Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

  • Guten Morgen, liebe Lilifee!


    Es tut mir leid, dass die Tage nun wieder schwerer werden für dich. Geburtstage, Jahrestage und Feiertage bleiben offenbar schmerzhaft… zumindest befürchte ich das. Der nächste schwierige Tag für meine Familie und mich wird der Geburtstag meiner Mutter Anfang März… wenn ich diese schwierigen Tage bezogen auf meinen Partner und meine Mutter zusammenlege, dann bleibt das ganze Jahr schmerzhaft. Alle drei Monate kommt so ein Tag. Und es wird noch mehr Verstorbene in meinem Umfeld geben in den nächsten Jahren, es werden also noch mehr solche Tage… Deshalb denke ich mir, wenn ich nicht das ganze Jahr Angst vor solchen Tagen haben möchte (und das möchte ich nicht), muss ich einen Umgang damit finden. Rituale sollen dabei helfen, hab ich gelesen. Also habe ich beschlossen, es damit zu versuchen. Damit heble ich die Frage „was tu ich an dem Tag?“ aus. Vielleicht hilft mir das, mal sehen.

    Danke für deine wohlwollende Einschätzung, ich hätte ein Talent für all diese handwerklichen Dinge, die ich mache…. Ich kann nicht behaupten, ich hätte ein Talent dafür. Ich fühle mich nicht so. Was ich aber habe, ist ein Interesse für diese Dinge. Und dieses Interesse teile ich mit meinem Vater.
    Entdeckt habe ich es, als ich Anfang zwanzig war. Damals zogen mein zukünftiger Ex-Mann und ich in unsere erste gemeinsame Wohnung. Wir haben uns eine Küche in diese Wohnung gebaut. Er war Möbeltischler. Von ihm habe ich viel gelernt und entdeckt, wie schön Holz ist. Mit diesem Werkstoff kann ich inzwischen laienhaft gut umgehen. Und da ich das nicht beruflich mache, sondern nur für mich selbst, ist es egal, ob ich ein Möbelstück, das ich baue, drei Mal machen muss oder mehrmals korrigieren muss. Ich mach halt so lange, bis es passt - und das obwohl ich jedes Stück exakt plane. Egal, am Ende ist es so, wie ich es haben will.
    Mich drängt auch die Zeit nicht. Ob ich ein Stück heute, morgen oder übermorgen fertig mache, ist unerheblich. Und was mir zusätzlich zugute kommt: ich habe keine Angst, Dinge auszuprobieren. Den Umgang mit Werkzeugen und Maschinen kann man lernen.
    Irgendwann im Leben hast du mit Sicherheit das erste Mal einen Mixer in der Hand gehabt. Im Laufe der Zeit hast du vielleicht festgestellt, dass er bei manchen Aufgaben (Brotteig kneten z.B.) zu schwach ist und hast dir bei Gelegenheit einen stärkeren gekauft. Mit den Jahren hast du nun vielleicht ein richtig tolles Gerät, das allen Aufgaben gewachsen ist. Eine solche Entwicklung habe ich auch mit Werkzeugen erlebt… nach über 30 Jahren hobbymäßigem Werkeln hat es sich entwickelt. Ich glaube nicht, dass das etwas mit Talent zutun hat. Es ist Interesse.
    Manchen Leuten gibt es ein Gefühl von Stolz und Zufriedenheit, einen wunderschönen Kuchen gebacken und verziert zu haben, ich bekomme dieses Gefühl, wenn ich ein Möbelstück fertig habe.

    Ich finde es einfach toll, sich etwas selbst zu bauen. 1. kann man sich genau das bauen, was man haben möchte und 2. entscheidet man selbst, welche Qualität das fertige Stück hat. Gerade in der heutigen Zeit wird alles schrecklich teuer und was man für teures Geld bekommt, hat keine Qualität mehr.

    Im Prinzip ist die Werkelei nichts anderes, als selbst zu kochen ;-)


    Alles, was ich rund ums Nähen weiß, hat mir meine Mutter beigebracht. Sie war Schneiderin und Perfektionistin. Für mich ist es bis heute unvorstellbar, dass man aus Stoff und Nähseide solche Dinge zaubern kann, wie es meine Mutter konnte. Sie hatte ein umfassendes Wissen und auch das richtige Gespür dafür, welcher Stoff welche Eigenschaften hat, welcher Schnitt mit welchem Stoff genäht werden kann und welcher Schnitt auf welche Figur passt. Wenn sie mich beim Kleidung kaufen begleitet hat, musste ich nichts probieren, meine Mutter wusste auf ersten Blick: das steht mir, das steht mir nicht.
    Solange ich mich erinnern kann, surrte die Nähmaschine in ihrem Schneiderzimmer. Von ganz klein auf, habe ich meiner Mutter beim Nähen zugeschaut. Ich hab das Handwerk dann mit meinem technischen Interesse ausgeweitet und hab angefangen, mechanische Nähmaschinen (ohne elektrischen Motor, also ja, solche wie du sie beschreibst) zu zerlegen, versuchte die Mechanik zu verstehen und hab dann auch kleine Fehler behoben, wenn etwas nicht funktioniert hat.
    Bei elektrischen Nähmaschinen kann ich vielleicht mechanische Defekte beheben, sobald aber Strom im Spiel ist, steige ich auch. „Puzzle und der Strom“ ist eine lange Reihe von schmerzhaften Misserfolgen ;)


    Selbstverständlich gäbe es in diesem großen Haus mehrere Räume, in die ich ausweichen könnte. Das wäre dann aber ein Stock höher, dort ist im Moment Renovierungsbaustelle.


    Ich verstehe es absolut, dass man der Trauer entfliehen möchte, sich ablenken möchte. Ich tue das auch. Sie ist einfach unheimlich schwer auszuhalten. Wenn man den Schmerz dosieren könnte, ihn sich quasi in kleine Häppchen aufteilen könnte, wäre er leichter auszuhalten. Ich glaube, wir kennen das alle, dass man einige Zeit in Gesellschaft genießen kann, der Schmerz aber in voller Wucht zuschlägt , sobald diese Ablenkung vorbei ist.
    Mit der Zeit ist diese Wucht bei mir milder geworden und daher leichter auszuhalten. Ich denke, das ist der Effekt, den uns der Spruch „die Zeit heilt alle Wunde“ klarmachen möchte. In Zusammenhang mit der Trauer von „Heilung“ zu sprechen, ist allerdings unpassend. Trauer ist keine Krankheit, die „heilen“ muss. Sie muss einen Platz finden, im Alltag, im Herzen, in der Seele, einen Platz, an dem sie sein darf und an dem sie den Alltag nicht mehr unerträglich macht. Sie ist quasi ein neuer Einrichtungsgegenstand, der Platz braucht. Deshalb haben viele das Gefühl, nach einem Verlust das ganze Leben neu ausrichten oder besser neu einrichten zu müssen, damit alles wieder seinen Platz bekommt und wieder Ordnung ins Chaos einzieht. Das ist der schwierige Aspekt eines Verlustes.

