Als meine Tochter starb..

  • Hallo liebe Community,


    ich bin sehr neu hier, weil der Hilfeschrei verstanden zu werden unerträglich ist.

    Ich bin 27 Jahre und meine Tochter starb im Alter von drei Jahren.

    Es war ein Badeunfall, und meine größte Angst sie so zu verlieren wie ich sie verloren habe.

    Das war im Juni 2015, und ich dachte ich befinde mich den umständenentsprechend auf den richtigen Weg.

    Ich meditierte, betete, zeigte Dankbarkeit und habe in 1.5 Jahren meine Panikattacken unter Kontrolle gebracht.

    Ich konnte nach fast einem Jahr wieder alleine schlafen, und nach über einem Jahr in der Badewanne sitzen.

    Ich habe so hart an mir gearbeitet, es ist bis heute noch so unglaublich schwer.

    Und nun.. scheint es mir schlechter und schlechter zu gehen.

    Ich bin in psychologischer Behandlung, das seit 2 Jahren.

    Ich wollte nie Tabletten zu mir nehmen, würde ich jetzt auch nicht.

    Ich weiß nicht was ich in diesem jetzigen Leben verloren habe, warum mein Leben überhaupt lebenswert ist, obwohl ich es irgendwo weiß.. aber nichts fühlt sich richtig an.

    Ich merke, dass mein Freundeskreis weitermacht, weiter kommt, und ich fühle mich trotz Gesellschaft so unglaublich alleine..

    Mir geht langsam die Kraft aus, ich habe keine Kraft mehr, keine Energie aus der ich Positivität und Lebensfreude schöpfen kann..


    lg

  • Lieber Poppy.


    Herzlich willkommen im Forum. Ich bin selbst eine junge Mutter und mir fehlen die Worte wenn ich deine Schilderung lese. Es tut mir unglaublich leid, was dir widerfahren musste. Ich weiß nicht, was ich dir "positives" schreiben kann, außer dass ich dir wünsche, dass dir dieses Forum ein wenig Hilfe bringt.

  • Danke, Regentropfen.


    Gott sei dank, können nur Mütter diesen Schmerz nachempfinden, denen das selbe widerfahren ist.

    Das soll keine Mutter spüren..

    Ich hoffe es auch. Es ist ein unausgesprochenes Thema, bzw ein unangenehmes Thema für alle Beteiligten und somit sehr sehr schwierig zu verstehen oder überhaupt irgendwas dazu sagen zu können..

    Ich hoffe wirklich hier zumindest Anschluss zu finden.


    Liebe Grüße.

  • Liebe Poppy,

    zuerst ein herzliches Willkommen hier bei uns.


    Ich habe gerade einen Kloß im Hals. Da sind in deiner Geschichte zwei Faktoren, die bei mir koppeln.

    Unser Sohn Aaron starb 2003 ganz plötzlich an einer Hirnhautentzündung und ein paar Monate später durften wir

    Menschen kennen lernen, die mit der Zeit wahre Freunde wurden. Ihr Sohn starb mit 5 bei einem Badeunfall.


    Da sind, auch wenn es vielleicht keine Erleichterung für dich ist, zwei Jahre noch keine Zeit.

    Rückblickend kann ich sagen, dass es bei mir nach drei Jahren wieder längere und nachhaltigere leichtere Zeiten gab.


    Hast du noch mehr Kinder?


    Wie heißt dein Kind, das ertrunken ist? Magst du erzählen, wie es passiert ist?

    SEI SICHER, DASS HIER KEINE BLÖDEN ANFEINDUNGEN WIE: hätte sie halt besser geschaut KOMMEN. Ich kenne das von

    unseren Freunden. Ich weiß als 4-fach Mama auch, wie oft es diese zwei-drei Minuten gibt, in denen man abgelenkt ist,

    durch was auch immer - und ich rate allen, die verschont bleiben, vor solchen Erfahrungen, seid einfach dankbar und verurteilt

    niemanden.


    Wie ist es dir mit deinem Umfeld ergangen?


    Viele Fragen - hier funktioniert es so, dass du einfach das beantwortest, was du magst. Wenn du nichts beantworten magst, ist

    es auch gut. Alles sind nur Ideen und Angebote. Du bist in diesem Thread die Chefin.


    Ich wünsche dir für heute eine sanfte Trauerwelle, die dich trägt und dir Halt gibt.

    Astrid.

  • Liebe Poppy, ich habe selber keine Kinder, kann mir aber dennoch deinen riesengroßen Schmerz vorstellen.

    Es gibt keinen Trost für dich aber viel mitfühlendes Verstehen und ganz sicher keinerlei Verurteilen, denn das was dir passiert ist, ist unabwendbares Schicksal. Eine riesengroße Aufgabe, die du in deinem Leben zu bewältigen hast, du darfst nicht den Fehler machen, dich mit deinem Freundeskreis vergleichen zu wollen. Die wohnen sozusagen auf einem anderen Planeten, in einer Welt der wir alle nicht mehr wirklich angehören.

