Trauern und Trauererfahrung mit Kind - mit Kindern

  • Als ich hier ankam versuchte ich zuerst, mich über Wasser zu halten...und das hat gut geholfen.
    Ich habe ja einen Sohn, und er hat fast die ganzen drei Jahre , die ersten Jahre seines jungen Lebens sehr intensiv, täglich mit der Nonna verbracht, die schon unheilbar krank war, und dann starb.
    Er sah sie, sterbend, er sah sie tot. Das fand ich war ganz wichtig, er gab ihr auch Zeichnungen mit.


    Ich habe immer noch Hemmungen über mein Kind hier zu schreiben, weil es mir sehr persönlich erscheint und gleichzeitig ja nicht mein Leben ist, sondern seines. Aber das Thema trauern mit einem Kind erscheint mir sehr wesentlich.


    Astrid war so freundlich mit mir darüber zu sprechen in einer Konversation...sie sagte das Trauern ist für kleine Kinder wie eine Pfütze im Vergleich zum Trauerozean der größeren...man kann es ansprechen - so habe ich es verstanden - sie blenden anderswo hin wenn sie das nicht wollen.


    Ermutigt durch Astrids Worte sprach ich ihn nun am Sonntag spontan an. Er sprach ganz offen darüber, es war kein langes Gespräch...wir stellten beide fest dass uns die Nonna fehlt, dass wir sie lieb haben...dass sie vielleicht im Himmel sein kann...dass sie vielleicht heute glücklich ist und tanzt wenn sie uns sieht...und dann meinte er vielleicht hat sie diese gerade Wolke (da war so eine spezielle, wie abgeschnittene Wolke) gemacht - dass sie sie gemacht haben könnte...und ich sagte, ja, das kann schon sein, wenn du das so denkst. Und wir fühlten uns wohl dabei.


    Es war einfach und natürlich so zu sprechen. Danke Astrid, für die Ermutigung.


    Mit herzlichen Grüßen,
    Malena <3

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Malena!
    Bravo, das hast du gut gemacht!
    Du hast deinem Kind den Raum geöffnet und ihm gezeigt, dass die Tür für Gespräche offen steht ... das ist meiner Meinung nach das Wichtigste, das Vertrauen und den Mut haben über ein vielleicht unangenehmes Thema zu sprechen.
    Ich sprech jetzt mal aus meiner Sicht: Ich habe gelernt, dass ich meinen Kindern die Trauer nicht abnehmen kann.
    Ich hatte Momente, vor allem in der Anfangszeit, wo ja meine eigene Trauer noch so stark war, dass ich meinen Kindern auf etliche Fragen keine Antwort geben konnte. Dies habe ich ihnen dann auch gesagt und oftmals haben sie einfach nur in meinen Armen geweint und ich mit ihnen. Fragen zu Fakten habe ich ihnen immer kindgerecht erklärt, ich habe nichts Verschwiegen und nichts beschönigt.
    Meine Kinder haben mir bezüglich Trauer vorgelebt, dass es keine Tabus gibt. Alle Fragen sind erlaubt. Wir Erwachsenen müssen lernen damit umzugehen und den Schmerz unserer Kinder mit auszuhalten ...
    Kinder äußern Trauer in ganz unterschiedlicher Weise. Mein "Kleiner" hat Phasen, da geht das eine oder andere Tröpfchen in die Hose untertags. Oft ist wieder vorbei, wenn ich ihn bewusst darauf anspreche, ob er den Papa vermisst. Dann berichtet er mir von seinem Vermissen und meist ganz schnell switcht er wieder zu einem Alltagsthema. Dann ist es gut. Mehr braucht er dann auch nicht, ich bohre nicht nach und ich mach mir aber mittlerweilen auch nicht unnötige Gedanken diesbezüglich, was denn er sich nun noch alles denkt.
    Er war beim Tod seines Vaters 3 1/2 Jahre. Erst vor ein paar Wochen habe ich durch ein Gespräch mit Erschrecken festgestellt, dass er sich an sehr sehr wenige Dinge und Ereignisse, die er mit seinem Vater erlebt hat erinnert. .... und dennoch
    ... er und seine Schwester leben mir tagtäglich vor, dass das Leben weitergeht, es lebenswert ist und Papa sie sieht und auf sie aufpasst, auch wenn wir ihn nicht mehr sehen. Diese Erkenntnis meiner Kinder und in deinem Fall auch bei deinem Sohn mit seiner Oma lassen Mütterherzen doch höherschlagen ... !
    ... ich bin davon überzeugt ... Kinder haben ihn ... den 6. Sinn ;)
    Alles Liebe von Marsue

