Leben ohne meinen Lebensmenschen

  • Liebe Bea,

    ich empfinde das gar nicht als wirr.

    So wie das klingt ist da momentan ohnehin nichts zu machen bzw. zu klären, da es sich nicht um eine aktuellen Konflikt handelt.

    Das ist ein aufgeschobener Konflikt, der Moment für ein aufrichtiges Gespräch wäre gewesen als W. merkte, dass ihm Deine Trauer zu viel ist.

    Ich verstehe daher Deine Enttäuschung, denn wenn es sogar dezidiert ausgemacht war zu sagen wann es passt und wann nicht musst

    Du Dich darauf verlassen können.

    Von einem Konflikt erst zu erfahren, wenn er bereits verschoben ist, machte es für Dich von Anfang an unmöglich auf diesen adäquat zu reagieren oder zu klären ... alles was nach so etwas kommt ist immer mühsam und für Dich jetzt erst recht.

    Ich kann mir zwar vorstellen und auch Verständnis dafür entwickeln, dass W. es vielleicht selbst nicht gleich merkte, trotz Abmachung nicht wußte wie und wann er das ausspricht ... etc. das kann passieren. Aber Dir vorzuwerfen, dass er seine Bedürfnisse nicht zum richtigen Zeitpunkt äußern konnte geht nicht.

    Es ist immer besser einen klaren Schnitt zu machen als an einem gerade unlösbaren Konflikt noch zu zerren, da entstehen nur weitere Verletzungen auf beiden Seiten.

    Für ganz, ganz wichtige Freundschaft kämpft man natürlich in solch einem Moment, aber so wie es klingt scheint es das nicht mehr zu sein.

    "Freundschaft auf unbestimmte Zeit ruhend stellen".

    Vielleicht trifft Du ihn in einer anderen Lebenssituation wieder, aber jetzt tut es Dir nicht gut.

    Herzlichst,

    Tereschkowa

  • ihr lieben,

    ich danke euch sehr für eure unterstützung!


    der wollpullover hat mich die ganze nacht warm gehalten -

    Lovis ist so gar kein kuschel-hund,

    der kater geht lieber vögel erschrecken -

    deshalb hatte ich den pullover ganz für mich alleine...


    bin nicht mehr ganz so aufgewühlt,

    eure zeilen an mich taten mir gut;

    ein langes telefonat mit einer freundin

    hat mir auch beim sortieren geholfen.


    danke Tereschkowa, dass du dich mit meinem thema so ausführlich beschäftigt hast;

    vor allem in deiner letzten nachricht finde ich hilfreiche gedanken.


    jetzt werde ich beginnen, meine eigenen "anteile" heraus zu filtern.

    eine kränkung wird ja erst dann zu einer solchen,

    (mich massiv beeinträchtigenden),

    wenn sie auf schon vorhandene "wunde stellen" trifft.


    liebe alle,

    ich schicke euch viele grüße

    und muss einmal mehr feststellen,

    wie froh ich bin, dass es diesen ort hier gibt


    Bea




  • was da war ist verschwunden nicht verschwunden ist

    noch da im darunter unter schichten von zeit und

    geschichten.

    Jade, Ateliernotiz


    ich bereite mich vor auf morgen,

    den 3. todestag meines allerliebsten lebensmenschen.


    da ich nicht weiss, was es vorzubereiten gibt

    und wie das geht, warte ich und halte aus.


    die bilder im kopf

    die erinnerung

    an ihre letzten worte,

    an den reisesegen, den sie mir mitgab,

    an den, den ich ihr mitgab,

    an den letzten abend,

    als wir um ihr bett standen,

    irgendjemand hatte wein mitgebracht, jemand anderes pizza,

    unsere lieblings-krankenschwester hatte auch ein glas in der hand,

    und wir haben auf das leben angestossen,

    und Jade, mittendrin, mit morphium im körper,

    war noch da.


    beim aufwachen am frühesten morgen

    war da ruhe und schönheit.


    das schrecklichste je war geschehen

    und vorher, 19 jahre lang,

    das kostbarste je.


    jede amsel seither trägt ihren namen.



    meine geerbte nichte L.

    wird den tag morgen mit mir verbringen,

    das ist ein wunderbares geschenk,

    abends werden wir ein kleines grüppchen sein,

    ein feuer entfachen,

    erzählen und weinen und lachen,

    und wir werden wieder auf das leben anstossen.


    irgendwie bin ich hier gelandet,

    ich staune

    und weiss nicht,

    wie ich es geschafft habe.


    aber ich bin hier

    und ich lebe

    und gebe

    nicht auf.




