Wann wird es besser?

  • Hallo Forum,


    bald sind 13 Wochen rum, wo sich mein Leben komplett verändert hat. Erst war der tiefe Schock da, dann plötzlich Energie um sich um alles zu kümmern

    und auch stellenweise Lebensfreude und jetzt eher depressive Gefühle, Angstzustände und das Gefühl, das alles alleine nicht zu schaffen, immer gepaart

    mit dem Gefühl, ich will mein altes Leben zurück.


    Manchmal auch der Wunsch, dass ich mitgehen möchte, ohne es wirklich selbst zu versuchen. Wenn ich mit meinem Sohn in der Stadt bin, reißt es mich

    aus der Lethargie heraus und wir können auch viel zusammen lachen, aber sobald ich alleine bin, geht das Grübeln wieder los. Warum er? Er war doch

    nie krank und so fit usw.


    Kann mir jemand von Euch sagen, wann es milder wird? Meine Mutter trauert schon über 1,5 Jahre und ihr geht es nicht sehr gut. Am Anfang bin ich

    vor meiner Nachbarschaft mit gehobenem Haupt zum Auto gegangen, weil meine Nachbarin, schlecht über meinen Partner und mich geredet hat,

    aber jetzt bin ich einfach traurig und lasse den Kopf hängen. Ich spiele keine Rolle mehr.


    Alle haben gesehen, wie mein Partner hier nachts abgeholt wurde und nicht zurückkam, aber nur ganz wenige haben ihr Beileid ausgesprochen.

    Manchmal denke ich, was würdet ihr eigentlich machen, wenn ihr plötzlich ohne Euren besten Freund darsteht und keinen interessiert es.

    Ich futtere zuviel ungesunde Sachen in mich hinein.


    Ich kann einfach nicht kochen, weil das mich an ihn erinnert, wenn er jeden Abend für uns gekocht hat. Gott sei Dank habe ich ihm jeden Tag

    gesagt, wie dankbar ich bin, dass er für uns kocht.


    Ich habe gelesen, dass die Trauer in Phasen kommt. Ich hätte jetzt gerne die Endphase und möchte dann abschliessen, aber je mehr ich mich

    wehre, gegen die unschönen Gefühle, umso stärker werden sie.


    Am Samstag war ich ja in der Stadt und da waren so Straßentänzer, die zu richtig guter Musik sehr gut getanzt haben und Akrobatik vorgeführt

    gaben, da musste ich plötzlich weinen, weil die Lebensfreude so spürbar war. Mein Sohn hat schon komisch geguckt.


    Lieben Gruß


    Turicum

  • Liebe Turicum

    ich befürchte du mußt dich von dem Gedanken verabschieden die Trauer abschließen zu können.

    Du durchläufst nicht irgendwelche Phasen und am Ende ist alles wieder gut.

    Es geht eher darum zu lernen mit der Trauer ein Leben zu führen. Sie ist ein Teil von dir und bleibt es.


    Mit der Zeit lerne ich die Trauerwellen auszuhalten und weiß es wird auch wieder erträglicher. Aber gut werden, wie soll das gehen ohne meinen Mann.

    Aushaltbar ist zur Zeit mein Ziel.

  • Hallo Steffi,


    das klingt ja deprimierend, aber ich fürchte so ist es. Ich wollte eben einen Spaziergang machen, Hauptsache

    ich habe wieder eine halbe Stunde geschafft, da fing es an zu regnen. Mir hat das gut getan, da konnte ich

    einfach weinen und die Bank angucken, wo wir immer zusammen gesessen und uns unterhalten haben.


    Ich bin so froh über dieses Forum, da kann ich auch von Euch lesen, wie ihr so damit umgeht, ansonsten

    verstumme ich immer mehr bei meiner Familie und meinen Freunden. Ich fühle mich so unendlich allein

    mit diesem Verlust. Wenn ich Paare sehe, die Hand in Hand gehen, tut es besonders weh.


    Ich bin jetzt gezwungenermaßen Single, komische Vorstellung. Dieses Selbstmitleid ist auch sehr nervig.

    Ich höre anderen Menschen brav zu, aber innerlich kreisen meine Gedanken immer um meinen Verlust.

    Nur hier im Forum lese ich von ähnlichen Geschichten und kann mitfühlen.


