Meine Mama hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs und musste viel zu früh gehen...

  • Hey theresachristina !


    Ich verstehe Dich sehr gut mit Deinen Gedanken zu Deinem Vater. Das Thema beschäftigt mich auch und ich mache mir ständig Sorgen um meine Mutter, ob sie nicht einsam ist…


    Erstmal klingt es super wenn Du sagst, dass Dein Papa viel unter Menschen ist. Ein gutes soziales Umfeld ist doch schon die halbe Miete!Ich habe heute Mittag mit meiner Mutter telefoniert und sie hat mir erzählt, dass gestern den ganzen Tag irgendein Besuch da war, sie erst um halb zwölf auf dem Sofa saß und sie heute schon in der Autowerkstatt war und für meinen Freund ein Geschenk gekauft hat, jetzt gerade mal eben kurz in der Sonne liegt, gleich aber weitermuss, weil noch so viel zu tun ist. Das fand ich richtig toll.
    Wir dürfen unseren Eltern glaube ich ruhig zutrauen, dass sie das schaffen. Ja, abends wird es bestimmt mal einsam und die Tränen kommen. Aber mir hat hier mal eine Userin deren Mann verstorben ist, aus der „hinterbliebenes Elternteil“ - sicht geschrieben. Sie sagte, dass es für sie sehr wichtig gewesen wäre zu sehen, dass es ihren Kindern gutgeht und sie ihr Leben weiterleben. Meine Mutter sagt das ebenfalls und Dein Vater wird es genauso sehen. Ganz bestimmt möchte er auf gar keinen Fall, dass Du Dir jetzt auch noch Sorgen um ihn machst.

    Klar ist es hart für den, der allein zurückbleibt. Aber so hart es klingt, sie gewöhnen sich irgendwann an den neuen Alltag. Wenn wir Töchter uns zermürben hilft es niemandem. Das muss ich mir auch immer wieder sagen, wie bereits erwähnt, ich mache mir auch Sorgen um meine Mutter…aber lch lebe über 100 km von meinem Elternhaus entfernt und habe ein kleines Baby, ich kann einfach nicht mehr leisten als ein Besuch hier und da und viel telefonieren und viele Bilder vom Enkel

    schicken. Im Alltag bin ich nicht an ihrer Seite.


    Weißt Du was, frag ihn doch mal direkt!Sag ihm dass Du ihm gerne irgendwie helfen würdest und ob er sich etwas von Dir wünscht. Das habe ich heute auch gemacht. Am Freitag wird mein Vater beerdigt und ich habe meine Mutter gefragt ob ich mit dem Kleinen schon am Donnerstag anreisen soll, einfach weil es sie vielleicht etwas ablenkt, wenn sie am Abend vorher nicht alleine ist. Ihre Antwort:“Du, mir ist das egal, macht wie es Euch passt aber sagt vorher Bescheid wann Ihr kommt, damit ich genug zu Essen da habe!“:)
    Oder Ihr macht ab jetzt einmal die Woche Papa-Tochter-Abend und geht schön Essen zusammen!

    Ich wünsch Dir alles Gute und nicht zu viele Sorgen um Deinen Papa, der macht das richtig gut glaube ich!

  • Liebe Noor ,

    vielen lieben Dank für Deinen langen Text. Es tut mir sehr gut, wenn ein paar Leute hier etwas über sich und Ihre Geschichte erzählen. Leider sind wir alle aus dem selben Grund hier...es tut mir für uns beide auch sehr, sehr Leid...


    Das Begleiten war für mich auch wahnsinnig schmerzhaft und diese Bilder werden mir auch noch einige Monate im Kopf bleiben...oder eher für immer. Ich hoffe nur, dass der Schrecken mit der Zeit verblasst. Es ist echt erstaunlich, mir geht es gerade wie Dir...ich sehe auch manchmal fremde Menschen an, die ich nicht mal kenne und ein Bild kommt mir in den Kopf, wie sie am Sterbebett aussehen werden...wahrscheinlich ist es einfach ein Trauma und eine heftige Erfahrung, Menschen so zu sehen.


    Dass Du Deine Mama durch einen Unfall so schnell und plötzlich verloren hast ist so schlimm und tut mir aus ganzem Herzen Leid. Ich habe mich mit der Frage schon oft beschäftigt: was ist "besser"? Jemandem beim sterben zusehen und zu wissen, was bald passiert oder einen geliebten Menschen so plötzlich und ohne Vorahnung, ohne dass man sich verabschieden konnte, zu verlieren. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Auf der einen Seite konnte ich mich noch zu Mama kuscheln und mich verabschieden, auf der anderen war es einfach nur herzzerreißend wie ich schon beschrieben habe. Man kann einfach nur da sein und zusehen...das war schlimm. Von daher kann ich Dir da auch leider keine Antwort geben. Am liebsten wäre es mir gewesen, dass wir beide uns nie mit dieser Frage und diesen Erfahrungen beschäftigen hätten müssen....


