Meine Trauerzeit nach dem Tod meiner Mutter

  • Liebe mayatochter,


    entschuldige, dass ich dir nicht wirklich antworten kann, denn all das, was du in so wahren Worten beschreibst, steht mir noch bevor und ich versuche die letzten Tage all diese Gefühle und Gedanken nicht zu sehr zuzulassen, da ich sonst nur noch in Angst lebe.


    Aber ich kann dir so sehr nachfühlen ❤️💔so sehr...

    Liebe Pia, natürlich, du musst dich schützen. Wenn ich das richtig erinnere, warst du umgezogen und lebst mit deiner Mutter zusammen? Wie geht es euch seit dem Umzug, ich war ja einige Monate nicht mehr hier im Forum!
    Liebe Grüße! mayatochter

  • Ich bekomme nicht oft Wutanfälle, dazu lebe ich zu friedlich, aber heute war es soweit, wie ein Vulkanausbruch.



    Mein Mann fragte natürlich aus seiner "Normalo" - Warte und das ist auch sein Leben und ich stütze das ja auch, denn ich will ja gar nicht, weil ich das von meiner Mutter früher erlitten habe wie verrückt, dazu gezwungen zu werden wie meine ganze Herkunftsfamilie, ihre unbehandelte Krankheitswarte als Definitionsmacht aller Wahrnehmung einnehmen zu müssen und genauso machte es mein kranker Opa auch mit seiner Frau, Oma, und seinen Kindern, meiner Mutter und meinem Onkel.



    Schwere Depressionen wie Kindheits- und Kriegstraumata lagen über Generationen unbehandelt in meiner mütterlichen Herkunftsfamilie und ich bin die erste, die das begriffen und bearbeitet hat und sich darausgezogen hat und ihrem Sohn

    n i c h t mehr den ganzen Mist weitergegeben hat als Normalsicht und die einzig berechtigte.



    Zwar ist mein Mann im Grunde auch "neurodivers" als Hochbegabter wie es Sohni und ich aus anderen Gründen auch sind und ich gehe auch mit Gögas neurodiversen Absonderlichkeiten genauso liebevoll um wie mit Sohnis oder meinen eigenen, aber er lebt halt beruflich in der "Normalowelt".



    Auf diese "Normalowelt" habe ich aber momentan seit langem mal wieder eh einen dicken Hals, weil sie erwartet, dass Trauer nach der Beerdigung endet und dass danach blitzschnell auf Normaloalltagstempo umgestellt wird.



    Diese ganzen gesellschaftlichen Tabus rund um das Thema Sterben, Tod und Trauer lebe ich ja gar nicht und nur das hat mich die letzten 10 Monate überleben lassen und alles mit Liebe, Würde und Wertschätzung für meine Eltern regeln lassen, was der einzige Grund ist, warum ich dabei nicht voll ins ADHS und in eine schwere Depriepisode abstürzte, denn mein familiär misshandeltes und emotional missbrauchtes Inneres versteht LIEBE und WERTSCHÄTZUNG.



    Was mich aber schon seit der Beerdigung so ank....
    , ist diese absolute LEERE an trauerangemessenen Reaktionen um mich herum, eingeschlossen meiner Psychologin, wenn ich das nicht falsch interpretiert habe.




    Während ich bei allen anderen Themen der krankmachenden Normalo-Maßstäben oft dachte: Naja, sie sind zwar beinhart, aber die meisten Normalos kommen ja offenbar damit klar, aber ich eben nicht, weil ich anders bin und eine chronisch Kranke.



    Aber was ich da momentan erlebe, ist einfach h e r z l o s und in einem Ausmaß T a b u , dass es einfach nur eine Gruppenverdrängung und f a l s c h ist, egal, wenn es die Mehrheit ist.



    Als nun noch Göga wissen wollte, warum es mich jetzt so niederwirft, da ging aus mir ein Vulkanausbruch los. Denn er fragte aus Normalosicht und ich antwortete aus Normalosicht, nicht aus meiner Minimalismussicht, die ich lebe.



    "Weil ich sowieso schon von Kleinauf krank und leistungseingeschränkt bin.



