Vater gestorben und schlimme Schuldgefühle

  • Liebe MarieSophieWu,


    dein schwerer Verlust tut mir von Herzen leid.

    Es tut mir leid das es so unwichtig genommen wurde von Deiner Familie das ist das schlimmste was passieren kann.

    Jeder Virus kann für den Körper gefährlich werden.

    Nur darauf einzugehen hilft Dir nicht.

    Du hast alles versucht was möglich war...Schuld bringt Dich nicht weiter schon gar nicht in Deiner Situation.

    Dein Papa hätte gewollt/will das Du jetzt an Dich und Dein Baby denkst.


    Die Trauer ist schon eine irre Belastung.

    Das was Du jetzt schreibst nennt man Gedankenkarusell oder Kopfkino eigentlich völlig normal.

    Ich würde Dir jetzt sagen im Moment musst Du nicht weiter als überleben aber Du bist nicht in einer normalen Situation Du musst auf Dich und Dein kleines achten.


    Dein Papa wird immer bei Dir sein ganz bestimmt.


    Hast Du ein Trauertherapheut ich denke das würde ganz gut tun das Du ein bisschen darüber reden kannst, nicht das es sich festsetzt und Du dann noch Probleme mit Deiner Mama bekommst wegen evtl. Vorwürfe in ihre Richtung.

    Sowas kann sich fest fressen das ist nicht gut.


    Es tut mir unendlich leid das eure Familie leider so dramatisch erleben musste wie gefährlich dieser Virus ist und was geschehen kann.


    Vlg. Linchen

  • Liebe MarieSophieWu,


    ich möchte dir hier auch mein herzliches Beileid zum Verlust deines lieben Papas aussprechen! <3


    Ich kann mich Linchen nur anschließen. So wie du es beschrieben hast, glaube ich auch sehr wohl, dass du alles versucht hast, was in deiner Macht lag. Was das Thema Corona angeht und auch allgemein. Deine Eltern sind Erwachsene Menschen, die selbst für sich entscheiden können und müssen. Du konntest ihnen nichts vorschreiben, was vor allem das Thema Corona Impfung angeht. Ich bin zu 100% deiner Meinung, dass eine Corona Impfung sehr wichtig für einen ist, aber man muss es am Ende selber wollen sich impfen zu lassen.


    Dennoch kenne ich mich mit solchen Schuldgefühlen und dem Gedankenkarussell auch sehr gut aus. Rational weiß man, dass es eigentlich "sinnlos" ist und trotzdem dreht und dreht man sich immer weiter.... Ich hoffe, dass diese Schuldgefühl mit der Zeit bei dir besser werden und du tief in deinem Herzen verankern kannst, dass du sicher in allen Momenten das richtige getan hast! <3 Davon bin ich nämlich überzeugt, dass das so ist. Wir alle treffen Entscheidungen. Jeden Tag was weiß ich wie viele. Einige banale. Einige wichtige. Und dennoch habe alle ihre Berechtigung und es gibt Gründe warum man sich dafür entschieden hat. Du hast damals auf dich geschaut, weil eurer Verhältnis ein wenig angespannt war. Und dann hast du auf dich geschaut, weil du bald einen neuen Erdenbürger auf die Welt bringen wirst. <3


    Alles, was du mit deinem Papa erlebt hast, kann dir niemals wieder jemand nehmen. Es ist in deinen Gedanken, in deinen Erinnerungen und er ist in deinem Herzen <3


    Natürlich ist deine Trauer und die ganzen Reaktionen eine ganz normale Antwort deines Körpers. Ich hoffe trotzdem für dich und dein Kind, dass du ein wenig zur Ruhe kommen kannst.


    Viele Grüße! Lisa

  • Liebe MarieSophieWu , aus tiefstem Herzen dir mein Beileid zum schlimmen Verlust deines lieben Vaters! <3 2 Tage nach deinem Vater habe ich auch meinen Vater verloren, der aber schon hoch betagt war - und trotzdem schmerzt es furchtbar, nun ohne diese geliebte Person in dieser Welt zu leben!
    Wie schön, dass dein Vater wusste, dass er Opa wird und er wird vom Himmel liebevoll deine Schwangerschaft begleiten!