    Ich befinde mich noch in einem ähnlich sinnlosen Neimandsland wie du, wenn auch meine Situation eine ganz andere ist, wie deine. Ich schöpfe meine Kraft daraus, dass ich versuche meine Aufgabe, ins Leben zurückzufinden anzunehmen, mit aller Hilfe die ich bekommen kann.

    Niemand kann voraussagen, wie es weitergehen wird, aber wir können dich hier in deinem schmerzhaften Weg unterstützen und wollen das auch gerne tun.

  • Vielen dank euch!

    Ich hatte am Abend als ich diesen Thread erstellt hatte alle 5 minuten geschaut ob jemand vielleicht doch noch wach ist.

    Danach hab ich es versucht so weit es geht raus zu schieben,

    Ich kann soweit auch darüber sprechen, nur bin ich hin und her gerissen zwischen Diesseits und Fehl am Platz zu sein.

    Wir waren in USA im Urlaub, ich lebte zu der Zeit schon 2 Jahre getrennt von meinem Ehemann und war in einer neuen Partnerschaft.

    Nyla war immer schon sehr mutig in solch jungen Jahren, aber das bewunderte ich an ihr. Sie kam absolut nach Papa und mir.

    Mein Exmann hat gerne für Unruhe gestiftet und da mein Expartner im Militär war, durften wir nicht zusammen sein solange die Scheidung eben nicht durch ist.

    Lange Rede, kurzer Sinn.. hat er den Chef meines Expartners angerufen und behauptet ich betrüge ihn mit einem Soldaten.

    Somit sind wir zu Besuch bei seinen Eltern gewesen und ich am umbuchen unserer Tickets. Eine Woche als wir los fliegen wollten ist sie ertrunken,

    Wir haben gemeinsam TV gesehen und ich bin eingenickt. Bei jedem Öffnen einer Türe im Haus wird der Alarm ausgelöst, das einfach nicht zu überhören ist weil es so laut ist.

    Nur habe ich sie nicht gehört.. und die Ruhe hat mich geweckt. Ich hab es schon geahnt und bin in die Küche gelaufen wo ihre Kleidung lag. Der Hund war ganz verstört vor der Tür und ist hin und her gelaufen.. Als ich die Tür auf machte lag sie im Wasser und es war zu spät.


    Ich bin danach mit allem konfrontiert worden von dem ich dachte dass ich sterben würde.

    Ich wollte sterben, ich wache bis heute noch auf und habe das Gefühl sie ist noch da.

    Der 21.6.2015, das ist ihr Todestag.

    Und ich habe immernoch so Schwierigkeiten klar zu kommen. Mit dem Alltag, meinen Gedanken, meinem Sein..

    Das einzige was ich weiß ist dass ich keine Kinder mehr haben möchte, aber Kinder liebe.

    Ich weiß, dass ich mich mehr kritisiere als ich sollte und das macht mich oft auch sehr fertig.

    Danke euch nochmal für eure worte!!

  • Liebe Poppy!

    Allein die Vorstellung, was du durchmachen musst, raubt mir beinahe den Atem. Ich selbst habe eine Tochter und einen Sohn und auch wenn sie mich derzeit vollkommen "fertig machen", gibt es nichts, was ich mehr beschützen möchte als diese beiden kleinen Wesen.

    Wahrscheinlich machst du dir viele Vorwürfe und das werde ich, mit egal was ich schreibe, nicht ändern können.

    Aber ich will dir schreiben, dass ich in Gedanken deine Hand drücke und dir wünsche, dass die schönen Erinnerungen an deine Tochter deine Tage manchmal erhellen können.

  • Liebe Poppy,

    warum kritisierst du dich? Mit was?


    Nyla, was für ein besonderer Name. Magst du ein bissche mehr von ihr erzählen? Wie war dein kleiner Wirbelwind denn sonst so? Würde sie gerne ein bisschen kennen lernen und durch deine Augen und dein Herz, kann ich mir dann ein Bild von Nyla machen. Das fände ich so schön.


    Es sind noch keine 4 Jahre und doch schon bald 4 Jahre. Wie kann ich mir vorstellen, wenn du schreibst, dass du solche Schwierigkeiten hast, deinen Alltag zu schaffen?


    Was die Kinderfrage für die Zukunft angeht - das musst du nicht jetzt entscheiden. Nicht in einer Zeit, in der dein Herz noch so wund ist. Im Moment ist dieser Gedanke da, nie mehr Kinder (vielleicht aus Angst, der Schmerz könnte wieder kommen oder vielleicht auch aus Angst, du könntest Nyla nicht mehr den passenden Platz geben). Dieser Gedanke darf auf jeden Fall sein. Doch triff jetzt keine endgültigen Entscheidungen.


    Ich danke dir für deine Offenheit und war sehr berührt von deiner Erzählung. Wie geht es dir jetzt mit deinem Partner und deinem Ex-Mann?


    Für heute wünsche ich dir einen der leichteren Tage.

    Lg. Astrid.