotzdem so halbwegs rüber, was ich sagen will.


    Kennt ihr den Spruch:
    Bevor Du urteilen willst über mich oder mein Leben, ziehe meine Schuhe an und laufe meinen Weg, durchlaufe die Straßen, Berge und Täler ,fühle die Trauer, erlebe den Schmerz und die Freude


    In diesem Sinn


    ganz liebe Grüße
    rabelein :24:

  • Liebe weise würdevolle Rabenfrau <3


    Danke Dir für die Klarstellung...der brutalen Realität ........der Atem (Lebensodem).. das Atmen ist soooo wertvoll........ :24: <3 :24: <3


    Ich kann mir nicht vorstellen und nicht nachfühlen was Du durchmachst.... und es tut mir leid, wenn ich Dich verärgert habe.. Bitte verzeih. :24: <3

  • Liebe Monika (Indian summer)
    Bitte verzeih, dass ich mich im letzten Satz unpassend ausgedrückt habe. Mit "alle anderen um ihn herum" habe ich die Gesangsgruppe gemeint, welche versucht hat Grégory zu trösten.
    Und was du da erzählst, ist heftig...Mehr fällt mir dazu nicht ein...


    Andächtige Grüsse,
    Glasherz111

  • rabelein <3


    Deine Zeilen, dein Bericht aus der Sicht eines betroffenen Menschen, hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Ich bin bestürzt und zugleich sehr froh darüber, solch schonungslos ehrliche Worte gelesen zu haben. Denn gerade im Fall Grégory Lemarchal, der ja Sänger war mit Mukoviszidose, kriegt man als Zuschauer/Zuhörer natürlich immer nur die geschönte Version mit. Man hat zwar von seinem Kampf gehört und gelesen, aber wenn jemand wie Lemarchal gut gekleidet und lächelnd auf sämtlichen Titelbildern der Presse erstrahlt und stark auf der Bühne performt, fällt es einem schwer, sich dessen Leid im Hintergrund vorzustellen und dessen Schicksal richtig einzuschätzen. Dabei steht dahinter eine überragende menschliche Leistung, auch Seitens der Familie und PartnerIn, welche Gesunde und Aussenstehende wie ich (Holz anfassen) nicht wirklich nachvollziehen können...Vielleicht habe ich gerade deshalb diesen Thread überhaupt gestartet. Ich setze mich mit den Details auseinander, möchte dabei aber niemanden zu nahe treten. Mich bewegt und beschäftigt im Alltag genau das, was du hier so offen erzählt hast, wofür ich dich wahnsinnig bewundere! Was ich dir Gutes wünsche, ist in Worte nicht zu fassen! :24:


    Eine Umarmung aus der Ferne,
    Glasherz111

  • Liebe Anwesende, ich finde diese Diskussion sehr vielschichtig und interessant, und erlaube mir daher ebenfalls mich einzubringen.


    Zufällig habe ich mich kürzlich wieder beim Aufräumen einem kleinen Büchlein aus meiner Mittelschulzeit zugewandt, von Seneca "de brevitate vitae". Ich bin nicht so gut in Latein, glücklicherweise habe ich auch die Übersetzung gefunden :)


    Ich erlaube mir hier einmal den Text einzustellen, entscheidend ist für mich die Kernausage zum Schluss....und hier auch meine Überlegung, - und ich will vorausschicken dass ich mich nicht getraue und auch keinen Sinn darin sehe die Situation eines Menschen persönlich zu bewerten oder beurteilen und schon gar nicht - sie zu bagatellisieren.


    Für mich persönlich ist die Überlegung, dass eine Krankheit durch die Kraft unseres Geistes, unserer Kreativität, unseres Intellekts neu gedeutet , eine andere Priorität erhalten kann, eine ganz entscheidende - und ich spreche hier keinem Leidenden sein Leid ab. Aber ist man gezwungenermaßen Opfer seiner Krankheit? Was heißt es wenn man von einer Krankheit betroffen ist und nur als Opfer dieser Krankheit gesehen wird? Wird man zu dieser Krankheit, so wie es oft in Krankenhäusern passiert, wo der Mensch seinen Namen verliert und manchmal nur mehr "das Knie", die Leber., die Lunge... etc ist? Interessante und entscheidende Fragen wie ich meine, auch bezugnehmend auf die Autonomie jedes Einzelnen (und die einem ja im institutionellen und krankheitsbedingten Kontext schnell geraubt wird ..)


    Es ist eine interessante Frage wie ich finde, inwiefern seine Krankheit den Künstler Grégory Lemarchal in seiner Kreativität beeinflusst hat, und ich meine hier - hat sie ihn herausgefordert? War es ihm ein Anliegen zu zeigen dass er durch seine Willenskraft, seine Kunst die Krankheit überwindet, ihr die Stirn bietet, dass nicht "die Krankheit ihn ausmacht"? Wollte er anderen Mut machen und hat er es geschafft anderen Mut zu machen? Hat er nicht selbst sehr viel an Mut gebraucht, um seine so schmerzlich gefühlten Grenzen herausufordern, zu überwinden - sich so ins Leben zu stürzen um dann das zu schaffen, was das Ziel vieler Künstler ist: andere zu berühren, zu inspirieren?


