Gedanken zur Sinnlosigkeit des Trauerkults

  • Ich stell jetzt mal meine Gedanken in den Raum, vielleicht tickt ja wer so ähnlich:


    Vorweg - es geht mir jeden Tag besser.
    Der Papa ist tot, die ersten paar Tage waren schlimm.
    Nach drei Wochen ginge es mir eigentlich gut wie lange nicht mehr, ich könnte vor Glück tanzen und ich brauche das Sertralin nicht mehr.


    Papi, ich dank dir so sehr! Und wenns dich noch irgendwie gibt, dann bitte komm doch und "schau" mir über die Schulter beim Gespräch mit dem Baumeister, dem Hafner usw.
    Ich hab in den letzten 10 Tagen ein Dutzend neue Leute getroffen, die sicher noch in mein Leben wachsen!
    Freunde und Kollegen beteiligen sich am Projekt.
    Es ist soooooo nett., und dauernd denke ich mit FREUDEN: Das kommt vom Papi. Das hat er mir beigebracht. Der Papi hätte sicher so oder so entschieden. Es ist, als wäre er ein Teil von mir, ein durchaus lebendiger Teil.


    Und dazwischen betreibt die Bestattung auf meinem Handy Telefonterror. Blumen, Musik, Qua qua, bla bla....
    Meine Mutter will mir erzählen, wer wann welche Kondolenzkarte geschrieben hat.
    Irgendwelche Leute wünschen "Mein Beileid", immer schön formell bleiben.
    Und ich denk mir: Ey Alta, was geht denn mit dir ab? Muss du jetzt davon reden? Drei Wochen sind vergangen, ich bin nicht in Rente, mein Leben geht weiter.
    Wo warst du, als er ein Jahr gelitten hat? Warst du da bei ihm? Nein? Was willst dann jetzt? Bei einer Trauerfeier deine selbstdefinierte Sozialkompetenz raushängen lassen?
    Warum muss ich das ständig wieder hochkochen lassen, was soll das bringen - außer Ekel und Schmerz?


    Das ganze Trauertheater NERVT.
    Es STÖRT MICH bei der Trauerarbeit.


    Ich weiß von früheren Verlusten, dass es nur einen Weg gibt, die ungesunde Trauersituation hinter sich zu lassen. (Ja, ungesund! Geht bekanntlich mit einem erhöhten Risiko einher, selbst zu erkranken oder zu verunfallen.)
    ->Raschestes Rausbewegen aus der belastenden Situation.
    ->Kein Anbeten toter Reste, sondern zügiger Wiedereintritt ins Leben.
    ->Schluss mit dem Thema Tod&Krankheit, den Menschen lebendig ins Herz nehmen und dort behalten!
    - Man trauert um eine wichtige Ressource, und sollte sich diesbezüglich nichts vormachen. ;-) Entweder ersetzt man die Ressource (z.B. neue Beziehung eingehen) und/oder man verschiebt die Parameter des eigenen Lebens so weit, dass man es nicht sooo gerne mehr sähe, wenn der Tote an die Tür klopfte. (Edit: Bzw. Falls er irgendwie klopfte, müsste man ein längeres Gespräch führen. Sieh mal, dies und jenes musste ich eben für mein Leben ändern, du warst ja nicht mehr bei mir.)


    Ich bin grad ausgezuckt und ich verzichte auch auf Teil 2 des Begräbnisses. NEIN, ich brauche das keineswegs zur Verabschiedung des "geliebten Körpers". Ich war nicht bei den diversen Trauer-Zeremonien meiner Oma, glücklicherweise war ichs nicht, das war eine völlig richtige Entscheidung.


    Woran will ich mich erinnern? An Krankheit, Tod, Bestattungstrallala und getragene Mienen?
    Edit: Ich will und kann nicht mehr, drei Jahre Krebs als Lebensthema, ein Jahr täglich im Spital, Trauer und Leid des Sterbenden mitleiden, tragen und stützen, es reicht jetzt. Ist ist genug mit dem Todesthema, ein endloses Trauerzeremoniell ist nichts als quälend. WIEDER quälend.


    Oder an den Menschen, den ich geliebt habe und der in meinem Herzen LEBENDIG sein soll?
    Edit: Jetzt wäre doch eindlich die Zeit, diese furchtbare Phase zu vergessen, die schönen Dinge ins Herz zu nehmen und in Gedanken den GESUNDEN, lieben Menschen zu umarmen.


