Die Liebe bleibt

  • Danke für Eure Antworten. Vielleicht folge ich Astrids Vorschlag, die schrieb:"Magst du einen eigenen Thread mit deiner Geschichte eröffnen? In Forum auf Trauer um den Partner gehen, + anklicken, Überschrift wählen und loslegen."

    Vielleicht später, im Moment aber bin ich dazu nicht in der Lage

  • Hallo Frank

    es tut mir leid um jeden der sich hier anmeldet weil immer ein schlimmes Schicksal dahintersteckt.

    Es macht mir Angst, daß der Trauerschmerz nach 9 Monaten immer noch so stark ist, daß man sich von Tag zu Tag rettet. Ich halte es ja jetzt kaum aus und weine mehrmals täglich. Muß mich überwinden hier im Haus alles ordentlich zu halten, mit dem Hund Gassi gehen. Auch auf der Arbeit kann ich mich schwer konzentrieren.

    Die Kollegen erzählen wo sie jetzt dann mit der Famile hinfahren und ich könnte schreien weil wir nur noch ein Fragment einer Familie sind.


    Heute war meine Schwiegermama da und wir haben geredet, daß ihr Hausarzt zum Unfallort kam und auch Nichts mehr für meine Frau tun konnte. Jetzt habe ich wieder die Bilder im Kopf. Fliege durch die Luft und lande im Straßengraben, sehe die Sonne und den strahlend blauen HImmel und denke was sie gedacht hat als sie starb. Es zerreisst mich und ich habe schon wieder Kopfschmerzen.

    Wir haben heute nochmal gegrillt aber es ist eine Stimmung die an Bedrücktheit nicht zu überbieten ist. Wir vermissen sie alle so sehr. Meine Mittlere hat ihren Teller genommen und ist auf ihr Zimmer gegangen. Sie kann den leeren Platz am Tisch nicht aushalten. Ich kann nicht aushalten daß sie es nicht aushält.


    Danke indian summer für den link. Das Problem ist, daß wir eigentlich nicht alle zusammen weg können. Da ist zum Einen die Schule und das anstehende Abitur. Zum Anderen habe ich neben meinem Angestelltenverhältnis noch eine Firma.

    Aber ich werde mich mal schlau machen wo in der Nähe so eine Therapie angeboten wird. Werde morgen auch mit meinem Therapeuten darüber sprechen denn so wie es im Moment läuft komme ich nicht weiter. Vielleicht bin ich auch wieder zu ungeduldig aber ich kenne in der Nachbarschaft Witwen die jetzt auch nach Jahren noch in dieser Schleife hängen und ich möchte aus diesem Karusell heraus.

    Am liebsten würde ich den Bulli nehmen und einfach für eine ganz lange Zeit wegfahren und Alles hinter mir lassen.

    So wie es immer unser gemeinsamer Traum war mal ein Jahr durch Europa.

    Dann denke ich wieder an die Kinder, die unglaublich leiden und ich merke daß bei Ihnen die Trauer auch noch schlimmer wird als gleich nach dem Unfall.

    Ich denke für Sekunden manchmal daß das alles nicht wahr sein kann, daß das nicht meine Leben ist das da gerade abläuft und werde dann sofort von der Realität brutal zurückgeholt.

  • guten Morgen

    Ich denke ,eine Kur ist das eine.Aber das kommt eh noch nicht in Frage,da die deutschen Kurkliniken,die sich auf Trauer spezialisiert haben,eine längere Spanne zwischen Tod und Kur wollen.


    Emdr ist das andere.Es ist noch eine junge Therapie,kommend aus Amerika.

    Es ist in mehr als 20 Studien wissenschaftlich bewiesen und auch von der WHO anerkannt.Es hat seinen Einsatzbereich bei Traumen,bei Trauer aber auch bei anderen Themen.

    Besprich es am besten mit deinem Therapeuten.Er kennt dich

    http://www.emdria.de/therapeuteninnen/

    Gruss und einen erträglichen Tag

  • Und noch was.

    Die Trauer verändert sich.

    Mit der Zeit bleibt die Narbe zurück.Aber man lernt in der Regel,mit der Narbe zu leben.