    Weil ich das alles überlebt habe, ohne in der Gosse zu landen, sondern damit noch verdammt viel aufgebaut habe.



    Weil zu meiner ganz normalen Krankheitsschwäche nun noch innerhalb von 5 Monaten beider Eltern Tod und alles drumherum auf mir liegt und ich mich verdammt nochmal einfach erholen will.



    Weil ich jetzt erstmal am liebsten nur wochenlang im Bett liegen würde, ohne akut depri zu sein, einfach zur verdienten Erholung.



    Weil meine Aufenthalte am Wohnort meiner Eltern kein Urlaub ist und weil ich, wenn ich hierher wiederkomme, auch keinen Urlaub habe, nur für mich zum Erholen.



    Weil ich so gut wie n i e Urlaub habe!



    Weil ich verdammt nochmal einfach f r e i haben will.



    Weil ich verdammt nochmal t r a u e r e , akut, denn ich habe keine Eltern mehr und vor 1 Jahr waren beide noch da und kein Tod in Sicht!



    Weil ich erzogen worden bin, viel Geld zu verdienen und eine gute Hausfrau und Mutter und Ehefrau zu sein und weil ich mit all meinen Leistungen und Gaben

    n i e m a l s gutes Geld bekommen habe. Und weil ich eine gute Mutter bin und da Sachen geschafft habe, die sonst keiner könnte, aber sowas wird nicht bezahlt.



    Das ist eine Kränkung und Demütigung kultureller Werte!



    Weil ich nie eine gute Hausfrau sein k o n n t e, aber a l l e um mich herum, inkl. meiner Männer, das einfach mit ansehen, denn sie wären ja fein raus, sie bekommen Geld für das, was sie g u t können, ich bekomme nichts dafür und kann noch j e d e n Tag, den der Herr werden lässt, auf mein dauerndes Versagen im Haushalt gucken, ohne dass eine Hausfrau oder ein Hausmann an meiner Seite mir da zur Hilfe käme!



    Das ist eine Kränkung und Demütigung aller kulturellen Werte, die mir anerzogen und eingeprägt wurden.



    Das alleine reicht schon. Dann kommt aber noch meine chronisch angeborene ADHS dazu, die daraus folgenden Depressionen, die ererbten Traumata und Depressionen und jetzt sterben noch beide Eltern kurz nacheinander und ich habe n i e Urlaub und d a fragst du allen Ernstes, was ich habe?

  • Das musste mal raus und das tat gut, aber es war unfair gegenüber meinem Mann und so kamen wir später beide entschuldigend aufeinander zu und haben es ausgesprochen, denn darum sind wir ja noch zusammen, weil wir unsere gegenseitigen Stärken und Schwächen, aber vor allem auch die eigenen Stärken und Schwächen kennen und sie uns eben nicht gegenseitig mehr vorwerfen.



    Wir wissen in langer Ehe, dass wir andere nicht ändern können und dass wir aus 2 unterschiedlichen Kulturen kommen, die beachtet werden wollen und die wir beim anderen nicht ganz nachvollziehen können, weil wir aus unterschiedlichen stammen, was uns in der Summe mehr Freude und Lachen als Missverständnisse bereitet und dass die Stärke meines Mannes das Geldverdienen ist und meins, mich in alle einfühlen zu können und darum 3 Neurodiverse treu und seelisch gesund zusammen halte.



    Mein Mann wertschätzt meine Gaben und Leistungen und wir wissen von Anfang an, dass wir zusammen gerade mit unseren Unterschieden ein gutes Paar sind.



    Ich weiß, dass mein Mann Wut und Vollgetextetwerden als Austausch nicht verträgt und dann dicht macht und dass mein Wutanfall ihn darum nur unglücklich machte.



    Ich weiß, dass mein Mann und Sohni auch wie die meisten Männer Taten versteht, aber keine Sermone, wenn sie dann auch noch anschuldigend sind.



    Sohni und Göga sind genauso wie ich aber loyal und zuverlässig und pflichtbewusst und schusselig und chaotisch, aber kreativ in hohem Maße. Und das macht unser Familienleben meist mittlerweile so kostbar und schön und unordentlich und staubig.