  • Liebe Bea,


    lass mich Dir Kraft schicken für den morgigen Tag. Ich werde an Dich und Jade denken. Mir gefällt ihre wunderschöne Ateliernotiz und das jede Amsel ihren Namen trägt.


    Es ist schön zu lesen das Du morgen nicht alleine bist, sondern mit lieben Menschen, die sich gemeinsam mit Dir erinnern und lachen und weinen und auf das Leben anstossen werdet..


    irgendwie bin ich hier gelandet,

    ich staune ich auch immer wieder über Dich

    und weiss nicht,

    wie ich es geschafft habe.


    aber ich bin hier ja Du bist hier , lebst und gibst nicht auf, darüber staune ich seit ich Dich hier kennen gelernt habe.

    und ich lebe

    und gebe

    nicht auf.



    LG Gabi & Mäuschen


  • Liebe Bea,


    sende Dir und der lieben Amsel JADE für den morgigen Tag


    schöne und liebevolle Gedanken.


    Bin bei Euch.


    Zur Zeit werde ich morgens von dem Lied einer Amsel


    um 4.45 Uhr geweckt.


    Allerliebste Grüße aus dem Solling,

    Uwe & Prinz.

  • Liebe Bea,

    bin in Gedanken bei dir und setze mich heute Abend in Gedanken mit an euer Feuer.

    Wird auch gesungen am Lagerfeuer? Was ist Jades Lieblingslied?

    Ich lege dir sanft die Hand in den Rücken und sage dir


    irgendwie bist du hier gelandet,

    ich staune und du staunst.

    du weißt nicht, wie du es geschafft hast.

    Du hast es geschafft.

    Du bist hier

    und du lebst

    und gibst

    nicht auf.


    Schön, dass du da bist. Schön, dass es dich gibt, so wie du jetzt bist.


    Ich wünsche dir einen ruhigen Tag und einen wunderbar würdigen Abend.

    Lg. Astrid.

  • ihr lieben, Gabi, Astrid, Frank, Petra, Tereschkowa, Uwe, Leo -


    ich danke euch für eure briefe an mich,

    die mir so wohl getan haben!


    es war ein guter tag gestern.

    L. (25), geerbte nichte, die Jade auch sehr vermisst,

    war einfach da, bei mir, den tag über.


    wir haben geredet, uns Jade-geschichten erzählt,

    waren mit dem hund draussen,

    kamen durchnässt zurück,

    haben weiter geredet,

    dann für den abend gekocht;


    das lagerfeuer wurde wetterbedingt an den heimischen kaminofen reinverlegt,


    der abend war laut und leise,

    mehr lachen als weinen,

    froh und nachdenklich

    und alles hatte platz.


    Jade mittendrin.


    ich saß bis in den frühen morgen noch am feuer -

    und ich habe so gestaunt,

    wie viel passiert ist,

    seit mein liebster mensch nicht mehr lebt...


    rundrum wohl genährt fühle ich mich

    und

    ich schick euch allen ein kleines care-paket

    mit amselgesang

    feuerschein und

    hellen gedanken


    Bea

  • Liebe Bea,

    es freut mich, dass du dich rundum wohl genährt fühlst.

    Ein dankbares Zurück blicken, das Wissen, da ist L. mit der du offen

    über Jade reden kannst.

    Feuer das wärmt

    Amselgesang der erfreut

    Jade mitten drin.


    Ich freu mich für und mit dir. Möge es noch eine Zeit lang anhalten.

    Lg. Astrid

  • liebe Gabi und liebe alle,

    es rumort in mir und ich möchte was sagen zu dem thema steuerberater...


    auch ich kann nicht "glauben", dass es ein wiedersehen mit Jade geben wird;

    der christliche glaube, in dem ich erzogen wurde, der mich geprägt hat,

    sagt etwas ganz anderes.


    für mich bedeutet dieses leben:

    hinein geworfen worden sein, unfreiwillig, es leben "müssen",

    und im besten fall: lieben dürfen und geliebt werden.

    das habe ich zutiefst erlebt.


    dann: etwas "gutes" bewirken, die eine oder andere spur hinterlassen.

    das ist möglicherweise auch so.

    das mögen andere beurteilen.


    der tod ist für mich das ende von dem, was möglich ist.

    er bedeutet eine erlösung und eine befreiung.

    meine trauer betrifft nur mich, nicht meinen liebsten menschen.


    mein eigener tod schreckt mich in keiner weise.