    Drei Wochen nach Todeseintritt haben wir das endlose Trauerzeremoniell noch immer nicht erledigt. Wie mühsam ist denn das bitte?
    Noch schlimmer traf es eine Bekannte, deren Mann (Lungeninfarkt durch Tumor) erst nach drei Wochen von der Obduktion kam, dann binnen weiterer drei Wochen endlich begraben wurde. Das scheint sie alles nur noch mehr traumatisiert zu haben.


    Ich werde für mich selbst das Folgende vorsehen: KEIN Bestattungstrallala. Erde unter den Baum, ohne Zeremonie, und gut.
    Sollte jemand um mich trauern wollen, wird dafür eine Geldsumme da sein. Diese kann in meinem Lieblingswirtshaus gefressen und gesoffen werden, und die einzige Bedingung ist, dass zu 65% nett über mich geredet wird. (Glorifizieren muss nicht sein.)


    Gehts noch jemandem so?

  • Liebe Kelpie,ich schon wieder.


    Wenn du so geladen bist wie im Mittelteil deiner Schilderungen, deine (legendären?) "Auszucker" wie du sie nennst, erinnern mich deine Schilderungen an die alten Bud Spencer Filme, gemeinsam mit Terence Hill...sie kommen in eine Bar und dann geht es "knuff zack" "puff" und die Stuhlbeine und Flaschen fliegen durch die Gegend. Ich schreibe das weil ich mir dann denk - na vll. krieg ich ebenfalls eine Flasche auf den Kopf, kann ja passieren, aber ich hoffe dass es dann eine Filmflasche aus Zucker ist oder eben eine Tomate .-soll ja gut für den Teint sein. : 8|


    Deine Gefühle, ob ich die nachvollziehen kann. Ich kenne es in der Phase nach dem Tod eines Menschen, den man lange gepflegt hat auch erleichtert zu sein. Ja, denn die Krankheit dominiert ab einem gewissen Punkt das Leben und verändert es, der Krebs frisst nicht nur den Körper sondern auch das Leben auf, so hab ich es empfunden - und es ist ein erbitterter Kampf mit der Krankheit um das Leben, um jeden Rest Leben, um jedes verflixte Stückchen Freude, Normalität...
    du beschreibst das ja so treffend in dem "was fehlt am meisten" Thread, die Krankheit (und auch die Therapie) verändert so wie du sagst, den Menschen äußerlich und innerlich, physisch und psychisch. Man erlebt mit wie einem ein wichtiger Mensch verloren geht, und man muss es aushalten. Das ist sehr hart.


    Du erzählst ja selbst wie sehr dein Leben dominiert war die letzten Jahre vom Beistehen, pflegen, sich kümmern, und du machst das habe ich den Eindruck sehr gewissenhaft und auch liebevoll, so wie du an einer anderen Stelle z.B. über die Pflanzen schreibst. Dass du da dein Leben zurücknehmen musstest, und dass du gleichzeitig um "ungeliebtes" Leben trauerst, dass an eine andere Erkrankung (Alkohol etc) deines Papis verloren ging ergibt starke Gefühle, jetzt wo dein Papa tot ist...kann ich mir vorstellen.


    Meinst du hätte sich dein Papi auch gewünscht, dass du ihn so siehst, unbelastet durch die Alkoholkrankheit, die Melancholie und all die Dinge, die dich so enttäuscht haben?


    Ist es das Gefühl - ihn nun von diesen Erwartungen los gelöst zu fühlen - wenn du sagst, du meinst er würde dir über die Schulter schauen und dabei - stolz auf dich sein?


    Ich kenne auch das Gefühl dass man so eine nahezu Euphorie erfährt, es ist ein starkes, sehr transzendentes Gefühl, intensiv und schön. Ich kenne auch dass sich dieses Gefühl mit anderen Gefühlen die Hand gibt, oft auf sehr unberechenbare Art. Trauer, Wut, Verzweiflung. Wenn du das nicht so extrem hast, dann hast du einfach eine robuste Konstitution? Wobei wütend bist du ja. Und weinen tust du auch manchmal. Aber ich will dir nicht erklären wie du dich fühlst.


    Deine Haltung Menschen als Ressourcen zu sehen, kann ich nicht teilen. Es ist für mich auch schwierig dieses Bild von dir komplett u sehen. Einerseits habe ich das Bild einer Frau die liebevoll und gewissenhaft Pflanzen und Tiere versorgt, wirklich sich zuwendet und einfühlt was diese Lebewesen brauchen, dass dir das wirklich wichtig ist. Und ich sehe dich in meiner Phantasie auch als ambitionierte, leidenschaftliche Lehrerin der ihre Schüler am Herzen liegen, der es wichtig ist ihnen etwas zu geben, etwas beizubringen, und dabei stelle ich mir dich "streng aber gerecht" (Zitat aus dem lustigen Film "Dogma") vor.