    Liebe Grüße


    Turicum:2:

  • Liebe turicum


    Wenn sich der Tod durch ein Leben wühlt, bleibt kein Stein auf dem anderen.

    Hinterher ist nichts mehr wie es war.


    Bei mir wurde es nach 2 Jahren deutlich besser.


    Hab Geduld.

    Trauer ist Ausdruck der Liebe.

    Versuch gut für dich zu sorgen.


    Von Herzen,

    Bettina mit Uwe im ❤️

  • Liebe Turicum,

    natürlich darfst du dich selbst bemitleiden. Wir dürfen in Selbstmitleid baden. Uns wurde ein geliebter Mensch genommen.


    Ich zitiere immer wieder Hedi die hier einmal schrieb : " Die Zeit arbeitet für uns "

    Wir lernen die Trauer als einen Teil von uns zu akzeptieren und damit wird es ruhiger.

    Es kommen immer wieder schwere Tage doch sie gehen vorbei und wir können wieder Kraft tanken für die nächste Welle.

  • Hallo Ihr Lieben,


    danke für Eure Beiträge. Ich bin seit 1 Uhr wach. Ich habe massive Ängste, das meinen Lieben auch noch etwas

    passieren könnte. Ich musste mich zwingen zu meinem Nebenjob zu fahren. Manchmal fühle ich mich total wirr.


    Die ganze Zeit denke ich an ihn und manchmal bin ich auch sauer. Hier wollten wir gemeinsam alt werden und

    dann passiert so eine Tragödie, mit der ich nie gerechnet hätte. Wenn es 2 Jahre dauern kann, bis es besser

    wird, dann bin ich ja noch ganz am Anfang.


    Lieben Gruß


    Turicum

  • Ich weiß es ist leichter gesagt als getan.

    Aber versuche nicht darüber nachzudenken wie lange du noch trauerst.

    Schritt für Schritt und das Tag für Tag. Mehr schafft ein gebrochenes Herz nicht. Und es werden Tage kommen an denen du etwas durchatmen kannst und Kraft tanken kannst.

    Und sauer sein ist auch ok. Deine / unser aller Gefühle fahren Achterbahn und sind irgendwie nicht zu kontrollieren. Das alles ist ok.

  • Hallo Steffi,


    ja Schritt für Schritt, Stunde um Stunde. Eben noch entspannt, im nächsten Moment ängstlich. Es ist sehr

    anstrengend zu trauern. Heute sind es 13 Wochen wo mein Partner ist Krankenhaus kam und nicht mehr

    lebend zurück.


    Lieben Gruß


    Turicum

  • Trauer ist Hochleistungssport. Und wir sind völlig untrainiert.

    Alles fällt schwer, vermeindliche Kleinigkeiten werfen uns um. Wir kennen uns nicht wieder.

    Leider gibt es wohl in der Trauer nicht Anfang und Ende sondern nur einen Anfang und den sich darauß entwickelnden Weg. Wie dieser aussieht und wo er uns hinführt zeigt uns nur die Zeit.

    Jeder hier ist auf dem eigenen Weg.

    Vieles ist ähnlich ja sogar gleich. Daher tut es gut sich hier auszutauschen.


    Wärend die " normale Welt " schnell erwartet das wir wieder funktionieren wissen wir hier, das die Uhren in der Trauer anders ticken.

    Dinge die auch für uns früher wichtig schienen sind es nicht mehr, Dinge die für Nichttrauernde nicht zählen rücken bei uns in den Mittelpunkt.

    Wir können es auch nicht immer erklären weil wir uns ja auch auf neuem Terrain bewegen.

  • Es tut mir so leid das es dir nicht gut geht.

    Ich verstehe dich,das du jeden Strohalm

    ergreifen willst damit es dir besser geht.

    Ich bin traurig aber auch dankbar weil du gerade das aussprichst was auch ich denke.

    Die Angst allein zu sein.Wo abends jemand bei dir war und bei dem du dich wohl und geborgen gefüht hast!!!!!!!

    Glaube mir,ich habe leider auch wenig Zeit im Moment immer bei euch lieben rein zu schauen,aaaaaaber als ich hier angekommen bin,da seid ihr bei mir gewesen und das gleiche bin ich auch für dich!Versprochen❤️❤️❤️