    Du schreibst, dass Du ein wenig den Sinn und die Orientierung des Lebens verloren hast. Mir geht es exakt genau so. Man war immer so zuversichtlich, man dachte eben guten und lieben Menschen passiert nichts schlimmes. Und dann soetwas...ich habe auch das Urvertrauen zum Leben verloren. Bzw sortiere es gerade wieder neu, aber es wird wohl nie wieder so sein wie es mal war. Ich kann Dich daher gut verstehen. Leider kann ich auch hier keinen Tipp geben...ich versuche gerade wieder aufzustehen und das gehen neu zu lernen. Mein soziales Umfeld hilft mir aber gerade enorm viel. Ohne diese lieben Menschen würde ich es definitiv nicht schaffen. Mach das, was Dir gut tut und ohne Zwang, Umgib Dich mit Menschen die dich verstehen. Oder sei einfach nur für Dich, wenn sich das für Dich gut anfühlt. Ich wünsche Dir alles Liebe <3

  • Hallo liebe Elliminelli ,

    Danke Dir für Deine Erfahrung, das tut sehr gut zu lesen und da steckt auch sehr viel Wahres dahinter. Wenn wir Töchter uns zermürben, hilft es wirklich niemanden...und mehr als fragen und für sie da sein können wir nicht. Mein Papi möchte auch mal bewusst alleine sein, das sagt er mir dann auch und ich lass ihn dann natürlich. Ich bin auch froh, dass er alleine sein kann...er schläft ja immer noch in der gemeinsamen Wohnung, meine Mama ist im Schlafzimmer gestorben....das Bett musste er wegschmeißen, das konnte er nicht ertragen, aber ansonsten macht er das so gut, Ich dagegen habe voll meine Probleme mit der Wohnung wenn ich ihn besuchen komme...aber das ist eine Einstellungssache. Ich werd ihn gleich mal fragen, ob er sich denn etwas wünscht, danke für den Rat :)


    Du schreibst, dass Dein Vater am Freitag beerdigt wird...Ich hoffe, der Tag wird für Dich nicht all zu schlimm und Du kannst Dich gut verabschieden...ich hatte eine wahnsinnige Angst vor der Beerdigung. Meine Mama wurde in einer Urne beigesetzt, ich hatte soetwas noch nie gesehen.Man macht sich ja immer so eine Bilder. Ich kann DIr sagen, man übersteht die Trauerzeremonie irgendwie...bei uns waren alle Leute da, die meine Mama geliebt haben und sie sehr gut gekannt haben. Jedem ging es genau so, jeder war zutiefst traurig. Und das gab meinem Papa und mir Halt. Unser Pfarrer war auch eine riesengroße Stütze, es war ein "schöner" Abschied, meine Mama hat uns bestes Wetter geschickt, mit Sonnenschein sieht der Friedhof auch nicht ganz so grausam aus. Wir haben alle so viel geweint. Ich war an dem Tag irgendwie in einem Schock ich konnte nicht glauben dass wir wirklich meine Mama da beerdigen. Und trotzdem, als sie die Urne beigesetzt haben, empfand ich auch eine Erleichterung und ich habe im Stillen zu meiner Mama gebetet.


    Ich wünsche Dir, für diesen schweren Tag viel Kraft <3 Deine Lieben werden Dich unterstützen. Setzt Ihr Euch danach noch zusammen? Das haben wir auch gemacht und jeder hat seine Geschichte mit meiner Mama nochmal erzählt. Das hat irgendwie auch gut getan, so als wäre sie noch ein letztes mal mit uns allen zusammen gewesen.

  • theresachristina Oh ja, vor Freitag graut es mir. Genauso wie Du es beschreibst, kann ich mir gar nicht richtig vorstellen, dass wir wirklich meinen Papa beerdigen, das fühlt sich noch so surreal an. Ich versuche in den letzten Tagen schon, das zu verstehen und mir immer wieder bildlich vorzustellen wie der Tag abläuft, was mich erwartet. Aber ob das hilft…ich weiß es nicht.
    Da ich etwas weiter weg von meinem Elternhaus lebe und meine Eltern nur ca einmal im Monat gesehen habe, hat sich in meinem Alltag ja nicht soo viel verändert. Vielleicht ist gerade deshalb die Beerdigung ganz wichtig, um es voll zu realisieren…


    Meine Mutter hat auch totale Angst davor, meinte aber gestern am Telefon, dass Dinge, die einem vorkommen wie ein schlimmes Schreckgespenst dann ja manchmal nur halb so wild sind und darauf hoffe sie. Tatsächlich haben mir auch schon Freundinnen, die früh ein Elternteil verloren haben, erzählt dass sie die Beisetzung bei aller Trauer auch als schön und tröstlich empfanden.
    Wir haben auch einen tollen, humorvollen und lieben Pfarrer, das freut mich besonders.


    Ja, im Anschluss sind wir noch zusammen. In etwas größerer Runde, 20 Erwachsene und zwei Kinder. Ich freue mich, dass einige Verwandte kommen, die ich seit Ewigkeiten nicht gesehen habe und hoffe, dass es schön wird.


    Ich bin ein positiver Mensch und ganz sicher kommen wieder schöne Tage. Aber im Moment bin ich einfach nur froh, wenn es überstanden ist.

  • Liebe theresachristina ,

    danke für deine liebe Antwort.


    Ich war überrascht, dass es dir so geht wie mir damals - mit den Totenbett-Flashs beim Ansehen anderer Menschen. Du hast das Wort Trauma verwendet. Und ja, wo du es schreibst: ich glaube es ist etwas traumatisches, das wir erlebt haben. Und so erlebte ich mich damals - und jetzt auch, ein bisschen wie in den Filmen, wo sie die alten Traumas mit schwarz/weiß Backflashs darstellen, oder irgendwelche Kleinigkeiten, die als Trigger wirken.