    Ich habe auch den Eindruck dass deine Kraftquelle deine Arbeit ist, die Kollegen, deine Aufgabe. Das ist etwas sehr wertvolles, da hast du Glück.


    Ja und zurück zu dem Ressourcendenken. Es sei dir gegönnt und vielleicht bist du auch so gestrickt.
    Aber du vergisst dass ja auch du für andere eine "Ressource" bist und warst.. Naja, und der Gedanke dass Menschen einfach so austauschbar sind, ich weiß nicht. Ich persönlich denke dass eben zwischenmenschliche Beziehung in ihrer Einzigartigkeit nicht beliebig austauschbar sind, und ich stelle mir vor dass es dir als Lehrerin ähnlich geht, im Grunde.


    Dass der Schmerz eines jeden Menschen einzigartig ist wie du selbst schreibst, an anderer Stelle, und betonst, steht eigentlich im Widerspruch dazu, dass jeder austauschbar ist. Aber gut, wenn du das so empfinden willst, und für dich passt, ich red dir da nicht rein, aber nein, das kann ich nicht teilen.


    Was ich auch kenne, ist das Gefühl dass sich in der frischen Trauer die Wahrnehmung schärft. Jedes Wort, jeder Kommentar, jede Begegnung gräbt sich ein. Man hat so eine Art hyperreale Erinnerung. Also das entspricht auch dem Zustand der Trauer finde ich, und das macht gewisse Erledigungen dann Quälend am wie du sagst "Bestattungstrallala".


    So, das waren meine 2 cent. Ich kann ja verstehen dass du dich nun auch damit auseinandersetzt wie du bestattet werden willst und betrauert werden willst, trotzdem und gerade deswegen sage ich dir aber ein dickes fettes


    LIVE LONG AN IN PROSPER

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe
    Ist es das Gefühl - ihn nun von diesen Erwartungen los gelöst zu fühlen - wenn du sagst, du meinst er würde dir über die Schulter schauen und dabei - stolz auf dich sein?


    Wo habe ich bitte geschrieben, dass er stolz auf mich sein soll?
    Er wäre ziemlich arg satt, weil ich meinen Kopf durchsetze.


    Nebelfrau... Ich schenke Gefühlen sehr viel weniger Aufmerksamkeit als du. Nein, ich weiß nicht, wer Wittgenstein ist. Ein Philosoph, nehm ich an. Sowas interessiert mich nicht, ich lese meistens Sachbücher.


    Zitat

    Ich kenne auch das Gefühl dass man so eine nahezu Euphorie erfährt, es ist ein starkes, sehr transzendentes Gefühl, intensiv und schön.


    ??? Sowas kenne ich wiederum überhaupt nicht.


    Was ist ein transzendentes Gefühl?


    Zitat

    Ich kenne auch dass sich dieses GefüWo habe ich geschrieben, dass hl mit anderen Gefühlen die Hand gibt, oft auf sehr unberechenbare Art. Trauer, Wut, Verzweiflung. Wenn du das nicht so extrem hast, dann hast du einfach eine robuste Konstitution? Wobei wütend bist du ja.


    Ich weiß, im Moment sind ausgelebte Emotionen sehr "in", aber ich halte da nicht so viel davon.


    Vielleicht verstehst du es, wenn ich mich wiederhole:


    - Mein Leben geht weiter.
    - Ich muss eine Nachschularbeit schreiben, fünf VWAs dringend verbessern, mich für die Semesterprojektwoche vorbereiten, die schriftliche Matura erstellen (Einreichung in 10 Tagen), das depperte Wasserwerk sekkiert mich mit einem Zählerwechsel, der Hund muss zum Tieraarzt und braucht Auslauf, Wäsche waschen sollt ich auch.


    Und in mein LEBEN platzt dreimal täglich dieser Trampel von der Bestattung und will irgendeinen VÖLLIG BELANGLOSEN SCHWACHSINN wissen.


    Es ist doch SCHEISSEGAL; welche Farben die Rosen haben. Wozu so ein Theater um die Musik? Wozu die Kondolenzschreiben?


    Das bringt doch nichts!