  • Liebe Marsue,


    ich danke dir für deine Antwort und deine lieben Worte<3
    ich hab mich sehr darüber gefreut. Deinen Thread empfand ich als inspirierend, ich habe auch geweint - an der Stelle als du schreibst wie dein Kleiner sich über den Sarg beugt und sagt "danke, du warst ein guter Papa" das ist so einprägsam, auch mein Kind vergöttert ja seinen Papa und dieser Moment hat so etwas unmittelbares und aus tiefstem Herzen kommend, ich habe sehr mitgefühlt mit dir und bewundere die Kraft und Stärke mit der du deine kleine Familie aus dem Tal eurer Trauer geführt hast, nicht locker gelassen hast, unverwüstlich klar und optimistisch, nach Vorne sehend, ... das hat etwas sehr inspirierendes.


    Als ich damals las dass du deinem Kleinen eine Geburtstagsparty gegeben hast, zum 4. Geburtstag, und wie sehr es ihn gefreut hat dachte ich - ja, sie hat recht, der 4. Geburtstag ich eigentlich schon wirklich einer, den sie bewusst feiern. Das könnte ihm eine Freude machen. Letztes Jahr habe ich gar nichts geschafft, war einfach froh dass der Kindergarten das übernommen hat. Aber so habe ich nun ein Monat eine kleine Feier geplant, und ich bin überhaupt nicht der Typ, habe die Nachbarskinder eingeladen und noch welche dazu, eine kleine liebe Feiergemeinde - und obwohl ich eine Heidenangst davor hatte, ob ich das packe und schaffe hat es geklappt und war einfach ohne großes Brimborium schön. Wir hatten auch ein wenig Glück mit dem Wetter, machten eine Schatzsuche und Riesenseifenblasen und sonst haben die Kinder den Rest erledigt.


    Danke dir also für diese Inspiration, deine Stärke und dein Mut und - der liebevolle Kontakt zu deinem inneren Sonnenkind haben mich ermutigt, mir das zuzutrauen.



    Ich bin sehr froh dass ich die Trauer nun offen mit meinem Sohn anspreche. Ich sage immer wieder "ach, heute fehlt mir die Nonna" oder "ja, das wäre schön wenn sie da wäre " und dann "wie geht es dir" und wir plaudern dann ein paar Takte.


    Ja, ich danke dir für deine Antwort, und auch Astrid.
    Ich finde es schön mich diesem Thema zuzuwenden, und freue mich über jeden Austausch.


    Trauern für Anfänger... <3 aber wie sagt Aristoteles so treffen
    "der Anfang ist die Hälfte vom Ganzen"


    mit herzlichem Gruß

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


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    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • PS ja, Kinder sehen und empfinden die Welt grundlegend anders scheint mir. Alles ist möglich.
    "Wirklich ist jedes Kind gewissermaßen ein Genie, und jedes Genie gewissermaßen ein Kind" hat Schopenhauer gesagt, diese Aussage fand ich schon immer sehr zutreffend. Die Weltsicht, die Empfindung zur Welt, die Offenheit die Welt so sein zu lassen, dafür wie die Welt ist, sein kann - das nicht in Hierarchien, üblichen Bewertungen, gewohnten Mustern denken lässt viel Raum für ungewöhnliche und dem Universum bestimmt in seiner Struktur, in seinem Wesen entsprechender als die Sicht durch etablierte, gewohnte, auch am Nutzen und Notwendigkeit orientierten Filtern. Ich kann mir gut vorstellen dass die Sicht des Kindes viel eher das Universum mit all seinen Möglichkeiten und aus unserer Sicht Unmöglichkeiten zulässt, spiegelt, in die Wahrnehmung bringt. Also komplifiziert gesagt ja, ich sage auch dass sie einen siebten...vielleicht sogar achten...Sinn haben....der auch viel Sinn schenkt, wenn man ihn zulässt, und Zauber.


