Liebe Chris,
Es tut mir leid, dass Du deinen Bruder im letzten Jahr verloren hast.
Deine Mutter kann Deinen Schmerz dann nur allzu gut nachfühlen.
Wenn Du darüber schreiben willst, dann weisst Du ja . . .
Ich habe heute mit meiner Mutter über das Thema "Belasten" gesprochen.
Sie meint, dass ich sie nicht belasten würde, sondern solche Situationen einfach zum Lauf
des Lebens gehören und ich mir keine Sorgen machen sollte.
Ich dachte und sagte ihr dann, dass ich sie bewundere, wie sie immer so cool sein kann.
Ihre Antwort war nur: "Das macht das Alter und die Dinge, die ich schon erlebt habe! Man geht dann
einfach anders damit um und wird gelassener!"
Wenn ich das so höre, freue ich mich richtig aufs Älterwerden !
Du schreibst so schön über die Zeit mit Deinem Sohn - auch wenn Du alles
alleine machen musstest. Aber Du hast Deinem Kleinen sich alles gegeben und
er hat das sicher gespürt!
Ich habe das letzte halbe Jahr allein mit Jan auch sehr genossen. Endlich Ruhe - keinen Ärger - nur wir zwei!
Ich bin sehr froh, dass wir diese Zeit noch miteinander hatten.
Die Zukunftsängste und das "was ist wenn mir was passiert" hatte ich auch,
aber die hatte ich schon in der Beziehung . . .
Die ließ ich aber nicht allzu hochkommen - er hat mir immer die Kraft
gegeben, alles zu meistern . . .
Ich wünsche Dir ein strahlendes Lächeln von Deinem Engel
in Deinen Träumen, damit Du nicht mehr traurig bist!
Deine Kate
Liebe Darina,
ich finde es schön, dass Du uns an Deinen Therapiefortschritten
teilhaben lässt.
Waren oder sind die "Feinde", die gegen Deine Schwangerschaft waren in Deinem näheren Umfeld?
Und weshalb waren sie gegen die Schwangerschaft?
Ich verstehe schon, wenn man sich eine Mauer aufbaut, um
sich selbst und sein Kind zu schützen!
Dies musste ich zu seinen Lebzeiten schon machen, und muss
es auch heute manchmal noch.
Die Gründe lagen aber darin, dass mein Sohn
ja nicht "normal" war. Es verstanden nicht viele, warum
ich zu meinem Sohn stand, wie er war und ihnen nicht vorjammerte,
wie schlimm doch alles sei und wie schrecklich schwer mein Leben
dadurch geworden ist!
Es gab nicht viele Leute, die meine Freude an meinem Sohn mit mir teilten.
Ich hatte es satt mich ständig rechtfertigen zu müssen und baute mir
auch eine Schutzmauer auf.
Oft bin ich richtig zornig geworden, wenn wieder jemand
sagte: "Das muss doch fürchterlich für Euch sein!"
Nach Jan's Tod musste ich dann oft hören: "Es ist sicher besser so - oder -
das wäre doch für euch alle kein Leben gewesen!" - Häää?
Und wieder ist man in der Position, seinen eigenen Sohn verteidigen zu müssen -
vor Freunden, Arbeitskollegen, Vorgesetzten, Bekannten und Familienmitgliedern.
Ich denke mir nur immer, sie wissen es nicht besser und so kann ich meine Mauer dann
schon oft niederreissen.
Ich weiss nur, das ich mit solchen Dingen besser umgehen konnte, als Jan noch da war.
Ich brauchte ihn nur anzusehen und wusste, dass alles gut so ist wie es ist und es mir
am A.... vorbeigehen kann, was andere darüber denken!
Darina, ich hoffe dass ich Dich im Ansatz verstanden habe!
Eine ganz gute Nacht!
Deine Kate