    Es ist nur NOCH EIN STRESSFAKTOR, zu einer Zeit, wo ein trauernder Mensch eigentlich etwas Ruhe haben sollte.


    Beruflich gehts das nicht, ist klar, kein Vorwurf an den Dienstgeber. Auch meine Tierärztin hat an dem Tag, wo ihr Vater starb, das chronische Bauchweh meines Köters behandelt, obwohl ihr gewiss nicht danach war.


    Zitat

    Ich konnte mich einfach auf meine Mutter konzentrieren und darauf, die Feier schön zu gestalten und stimmungsvoll.


    Ich hasse es, Feiern zu organisieren.
    Ich hasse es, an Feiern teilzunehmen.


    Alle meine Freunde wissen, dass ich weder Geburtstagsfeiern geben, noch zu welchen gehe.


    Zitat

    Ich hatte die Urne bis Juni im Regal der Friedhofsverwaltung stehen und fühlte mich dabei manchmal wirklich schäbig. Ich habs vorher einfach nicht geschafft, sie zu bestatten. Sie hätte es verstanden.


    Ja siehst, aus meiner Sicht gehört das an Tag 2 nach dem Tod irgendwo in die Erde gekippt, und zwar ohne Zeremoniell. Das ist doch nur ein Rest, den man dem Planeten halt wieder gibt.


    Zitat

    Deine Haltung Menschen als Ressourcen zu sehen, kann ich nicht teilen.


    Selbstverständlich teilst du sie. ;-)
    Jeder Mensch teilt sie.


    Oder trauerst du etwa um jemanden, der dir Schaden zufügen könnte?


    Trauerst du um den Weggang eines Kollegen, der dir bei jeder Gelegenheit das Hackl ins Kreuz gehaut hat?
    Oder trauerst du um den netten Kollegen, der dir in der Früh ein Lächeln geschenkt hat?


    Magst du Hundertfüßer und Wanderratten? Falls nein, warum magst du sie nicht? Sie besitzen einige Schönheit, man sollte ihren Tod betrauern.
    Magst du flauschige Kätzchen? Dir dir beim Kraulen ein gutes Gefühl geben?


    Falls du schon mal Katzenquälerei schlimm gefunden und ne Gelse/Wespe/Fliege ohne Bedauern getötet hast, dann hängst du an Ressourcen. Tröste dich, alle anderen Menschen tun das auch.


    Zitat

    Es ist für mich auch schwierig dieses Bild von dir komplett u sehen. Einerseits habe ich das Bild einer Frau die liebevoll und gewissenhaft Pflanzen und Tiere versorgt, wirklich sich zuwendet und einfühlt was diese Lebewesen brauchen, dass dir das wirklich wichtig ist. Und ich sehe dich in meiner Phantasie auch als ambitionierte, leidenschaftliche Lehrerin der ihre Schüler am Herzen liegen, der es wichtig ist ihnen etwas zu geben, etwas beizubringen, und dabei stelle ich mir dich "streng aber gerecht" (Zitat aus dem lustigen Film "Dogma") vor. Naja, ich kann mir das auch einbilden, ist auch eine Form der Bildung. Was denkst du?


    Was für ein Bild, bitte?


    Du urteilst gerade fernmündlich in Richtung "Hartherzigkeit", nur weil jemand offen ausspricht, dass Menschen (und Tiere) nur dann trauern, wenn sie eine wichtige Ressource ihres Lebens verloren haben?


    Bitte erwache aus der Traumwelt.


    Zitat

    Aber du vergisst dass ja auch du für andere eine "Ressource" bist und warst.


    Na, das hoffe ich doch sehr!
    Wär arg schlimm, wenn ich für niemanden eine Ressource wäre.


    Zitat

    Naja, und der Gedanke dass Menschen einfach so austauschbar sind, ich weiß nicht.


    Wo steht in meinem Text, dass Menschen austauschbar sind?


    Meinst du, weil ich geschrieben habe, man möge z.B. eine neue Beziehung eingehen?
    Das ist deutlich gesünder, als jahrelang Depressionen zu haben.


    Sei doch nicht komisch.
    Klar heule ich Rotz und Wasser um einen toten Hund. Aber dann kauf ich mir einen anderen und damit endet die Trauer.
    Klar heule ich wegen einer enttäuschten Beziehung - aber dann fange ich eine andere an.


    Wer tut das nicht???


    Zitat

    Ich persönlich mag hier Buber, das ich entsteht am du etc. pp. dass eben zwischenmenschliche Beziehung in ihrer Einzigartigkeit, in ihren Facetten wie Atmen ist, und ich stelle mir vor dass es dir als Lehrerin ähnlich geht, im Grunde.


