Wie kann ich damit umgehen?

  • Meine Lieben, danke für eure Antworten. Ich kann jetzt nicht auf jedes Detail eingehen, aber ein paar Gedanken dazu.
    Über das *wie kann man es soweit kommen lassen?*: ja, da sind mir in den letzten Tagen beim Zusammenräumen auch ein paar Gedanken gekommen. Gerade diese übertriebene Sammelleidenschaft ist erst in den letzen 2 oder drei Jahren nach und nach gekommen. Kleiner Nippes, Sachen, die ihm gefielen. Dann wurde es immer mehr. Und wir hatten vorher ein paar magere Jahre, wo wir uns kaum das Leben leisten konnte, da er keine Arbeit fand. Also ließ ich ihm die freude, wenn er sich Sachen leistete. Wobei das ja nicht der größte Teil der Gerümpels ist, das ich jetzt entsorgen muß. Der größte Teil ist das, wo sein gutes Herz nicht Nein sagen konnte, wenn ihm sogenannte Freunde Sachen brachten, die er vielleicht brauchen könnte. Im Nachhinein muß ich freilich sagen, ich hätte früher und öfter Stop schreien sollen als ich es tat. Aber im Nachhinein ist man immer klüger. Und weil ich in der Wohnung nicht mehr Zeug haben wollte, hat er es unten in der Werkstatt gelagert, wo ich nicht so den Über blick hatte.
    Und liebe Petra, ich bin nicht verbittert. Verbittert zu sein bedeutet für mich, daß man nur mehr das Negative wahrnimmt und es einem den Blick auf alles andere verwehrt. Ich sehe nachwievor das Gute in ihm. Hatte ich doch über seine Mutter geschrieben, daß sie wie der eine Teil von ihm war: warm weich, nachgiebig. und ich weiß zu gut, daß ich an ihm viel gelernt habe und Kraft gewonnen habe. Aber ich bin in manchem an ihm auch abgeprallt. An seinen südsteirschen Sturschädel gnadenlos gescheitert. Und im Moment stoße ich leider auch an die unangenehmen Seiten. Die stoßen mir halt hart auf.
    Aber ich kämpfe mich durch, räume auf. Heute habe ich nach der Arbeit ein schönes Stück weiter gebracht im Garten, weil ich einfach Bock drauf hatte und der nahende Frühling mich juckte. Und irgendwie hoffe ich immer noch, daß er die Polizze nur versteckt hat, aber nicht den Begünstigten geändert hat. Aber das sehe ich nächste Woche beim Notarstermin.
    liebe Grüße und danke für die Teilnahme an alle

  • Liebe Lisbeth,


    Ich finde es ganz klasse das du im Garten gearbeitet hast und du den Frühling spürst , und ich spüre auch in deinen Beitrag wieviel wärme und liebe du für Ewald im Herzen hast und das ist gut , du hast ihm die Freude gelassen seine Sachen zu sammeln obwohl ihr zudem Zeitpunkt nicht viel Geld gehabt habt all das zeigt wieviel liebe du doch trotzdem im Herzen hast und das spürt man auch jetzt in deinen Zeilen und das ist gut so . Es ist schon richtig wie du es machst . Ich wünsche dir von Herzen das die Police zu deinen Gunsten ausfällt was ich persönlich auch glaube , denn Ewald hat ja auch bemerkt das du ihm immer entgegen gekommen bist . Und einen sturschädel haben einfach manche Männer wie Frauen. Nein du wirst nicht verbittert werden dazu hast du zuviel Gefühl. Mach so weiter du machst es gut .
    Ich wünsche dir eine erträgliche Nacht mit viel Energie und kraft für den morgigen Tag
    Verstehens liebe grüße Petra

  • Liebe Lisbeth,
    Versicherungspolizzen hin oder her (als Bestatterin kenne ich die Zusatzbelastung, wenn nötige Dokumente nicht aufzufinden sind - und das ist leider oft der Fall!!!).
    Wenn eine Polizze nicht mehr gefunden wird, dann kann man eine Verlusterklärung ausfüllen - Versicherungen haben eigene Formulare dafür! Durch eine verlorene Original-Polizze verliert man ja nicht den Versicherungsschutz. Ansonsten bei der Versicherung anrufen und fragen, wie der Leistungsstatus ist bzw. ob etwas geändert wurde. Bei wem (also bei welchem Versicherungsberater) habt ihr denn die Versicherung abgeschlossen? Als persönlicher Berater kann er/sie dir sicher weiterhelfen.
    Alles Liebe und sei ruhig wütend. Wut hilft Sachen anzupacken, du brauchst gerade Wut, glaube ich. Irgendwann wird dann die Trauer auch wieder durchkommen. Die beiden Gefühle wechseln sich meist ab! :24:
    Christine

