Hirntumor- das unerträgliche annehmen müssen

  • Liebe Lichtgeist,


    ich bin auch gerade diesem Forum beigetreten und habe mich gleich mit Deiner Geschichte verbunden gefühlt...

    Auch mein Mann ist am 14.04.2022 an den Folgen einer jahrelanger Hirntumorerkrankung verstorben.

    Wir haben mit der Diagnose 17 Jahre gelebt...Zuerst war es ein gutartiger Tumor, der dann langsam immer bösartiger wurde,

    bis zum Schluss die Diagnose Glioblastom da war...

    3 Wach-OPs, etliche Zyklen Chemotherapie, 2 Bestrahlungen und TTF-Therapie...

    Aber nach der Diagnose Glioblastom im Dez 019 ist mein mAnn leider nicht wieder richtig auf die Füße gekommen,

    die Defizite wie Sprache, Motorik wurden immer gravierender...

    Nach einem leichten Schlaganfall, extrem schlechter Blutwerte wurde mein Mann im März diesen Jahres pflegebedürftig und konnte/wollte so nicht mehr weiterleben...

    Mit der Unterstützung eines tollen Pflege-und Palliativteams ist er dann am 14.04.2022 Zuhause friedlich eingeschlafen...

    Seitdem versuche ich in meinem neuen Alltag anzukommen, was mir leider noch nicht wirklich gut gelungen ist.


    LG LaMi

  • Liebe LaMi,

    Habe eben deinen eigenen Thread gelesen. Ich fühle auch mit dir und es tut mir unendlich leid, dass auch du nun hier bist. Keiner von uns möchte hier sein, aber es tut gut sich mal etwas Ballast von der Seele zu schreiben.
    Ihr habt einen sehr langen Weg hinter euch gebracht und unsere Männer sind kurz hintereinander von uns gegangen. Unsere Geschichte, zumindest die letzten Lebensmonate deines Mannes, scheinen sich sehr zu ähneln. Es ist alles ein kompletter Alptraum.. es wird sehr lange dauern, bis man das verarbeitet und aufgearbeitet hat.

    Herzliche Grüße Lichtgeist

  • Liebe Lichtgeist,


    da hast Du recht, unsere Schicksale ähneln sich, auch dass unsere Herzensmenschen so kurz nacheinander gestorben sind...

    In Deinem ersten Thread hast Du hinterfragt, ob die Kranken in der beginnenden ÜPalliativphase noch was mitbekommen...

    Ich denke ja...ICh erzähle da mal über meine Erfahrung:

    Wir haben das Palliativteam bereits bei der ersten Verschlechterung vor einem Jahr kennengelenrt, wo Lars sich noch gut äußern könnte.....

    .Da wurde uns der Weg der Tiefensedierung, als würdevolles Sterben, vorgestellt und die harte,überzeugte, starke Reaktion meines Mannes:


    DAS WILL ICH NICHT, das ich für mich nicht würdevoll...!!! Wenn ich merke, ich kann nicht mehr, möchte ich selbstbestimmt gehen dürfen, wenn ich mich von der engsten Familie,den engsten Freunden verabschiedet habe..Und ich denke nach 17 Jahren mehr oder weniger erfolgreichem Kampf gegen den Hirntumor sollte mir das zustehen...!!!


    Wums...Die Palliativärztin konnte mit dieser Einstellung gar nicht umgehen und hat zuerst die gesamte palliative Betreuung in Frage gestellt...

    Diese Wogen wurden dejoch durch andere rzte des Palliativteams wieder geglättet und man hat mir die Unterstützung bei Verschlimmerung der Situation zugesagt...


    Ja und nun stand ich da, wusste um den Wunsch mrinrd Mannes, den ich ja irgendwie sogar mehr als gut verstehen konnte..

    Der Verstand konnte es verstehen, das Herz hat rebelliert...