    <3

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    mit geschlossenen Augen warten
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    sich wieder bewegt

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    zu dir
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    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Ich habe gerad Mario geschrieben und denke, dass da einiges auch hier hin passt.


    Der Satz:


    Mario schrieb: " und sagte er würde alles tun das seine Liebe Mama wieder kommen würde "


    ist so typisch für Kinder bis zur Mitte des Volkschulalters. Sie haben noch keine Vorstellung von dem "für immer" und ein mystisches Denken. Das Bild, dass das Kind - so wie es das für die Eltern ist - auch in der Welt der Mittelpunkt ist und alles bewegen kann, ist noch ganz stark. Wenn es sich also genug anstrengt und alles richtig macht.... dann kann es schaffen, dass die Mama, der Papa, Oma oder Opa,... wieder kommt. Vielleicht hat es schon ganz viel probiert: einen ganzen Tag ganz brav sein, ... nicht ärgern, auf dem Weg nie auf einen weißen Fleck stehen, die Spielsachen aufräumen,... (das sind nur Beispiele.) Und vielleicht hat es bemerkt, dass es nicht funktioniert und die verstorbene Person am Morgen doch nicht da ist.
    Helfen kann wenn immer wieder erzählt wird, dass niemand die Mama zurück bringen kann und dass die Mama eine ganz, ganz, ganz schwere Krankheit hatte, gegen die sie versucht hat zu kämpfen. Und irgendwann konnte sie nicht mehr kämpfen. Jetzt ist die Mama tot und kann nicht wieder zurück kommen, weil ihr Körper nicht mehr funktioniert.


    Ich weiß nicht, ob du glaubst, dass nach dem Tod etwas bestimmtes kommt, und vielleicht kann mit dem Kind überlegt werden, was da sein kann. Wie es der Mama jetzt geht. Du musst nichts vorgaukeln. Falls du glaubst, dass da nichts ist, dann lass ihn selber Vorstellungen entwickeln. In diesem Alter ist auch die Phantasie sehr wichtig.


    Etwas was mir sehr gut gefällt um zu zeigen, wie die Mama im Sarg sein kann und auch irgendwie, irgendwo anders "leben" kann, ist der Handschuh. Nimm deine Hand und zapple mit den Fingern. Das ist die "Seele" von der Mama und als die in den Bauch der Oma kam, bekam sie einen Körper (Handschuh überziehen) in diesem Leben braucht sie diesen Körper, damit man sie sieht, hört, spürt, damit sie hüpfen und tanzen und lachen und weinen kann. Als die Mama tot wurde, ist der Körper dageblieben und wurde in den Sarg gelegt (Handschuh ausziehen) und die Mama, mit all dem wie wir sie kennen, ging (in den Himmel, in unser Herz, in unsere Erinnerung,...) weiter mit den Fingern zappeln.


    So - das mit den Handschuhen habe ich schon oft erprobt und bei Mechthild Schroeter-Rupieper gelernt. DANKE. Es ist sowohl für Kinder, für Jugendliche und auch für Erwachsene sehr eindrucksvoll.


    Lg. und ganz viele Sonnenstrahlen zum Genießen.
    Astrid.

  • Danke liebe Astrid dass du das hier noch einmal herein schreibst, mein Gedanke war ein wenig dass dieser Thread solche Gedanken sammeln kann und dann vielleicht eine Hilfe sein kann...danke auch dir Mario, ich hoffe das ist dir recht...


    ich werde dieses Gleichnis mit dem Handschuh im Hinterkopf behalten...es ist eine sehr schöne und einfache Art das Wesentliche zum Ausdruck zu bringen...


    meine Erfahrung ist auch dass es gut tun kann sich als Elternteil das trauert im Gespräch Hilfe zu holen, so habe ich es gemacht bei meiner Therapeutin, die so lieb ist mich zu begleiten, denn dann stabilisiere ich mich und das gibt auch meinem Kind den nötigen Halt.


