Ein trauriges Hallo unbekannterweise,
Wie und wo soll ich anfangen..
Das wird wohl ein unglaublich langer Text..
Mein Papa ist am 9.8.2021 plötzlich und ohne Vorwarnung mit grafe 65 Jahren verstorben.
Oder vielleicht auch nicht ganz ohne Anzeichen, welche man aber überhaupt nicht greifen kann.
Heute denke ich da etwas anders drüber, ändern kann man es leider nicht mehr.
Mein Papa hatte es die letzten Jahre nicht leicht, geprägt von Lebensumständen die wir als Familie aber gemeinsam immer meistern konnten.
Vor etwas mehr als 5 Jahren war er fast 10 Monate nicht zuhause.
Krankenhaus Aufenthalt und Reha, ihm wurde mehrfach versucht ein bypass im Bein zulegen, Durchblutungsstörungen.
Das Ende vom Lied sein linkes Bein musste ab und mein Vater sahs ab dato im Rollstuhl.
Für mich, für uns alle eine neue Situation, aber genauso selbstverständlich haben wir uns um ihn gekümmert.
Ich war ab dato wöchentlich, mal mehr mal weniger bei ihm, habe mich um Haushalt und Wäsche gekümmert. Meine Brüder waren für den Einkauf tätig.
Es lief alles ganz gut, wir haben uns schnell damit anfreunden können mein papa weniger, aber sowas hätte er nie zugegeben.
Anfang diesen Jahres kam desöfteren ein Thema zur Sprache, es gab wohl Auffälligkeiten beim scan an seinen Nieren.
Er hat es immer klein geredet, sich vor weiteren Untersuchungen gedrückt.
Es klang belanglos, im Nachhinein war es das wohl nicht.
Er versprach nach seinem Geburtstag am 9. 7.21 weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Er wusste schon das alles wieder mit einem langen Krankenhausaufenthalt enden wird, war aber immer noch positiv gestimmt. Wir wussten alle das er sich vor dem Krankenhaus drücken möchte, vielleicht auch vor der Diagnose, welche er am Donnerstag vor seinem Tod erhielt vom großen Scan.
Dieser war 2 1/2 Wochen vorher,die endgültigen Ergebnisse kamen erst am 5.8., Tumore mehrere die Wirbelsäule entlang, an der Niere und auch an den Lungen war etwas zu sehen.
Den Bericht drufte ich nicht lesen, mein papa hatte noch nie im Leben vorher Geheimnisse vor mir, das kam mir alles nicht ganz richtig vor, ich las die Unterlagen natürlich trotzdem in seinem Beisein, ich weiss wo seine Sachen liegen und ich hatte kein gutes Gefühl dabei wie er aufeinmal ein auf geheimnisvoll tut.
Ich habe das Fachchinesisch nicht Wort für Wort verstanden, aber im groben war alles eindeutig.
Er versprach, das er die Woche darauf ins Krankenhaus geht für weitere Untersuchungen, er hatte schon eine Überweisung und hätte eigentlich direkt eingewiesen werden können, wenn er dann nicht wieder seinen dicken Kopf durchgesetzt hätte.
Man kann keinen Mann von 65 Jahren zwangseinweisen lassen.
Also haben wir seine Entscheidung akzeptiert, ihm ging es gut. Natürlich hat es an uns allen genagt, ich konnte den ganzen Donnerstag lang keinen klaren Gedanken fassen, aber wir wollten alle zuversichtlich bleiben.
Weitere Untersuchungen abwarten, die Ergebnisse nach der Entnahme der gewebeproben abwarten.
Ich war in der Woche jeden Tag bei ihm. Habe seine Wäsche komplett weggewaschen, war einkaufen fürs Krankenhaus, habe am Samstag noch ein neues rollstuhlkissen gekauft.
Verabschiedet habe ich mich Samstag Abend.
Ich wollte Sonntag nochmal kommen.
Aber da mein Bruder dort war und mich beide gebeten haben den Sonntag nicht zu kommen, weil sie Fußball gemeinsam schauen wollten und ich und mein Sohn dann nur gestört hätten habe ich es gelassen und zu ihm Samstagabend gesagt das wir uns Montag dann wieder sehen und wir uns dann nochmal richtig voneinander verabschieden werden, er sollte ja den darauffolgenden Tag, also am Dienstag ins Krankenhaus eingewiesen werden.
Ich habe ihn nur umarmt und er fragte noch ob ich ihn dann Montag bitte noch den Grill sauber machen könnte.
Ich muss dazu nochmal eben einwerfen das keiner von uns jemals damit gerechnet hätte, dass alles plötzlich und Schlag auf Schlag so zu Ende geht.
Sonntag schrieb mir mein Bruder abends gegen 22 Uhr das er grade meine Tante angerufen hat, die beiden haben dann vorsorglich den Krankenwagen gerufen da unser Papa 3 mal eine Tasse umgeworfen hat und seit Stunden nicht mehr aus dem Rollstuhl kam um sich auf die Toilette zu hieven.
Ich war sowieso schon seit Tagen fertig mit den Nerven und wäre am liebsten direkt hinterhergefahren was auf Grund von corona unmöglich gewesen ist.
Wir dachten aber alle an nichts schlimmes, wir waren froh das er jetzt schon Hilfe kriegt und er im Krankenhaus definitiv besser aufgehoben ist als zuhause, und in 2 Tagen sollte er doch sowieso eingewiesen werden..
Ab dato ging es Schlag auf Schlag.
Was genau in diesen 5 Std passiert ist weiss ich bis heute nicht.