    Wenn du mal schaust,sind viele nach einer gewissen Zeit nicht mehr hier.Ich habe gedacht,ich bleibe noch hier ,um auch das zu vermitteln.

    Ich war in einem Trauercafe anfangs.Da war eine über 70 jährige.Sie hat sich einen Jugendherbergsausweis geholt und reist von Jugendherberge zu Jugendherberge.Sie sieht was von der Welt und hat viele Kontakte und bleibt jung .Ich fand es gut,dass sie da war und ihren Weg erzählte.Jeder Weg ist anders.

    Aber es liegt auch an uns,wie wir ihn gehen.

    Das Leben wird anders,aber es kann auch wieder lebenswert und schön werden.

    Es gibt immer wieder Tage,ab denen einen das Trauertier besucht.Aber die Besuche sind kürzer und nicht mehr so heftig wie früher.

    Ich glaube aber auch,dass es wichtig ist,durch dieses tiefe Tal zu gehen.

    Gruss am frühen Morgen

  • Guten Morgen,

    habe es geschafft,meinen Verstand einzuschalten.Bin für eine Woche mit dem Bus nach England gefahren,es war eine Studienfahrt.Es war sehr anstrengend,da wir jeden Tag eine andere Stadt,andere Sehenswürdigkeiten besichtigten.Es waren unglaublich viele Eindrücke.

    Natürlich schlug immer wieder die Trauer zu.Situationen wie allein das Doppelzimmer nutzen.Nach dem Abendessen gingen andere Reiseteilnehmer noch an die Bar,hier musste ich mich zurück ziehen,weil dann mein Verlorenes äußert deutlich war.

    Trotzdem hat mir diese Reise gut getan,habe oft Zwiesprache mit meinem Mann gehalten.Ihm immer wieder erklärt,diese Fahrten wollten wir doch gemeinsam machen.Seine Antwort zu Lebzeiten war ,machen wir mal.

    Gruss

  • Hallo Medina

    schön, daß du die Reise gemacht hast. Ich denke es ist besser mit der Trauer zu reisen als gar nicht zu reisen und sich stattdessen zu Hause im Kreis zu drehen.


    Ich habe mich heute an eine Geschichte erinnert, als wir im Herbst nach der Freibadsaison zum Spazierengehen mit dem Hund zum See gefahren sind. Die Sonne schien noch so stark und wir sind direkt am Wasser unten lang gelaufen um dem Hund zu ermöglichen ins Wasser zu gehen. Dabei kam dann der Gedanke auf auch einfach ins Wasser zu springen. Da wir keine Badesachen dabei hatten - es war ja eigentlich ein Sonntagsspaziergang- sind wir tatsächlich nackend baden gegangen. Die Große kam mit rein, die beiden anderen waren zu schüchtern. Es hätte ja jemand vom Fussweg oberhalb ans Wasser kommen können. Es war so super schön nochmal im See zu schwimmen. Und genauso spontan wie sie war - behalte ich meine Liebste in Erinnerung. Ich musste dann zwar auch wieder weinen aber ich war auch dankbar für diese schöne Erinnerung.

  • Hallo Firefly,ja ,schöne Erinnerungen sind schmerzhaft.Doch bin ich sehr froh,dass ich sie habe.Las vor einiger Zeit ein Buch mit dem Titel:Meine Trauer schmerzt Meine Liebe sucht Dich von Fiona Unterasinger. Für mich war der Gedanke interessant,das man ,wenn einige Zeit vergangen ist,vielleicht nur noch in Dankbarkeit an den Liebsten denken kann.

    Ich habe mir einen Briefbogen genommen und aufgeschrieben, worüber ich dankbar bin.Wenn ich es dann lese,bin ich natürlich wieder sehr traurig,aber ich habe ein schönes Leben gehabt.Ich bin geliebt worden.

    Gruß

  • Hallo

    Ich habe heute morgen auf dem Weg zur Arbeit - sonst bin ich ja geradelt aber ich komme da zeitlich nicht mehr rum daher fahre ich jetzt mit dem Auto- von Jochen Distelmeyer das Lied "Lass uns Liebe sein" gehört. Ich kannte das Lied nicht und es hat mich sehr beeindruckt.