    Ich hab jetzt auch ganz viele Backflashs an Ma und den Unfall. Und Auslöser, die mich triggern, wo ich dann gelähmt bin kurz oder im Schock (zum Beispiel, wenn gleichaltrige Freund*innen über ihre Mamas reden, die ganz lebendig und aktiv sind; wenn sie über ihre Mama als Oma für ihr Baby/Kind sprechen ist es besonders schlimm - weil mein Kind meine Mama nie mehr erleben wird können; wenn ich ihre Kleider im Kasten sehe, ihre Ketten und Schmuck; wenn mir etwas in die Hand fällt, das sie mir geschenkt hat - und da ist überall etwas zu finden; wenn ich etwas Schönes sehe und mit ihr teilen mag weil sie sich so darüber gefreut hätte; wenn ich Hilfe brauche aber niemand mehr da ist der so bedingungslos unterstützt; wenn ich die Unfallstelle sehe; wenn ich ihre Handschrift sehe;...).

    So stelle ich mir das auch bei einer posttraumatischen Belastungsstörung vor. Auch die Rastlosigkeit, das Nicht-Schlafen-Können, das sind glaube ich alles auch Symptome davon.


    Damals wurde alles mit der Zeit wieder besser. Mein Entrückt-Sein aus der Welt, das ja fast 2 Jahre andauerte, während der ich nacheinander 3 Menschen beim Sterben zusah, hat irgendwann nachgelassen. Ich konnte am Krankenhaus wieder vorbeifahren, ohne am ganzen Körper zu verkrampfen, und ähnliches. Ich habe auch weniger Angst gehabt, dass das jetzt für immer so weiter geht und dass der Tod einfach die nächste Person wählt. Und die letzten Jahre waren wundervoll, leicht, spielerisch, voller Freude und Kleinigkeiten, Neubeginnen und Energie.


    Jetzt, nach dem Unfalltod meiner Mutter erlebe ich mich nochmals allerdings viel verstörter als damals. "Die Mutter war's. Was braucht's der Worte mehr" - das hab ich einmal auf einer Parte gelesen, und ich denke das Mama-Tochter Band erklärt auch die Tiefe unserer Trauer.

    Und diesmal frage ich mich, ob ich je zurückfinden werde zur Leichtigkeit. Ich mochte mich, ich war eine Fröhliche. Aber ich nehme einen Tag nach dem anderen, ich fokussiere mich auf die Basics: essen, trinken, etwas Ruhe, soweit das mit Baby möglich ist.


    Was ich schon glaube ist, dass die schrecklichen Bilder nachlassen, auch bei dir. Doch ich glaube nicht, dass wir nochmal dieselben werden, die wir waren - denn so eine große Trauer, die verändert glaub ich schon nachhaltig.


    Gestern hab ich eine alte Dame, die fast 100 ist, gefragt, wie sie den Tod ihres Verlobten im Krieg und all die Schrecknisse ihres Lebens überwunden hat. Und sie sagte:

    "Man hält vieles aus. Und irgendwann merkst du, dass dir das Verzweifeln in Wahrheit ja auch gar nichts bringt."


    Das womit ich mir schwer tue aktuell ist die Wut bzw. die Reizbarkeit, weil sie sich auch ohne Grund gegen meinen Partner richtet und der wirklich verständnisvoll und hilfreich ist. Bist du auch wütend?

  • Hallo Ihr,


    ich weiß gar nicht so richtig wie ich anfangen soll...
    Ich schreibe hier in deinem Thread, weil ich mich hier durchgelesen habe und die Situationen ähnlich sind.
    Ich bin 32. Meine Mama ist vor einem Jahr gestorben, auf den Tag genau 10 Jahre und 11 Monate nach meinem Papa.

    Wie oft habe ich mich gefragt, was ich den schlimmes getan habe, dass mir sowas passiert, während alle meine Freunde noch beide Eltern haben.
    A. Auf diese Frage wird es niemals eine Antwort geben, es ist müßig sich so etwas zu fragen.

    B. Das Leben müssen wir vorwärts leben, verstehen tuen wir es nur rückwärts. Nachdem mein Papa gestorben war, habe ich das Abitur nachgeholt, habe angefangen zu studieren. Ob ich das ohne dieses Erlebnis getan hätte? Wahrscheinlich nicht. So viele Entscheidungen, die wir treffen, werden durch diese Ereignisse beeinflusst. Nichts davon macht es besser, aber....naja wie soll ich das ausdrücken...keine Ahnung, ich hoffe ihr versteht was ich meine. Ich möchte in keiner Weise sagen, dass es den Verlust rechtfertigt, oder besser macht. Man lernt das Leben vielleicht mehr zu schätzen, die Zeit mehr zu genießen. Ich persönlich habe meine Prioritäten sehr verändert. Es geht nicht mehr um ein schönes Haus oder um "mehr" Geld verdienen, Karriere machen. Es geht um uns: Meinen Freund, unseren Sohn und mich und darum, so viele schöne Erlebnisse zu sammeln wie möglich.

    C. Wir haben unsere Eltern oder Väter oder Mütter gehabt. Ich wache jeden Morgen mit der Gewissheit auf, dass sie mich geliebt haben, dass sie stolz auf mich wären. Niemand kann mir das wegnehmen. Sie sind nicht mehr da, aber ihre Liebe begleitet mich jeden Tag. Sie ist unendlich und auch durch den Tod nicht weg. Klingt ein wenig abgedroschen, aber wie viele zerrüttete Eltern-Kind-Beziehungen gibt es?

    Sie fehlen mir so unendlich. Und wenn ich daran denke, dass ich noch 50 Jahre Erlebnisse sammeln werde und sie nicht Teil davon sind, dann würde ich mich am liebsten in mein Bett verkriechen und die Decke über den Kopf ziehen. Es gab, seit dem meine Mama gestorben ist, nicht einen Tag an dem ich nicht geweint habe, an dem mir nicht beide fehlen.

    Die Sache mit der Wut....ich kenne das. Nachdem mein Papa gestorben war, hat mich alles genervt, alles wütend gemacht. Die "Probleme" der anderen, die ich nicht verstanden habe, die mich wütend gemacht haben. Ich denke das ist normal. Es ging irgendwann vorbei.