    Wie gesagt...Flugzeug-Gleichnis...
    wenn die Sauerstoffmasken herunter fallen...hat man den Impuls sie zuerst dem Kind aufzusetzen... das soll man aber nicht tun...denn was hat das Kind von einem ohnmächtig daneben liegenden Elternteil?
    Wichtiger ist es also sich zuerst die Maske aufzusetzen um bei Bewusstsein zu bleiben, und dann das Kind zu versorgen. Dieses einfache Bild gab und gibt mir viel Klarheit und hilft mir, auch mich zu achten.

    Und so auch auf mein geliebtes Kind.<3

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    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
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    An dich denken
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    zu dir
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    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Eine liebe Freundin riet mit kürzlich ein schönes Album über meine Mutter anzulegen mit Fotografien, die ich dann mit meinem Kind ansehe. Ich könne auch ruhig weinen dabei meinte sie, das kann mein Kind sehen. Und sie hat mir erzählt dass sie im Kindergarten einmal ein Kind hatte, dessen geliebte Großmutter gestorben war. Sie hat dann mit dem Kind vereinbart dass im Kindergarten eine besonderer Ort ist, der dieser Großmutter gewidmet ist. Es war eine stille Vereinbarung, und das Kind ist dann oft hin gegangen und dort gesessen. Sie hat mir geraten das auch in meinem Garten mit meinem Kind zu machen, einen besonderen Ort aussuchen, da das Grab ja doch weiter weg ist. Mal sehen...auf jeden Fall bin ich ihr sehr dankbar für das Gespräch. <3

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    (Erich Fried)

  • Liebe Malena,
    ja - so ein gewidmetes Stück Erde kann hilfreich sein. Es soll solange bleiben, so lange es not-wendig ist. Irgendwann, kann an diesem Platz dann wieder ganz was anderes Platz haben. Sprich doch mit deinem Kind darüber - so wie du erzählst, ist es doch ein sehr aufgewecktes und ehrliches Kind. Du wirst schon eine Antwort bekommen. Wenn es einen solchen Ort möchte (vielleicht gibt es den Ort auch schon und er wird geheim gehalten?) kann er dann auch gemeinsam gestaltet werden.
    Bin schon gespannt, was daraus wird.
    Lg. Astrid

  • Liebe Astrid, <3


    ich schreibe heute einfach etwas chaotisch was mir gerade in den Sinn kommt, .. :)


    momentan bleibt es bei den Vorsätzen, und ich bemühe mich eher oder tue es einfach, zu schauen eine gute Zeit im Hier und Jetzt mit dem Kleinen zu haben. Gemeinsame Zeit, Zeit mit befreundeten Kindern. Er will nicht zum Grab fahren, in die Stadt wo wir die letzten drei Jahre gelebt haben mit meiner Mutter.


    Mit dem Tod kann er teilweise gut umgehen, so scheint mir. gestern holte ich ihn vom Kindergarten abgeholt, und einem Impuls folgend sind wir zu einer alten romanisch gotischen Kirche gefahren, die hat auch Römersteine eingemauert, ich mag diesen Ort einfach weil er Ruhe und Frieden ausstrahlt. Zuerst wollte der Kleine alle Blumen pflücken und ich musste ihm erklären, das das nicht geht und dann hat er mir befohlen die Sonne zu genießen und hat mir jede einzelne Tulpe erklärt und dass er sie "anbauen" will. Er war auch ganz erstaunt dadrüber dass die Römersteine über 2000 Jahre alt sind - das ist wirklich sehr alt sagte er. Wir haben einen toten Maikäfer im Gras gefunden und haben ihn lange angesehen, und er sagte auf eine Art "der ist tot" dass es wie eine Erkenntnis war - ich dachte, ja , er hat das irgendwo schon begriffen was das heißt, und es ist ok für ihn.
    Und dann ja, das alte Thema...vor der Kirche ein Gekreuzigter und er schaut hinauf und sagt entsetzt...was steht da über dem Mann, was ist mir ihm los?
    Ich frage mich wirklich ob dieses Bild nicht zu grausam ist für Kinder...ich habe es versucht ihm zu erklären, aber es ist brutal...da gefallen mir, wenn schon andere Jesus/Mariendarstellungen (Schutzmantel, alte Fresken mit Lebenssymbolen die vor der Gotik entstanden sind)einfach besser.