  • Liebe Christine
    bei der Versicherung habe ich schon angerufen. Aber die habe im Moment keinerlei Handlungsmöglichkeit und können keine Auskunft geben, weil der Notar schon alles angefordert hat. Das heißt, ich muß erst mal den Notarstermin abwarten. Jetzt kocht halt in mir auch die Frage auf, ob Ewald zum Schluß noch den Begünstigten gewechselt hat. Und das Geld könnte ich eigentlich dringend brauchen.
    Meine Wut habe ich heute wieder mal richtig raus lassen können. Montags habe ich frei und ich habe herumgeräumt und gearbeitet und mich richtig ausgetobt. Bin mir zwar nicht so sicher, was mir morgen alles weh tun wird, aber irgendwie ist da auch eine Zufriedenheit und Ruhe, wie ich sie seit 3 Wochen nicht mehr hatte. Obwohl da im Hintergrund noch immer die Fragen kreisen, wie ich das alles stemmen soll, die ganze Ausmisterei und das Finanzielle. Und die Einsamkeit.
    lg Lisabeth

  • Liebe Lisbeth ,


    Ja zu dem ganzen finanziellen kommt auch diese fürchterliche Einsamkeit, nicht das man niemand um sich hat sondern die innere und das tut furchtbar weh .
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und innere stärke sowie licht und Wärme.
    Verstehende und tröstende grüsse
    PETRA

  • Liebe Lisabeth,
    hoffe deine körperlichen Schmerzen halten sich in Grenzen, der Muskelkater bleibt aus und dafür deine Ruhe und Zufriedenheit noch eine Weile bei dir.
    Wann hast du denn den Termin beim Notar?
    Hast du einen Verdacht, warum und an wen er die Polizze ändern hätte sollen? Oder ist es eine undefinierte Angst? Und auch die ist da und wie jedes Gefühl berechtigt.
    Hast du Hilfe beim Entrümpeln?
    Ich wünsche dir einen angenehmen Tag.
    Lg. Astrid.

  • Tja, zumindest hin und wieder kommt so ein Gefühl der Zufriedenheit. Ich habe viel im Garten ausgemistet, die ganzen unnötigen Zäune und noch einiges anderes. Das gab einen ganz ordentlichen Haufen an hauptsächlich Altmetall. Den hat mir gestern ein Nachbar mit dem Traktor abgeholt und zum Bauhof gebracht. Jetzt sieht alles viel offener aus und das löst in mir ein Gefühl der Freiheit und Zufriedenheit aus. Freilich hält das immer nur begrenzt. Bei den großen Sachen habe ich ein paar Freunde und Nachbarn die mir helfen, aber im Prinip entsorge ich nur nach und nach, damit die Kosten begrenzt werden können. Wenn es nicht allzuviel zum Entrümpeln ist, drücken die Herren vom Bauhof schon mal ein Auge zu. Und nach Ostern ist ein großer Flohmarkt zu Gunsten der Feuerwehr, da werde ich vieles hingeben, das noch in Ordnung ist, ich aber los werden will.
    Was die Polizze betrifft, ist es eher ein Gefühl der Angst, weil er in letzter Zeit doch ein paar komische Sachen gemacht hat. Aber morgen werde ich hoffentlich Klarheit haben, da ist Termin beim Notar.
    Heute habe ich mir in der Apotheke eine pflanzliche Einschlafhilfe geholt, weil ich schon seit seinem Tod nicht mehr zu genug Schlaf komme. Ich schlafe zwar gleich ein, bin aber immer viel zu früh wach und dadurch schon ganz ordentlich geschlaucht.
    Derzeit durchlaufe ich ein Wechselbad der Gefühle: Wut, Trauer, Zufriedenheit. Bunt gemischt, manchmal recht rasch wechselnd.
    lg Elisabeth

  • Liebe Lisabeth,
    Ich sehe, du weißt dir zu helfen! Das freut mich sehr. Die pflanzlichen Schlafhilfen können sehr hilfreich sein. Ich hoffe, du hast eine durchgeschlafene Nacht heute und ich denke morgen an dich.
    Lg. Astrid.