    Ich habe hier schon oft gelesen, dass der Tod wie eine Naturkatastrophe unkontrollierbar über das eigene Leben hereingebrochen ist und alles zerstört hat. Dieser Vergleich ist auch für mich passend.

    Ich hab hier immer wieder Hochwasser. Wenn das Wasser kommt, kommt es rasend schnell. Die ganze Nachbarschaft hilft zusammen, um Besitz zu retten, Eigentum zu schützen, den Schaden gering zu halten. Doch das Wasser ist nicht zu bändigen. Machtlos muss man zuschauen, wie es alles zerstört, was in seinem Weg steht. Es läßt Chaos zurück, viel, viel Dreck, Schlamm und Zerstörung. Wenn es weg ist, geht es ans Aufräumen.
    Genauso fühlt sich mein Leben seit dem Verlust meines Partners an. Sein plötzlicher, für mich unerwarteter Tod ist wie eine Naturkatastrophe über mich hereingebrochen und hat alles zerstört, was mein Leben war…. Das gesamte Ausmaß der Verwüstung zeigte sich erst, als der Schock abgeklungen ist… unvorstellbar, was diese Katastrophe angerichtet hat. Noch heute (mehr als zweieinhalb Jahre später) entdecke ich immer wieder neue „Schäden“. Immer wieder begegnet mir etwas, das den Gedanken „das wäre das Richtige für dich, mein Schatz“ auslöst. Ach, *grml* das muss ich jetzt selbst lösen….
    Meiner Ansicht nach gibt es nur zwei Möglichkeiten: das Chaos bestehen lassen und darin zugrunde zu gehen, oder es Stück für Stück zu beseitigen, um das Leben zurückzugewinnen.
    In meiner Verwandtschaft habe ich miterlebt, dass man sich nicht aktiv für eine der beiden Möglichkeiten entscheidet. Eine weitläufige Verwandte von mir verlor ihren Mann plötzlich und erwartet, als sie etwas jünger war als ich heute. Das ist gut 20 Jahre her.

    Sie verhielt sich ganz gleich wie ich, sie versuchte alles, was ihr einfiel, um ihr Leben wieder zu ordnen. Bei ihr blieb es trotzdem dunkel, sagt sie selbst. Woran liegt es also, dass ein Teil der Trauernden in die eine Richtung geht und ein anderer Teil in die andere? Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es am Schicksal? Oder am Blickwinkel?
    Nun bin ich wieder am Anfang unseres Austausches. Wieder bei Schicksal oder Blickwinkel.

    Ich weiß nur, dass viele Leute mein Leben nicht schön finden, ich aber schon. Ist es also hell oder dunkel in meinem Leben?
    Schicksal und Blickwinkel (= Perspektive) sind miteinander verwoben. Vielleicht ist das Schicksal ein kleiner, grinsender Wicht, der uns die Ereignisse wertfrei vor die Füße wirft und uns auffordert: „mach was draus.“…..


    Mein Schicksal ist es heute nichts zu tun. Und aus meinem Blickwinkel ist ein Faultag genau das, was ich heute brauche ;)

    Jedenfalls aber begrüßte mich das Schicksal heute früh mit: „Da hast du einen neuen Tag, mach was draus“.

    Ein ruhiger Tag soll es für dich werden, der möglichst nicht weh tut… :30:

    Puzzle

  • Liebe Puzzle,


    wenn man schon mehrere liebe Menschen verloren hat sind die schlimmen Tage über das ganze Jahr verteilt, das stimmt. Bei mir ist es aber bis jetzt „nur“ der Verlust von Andreas, und die schlimme Zeit ist von Anfang Dezember bis Ende Januar. Der Todestag ist am 02.Dezember, am 17. Dezember war die Bestattung, dann kommen mein Geburtstag, Weihnachten und Silvester ohne ihn, und zuletzt sein Geburtstag am 31. Januar. Das ist einiges in einem relativ kurzen Zeitraum. Es ist nicht so daß ich die ganze Zeit über am Boden bin, aber es ist häufiger der Fall daß die Trauer wieder heftiger wird. In der übrigen Zeit ist sie etwas ruhiger geworden. Rituale schaffen ist sicher keine schlechte Idee, nur muß man erst mal welche finden. Wenn der Tod unerwartet kommt, und Du eigentlich dachtest noch viele Jahre mit dem geliebten Partner verbringen zu können, dann ist das die maximale Katastrophe. Der Boden wird unter den Füßen weggezogen, und Du stehst vor einem riesigen Scherbenhaufen. Der Vergleich mit den Überschwemmungen trifft es sehr gut. So wie das Wasser nicht gebändigt werden kann, so kann auch der Tod nicht gebändigt werden. Außer man ist doch noch nicht dran. Unsere Lieben waren aber dran.

    Meiner Ansicht nach gibt es nur zwei Möglichkeiten: das Chaos bestehen lassen und darin zugrunde zu gehen, oder es Stück für Stück zu beseitigen, um das Leben zurückzugewinnen.


    Mein Leben war zerstört, aber als chaotisch habe ich es trotzdem nicht empfunden. Wohl aber als unglaublich einsam und freudlos. Ich versuche auch mein Leben neu zu ordnen und der Trauer ihren Platz zu geben. Einen Platz an dem sie auch mal alleine bleiben kann. Ich muß sie wahrlich nicht immer um mich haben. Teilweise gelingt mir das inzwischen auch, aber es ist immer noch dunkel und freudlos. Wie bei Deiner Verwandten. Du empfindest Dein Leben trotz der Verluste als schön, also ist es für Dich auch hell, und was andere denken ist völlig unerheblich. Ich weiß nicht wie die Lebensumstände bei der Verwandten waren bzw. sind, aber die spielen sicher auch eine Rolle. Du hast noch einiges an Familie um Dich herum, und es haben sich überraschend neue und gute Perspektiven für Dich ergeben. Was ich Dir auch von Herzen gönne, schrieb ich ja schon. Außerdem bist Du ein unverbesserlicher Berufsoptimist. :P Ich komme zwar mit dem Alleine sein zurecht, war auch nie der Typ für Halligalli, aber es ist eben dunkel. Denn ich bin nicht freiwillig alleine, und es gibt auch keine Aussichten auf eine Änderung.:(