  • Hallo theresachristina, hallo auch an alle anderen hier… auch ich möchte hier mein tiefes Mitgefühl ausdrücken an dich und auch an die anderen, die ihre Lieben verloren haben...
    Eigentlich gehöre ich hier eher zu den „Lesenden“, weniger zu den „Schreibenden“… aber momentan sind hier viele Schicksale, die in mir einiges wieder aufwühlen… Auch meine Mama ist an Krebs gestorben. Letztes Jahr um diese Zeit, der erste Todestag rückt langsam näher und mir geht es wieder schlechter. Die Bilder der letzten Tage kommen wieder hoch.
    Manchmal hilft mir die Dankbarkeit darüber, dass wir zumindest 35 Jahre zusammen verbringen durften. Vielleicht hilft es auch einem von euch. Die Dankbarkeit, dass wir unsere Eltern haben, dass sie immer für uns da sind und waren, egal wo sie jetzt sind.


      


    Du hast mir beigebracht zu träumen ohne Schlafen

    Keine Angst im Dunkeln zu haben

    Ohne Hände Fahrrad zu fahren

    Obwohl ich dacht', ich kann das nicht

    Du hast mir gezeigt, dass das Leben nicht schwarz-weiß ist

    Dass es nicht nur richtig oder falsch gibt

    Und dass ich nicht allein bin

    Von dir weiß ich, was Liebe ist
    Du saßt mit mir in meiner Höhle

    Aus Decken gebaut

    Mit dem Elefantenbuch

    Und 'nem Glas Kakao
    Und wird mir diese Welt zu groß

    Und alles kommt in mir hoch

    Das Leben ist 'n Vollidiot

    Dann denk' ich wieder dran

    Und wenn ich mich frag' wieso

    Und alles kommt in mir hoch

    Träum' ich mich auf deinen Schoß

    Mit dem blauen Elefant
    Von dir hab' ich den Mut diese Welt zu hinterfragen

    Und meine Meinung zu sagen

    An regnerischen Tagen

    Bau' ich mir aus Papier ein Schiff

    Durch dich hab' ich gelernt an morgen zu glauben

    Mir selbst zu vertrauen

    Nicht aus Angst wegzulaufen

    Von dir weiß ich, was Liebe ist
    Du saßt mit mir in meiner Höhle

    Aus Decken gebaut

    Mit dem Elefantenbuch

    Und 'nem Glas Kakao
    Und wird mir diese Welt zu groß

    Und alles kommt in mir hoch

    Das Leben ist 'n Vollidiot

    Dann denk' ich wieder dran

    Und wenn ich mich frag' wieso

    Und alles kommt in mir hoch

    Träum' ich mich auf deinen Schoß

    Mit dem blauen Elefant


    von Lea


    … alles Liebe

    Birke

  • Liebe Lea,


    was ein schönes Gedicht 💕


    Ich hoffe das Lesen hilft dir etwas. Und so kurz vor dem Jahrestag... Ja, da wird alles noch einmal wieder viel deutlicher, wir durchleben wieder die schlimmste Zeit, bis wir innerlich wieder ein bisschen ruhiger werden um neue Kraft zu schöpfen für den weiteren Weg und für diesen wünsche ich dir ganz viel Kraft.


    In Verstehen alles Liebe Pia

  • Liebe Pia, das ist sehr lieb. Auch dir wünsche ich viel Kraft weiterhin…

    Nur ist das Gedicht nicht von mir, es ist ist ein Lied der Sängerin Lea und mich berühren diese Zeilen immer sehr und manchmal hilft es auch… aber es ist natürlich trotzdem sehr schwer…

    Kennt jemand das auch, dass man sich nach dem Tod eines oder beider Elternteile so fühlt, als hätte man den „Halt“ verloren? Ich kann es schlecht beschreiben, aber ich habe vor Dingen Angst, die mir vorher keine Angst gemacht haben oder fühle mich schnell sehr unsicher.

    Birke

  • Ach so... 🤗 Jetzt verstehe ich liebe Birke❤️ und danke


    Natürlich hast du deinen Halt verloren... ein Kind ohne Mama und Papa fühlt sich alleine und ängstlich und da ist es gleich wie alt man ist... Ich bin 59 und bin noch Kind...

  • Liebe Noor ,

    danke Dir nochmals für Deinen Text und Deine Erfahrungen <3 mir geht es tatsächlich, seit ich hier angemeldet bin und schon einiges geschrieben habe, etwas besser. Trotzdem fühlt sich alles so an, als wäre eine Schleier darüber...als würde man noch nicht klar sehen können. Ich bin einfach noch im Schock. Ich war auch wie Du immer eine fröhliche Person. Und ich möchte auch wieder fröhlich sein, das Leben hat auch schöne Seiten, nur muss man sich, denke ich, zu diesem unbeschwerten Zustand erst mal wieder zurück kämpfen und einiges aufarbeiten.


    Du schreibst, dass Du wütend bist. Ich kenn das. Vor allem in der Arbeit bin ich aktuell wahnsinnig gereizt. Ich bin in meiner Firma für alle Personalthemen zuständig. Die Mitarbeiter kommen zu mir, egal was ist, und ich finde das auch schön, dass sie mir vertrauen. Doch seit diesem Jahr werde ich einfach nur wütend, weil ich mir denke, dass das, über was sie sich aufregen, keine Probleme sind. Ihre Probleme lassen sich alle lösen, doch einen geliebten Menschen wieder zurück zu bekommen bzw das Erlebte was wir leider alle durchmachen mussten, aufzuarbeiten DAS sind Probleme. Ich reagiere sehr oft gereizt...leider auch in meinem näheren Umfeld. Ich habe für so kleine Wehwehchen aktuell kein Verständnis. Und das müssen wir auch nicht haben. Es ist eine harte Zeit. Wir lernen erst wieder, mit der neuen Situation umzugehen.