  • Eigentlich hätte ich ne ordentliche Lust, mich mal richtig hängen zu lassen und auf alles zu pfeifen. Aber ich habe ja schon mal eine jahrelange Depression durchgemacht und habe viel zu viel Angst, da noch mal reinzufallen. Also schaue ich lieber darauf, daß es mir halbwegs geht und ich nicht alle Lebensfreude verliere.
    danke, lg Elisabeth

  • Liebe Lisabeth,
    ich kann deine Angst vor einer neuerlichen Depression verstehen und frage mich auch ob das andauernde tätig sein nicht auch dorthin führen könnte. Vielleicht würde dir "einfach rumhängen" jetzt einfach gut tun. Wie wäre es mit der Idee, dieses Rumhängen zeitlich zu begrenzen? Lümmel dich ein und nimm dir als Ziel zwei, drei Stunden. Und für danach nimmst du dir eine Aufgabe vor: Bei Schönwetter spazieren gehen oder im Garten arbeiten, bei schlecht Wetter einen Tee kochen, ein Essen zuzubereiten. Vielleicht ein Versuch wert?


    Ich wünsche dir auf jeden Fall eine Zeit, in der du für dich sorgen und dich selbst bemuttern kannst.


    Lg. Astrid.

  • liebe Elisabeth


    ich kann mich nur Astrid^s Empfehlungen anschliessen
    und hoffe sehr,
    das deine Aengste nicht bestätigt werden durch den Notarstermin...
    alles Liebe und KRAFT dir sendend
    deine Claudia Amitola

  • Genau das hatte ich dieses Wochenende vor. Ich bin nämlich inzwischen richtig erschöpft. Fleissig arbeiten und zu wenig Schlaf, das tut auf Dauer nicht gut. Dieses Wochenende ist Schlechtwetter angesagt, da ist mal Ausschlafen angesagt.
    Was den Notar betrifft: das Gespräch war leider sehr unergiebig. Er fragte mich über alles möglich aus, auch über Sachen, von denen ich wußte, daß er sie weiß. Und das wars dann auch schon. Also heißt es weiter warten. ;(
    liebe Grüße, Elisabeth

  • Hallo Elisabeth!


    Ich habe bei dir noch gar nicht geschrieben, aber immer wieder mal mitgelesen. Bei dir ist ja auch der Verlust deines Partners erst sehr kurz her. (Bei mir am 13. Februar) Ich will dir mein Mitgefühl ausdrücken.


    Die "Arbeitstherapie" hilft immer nur begrenzt. Man tut, was getan werden muss und ist froh, dass man wenigstens das schafft.
    Aber leider haben wir keine unbeschränkten Kräfte, die Erschöpfung holt einen ein. Ich kann das nur bestätigen.


    Der Plan mit dem Schlafen fürs Wochenende klingt gut, aber leider hat da auch der Körper immer mal so seine eigenen Vorstellungen. Bei mir gelingt das auch immer nur begrenzt.
    Aber wie Astrid sagte, "rumhängen" genügt uns dann vielleicht auch. Und denken, schreiben, Trauer leben.


    Ich wünsche dir viel Kraft und liebe Grüße Hedi

  • Liebe Hedi
    Ja, da mit der Erschöpfung habe ich gestern Abend bemerkt. Da bin ich so richtig draufgekommen, das mir die Energie ausgeht. Andererseits war es ein Befreiungsschlag für mich, den Garten mal grob nach meinen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten, das war nicht nur Arbeitstherapie. Dieses *frei in Kopf werden* war ein netter Nebeneffekt. Aber, wie gesagt, jetzt geht mir die Energie etwas aus. Ich habe wirklich gemerkt, daß ich jetzt einmal auf Ruhe schalten muß, bevor es mich umhaut. Die Trauer holt mich sowieso immer wieder ein, ich wüte ja nicht die ganze Zeit herum.
    An das Schreiben habe ich schon gedacht. Habe im Flow einen netten Artikel über das Journal schreiben gelesen, werde wohl wieder damit anfangen.
    liebe Grüße, Elisabeth

  • Liebe Elisabeth!
    Wie geht es dir? Kommst du mit dem "ruhigeren" Wochenende zurecht? Bist du noch körperlich erschöpft, oder konntest du etwas ausschlafen?
    Ich habe gemerkt, mir bekommen die ruhigen Tage nicht so gut, aber ich denke sie sind trotzdem wichtig.
    Für den Körper wichtig, für die Seele schwierig. Die brennt!
    Weiterhin viel Kraft, das alles zu bewältigen! Hedi

  • Liebe Elisabeth, <3


    ich bewundere dich dafür, wie tatkräftig du bist. Du packst ja richtig an, und du schaffst es auch dabei - gelegentlich ? - Hilfe anzunehmen. Das ist alles andere als leicht. Und du siehst das Ergebnis vor dir!
    Ich denke du hast viel an Kreativität in dir und hast schon eine konkrete Idee wie du den Garten gestalten willst, und er wird bestimmt wunderschön werden...