    Nur ist es ja in Deutshland nicht so einfach diesen Wusnch zu erfüllen...Der Paragraph, dass assetierter Suizid strafbar ist, wurde gekippt, aber das

    Betreuungsmittelgesetz untersagt es momentan den Ärzten Medikamente zu verschrieben. Gesetzesentwürfe sind auf dem Weg...

    Aber das brachte mich nicht weiter...


    Meinem Mann ging es wieder etwas besser, es kamen neue Probelem mit dem zu verteilenden Nachlass meiner verstorbenen Patentante auf mich zu und ich habe das Thema erst einmal hinten angestellt...Wir haben ein gemütliches Weihnachtsfest gefeiert, wo es viele Überraschungen von nah und fern von unseren freunden gab...Vor Weihnachten haben wir sogar noch unsere Freunde aus Asutralien treffen können

    Silvester haben wir sogar mit unseren besten Freunden verbracht...


    Im Januar merkte ich dann, dass Sprache immer lecht schlechter wurde, er Probleme hatte, alls die liebgemeinten Anrufe zu seinem Geburtstag am 09.01 durchzustehen...

    Ende Januar meinte Lars dann, als ich von der Arbeit kam, irgendwas ist heute anders, meine rechte Hand und mein rechtes Bein gehorchen nicht...

    Da er keine hängenden Mundwinkel hatte, Lächeln ging, Handdrehung ging habe ich einen Schlaganfall ausgeschlossen..Doch er hatte leider einen =O

    Das ich das nicht gleich erkannt habe, dafür mache ich mir immer noch Vorwürfe...

    Eine Woche später stand das näächste Kontroll-MRT an und der Radiologe hat uns den Befund mitgeteilt.

    So waren die Einschränkungen die nächsten Wochen noch immenser was Sprache, Mototik anging...Ich war erst 2 Wochen Zuhause, habe dann meine Arbeitszeit an seine Bedürnisse angepasst...

    So ging es einigermaßen, bis Ende März..Da waren wir noch mal bei unserem Neurochirurgen zur Kontrolle und der war sehr erschrocken über den Allgemeinzustand meines Mannes...Im Anschluss an den termin habe ich noch mal mit Ihm unter 4 Ohren telefoniert, und er hat gesagt, um überhaupt status quo zu halten, müsste lars täglich trainieren, trainieren...Nicht der resttumor wuch, sondern die Langzeitfolgen der zahlreichen aggressiven Therapien zollten Ihren Tribut...

    Am 26.03 ist mir Lars dnn im Bad zusammengesagt und ich musste den Notarzt rufen..Zu allen bereits vorhandenen Probelmen, wie schlechten Blutwerten, immensen Problemen bei Sprache und Motorik dann auch noch ein Zusammenbruch wg. viel zu niedrigem Hämoglobinwert und erhöhtem Zuckerwert...

    Durch den Krankenhausaufenthalt war dann Motorik komplett dahin, er musste mit dem Krankentransport nach Hasue gebracht werden, wo ein Krankenbett wartete. Ab diesem Tag war er komplett auf Hilfe angewiesen, konnte nur noch eine Handvoll Worte sprechen,,, Um seine Bedürfnisse zu verstehen, haben wir Fragestunde gemacht...Nach einer Zeit hat er dnn tieftraurig abgewunken und gesagt: EGAL...

    Am 04.04. nach einer erneuten Blutkontrolle (wo eine Transfusion mit Trombozhten anstand) hat Lars selbst entschieden, dass er nicht mehr will , nicht mehr kann...Ich ahbe das Palliativteam hinzugezogen, dass alle Therapien (Insulin, Cortison, TTF) abgesetzt haben und Palliativphase eingeleitet haben...

    Aus den Gesten udn Wortfetzen von Lars habe ich verstanden, dass er sich von seiner Mama und seiner kleinen Schwester, meinen Eltern und unseren besten Freunden gerne verabschieden mchte und diesen Wunsch haben wir ihm erfüllt...

