Meine Mutti

Liebe Karla und liebe Chris

Im Moment geht es mir gut und ich hoffe euch etwas von meiner Kraft weitergeben zu können.

Eine ehemalige Klassenkollegin (ihre Mutter starb 4 Monate vor meiner daher kamen wir auch wieder in Kontakt ) und ich organisierten ein Klassentreffen auch um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen. Ja und gestern war nun der Tag

Nach 26 Jahren sahen wir "fast" alle Klassenkameraden wieder und ich hatte echt schon ewig keinen soooo tollen Tag mehr ( ok zugegeben,war eher morgens ) ausser einem Klassenkolegen welcher nächsten Tag arbeiten musste blieben nämlich alle bis 2 Uhr 15 :wacko: also bin ich heut müd und so etwas gibt neue Kraft. (mit Kraft mein ich natürlich nicht das müde sein :] )

Ich weis es werden wieder andere Tage kommen,aber ich Moment versuche ich mich mal etwas zu erholen und mich zu stärken. Natürlich vergeht trotzdem kein einziger Tag wo ich nicht an meine Mutti denke und an den Jahrestag darf ich sowieso nicht denken.

Liebe Grüsse aus dem Steirerlandle schickt euch allen Christa

1.November : Heute vor einem Jahr hatte sie nochmal einen Aufschwung und mein Vater fuhr (mit dem Rollstuhl) mit meiner Mutter in ein Kaffeehaus.

2. November : Mein jüngerer Bruder fuhr mit ihr in ein Kaffeehaus und er erzählte mir das es total lustig war so wie immer. Sie haben sogar Torte gegessen. (Meine Mutter liebte Torten und sündigte ab und zu ,sie hatte auch Zucker und durfte eigendlich gar nicht). Bevor die in das Kaffeehaus gingen,stand meine Mutter aus dem Rollstuhl auf und sagte: Da lasse ich mich doch nicht hineinfahren,da gehe ich selber

3.November : Sie lag wieder im Bett,war total geschafft und sagte zu mir: Jetzt wird es draussen schon kalt,da mag ich nicht mehr hinaus,aber im Frühling da gehen wir dann wieder viel ins Freie. ( Ich war damals total geschockt denn ich wusste es wird keinen Frühling mehr geben )

Muss erwähnen das meine Mutter sehr gerne unter Leuten war,und als wir Kinder gross genug waren sie sehr viel mit meinem Vater unterwegs war in Kaffeehäusern. Als sie erfuhr das sie krank ist waren sie noch öfter unterwegs,sie hat es genossen im Kaffeehaus zu sitzen und mit den Leuten zu tratschen.

So und nun gehe ich auf den Friedhof..........mir gehts nicht so gut.

Wünsche euch allen heute sehr viel Kraft und ich werde für euch alle mitbeten.

lg Christa

Liebe Kate

Mein Mann hat mich gestern noch korrigiert,er sagte: Das war nicht der erste November wo sie aufgestanden ist,sondern der 26 Oktober. Also betraf es den 26.10, 27.10 sowie den 28.10. Ich selber bin mir jetzt auch nicht mehr ganz sicher,aber ich denke mein Mann hat Recht. Irgendwie finde ich es schlimm das ich es jetzt nicht mehr weis (könnt aber noch meinen Bruder oder Vater fragen) aber vielleicht ist es auch gut so wenn ich es nicht mehr genau weis.

Ich war gestern am Friedhof und bin dort sehr lange gestanden. Musste auch weinen,aber dennoch ging es mir dann relativ gut. Bei der Gräbersegnung blieb ich jedoch nicht. Ich bin kurz davor gegangen. Ich mag diesen Rummel nicht ( Modenschau )

Jahrestag möchte ich jetzt noch gar nicht nachdenken,ich geniese jetzt einfach noch die Zeit zum aufatmen. Obwohl meine Gedanken verstärkt bei meiner Mutter sind und ich immer eine Kerze brennen habe. Ich habe im Wohnzimmer eine Ecke hergerichtet und da steht noch immer ihr Patezettel,habe mir jetzt vorgenommen ihn am Jahrestag zu entfernen und nur mehr die Bilder und den Engel sowie die Engeldose stehen zu lassen. In der Engeldose sind einige Fotos von ihr drinnen und da möchte ich dann den Patenzettel dazugeben. Mal schauen ob ich die Kraft dazu habe.