    Vor Kurzem ist mein Sohn beim Abholen vom Kindergarten in bitterliche Tränen ausgebrochen. Er wollte noch ein Spiel beenden.

    Ich setzte mich dann mit ihm einfach auf den Platz vor dem Kindergarten in die Sonne und umarmte ihn und hielt ihn fest, ich wollte ihn nicht weinend hinaus zerren, wir hatten auch Zeit. Ich dachte, nein, wir gehen gemeinsam und ruhig aus dieser Tür, nicht mit Gewalt. Wir saßen da ganz lange und er weinte, und ich war halt da. Er beruhigte sich.
    Irgendwann spielte ein größeres Kind von der nahen Schule einen Ball zu uns, der hat die Situation dann ganzaufgelöst :)
    Wir sind dem Ball nachgelaufen, haben ihn zurück gebracht, und dann war es gut soweit.


    In solchen Momenten habe ich dann das Gefühl da liegt jetzt mehr drinnen, als eben nur das Vordergründige.
    Oder höre ich das Gras wachsen? :) Auf jeden Fall ist es schön so ganz bewusst Zeit für ihn und seine Gefühle zu haben. Und ich merke, ich habe auch langsam wieder die Kraft dafür.


    Ja, dieser Ort, er könnte ihn wirklich schon haben, in "seiner Höhle" unter einem Baum im Garten.


    Danke für dein Mitfühlen,
    mit liebem Gruß
    Malena <3

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    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

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    zu dir
    wieder glücklich sein darf

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    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Malena,
    es ist doch egal, ob du das Gras wachsen hörst, ob es hinter oder Vordergründig um Straßen oder Oma geht. Wichtig ist doch nur, dass du ihn ernst nimmst in seiner Traurigkeit.
    Du lässt dir Zeit
    Nimmst ihn in den Arm
    und wenn der Ball daher kommt, hältst du ihn nicht fest in seiner Trauer sondern lässt ihn den Ball zurück bringen.


    SCHÖN!!


    Sei lieb gegrüßt - lass das Gras wachsen (nur nicht zu schnell, sonst kommen wir mit dem Mähen nicht hinter her!) und genieße die traurigen und fröhlichen Momente mit deinem Kleinen.
    Gruß Astrid

  • Danke Astrid <3 ,
    schön dass du das ähnlich empfindest! Es hilft sehr, sich darüber auszutauschen.


    zum Gras
    einer meiner Lieblingssprüche ist immer
    "das Gras wächst nicht schneller wenn man dran zieht" ;-)




    werde also brav dem Gras beim Wachsen zusehen
    und zuhören, welche Geschichten sich die Käferlein darauf erzählen
    und ihre Punkte zählen, Schmetterlinge und Bienen tanzen sehen,
    gemeinsam mit dem Kleinen ;-) kann ich sie sogar verstehen.


    So, was sich reimt ist gut ;-) auch mal holprig
    Danke für dein dasein,
    Malena <3

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    (Erich Fried)

  • uff....nach langem Suchen habe ich den thread wieder gefunden... das ist ja schon fast wie in meinem Zuhause ... ;-) geliebte Chaos...


    Ich bin froh jetzt - liegt es am zweiten Trauerjahr? - oder liegt es an veränderten Lebensumständen, - oder hatte ich nun die Kraft was zu ändern und es ist eine Mischkulanz aus allem - mehr und mehr Kraft zu haben.