    Die letzten Tage wollte er dann nur noch mich an seiner Seite haben...Er hat viel geweint, da er sich ein schnelleres Ende gewünscht hätte...Jeden Morgen wenn er aufgewacht ist, hat er mich angesehen und gefragt...Und? Warum..? Das hat mir das Herz zerrissen und ich habe das Palliativteam gebeten schneller hochzudosieren um ihm seinen Wunsch nach Erlsung zu erfüllen...

    Und das haben Sie dann auch gemacht...Und am 14.04. ist er dann morgens um 7:30h, als ich im Bad war freidlich mit NAturmusik und Vogelzwitschern eingeschlafen....;(;(


    Er war erlst, für mich begann die schlimmste Zeit meines Lebens...


    Seid lieb gegrüßt

    Michaela

  • Liebe Michaela,

    Danke für deine Offenheit…was für ein Drama..unendlich traurig.
    Dein Lars hatte ganz klar geäußert, das für ihn die sedierung nicht in Frage kommt, ich finde das irgendwie hilfreich. Für dich. Genau diese Äußerung fehlt mir. Ich versuche mal unsere letzten Monate zu beschreiben, damit du verstehst wie ich das meine.

    Die Sprache von Markus war schon lange beeinträchtigt, aber mit Geduld und Zeit konnten wir trotzdem alles verstehen. Der dritte Grand Mal hatte zu dauerhaften Beeinträchtigungen der Sprache geführt. Wir haben das letzte Weihnachten mit den Kindern im neuen zu Hause gefeiert, waren gerade einige Tage zuvor umgezogen. Was für ein Kraftakt, aber wir hatten es geschafft. Danach ging es rapide bergab mit Markus. Weihnachten noch ok, Silvester dann große Störungen in der Motorik. Essen ging alleine nicht mehr wirklich, er wirkte sehr in sich gekehrt und hat nur verzögert auf uns reagiert. Am 2.1 hab ich den RTW bestellt, alle Symptome hätten zum Schlaganfall gepasst. Er kam ins Krankenhaus und es waren massive Ödeme. Schnell wurde ihm Kortison gegeben. Hab ihn am 3.1 besucht, er konnte anscheinend sein Handy nicht mehr bedienen. Hab ihn in seinem Zimmer sehr orientierungslos vorgefunden. Die Sprache war deutlich schlechter geworden. Er hat mir eindringlich zu verstehen gegeben, dass er auf keinen Fall im Krankenhaus bleiben möchte. Sein Zustand war sehr schlecht und ich hatte große Sorge ihn mitzunehmen, aber es hat mir das Herz zerrissen ihn den Wunsch nicht zu erfüllen. Also hab ich ihn mitgenommen, der Arzt hatte auch gar kein gutes Gefühl, aber egal, irgendwie werde ich es schon schaffen dachte ich mir. Schnell hab ich einen Pflegedienst gefunden, damit war täglich nun Unterstützung bei uns. Das Kortison hat keine große Verbesserung gebracht. Ende Januar zum MRT. Niederschmetternd. Sein Arzt spricht von höchstens drei Monaten. Das kann ich Markus nicht sagen. Er ist weiterhin bereit Therapien zu machen, versteht aber längst nicht mehr alles, schon gar nicht wie es um ihn steht. So nehmen wir es zumindest wahr. Anfang Februar nimmt der Palliativdienst seine Arbeit bei uns auf. Unsere geplante , letzte, Reise, treten wir voller Sorge um ihn, Ende Februar mit unseren drei Kindern an. Es ist extrem herausfordernd, Toilette, duschen, essen, bei allem braucht er nun Unterstützung. Aber er scheint stets „glücklich und zufrieden“. Er ist fast nur noch in seiner eigenen Welt. Anfang März geht nichts mehr ohne Rollstuhl. Pflegebett, Windeln, das volle Programm. Die Ärztin bespricht mit mir eine mögliche Sedierung… schrecklich. Am 19.3 plötzlich ein guter Tag, unser Hochzeitstag. Er lächelt und nimmt ein bisschen das drum herum wahr. Wir pfeifen gemeinsam, er pfiff immer und überall:)

