Es kann alles nicht wahr sein

  • Lieber Frank, das ist eine schöne Aufgabe, die dir auch ein bisschen Ablenkung verschafft. Das ist so wertvoll.

    Wer nicht unbedingt mit alten Menschen etwas tun möchte, es gibt auch Kinder, die gerne VorleserInnen haben oder Spielgefährten.

    Auch Büchereien, Vereine, ehrenamtliche Gruppen, ... können diese Ablenkung bringen.

    Schaut darauf was euch wohl tut und was euch ansprechen könnte. Manchen kann eben eine solche Ablenkung und das Beschäftigen mit

    einem anderen Thema sehr heilsam sein.


    Lg. Astrid.

  • Liebe Petra,


    also die Sache mit dem Altersheim: Da gibt es eine Gruppe von etwa 12 alten Leuten, alle um die 80, z.T. in Rollstühlen, aber alle noch fit im Kopf, die großes Interesse am Zeitgeschehen haben und darüber diskutieren möchten. In der ersten Sitzung ging das ziemlich durcheinander. Da habe ich ihnen vorgeschlagen, sie sollen mir doch jeweils ein Thema sagen, worüber sie gern reden möchten. Ergebnis: sie hätten es lieber, wenn ich ihnen etwas vorschlage. Nun gucke ich immer nach Zeitungsartikeln, die sich anbieten. Entweder gebe ich sie ihnen zwei Tage vorher zum Lesen. Oder ich lese sie ihnen in der Runde vor. Und dann sprechen wir darüber.


    Das muss ja nicht so sein. Hier hat es sich so angeboten, weil ich eine bestehende Gruppe sozusagen "übernommen" habe von einer Frau, die das nicht mehr will oder kann. (Genaues weiß ich nicht.) Ist aber auch egal. Wenn sie sich wünschen sollten, ihnen aus einem Buch vorzulesen, würde ich eben das tun.


    Das geht alles ohne Hektik und ohne große Regularien. Ich versuche, ihre Interessen wahrzunehmen. Und das hat bisher ganz gut geklappt. Ich selber lerne dabei vor allem Geduld.


    Du kannst ja mal mitkommen, wenn Du willst. Wohnst ja nicht so weit weg von Bremen...


    Liebe Grüße

    Frank

  • Danke lieber Frank, das hört sich alles gut an.

    Wie mir scheint, bekommt Dir diese Tätigkeit auch gut. Das freut mich sehr für dich.


    Stimmt, ich habe immer (also 43 Jahre) in Bremen gearbeitet, aber nur am Anfang auch dort gewohnt. Hatte täglich zwei Stunden Fahrt mit dem Pkw.


    Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Aber vielleicht lerne ich das ja auch noch. ;)


    Ich strecke jetzt erstmal mein Fühler aus. Vielen Dank für deine Hilfestellung :thumbup:


    LG Petra

  • Wieder so ein endlos schreckliches Wochenende wie alle seit dem 20.10.18. Wieviele noch?

    Bis an das Ende meiner Tage? Dann das bitte recht zügig, denn das kann nicht der Sinn des Lebens sein. Niemand hat Anrecht auf lebenslanges Glück, das ist mir klar. Jeder ist seines Glückes Schmied, ist mir nicht klar. Wir haben alles für unser Glück getan. Was hat’s am Ende gebracht?

    Elendes, trostloses Leben, ohne irgendwelche Perspektiven ....:13:

    Ich dachte, ich könnte nun endlich mit der Trauer umgehen .....:13:

    Geht es irgendjemandem besser heute ? Das wäre ein wirklicher Lichtblick.

    LG Petra

  • Liebe Petra, ich habe die gleichen Gedanken wie Du. Habe vor dem Sonntag regelrecht Panik. Samstag geht noch, da muss ich meistens arbeiten . Aber vor dem Sonntag habe ich jede Woche Angst. Dabei war dass mal der schönste Tag der ganzen Woche für uns. Auch ich kann nicht mit der Trauer umgehen

    Fühl Dich gedrückt von mir

    Lg Ingrid

  • Liebe Petra,

    Mir geht es auch nicht anders. Frag mich auch jeden Tag wo der Sinn meines Lebens liegt. Diese endlosen trostlosen Tage voller Schmerz, Sehnsucht und Trauer. Kann dir also leider keinen Lichtblick schicken.

    LG Wagi

  • Liebe Petra,


    ja, der Sonntag ist besonders schlimm. Ich habe eine kleine Routine entwickelt, die manchmal hilft.

    Am Vormittag lege ich mich in die Badewanne - die Wärme tut gut, dann pflege ich mich ganz bewusst (Haare waschen, eincremen, nichts Besonderes) und für Mittag versuche ich liebe Menschen zum Essen einzuladen (Restaurant, bin keine große Köchin) oder lass mich einladen, z.B. von meinen Eltern. Ich habe das große Glück noch beide Eltern (76 und 74) zu haben. Sie waren mir anfangs die größte Stütze, habe eine Zeit wieder bei ihnen gewohnt.