    Die Normalomaßstäbe in D sind bei uns allen 3 nur bedingt unsere Familienmaßstäbe und das haut auch alles meistens mittlerweile gut hin.



    Wenn dann einer oder einem von uns mal der Kragen platzt und er/sie nur die eigene Sicht einnimmt, dann ist das nur menschlich und später kommt die Entschuldigung. Denn nobody is perfect.

  • Ich bin sowieso glücklich aufgewacht, mal zwischendurch eine Glücksinsel im Schweren, weil ich viel nachts wieder wach bin und tagsüber schlafe, so kriege ich meine Ruhe.


    Ungewaschen, Flecken auf nicht mehr frischer Kleidung, Haarereißen, die alte zerstörerische Macke blüht wieder, Dampfen tue ich auch wieder, ja, ich bin teils voll am x., aber weil mich das nicht wundert und durchlebt sein will, die Überlastung, weil ich das annehme und mich kenne, gehört auch Glück und Zufriedenheit und Licht und Liebe zu all dem Schweren.

    Beide Eltern kurz hintereinander zu verlieren ist kein Klax!

  • Liebe Mayatochter


    Nein, beide Eltern hintereinander zu verlieren ist bestimmt kein Klax.
    Das ist heftig.


    Die Verluste alleine sind schon heftig.
    Hinzukommen die wenigen Monate.


    Bei meinen waren vier Jahre dazwischen.


    Aber in den Jahr als ich meinen Vater verlor, verlor ich noch vier weitere Verwandte.
    Alle in nicht mal fünf Monaten.


    Zwei Eltern so kurz zu verlieren.
    Ja, im letzten Sommer waren sie noch beide da.
    Plötzlich sind sie "weg".

    Wie soll und kann man das "begreifen".


    Haare (aus-)reissen kenne ich als Trichotillomanie.
    Spreche da leider auch aus Erfahrung.
    Aber ich habe eingesehen dass das eben auch zu mir gehört.
    Meinst du das ?


    Natürlich ist alles für einen als neurodiverser Mensch anders. Oder eben doch.
    Bzw. steht man vor anderen Herausforderungen.
    Dazu gehöre ich ja auch.


    Heute habe ich mal wieder den Versuch gestartet bei einem bestimmten Geschäft einzukaufen.

    Die Musik im Hintergrund ist mir zu laut.
    Mein Versuch mit Kopfhörern vor einer Weile brachte leider auch nichts.

    Das alleine findet man zwar auch unter einem Begriff.

    Bei mir gehört es auch zum Ganzen.

    Das Ganze empfinde ich zuweilen wie Nebel oder eine Ranke im Kopf.
    Wie ganz viele Autos die auf Bahnen im Kopf herumfahren.

    Mit Medikament löst sich dieser Nebel und ein Durchblick ist besser möglich.

    Ohne ist (bei mir zwar möglich) alles dann eben anders, schwieriger, langsamer usw.

    Und ja, schusselig. Und noch vieles mehr.
    Ist mein zweiter Vorname.


    Diese innere Unruhe.

    Kürzlich habe ich mal wieder ein Puzzle gelegt.

    Macht mich echt wahnsinnig. Dieses Suchen. Auch wenn ich vorher sortiert habe.
    Suche schon genug allgemein.
    Auch wenn ich mich bemühe mit alles am gleichen Platz.
    Aber einmal abgelenkt und dann wars das.
    Das Puzzle ist nun aber fertig.
    Habe es vor wenigen Jahren gekauft und es erinnerte mich an unbeschwerte Zeiten.
    Mein Sohn legte die letzten Teile.


    Ja, alles hat auch seine positiven Seiten.
    Wie du auch schriebst.
    Das Kreative, das Hilfsbereite, die Neugier etc.


    Depressionen können sich leider auch aus AD(H)S heraus entwickeln, ja.
    Zuweilen werden die Bilder auch verwechselt.
    Weil sie Gemeinsamkeiten aufweisen.


    Und ja, Depressionen sind sicherlich auch (stark) vererbt.
    Bzw. ist das möglich.