    Ja, ich hatte natürlich immer eine tiefe Liebe für ihn. Aber die Kraft es ihm zu zeigen, zu spielen, zu lachen zu tanzen...ach, das war so schwer, so hart.
    Ich war manchmal wie hinter einem Zaun, einer Glasscheibe, und nur froh darüber dass andere da waren, die ihn gestärkt haben. Es ist schön dass er hier eine Oma hat....


    Jetzt merke ich dass ich "auftaue", ich kann mich einlassen und merke aber auch, wie sehr mich der Schmerz betäubt hat... i


    Und auch der Kleine hat kürzlich einmal seine Trauer formuliert. Sprach über seine Nonna, und dass sie ihm fehlt. Er war sehr tapfer in der ganzen Zeit, doch es hat glaube ich ganz gut geklappt dass wir und ich geschaut haben, dass er ein sicheres Umfeld hat das ihn stützt und ihm Halt gibt...


    es wird also besser.
    Ich kann wieder mehr die Mami sein, die ich sein will.


    Hoffen wir auf das Beste... <3

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    sich wieder bewegt

    An dich denken
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    zu dir
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    (Erich Fried)

  • Liebe Malena,
    das freut mich von Herzen!
    Dann wünsche ich euch einen Sommer voller Fangen-Spielen, Verstecken, schwimmen, Eis essen, ...
    und auch tiefgründiger Gespräche über das Leben, den Tod und all das was da in diesem Kinderkopf alles an Bildern, Ideen und Konstrukten vorhanden ist. Mich fasziniert es wie einfach, komplex und kompliziert die Welt davor, jetzt und danach im Kopf von Kindern gleichzeitig ist.
    verwirrend?? hoffe auch verständlich.
    Lg. Astrid

  • Liebe Forumsfamilie!


    Wie ich einmal erwähnt habe, hat die Stützkraft in meiner Klasse zwei Pflegekinder einer verstorbenen Freundin.


    Der kleinere Bub kämpft gerade damit, dass er befürchtet, die Erinnerungen an seine Mama zu verlieren. Er hat gestern, als die Pflegemama was unterschreiben musste für die Schule, geweint und gemeint, er wisse schon gar nicht mehr wie seine Mama heiße und er hat so viel vergessen. Das hat uns jetzt natürlich sehr bewegt.


    Wie kann man dem kleinen Mann wohl helfen? Es ist so schwer für Erwachsene, wie erst für Kinder? Er ist jetzt 6 Jahre alt und die Mama starb vor zwei Jahren. (Jetzt bald, im November, ist wieder Jahrestag, da schüttelt es natürlich alle wieder gewaltig durch.)


    Auf alle Fälle versucht seine Pflegemama jetzt, dass sie ihm das Buch "Der Baum der Erinnerungen" (Tipp von Astrid - und ich habe es mir schon besorgt) vorliest und dann hat sie vor einen Baum zu basteln. Immer wenn jemand wieder eine Erinnerung von der Mama "hervorkramt". wird sie notiert und dann am Baum befestigt. Das war unser beider Idee dazu.


    Gibt es noch weitere Ideen?

    Lg Hedi

  • Liebe Hedi,


    das Buch ist wohl sehr schön, ich werde mir das auch besorgen.


    Ansonsten kenne ich noch diesen Verein hier, die sind sehr gut


    https://www.rainbows.at/wien/


    Alles Liebe!<3


    Ja, man würde den Kindern das so gerne ersparen, aber auch die Kleinsten und Kleinen machen Trauererfahrungen. Ich glaube das Kind hat Glück mit den Menschen, die um es sind. Stabile Erwachsene und stabile Beziehungen sind für Kinder das Wichtigste, so meine Erfahrung...vor allem und gerade in stürmischen Zeiten...


    alles Liebe!

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


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    An dich denken
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    zu dir
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    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Ich habe euch alle LIEB....wenn ich überhaupt weiss , was die Liebe ist<3<3<3<3<3<3<3<3


    das war mir immens wichtig , das gerade so zu schreiben...

    aber


    wir hier, die trauern und Mütter und Grossmütter und Lehrerinnen und Erzieherinnen und in anderen sozialen Berufen sind, waren

    wir sind

    KEINE stabilen Persönlichkeiten für Kinder... wir sind waren keine "guten Mütter " oder siehe die oberen Berufe....