    Die Einladungen kosten zwar Kraft, können aber sehr schön sein. Am 24.2. habe ich sogar eine große Runde eingeladen (die anfangs für mich da waren) und mich schriftlich bei allen bedankt. Es war ein schöner Tag, wir haben alle gemeinsam geweint.

    Liebe Grüße

    Mowi

  • Liebe Movie,


    vielen Dank für deine lieben Zeilen.

    Alle haben ihre Partner und Familien am Wochenende, evtl. sogar Programm.

    Da hat niemand Zeit für oder Lust auf Trauernde. Auch für mich als immer noch tief Trauernde wäre es unverstellbar, Freunde oder gar Familienangehörige in ihrer wohlverdienten Freizeit zu stören. Ich warte lieber, ob sich freiwillig jemand bei mir meldet. Doch mit den Monaten lässt das Interesse der anderen nach. Auch das schmerzt, weil man meint von der Gnade dieser Menschen abhängig zu sein. Irgendwie wartet man immer auf ein Zeichen, wenigstens von den besten Freunden oder Geschwistern.


    Freitag war für uns immer der schönste Tag der Woche. Jetzt das Gegenteil.

    Auch wir hatten das Wochenende verplant, oder waren einfach nur für uns. Jetzt eben allein.


    Seit dem Tod meines Mannes bin ich im Vorruhestand, auch ein tiefer Einschnitt in mein Leben.

    Vielleicht wiegt die Trauer um den Tod dadurch noch schwerer.


    Dass du deine Eltern noch hast, ist wirklich ein großes Glück.


    Liebe Movie, ich wünsche dir ein entspanntes und nicht so kräftezehrendes

    Wochenende. Auch das schaffen wir wieder.:24:

    Vielleicht erzählst du uns ja noch ein wenig von Dir, wenn du mal Lust dazu hast.


    Liebe Grüße

    Petra

  • Hallo ihr Lieben,

    wieder so ein schrecklicher Sonntag, dunkel, regnerisch, windig. Wäre er besser mit Sonne und blauem Himmel ? Wohl nicht.

    Seit gestern wieder absoluter Tiefpunkt, wohl verursacht durch eine Einladung zum Gedenkgottesdienst durch das Hospiz, in dem mein liebster Mann gestorben ist.


    Warum soll man offiziell Gedenken, wenn man sowieso nichts anderes macht als an den Verstorbenen zu denken, jede Minute, jede Stunde, jede schlaflose Nacht.

    Oder glauben die Veranstalter, man hat den Verstorbene vielleicht schon vergessen und wollen nur nochmal an ihn erinnern ?


    Was soll die anschließende gemeinsame Kaffeetafel bringen. Kennt jemand meinen Verstorbenen, kenne ich die anderen Verstorbenen? Über was soll ich da reden mit mir

    vollkommen fremden Menschen?


    Zum Gottesdienst werde ich auf jeden Fall gehen, da bestimmt sein Name genannt wird.


    Vielleicht hat jemand schon Erfahrungen?


    Liebe Grüße aus einem trübseligen Sonntag


    Petra

  • Liebe Petra,


    auch wenn Du ohenhin in jeder Sekunde an Deinen Mann denkst, ist es vermutlich gut, wenn Du zum Gottesdienst. Und sei es nur deswegen, weil es eine Aktivität ist.


    Und sei den Veranstaltern nicht gram. Kaffeetafel etc. sind nicht nur gut gemeint. Mir hilft sowas auch nicht, aber ich kenne Menschen, denen es gut tut.


    Ich meine überhaupt, dass wir etwas toleranter gegenüber den Menschen sein sollten, die uns gut Gemeintes sagen oder tun, obwohl es bei uns nicht so ankommt und zum Teil sogar das Gegenteil bewirkt. Wie schrecklich wäre es erst, wenn sich niemand mehr um uns kümmern würde?


    Liebe Grüße aus Deiner Nachbarschaft


    Frank

  • Lieber Frank,

    Du hast ja recht. Klar ist es gut gemeint. Ich kann mir nur nicht vorstellen, mit 50 ? Oder mehr weinenden Trauernden in einem Raum zu sitzen. Deshalb wollte ich mal hören, ob jemand Erfahrung damit hat.

    Aber ich kann ja in dem Fall den Raum fluchtartig verlassen ....;)


    Luftlinie sind wir nicht weit auseinander, bei guter Sicht kann ich den Flughafen sehen, bzw. die Maschinen im Anflug auf Bremen.


    Viele Grüße in die ebenfalls regnerische Stadt an der Weser...


