Krankheit der tausend Abschiede - ein Leben ohne meine Mutter

  • Liebe Nordlys2107,


    Das ist wahr wie wahr genauso fühlt es sich an....oft fehlen einen die Worte es zu formulieren aber das stimmt.


    Man fällt und fällt und fällt....keiner fängt einen auf bei mir war es immer meine Mama die mich aufgefangen hat jetzt wer fängt mich jetzt auf also muss ich das selber und es ist so unglaublich schwer.

    Es dauert 10mal so lang sich wieder zusammenzufügen wie es dauert zu zerbrechen.


    Ich habe so viele Erinnerungen es fällt mir manchmal schwer mich auf eine zu konzentrieren es gehen dann hunderte im Kopf herum.


    Es ist aber nicht das selbe ich vermisse so viele kleine Dinge...


    Vlg. Linchen

  • Und immer noch bin ich hier im Forum... viele, die schrieben als ich das erste Mal schrieb, sind schon nicht mehr da. Haben anscheinend den nächsten Schritt geschafft und mit der Trauer leben gelernt. Ich freue mich und gleichzeitig habe ich das Gefühl, bei mir geht es nicht weiter. Ich trete auf der Stelle. Nichts wird besser, alles nur immer Schlimmer. Ich kann nichts verarbeiten, weil es imme noch nicht vorbei ist. Ich kann nicht liebevoll erinnern und dankbar sein, während die Krankheit meine Mutter jeden Tag so unermesslich quält. Ich kann mich nicht auf die Zukunft konzentrieren, denn da warten nur immer noch schlimmere Dinge. Gleichzeitig muss ich auf alles verzichten, was meine Mutter mir war. Ich sitze in der Trauerfalle und habe das Gefühl es hört niemals auf, wird niemals besser. Alle, denen es vielleicht zumindest am Anfang mal ähnlich ging, haben längst ihr Leben wieder und kommen irgendwann an den PUnkt, an dem sie ihr Schicksal annehmen und allein weitermachen können, auch wenn es immer schmerzt. Und ich? Ich habe das Gefühl, wenn dieser Punkt mal da ist, irgendwann, wenn meine Mutter erlöst wurde und ich dann endlich auch mal offiziell trauern durfte, sie offiziell gehen lassen und verabschiedet habe, dann ist mein Leben vorbei. Sieben Jahre sind es jetzt. Wie viele werden noch kommen? Meine Mutter ist fort, aber ich kann nicht um sie weinen und öffentlich trauern, niemals abschließen....

  • Liebe Nordlys,Ich gehöre auch zu denen die noch nicht hier waren als Du häufiger schriebst. Trotzdem glaube ich Dich ein klein wenig Verstehen zu können. Du hattest niemals diesen einen endgültigen Abschied, aber fühl Dich nicht allein .Es ist okay noch nicht wieder voll im Leben zu stehen. Messe nicht mit Anderen. Es ist DEIN Verlust eines geliebten Menschen . Alles Liebe Kikiro

  • Liebe Nordlys2107,


    ich hab meine Mama vor 10 Monaten und 17 Tagen verloren.


    Mir geht es schlecht mir geht es nicht gut und ich hab keine Ahnung ob das jemals anders wird.

    Dieser Verlust ist das schlimmste was ich erleben musste und ich habe in meinem Leben sehr sehr viele Verluste erlebt schon als ich noch ein Baby war.


    Meine Mama war alles alles für mich, wir waren eins es ist wie ein Alptraum aus dem ich nicht erwache.

    Das ich bis jetzt überlebt habe liegt einzig und allein an diesem Forum den Menschen hier, und an meiner Mama ich weiß das sie will das ich weiter mache, wie könnte ich das nicht.

    Außerdem hab ich noch meinen Papa ich kann ihn doch nicht allein lassen und meine beiden Samtpfoten die brauchen mich doch.

    Also bin ich tapfer und mache weiter Kraft tanke ich aus den Zeichen die Mama mir sendet und die sind mehr als deutlich.


    Doch es ist ein Überleben ohne Plan ohne Ziel ohne irgendetwas ein Tag nach dem anderen.

    Dann gibt es diese Momente ( Trigger) und man wird zurück geworfen.