    Trotzdem ist eine solche natürlich nicht auszuschließen. Ich weiß ja nicht was das Schicksal noch mit mir vorhat. Oder ob es mich einfach vergißt. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Auch ein sehr wahrer Spruch für alle Lebenslagen. Und im schlimmsten Fall sitze ich eben die restliche Zeit ab und hoffe, daß sie nicht mehr so fürchterlich lang ist. Aber vielleicht ergibt sich ja etwas Unerwartetes und auf einmal wird es doch wieder heller. Ich hätte nichts dagegen, das kannst Du mir glauben. :8::8:


    Mit Schicksal oder Blickwinkel kann man zumindest im privaten Bereich fast alles erklären. Das paßt eigentlich immer. Die Frage ist halt oft, was kann ich aus eigener Kraft daran ändern? Und habe ich auch die Kraft dafür? Da kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Das Schicksal ist ganz gewiß ein kleiner grinsender Wicht. Das denke ich schon lange.Und wenn es dem kleinen Wicht zu langweilig wird, dann stellt er uns mal eben so ein Bein und sagt, Ätsch das hast Du jetzt davon. Mach was draus. Ich gucke Dir dabei zu und habe meinen Spaß. :28:  :D


    Trauer ist keine Krankheit, deshalb heilt auch nichts, und sie ist auch nur schwer auszuhalten. Das stimmt absolut. Weil es einfach nur weh tut. Auch körperlich. Man kann nur lernen mit dem Unabänderlichen zu leben. Verdrängen wollen ist verlockend weil der Schmerz dann nicht mehr so spürbar ist. Aber es ist keine gute Strategie, denn es funktioniert auf Dauer nicht. Man muß sich damit auseinander setzen und den Schmerz nach Möglichkeit verarbeiten. Dem einen gelingt das halbwegs oder sogar gut, dem anderen gelingt es nicht? Warum? Spielen die Lebensumstände doch auch eine Rolle? Gehen Menschen unterschiedlich mit dem Verlust um, weil Menschen nun mal unterschiedlich sind? Sicher auch. Vielleicht ist es auch eine Frage welche Perspektiven man noch hat, oder irgendwann wieder sieht. Den Weg durch den Trauersumpf muß jeder selbst finden, aber manch einer findet ihn nie.:95:


    Meine Einschätzung Deiner Fähigkeiten war nicht wohlwollend sondern ehrlich bewundernd. Interesse für etwas ist natürlich wichtig, reicht aber nicht aus. So ganz talentfrei sollte man nicht sein. Von daher, stell Dein Licht mal nicht unter den Scheffel. Du hattest zwar Anleitung durch Deine Eltern und Deinen Exmann, aber daraus muß man auch erst mal etwas machen können. Es ist ganz bestimmt sehr befriedigend wenn man eigenhändig etwas Schönes hergestellt hat. Und wie lange es dauert spielt ja bei einem Hobby keine Rolle. Du beschreibst die Fähigkeiten Deiner Mutter so berührend. Sie hatte ein Gespür für das was sie tat. Für die Stoffe mit denen sie umging. Was zu einem Menschen paßt oder auch nicht. Und das braucht es auch bei handwerklichen Dingen. Klar, den Umgang mit Werkzeugen und Maschinen kann man lernen. Aber damit ist es nicht getan. Wenn Du ein Möbelstück bauen willst mußt Du erst mal wissen wie es aussehen soll. Aus welchem Material es sein soll. Dann mußt Du die Teile anfertigen und zusammenbauen. Das geht ja, anders als bei Reparaturen, auch schon ins künstlerische. Und das alles ohne wenigstens einen Hauch von Talent? Jedenfalls bist Du unglaublich vielseitig, und darauf darfst Du sehr stolz sein. Wenn es um Strom geht sollte man allerdings seine Grenzen kennen. Das ist für gewöhnlich gesünder. Ein Onkel von mir war Starkstromelektriker. Wenn er in der Wohnung prüfen wollte ob auf einer Leitung Strom ist brauchte er keinen Spannungsprüfer. Er hielt einfach seine Zunge dran, 8o und wenn es gebizzelt hat war Strom da. Das durfte ich mehr als einmal miterleben. Ist aber nicht zur Nachahmung empfohlen. :S


    Nun hoffe ich, daß Du Dein Schicksal tapfer ertragen und einen Faultag eingelegt hast. Schadet ja auch mal nichts. Und aus einem neuen Tag kannst Du zur Not auch heute noch was draus machen. :8::8:


    Alles Liebe

    Lilifee

  • Guten Morgen, liebe Lilifee.


    „Nur“ ist gut… deshalb schreibst du es ja in Anführungszeichen, denn dieser eine Verlust ist schon schwierig genug. Ich hoffe, du findest einen Umgang mit den schwierigen Tagen. Sie so komprimiert, praktisch Schlag auf Schlag, ertragen zu müssen, kostet viel Kraft.
    Zu den Ritualen, von denen ich gelesen habe, ist mir auch noch nichts eingefallen.


    Bis jetzt hab ich mich an diesen Tagen immer nur zurückgezogen, damit alles, was mit mir passiert, auch passieren darf. Am ersten Todestag meines Partners hatte ich keinen Einfluss darauf, wie es mir ging. Das Kopfkino hat so heftig zugeschlagen, mein Körper gaukelte mir heftigste Schmerzen vor… ich war zu nichts fähig. Ich hatte mir immer gewünscht, ich wüsste, wie es ihm gegangen ist in seinem letzten Stunden. Was ich an seinem Todestag erlebte, fühlte sich an, als würde mir dieser Wunsch erfüllt. Ich hatte den Eindruck, ich erlebe seinen Todeskampf. Ein schrecklicher Tag. Ich konnte danach allerdings aufhören zu fragen, was ihm passiert ist, denn ich hatte das Gefühl, nun wusste ich es ja. Auch der Zeitpunkt, wann er tatsächlich erlöst wurde, ist mir seither klar, denn plötzlich von einer Sekunde auf die andere waren die Schmerzen weg, das Kopfkino stoppte schlagartig, ich schlief ein. Offenbar hatte ich sein Ende nun doch miterlebt….

    Dieses Ereignis, dem ich völlig hilflos, machtlos ausgeliefert war, veranlasste mich zu der Entscheidung, mich jedes Jahr völlig zurückzuziehen, weil ich nicht weiß, was an diesem Tag passiert.
    Am 2. Todestag war gar nichts, ein Tag wie jeder andere, abgesehen von den Erinnerungen, die natürlich stärker kommen an so einem Tag. Vielleicht brauche ich also gar kein Ritual, vielleicht war nur dieser eine Jahrestag so schlimm? Ich werde sehen.
    Seit dem Tod meiner Mutter ist nun ein halbes Jahr vergangen, ich werde sehen, wie es mir an ihrem Todestag gehen wird… ich glaube, da wird mein Vater mehr leiden als ich. Wenn er möchte, werde ich für ihn da sein… mehr weiß ich dazu noch nicht….