    Am 22.3 war der schlimmste Vormittag. Seit Tagen unglaubliche Unruhe, er konnte sich nicht mehr äußern. Er schrie im Bett und niemand wusste so recht es einzuordnen. Dieser Blick an diesem Morgen, den vergesse ich nie. Voller Qual und Verzweiflung. Er wollte mir etwas mitteilen, ich wusste einfach nicht was. Soll es beendet werden, schmerzen? Wir wussten es einfach nicht. Die Ärztin kam. Er quält sich sagt sie. Ich traf mit dem ältesten Sohn und der Ärztin die Entscheidung. Tiefensidierung. Richtig oder falsch? Eher richtig dachten wir, er soll sich nicht mehr quälen. Aber es hätte mir unendlich geholfen, wenn er es mir hätte sagen können. So ein Mist. Di, Mi, Do, sein Körper stemmt sich mit allem verfügbaren Ressourcen gegen das Sterben. Engste Freunde, Familie, alle kommen. Freitag den 25.3 hat er es geschafft… unfassbar. Ich hatte es ihm gewünscht, die Erlösung. Hatte aber nicht darüber nachgedacht, was dann mit uns ist. Wie du selbst geschrieben hast Michaela, auch für mich begann dann die schlimmste Zeit meines Lebens.

    Markus hatte ab und zu mal geäußert, dass er im Grunde keine Angst hat , er hatte aber Angst vor leiden müssen. Hoffentlich hat er nicht zu lange gelitten.

  • Liebe Lichtgeist,


    fühl Dich mal ganz lieb umarmt...:24:


    Ich find es "erschreckend schön" (sofern man das so sagen darf) wenn ich die ganzen Parallelen sehe...

    Auch wir sind noch nach der letzten OP in ein neues Zuhause umgezogen, dass der Lars aber noch etwas länger

    als Dein Markus genießen durfte...


    Was mich wirklich arg belastet und verfolgt, sind die Bilder,Empfindungen der letzten Tage von Lars...

    Diese tiefe Traurigkeit werde ich nie vergessen...:13:

    Der Lars hat bis zum Eintritt der Tiefensedierung alles bewusst mitbekommen, konnte sich nur nicht mehr äußern...

    Hat seine Lieblingsspeisen wie Joghurt noch sehr genossen, wenn ich ihn damit gefüttert haben....

    Da hab ich sogar noch ein Lächeln und ein genüssliches Mmmh bekommen...

    Er hat mich viel in die Arme nehmen wollen und ich durfte kaum von seiner Seite weichen...


    Aber ich bin der festen Überzeugung, dass es für Deinen Markus, wie auch für meinen Lars eine Erlösung war

    und Sie in der Tiefensedierung nicht mehr leiden mussten und ruhig und in Frieden gehen durften...


    Nur jetzt bleiben wir zurück und müssen irgendwie in einem neuen Alltag ankommen...

    Du hast Eure 3 Kinder, die Dir sicher eine Stütze sind...


    Da uns der Tumor bereits zu Beginn unserer Beziehung erwischt hat, wurde unsere Familienplanung durch

    die vielen extremen Therapien durchkreuzt...

    Ich habe mir dann die Frage gestellt, würde ich es schaffen allen gerecht zu werden: Vollzeitjob,( denn der Lars konnte nur noch in Teilzeit arbeiten),
    Haushalt, kranker Mann und Kind...Die ehrliche Antwort war: NEIN...Vor allem, da der Weg nur über künstliche Befruchtung einen Kinderwunsch erfüllt hätte...

    So war unsere gemeinsame Entscheidung,, das Leben zu Zweit zu genießen, zu reisen...Und das haben wir getan...

    Ich bereue die Entscheidung nicht, würde mir aber von meiner Umwelt manchmal mehr Verständnis und Empathie für meine jetzige Situation wünschen...