    Zwei meiner Brüder sind bzw. waren depressiv.

    Besonders bei der Familie meiner (Halb-)Brüder sind sie seit Generationen vorhanden, vererbt etc.


    Das andere Neurodiverse wie AD(H)S, Autismus gibt es auch noch.
    Wie ja auch in meiner Familie.


    Es freut mich dass für dich nebst dem Schweren auch Glück und Zufriedenheit gehört.
    Dieses Licht und Liebe. Wir bauchen sie so sehr.
    Du ganz besonders im Moment.


    LG
    Simon

  • Lieber Simon, danke für deine verständnisvollen Worte. Ja, darin finde ich mich sehr wieder.

    Das Haarezwirbeln und Haarereißen als Zwang in äußerster Anspannung und Überlastung habe ich auch, aber eben nur dann.
    Die meiste Zeit tue ich es nicht und hatte nur einmal als Kind eine kleine kahle Stelle davon auf denn Kopf, die Haare wachsen aber immer wieder nach.
    Es ist vergleichbar mit Nägelabknabbern, Stressabfuhr.

    Liebe Grüße! mayatochter

  • Liebe Mayatochter


    Ja, ist für mich auch ein Impuls bei der (inneren) Unruhe welche ich verspüre.
    Bei Stress und Belastung bzw. dann noch mehr.


    Das ist vergleichbar mit Nägelkauen, stimmt.
    Bzw. der Impuls dahinter ist ähnlich.


    Habe im jugendlichen Alter Nägel gebissen.

    Nach ein paar Jahren wollte ich das nicht mehr.
    War dann ganz stolz.

    Aber -

    bin dann an meinen Haaren hängengeblieben.

    Sprich es hat sich ein Ersatz ergeben.


    Bei mir sind es die Augenbrauen.
    Bei den meisten "Trichos" sind es ja die Kopfhaare. Wie bei dir auch.

    Soweit mein Wissensstand.

    An die gehe ich nicht. Auch nicht an andere Haare.


    Wenn ich die nur berühre umso besser.
    Kann es eine Zeitlang kontrollieren bzw. kompensieren.
    Und dann ist fertig.
    Wie gut dass die auch immer wieder nachwachsen.


    Problematisch kann es bei grösseren Stellen am Kopf werden.

    Das fällt auf. Es ist optisch sichtbar was man vielleicht nicht gerade möchte.


    Aber sichtbar ist es bei mir zuweilen auch.
    Und wie gesagt meine ich dass es zuweilen auch schwierig zu verstehen ist.

    Problematisch kann auch sein wenn die Haare noch geschluckt werden.

    Habe ich auch schon mal gelesen.


    Habe schon manchmal probiert es zu lassen. Nicht so erfolgreich.

    Vermutlich würde ich wohl immer etwas anderes als Ersatz nehmen.

    Ach. Persönlich kann ich damit leben.
    Natürlich freue ich mich wenn es eine Zeitlang geht.


    Gab früher auch mal so ein Forum für Trichotillomanie.
    Da habe ich gerne mitgelesen.


    Wie gut dass du diesen Impuls die meiste Zeit nicht ist.


    War einmal bei der Dentalhygiene und wurde direkt gefragt was denn mit meinen Augenbrauen passiert sei.

    Habe gesagt dass ich eine Impulskontrollstörung habe und das leider kaum kontrollieren kann.
    Dann war Stille. Aber die Frage war beantwortet.

    Ich glaube dass es zuweilen schwierig zu verstehen ist warum man das tut.
    Aber es gibt ganz verschiedene Impulse.

    Gewiss gibt es darunter viele Menschen mit AD(H)S.


    LG
    Simon

  • Lieber Simon, nachdem ich in deinem vorletzten Beitrag den Begriff „Trichotillomanie“ gelesen habe, habe ich mal nachgegoogelt, aber nur ganz kurz, mir war ja klar, was ich da mache.


    Den Begriff finde ich schon so ekelig wie diese Zwangsstörungen alle auch. Irgendwie habe ich dazu auch noch Assoziationen zu anderen ekeligen Begriffen wie „Trichinen“ usw.


