Sag ich unserer kranken Mutter, dass ihr Kind (meine Schwester) stirbt?

  • Vielen Dank Sverja, für Deine Worte! Ja ich glaube, es gibt eigentlich keinen "besseren" Weg...

    Wir müssen jetzt nach Gefühl handeln und mit der Konsequenz leben....

  • Liebe Sandrini,

    schade, dass diese Lösung wahrscheinlich nicht mehr möglich ist. Aber fragt eure Schwester doch einfach mal, manchmal können Sterbenskranke Kräfte aktivieren, die kaum zu glauben sind. Ich weiß nicht, wie viel deiner Schwester der Kontakt zu ihrer Mutter bedeutet. Ihr werdet sehen, ob eure Schwester noch die allerletzten Kräfte mobilisieren will und kann und ob sie bereit ist, diese Lüge auf sich zu nehmen.


    Es ist wirklich eine sehr schwierige Situation.


    Mena


    P.S.

    Für all die anderen hier, ich habe schon lange Zeit mitgelesen und jede/jeder von euch ist mir bereits sehr ans Herz gewachsen. Auch habe ich schon so viel Wertvolles für meine eigene Trauer mitnehmen können. Ich werde mich in den nächsten Tagen bei euch vorstellen.

    Mena

  • Liebe Sandrini ,

    vielleicht ist es besser es nicht "konsequenz" zu benennen .

    Es ist das , Was DU/ ihr dennoch wolltet...


    Eines wollte ich dir unbedingt auch nochj schreiben...

    Schreibe hier weiter ...immer und immer wieder wenn du das Gefuehl hast BEISTAND zu brauchen...

    Dieses Forum ist ein Wegbegleiter fuer lange Zeiten wenn man mag...

    Alles bestmögliche wuensche ich dir


    Sverja

  • Liebe Mena,

    ein guter Gedanke...eine Lüge würde es ja nicht werden, eher ein später Abschied, wenn sie noch in der Lage wäre oder nochmal dahin kommt...

    diese Idee mit den Videos, gefällt mir mittlerweile eigentlich ganz gut...

  • Hab ganz lieben Dank Sverja,

    ich bin richtig überwältigt von Eurer Anteilnahme!

    Das werde ich bestimmt machen! Ich bin zwar gerade nicht in der Lage auf Eure Schicksale einzugehen,

    hab aber schon einiges gelesen und danke Euch für Eure Zeit und Gedanken!

  • Liebe Sandrini,


    eine solche Entscheidung ist nicht leicht zu treffen, ich möchte Dir daher nur etwas aus meiner ganz persönlichen Erfahrung mit auf Deinen Weg der Entscheidung geben.


    In den letzten Jahren waren Sterben und Tod ein ständiger Begleiter meines Alltages; ja, sie haben diesen sogar teilweise zu großen Teilen fremdbestimmt. Die vielfältigen bitteren Erfahrungen aus dieser Zeit, die vielen Stunden in Krankenhäusern und Pflegeheimen, die unzähligen Kilometer auf Landstraßen, Autobahnen und im Zug, die Hiobsbotschaften am Telefon und per E-Mail, die Gespräche mit Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern, die eigene Machtlosigkeit angesichts der grausamen Hilflosigkeit geliebter Menschen und nicht zuletzt die Bürde einer auf Angehörige abgewälzten schweren Verantwortung waren eine große Belastung für mein Leben und führten alle Beteiligten an den Rand ihrer Kräfte.


    Ich hätte es mir aber nie verziehen, wenn ich notwendige Gespräche nie geführt, wichtige Dinge nie gesagt, wesentliche Entscheidungen nie getroffen und geliebten Menschen die Wahrheit vorenthalten hätte, auch wenn sie mir im Moment grausam erschien. Denn irgenwann kommt der Punkt, an dem es nicht mehr möglich ist, Versäumtes nachzuholen.


    Und ja, es gibt die medizinische Sicht, die vielleicht gegen die direkte Wahrheit spricht. Ich sehe das nicht so, denn es gibt auch die menschliche Sicht, die m.E. viel schwerer wiegt. Ein fehlender Abschied, noch dazu bei dem eigenen Kind, verstärkt aus meiner Sicht zusätzlich noch Leid und Schmerz und wäre für mich kaum auszuhalten.

    Liebe Grüße
    Thomas

  • Liebe Sandrini,

    Ich hatte leider keine Möglichkeit mich von meinem Mann zu verabschieden. Ich hätte alles darum gegeben noch einmal seine Stimme zu hören.


    Ihr habt noch die Möglichkeit das deine Mama mit ihrer Tochter noch einmal sprechen kann.