    Für viele dreht sich die Welt normal weiter, auch wenn sie Lars vermissen, aber können glaube nicht nachvollziehen, dass ich manchmal immer noch ne Heulsuse bin..Eben auch, da sie das so gar nicht von mir kennen...Ich war immer die Starke, die alles geschafft hat...


    Da wünscht man sich solche Menschen wie hier im realen Leben...Einfach mal einen Kaffee mit jemanden trinken und sich austauschen, der genau versteht wie es einem gerade geht...


    Sei ganz lieb gegrüßt <3

    Michaela

  • Hallo Michaela,

    Es tut mir auch gut mich mit hier mitzuteilen und Verständnis zu bekommen. Niemand kann solch einen Verlust nachempfinden, wie sollten sie auch? Bei mir geben sich alle viel Mühe und bisher kamen auch keine unangebrachten Kommentare oä.

    Am besten kann ich mich mit meinen Kindern austauschen, weil sie ja alles miterlebt haben und denselben Schmerz fühlen wie ich. Hier im Forum ist ein so netter Umgangston, das ist wirklich tröstlich. Ich habe eine Trauergruppe ausprobiert, musste aber feststellen, dass das nichts für mich ist. Abgesehen davon das ich mit großem Abstand die „Jüngste“ bin, fällt es mir auch schwer, dem zB. 85 jährigen Gegenüber, zuzuhören wie er nach 62 Ehejahren seine Partnerin verloren hat. Das macht mich dann immer traurig, weil mein Mann nur 47 werden durfte. Es klingt ungerecht, ich weiß, aber so ist nun mal mein Empfinden. Natürlich leiden die älteren auch unter ihrem Verlust, das ist ja gar keine Frage, ich hoffe meine Aussage kommt nicht allzu falsch rüber…

    Was ich aber eigentlich sagen wollte, ob es nicht bei dir auch eine trauergruppe gibt? Vielleicht passt es ja bei dir.

    Ich wünsche dir Mitmenschen die dich genau so nehmen wie dir gerade ist. Wir alle schwanken doch jeden Tag mit und durch unsere Gefühle. Das ist für uns schwer auszuhalten, wahrscheinlich für Außenstehende aber schwer einzuordnen.


    Ganz liebe Grüße an dich und alle anderen🙏

  • Mein lieber Schatz,

    12 Monate ohne dich…Die letzte Woche war besonders schlimm. Am Sonntag hätten wir Hochzeitstag gehabt. Wie verbringt man diesen Tag in Zukunft? Ich habe ihn mit mir allein genutzt, später kam noch Birgit, das hat gut getan. Dann folgten deine letzten Tage, alles war so unglaublich präsent, dein letztes Essen welches dir deine Mutter noch gegeben hatte, ein Tag später die Tiefensedierung, wir lauschten drei lange endlose Tage deiner Atmung… dann blieb gefühlt die Welt stehen, weil du gegangen bist. Ich muss bleiben, hatte keine Ahnung wie das gehen soll, was werden wird. Habe mich um alle Verpflichtungen gekümmert, war oft verzweifelt, habe geweint und dachte der Schmerz wird nie weniger werden. Oft habe ich es hier gelesen, das die Trauer stiller, ruhiger werden wird. Und es stimmt. Zum Großteil habe ich gelernt damit zu leben. Was blieb mir auch anderes übrig? Ich brauchte einen neuen Ansatz für mein Leben und habe unser Auto verkauft. Habe mir einen Camper gekauft und werde demnächst lange , allein, auf Reise gehen. Eine Reise zu mir selbst? Vielleicht. Viele fragen mich, ob ich keine Angst habe, so ganz allein zu fahren. Wovor? Das schlimmste ist doch schon passiert.

  • liebe Lichtgeist ,

    ein Jahr des ueberstehens , in gewisser Weise des ueberlebens des Lebens liegt ihnter dir...

    Das ist sehr viel !

    Von den aufkommenden Gefuehlen auch nicht immer zu beschreiben meine ich.

    Am Sonntag hätten wir Hochzeitstag gehabt. Wie verbringt man diesen Tag in Zukunft?

    es wird meinem Gefuehl nach immer euer Hochzeitstag bleiben .