    Was ist Buber?


    Und wieso kann man nicht eine einzigartige Beziehung durch eine andere einzigartige Beziehung ersetzen? Da jedes Lebewesen in der gesamten Evolution einzigartig war/ist, ist zwangsläufig auch jede Beziehung zwischen diesen Lebewesen einzigartig.


    Das heißt aber nicht, dass man ein Jahr lang um einen Todesfall trauern muss.


    Und könnten wir jetzt bitte zum Thema zurück kehren?


    WER FINDET DEN TRAUERZIRKUS AUCH NERVTÖTEND; STRESSIG; PIETÄTLOS UND ABSOLUT SINNLOS?

  • Liebe Kelpie


    Habe Deinen Beitrag Amitola vorgelesen und wir beide mussten lachten! :thumbsup:
    Dein Realitätssinn... einfach herrlich 8)


    Sehen wir übrigens genau gleich!


    Meine Meinung (da ich und meine Seelenfrau nicht darüber gesprochen haben... denke aber sie denkt genauso):
    Zu Trauerzirkus: Es gibt Menschen, darunter zähle ich mich auch, denen es wichtig ist und von Wertschätzung, Würde und Liebe zeugt, wenn man eine schöne Zeremonie macht. Die Zeremonie kann ein Tanzen und Singen sein oder ein Trauern ...... jeder wie er/sie es mag.


    Aber ein MUSS sollte es nie sein und alle sollten frei entscheiden.. wie was wo und ob oder nicht.


    @Malena
    Wer ist Bud und wer ist Terence von uns beiden. Wir suchen uns grosse Wälzer der Philosophie aus und nehmen sie als Schutzschild :thumbup:

  • ;-I
    Wenn jemand mithilfe einer Zeremonie den Schmerz besser verarbeiten kann, möge er/sie die schönste Zeremonie der Welt machen.
    Das Taj Mahal ist zumindest sehr romantisch. Noch weiter kann man eine Trauerzeremonie kaum noch treiben.


    Nur warum muss man zwingend zu einer Beerdigung gehen...


    Ich würde gehen, um eine trauernde Freundin zu stützen. Aber nicht, um meine unleidliche Familie zu sehen.


    Ich würde gehen, wenn der Papa mir sagte, von mir aus im Traum: Ich will euch alle nochmal zusammen sehen.
    Aber da kam nichts.


    Die Chance, dass man nach dem Tod einfach nicht mehr ist, ist doch recht hoch. Dann hat man nichts mehr von einer tollen Beerdigung.


    Die Chance, dass man selbst im Falle einer Fortexistenz sein Leben als Mensch beendet hat und vieles Menschliche vermisst, ist bei 100%.
    Der Körper ist schon sehr wesentlich fürs Mensch-sein. Daher hat man wohl selbst als Geist nicht von einer super Zeremonie.


    Ich bin gerade heim gekommen und müsste sofort zur Zeremonie rasen.
    Mein Kopf ist am Zerplatzen, akute Migräne. (Etliche Kollegen und Schüler klagten auch, muss am Wetter liegen.)
    Bis zum Abend werde ich Auren sehen können. Heute ist genau so ein Tag.


    Ich geh jetzt mit den armen Hunden raus. Die waren gestern nicht spazieren, ich hatte keine Zeit und fühlte mich krank.
    Das ist momentan besser für mich als eine Beerdigung.
    Mit sehr viel Glück lässt das Kopfweh am Spaziergang nach.


    Wenns grün wird, geh ich den Baum besuchen. Dann bin ich dort allein mit Hund, setz mich auf den Boden und nehm mir Zeit für Gedanken. Ohne Stress, ohne Rosen, ohne drei Musikstücke und ohne Händeschüttel-Beileid-Händeschüttel-Beileid-Marathon.

  • Erneut ein höchst sinnvoller Diskussionsbeitrag, bester Dieter, Danke, Danke, Danke....
    Dir muss extrem fad sein.
    Du solltest im Internet keine humanmedizinischen Medikamente empfehlen, da du kein Arzt bist. Ich bin Asthmatikerin, Aspirin ist für Asthmatiker nicht geeignet, schon gar nicht in reichlicher Menge. Das weißt du offensichtlich nicht, deswegen schweige besser.


    Heute schreibt mir so ein Zauberfreund vom Papa und unterstellt mir, ich hätte ihm MIT ABSICHT eine falsche Zeit fürs Begräbnis gesagt.