    Ich habe versucht Interviews mit ihm zu finden, leider verstehe ich kein Französisch. In einer - holprigen - Quelle http://de.peopleandcountries.com/thread-11763-1-1.html
    habe ich gelesen dass seine Eltern sich bemüht haben ihm trotz Schmerzen und vieler Krankenhausaufenthalte ihm ein normales Leben zu ermöglichen."Er liebte es, Sport zu treiben - Fußball und Basketball spielen.. im Jahr 1995 gewann er den Französischen Titel in akrobatischem Rock and Roll. Das Schicksal wollte es, dass im Juli 1998 Gregory Lemarchal seine neue Berufung findet. Er behauptete, mit seinem Vater, mit dem franz. Team die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Aber er verlor. Gemäß den Bedingungen des Streits hatte er Karaoke zu singen. Jeder, der anwesend war war von seiner Stimme beeindruckt. Sein Talent war offensichtlich. Dann nahm er Unterricht, Teilnahme an verschiedenen Wettbewerben und Fernsehsendungen folgten. Und im Sommer 2004 die Kandidatur im Star Academy-Projekt (Französisch analog um. "Amici" -Programm). Ende Dezember wurde Gregor der Sieger. Es stimmten für ihn 80% des Publikums.


    Nein, nicht jeder "muss" es schaffen, eine Krankheit so verarbeiten, oder das Leben im Allgemeinen. Ich will hier nicht der Krankheit oder dem Leiden krampfhaft einen Sinn andichten oder den schmerzlichen Preis den man zahlt, bedeutungslos nennen.
    Gregory war bestimmt eine sehr außergewöhnlicher, kraftvoller, kreativer, ehrgeiziger junger Mann und hatte viele Menschen die ihn liebevoll unterstützt haben. Und ja, "hinter den Kulissen" gab es sicherlich viel an täglichem Leid und Hindernissen. Bestimmt hat auch Gregory mit seinem Schicksal gehadert, aber eben wie die Helden der Antike hat er Kairos, den Gott des genützten Augenblicks, an seinem Haar gepackt, und hat seine Zeit genutzt.
    Sollen wir uns fragen ob er das ohne seine Erkrankung auch getan hätte? Eine müßige Frage wie ich meine. Er hatte die CF, und er hat mit ihr gelebt, er war sich der Endlichkeit seines Lebens sicherlich sehr bewusst.


    Ich habe es bei meiner Mutter und auch schon andernorts erlebt: man lebt doch so selbstverständlich und plötzlich, wenn einem eine Diagnose dann den Boden unter den Füßen weg zieht, sich ins Leben legt und drängt, - so wie es Seneca schreibt - und einem so schmerzlich Grenzen zeigt, dann erst weiß man dass Gesundheit, die wir uns ja immer zu Neujahr wünschen, nichts selbstverständliches ist. Was für eine Gnade es ist, zu denken man hat noch Zeit oder davon ausgehen zu können.
    Meine Großmutter hatte diesen seltsamen Spruch "Kampf ist Leben". Sie hatte viel erlebt, zwei Weltkriege, eine Flucht. Bis zu einem gewissen Punkt wird etwas, um das man kämpft, in seiner Bedeutung bewusst und speziell wenn es das eigene Leben ist.
    Erlaubt also zu fühlen, wie die Klinge des Damoklesschwertes den Scheitel berührt (so hab ichs scherzend genannt) eine andere Sicht, eine ganz besondere Ebene und Tiefe der Erfahrung des Lebens?


    Noch einmal: ich will einer Krankheit nicht krampfhaft einen Sinn andichten, und auch nicht dem Leiden. Aber ich wehre mich dagegen, dass eine Krankheit oder das Schicksal die Macht hat, uns allen Sinn zu rauben, zu nehmen. Und so habe ich Kelpies Aussage für mich gelesen: ohne natürlich eine Aussage über einen einzelnen, persönlich betroffenen, an CF, an einer anderen Krankheit oder vom Schicksal gebeutelten Menschen treffen zu können.


    Den hier verehrten Künstler Grégory Lemarchal sehe ich als Menschen der aufgrund seiner ausgeprägten Kreativität, seiner Begabung und seines Lebenswillens gelungen ist, seine Zeit in Form von Lebenszeit, bezugnehmend auf Seneca, maximal zu nützen.
    Er hatte viel an Leben in seiner Zeit.