  • Ich glaube das Sandrini das toleriert wenn ich dir schreibe...


    Liebe Mena

    Für all die anderen hier, ich habe schon lange Zeit mitgelesen und jede/jeder von euch ist mir bereits sehr ans Herz gewachsen. Auch habe ich schon so viel Wertvolles für meine eigene Trauer mitnehmen können. Ich werde mich in den nächsten Tagen bei euch vorstellen.

    Mena

    Ich hoffe das du das erleben hast wie wir eigentlich alle , das du hier Wegbegleiter in deiner Trauer findest.

    liebe Gruesse deine Sverja

  • Liebe Sandrini,


    oh je ich kann und will Dir dazu gar nichts raten, aber es berührt mich unglaublich und ich bin da absolut hin und her gerissen zwischen dem einen und dem anderen.


    Ich weiß beim besten Willen nicht was Du da am besten machst, jede Entscheidung die Ihr trefft egal welche kann die falsche sein und damit muss man zwangsläufig dann irgendwie klarkommen.

    Es ist eine ganz ganz schwierige und absolut heftige Entscheidung.

    Am besten gefällt mir noch die Art von der Halbwahrheit und irgendwie versuchen noch mal ein Video zu machen mit dem einen Satz für Deine Mama.


    Meine Güte es tut mir soooo unendlich leid das Du Deine Familie solche Qualen durchstehen müsst.


    Vlg. Linchen

  • liebe Sandrini ,

    leider funktioniert die Zitierfunktion an meinem PC wieder einmal nicht


    Doch eines kann ich dir absolut schreiben.

    Gerade am "Anfang " brauchst weder woanders lesen noch "dort " schreiben ... Es stuermt soviel ja jetzt auf dich ein,,,

    Das kostet Kraft... viel Kraft...

    JEDER hier gibt Jedem Beistand auf seine Art und Weise-

    Manchmal schreibt man garnicht , dann wieder viel miteinander...

    "Hier" gibt es kein muss...

    Das "hilft " fuer eine gewisse Zeit...

    Ich glaube ihr werdet das "erspueren " was machbar ist...

    alles LIEBE <3 deine Sverja

  • Liebe Sandrini,


    ich hab beides erlebt: mit und ohne Abschied und auch ich plädiere, ohne viele Worte, dafür, deiner Mutter diese Möglichkeit nicht zu verwehren. Erzähle ihr, was los ist, vorsichtig und in kleinen Dosen, damit sie versteht.
    Lass ihr die Wahl. Sie wird für sich richtig entscheiden.
    Auch wenn sie ihren Lebensmut nach dem Tod ihres Mannes, deines Vater, verloren hat, ist sie immer noch Mutter… sie wird instinktiv das Richtige für sich entscheiden.


    Es tut mir von Herzen leid, dass du und deine Familie durch eine so schwere Zeit gehen müsst und wünsche euch ausreichend Kraft für diesen Weg….

    Puzzle

  • Liebe Sandrini,

    irgendeine Form von Abschied sollte möglich sein, ob durch Video oder durch Gespräch.


    Ich will dir kurz meine eigene, bittere Erfahrung schildern.

    Ich selbst konnte mich aus diversen Gründen in den letzten Stunden von meiner Mutter nicht richtig verabschieden. Auch 9 Monate später quälen mich immer wieder schlimme Schuldgefühle, Albträume und ein nicht abgeschlossenes Ganzes. Ich weiß nicht, wie ich es sonst schildern soll. Es gibt nichts Schlimmeres als ein fehlender Abschied (jedenfalls aus meiner Sicht). Da ist es mir völlig egal, was Ärzte dazu sagen. Sie können nur die medizinische Seite beurteilen, sie wissen wenig über die Seele des Menschen, der da bei ihnen ist. Sie wissen nichts über sein Leben, seine Bedürfnisse, seine Wünsche. Das können nur die engsten Angehörigen halbwegs gut beurteilen.

    Liebe Grüße Mina


    Liebe Sverja, danke. (Will hier nicht mehr schreiben, Sandrini ist hier wichtiger)

  • Liebe Sandrini,


    meine Güte so viele liebevolle Antworten und jede hat etwas richtiges und nun müsst Ihr den Weg finden der richtig ist für Euch alle zusammen.

    In einem Punkt gebe ich allen recht auf die Ärzte solltet ihr nicht unbedingt hören, sie kennen Deine Mama nur in diesem schlimmen Zustand Ihr alleine wisst wie sie war und was sie wollen würde egal mit welcher Konsequenz am Ende.