    Zumindest kann ich schreien dem Schmerz eine Stimme geben wie ich es nenne und normal weinen ohne diese Weinkrämpfe und so lebe ich in zwei Welten und versuche einen Weg zu finden, mich neu zu finden.


    Vlg. Linchen

  • Fast sieben Jahre sind es nun seit der Diagnose. Am 15. Mai hat meine Mutter mich das letzte Mal angelächelt.


    Jetzt kann sie nicht einmal mehr Blickkontakt halten. Meist sind ihre Augen geschlossen. Es ist 1,5 Jahre her, dass sie ihren letzten Satz mit dem Sprachcomputer gesprochen hat. Es sind 6 Jahre, seit ich zum letzten Mal ihre Stimme gehört habe.


    Es sind sieben Jahre unendlichen Leids. Und ich kann nicht mehr.


    Zu Anfang habe ich immer gebetet: "Bitte schenke meiner Mama noch 5 gute, lebenswerte Jahre!" Jetzt bete ich jeden Abend, dass sie endlich erlöst wird, dass ihr Leiden endlich ein Ende hat. Wann nur, darf sie endlich frei sein? Es macht mich so traurig das zu denken, denn natürlich will ich sie gleichzeitig festhalten. Aber nicht so. Sie ist nun in diesen Zustand hineingerutscht und hätte so nie leben wollen. Wenn ihr altes ich hier wäre und sich sehen könnte, dann würde sie mich anschauen und sagen "Um Gottes willen, so möchte ich nicht existieren."


    Ich liebe meine Mutter so sehr. Sie fehlt mir immerzu, jede Minute. Ich kann meine Augen schließen und sehe das Leben, dass hätte sein sollen zum Greifen nah vor mir. Ich kann sogar Unterhaltungen hören, die sie mit meinen Kindern gehabt hätte. Ich sehe meine Kleinste, die sie nie gesund erleben durfte, auf sie zurennen und sich in ihre Arme werfen.... ich sehe sie mit ihnen lachen und kichern... das ist und wird nie passieren, aber ich sehe dieses Leben, wie es hätte sein können ganz klar vor mir.


    Ich bin so unglaublich einsam ohne meine Mutter. Das ist furchtbar. Aber noch furchtbarer ist, mir ihre eigene Einsamkeit vorzustellen, eingeschlossen im eigenen Körper, bewegungs- und kommunikationsunfähig. Noch schmerzhafter ist es, ihr ausdrucksloses Gesicht zu sehen. Sie anzulächeln und keine Reaktion zu bekommen, nicht zu wissen was in ihrem Kopf ist. Wann wird sie nur endlich erlöst, denke ich immer und immer wieder und gleich darauf: Was bin ich nur für eine Tochter, sie so etwas wünscht.


    Ich wünsche ihr Freiheit, meinem Vater ein Leben und mir auch. Ich möchte mich nicht verabschieden und dennoch sehne ich mich nach einem guten Abschied, nach einem Schlussstrich, danach endlich ein wenig heilen zu können, mich an die guten Zeiten zu erinnern und zu versuchen, die furchtbaren zu vergessen, schöne Momente ohne schlechtes Gewissen genießen zu können, mich nicht immerzu zu sorgen, meinen Vater noch ein paar Jahre genießen zu können, bevor auch er sterben wird.


    Mein Ältester wird 12 Jahre alt. Sieben Jahre schon bestimmt die Krankheit meiner Mutter unser Leben, ist der Abschied und die Trauer unser ständiger Begleiter, sehen die Kinder mich immer wieder verzweifelt und in Tränen, nimmt es kein Ende.... fast sein halbes Leben.... ich habe so viel verpasst und nicht genießen können, weil da immer meine Mutter und ihre Krankheit, der drohende Verlust, der nächste Abschied war, die Schuld, die Verantwortung eine gute Tochter zu sein... und es nimmt keine Ende, kein Ende in Sicht.


    Was bleibt, ist Traurigkeit und Ohnmacht und Verzweiflung. Immer wieder aufs Neue.

  • Liebe Norlays2107,


    es tut mir so unendlich leid für Dich und Deine Mama für Dein Papa.