    Durchhalten und weitermachen bis das Licht wiederkommt.



    Themenwechsel.

    Mit der Zunge zu prüfen, ob Strom in der Leitung ist… das geht. Allerdings nur wenn man weiß, wieviel Strom drauf sein kann. Ich hab mich einmal an einem Transformator für LED-Leuchten elektrisiert. Das war ein so heftiger Stromschlag, dass ich mein Herz stolpern spürte. Der Schlag ließ mich drei Runden ums Haus laufen, bis ich das Gefühl hatte, nun könnte ich wieder stillstehen….
    Als ich die Lampe über dem Esstisch ausgetauscht habe (also nicht die Birne, sondern die Leuchte), habe ich die Lampe als erstes eingeschaltet. Dann habe ich am Sicherungskasten die entsprechende Sicherung ausgeschaltet, Licht war aus, passt also, denn Licht aus = kein Strom. Und trotzdem habe ich mich bei der Montage an einem Kabel elektrisiert… mein Vater meint, das wäre unmöglich, es war aber trotzdem so…. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Erst als ich den Hauptschalter (FI) ausgeschaltet habe, war Ruhe…. Nein, wer so wenig versteht, wie das Werkl Strom funktioniert wie ich, der greift besser zum Phasenprüfer….

    Als wir das Haus hergerichtet haben, bot mein Vater an, das Material bei einem befreundeten Elektriker zu besorgen. Er fragte, wie Schalter und Steckdosen aussehen sollten, ich sagte es ihm, er brachte das genaue Gegenteil. Danke X/ wozu fragt er mich, wenn er dann erst nehmen muss, was da ist? Egal… jedenfalls habe ich Jahre später alle Steckdosen und Schalter Raum für Raum ausgetauscht. Das einzige, was ich dabei gelernt hab, war, was ein Kreuzschalter ist. Mehr hab ich dabei nicht verstanden…. Strom ist mir wirklich ein Rätsel…

    Ich hab eine Klingel an der Haustür montiert. Eine, die mit Strom läuft. Also musste der Klingeltransformator an das Stromnetz im Vorraum. Ich weiß, die Kabeln, die Steckdosen versorgen sind verschiedenfarbig (braun, blau und grüngelb), die für Lichtstrom haben die gleiche Farbe (bei mir orange). Jede Farbe bedeutet was, bla, bla, bla….. Jedenfalls hab ich mir extra die blauen und braunen Kabel gesucht, um die Klingel nicht in den Lichtstromkreis zu hängen. Alles war fertig montiert und ich freute mich über die funktionierende Klingel *dingdong* :)

    Bis am nächsten Tag der Briefträger kam. Er läutete an der Tür. Im Haus blieb es still. :cursing: Was ist da los?
    Als er wieder gegangen war, dämmerte es mir: ich hatte die Klingel abends montiert… da hatte ich Licht brennen. Ich schaltete das Licht ein, die Klingel funktionierte :cursing: verflixt! Alles von vorne…. || seither funktioniert sie….
    Aber eines muss ich betonen: wenn das Licht nur ginge, wenn jemand läutet, wäre das viel blöder gewesen :P meint der Optimist in mir.


    Und so gibt es hundert Geschichten, was ich alles verbockt hab, was mir alles daneben gegangen ist - Puzzle und der Strom, das wird nie auf Anhieb funktionieren! 8o


    So, nun muss ich wieder zum Arzt, durchhalten, weitermachen, es wird schon werden….
    Alles Liebe für dich und viel Kraft für diese schwere Zeit wünsche ich dir.

    Puzzle

  • Liebe Puzzle,

    Das einzige, was ich dabei gelernt hab, war, was ein Kreuzschalter ist. Mehr hab ich dabei nicht verstanden…. Strom ist mir wirklich ein Rätsel…


    und was bitte ist ein Kreuzschalter??? Schaltet der etwas überkreuz??? :S

    Strom ist wirklich ein Rätsel. Man sieht ihn nicht, man hört ihn nicht, aber er ist da. Der Fachmann staunt und der Laie wundert sich. Manche Menschen glauben ja nur an Dinge zwischen Himmel und Erde die man auch sehen kann. Alles andere tun sie als Ammenmärchen ab. Die würde ich gerne mal fragen ob es dann z.B. auch keinen Strom gibt, denn man sieht ihn ja nicht. :/


    Mein Onkel wußte sicher sehr genau wie viel Strom drauf sein konnte. Er war ja sein ganzes Berufsleben lang ein Starkstromer, und ich habe nie gehört daß er ums Haus joggen mußte. :8::8::8: Deine Erlebnisse lesen sich sehr lustig, waren es aber nicht. So manches hätte auch anders ausgehen können. Aber nur Licht an wenn es klingelt wäre schon blöd gewesen. Und wer weiß wie lange die Klingel das mitgemacht hätte. Jedenfalls bist Du ganz schön mutig, aber letztlich auch erfolgreich. Weißt Du eigentlich daß Phasenprüfer auch Lügenstifte genannt werden? Weil sie leider nicht zuverlässig anzeigen ob Spannung vorhanden ist. Da war die Zunge meines Onkels doch zuverlässiger. :P

    Nein, wer so wenig versteht, wie das Werkl Strom funktioniert wie ich, der greift besser zum Phasenprüfer…. Und so gibt es hundert Geschichten, was ich alles verbockt hab, was mir alles daneben gegangen ist - Puzzle und der Strom, das wird nie auf Anhieb funktionieren!


    Vielleicht will der Schicksalswicht Dir damit klar machen, daß der Strom und Puzzle in diesem Leben keine engen Freunde mehr werden. Und wer so wenig vom Strom versteht sollte nicht zum Phasenprüfer greifen, sondern am besten die Finger davon lassen. :( Wenn Du mal Pech hast ist es mit drei Runden ums Haus nicht mehr getan. X/


    Auch Themenwechsel.