    LG Petra

  • Liebe Petra,


    Erfahrungen mit solchen Gedenkgottesdiensten habe ich nicht. Aber ich abe mich vor einigen Wochen mit viel Mühe überwunden, zur Trauerfeier für einen guten Bekannten (fast ein Freund) zu gehen. Mühe deswegen, weil ich Angst hatte, es nicht durchstehen zu können. Im Nachherein hätte ich mich aber wohl geärgert, wenn ich nicht hingegangen wäre.

    Wenngleich es einem nicht besser geht, weil auch andere leiden, ist es doch die Erfahrung, dass wir nicht allein sind. Deswegen sind wir ja wohl auch in diesem Forum.


    Liebe Grüße in die Marsch

    Frank

  • Liebe Petra,


    Du schriebst bei Josh, dass es bei Dir allmählich anders wird und manchmal sogar erträglicher. Kannst Du das irgendwie beschreiben, was sich ändert und wie Du es spürst?

    Vielleicht 'ne blöde Frage, aber ich suche nach jedem Strohhalm.


    Ein lieber Gruß auf die andere Weserseite

    Frank

  • Na klar lieber Frank, das mache ich gerne.


    Meine Trauer ist erträglicher geworden, ganz langsam. Sie schmerzt nicht mehr so sehr.

    Sie lässt mir mittlerweile Pausen zum erholen und nimmt mir nicht mehr die Luft zum Atmen.

    Aber die Trauerwellen kommen nach wie vor, auch manchmal sehr heftig.


    Ich habe in der Zeit, in der ich hier nicht so präsent war, versucht meine Trauer zu akzeptieren, gegen die ich mich vorher immer gewehrt hatte.

    Ich wollte ihn nicht loslassen und unser gemeinsames Leben festhalten. Ich habe irgendwann begriffen, dass das nicht funktioniert. Es war nur Quälerei und hätte nie irgendetwas geändert. Nicht an seinem Tod, nicht an meiner Einsamkeit und meinem Leben ohne ihn.

    Außerdem war das ständige weinen sehr kräftezehrend und zog mich immer tiefer runter.


    Ich habe mich total von allem zurückgezogenen, wochenlang, um eine Lösung für mich zu finden. Ich kann mich schlecht anderen Menschen gegenüber öffnen, versuche es immer erst ohne Hilfe, obwohl die Telefonnummer eines Psychiaters in meiner Nähe schon auf meinem Schreibtisch lag.


    Ich habe versucht, meinen krankmachenden Feind „Trauer“ irgendwie in den Griff zu kriegen, mich nicht von ihm zermürben zu lassen. Ich habe versucht die Trauer zu akzeptieren, weil sie mir hilft seinen Tod zu verarbeiten. Ich lebe jetzt mit der Trauer, sie ist keine Freundin, aber eine akzeptierte Bekannte, die ich nicht abschütteln kann und will. Das weinen ist sehr viel weniger geworden und wenn es wieder losgeht, dann lasse ich es zu solange es eben dauert.


    Und ich habe auch akzeptiert, dass für mich die Trauer nie aufhören wird, weil auch die Liebe nicht aufhört. Ich will es aber soweit schaffen, dass ich nicht mehr so stark unter der Trauer leide. Das ist zur Zeit besonders bei Fotos und Erinnerungen der Fall. Aber ich bin guter Hoffnung, dass ich auch das irgendwann in den Griff bekomme.


    Gegen die Einsamkeit ist wohl der Kontakt zu anderen Menschen unerlässlich. Ich habe das Glück schon sehr lange liebe Nachbarn und ganz enge Freunde zu haben. Aber auch die will und kann ich nicht ständig nerven.

    Wie ich auch bei Josh geschrieben habe, verschicke ich z.B. Mails an bestimmte Menschen, ganz unverbindlich, mit lieben Grüßen zum Wochenende, und immer antwortet irgendjemand und fragt, wie es mir so geht usw.

    So konnte ich Kontakte zu ehemaligen Kollegen, sogar Vorgesetzten und alten Bekannten wieder aktivieren. Es sind keine Freundschaften, aber man bleibt in Kontakt, besucht sich auch mal und das hilft gegen Einsamkeit. Bisher habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht.


    Lieber Frank, ob dir mein Geschreibsel jetzt hilft, weiß ich nicht. Es klingt sehr einfach, ist es aber nicht. Jeder ist anders und muss für sich eine Lösung finden, mit der Trauer umzugehen. Das hat lange gedauert bei mir. Vielleicht ist ja das eine oder andere für dich hilfreich. Eine Patentlösung gibt es ja leider nicht.


    Unser Schicksal ist und bleibt schlimm.


    Ich wünsche dir, dass du langsam deinen Weg findest, dich mit der Trauer zu arrangieren, damit sie auch für dich erträglicher wird.


    Ganz liebe Grüße nach Bremen

    Petra