    Manchmal überkommt mich die Wut auch einfach ohne Auslöser. Dann denke ich mir, WIESO hat es außgerechnet uns getroffen. Fast alle meine Freunde dürfen Ihre Eltern bzw generell alle Ihre Lieben noch um sich haben. Haben keine Sorgen, mussten soetwas nicht durchmachen. Dann werde ich so wütend. Aber ich muss mich einbremsen, solche Gedanken bringen einen nichts. Sie rauben einen nur die Energie.


    Das mit den Flashbacks wie im Film kenne ich auch nur zu gut. Meine Mama war immer eine top gestylte Person, ihr hat es Spaß gemacht sich mit Mode zu beschäftigen und ging daher auch gene zum einkaufen. Sie und ich haben die selbe Schuhgröße und sie hat mir auch manchmal ein paar Schuhe geborgt oder geschenkt. Und nicht nur Schuhe, ich habe viele Dinge vin meiner Mama bekommen, Immer wenn ich die sehe, bekomme ich diese Flashbacks. Diese Flashbacks zeigen aber auch, dass sie einfach da war und Teil meines Lebens war. Worüber ich auch dankbar bin.

  • Liebe Theresa, liebe Noor,

    ich war ein paar Tage nicht online und habe erst heute hier im Wohnzimmer alles nach gelesen sozusagen. Mir lief es dabei kalt den Rücken herunter. als ich von euren "Totenbett-Flashs" gelesen habe. Wow. Ich dachte das ergeht nur mir so. Ich hatte das nach dem Tod meiner Mama oft. In ganz normalen, alltäglichen Gesprächen mit Verwandten, Freunden, Arbeitskollegen (in denen es meist nicht mal um meine Mama ging) musste ich mir vorstellen, wie mein gegenüber wohl beim Sterben aussehen wird. Gruselig. Jetzt hatte ich das schon seit Monaten nicht mehr.


    Es tut mir leid, dass du gerade so gereizt bist. Gerade auf Arbeit und du das natürlich nicht möchtest deinen Kollegen gegenüber. Vielleicht solltest du das offenen mit denen kommunizieren. So würden sie zumindest Bescheid wissen, falls du dich wirklich mal nicht "zügeln" kannst und es dir hoffentlich nicht übel nehmen. Ansonsten wäre es vielleicht gut eine Art Ventil zu schaffen. Mir hilft da der Sport immer besonders gut. Auch während des Sports kommen Gedanken an Mama und auch ich bin da oft wütend, weil man währenddessen einfach auch Zeit hat an vieles zu denken, aber trotzdem kann ich da gut den Druck ablassen.


    Es ist schön, dass du dankbar sein kannst, auch wenn dich so viele Sachen an deine liebe Mama erinnern. Auch wenn es schmerzlich ist, dass sie nicht mehr da sein kann. Fühl dich umarmt und verstanden.

  • Hallo Alexx ,

    danke für Deine Antwort. Du hast mein tiefes Mitgefühl zum Verlust Deiner lieben Eltern. Du bist noch so jung und hast beide verloren...das tut mir so unendlich Leid...Auf Deine Frage hin weiß ich leider auch keine Antwort...ich denke es ist auch besser, sich diese Frage nicht zu stellen. Aber ich habe mich das auch das ganze letzte Jahr über gefragt...


    Ich kann Dich sehr gut nachvollziehen. Mich beschäftigt im Moment auch einiges und meine Prioritäten haben sich sehr stark geändert. Auch meine Einstellung zu vielen Dingen. Ich bin eine sehr zurückhaltende Person, ich habe nie wirklich gelernt Grenzen zu setzen. Ich habe zu Dingen zugesagt, zu denen ich eigentlich nein sagen wollte usw. Das ist jetzt auf den Schlag anders. Ich möchte meine wertvolle Zeit nicht mit Dingen vergeuden, auf die ich keine Lust habe. Ich traue mich immer öfters meine Meinung zu sagen, meine Grenzen klar aufzuzeigen. Das hätte ich früher nicht gekonnt. Es freut mich, dass Du angefangen hast zu studieren und Deinen Fokus woanders gefunden hast. Denn darum geht es doch oder? Mit den Liebsten Menschen eine tolle Zeit verbringen, schöne Erinnerungen zu sammeln und mit denen zusammen sein, die einem gut tun.


    Natürlich macht das alles den Verlust nicht besser oder erträglicher...aber ich denke, dass man aus jeder Situation das "Positive" ziehen kann. Dann kann man damit vielleicht auch besser umgehen. Ich weiß auch nicht genau wie ich es beschreiben soll. Es ist und bleibt furchtbar was passiert ist...aber man kann auch daraus lernen. Ich habe alles immer als Selbtverständlich betrachtet. Es ist auch eine Chance, eine neue Sicht auf das Leben zu bekommen.


    Unsere Eltern möchten doch auch, dass es uns gut geht. Wir werden mit dieser Trauer immer leben, sie wird nie weg gehen. Aber das muss sie ja auch nicht. Wir lernen, mit ihr umzugehen. Ich weine auch noch so oft, es ist einfach so traurig was passiert ist. Es zerreißt einem das Herz....man ist plötzlich so alleine...plötzlich muss man erwachsen werden.