  • Ich war ja gestern bei meinem Therapeutengespräch. Seine Einschätzung ist, daß ich im normalen Trauerbereich liege. Ich habe jetzt das mal so sinngemäß wiedergegeben.

    Wenn ich emdr machen möchte, sollte ich das ausprobieren ob es mir hilft. Er selbst bietet das nicht an und hält es gegenwärtig nicht für notwendig. Ich habe dann gesagt, daß ich das Gefühl habe schon an der Grenze dessen zu sein was ich aushalten kann. Mir geht es mehrmals am Tag so, daß ich weinen muß, die Zähne dann so aufeinanderpresse ich am liebsten aufgeben möchte. Emdr wird von einem Therapeuten 15km entfernt angeboten. Wäre also machbar.


    Besonders schlimm ist es wenn ich im Keller ihr zweites Mountainbike (Ihr 29er wurde beim Unfall zertrümmert) hängen sehe oder ihre Skitourenausrüstung sehe, wir haben im Frühjahr extra neue Stiefel gekauft, das Beste was der Markt hergibt damit sie ja nicht irgendwo drücken. Sie konnte sie nur dreimal tragen.


    Zum Glück haben wir es jetzt geschafft, daß alle am Abendessen teilnehmen auch wenn die Stimmung immer sehr traurig ist, so ist es doch besser als wenn noch einer fehlt.

    Die Mädels vertragen sich jetzt seit ein paar Tagen wieder sehr gut, so wie früher. Es muss irgendwie weitergehen auch wenn ich nicht weiss wie. Ich habe mir jetzt das empfohlene Buch bestellt. Hoffentlich kann ich mich aufraffen es zu lesen.

    Ich bin am Abend immer wie erschlagen.

    Gestern habe ich es mal mit Atemübungen versucht. Man klammert sich wirklich an jeden Strohhalm. Wir vermissen sie so ungemein und immer mehr.

  • Lieber Firefly!


    Dein Therapeut hat also gemeint, dass du EMDR ausprobieren sollst, wenn du es möchtest.

    Horch gut in dich rein.

    Ich sah es wie du, ich habe jeden Strohhalm genommen, damit es besser wird.

    Und ich habe EMDR gemacht, später dann IADC (eine meiner Töchter auch), ich bin mir ganz sicher uns hat das sehr gut getan und viele Gedanken konnten so erleichtert werden. Ich fühlte mich danach wesentlich besser und konnte besser mit dem Verlust umgehen.


    Ganz liebe Grüße

    Hedi

  • Lieber Firefly,


    dieses Gefühl, am Rande des Aushaltbaren zu sein, das kennen fast alle trauernden Menschen. Man könnte so sagen, das gehört dazu. Trotzdem ist es schwer und schlimm und schrecklich.


    EMDR ist sicher eine Therapieform, die helfen kann. Ob sie für dich JETZT im MOMENT das richtige ist, das kannst nur du entscheiden. Generell empfiehlt sich diese Therapie besonders nach traumatischen Erlebnissen - und du hattest ein traumatisches Erlebnis, so wie ich das sehe.


    Einen gnädigen Abend und eine erholsame Nacht wünscht dir

    Astrid.

  • Bei uns in der nähe werden solche Sachen gar nicht angeboten. Weit zu fahren, hab ich keine Lust.

    Und außerdem bin ich gar nicht bereit was zu machen, ich will das gare nicht, irgendwie will ich gar

    nicht dass der Schmerz weggeht. Ich will immer nah bei ihm sein, und nicht wieder ein lustiges

    Leben führen. Ich bin einfach zu sehr mit ihm verbunden gewesen, dass ich das alles verdrängen

    kann.

  • Liebe Maria!


    Ich antworte dir hier, ich hoffe du verzeihst, Firefly!

    Es ist auch nicht für jeden geeignet, diese Therapieform. Das muss ohnehin ein Therapeut mit einem abklären.


    Was mir aber bei deinem Schreiben ins Auge fällt: Du verbindest für dich den großen Schmerz mit der großen Liebe die du für deinen Mann hast.