    Du hast ihn viel zu früh verloren, auch wenn es dafür die richtige Zeit nicht gibt!


    Und ImpfgegnerInnen sind sooo verbohrt, da hast du schon sehr viel geschafft, dass du zwischen Mutter und Vater stehend ihn einmal zur Impfung gebracht hast!

    Und schau: Dein Vater war schwer vorerkrankt, meiner fast 100 Jahre alt und 4 Mal geimpft und bekam doch Corona Ende Dezember, überstand es sogar, aber dann jetzt 4 Wochen nach seinem Corona und seiner stetigen Erholung schaffte er es von einem Tag auf den anderen doch nicht mehr, bekam Atemnot, dann Sauerstoffgabe und ärztliche Versorgung und starb im Schlaf.

    Wieviel Abbau körperlich schon vorher da ist vorher, zeigt auch bei schweren Vorerkrankungen oder bei hohem Alter schnelles Organversagen!
    Also keine Gewissensbisse, das würde dein Vater nicht wollen! Stattdessen sei gut zu dir und deiner kleinen Tochter in dir, denn ihr tragt ja das Leben deines Vaters weiter in Euch! Und lass dich auf Diskussionen mit deiner Mutter nicht ein, das zieht nur unnötige Energie! <3

  • Hallo zusammen,


    Danke für eure lieben Worte und mayatochter tut mir auch Leid für deinen Verlust. Fast 100, das ist echt ein hohes Alter. Mit Atemnot zu sterben ist aber natürlich für die Angehörigen kein tröstlicher Tod. Mein Mann hatte ihn 3 Tage vor dem künstlichem Koma noch gefragt wie es ihm geht, da meinte er "beschissen" :33: Ich hatte mich gar nicht getraut ihm diese Frage zu stellen, aber was soll man auch Antworten in dieser Situation, dass es einem gut geht?, also es kein friedlicher Tod und das macht es umso schwerer :( kurz bevor er ins künstliche Koma versetzt wurde haben die ihm noch Beruhigungsmittel gegeben, weil er sich so aufgeregt hat über die Maske und über alles, vor allem immer nachdem Besuch da war :( das zeigt mir einfach, dass er nicht sterben wollte und noch weiterleben wollte, das alles nicht wahrhaben wollte und das macht es auch schwierig, diese Momente geben mir einfach ein so schlimmes Gefühl, obwohl ich vor kurzen dachte ein paar Tage es geht vllt. wieder Berg auf, aber gerade ist es schon wieder fast so schlimm, wie vor ein paar Wochen, egal, ob ich mich ablenke oder was auch immer mache, ich habe ein durchgängig schlechtes Gefühl, das Gefühl, was ich vorher gar nicht kannte.. Ich hoffe, euch geht es besser. Ich kann nur nach vorne schauen und abwarten bis es vllt. wieder Berg auf geht

    Danke für eure Worte

  • Liebe MarieSophie

    mein herzliches Beileid!

    Es wird immer mal bergauf gehen, und dann wieder runter. An diese scheußliche Achterbahn muss man sich erst mal gewöhnen. Ich kann dich gar nicht trösten. Ich kann nachvollziehen, warum du dich so fühlst. Aber ich glaube sehr fest, dass es auf der anderen Seite friedlich und schmerzfrei ist. Und auch die, die eigentlich noch nicht bereit waren, werden diesen Frieden spüren. Das weiß ich einfach.
    Für uns bleibt der Schmerz und das Vermissen. Aber wir lernen Schritt für Schritt damit zu leben. Auch du!

    Ich hoffe, es geht dir wieder etwas besser.