    Was Du unter C schreibst hole ich mir auch immer wieder hervor. Wie viele Beziehungen gibt es, die zerrüttet sind, die nicht mehr miteinander sprechen? Es gibt so viele, die keine schöne Kindheit hatten. Ich durfte eine wunderschöne erleben, Meine Mama hat mich bedingungslos geliebt. Wir hatten so ein gutes Verhältnis. In jedem Bild von uns beiden sehe ich einfach nur die Liebe, die wir empfunden haben. Deshalb finde ich das von Dir nicht abgedroschen, da ist so viel Wahres dran. Ich habe auch eine Trauerkarte bekommen, auf der stand "Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren". Und es stimmt. Ich werde sie immer in meinem Herzen tragen, das kann mir niemand weg nehmen.


    Ich wünsche Dir alles, alles Gute noch auf Deinem Weg. Wenn Dir danach ist kannst Du hier immer rein schreiben, Mir hat das bis jetzt immer sehr gut getan. Alles Liebe

  • Hallo Birke ,

    der Text von Lea ist wirklich sehr schön und passend, danke fürs Teilen.


    Es tut mir sehr Leid, dass auch Du Deine liebe Mama an diese sch** und furchtbare Krankheit verloren hast. Du bist jetzt schon 1 Jahr ohne sie....das steht mir noch bevor. Wie ist es Dir denn so ergangen?


    Mir hilft auch, wie ich oben schon öfters geschrieben habe, die Dankbarkeit, dass ich überhaupt 30 Jahre lang so eine tolle Beziehung zu meiner Mama haben durfte. Viele kennen Ihre Eltern gar nicht oder haben keinen Kontakt mehr. Das war bei mir anders. Dadurch schmerzt es natürlich um so mehr, aber ich weiß dass sie immer bei mir ist. Es tut einfach so weh....manchmal kann ich es immer noch nicht glauben.


    Wie Du vielleicht schon gelesen hast, habe ich auch sehr mit Ängsten zu kämpfen. Das lässt momentan etwas nach, aber die Gedanken kommen trotzdem immer wieder. Ich sorge mich dann um meinen Papa und um meinen Mann usw. Ich versuche die Gedanken wegzuschieben aber es klappt nicht immer. Ich lass es dann einfach raus, sei es duch weinen oder ich rede dann darüber. Dann wird es besser. Ich mache jetzt auch seit gut 2 Wochen wieder mehr Dinge, die mir Freude bereiten. Ich treffe mich viel mit meinen Mädels, bei denen kann ich so sein wie ich bin und sie trauern mit mir. Mein soziales Umfeld tut mir ohnehin einfach wahnsinnig gut. Trotzdem denke ich auch bei jedem kleinen Zwicken immer "hoffentlich ist es kein Tumor" oder soetwas. Das ist sehr belastend, lässt wie gesagt aber schon etwas nach. Ich möchte nicht solche panikmachende Gedanken haben. Es ist ja vor allem nichts,,,aber es kommt eben trotzdem.


    Vielleicht magst Du ja auch öfters schreiben. Es tut sehr gut, dass man sich die Dinge, die einen so sehr beschäftigen von der Seele schreibt. Wir alle haben mit den gleichen Sorgen zu kämpfen. Ich wünsche Dir alles liebe <3

  • Liebe Lisa95 ,

    ich war auch ein paar Tage nicht mehr online und habe heute auch alles mal in Ruhe nachgelesen. Ich hoffe Dir gehts gut und Du hast den 1. Todestag Deiner Mama einigermaßen ok überstanden. Ich habe Deinen Beitrag dazu schon gelesen, Du bist sehr tapfer wie ich finde <3


    Krass, dass Du auch diese "Totenbett-Flashs" hast...ich dachte auch schon, dass ich jetzt komplett am durchdrehen bin, aber das ist anscheinend normal und legt sich bei mir auch gerade wieder. Aber trotzdem bin ich auch sehr erstaunt darüber, wie vielen es so geht. Man ist einfach nicht alleine mit seinen Gedanken und Sorgen.


    Ich hab mit meinen Kollegen schon darüber gesprochen. Ich würde sie natürlich nie anpflaumen, aber innerlich denk ich mir eben "ernsthaft...über sowas regst Du dich auf?" und dann ärgere ich mich so. Aber ich arbeite auch daran, das macht ja auch keinen Sinn und anderen haben natürlich trotzdem ihre eigenen Probleme. Das mit Sprt ist eine gute Idee von Dir, ich hab letzte Woche wieder regelmäßig angefangen und das tut sehr gut und ist auch eine Art Ventil wie Du schreibst.


    Fühl Du Dich auch umarmt, Du machst das ganz toll, ich hab ja Deine Beiträge bisher auch alle gelesen und kann Dich so gut verstehen.

  • Bald ist nun 3 Monate her, seitdem meine Mama nicht mehr bei uns ist....ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich die 3 Monate rum gebracht habe. Mir kommt es so vor, als sei es erst gestern gewesen. Und doch verlieren die Bilder, wie sie hilflos in Ihrem Bett lag, so langsam den Schrecken - aber nur seeeehr langsam.


    Ich möchte diesen Gesichtsausdruck von Ihr, der ja eigentlich nicht mehr meine Mama gezeigt hat, vergessen. Ich möchte sie so nicht in Erinnerung haben. An manchen Tagen erinnere ich mir nur an dieses Gesicht kurz vor Ihrem Tod bzw ich habe nur das Bild von Ihrem Körper im Kopf, als sie gegangen ist...regungslos und ganz blass...so dünn. Diese Bilder verdrängen die eigentliche Erinnerung an sie...Sie war immer bunt angezogen, eine wahnsinnig hübsche Frau. Sie ist immer jung geblieben. Sie konnte manchmal wahnsinnig stur sein, aber sie war immer fröhlich und gut drauf. DIESE Bilder mag ich haben, von Zeiten in denen alles gut war. Ich mag so gern die Bilder hervorholen aber es gelingt mir nicht bzw nur manchmal. Die letzten Ereignisse überschatten diese Erinnerungen.