    Natürlich ist das ein Stück weit so. Große Liebe, großer Schmerz!


    Ich kann dir aber versichern: Auch wenn es einem etwas besser geht, man es zulässt, dass es so sein darf, dann bleibt die Liebe und Nähe!

    Du musst keine Angst haben, es wird dann nichts verdrängt, es ist kein Loslassen des Menschen, der Erinnerungen und der Liebe!

    Es ist ist nur ein Stück weit Erleichterung des Schmerzes.

    Ein "lustiges Leben" kann einem wohl keine Therapie der Welt so einfach bringen. Was geschehen ist, ist geschehen. Aber man kann lernen damit umzugehen, damit es einen nicht völlig auffrisst.


    Liebe Grüße

    Hedi

  • Liebe Hedi,

    Danke für deine lieben Worte, ich weiß auch nicht genau was mit mir los ist, ich denke an irgendwas in unserer schönen

    gemeinsamen Zeit, dann weine ich schon wieder. Ich vermisse ihn halt so sehr, dass ich gar nicht mehr lachen will.

    Vielleicht wird es ja in irgendeiner Form besser, aber ich will immer nur mit ihm eng verbunden sein.

    LG Maria

  • Liebe Maria,


    ich setze mich mal zu dir und halte dir deine Hand, wenn du das magst. Und dann weine, erzähle von eurem Leben, erzähle von dir und dem schweren Heute.

    Und ich bin da und halte deine Hand, wenn du es magst.


    Die Verbundenheit verschwindet nicht mit dem, dass der Schmerz nicht mehr so stark ist. Doch ich erinnere mich noch, dass ich lange Zeit meinen Schmerz auch nicht loslassen wollte, aus Angst Aaron nochmal zu verlieren. Und darum halte dich so lange daran fest, bis du immer mehr merkst, dass das Loslassen des Schmerzes eine noch tiefere Verbundenheit mit deinem Mann bringt.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Genauso gehts mir auch, wie um alles in der Welt soll ich loslassen, wenn er doch das einzige wirkliche Zuhause war, das ich hatte?

    Ich soll wohl weiterleben und angeblich soll es auch gelingen, wieder so etwas wie Lebensfreude zu entwickeln, auch wenn ich es mir momentan noch nciht vorstellen kann. Aber momentan ist die Erinnerung an ihn noch mein Leben, auch wenn ich tiefe Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit habe, ist er es an dem meine Sehnsucht hängt.

    Auf der anderen Seite überfällt mich nackte Panik, wenn ich mir vorstelle, dass ich für den Rest meines Lebens, der trotz meines fortgeschrittenen Alters noch recht lang sein kann, alleine bleiben muss.

    Das ist ein Dilemma aus dem ich momentan noch keinen rechten Ausweg weiß.

    Ich fühle mich getrieben etwas zu tun und gleichzeitig wird mir alles zu viel, es wäre gut wenns mir mal besser geht, aber gleichzeitig fühle ich mich dann schlecht, weil ich den Eindruck habe er rückt dann weiter weg von mir.

    Ich habe mir vorgenommen, mich an den Feiertagen ganz allein mir selbst und meiner Trauer um Hannes zu widmen, ich habe mir sogar eine CD mit Meditationen zu dem Thema besorgt, das ist mir lieber als mit anderen Menschen zusammen zu sein, die meine Trauer sowieso nicht mehr richtig nachvollziehen können.

  • Ich fühle mich getrieben etwas zu tun und gleichzeitig wird mir alles zu viel,

    So geht es mir auch, irgendwie schaff ich nicht wirklich viel Sinnvolles.

    Kann mich auch nicht aufraffen, "alleine" eine Ausflug oder so was zu machen.

    Gefällt mir ja eh nicht mehr.

    Heute hab ich mit einer Frau gesprochen, die auch ihren Mann verloren hat.

    Sie hat auch gesagt, dass die anderen das nicht verstehen können, dass man

    da so lange trauert, aber wir haben es ja früher auch nicht verstanden.

    So fühlen wir uns am besten unter Gleichgesinnten aufgehoben.

    LG Maria