    Die schwierigen Tage ballen sich bei mir allerdings in einem relativ kurzen Zeitraum. Dafür ist es dann aber für die übrige Zeit erträglicher. Wenn Du dieses Stahlbad überstanden hast empfindest Du die „normal dosierte“ Trauer wieder ganz anders. Das kennen andere bei denen es sich ebenfalls so knäult vielleicht auch. :|


    Es beruhigt mich aber, daß Du wegen der Rituale auch noch nicht weiter bist. Vielleicht kann man Trauerrituale auch gar nicht bewußt erschaffen, sondern sie müssen sich langsam entwickeln. Oder man macht aus eigentlich „normalen“ Dingen ein Ritual, wie zum Beispiel bei der Grabpflege. Linchen hat uns ja Bilder vom so liebevoll geschmückten Grab ihrer Mama eingestellt, und das Schmücken kann sicher ein Ritual sein. Oder Mischi schrieb mal von den Kerzenleuchtern ihres Papas. Aber jeder muß für sich selbst herausfinden was als Ritual geeignet ist, und ob ein Ritual überhaupt als hilfreich empfunden wird. Auch dafür gibt es leider keine Blaupause.


    Was Du vom ersten Todestag Deines Partners schreibst ist ja heftig. Da hattest Du bestimmt keinen Einfluß darauf, und man kann wirklich meinen Du hast seine letzten Stunden miterlebt. Zumal dann schlagartig alles wieder vorbei war. Auch der ganz anders verlaufene zweite Todestag deutet darauf hin. Als ich das eben las stockte mir der Atem. Hattest Du auch das Gefühl daß Dein Partner in dieser Zeit bei Dir war? Aber wenn das zu privat ist, Du weißt ja …

    Es ist aber sicher kein Fehler den Tag nach Möglichkeit freizuhalten, damit Du Dich wieder zurückziehen kannst, falls es nötig sein sollte.


    Was am ersten Todestag Deiner Mutter sein wird wirst Du sehen. Dein Vater wird auch leiden, und was er dann möchte oder auch nicht wirst Du ebenfalls sehen.

    Durchhalten und weitermachen bis das Licht wiederkommt.


    Das müssen wir alle und hoffen, daß irgendwann wenigstens wieder ein bißchen Licht kommt. Der Spruch von Oscar Wilde ist einerseits sehr hoffnungsvoll. Den Teil „und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende“ kann man aber auch etwas anders interpretieren. Solange es bei mir noch nicht wieder gut ist, brauche ich nicht auf ein baldiges Ende zu hoffen. Oh, oh. Aber dann kommt der erste Teil zum tragen. Am Ende wird doch alles gut, also muß ich doch nicht ewig hierbleiben. Die eigentliche Bedeutung ist mir aber schon sympathischer. Wie gefällt Dir dieser Spruch? Ich finde er hat auch was.



    Ich hoffe, Dein Arztbesuch war erfolgreich. Geht es jetzt endlich dem lahmen Flügerl an der Kragen:?::?:


    Für Dich auch alles Liebe

    Lilifee

  • Guten Abend,


    ok, dann werde ich jetzt mal klugsch****

    Lampe(n) mit einem Schalter ein- und ausschalten = ein/aus Schalter.

    Lampe(n) an bis zu drei Schaltern ein- und ausschalten = Wechselschalter

    Lampe(n) an mehr als drei Schaltern ein- und ausschalten = Kreuzschalter.
    Das Licht in meinem Vorraum kann bei insgesamt 4 Schaltern ein- oder ausgeschaltet werden. Ich hab Wechselschalter gekauft und bin im ersten Anlauf wie üblich gescheitert…. Ein Hoch auf Google, der die Lösung wusste: Kreuzschalter.


    An irgendwas muss ich ja auch sterben. Wenn ich beim Basteln das Zeitliche segne, bin ich wenigstens „in meinen Stiefeln gestorben“. Kennst du die Redensart?
    Spaß beiseite. Danke für deine Sorge, ich passe auf, versprochen.


    Nein, mein Partner war nicht hier an seinem Todestag. Ich hätte nicht erlebt, was er erlebt hat, wenn er hier gewesen wäre, um mir beizustehen. Ich war ja auch nicht bei ihm, um ihm beizustehen…. :(
    Außerdem hat er sich, wie ich dir schon erzählt habe, 9 Monate nach seinem Tod verabschiedet. Er hat mich spüren lassen, wie glücklich er dort ist, wo er angekommen ist und dass alles in bester Ordnung ist. Seither ist er fort.
    Das klingt furchtbar, ich weiß. Für mich ist das in Ordnung. Er hat den Frieden, den er letztendlich gefunden hat, verdient. Er gehört nicht mehr in diese Welt. Für mich bleibt in meinem Herzen, dort wird er immer hingehören, ganz egal wo er ist.

    Vielleicht wurde seine Seele ja auch wiedergeboren und ich spüre deshalb seine Anwesenheit nicht mehr? Das soll es ja auch geben, wenn man verschiedene Glaubensrichtungen berücksichtigt.
    Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass die Ereignisse an seinem Todestag eine „Botschaft“ von ihm waren. Er hätte mich das nicht erleben lassen. Er starb allein in seiner Wohnung, damit ich das nicht miterleben muss. Es wäre widersinnig, wenn das Erlebte von ihm gekommen wäre. Ich verstehe das alles nicht. Das muss ich aber auch nicht. Ich kann nur wiedergeben, was ich erlebt habe und wie ich es empfunden habe. Wo das alles hergekommen ist und ob ich es richtig interpretiert habe, weiß ich nicht. Irgendwann werde ich es wissen, das reicht mir.


    Ja, da hast du vermutlich recht: wenn die Jahrestage so komprimiert daherkommen, ist der Rest des Jahres möglicherweise ruhiger. Schwer bleibt es so oder so…


    Nein, das Flügerl ist immer noch lahm. Es gehen zwar die Bewegungen wieder, die nicht mehr gegangen sind (die verklebten Muskeln sind also gelöst), aber die Schmerzen sind immer noch reichlich. Außerdem werden sie heftiger, je mehr ich den Arm bewege. Es sind also immer noch Entzündungen vorhanden, obwohl ich dauernd Medikamente gegen die Entzündungen nehme…. Stärkere Mittel darf ich nicht nehmen, weil ich dann wieder zu erbrechen beginne - erbrochene Medikamente helfen nicht X/

    Morgen spreche ich mit dem Orthopäden. Möglicherweise hat meine Hausärztin recht und es muss doch operiert werden. Mal sehen…. Wie gesagt: ich quäle mich ja erst seit 2 Jahren damit X/


    Ja, den Spruch kann man verschieden interpretieren. Gut finde ich ihn, weil er auch zeigt, dass man selbst bestimmt, wann etwas zu Ende ist. Er heißt für mich auch: gib nicht auf. Mach solange weiter bis es gut ist. Diese Sturheit hab ich allemal ;)

    In meinem Kopf bedeutet dein Spruch allerdings, dass nur nicht-Gutes interessant ist und dass daher, wenn man so denkt wie ich, nichts interessant ist, weil es nicht-Gutes am Ende nicht gibt… da hängt sich grad mein Hirn aus :D es ist zu spät für solche Akrobatik.