    Da ich lange Haare habe, fällt meiner Frisörin natürlich sofort auf, wenn da oben auf dem Kopf in Ausnahmezeiten alles dünner wird oder viel kürzere Strähnen da sind.

    Ich sag ihr dann immer auch ehrlich, dass ich bei Superstress mir in den Haaren rumdrehe, bis sie verknoten und abreißen oder ausgehen. Nicht umsonst gibt es ja auch Formulierungen wie „sich die Haare raufen!“ oder „in Trauer an den Haaren reißen“


    Jetzt bekomme ich sicherlich auch beim nächsten Frisörbesuch wieder einen Text zu hören, aber es gibt eben viele überforderte ekelige oder peinliche Macken der Stressabfuhr bei Menschen, dies ist meine. Angefangen von Alkohol über andere Drogen, Aggressionen, Fresssucht, sich Kratzen uvm.


    Der innere Dampf muss halt irgendwo raus und oft genug gewöhnen sich Menschen dazu ekelige, peinliche und ungesunde Dinge an.

    Jetzt habe ich mich schon wieder seit morgen 2 Wochen nach der Beerdigungsrückreise daheim gut genug ausgeruht, dass ich meine Haare wieder in Ruhe lasse.


    Viel mehr Menschen kenne ich ja, die Nägelbeißen.

    Und ich fand mich auch bestätigt bei dem kurzen Googeln, dass das nicht unter die Kategorie Selbstverletzung fällt, sondern Stressabbau u.a., so fühlte sich das Haaredrehen bei mir auch immer an.


    Außerhalb von Ausnahmezeiten bin ich durch Medikamente, Psychotherapie, Lebensstilanpassung, Selbsthilfe und Spiritualität nach fast 50 Jahren ohne die richtige Diagnose nun seit gut 10 Jahren endlich innerlich entspannt genug, um all solche Stressmacken meistens nicht mehr zu brauchen.

    Ach ja, mein Trauern hat nun auch die tiefste Talsohle erreicht und pausiert etwas, aber ich weiß, die nächste Tsunamiwelle kommt!


    Einen erholsamen Sonntag wünsche ich dir mit lieben Grüßen von mayatochter!







  • Jetzt war meine Trauer so tief auf dem Grund meiner Trauer angekommen nach dem Tod meines Vaters zusammen mit meiner abgrundtiefen Erschöpfung und Überforderung, beide Eltern so kurz hintereinander verloren zu haben und nun schon seit nächstem Monat 1 Jahr lang am Stück mit dem Thema Sterben und Tod meiner Eltern verbracht zu haben in Ausnahmezeiten innerlich.

    Und seit ich jetzt nach der Beerdigung meines Vaters fix und fertig wochenlang in den Seilen hing, 3 Wochen lang, weil alles einfach zuviel war und keine Kraft mehr für nix da war, da irgendwann ging es nicht mehr noch tiefer, sondern konnte nur da verweilen und ansonsten wieder besser werden.


    Und beides ist jetzt der Fall. Ich verweile unten auf dem Trauer- und Erschöpfungsgrund in mir und ab und an zeigt sich wieder ein erster Kraftfunken, verglimmt aber auch wieder schnell.

    Im Moment ist so ein bisschen Stille der reißenden Trauerwellen in mir, wie im Sturmauge aber mitten drin in der Trauer.


    Wenn so Stille ist, könnte ich es fast verwechseln mit dem gewohnten Sich-selten-Sehen wie es vor letztem April noch war. Mal monatelang oder 1 Jahr lang sich nicht treffen, das war normal in meiner Familie und trotzdem waren wir uns innerlich nah trotz allem Theater meiner Familienkonflikte.


    Wie sehr mir meine Eltern aber dennoch Basis und Sicherheit waren, merke ich jetzt nach ihrem Tod, wusste ich aber auch immer schon.


    Aber so leer wie ich momentan getrauert bin, könnte ich mir fast einbilden, ach, es ist doch wie immer - denn ich spüre meine Eltern ja immer nah bei mir und in mir in und mit ihrer und meiner Liebe. Als ob sie nur im Nebenraum sind und so unabhängige Geister wie wir alle sind, Zeit gar nicht solch eine Rolle spielte.