    Ich sehe mir daher auch oft Bilder von alten Zeiten an, damit ich sie nicht vergesse. So wie sie eben wirklich war. Das tut mir zwar auch sehr weh, aber ich erinnere mich dann eben auch wieder. Ich lese auch oft den Whatsapp Verlauf von ihr und mir durch. Wenn ich fertig bin würde ich am liebsten rein tippen "Du fehlst mir so sehr, bitte sag mir wo Du bist und wie es Dir geht!"...gleich am Anfang habe ich noch eine sehr starke Verbindung zu Ihr gefühlt. Die verschwindet jetzt leider auch langsam. Obwohl mir schon ein paar Zeichen aufgefallen sind, ich rede es mir zumindest ein, dass die Zeichen von Ihr kommen. Habt Ihr damit vielleicht auch schon Erfahrungen gemacht?


    Ich weiß es noch alles so genau....meine Mama ist früh am Morgen gestorben. Ich war irgendwie auch erleichtert, dass es dann doch so schnell ging. Unsere Angst war, dass sie wochenlang so dahinvegetiert. Das wäre für uns und für sie noch fürchterlicher gewesen. Als mir bewusst war, dass wir nichts mehr tun konnten, habe ich gebetet, dass sie schnell gehen kann und dass es ihr leicht fällt....wenigstens dieses Gebet wurde erhört. Ich saß neben Ihrem leblosen Körper...zu Hause bei Ihr wo wir immer Kaffee getrunken haben. Sie bewegte sich einfach nicht mehr, sie atmete nicht mehr ein. Ich starrte sie einfach nur an, ich konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mal weinen. Ich konnte das in dem Moment nicht greifen. Erst als wir die ersten Telefonate geführt haben, als wir Ihren guten und liebsten Freunden davon erzählt haben, kamen die Tränen und die knallharte Realität.


    Ihre beste Freundin kam als erstes vorbei, sie hat so viel geweint und hat uns alle umarmt. Sie wollte sich natürlich auch von Ihr verabschieden. Es war so schlimm auch Ihren Schmerz zu sehen. Sie hat dann Ihren Mann angerufen und da habe ich den Satz das erste Mal laut gehört: "M. ist tot!". Das zog mir den Boden unter den Füßen weg, auch jetzt noch. Meine Mama hat viele liebe Freunde, die alle auch schon fast wie Tanten und Onkel für mich sind. Natürlich kamen sie alle zu uns in die Wohnung um sich zu verabschieden. Auch meine Schwiegermama, um mir Kraft zu schenken. Das war auch ein Trost für mich. Ich erinnere mich, dass alle schon einen Gedanken weiter waren: Jemand musste meine Mama abholen. Daran hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gedacht.


    Sie sagten mir alle, dass dieser Moment noch sehr schlimm werden würde. Ich konnte mir das nicht vorstellen, ich dachte mir, dass die letzten Tage schon so furchtbar waren, was soll da noch kommen? Aber es war eine sehr heftige Erfahrung für mich. Ich weiß nicht wie es Euch ging, aber ich kannte das nur von meinem Opa, er war aber im Krankenhaus und ich empfand die Situation dort als anders und ich habe das da nicht mitbekommen. Aber meine Mama musste von zu Hause, von Ihrem Schlafzimmer abgeholt und überführt werden, Das war sehr heftig. Unsere Freunde haben mich darauf ein wenig vorbereitet, aber als es soweit war half das ganze Reden vorher nichts. Tut mir Leid, wenn ich das jetzt gleich vielleicht ein wenig zu ehrlich schreibe. Wenn Ihr das nicht lesen könnt, dann hört bitte hier auf. Aber ich muss mir das mal von der Seele schreiben.


    Wir haben Sie abends gegen 19:00 Uhr abholen lassen. 2 sehr nette Herren im Anzug kamen herein und haben uns alles erklärt. Wir sollten ihr vorher schöne Kleidung herauslegen. Auf Wunsch hätten wir sie auch umziehen dürfen, aber mein Papa und ich haben gesagt dass wir das nicht können. Das hätten wir nicht geschafft. Die Herren übernahmen das für uns. Wir haben aber nicht hin gesehen. Auf einmal konnte ich einen seeeehr starken Geruch von Zitrone und Desinfektionsmittel riechen. Da bekomme ich immer noch Gänsehaut, der Geruch blieb mir so lange in der Nase und es schaudert mich wirklich immer noch. Ich empfand das als so schlimm...ich kann das gar nicht beschreiben. Vor allem weil der Geruch noch ein paar Stunden in der Wohnung blieb und auch an meinen Klamotten....


    Die Herren kamen wieder aus dem Schlafzimmer heraus und sagten uns, dass sie nun bereit sind. Wir können sie gern noch einmal sehen. Das taten wir natürlich. Sie sah wirklich schön aus in ihrem schwarzen Kleid. Aber auch so befremdlich. Ich hatte auch ein wenig Angst vor diesem Anblick. Da schäme ich mich auch darüber, weil es ja meine Mama war. Aber ich habe mich leider ein wenig gefürchtet. Ich habe nochmal Ihre Hände berührt und mich zum 100 mal verabschiedet. Ihre Augen waren immer noch ein wenig geöffen. Das Gesicht hatte sich schon wieder verändert...und dann haben sie uns ganz in Ruhe erklärt, dass der Sarg, in dem sie ins Krematorium überfürt wird, leider nicht in den Aufzug passt. Meine Eltern wohnen ganz oben in einer Wohnung mit mehreren Parteien. Sie sagten, dass sie den Sarg unten bereit stellen, meine Mama in ein weißes Tuch einwickeln und mit Ihr behutsam nach unten gehen werden.