Als er abgeholt wurde sagte er noch zu meiner Tante bis später, er hat geredet war ansprechbar.
Im Krankenhaus unserer Stadt schien auch alles noch ok zu sein, er wurde dann gegen 0 oder 1 Uhr in das Krankenhaus verlegt in welches er Dienstag eh gekommen wäre.
Ich wurde nur kurz und sporadisch darüber informiert.
Man ging davon aus das jetzt alles besser wird.
Ich war die ganze Nacht war, habe gesagt bitte schreibt mir sobald er da ist und ihn geholfen wird.
Gegen 3:45 rief meine Tante mich an und sagte mir das mein Vater gestorben wäre und ob sie mich abholen soll um zu ihm ins Krankenhaus zu fahren.
Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, ich war innerlich Tod, ich musste schreien, ich habe es garnicht realisiert. Wie auch?
Es war doch keine 24std vorher noch alles ok.
Wir waren zu 4 gegen 4:45 im Krankenhaus, meine Tante ich und meine 2 Brüder.
Der Arzthelfer hat nicht viel gesagt, war sehr unsympathisch ich war sowieso im falschen Film.
Angeblich wurde mein Vater nicht mehr ansprechbar ins andere Krankenhaus eingeliefert.
Was genau passiert ist, was genau los war weiss ich bis heute nicht. Infos kriegt man keine, man solle mit dem Chefarzt reden der zu dem Zeitpunkt dort war, welcher angeblich nur nachts arbeitet.
Ich schaffe es nicht mich damit auseinander zu setzen.
Was ist innerhalb dieser wenigen Stunden passiert?
Komplettes organ versagen, er war wohl innerlich vergiftet, er war schwer krank,er hat kaum Luft bekommen.
Er wurde wohl 15min reanimiert.
Sowas haben wir zu hören bekommen. .
Ich habe ihn gesehen-Tod lag er in einem Zimmer, er sah wunderschön aus, als würde er schlafen.
Er war wohl tagelang nicht zur Toilette ohne das einer von uns das mit bekommen hat. Er war ein Erwachsener Mann wir haben natürlich nicht beobachtet wie er die letzten Tage zur Toilette war.
Er hatte vorher auch tagelang kein Hunger und aß nur Bananen, jetzt im Nachhinein weiss ich wie dumm es war, alleine weil er Probleme mit der Niere hatte.
Ich habe so viele Fragen und bekomme keine Antworten mehr.
Er kam im ersten Krankenhaus ansprechbar an und wurde verlegt, welcher Mensch wird verlegt wenn er kurz vorm Tod steht?
Und dann kommt er 15-20min später in ein anderes krankhaus und ist nicht mehr ansprechbar, kurz vorm herzversagen oder absterben?!
Ich kann daraus keine Schlüsse ziehen.
22 Uhr Abholung durch Krankenwagen, macht noch Scherze und sagt bist später. 3:15 Tod.
Seit diesem Tag ist nichts mehr wie vorher..
Ich bin ein psychisch starker Mensch, therapiere andere und mich gerne selbst, aber das alles kriege ich nicht verkraftet.
Jeder Tag ist wie ein wahr gewordener Alptraum.
Ich versuche immer wieder klare Gedanken zu fassen, was mir auch tagsüber weitestgehend gelingt. Ich bin Mutter und muss für meinen Sohn stark sein, aber täglich breche ich zusammen. Es gibt immer diese Momente wo es mir für ein paar Sekunden so klar und nah ist und dann ist es wieder so unreal.
Ich möchte es akzeptieren können, nichts anderes wünsche ich mir, ich möchte es verarbeiten und verkraften können.
Tue ich aber nicht!
Ich lebe und lebe irgendwie auch nicht.
Für jeden geht das Leben weiter und für mich steht alles still.
Wie oft ich dieses Thema schon besprochen habe, wie oft ich nach Antworten suche.
Ich schreibe jeden Tag meine Gedanken auf, würde sie am liebsten ganz laut durch die Welt schreien, möchte aber kein Mitleid erregen.
Verstehen tut mich sowieso keiner!
Ich fühle mich als würde ich nerven, als würde ich als einzige daran kaputt gehen und es tut so unglaublich weh jeden Tag.
Immer wieder habe ich gute Phasen, denke und rede mir schön das es für meinen Papa sicher das allerbeste gewesen ist von uns zugehen, die Untersuchungen OPs und wer weiss vielleicht auch die chemo wären qualen gewesen.
Ich bin oft sauer auf meinen Papa, wieso er mich alleine gelassen hat und gleichzeitig unglaublich traurig.
Ich weiß das er niemals gegangen wäre ohne sich richtig zu verabschieden.
Ich habe keinen Anker mehr, täglich triggern mich einige Sachen, er fehlt mir so unglaublich.
Ich bin 24 Jahre alt und habe keinen Papa mehr..
Ich habe wirklich lange überlegt ob ich sowas öffentlich verfassen kann und will, aber merke immer wieder das es mir gut tut über ihn zu sprechen.
Ich habe Angst in nächster Zeit in eine Depression zu rutschen oder nie mehr der Mensch zu werden der ich mal war.
Wahrscheinlich habe ich vieles vergessen zu schreiben und ziemlich wirsch erklärt, aber auch jetzt grade laufen mir wieder seit Stunden die Tränen und mein Kopf bleibt voller Trauer, fragen und Verzweiflung...
Während ich keine Kraft mehr habe geht für jeden anderen das Leben wie gewohnt weiter, ich kann nichtmal ansatzweise erklären wie es mir täglich geht und wie sehr ich mit allem zu kämpfen habe..
Danke..