    Also werde ich nun zu Bett gehen.

    Eine gute Nacht, schlaf gut.

    Puzzle

  • Liebe Puzzle,


    vielen Dank, das war sehr gut klugge… Das hab sogar ich verstanden. In meiner Wohnung habe ich also eine Lampe mit Wechselschalter, und die anderen Lampen haben nur einen Schalter. Frag mich aber nicht, ob ich das in drei Wochen auch noch weiß. :( Und ja, Mr. Google ist wirklich sehr brauchbar. Die Redensart von den Stiefeln kenne ich auch, aber es gibt sicher angenehmere Möglichkeiten zu sterben. ;)


    Ich wünschte Andreas hätte sich auch mal verabschiedet und mich wissen lassen daß es ihm gut geht. Wo immer er jetzt auch ist. :saint: Davon gehe ich zwar aus, es zu wissen wäre aber noch besser. Dein Partner hat sich den Frieden verdient. Wenn seine Seele aber tatsächlich wiedergeboren wurde ist es damit vielleicht schon wieder vorbei. Ich hoffe aber sehr, daß es kein wiedergeboren werden mehr gibt, denn ich habe kein Verlangen noch mal auf die Erde zu müssen. So schön ist es hier dann doch nicht. Finde ich jedenfalls. Andere dürfen aber gerne eine andere Meinung dazu haben. Und stell Dir mal das Durcheinander vor. Angenommen unsere Männer werden oder sind schon wiedergeboren, dann sind sie noch auf der Erde wenn es für uns so weit ist. Und wenn sie dann wieder dran sind, hüpfen wir wieder hier herum. Wie soll man sich dann jemals wiederfinden? :S


    Mit meiner Frage meinte ich nicht, daß oder ob Dein Erlebnis von Deinem Partner gekommen wäre. Das glaube ich auch nicht. Wie Du ja schreibst, warum hätte er Dir das antun sollen. Meine Frage war nur ob Du ihn mal spüren konntest. Aber das war wohl nicht der Fall. Ich habe Andreas leider noch nie gespürt, habe bei seinen Zeichen nur im nachhinein gesehen daß er da war. :33:



    Aber das letzte Zeichen ist schon eine ganze Weile her, und ich bezweifle daß es noch welche geben wird. :13:


    Es heißt ja daß die Seelen immer feinstofflicher werden, und auf Ebenen mit immer höheren Schwingungen kommen. :5: Und dann wird es wohl immer schwerer für sie, sich in unsere niedrigen Schwingungen zu begeben. Ich denke aber daß Du Dein Erlebnis richtig interpretiert hast, und irgendwann wirst Du es auch wissen. Da hast Du recht.


    Deine Mittel gegen die Entzündung sind wohl wirklich zu schwach, aber wenn Du keine stärkeren verträgst kannst Du auch keine nehmen. Ich hatte vor vier Jahren mal eine Entzündung im Unterschenkel. Das Bein war vom Fuß bis in die Kniekehlen ritzerot und auch leicht geschwollen. Der Hausarzt hatte mir Antibiotika verschrieben, die auch erst mal angeschlagen haben. Aber dann war Stillstand, als ob das Mittel sein Pulver verschossen hätte. Der Meinung war mein Hausarzt dann auch. Er hat mir etwas anderes verschrieben und dabei vor sich hin gemurmelt, sie verträgt das. Zuhause habe ich dann die möglichen Nebenwirkungen im Beipackzettel gelesen und war leicht schockiert. Dieses Antibiotikum war das pure Gift. Da muß man wirklich kerngesund sein um das zu vertragen. Das habe ich dem Arzt beim nächsten Kontrolltermin auch gesagt, und er hat es grinsend bestätigt. :D Ich habe es aber zum Glück bestens vertragen, und die Entzündung war dann schnell Geschichte. Was aber gewesen wäre wenn ich es nicht vertragen hätte weiß ich nicht, und wollte es mir auch nicht ausmalen. Kann man denn eine Entzündung weg operieren? Das habe ich noch nie gehört. Aber vielleicht hat Dein Orthopäde noch eine andere Idee, und zwei Jahre sind ja noch keine so lange Zeit. <X Das war jetzt boshaft, ich weiß.


    Weshalb kann man den Spruch von Oscar Wilde so interpretieren, daß man selbst bestimmen kann wann etwas zu Ende ist? Die Botschaft „Gib nicht auf, mach weiter bis es gut ist“ steckt bestimmt darin, aber heißt das dann, ich entscheide wann es gut ist? Dann sage ich sofort alles ist gut, das Ende kann kommen. :8: Irgendwie glaube ich aber nicht daß es so ist. Mein Spruch ist allerdings etwas eigenwillig, das muß ich zugeben. Ob wirklich nur nicht Gutes interessant sein kann? Aber das Gute wird ja im zweiten Teil eigentlich ausgeschlossen, und nicht Gutes finde ich auch weder interessant noch prickelnd. Aber daß es nicht Gutes am Ende nicht geben wird ist ja auch nur ein Spruch, und nicht unbedingt auch die Realität. Da kann man sich schon das Hirn verknoten. Ich habe aber noch einen Spruch gefunden. Vielleicht gefällt er Dir besser:



    Der erste Teil stimmt hoffentlich, und der zweite Teil stimmt ganz gewiß.


    Angenehme Träume :sleeping: und einen guten Morgen

    Lilifee

  • Guten Morgen, liebe Lilifee!


    Natürlich kann man eine Entzündung nicht wegoperieren, aber die Ursache dafür, in meinem Fall eine Engstelle zwischen zwei Knochen.
    Was du beschreibst, ist eine bakterielle Entzündung, die hab ich nicht.
    Der Orthopäde meinte, der Zustand in meiner Schulter ist tatsächlich kurz vor einer Operation. Da aber eine OP immer ein Risiko birgt und seiner Erfahrung nach solche OPs manchmal mehr Probleme bringen, als vor der OP bestanden haben, empfiehlt er, die Physiotherapie zu absolvieren. Ich soll mitmachen, viel trainieren, die Muskeln stärken und so das Gelenk entlasten. Außerdem soll ich durch schlechte Haltung verkürzte Muskeln dehnen, auch das entlastet die Schulter und die Halswirbelsäule.
    Er hat mir eine Spritze verpasst und bei der Wahl des Medikaments auf meinen Einwand, ich würde entzündungshemmde Medikamente erbrechen, Rücksicht genommen. Tatsächlich habe ich die Spritze vertragen, momentan sind die Schmerzen weg. Es war auch Kortison dabei, darauf habe ich auch reagiert, aber nicht weiter schlimm, laufe nur gerade als „Häuptling Hochroter Kopf“ herum ;)

    Also wird trainiert (was ich eh schon seit Monaten mache) in der Hoffnung, dass sich irgendwann doch ein Erfolg einstellt. Mühsam, sehr mühsam… aber was soll’s.