    Liebe Grüße
    Elster

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Hallo zusammen, danke für eure Antworten, ich berichte euch gerne, wie es mir gerade geht. Ich habe natürlich eingesehen, dass Schuldzuweisungen an meine Mutter nicht richtig sind, sie wollte ja auch niemals, dass er stirbt und sie wusste es nicht besser. Dennoch bin ich gerade in einem Gefühlschaos und das belastet auch meinen Mann. Ich habe einfach ausgesprochen, was ich denke und mein Mann sagt seit einiger Zeit, dass ich mir therapeutische Hilfe suchen muss und dass ich in eine Klinik gehen soll. Aber ich meine das ganze ist erst 2,5 Monate her, ich brauche doch jetzt keine Therapie und ich bin doch auch nicht krank, nur weil es mir selbstverständlich nicht gut geht. Ich habe gesagt, dass ich das nicht möchte und das doch eh schlecht geht, wenn ich hochschwanger bin und bald das Baby da ist und dass ich das alleine schaffe und doch nur reden will. Er meinte ich würde nicht verstehen was er meint dann hat er mich angeschrien und meinte, dass ich nerve und alleine trauern soll :( ich schreibe auch schon seit längerem mit Freunden darüber, aber das sind ja alle Leute, die sowas noch nie erlebt haben und das nicht nachvollziehen können

    Sie gehen oft kurz darauf ein und fangen dann aber wieder an über alltägliche für mich belanglose Sachen zu sprechen, die mich einfach nicht interessieren.

    Ich weiß nicht wie normal meine Reaktion ist. Letztens hatte ich nachts einen schlimmen Wutanfall, das war ganz komisch und ich kann natürlich verstehen, dass das für mein Mann auch schwierig ist. Aus irgendwelchen Gründen habe ich nachts eine halbe Stunde über meine Mutter nachgedacht. Sie ist ja wie gesagt verschworungstheoretikerin, Impfgegner in etc. Sie beschäftigt sich ja mit den ganzen Corona Verschwörungstheorien und auch sehr stark stundenlang am Tag mit dem Ukraine Krieg und den ganzen Verschwörungen darum. Statt dass sie mal die Probleme bei uns zuhause gelöst hätte, sich vernünftig um sich und meinen Vater gekümmert hätte etc. hat sie sich stundenlang mit diesem bescheuerten Ukraine Krieg befasst und mit rechten Inhalten und selbst nach dem Tod von meinem Vater hat sie mir noch irgendeinen Mist darüber erzählt. Wieso verdammt verschwendet man seine Zeit mit so einem Bullshit anstatt Lösungen für die offensichtlichen Probleme bei sich zu finden. Ich habe mich total darüber aufgeregt, sie hätte doch stattdessen mal die wirklichen Probleme die zum Tod meines Vaters führten versuchen können zu lösen. Naja egal ich habe mich darüber aufgeregt plötzlich und war so wütend. Ist das verständlich? Habt ihr solche Reaktionen auch? Eugenich total unlogisch. Es spielt ja jetzt keine Rolle mehr und an sich verschwenden ich mitdiesen Gedanken doch auch nur meine Zeit.. Ich hoffe, ich kann das alles bald vergessen und diese Gedanken an die Vergangenheit, die man eh nicht mehr ändern kann, hören auf, aber ich habe das Gefühl, dass mir das vllt hilft.


    Auch eine interessante Sichtweise bei Schuldgefühlen bei Trauer ist, dass die Schuldgefühle den Zweck erfüllen eine gewisse Handlungsfähigkeit und Kontrolle über das Leben und das Verhindern von solch schrecklichen Ereignissen zu haben. Denn eigentlich muss man doch zugeben, dass man nicht alles verhindern kann und dieses Gefühl der Machtlosigkeit ist wahrscheinlich noch viel schlimmer als das Gefühl, dass man solche tragischen Dinge ja hätte verhindern können wenn man nur dies und das getan hätte.

    Leider ist dem nicht so und man dreht sich im Kreis.


    Ich versuche einfach anzufangen es zu akzeptieren, was passiert ist und dass man es nie hätte verhindern können unter den damaligen Umständen...

  • Liebe MarieSophieWu,


    also erstmal ist es überhaupt nicht okay das Dein Mann Dich anschreit er sollte für Dich da sein und Deine Trauer verstehen auch die Gefühle darum.

    Ich glaube schon das Du Dir therapeutische Hilfe holen solltest Klinik ist eine Frage die dann der Therapeut entscheiden sollte da will ich mich auch nicht aus dem Fenster lehnen.