    Du kannst ihn jedes Jahr mit einem kleinen Ritual , welches das WIR etwas in den "Vordergrund rueckt" gestalten.


    Ja, die Erinnerung von dem letzten Atemzug des ersten ,

    dann zweiten ,

    dann dritten Trauerjahres

    und den weiteren bleiben

    immer sich verändernd und dennoch ja DA in deinem Gedächtnis.

    ( Bewusst habe ich diesen Satzbau gewählt )


    Bei mir war es am 23.03. 23 genau 10 Jahre das mein Lebenspartner diese Welt hinter sich lies.

    Auch ich hatte die Woche davor viele Erinnerungen.

    Das DARF und WIRD auch immer so sein.

    Dennoch lebe ich wie du ebenfalls in einer Welt , wo man zum einen Teil funktioniert , alles erledigt .Bei mir ist es ja durchaus ruhiger , auch geniesse ich mein Leben und habe weitere Pläne fuer meine Zukunft mit meiner Lebenspartnerin , meiner Familie und vielen, vielen Freunden.

    Das darf ja auch sein.

    Zum Großteil habe ich gelernt damit zu leben. Was blieb mir auch anderes übrig?

    Das du zu einem GROSSTEIL gelernt hast damit zu leben ist sehr, sehr viel !

    Ich wuerde es nicht unbedingt " anders uebrig" benennen...

    Du hast die absolute Schwerarbeit des ersten Jahres ueberlebt , gemeistert..

    Wieder schreibe ich das dies SEHR VIEL an Kräften sowohl in seelischer , als auch körperlicher Hinsicht bedeutet hat.


    Jetzt hat das zweite Jahr begonnen was dein ICH BIN Leben klarer und ja auch "schärfer" in dem Bewusstsein "beleuchtet " das es dieses WIR nicht mehr in körperlicher Form geben wird dennoch in deiner Seele und im Herzen sehr präsent bleibt.

    Dies ist auch eine Erfahrung die sehr, sehr viele machen. Sie ist nicht unbedingt immer leicht .

    Sie , diese beginnende Lebenszeit , so möchte ich es beschreiben ist "schärfer , klarer".


    Vertrauer auf deine innere Stärke die ja schon so vieles an Gefuehlen ERLEBT hat...

    Ich brauchte einen neuen Ansatz für mein Leben und habe unser Auto verkauft. Habe mir einen Camper gekauft und werde demnächst lange , allein, auf Reise gehen. Eine Reise zu mir selbst?

    Du bist schon viel nach deiner Beschreibung in dem MEIN LEBEN angekommen .


    Die Reise IN sein geistiges Innenleben und ja auch das reale Leben bedeutet fuer mich und passiert ja mit jedem Atemzug ...

    Ob du nun lange oder kurz in deinem Camper alleine reist bleibt sich gleich .

    Das JETZT dauert immer nur einen Atemzug ...

    und den Atemzug atmen wir immer alleine...

    ein vielleicht existiert ja nicht...

    Viele fragen mich, ob ich keine Angst habe, so ganz allein zu fahren. Wovor? Das schlimmste ist doch schon passiert.

    Benenne es vielleicht nicht als das Schlimmste wenn du es vermagst .

    Es war ein grosser und sehr gewaltiger Cut in deinem Leben...

    absolut...absolut... absolut ...

    Wie du ja auch gemerkt hast hast du es ueberlebt und wirst es weiter ERLEBEN,


    Ich wuensche dir das BESTE MIT ALLEM was du erleben WIRST und WILLST !


    liebe , herzliche Verbundenheitsgefuehle und dennoch ja andere Gefuehle und ein anderes Leben habend wie wir alle auf dieser Erde

    weil unser ALLER Leben anders gelebt wird wie "vorher"

    sendet dir Sverja

  • Hej Sverja,

    es wird meinem Gefuehl nach immer euer Hochzeitstag bleiben .

