Hallo ihr Lieben,
ich lese schon etwas länger in eurem Forum, habe mich bisher nicht getraut, mich anzumelden und gedacht, ich schaff das alleine. Mir bricht (mal wieder) alles über mir zusammen und ich schaff es doch nicht allein und versuche, meine Trauer aufzuschreiben, in der Hoffnung, hier etwas Last von den Schultern genommen zu bekommen oder etwas leichter zu werden, vielleicht auch etwas Verständnis zu bekommen.
Meine Geschichte ist etwas kompliziert und lang, ich bitte um euer Verständnis! Falls ich hier nicht richtig bin, dann bitte einen kurzen Hinweis, ich möchte niemandem auf die Füße treten. Dankeschön!
Ich habe vor 25 Jahren meine Lebensliebe/ Seelenpartner, mein ein und alles kennen und lieben gelernt. Wir waren 5 Jahre zusammen. Diese Zeit war unbeschreiblich, schön, liebevoll, explosiv, schmerzhaft, von allem gleich die volle Dröhnung. Er hatte vor mir noch keine Frau, ich konnte mit meinen intensiven Gefühlen nicht umgehen. Wir haben uns geliebt, ich wäre für ihn gestorben. Wir haben uns beide in der Beziehung kaputt (geliebt),er hat es dann beendet, damit wir nicht noch mehr leiden, uns nicht völlig kaputt machen. In mir ist alles zusammen gebrochen, ich wollte nichts mehr, alles war egal, nichts machte mehr Sinn. Ich bin dann weit weg gezogen, um ihm nicht „zufälligerweise“ immer wieder über den Weg zu laufen und habe versucht, einen Tagesablauf hinzubekommen, jeden Tag irgendwie weiter zu machen, obwohl alles keinen Sinn mehr macht ohne ihn. Ich habe mich jeden Abend in den Schlaf getrunken und bin morgens arbeiten gegangen. Nach meiner anfänglichen Trauer um verlorenes, aufgeben, um ihn zu kämpfen, habe ich beschlossen, weiter zu leben, bis er irgendwann wieder zu mir kommt. Ich bin in eine neue Beziehung gestartet, wohlwissend, dass ich niemanden mehr so intensiv lieben und fühlen werde wie meinen Romeo. Das hat mir etwas geholfen, die Zeit ohne ihn durchzustehen. Ich bin mit dem „neuen“ Mann verheiratet, wir haben zwei Kinder. Es ist jedoch kein Tag vergangen, an dem ich nicht an Romeo gedacht habe und mir vorgestellt habe, wie das Leben mit ihm verlaufen wäre. Meine Zeit ist irgendwie stehen geblieben, es gibt immer irgendetwas, das mich an ihn erinnert, ein Geruch, ein Lied, ein Ort, das Wetter, Jahreszeiten, besondere Tage…
Romeo hat weiterhin sämtliche Kontaktaufnahmen von mir abgeblockt. Er wollte nicht mit mir reden, Briefe hat er ungeöffnet vernichtet.
Wir haben uns einmal ca. 7 Jahre nach unserer Trennung bei einer Feier getroffen. Mich hat es an diesem Abend heftig von den Füßen geholt, ich konnte es kaum ertragen, in seiner Nähe zu sein, ich hab keine Luft bekommen, habe gezittert, die Jahre ohne ihn waren wie weggeblasen und zwischen uns war einfach nur eine Unmenge an Energie. Es waren viele Leute da, ich habe nur ihn wahrgenommen. Wir haben versucht, miteinander zu sprechen, es hat nicht funktioniert. Er hat mir gesagt, dass alles immer noch so schmerzt und er mir immer noch nicht in die Augen schauen kann. Hätte er gewusst, dass ich da bin, wäre er nicht gekommen. Zum Abschied hat er mich in den Arm genommen und mir alles gute gewünscht. Ich wollte ihn nicht loslassen!!!! Das ist jetzt 11 Jahre her, seitdem ist wieder Funkstille, es war mein letzter physischer Kontakt zu ihm. Ich träume oft von ihm, habe mich in meinem Leben arrangiert und bin immer davon ausgegangen, dass es irgendwann nochmal eine „Uns-Zeit“ gibt. Ich liebe ihn so sehr, wie ich keinen anderen Menschen liebe. Ich hätte meine Familie, meine Kinder, verlassen, um mit ihm zusammen zu sein. Ich weiß, das hört sich hart an aber ich möchte ehrlich sein.
Dann ist meine Welt am 11.05.22 zum zweiten Mal zusammen gebrochen. Meine Freundin rief mich an und hat mir gesagt, Romeo ist verstorben. Er war krebskrank und hat den Kampf leider verloren. Ich konnte während des Telefonats gar nichts mehr denken oder fühlen, alles war weg, ich war leer. Ich habe mich später im Zimmer eingeschlossen und habe tagelang durchgeweint. Er wollte nicht, dass ich weiß, dass er krank ist und stirbt, niemand durfte mir etwas sagen. Ich weiß nicht, ob ich das ertragen hätte. Die Last wäre zu groß, ihn weiter gehen zu sehen. Ich hatte mir ein Leben MIT ihm vorgestellt!!! Jetzt geht das nicht mehr. Zu meiner unendlichen Trauer kommt, dass ich eigentlich gar nicht so trauern darf, wir waren nicht zusammen, jeder von uns hatte seine eigene Familie mit Partner. Seine Frau hatte übrigens nichts dagegen, dass ich zu seiner Beerdigung gekommen bin. Wir kennen uns nicht, sie meinte, ich wäre ein Teil seines Lebens, ich gehöre dazu. Ich bin ihr dankbar, dass ich nicht an ihrer Stelle leiden musste, die Krankheit ertragen musste, dass ich mich verabschieden durfte.
Nach der Beerdigung ging es mir etwas besser, ich bin sicher, er hat sich von mir verabschiedet und wartet auf mich, wo auch immer das sein mag. Ich sehe ihn oft in meinen Gedanken, Träume von ihm, rede mit ihm. Manchmal, wenn es wieder zu sehr schmerzt, weine ich mit und um ihn. Seit ein paar Tagen geht es mir nicht so gut. Ich bin sehr traurig und sehe derzeit wenig Sinn, in dem was ich tu. Er fehlt mir so schrecklich, ich kann mich grad nicht trösten, es will nicht so recht klappen. Und dann kommt immer wieder dazu, dass ich eigentlich mit niemandem über meine tiefe Traurigkeit und meinen Verlust sprechen kann. Nur laufen unkontrolliert die Tränen, ich ziehe mich aus der realen Welt zurück. Ist das normal, dass die Trauer so in Wellen kommt und über einen hereinbricht? Kommt man wieder raus? Wird es irgendwann besser zu ertragen sein? Gibt es noch andere Tipps, als mit ihm zu reden, versuchen, ihm nahe zu sein? Darf ich überhaupt so traurig sein, weil er nicht mehr da ist und auch nie in diesem Leben nochmal mein Romeo wird?
Es tut mir leid dass ich so viel geschrieben habe, ich weiß nur nicht wohin mit meinen Gefühlen!!