    Ich hoffe, ich kann jetzt mal ein bisschen verschnaufen tief im Tal der Trauer und Erschöpfung, bevor die nächste Monsterwelle voller reißender Trauer mir das Herz zerreißt.

  • E n d l i c h mal ein Aufwachen ausgeschlafen und mit ein bisschen Kraft!



    Dem unausgesprochenen Druck um mich herum, schneller in der Trauer jetzt mal in die Gänge zu kommen, zu widerstehen und drauf zu vertrauen, dass bei mir das kraftmäßige Aufstehen aus der Erschöpfung nur auf dem tiefsten Grund der Erschöpfung selber erwachen und aufperlen kann und ich solange Ruhe und Stille halten werde, das war nicht einfach.



    Zeitweise und teilweise unter Minimalismus rumgehangen und dauergechillt zu haben aus schierer Notwendigkeit wegen der krassen Ausnahmesituation, seit 11 Monaten vom Sterben und Tod meiner Eltern rumgewirbelt worden zu sein und dann meine beiden Eltern innerhalb von 5 Monaten beide überraschend kurz hintereinander verloren zu haben, war selbst für mich etwas Neues in der bewussten Durchführung, aber als Schreckalternative sah ich eine schwerste Depriepisode vor mir und d a s ließ mich dabei bleiben, mich zu erholen.



    Auch jetzt, 3 Wochen nach der Beerdigung meines Vaters, bin ich n a t ü r l i c h noch völlig angeschlagen, auch wenn in solchen 3 Wochen so viel Aktion in einer Familie vorkommt.



    Am Freitagabend war Göga auf Geschäftsreise und Sohni fuhr mit den Öffis zu einem Gruppen-Disco-Besuch nach München rein bis Mitternacht.



    Ich saß da auf heißen Kohlen, weil es wegen der Sturmböen schon andauernd den ganzen Tag über Störungen der Öffis auf allen Linien gab. Dann sollte auch noch ab abends die gesamte S-Bahn-Stammstrecke wegen Bauarbeiten geschlossen werden. Bis wir da ausgekaspert hatten, wie Sohni am besten mit den Öffis nach Mitternacht heim käme, weil mein Mann mit Auto unterwegs war, das war schon eine Wissenschaft für sich.

    Ich hatte noch extra einen Familienfreund mit Auto in München alarmiert, falls Sohni da nicht weg käme, würde er ihn abholen und heim bringen.



    So kam Sohni erst um halb zwei in der Früh heim und ich war auch gerädert, weil ich momentan keine Nervenkraft mehr habe und mich alles schnell erschöpft.

    Dann sollte/wollte ich noch samstags aber gleich vormittags mit Sohni zu einem Vorbereitungs-Brunch-Treffen für Sohnis Kreuzfahrtsreise Ende März mitfahren, hatte mich deshalb schon freitags abends schleppend in Etappen geduscht, Haare gewaschen, frische Kleidung angezogen und rausgelegt - aber als dann gestern der Wecker klingelte und ich Sohni weckte und uns Frühstück machte, bekam ich schon Kopfschmerzen und merkte, es war mir unmöglich, in froher Brunch-Geselligkeit zu sitzen.



    Göga kam dann rechtzeitig, um das zu übernehmen, heim.



    Und ich schlief den ganzen Samstag bis abends, hab dann kurz gegessen und wieder geschlafen bis heute Früh!



    Ich brauche das einfach.

  • Es ist schwer, mein Alltag derzeit!



    Andererseits bin ich für vieles dankbar.



    Zusammen lässt mich das irgendwie derzeit überleben.





    Übermorgen ist es erst 1 Monat her, dass mein Vater beerdigt wurde und dann ist es 7 Monate her, dass meine Mutter verstorben ist.



    Ich muss mir das immer wieder vor Augen führen, um so stur in meinem doppelten Trauerjahr mich zu verorten und nicht voranzueilen als wäre das ganz anders.