    Das muss grausam sein so unglaublich grausam das mit anzusehen.


    Wir hatten Glück in Anführungszeichen meine Mama ist einfach friedlich eingeschlafen ohne Schmerzen ohne alles, was bleibt ist der Schockzustand in dem man sich befindet in diesem Moment, Stunden, Tag.

    Doch bin ich dankbar dafür für sie und mich war es gut so.

    Sie hat nicht einmal gewusst was los war. Sie hatte keine Ahnung und ich habe auch nichts gesagt.

    Mich auch nicht verabschiedet was auch immer das heißen mag.


    Ich hatte ja gar keine Zeit darüber nachzudenken was da auf mich zurollte es war wie ein Schnellzug der nicht abbremste.


    Ich mag mir nicht ausmalen was das heißt jeden Tag das mit ansehen zu müssen, und dieses quälende etwas was wäre besser hin und her gerissen zwischen Erlösung und nicht gehen lassen wollen aus Liebe.


    Ich wünsche Dir einfach nur Kraft Kraft um weiter zu gehen, um das durchzustehen.

    Eine Umarmung lass ich Dir hier wenn es okay ist.:24:


    Vlg. Linchen

  • ach, liebe verzweifelte Nordlys,

    was du schreibst, berührt mich sehr.


    es ist schrecklich, dass du einen deiner nächsten und liebsten menschen,

    deine mutter, nicht mehr erreichen kannst.

    und dass es es kein zeichen gibt, das sie dir senden kann.


    ich fühle eine verlorenheit und einsamkeit,

    das kann nicht aufgehoben werden.


    und deinen wunsch, dass sie erlöst wird von diesem so-leben-müssen

    kann ich so gut verstehen.


    ich schicke dir helle gedanken,

    ich gehe eine weile neben dir her

    und weine mit dir...


    von herzen

    bea

  • Liebe Nordlys,

    Deine Gedanken sind absolut nachvollziehbar. Wir wollen das Beste für unsere Liebsten, und sie leiden zu sehen bricht das Herz.

    Hab kein schlechtes Gewissen, wenn solche Gedanken kommen. Du wünschst ihr Erlösung und Frieden, und das ist völlig in Ordnung.


    Alles Liebe an dich und deine Familie <3

  • Liebe Nordlys,


    als meine Mama vor bald 2 Jahren verstorben ist, sagte ein Freund auf ihrer Trauerfeier zu mir "Es ist furchtbar! Aber sei froh, dass es ihr bis zum letzten Tag der Krankheit gut ging. Ich musste meinem Vater dabei zusehen, wie er immer weniger wurde...".

    Ja, er hat recht. Wenn ich deine Zeilen lese, denke ich nur...wie unfair. Wer hat so etwas verdient? Warum muss es so viel Leid geben? Mein Ältester wird bald 5 und hat mich ein Jahr lang immer nur traurig erlebt. Es hat sein Verhalten stark beeinflusst. Deine Kinder leben nun schon so lange mit dieser Situation...ich mag mir das gar nicht vorstellen. Es tut mir unendlich leid für eure Familie. Deine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Man will natürlich nicht ohne die Mama leben, aber so ist es kein Leben für alle...aber der Gedanke allein ist trotzdem sehr schmerzvoll....

    Es ist furchtbar, aber irgendwann wird es passieren. Eine sehr gute Freundin von mir hat ihre Mama ein Jahr vor mir verloren. Sie war auch bereits 5 Jahre krank und es war schon so oft kurz vorm Ende und immer wieder Krankenhaus und Intensivstation. Als sie hörte, dass meine Mama krank ist, gab sie mir den Tipp, mein Leben nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Sie hat auf so vieles verzichtet und es hat ihre Beziehung beinahe zerstört. Aber wer kann das schon? Niemals hätte ich das getan...ich hätte alles für meine Mama gemacht. Ich liebe sie so sehr...


    Ich wünsche dir und all deinen Lieben ganz viel Kraft für alles, was noch auf euch zukommt. Manchmal wünschte ich mir, euch alle real vor mir stehen zu haben, euch in die Arme zu nehmen und gemeinsam mit euch zu weinen...und auch ein wenig zu lachen über schöne Geschichten unserer Liebsten ❤