    Sonst noch was?! Die verbale Watschen, die er postwendend gekriegt hat, hat hoffentlich gesessen.
    Er hat die Unverschämtheit besessen, mir etwas von "tiefem Respekt" für meinen Vater zu erzählen, den er nun nicht "betrauern" konnte.
    Ah geh? Und wo war dieser Mann dann die letzten drei Jahre? Da hätte er doch jede Menge Zeit gehabt, seinem kranken Freund "tiefen Respekt" zu erweisen? Man empfindet Freundschaft, tiefen Respekt und kann dennoch die Telefonnummer nicht wählen?


    Ich hätt mich nicht beklagt, wenn mir dieser Freiberufler oder ein anderer aus "tiefem Respekt" mit dem Auto ausgeholfen hätte. Aber ich habe alle Wege allein und auf Schusters Rappen erledigt. Wenn "Beileid" soviel heißt wie "im Leid bei Dir sein", dann sollte man eher die Hände als die Goschen bewegen, um den trauernden Personen zu helfen.
    Mein Freund, der den Papa kaum kannte, der 60 Wochenstunden hat und dessen eigene Mutter an der Heimdialyse hängt, hat mir sein Auto angeboten. Von ihm kann ich das aufgrund der Umstände nicht annehmen, aber dies ist echtes Beileid. (Das er nicht gewünscht hat. Er hat mir nur am Morgen nach Papas Tod ein Essen gekocht und mich dann heim gebracht. *Lieb ist*)


    Genau das meine ich... Beerdigungen sind so ein typischer Sozialzwang, wo sich manche Leute in Szene setzen können.
    Um den zu Bestattenden sollte man sich lieber kümmern, solange er noch lebt. Dann ist die Zeit für Worte des Abschieds, nicht nachher.
    Dies war ja kein Unfall oder Mord, sondern alle wussten ewig lange, das der Papa an Krebs sterben wird.


    Meine Mutter hat mir kein Wort gesagt, dass sie mit der Trauerrednerin eine andere Zeit vereinbart hat.
    Und ich habe gestern nur mehr abgewinkt, Notenschluss-Tag und meine Schutzbefohlenen haben Zoff mit dem Englischlehrer.
    Migräneattacken ohne Mens habe ich eigentlich selten, aber gestern hatte ich ganz arg Kopfweh.


    Ich bin eine Frau.
    Die Frauen sind für alle Belange des Lebens zuständig.
    Todesrituale sind für Männer, weil das Beenden und Zerstören ihrer Natur entspricht.
    So sagen die Aborigines, und das sind recht weise Leute.


    Ich hab genug vom Enden. Leben soll entstehen.


    So vieles gibt es immer noch, das hab ich nie gesehen. Ist anders doch in jedem Jahr das Grün des Frühlings schön! (Tolkien)


    Ein kluger, lebenserfahrener Kollege wünschte mir nicht Beileid, sondern versorgt mich mit Heimwerkerkatalogen. ;-)

  • Hallo Kelpie,


    sorry, ich vergaß, dass du ja gegen Ratschläge immun bist. Ich bin selbst Asthmatiker, und Aspirin hat mir noch nie geschadet. Aber bitte, wenn dir deine Aura lieber ist... So oder so hast du mit deinem unverschämten Ton hier eigentlich nichts verloren. Wenn Christine und Astrid hier nicht bald eingreifen, geht das Forum den Bach runter.

  • Hmmmm .... so schnell geht ein Forum nicht den Bach runter ;)


    Liebe Kelpie,
    zum Thema Emotionen kann ich nur sagen, du wehrst dich gegen deine Trauer, lässt aber hier in diesem Forum ungebremst deine Wut raus. Das mag für dich angenehmer sein, das ist es für die meisten Menschen: Wütend sein ist zwar auch anstrengend, aber tut einem selbst nicht so arg weh wie die Trauer. Allerdings tust du anderen weh damit.
    Du sagst, du hältst nichts von ausgelebten Emotionen, scheinst aber nicht zu merken, dass du derzeit hier die Emotionsgeladenste bist und ungebremst fast jedem hier deine Wut entgegenschleuderst ...
    LG Christine