    Da es jetzt um den Abschluss des Familienerbes meiner Eltern, also um Geld, geht, merken meine ältere Schwester und ich, dass wir uns gegenseitig unsere Familientrigger und Überlebensmechanismen erklären müssen, damit diese in ihrer Unterschiedlichkeit Respekt erfahren und als innerliche Notwendigkeit beachtet werden, um möglichst nicht getriggert zu sein bzw. schnell wieder rauszukommen. Das ist harte Energiearbeit, weil es saugt ohne Ende.



    Meine Hauptaufgabe ist immer noch, mich von meiner kraftmäßigen und emotionalen wie auch psychischen und seelischen Überforderung beider Todesfällt so kurz hintereinander zu erholen und das in einer erneuten Trauerphase, die noch ganz am Anfang ist und einfach viel Energie saugt.



    Es ist mir auch sehr wichtig, dass allen Alltagskontakten klar zu machen, denn mein Inneres Kind betrachtet es nur deshalb nicht als Misshandlung, weil ich so klar dazu stehe.



    Also liegt es in der Natur dieser Sache, dass ich mich dadurch noch weniger und noch langsamer erholen kann.



    Ich vernachlässige dadurch vieles, was ich sonst auch bei schlechter Verfassung nicht vernachlässige und erlaube mir das und erkläre das auch allen Beteiligten so und erwarte und bekomme ihr Verständnis.

  • Ich danke Euch, liebes Bettinalein und liebe Pia1962 für eure Smilie-Anteilnahme. Die tut so gut. Auch nur ein "Verstehe dich-" -Häkchen zu sehen hilft. Ich weiß ja, dass die Worte oft feststecken oder dass die Emotionen sich oft besser in Symbolen ausdrücken, das mache ich ja selber so nach dem Lesen in anderen Wohnzimmern hier.


    Mir geht es jetzt 4 Wochen nach der Beerdigung meines lieben Papis und 6 Monate nach der Beerdigung meiner lieben Mutti immer noch im Herzen soooo weh und wund.

    Und in den letzten 4 Wochen habe ich mich in meiner endlosen Erschöpfung ganz hineinfallen lassen in meine Glaubensenergie und mich tragen und heilen lassen, so dass ich nicht mehr eine aufgerissene Wunde ohne Schutz war, so dass ich auch ein bisschen wieder zu Kräften kommen konnte, minimalst.


    Ein anderer Kreis schließt sich jetzt bald im Jahresgedenken! Im April letzten Jahres begann das Sterben meiner Mutter, was wir lange nicht wussten, und sie hat seitdem nie wieder die Elternwohnung betreten.

    Und dieser Teil der Trauer in mir will ihren Jahreskreis schließen und ein weniger zur Ruhe kommen.


    Ich habe ja für meine Mutter nach ihrem Tod auch eine Gedenkseite eingerichtet und dort seit ca 2 Wochen nach ihrem Tod täglich eine Kerze für sie angezündet und für sie und mich über meine Trauer geschrieben täglich.

    Seit Februar gibt es dort auch eine Gedenkseite für Papi, wo ich es genauso hielt, täglich.


    Und nun habe ich dort heute geschrieben:


    Liebe Mutti und lieber Papi, ich bin mir sicher, dass ihr auch eine Art Sonntag feiert im Himmel der Liebe bei Jesus. Denn ihr seid ja jetzt dort, wo alles wieder gut ist und wo ihr den größeren Blick über die ganze Erdenschöpfung habt und seht, dass unser aller Seelen nicht dorthin gehören und was sie alles irdisch erleiden und anstellen in ihrer Blindheit und Heimatlosigkeit und Verlorenheit. Und Schuld. Ohne sie zu verstehen in vollem Umfang.

    Ich will euch jetzt immer sonntags ein Kerzlein anzünden und nicht mehr täglich, denn ich habe ja Eure Gedenkseiten nicht zum bloßen Gedenken eingerichtet.

    Ans Gedenken muss ich nicht erinnert werden, ihr seid mir so nahe, so lebendig und ich bin aus euch heraus gewachsen körperlich und kann euch gar nicht vergessen. Dann würde ich ja mich selber vergessen und alles, was ich euch verdanke im Guten und im Schweren.