    (Du schaffst da etwas das z.B. ich noch nicht geschafft habe, ... )
    es auszuhalten dass der geliebte verstorbene Mensch Schwächen hatte ohne dabei allzu wütend zu werden, oder sich seiner Wut zu schämen, bzw. dann auch damit zurechtkommend, ist nicht einfach. Das unbewältigbar wirkende zu bewältigen. Nachlass-Trauerarbeit.
    Astrid hat es an einer anderen Stelle gesagt - starke Nerven und einen dicken Geduldsfaden -
    und für die Nerven, da hoffe und wünsche ich für dich dass du gut auf dich schaust
    und vieles von dem tust, was dir gut tut, bzw. das Ergebnis deiner harten Arbeit dir dann auch den Trost gibt, um zur Ruhe zu kommen.


    Mit herzlichen Grüßen und viel Kraft dir wünschend,
    Malena <3

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Hedi
    Bis jetzt war das Wochenende nicht sehr ruhig. Wobei es bei mir immer erst Sonntag abends beginnt.
    Es waren Freunde zu Besuch, wir haben 2 Stunden getratscht. Ja, dann habe ich immer noch einen Haushalt zu führen und bin beim Abwaschen draufgekommen, daß mich dieses viele verschiedene Geschirr schon lange stören, also wird ausgemistet. Jetzt habe ich es mir bequem gemacht, werde etwas räuchern, noch etwas Yoga. Denn ich merke, daß ich in letzter Zeit zu viel gearbeitet und zu wenig auf meinen Körper geachtet habe. Und dann werde ich mich früh ins Bett werfen. Für meine Begriffe halt früh.
    Und da wäre ich schon beim Thema tatkräftig, liebe Malena.
    Denn vieles ergibt sich aus Notwendigkeit einerseits und dem Wunsch, manches endlich nach meinen Wünschen zu gestalten, andererseits. Denn Ewald war ein Energiebündel. Er machte den Garten und hatte auch einen grünen Daumen, also hatte ich keine Chance irgendetwas zu gestalten. Er sammelte viel Zeugs und wir hatten immer wieder mal Streit, wenn mir das zu viel wurde.
    Nein, kreativ bin ich leider ganz und gar nicht. Aber ich will zwei Blumenbeete und 2 Hochbeete fürs Gemüse und meinen Kräutergarten und jetzt ist halt die Zeit, alles fürs Gartenjahr ins Lot zu bringen.
    Was den Rest betrifft, habe ich mich mittlerweile eingebremst. Wenn mich etwas juckt, gehe ich es an, schaue aber, daß ich mich nicht überarbeite. Das ganze Zeug hat sich ja auch nicht in 2 Monaten angesammtl, also wie soll ich das in der Zeit los werden, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen? Also gilt das Motto: was stört wird erledigt. Alles andere hat Zeit.
    Hilfe erbitte ich dort, wo es für mich alleine schwierig oder unmöglich wird. Das betrifft die Kraftarbeiten und natürlich die Entsorgung. Im Bereich der Wohnung ist das Aufräumen und Entsorgen schwieriger. Immerhin ist es ein Teil meines Lebens, der da weg gegeben wird. Darum steht da zum Beispiel noch immer die alte häßliche Eckbank in der Küche, die Ewald so gerne hatte.
    In mir ist ein fürchterliches Kuddelmuddel an Gefühlen. Trauer. Enttäuschung. Zorn. Erleichterung. Sehnsucht. Einsamkeit. Und Leere. Wird wohl noch einige Zeit so bleiben.


    Liebe Astrid
    Der Notarstermin. Ein schwieriges Thema. Das war ein junger Kerl, der wohl die ältere Frau da für etwas doof hielt. Denn er fragte mich Sachen, von denen ich genau wußte, daß er sie schon weiß. Und er fragte sie so, als würde er sie nicht wissen und sich dabei für klug halten. Natürlich hat er sich dann auch bei der Polizze für dumm gestellt und wollte mir keine Auskunft erteilen. Also bleibt mir nur Abwarten übrig. Wenigstens nage ich nicht am Hungertuch, wenn die Versicherung verändert worden ist. Aber leichter wäre halt alles.
    Liebe Grüße euch allen, Elisabeth