Weißt du, Lisa, ich respektiere meinen Chef - er ist der 5te Chef in 12 Jahren, die ich nun hier bin und auch ihn werde ich mir so richten, wie es mir passt .
Ich bin wohl im weitesten Sinne das, was man in einem Sekretariat eine Vorzimmerdame nennt. Ich sitze eigentlich (lt Grundriss) mit meinem Chef in einem Büro.
Sein Vorgänger wollte das nicht und hat eine Wand zwischen unsere Schreibtische einziehen lassen. Ich habe damals protestiert, denn so werden aus einem großen, relativ schönen Büro zwei kleine, in denen sich keiner wohlfühlt. Ich wurde mundtot argumentiert.
Meinen Teil hab ich mir hübsch gestaltet. Ich hab meine Kaffee-Ecke, die oft und gerne genutzt wird - obwohl wir auch eine Küche haben (am anderen Ende unserer 1000 qm Bürofläche). Ich hab mir Putzsachen mitgenommen, Nähzeug, Nagelzeug, Schuhputz-Klumpat... So eine kleine Notfallstation für alle möglichen Unpässlichkeiten. Die Kollegen waren schon oft dankbar, dass ich für so viele Eventualitäten gerüstet bin. Hey, ich arbeite seit 1986, schon damals sind Knöpfe von Kleidung abgegangen, Fingernägel abgebrochen oder Schuhe im Regenwetter schmutzig geworden...
Mein "neuer" Chef (seit ungefähr einem Jahr) hat nun genau das Problem, von dem ich immer sprach: Er findet keine Einrichtung, die ihm gefällt, der ganze Raum passt ihm nicht und wie oft hat er schon gesagt: "Was tut diese Wand hier?" "Sieht aus, als würde sie stehen ", sag ich meistens.... "Warum ist die da? Die stört total." Das sag ich doch, aber auf mich hört ja keiner..... *schulterzuck* was soll's. Er soll seinen Vorgänger anmaulen, der wollte das so.... Moment, eigentlich war's der Vorvorgänger... egal, andere Geschichte.
Jedenfalls bin ich die älteste Frau hier. Es gibt zwei ältere Männer bei uns, alle anderen (einschließlich meines Chefs) sind jünger als ich. Ich bin also quasi Inventar. Normalerweise werde ich mit viel Respekt behandelt. Sehr viel Freundlichkeit. Monatelang haben mich die Kollegen betreut und bemuttert, als es mir nach dem Tod meines Partners unheimlich schlecht ging. Eigentlich gibt es hier auch einen sehr guten Zusammenhalt, irgendwie schützt jeder jeden und alle sind füreinander da.
Umso mehr stört es mich, wenn in mein Büro (oder in meine Arbeit) gepfuscht wird. Dass es der Chef war, der sich diese Freiheit genommen hat, wird schon mit seiner Position zu tun haben. Ich stelle ihm sicher nicht sein Büro mit Möbeln voll.
Aber wenn er glaubt, er kann das (Chef hin oder her) MIT MIR machen, hat er sich geschnitten. Ich bin immer höflich und immer korrekt, aber das heißt noch lange nicht, dass ihm gefällt, was ich sage....
Er betont immer wieder, wie wichtig ihm Ehrlichkeit ist, also muss er sie auch aushalten... denn auch wenn man die Wahrheit höflich, freundlich und respektvoll sagt, ist die manchmal nicht willkommen... Macht nix, er wird's schon lernen....
Jedenfalls danke, Lisa, für deine Wünsche - heute ist ein besserer Tag im Büro...
Alles Liebe....
Puzzle