    Jades tod ist das ende unserer körperlichen, physischen beziehung.

    Jade existiert nicht mehr.

    möglicherweise existiert ihre substanz, ihre seele, ihre energie noch weiter...

    dann in einer form, die mit meiner jämmerlichen existenz, mit diesem unvollkommenem dasein

    gar nix mehr zu tun hat.


    ich freu mich für alle, die auf ein wiedersehen hoffen und daran glauben.

    sie haben mir etwas voraus.


    Bea

  • Liebe Bea,

    es soll keine Wertung geben. JedeR soll den eigenen Glauben haben dürfen. Das ist mir sehr wichtig!

    Schlimm finde ich, dass dieser Steuerberater missionieren oder überzeugen wollte.

    Du führst deine Gedanken auf, lässt uns daran teilhaben. Das bereichert.

    Überzeugungsarbeit finde ich an dieser Stelle falsch.


    Doch irgendwie höre ich bei dir eine Sehnsucht heraus - oder meine ich das nur?


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • liebe Astrid,


    JedeR soll den eigenen Glauben haben dürfen. Das ist mir sehr wichtig!


    wenn es bei dir so ankommt, als ob ich überzeugen wolle, oder werten,

    ist das nicht das, was ich will!

    niemals!


    ich formuliere, oft tastend und unbeholfen.

    überzeugungsarbeit liegt mir fern!

    ich habe von mir gesprochen.

    was führt dich zu dieser ansicht?


    etwas erschrocken

    Bea

  • Liebe Bea,


    ich weiss das Du einem wie auch immer gearteten Leben nach dem Tod skeptisch gegenüber stehst, das ist für mich kein Problem, weil Du fähig bist anderen ihren Glauben zu lassen.


    Bei meinem Steuerberater ist es nicht so und dann entsteht für mich ein Problem, vielmehr fühlte ich mich fast schon abgewertet in meiner Denkweise und das zeugt für mich von einer intoleranten , selbstgewissen Haltung seinerseits und tut im Übrigen auch verdammt weh.


    Niemand von Uns kann mit absoluter Sicherheit sagen, was nach dem Tod mit der Seele eines Menschen geschieht, aber nur weil Wir es nicht wissen, heisst es für mich eben noch lange nicht das mit dem Tod endgültig alles vorbei ist.


    Sei ganz lieb gegrüßt

    Gabi & Mäuschen

  • Liebe Gabi,

    wie froh bin ich, dass du mir so schreibst.


    ich war mir einfach unsicher, wie ich das formulieren könnte -

    eben, da es in mir unsicher ist ,

    das gegenteil einer gewissheit.


    wie könnte ich da werten oder versuchen zu überzeugen? wovon?


    so ein großes thema.

    wie froh wäre ich, könnte ich daran glauben,

    oder wenigstens darauf hoffen, Jade wieder zu sehen.


    und ja, das tut verdammt weh, so bewertet und damit abgewertet zu werden.


    darf ich dich vorsichtig und liebevoll in die arme nehmen?


  • Liebe Bea,


    es ist ein so großes Thema um Tage und Nächte darüber diskutieren zu können.


    wie froh wäre ich, könnte ich daran glauben,

    oder wenigstens darauf hoffen, Jade wieder zu sehen.


    Das verstehe ich sehr gut und vielleicht kommt es doch noch irgenwann dazu,




    Du darfst mich jederzeit vorsichtig und liebevoll in die Arme nehmen,das stelle ich mir gerade vor und es fühlt sich wunderbar an,


    Eine Umarmung zurück, nicht nur ein bissle ( dieses Wort finde ich soooo schön ) sondern ein bissle stärker.


    LG Gabi & Mäuschen

  • wenn es bei dir so ankommt, als ob ich überzeugen wolle, oder werten,

    ist das nicht das, was ich will!

    Ich meinte nicht dich, mit Überzeugungsarbeit leisten, sondern Menschen wie diesen Steuerberater!

    Verzeih, wollte dich keinesfalls angreifen. Deine vorsichtigen Formulierungen und dein tastendes Beschreiben

    bringt mich keineswegs zu dem Gedanken, dass du überzeugen, sondern einfach nur mitteilen willst.

    Lg. Astrid.