    Nein, ich wollte und will hier meine Trauerjahre festhalten. Und wenn das zu ausufernd voll hier wird, dann verliere ich den Überblick und schaffe es nicht, die Anfänge und Verläufe im Blick zu behalten.


    Und eben ein Teil meiner Trauer, der des Sterbens meiner Mutter über 4 Monate, der möchte es jetzt ruhiger werden lassen, sich und seinen ganzen Jahresteil nun in einem Jahresring in meinem Inneren ablegen und alles ein ganz klein bisschen leichter werden lassen im Wissen, dass meine Eltern nun in Leichtigkeit sind und es auch gar nicht wollen würden, dass ich so sehr darniederliege wie seit dem 2. Februar, als Papi starb.

  • <3 Mir geht es deutlich besser, wenn auch noch lange nicht gut. Aber mit guten Momenten, Stunden, einzelnen Tagen!

    Ich war nach dem Heimgang meines Papis Anfang Februar so tief in Trauer, zusammen mit der Trauer um meine Mutti, die ja nur 5 Monate vorher in den Himmel ging, nach 9 Monaten um Sterben und Tod beider Eltern, dann noch nach Papis Beerdigung genau am 6-monatigen Himmelsgedenktag von Mutti, so abgrundtief in Trauer, so tief erschöpft und geschwächt, dass ich ohne meine ständig präsente innere Quelle der Jesusenergie wohl in eine schwere depressive Episode gerutscht wäre.

    Denn es war wie 2016, als mein damals 92jähriger Papi ins Pflegeheim musste und meine damals 81jährige Mutti alleine nach 58jähriger Ehe in der Wohnung blieb.


    Damals fuhr ich wie letztes Jahr auch ab April jeden Monat für 1 Woche zu meinen Eltern, die beide verstört waren wie auch mein lernbehinderter Bruder und seine Frau es waren.


    Meine beiden Schwestern waren auch so aus der Spur, dass sie sich völlig zurückzogen, obwohl sie nah wohnen und nicht wie ich einmal von Bayern nach NRW Stunden brauchten.


    Ich wusste aber, dass ich diesen zu entgleisen drohenden Familienzug vor Ort wieder mit stabilisieren helfen musste, sonst würden die ganzen folgenden Jahre eine schlimme Dauerkrise.

    Das gelang auch, aber danach folgte eben eine Episode schwerster Depression 2017 monatelang.

    Da merkte ich, dass ich mit 57 Jahren als sowieso chronisch Kranke mich nicht mehr ungestraft so sehr überfordern durfte.


    Im schlimmen Jahr 2017 öffnete sich im wahrsten Sinne des Wortes spirituell wieder in aller Depressionsdunkelheit innerlich der Himmel und flutete mich innerlich mit Licht wie als Kind, was ich Jahrzehntelang verloren hatte.

    Nur diese Gottesnähe ließ mich alles völlig umstellen und mir eine Eremitoase im Alltag aufbauen, die trägt.


    Sie trug mich auch diesmal wieder, aber sie trägt mich nie um etwas herum oder drüber weg, sondern mitten durch.

    Und die doppelte Trauer war furchtbar, überforderte mich, ich hatte keine Ressourcen mehr.


    Das war ein unerträglicher Schmerz zeitweise, so dass ich begriff, das ging so nicht weiter, ich war schon ganz unten, ich musste die Trauer teils auf später verschieben, mich ablenken, schlafen, schlafe, schlafen.


    Die letzten 4 Wochen schlief ich jeden Tag bis zu 10/12 Stunden, war etwas in der Woche unumgänglich zu tun, schlief ich danach auch mal am WE 17 Stunden am Stück.

    Reinster Erschöpfungsschlaf und meine Männer nahmen mir viele Aufgaben ab.

    Und dann mit dem Frühlingsanfang waren es meine Eltern, die mir ganz nahe „sagten“,dass ich im von uns allen geliebten Frühling doch nicht so sehr trauern solle, wo es ihnen selbst doch so wunderbar ginge