    Natürlich geben sie Ihre Meinung dazu aus medizinischer Sicht aber Deine Mama ist viel mehr als das jetzt gesundheitliche Problem auch die Seele ist etwas ganz entscheidendes, die Möglichkeit sich voneinander zu verabschieden gerade Mama und Kind oder Papa und Kind ist etwas ganz ganz entscheidendes.

    Es ist eine schwere Entscheidung soviel ist klar.

    Ich wünsche Euch von Herzen das Ihr die richtige Entscheidung trefft und viel viel Kraft, das alles soweit überhaupt möglich einigermaßen ausgeht.


    Vlg. Linchen

  • Ich habe jetzt erst bemerkt, dass ich etwas vergessen habe: mein aufrichtiges Beileid zum Tode deines Papas. Auch nach über 2 Jahren bist du ja noch trauernde Tochter. Das sollte nicht übersehen werden. Entschuldige, bitte.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Liebe Sandrini,dass was du schreibst,berührt mich alles so sehr...

    Meine Schwester starb mit 39 Jahren an Multiorganversagen und einer Hirnblutung.Wir wußten alle nicht,wie wir es meiner Mutter,die Herzkrank war,beibringen sollten...Wir riefen den Arzt,der auch sofort vorbeikam und ihr eine Spritze gab und alle zusammen haben wir ihr die traurige Nachricht mitgeteilt.Ich muß dazu sagen,dass der Arzt enorm einfühlsam war,ihr erklärte warum das alles passiert ist und dass wenn sie es überlebt hätte,ein schwerer Pflegefall geworden wäre.Das war eine schwere Zeit für uns alle...auf der Beerdigung war ich an der Seite meiner Mum,hielt sie und nahm sie in den Arm,waren uns so nah und sagte ihr,...alles wird gut,...Ingrid geht es gut und sie ist immer bei uns,auch bei dir Mama,immer an deiner Seite.Das war für sie etwas,was sie mitnahm auf ihrem Weg und als sie starb 19 Jahre später,sagte sie,als wir am Wasser auf ihrer Bank saßen,dass Ingrid auch so gern auf dieser Bank saß und übers Wasser schaute... meine Mum war ganz ruhig und lächelte,als wollte sie sagen ;jetzt meine " Kleine" komme ich zu dir...das war meine Empfindung in dem Moment.

    Ich kann dir nur sagen,dass man zwischen den Stühlen sitzt und weißt nicht,was macht man richtig,was falsch...ich finde es mit der Videotelefonie eine gute Idee...Es kommt natürlich darauf an,wie es deiner Mutter geht,ob sie damit umgehen kann in ihrer jetzigen Lage.Ob deine Schwester die richtigen Worte findet in der sehr schweren Situation.Alles das sind Dinge,die so enorm schwierig sind,den richtigen Weg zu finden.Ich wünsche dir von Herzen,dass es für deine Schwester und für deine Mutter eine Basis gibt,die für beide Seelen Frieden ergeben...🙏♥️🌟

    Devani🕯

  • Liebe Linchen,


    danke für Deine Worte! Es ist wirklich eine besch... Situation und ich wünschte wir hätten es schon hinter uns...

    Ein, zwei kleine Videos haben wir Gott sei Dank!


    LG Sandra

  • Hallo lieber Thomas,


    vielen Dank für Deine Schilderungen. Genau so erging es uns die letzten Monate. Immer dieses auf und ab dabei...

    Ich habe auch das Gefühl, dass es besser ist, meiner Mutter die Wahrheit zu sagen. Denn die psychischen Auswirkungen

    bei einem verpassten Abschied halte ich für schwerwiegender, als jetzt nichts zu sagen.


    LG Sandra

  • Dankeschön <3

  • Liebe Sandrini,


    ich hab beides erlebt: mit und ohne Abschied und auch ich plädiere, ohne viele Worte, dafür, deiner Mutter diese Möglichkeit nicht zu verwehren. Erzähle ihr, was los ist, vorsichtig und in kleinen Dosen, damit sie versteht.
    Lass ihr die Wahl. Sie wird für sich richtig entscheiden.
    Auch wenn sie ihren Lebensmut nach dem Tod ihres Mannes, deines Vater, verloren hat, ist sie immer noch Mutter… sie wird instinktiv das Richtige für sich entscheiden.


    Es tut mir von Herzen leid, dass du und deine Familie durch eine so schwere Zeit gehen müsst und wünsche euch ausreichend Kraft für diesen Weg….

    Puzzle

    Hallo Puzzle,


    vielen Dank für Deine Nachricht!

    Das denke ich auch. Sie ist immer noch Mutter und das war sie die ganze Zeit von Herzen.

    Hat alles, besonders für meine Schwester, ertragen und getan...


    LG Sandra