  • Ich finde eure "Realitäten" allesamt sehr spannend! =O
    Ich finde jeder Beitrag hier im Forum hat seine Berechtigung, weil es jedem einzelnen von uns hilft etwas Mitzuteilen, was derjenige im Moment als wichtig empfindet!
    Ich persönlich achte sehr auf all meine körperlichen Signale ... ich habe gelernt, dass mich Krankheiten bzw. Beschwerden (egal welcher Art) zwingen, meine Realität genauer zu betrachten!
    Es ist heilsam, wenn ich mich um mein "inneres Kind" kümmere und nicht wenn ich mir darüber den Kopf zerbreche, welche Kopfkinofilme in den anderen Menschen ablaufen ;)
    Schönen Abend wünscht Marsue

  • Guten morgääähn (das ist so blöd, das wollte ich immer schon mal schreiben) ^^


    darf ich um ein „Time out“ bitten? Dass ma uns ein wenig Zeit lassen (dürfen)?
    Irgendwie muss ja das Leben „da draussen“ auch noch weiter gehen.


    Mag irgendjemand eine Tasse Tee trinken oder sonst was?


    Katarina, wie geht es dir heute? So schön, dass du da bist, Umarmung <3 :24: .
    Ich weiß ja von dir dass du gerne Ayurveda-Jogi Tee trinkst.
    Hier bitte - magst du? Was hast du heute vor? Schneeschaufeln? Wie geht es den Hundekindern?
    Funktioniert die Heizung? Da wo du bist ist es wahrhaft wunderschön…


    sollten wir uns irgendwann einmal - nicht unbedingt heute - innerlich und äußerlich schick machen, für eine Teezeremonie?
    Und dann, so meine Phantasie, setzen wir uns zusammen, also alle hier wer mag und geben uns der meditativen Kunst des


    Kintsugi
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kintsugi
    http://designisyou.com/design-quote-by-haruki-murakami/



    hin…
    und gedanklich oder wie auch immer, bei dir in Schweden? :)
    (Diese bezaubernde japanische Zen Methode um zerbrochenes
    Porzellan mit Gold zu reparieren, ich bin zufällig darauf gestoßen ...eine Reparatur mit Gold um zu zeigen dass der Bruch das Stück nur noch…ach, duweißt schon). Das würde ich wirklich gerne tun.


    Kelpie, ich weiß das ist dein Thread. Erlaube mir noch einmal die totale Themenverfehlung 8) .
    Wie geht es dir heute? Können wir uns kurz unterhalten ohne uns gegenseitig auf den nicht vorhandenen Schlips zu treten?


    Vorab: ich bin nicht die verflixte Trauerpolizei. Das heißt: auf welche Art du um deinen Papa trauerst liegt alleine und nur alleine bei dir, so meine Meinung, das kannst nur du wissenund dann wird es für dich auch so richtig sein.
    Für mich war es damals auch wichtig, die Dinge genauso zu machen wie ich es wollte, und ich habe es für mich getan (bitte ich finde die Urnenbestattung bei "the big Lebowsky" auch sehr liebevoll gemacht)
    und du hast ja auch schon von vielen Ideen erzählt. Wie man Würde definiert und umsetzt ist eine höchst persönliche Angelegenheit, eine innerste Entscheidung, finde ich.


    Wie gehts dir heute? Wie hast du denn jetzt die Beisetzung geregelt/bewältigt?
    Was trinkst du eigentlich? Tabasco direkt aus der Flasche? So wie Fishermens-Friends, ist sie zu stark,
    bist du zu schwach? ;) Ach, ich scherze schon wieder, keine Ahnung warum ich das bei dir immer mache.
    Du warst heute bestimmt schon mit den Hunden draussen, hast dich darum gekümmert dass sie gut
    gefüttert sind (wahrscheinlich noch bevor du gefrühstückt hast?), und ich hoffe es war nicht zu glatt draussen.
    Wie geht es deiner Hündin?
    Hast du Ruhe von aufwühlenden Telefonaten?
    Isst und trinkst du gut und genug?
    Diese Steigeisen sind wahrscheinlich wirklich eine gute Idee. Was brauchst du denn um deine
    Arbeit zu bewältigen oder bist du schon ein gutes Stück weiter? Noch einen Auszucker ?
    Was tut dir gut?
    Wahrscheinlich einfach jemand, der DIR einmal zuhört, und nicht jemand der versucht dir deine
    Gefühle zu erklären, das war nicht böse gemeint von mir.
    und ay Caramba, du hast vielleicht einen linken Haken…mir brummt auch noch der
    Schädel darum werde ich die Klärung der Begriffe, zum Bubergeschwurbel und Ressourcengeschwurbel
    erst mal verschieben, ad acta legen, so du erlaubst. Sonst krieg ma beide Migräne, und dann hilft nur noch Arsen 8o aber das wäre definitiv zu viel an Drama 8) . Filmblut haben wir jetzt genug, bei so viel Ketchup!
    Irgendwann einmal unterhalten wir uns dann über deine Einstellung zu Männern , oder nicht? ?(;)
    Hab ich gesagt dass du hartherzig bist? Wenn du mich zitierst, dann aber bitte doch ordentlich.
    Noch mal zum mitschreiben: Facettenreich, unberechenbar, schnoddrig, interessant, manchmal brutal, manchmal fürsorglich, gelegentlich ein wenig gruselig, schulmeisternd ;) kreativ, akkurat, direkt, ... und und und
    Und da ich dich ja gezwungenermaßen mir vorstellen muss, bist du ohnedies in der wirklichen Wirklichkeitganz anders, also brauchst du dich doch nicht aufzuregen.
    Was die Liebe zu Pflanzen anbelangt nehme ich mir dich aber zum Vorbild, meine tapferen Pflanzen hättendefinitiv mehr Fürsorge verdient. :huh:


    Liebe Christine, was trinkst du? Heiße Schokolade? Tee? Einen starken Kaffee? Milch? Zucker?
    Ich kann mich nur immer wieder für das Forum bedanken :thumbup: <3 , dass du das auch noch stemmst
    neben allem, Hut ab. Deine und Astrids Worte, und auch die der anderen hier... nein,
    ich gebe dir definitiv recht, dasForum geht so schnell nicht unter. Trauerarbeit ist halt auch echt harter Tobak. Aber es ist natürlich einOrt des Vertrauens.


    Und es soll, so gehts halt mir, und sicher vielen/allen hier, man versucht im
    täglichen Leben zu überleben, und das Forum ist im Idealfall eine Stütze, wenns irgendwann
    zu einer Belastung wird ist es besser, auf Abstand zu gehen….und ja, manches wäre sicher auch
    leichter nicht virtuell zu klären :) Trotzdem und vor allem: danke dir.


    Liebe Marsue, schön dich kennen zu lernen ..was trinkst du gerne? Wie geht es dir? Dein Rat hat
    mich sehr nachdenklich gemacht, das ist ein Satz den ich - noch - nicht ganz verstehe, denke da bräuchte
    ich noch weitere Erklärung…vielleicht einmal
    an anderer Stelle…dafür ist es aber heute definitiv zu früh und zu kalt hier :)


    Liebe Indian Summer, hallo du - was trinkst du gerne? Wie geht es dir?


    Last but not least, lieber Dieter…du bist für mich ein Gentleman der alten Schule. Darf ich mich ein wenigzu dir setzen mit meinem jetzt Pfefferminztee? Hilft auch gegen Kopfweh...
    Was trinkst du denn gerne? Wie geht es dir heute?


    Wirst du heute hinaus gehen und dir das Leben im Schnee anschauen? Vielleicht kannst du bei
    Gelegenheit die von mir versehentlich erfundenen „Wittgensteinschen Stachelschweine“ beobachten
    und mit mir herzlich darüber…also so ein wenig, nur mit dem Mundwinkel, zuckend, schmunzeln.
    Die Schopenhauerschen Stachelschweine meinte ich, die bei Kälte zusammenrücken um sich zu wärmen, und dann die Stachel (nein nicht Dolchstöße) des anderen zu spüren…


    So und nun wünsch ich einen schönen Sonntag,
    mit lieben Grüen
    Ahoi
    Malena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Meine Mama hat immer gesagt: das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, man weiß nie, was man bekommt. (Forrest Gump)


    Deshalb nehme ich gerne einen Oolong Tee und eine Pralinenschachtel, die wir alle miteinander teilen :thumbsup:


    und :2: Malena


    Humor ist nicht erlernbar. Neben Geist und Witz setzt er vor allem ein großes Maß an Herzensgüte voraus, an Geduld, Nachsicht und Menschenliebe.‘‘

    Curt Goetz

  • hey Mödels, das ist ja lieb :) und vll. kommt die Kelpie doch auch wieder einmal vorbei, wenn der vermaledeite Schuh drückt, es gibt ja auch herrliche Chili-Schokolade 8) in der Pralinenschachtel...bestimmt...

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Tjaaaaaa

    da melden sich Zwei nicht mehr...8)


    wie kann man das interpretieren:?:

    schenke um diese Zeit mal Julpunsch alkoholfrei:8::8: aus ... und am Abend Glög;)