    Wir WOLLEN das sein...

    und das EHRT uns....

    das HILFT UNS....

    einfach ZU SEIN....


    BITTE für EUER und auch durchaus MEIN Wohlbefinden....

    akzeptiert eure manchmal vorhandene INSTABILITAET....


    Wir sind ALLE einfach WUNDERVOLL... ganz , ganz ernsthaft in unserer UNVOLLKOMMENHEIT

    Ja ich weiss Wiederholung....


    WEGE suchen, um RAT bitten , ein wunderbarer Weg für eine Gemeinschaft wie wir es sind<3<3<3<3<3<3<3<3

    aber

    das Aspetos kämpft für eine Toleranz und andere Wege gehend der Trauer.... in der Gesellschaft...und wir alle sind ver-rückt geworden... das ist Bewegung

    etwas STABILES ist etwas Konstantes ...

    oder bildhaft vielleicht auch gesehen

    ein STAB für eine Wanderung ..... ODER?????


    Ja, gar keine Frage

    ein Baum , eine Schatztruhe , ein Album, wenn noch möglich, bei dem Jungen leider nicht mehr ...Tonträgeraufnahmen...:love::love::love::love::love::love:

    das für mich "Wichtigste"

    Schenken wir uns viele, viele liebevolle Emotionen...und den Kindern

    NAMASTE

    SHANTI

    SHIMA

  • Liebe Claudia Amitola,


    du weißt, wie sehr ich dich schätze und deine Weisheit.


    Ich möchte hier aber eine andere Haltung vertreten.

    Ich denke ja, ich bin schon eine gute Mutter, keine perfekte Mutter.

    Ich muss nicht alles geputzt haben oder immer happy sein, oder was weiß ich - so Grauen (passt eigentlich besser was die Autokorrektur gerade aus Frauen gemacht hat) von Stepford mäßig sein.


    Aber stabil heißt für mich

    mir meiner Situation bewusst sein

    auch meiner "Verrücktheit" in meiner Trauer

    und meinem Kind gegenüber aber in der Emotion

    erreichbar, aufrichtig, und vor allem: seine Gefühle beantwortend

    das heißt stabil sein heißt für mich meine Gefühle

    nicht an meinem Kind auszulassen, sondern an

    Erwachsenen, die das aushalten - also Partner, Freunde

    Therapeuten

    und wenn ich nicht kann, Menschen zu haben

    die meinem Kind Stabilität und Normalität geben

    damit ich mir eine Auszeit nehmen kann.


    Das finde ich schon wichtig,

    eigene Trauer hin oder her

    aber die schwächsten Glieder

    in der Kette sind die Kinder

    und die brauchen Schutz.

    Und, ich bin verantwortlich für mein Kind.

    Dafür, dass es ihm gut geht.


    Stabilität heißt nicht Perfektion.

    Ich meine Geborgenheit.


    Verstehst du was ich meine?


    Mit herzlichem Gruß

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


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    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
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    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Und ja, alles tun was mir gut tut und mich stabilisiert

    das stabilisiert auch mein Kind.

    Weil es sich ja an mir orientiert.


    Gefühle offen aussprechen, ansprechen,

    für mich heißt ein Kind zu haben auch die Entscheidung dass

    da jemand ist, der wichtiger ist als ich

    für den ich Verantwortung übernommen habe.


    Heute las ich wieder mal über Viktor Frankl...

    das Leben als eine Frage...wir geben Antwort...ver-Antwort-en uns...


    der kleine Prinz sagt

    ich habe für meine Rose Verantwortung übernommen


    und das alles

    sich dessen bewusst sein heißt für mich


    Stabilität.


    Es gibt im Waldviertel Wackelsteine die seit tausenden Jahren in einem labilen Gleichgewicht liegen.



    Naja, ich glaube wir meinen Ähnliches

    und den Rest können die Psychologinnen und Pädagoginnen

    sicher treffender formulieren

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)