    Dein Einwand bezüglich der Wiedergeburt und dass man sich dann ja nie treffen kann, weil man nicht gleichzeitig im Jenseits verweilt, klingt logisch. Irdisch logisch. Der Gedanke ist nur zu linear gedacht. Lass die Zeit weg und du hast die Lösung. Wenn es nämlich keinen linearen Ablauf und keine Zeit gibt, dann ist alles immer und überall existent. Das ist dieses buddhistische SEIN, das wir uns so schwer vorstellen können.
    Hier endet auch mein Vorstellungsvermögen: Alles existiert immer und überall, ALLES ist einfach IMMER und ÜBERALL vorhanden? Das wird nie in meinen linearen, irdischen Kopf passen…


    Vielleicht hat sich Andreas nicht bei dir verabschiedet, weil er nicht gegangen ist? Vielleicht „wartet“ er auf dich, um dann mit dir gemeinsam weiterzugehen?
    Und nachdem es „dort“ keine Zeit gibt, kann er inzwischen schon hundert Mal wiedergeboren worden sein, in jeder irdischen Zeit (vielleicht ist er gerade Pharao in Ägypten vor 4000 Jahren, oder Bader im tiefsten Mittelalter oder Weltraumexperte in einer Zukunft, die wir nicht kennen….) und in jeden Körper, weit über unsere Vorstellung hinaus… und das alles nur in dem einen Moment, in dem uns hier wieder eine Träne über die Wange läuft…. Sie werden da sein, unsere Männer, da bin ich sicher.

    Uih, meine Liebe, du verwechselst da was: du sagst, jetzt ist es vorbei, dadurch wird es gut? Mitnichten.

    Anders herum: „Ne, gefällt mir nicht, mach ich anders“.

    Ein Beispiel: Ich habe mir mal eingebildet, ich müsste den Küchenboden neu versiegeln. Und zwar mit einer Politur, die nicht vergilbt.
    Bei uns gibt es den „Glänzer“. Damit wird der Boden glänzend, wie der Name schon sagt. Diese Glanzschicht vergilbt innerhalb von wenigen Monaten und wird auch abgewetzt, wo man viel geht, also muss man die Schicht mindestens alle 6 Monate erneuern. Das ist richtig viel Arbeit, denn erstmal muss man die alte Schicht abtragen, mit viel Chemie und richtig viel Kraft, dann wieder die neue Schicht Glänzer drauf… jedesmal müssen Esstisch und Sesseln aus der Küche und der Raum ist zwei Tage nicht benutzbar… was für ein Aufwand!
    Das muss anders gehen. Also hab ich angefangen, neue Mittel und Wege zu suchen. Über Monate hinweg habe ich verschiedene Mittel ausprobiert und den Boden so malträtiert, dass ich schon befürchtete, ich hätte ihn zerstört. Ich schrieb darüber in einem anderen Forum, berichtete über diesen und jenen Misserfolg. Eine der Userinnen dort meinte eines Tages: „Es ist einfach irre, wieviel Kraft und Energie du in eine verlorene Sache steckst“. Für sie war das Ende erreicht, aber die Sache war nicht gut, sie war in ihren Augen verloren.
    Nicht in meinen Augen. Eines Tages stieß ich bei meiner Recherche auf eine „metallvernetzte Polymerdispersion“. Eine Flüssigkeit zum Versiegeln von Kunststoffböden, hab sie mir gekauft und der Boden war wie neu. Alle paar Jahre frische ich sie auf, poliere sie, wenn mir danach ist und der Boden wirkt immer sauber und glänzt. Die Schicht vergilbt nicht und muss nicht chemisch entfernt werden. Erst da war für mich das Ende erreicht und es war ein Erfolg: es ist nicht vorbei, solange es nicht gut ist. Ich bestimme das Ende: und zwar erst dann, wenn ich zufrieden bin.


    Ich könnte dir noch viele Beispiele nennen, die genauso abgelaufen sind. Immer wieder habe ich Dinge getan oder erlebt, die ich erst für beendet erklärt habe, als sie gut waren.
    Wie ich das allerdings jetzt hinkriegen soll, wo das Leben gerade so ist, wie ich es gar nicht haben will, weiß ich noch nicht. Wie soll ich es ändern, damit ich zufrieden bin? Ich habe keine Ahnung. Ich stecke in einer Sackgasse.
    Also mache ich erstmal in kleinen Schritten weiter und schau einfach, wo sie mich hinführen. Vielleicht bietet sich eine Chance, eine Gelegenheit, die eine Änderung in die richtige Richtung bringt… wobei ich ja nicht einmal die Richtung kenne… ich denke, ich werde es wissen, wenn sich die Gelegenheit zeigt. Durchhalten, weitermachen und schauen, was sich ergibt… das ist momentan sehr zäh… ich tu mir grad richtig schwer damit. Momentan spüre ich mehr Skepsis als Optimismus….

    Einen ruhigen Tag wünsche ich dir, vielleicht kennst du ja die Richtung, die für dich die richtige ist…

    Alles Liebe,

    Puzzle


  • Meine Frage war nur ob Du ihn mal spüren konntest. Aber das war wohl nicht der Fall. Ich habe Andreas leider noch nie gespürt, habe bei seinen Zeichen nur im nachhinein gesehen daß er da war. :33:

    Sorry, das habe ich vergessen zu beantworten.
    Das mit dem Spüren ist so eine Sache… wenn ich dachte, ich würde ihn spüren, hab ich das immer als „Humbug“ abgetan. „Er ist fort“, denke ich mir dann. „Er gehört hier nicht mehr hin.“ Also nein, nicht eindeutig.


    Es gab allerdings 3 Monate nach seinem Tod eine Begebenheit, die ich irgendwie nicht dem Zufall zuschreiben kann und die genau zu seinem Charakter gepasst hätte. Ich weiß nicht, ob ich sie schon einmal erzählt habe, wenn ja, tut es mir leid, dich gelangweilt zu haben.


    Als mein Partner noch hier war, sind wir nach jedem Rasenmähen auf der Terrasse gesessen und haben den Duft des frisch gemähten Grases genossen. Wir tranken Kaffee, unterhielten uns und genossen das Wetter, die milde Abendluft, das Singen der Vögel… es war einfach schön.