Torte habe ich ehrlich gesagt keine gegessen,daran habe ich nicht einmal gedacht,hat aber damit zu tun weil ich mein Leben gerade total umstelle. Möchte ein wenig abnehmen,oder besser gesagt Fett in Muskeln umwandeln denn mein Gewicht würde ja passen 72 Kilo und 1 Meter 76 gross , aber um die Hüfte hat sich zu viel Fett angesetzt tja und nochetwas verrate ich euch heute. Nachdem meine Mutti gestorben ist,habe ich mehr geraucht denn je mir war es einfach egal, tja und seit 1 1/2 Monaten bin ich rauchfrei habe über 25 Jahre geraucht, hoffe es bleibt bei meiner Stärke meine Mutti würde sich freuen wenn sie das wüsste,sie war immer Nichtraucher. Aber sie wird es sehen da bin ich mir sicher. Vor einigen Tagen hatte ich sowieso wieder das Gefühl sie ist hier,kann nicht beschreiben warum aber es war so

Liebe Grüsse an euch alle schickt Christa

chris schrieb:

Wow.... rauchfrei!
Toll!
Wie gehts dir seelisch dabei?

War Allerheiligen bei dir auch ein Familientreffen? Wart ihr alle am Friedhof?

Liebe Chris

Jetzt habe ich endlich mal Zeit um deine Fragen zu beantworten. Was das rauchen betrifft bin ich noch immer hart und auch verdammt stolz drauf :] Seit 5 Jahren habe ich versucht vom rauchen wegzukommen und nun denke ich ich bin auf dem richtigen Weg. Seelisch geht es mir was das rauchen betrifft sehr gut,ich habe das rauchen einfach aus meinem Gedächtnis gestrichen. Entzugserscheinungen sind nach 2 Monaten weg und der Rest ist nur mehr eine alte Gewohnheit die man sich einfach abgewöhnen muss.

Allerheiligen ist ein Fest dem wir eher aus dem Weg gehen. Deshalb hat sich auch meine Familie nicht getroffen. Dafür war es am letzten Donnerstag sehr schwer. Als ich auf den Friedhof ging habe ich geweint wie schon lange nicht mehr,danach war ich in unserer alten Wohnung (wir können noch hinein aber schätze mal nicht mehr lange) war ein komisches Gefühl dort und irgendwie hatte ich so das Gefühl ich sei nicht alleine. Als ich so durch die Wohnung ging und meinen Gedanken nachgehangen habe,kam mein älterer Bruder daher. Wir haben gar nichts gesprochen. Abends habe ich dann meinen jüngeren Bruder getroffen und auch er war an diesem Tag sehr komisch,wollte aber nicht darüber sprechen.

Ups Zeit übersehen,muss ganz schnell weg,haben heute Trauergruppe und im Moment brauche ich die ganz ganz dringend

Liebe Grüsse Christa

Liebe Chris

Sorry das habe ich überlesen,aber ich hab auch so gemerkt das du an mich gedacht hast. ich kenn dich doch mittlerweile schon das du auf niemanden vergisst und genau das macht dich so einzigartig

Ja es hat mich in unsere alte Wohung gezogen und einmal muss ich noch hin,sind noch einige Sachen dort und die werde ich mit meinen Brüdern durchsehen. In der Trauergruppe haben sie mir heute vorgeschlagen ein Abschiedsritual zu machen wenn ich die Wohnung das letzte mal betrete. Finde diese Idee total super nur habe ich noch gar keine Idee