    Von der Aussage war ich wieder geschockt. Ich weiß auch nicht, es liegt vielleicht daran, dass ich erst 30 bin und mich noch nie mit so etwas beschäftigen musste...aber ich fand die Vorstellung so schlimm, dass die beiden Herren mit einem leblosen Körper durch die Wohnanlage gehen bzw mit dem Aufzug fahren. Mit MEINER Mama!! Das war dann zu viel für mich. Ich hab total verkrampft und habe meinem Papa und den beiden Herren gesagt, dass ich das nicht sehen kann. Schon allein die Vorstellung konnte ich nicht ertragen (jetzt übrigens auch nicht). Ich hab mich entschuldigt und gesagt, dass es mir unheimlich leid tut, aber ich kann dabei nicht zusehen, wie sie sie nach unten tragen und in den Sarg einbetten. Mein Papa sagte dass es ok ist und er ging mit meinem Mann und den 2 Herren ohne mich nach unten. Ich blieb allein in der Wohnung zurück..mit diesem schlimmen Zitronenduft. Ich war so am Ende zu diesem Zeitpunkt. Wollte schreien oder weinen, aber es ging wieder nichts mehr. Die nächten Tage wurde das Kopfkino dann auch noch sehr schlimm, aber das schreibe ich vielleicht ein anderes mal hier rein. Falls Du bis hierher gelesen hast DANKE für deine Zeit <3

  • Liebe Theresa,


    Auch bei mir war es so, dass ihr Aussehen der letzten Tage und Stunden alles überschattet hat. Für eine gewisse Zeit. Und ja, diese Zeit war schlimm und bedrückend weil auch ich meine Mama nicht so kannte, aber das ist verblasst und ich hoffe, dass es bei dir auch verblassen wird und du sie wieder so hübsch in Erinnerung haben kannst. Bei mir ist es so, dass ich mittlerweile richtig erschrocken bin, wenn ich Bilder ihrer letzten Tage sehe, denn so habe ich sie nicht mehr in Erinnerung. Ich weiß, dass es schlimm war, aber in meinem Kopf schaut sie aus wie früher vor der Krankheit. Ich habe auch schon ein paar Mal von ihr geträumt. Leider war sie immer krank in den Träumen, aber auch im Traum sah sie nicht krank aus.


    Auch ich schaue regelmäßig in unseren Chatverlauf rein. Leider war meine Mama nicht die Schnellste beim tippen, weshalb wir sehr oft telefonierten. Damals war das gut, weil es natürlich auch schöner ist mit jemanden zu sprechen oder denjenigen über Videochat zu sehen, aber jetzt fehlen mir die Nachrichten. Habe zum Glück ein paar Sprachnachrichten von ihr gefunden. Die sind meist nur ein paar Sekunden lang, aber es ist schön ihre Stimme zu hören.


    Auch in meine, dass ich schon Zeichen von meiner Mama bekommen habe und rede auch regelmäßig mit ihr. Sei es in meinen Gedanken oder ganz "normal" während einer Autofahrt. Mein letztes Zeichen war als ich im Home Office arbeitete und ich nichts an der Maus oder dem Touchpad gemacht habe, aber sich die Maus bewegte und sogar zwei Programme geöffnet wurden. Im ersten Moment war es gruselig, aber ich bin mir sicher, dass es von ihr war. Was hast du für Zeichen erhalten?:*


    Es erfreut mich zu lesen, dass eure Worte erhört wurden und deine Mama nicht so lange mehr leiden musste. Es ist auch wirklich schön für mich zu lesen, dass noch so viele von ihren Freunden da waren, um sich von ihr zu verabschieden. So viel Liebe! :) Du und deine Mama könnt euch da wirklich glücklich schätzen. Aus meiner Familie habe ich mich, mein Freund und meine beste Freundin von meiner Mama verabschiedet. Von ihren Geschwistern, Nichten, Neffen und Freunden wollte sich leider keiner persönlich verabschieden.


    Ich finde es schön, wie du dir bei dem Thema wie deine Mama abgeholt wurden ist, alles von der Seele geschrieben hast. Dir muss wirklich nichts peinlich sein oder was auch immer. Es war wirklich schon alles schwer genug für dich und der Anblick ist nun mal sehr schmerzlich. Ich finde, dass sich die beiden Herren vom Bestattungsinstitut sehr viel Mühe gegeben haben und mit viel Pietät handelten. Zumindest kommt es so bei mir rüber. Schön finde ich auch, dass du sie nochmal berühren konntest. Ich habe nach dem Tod meiner Mama auch noch viel mit ihr gesprochen, konnte sie jedoch nicht berühren, was ich im Nachhinein als sehr traurig empfinde....


    Meine Mama ist ja im Krankenhaus verstorben und sie lag da auch nochmal schön zu recht gemacht, aber ich musste zum Glück nicht sehen, wie sie noch für einen Tag in diese Kühlkammer musste, wie sie da lag und wie sie abgeholt wurde usw.... möchte dir nicht noch mehr Kopfkino bereiten, aber ich kenne das. Und am aller schlimmsten finde ich, dass das Oberteil, was sie zuletzt trug wie vom Erdboden verschluckt ist :(


    Ich denke an dich! Lisa