    Wir sind doch alle hier weil wir uns fragen wie man den Tod, und das Leid überwinden kann - oder, wenn nicht anders wie man damit leben kann ohne daran kaputt zu gehen. Ja, ich meine es geht nicht darum außergewöhnliches vollbringen zu müssen, aber zu fühlen, dass das Leben außergewöhnlich ist, dass man selbst nicht bedeutungslos ist, dass man zu jedem Zeitpunkt die Chance hat das Geschenk des Lebens zu nützen und anzunehmen, egal wie grauenvoll die Lage auch ist und scheint, hat für mich etwas unglaublich Hoffnungsvolles und Herausforderndes. Und dahingehend ist Gregory Lemarchal bestimmt eine ganz herausragende Inspiration.
    Wie schön, dass er gelebt und so beschenkt hat.



    ************


    Seneca, De brevitate vitae 1,2 - 2,3Nütze deine Zeit!
    (Originaltext aufgrund der Überlänge wieder weg gelassen, leider...)
    Nicht wenig Zeit haben wir, aber viel vergeuden wir. Unser Leben ist lang genug und zur Vollendung der größten Taten reichlich bemessen, wenn es im ganzen gut verwendet würde. Aber sobald das Leben in Genusssucht und Nachlässigkeit zerrinnt, sobald es für keinen guten Zweck eingesetzt wird, merken wir erst unter dem Zwang des Todes, dass es vergangen ist, obwohl wir nicht bemerkten, dass es vergeht.So ist es: Wir erhalten kein kurzes Leben, sondern machen es dazu, wir haben keinen Mangel daran, sonder gehen nur verschwenderisch damit um. Sowie große und königliche Schätze, sobald sie an einen schlechten Herrn geraten sind, augenblicklich vergeudet werden, aber bescheidene, wenn sie einem guten Hüter übergeben worden sind, bei ihrem Gebrauch anwachsen: So dauert auch unser Leben lange für einen, der es gut einteilt.Warum klagen wir über die Schöpfung? Jene hat sich großzügig gezeigt: Das Leben ist lang, wenn man es zu nützen versteht. Aber einen hält unersättliche Habsucht gefangen, einen anderen in unnötigen Arbeiten geschäftige Emsigkeit; der eine ist vom Wein betrunken, ein anderer von Trägheit gelähmt; den einen erschöpft ein immer von fremdem Urteil abhängiger Ehrgeiz, den anderen führt die gefährliche Leidenschaft Handel zu treiben rings um alle Länder und Meere in der Hoffnung auf Gewinn; einige quält die Leidenschaft für den Kriegsdienst, immer entweder darauf bedacht, Fremden Gefahren zu bereiten oder besorgt um die eigenen. Es gibt auch Menschen, die undankbare Ergebenheit gegenüber Vorgesetzten in freiwilliger Sklaverei verzehrt. Die meisten, die kein bestimmtes Ziel verfolgen, hat unsteter, unbeständiger und unbefriedigter Leichtsinn durch neue Pläne getrieben; manchen gefällt nichts, wohin sie ihr Streben richten, sondern matt und teilnahmslos überrascht sie der Tod, so sehr, dass ich keine Bedenken trage, dass das wahr ist, was beim größten aller Dichter in der Art eines Orakels gesagt worden ist: "Es ist nur ein winziger Teil unseres Lebens, in dem wir leben." Die ganze übrige Zeit allerdings ist nicht Leben, sondern Zeit.

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Nebelfrau <3


    Ich kann gar nicht genug Danke sagen für diese starken Zeilen! Und mir fehlen die Worte...
    Auch die schönen Worte zu Grégory Lemarchal haben mich natürlich sehr gefreut. Niemand weiss, ob er ohne diese Krankheit so zielstrebig gewesen und so inspirierend geworden wäre...Es war so wie es war. Es ist so wie es ist...Jedenfalls hat er mehr als alles geben! Sein Leben muss für uns kein erstrebenswertes Vorbild sein, aber es kann! Im Leben solch kraftvoller Menschen verlaufen sicherlich viele verschiedene Faktoren ineinander...Starke Persönlichkeiten zeichnen sich aus durch überragende menschliche Leistungen, abgesehen von Talent und Glück! Und Grégory hat uns das vorgemacht....Schön, dass dies so vielen Menschen auffällt... <3


    Auch habe ich eine wahnsinnig grosse Ehrfurcht vor anderen, auch gesunden, Menschen, die in ihrem Leben viel durchgemacht haben, wo wir bei unseren kämpferischen Vorfahren angekommen wären....Oder bei meiner Lieblingsschauspielerin Romy Schneider....Manche Menschen faszinieren mich mit ihrer unerklärlichen Fähigkeit, mit den gegebenen Möglichkeiten das Maximale aus ihrem Leben herauszuholen und uns "Geschenke" von unschätzbarem Wert dazulassen. Eine kraftvolle Botschaft in irgendeiner Form, ohne Befehl und Zwang...Wahrscheinlich grübeln einige dieser Menschen gar nicht so sehr über ihre Reflektion, über ihr Bewirken nach. Zumindest nicht ständig. Sie tun es einfach... <3


    Herzlichen Dank nochmal für den Energie-geladenen Beitrag, liebe Nebelfrau.... <3