    Du kannst ihn jedes Jahr mit einem kleinen Ritual , welches das WIR etwas in den "Vordergrund rueckt" gestalten.

    Danke für deine Sichtweise… Die Überlegung mit einem Ritual zum Hochzeitstag hatte ich auch, aber einen geordneten Gedanken dazu habe ich in diesem Jahr noch nicht geschafft. Das ist auch in Ordnung, dass es zumindest vom Gefühl her, immer unser Hochzeitstag bleiben wird. Dieser Tag wird immer in meinen Gedanken sein und bleiben.




    Danke für den Ausblick in die Zukunft- so kann ich mir das gut vorstellen. Die Erinnerungen der letzten Tage werden wahrscheinlich immer an diesen Tagen besonders hervorkommen, hoffentlich aber in viel milderer Form wie ich es jetzt empfunden habe. Ich wünsche mir, dass ich in Zukunft nicht mehr die schlimmen letzten Wochen meines Mannes so präsent in Gedanken haben werde.

    Wahrscheinlich wird das noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

    Noch weiß ich nicht was mit „schärfer“ und „klarer“ gemeint ist, aber ich bin sicher, ich werde es spüren und wahrnehmen.



    Alles liebe für dich , deine Partnerin und deine Familie,


    Ich wünsche euch allen viel Zuversicht und Mut zum Weitermachen,

    Lichtgeist

  • Liebe Mittrauernde,

    Seit meinem letzten Besuch hier sind so viele neue traurige Wohnzimmer dazugekommen. Allen möchte ich mein Mitgefühl aussprechen. Wir alle haben traumatisches erlebt. Bei mir sind nun genau 18 Monate vergangen… Seit 18 Monaten meistere ich mein Leben mehr oder weniger allein. Was ich am Anfang für schier unmöglich gehalten habe, funktioniert - den Schmerz aushalten, weiter atmen, alltägliche Dinge erledigen, einen neuen Faden für ein neues, anderes Leben, aufnehmen. All das und vieles mehr habe ich geschafft. Mit viiiiel Geduld zu mir selbst. Aber es erfordert auch viel Kraft, dadurch sind wir immer wieder so unfassbar erschöpft. Niemals zuvor war ich so erschöpft.Ich möchte euch damit ein wenig Mut machen. Mein Antrieb war und ist mein Mann. Für ihn, für unsere Kinder, aber auch für mich, möchte ich weitermachen. Meine Angst vor Vereinsamung, anstehende Arbeiten nicht zu erledigen, weil es dann irgendwann gar nicht mehr zu schaffen wäre ist riesengroß, also versuche ich bestmöglich, in meinem Tempo, vorwärts zu kommen. Ich habe mich verändert, brauche viel Ruhe, bin nicht mehr gerne mit mehreren Freunden zusammen, im alten Freundeskreis fühle ich mich nicht mehr so wohl, alle haben ihren Partner. Das ist natürlich ok, aber es fühlt sich für mich nicht mehr passend an. Vielleicht ändert sich das nochmal.

    Der Schmerz des Verlustes sitzt tief in mir, aber er steht gleichzeitig auch für die Verbindung zu meinem Mann. Ich habe wieder Pläne für mich, kein Muss, aber es hilft mir optimistisch nach vorne zu schauen. Jedem von euch wünsche ich Optimismus, auch wenn es sich oft so gar nicht danach anfühlt.


    Alles Liebe für euch,

    Lichtgeist

  • Liebe Lichtgeist


    18 Monate ... wenn ich so etwas lese, frage ich mich immer, wie man es schafft, Trauer und Schmerz so lange durchzuhalten - und dann fällt mir ein, dass wir ja nicht nur 18 Monate durchhalten müssen, sondern für den Rest unseres Lebens. Und das macht mir dann so richtig Angst ...

    Da gibt es mir ein wenig Hoffnung, dass Du schreibst, dass Du wieder Pläne machst und einigermaßen optimistisch in die Zukunft blickst. 🍀


    Herzliche Grüße

    Tine