    An diesen Abenden kam auch immer eine Krähe, die den gemähten Rasen abspazierte, und mein Partner lachte: „Schau, da kommt der Rasenkontrolleur“. Jedesmal wieder. Wir taten dann manchmal so als würden wir mit Vogel sprechen… es machte einfach Spaß. Wir haben gelacht und das Leben war in diesen Momenten einfach nur schön, egal was sonst grad los war….


    Im Herbst nach seinem Tod schaltete ich abends durch die Fernsehkanäle und stolperte über einen Film. Ich las die Inhaltsangabe und weil es um das Thema Verlust ging, wollte ich eigentlich weiterschalten, blieb aber dann doch bei dem Film, weil ich die Hauptdarstellerin kenne und mag.
    In einer Szene (und ich erzähle jetzt nicht das ganze Drumherum) fand die Hauptfigur eine tote Krähe in ihrem Garten. Das Tier war gestorben, weil sie einen Giftköder ausgelegt hatte, der für einen anderen Vogel bestimmt war. Sie begann zu weinen, entschuldigte sich bei dem Tier und beerdigte es. Und ich heulte wie ein Schlosshund. Ich konnte mich gar nicht mehr beruhigen, hab stundenlang mit meinem Partner gesprochen, geschimpft und um ihn geweint…. vom restlichen Film habe ich nicht mehr viel mitbekommen….


    Am nächsten Tag komme ich von der Arbeit nach Hause. Routinemäßig geh ich vom Auto ins Haus, hole des Schlüssel vom Postkasten, hole die Post, gehe zurück ins Haus - da entdecke ich im Blumenbeet eine leblose Krähe…

    Vorsichtig stupse ich sie an, da bewegt sie sich. Fliegen kann sie allerdings nicht… ich rufe also meinen Sohn an, der früher einmal in einer Wildtier-Auffangstation mitgeholfen hat, rufe danach auf sein Geheiß dort an und bekomme genaue Anweisungen, wie ich das Tier transportieren kann.
    Die Tierpflegerin meinte, entweder sei das Tier in eine Fensterscheibe geknallt (dort wo ich sie gefunden habe, ist weit und breit keine Fensterscheibe) oder es hätte ein Stück von einem Giftköder erwischt. Zwei Tage später wurde das Tier wieder in die Freiheit entlassen.


    Wenn bei dieser Krähe nicht mein Partner die Finger im Spiel hatte, dann ist das der größte Zufall, dem ich je begegnet bin. Jedenfalls aber hätte mein Partner gewusst, wenn er mir ein Zeichen schicken möchte, das ich auch erkennen soll, dann müsste es so eindeutig und auffällig sein, wie es diese Geschichte war.
    War er der Regisseur? War es Zufall? Keine Ahnung….
    Vielleicht sollte ich einfach an seine Anwesenheit glauben, wenn ich etwas erlebe, was mich mit ihm verbindet. Dann müsste er nicht mit Krähen jonglieren ;)


    Schönen Abend,

    Puzzle

  • Liebe Ameliea,


    das war ganz bestimmt ein schönes Zeichen von Deiner Mutti. Das Verhalten der Amsel ist wirklich sehr ungewöhnlich. Vor allem daß sie mit ins Haus kommt. So zeigen unsere Lieben daß sie noch bei uns sind.


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • das sind wirklich sehr schöne Zeichen.
    Ich erlebe leider das Gegenteil. Hier am Haus waren die letzten Jahre im Rotschwänzle die unter der Kellertreppe ihr Nest hatten. Wir haben uns immer sehr daran erfreut. Danny sagte immer, du musst weg schauen, damit sie in ihr Nest fliegen können. Ich habe das ganze letzte Jahr auf die Rotschwänze gewartet. Es blieb leer. Die gute Seele des Hauses fehlt und mit ihr die Rotschwänze. Vielleicht, ich wünsch es mir, nisten wieder welche ein

  • Liebe Sunrise,


    das ist allerdings seltsam. Sollte das ein Zeichen sein, was bedeutet es? Verstorbene schicken uns Zeichen um uns zu trösten, und nicht um unser Leid noch zu vergrößern. Man könnte wirklich meinen die Vögel spüren die Abwesenheit der guten Seele des Hauses. Ich wünsch Dir aber daß sie dieses Jahr wieder kommen und nisten.


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • manchmal sind Zeichen auch einer gewissen „Philosophie“ unterstellt, zumindest bei mir. Nicht immer fällt es mir leicht sie richtig zu deuten. Das die Rotschwänze nicht da waren spricht für Danny denke ich.
    Danny war wirklich eine sehr gute Seele, ein ganz besonderer Mensch. Ich bin mega dankbar, das ich sie kennenlernen und lieben durfte.
    Es ist aber mit den Zeichen manchmal wirklich sehr kurios. An ihrem Todestag war ich in Reha, einfach um Kraft zu tanken. Da tropfte es im Bad tatsächlich von der Decke. Man könnte meinen, sie weinte weil ich so traurig bin. Ich hab ihr die Tage versprochen, das ich alles dafür tue, wieder ins Leben zu finden. Ob es gelingt? Ich wünsche es uns beiden.

    Noch was allgemeines: ich bewundere wie herzlich ihr Alle seid. Und das, obwohl es hier so keinem so wirklich gut geht. Ich lese hier sehr gerne mit. Mit dem schreiben tue ich mich oft sehr schwer.
    glg sunrise

  • Liebe Sunrise,


    Zeichen sind etwas sehr individuelles, das stimmt. Was Du in der Reha erlebt hast war auch eines. Unsere Lieben wollen gar nicht daß wir um sie trauern, sie wissen aber daß wir es trotzdem tun. Weil wir nicht anders können, denn wir müssen ja ohne sie weiterleben. Irgendwie. Wieder ins Leben finden wollten ist ein guter Vorsatz. Das geht aber nicht nur über den Verstand. Die Seele muß auch dafür bereit sein.


    Hier geht es keinem so richtig gut, das stimmt leider auch. Aber die Herzlichkeit ist mit das was das Forum ausmacht. Niemand muß sich alleine fühlen, jeder wird verstanden. Mit dem Schreiben tun sich andere auch schwer. Es ist aber völlig in Ordnung hauptsächlich mitzulesen. Wenn Du das Bedürfnis hast zu schreiben wirst Du es auch tun. Manchmal ist eine Zeit zum Reden und manchmal zum Schweigen. Mach es so wie es sich für Dich richtig anfühlt.


    Liebe Grüße und eine :24:

    Lilifee