In der Trauergruppe haben wir soweit ich weis keine psychologische Fachkraft aber die Gruppe leitet eine Krankenschwester und sie hat ein ganz ganz tolles Einfühlungsvermögen. Ihre Mutter starb auch vor einigen Jahren. Mir hat die Gruppe immer total gut geholfen ,auch heute musste ich wieder weinen aber es erleichtert. Es tut gut wenn man darüber sprechen kann auch wenn das live sprechen noch sehr sehr weh tut. Am 20. November war übrigens das Begräbnis und diese Woche ist für mich sowieso schlimm.

Ich habe aber bemerkt das ich im Gegensatz zu den letzten Monaten doch schon sehr gestärkt bin was mein seelischen Befinden betrifft. Auch wenn ich oft noch mit meiner Trauer zu kämpfen habe,so bin ich in anderen Dingen wieder stärker als früher (zB bin ich mir selbst wieder wichtiger geworden was kurz nach dem Tod meiner Mama nicht so war)

Liebe Grüsse an euch alle Christa

Habe gerade den totalen Einbruch,kann mich gar nicht mehr fangen. Kam von einer Minute zur anderen wärend ich die Wohnung geputzt habe. Vor einem Jahr habe ich es gleich gemacht. Geputzt geputzt geputzt und geweint geweint geweint. Heute kommt alles hoch was vor einem Jahr war. Wollte den Patenzettel entfernen aber schaffe es nun doch nicht also lasse ich ihn stehen. Weis auch nicht warum es von einer Minute zur anderen jetzt so heftig kommt,bis vor 30 Minuten ging es mir noch ganz gut.

lg Christa

Liebe Linda ,Liebe Kate

Danke für eure aufmunternden Worte. Heute geht es mir auch schon wieder gut. Scheinbar war es doch die Erinnerung ans vorrige Jahr als ich auch die Trauer mit putzen überwinden wollte. Habe auch beschlossen den Partezettel nicht zu entfernen,wozu soll ich mich unter Druck setzen. Irgendwann wird der Tag schon kommen.

Und jetzt lasse ich es mir mal gut gehen und setze mich vor den Fernseher

Liebe Grüsse Christa

Liebe Dagi

Auch ich habe mich anfangs immer abgelenkt und mir keine Zeit gegeben um zu trauern. Habe mir selbst immer den totalen Stress gemacht wo eigendlich kein Stress war. Die ersten 4 Monate habe ich alles verdrängt ,habe damals zwar dauernd geweint aber gleich wieder versucht mich zusammen zu reissen und meine Tränen hinunter geschluckt. Aber irgendwann kam dann doch der grosse Einbruch und ich habe bemerkt verdrängen bringt nichts.

Heute kann ich nur sagen: Schön das ich es geschafft habe das Wellenmeer manchmal hoch werden zu lassen,denn dann kann ich meinen Kummer rauslassen und "meist" geht es mir danach besser. Heute versuche ich meine Trauer bewusst auszuleben und höre in mich hinein was mir gut tut. Sei es ein Spaziergang im Wald wo ich an meine Mutti denken kann,oder auf meiner Terasse wo ich mit ihr spreche und um sie weine. Ich versuche einfach auf meine Art mit der Trauer umzugehen.

Bei dir ist es ja noch sehr kurz,aber auch du wirst deinen Weg finden. Ich wünsche dir ganz viel Kraft

Übrigens heute vor einem Jahr haben wir meine Mutti zu Grabe getragen. Hatte heute Angst vor diesem Tag aber es ging mir recht gut. Denke zwar schon den ganzen Tag daran ,aber ich war mit meiner Schwägerin,meinem jüngeren Bruder,meinem Vater sowie meiner Tante (Schwester meiner Mutter) zusammen. Das hat mir gut getan. Am Friedhof war ich heute auch gibt mir auch ab und zu Kraft.

Liebe Grüsse Christa