    Nicht weil Du verkehrt bist, Deine Gefühle sind völlig richtig und alles gut aber diese massive Problematik dahinter die offensichtlich dazu geführt hat solltest Du für Dich aufarbeiten.

    Nicht für Dein Vater oder Deinen Mann oder Deiner Mutter sondern für Dich und Dein ungeborenes Kind.


    Was Deine Mama betrifft das ist schwierig auch Sie sollte vielleicht mal einen Therapeuten aufsuchen um mal wieder in der Realität anzukommen.

    Ich höre herraus das sie irgendwelchen Verschwörungen hinter her hängt was angesichts der heutigen Technik auch recht einfach ist.

    Leider hört sich das auch alles richtig an, man muss sich schon sehr gut mit Weltpolitik auskennen und das ist nicht sehr einfach.

    Ich mache das seit meiner frühsten Jugend deswegen kann ich da gut dagegen halten.


    Nur oft sind solche Menschen nicht mehr erreichbar leider.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Marie,

    ich stimme Linchen in allem zu.


    Wut ist übrigens ein sehr gesundes Gefühl, das anzeigt, dass etwas nicht stimmt. Sie muss ans Licht und ist in der Trauer auch nicht ungewöhnlich. Lass dich da nicht irritieren.

    Und es stimmt nicht: " Es ist vorbei und es nutzt nichts."

    Du musst diesen traumatischen Tod verarbeiten und Wut ist dabei auch ein völlig legitimes Gefühl.


    Ich habe nach 6 Monaten ! noch den Vorstand meiner Hausbank angeschrieben, weil ich kurz nach dem Tod meiner Mutter dort (in der Hausbank) völlig unsensibel und anmaßend behandelt worden bin. Die Wut musste raus.

    So wie du schreibst (was ich so zwischen den Zeilen lesen kann), scheinst du diejenige zu sein, die in dieser Familie und auch in deiner Ehe immer diejenige ist, die Verantwortung übernimmt. Frage dich bitte mal, ob an meiner Idee etwas dran sein könnte.

    Irgendwie drängt sich mir dieses Gefühl auf, es kann natürlich auch völlig falsch sein.

    Und irgendwie scheinst du auch die Verantwortung für alles, was passiert, zu übernehmen.


    Nein, ich denke, in deiner verzwickten und schwierigen Situation wäre es sehr hilfreich, einen Therapeuten aufzusuchen, der mit dir alles in Ruhe bespricht.


    Viel Kraft

    Mena

  • Danke für eure Antworten.

    Meine Mutter aus ihrer Parallelwelt zu holen ist leider unmöglich, sie ist seit 30 Jahren so und ich habe es die letzten 3 Jahre, nachdem ich mich erstmal selbst von ihren ganzen Verschwörungstheorien und Impfgegnerquatsch lösen musste, den sie mir als Kind manipulativ "beigebracht" hat, vergeblich versucht. Es gab nur Streit, es war nicht möglich, auf logische Argumente reagiert sie nicht, es ist unglaublich. Ich hatte für meinen Vater einen Weg gefunden einigermaßen damit umzugehen, indem ich es aufgegeben habe, sie aus ihrer Parallelwelt holen zu wollen, auch das was Covid anging. Nur leider sieht man was das Ignorieren dieser Situation jetzt gebracht hat :(. Ich hätte mir dahingehend schon eher Hilfe suchen müssen... jetzt kann ich das Passierte nur noch versuchen zu verarbeiten, da habt ihr Recht.

    Ja vielleicht muss man das tatsächlich nochmal alles durchgehen, damit die Wut irgendwie ein Ende nimmt und man normal weiterleben kann.


    Da sollte ich mich echt informieren, ich merke einfach, dass ich glaube ich die letzten 2 Jahre einiges Verdrängt habe.

  • Liebe MarieSophieWu,


    Mena hat recht Wut istxein Gefühl und muss raus gerade diese Situation ist etwas wo Wut entsteht.


    Sie sollte sich aber nicht fest fressen.

    Wie Du schreibst das es schon immer so ist mit Deiner Mutter dann wirst Du das nicht mehr ändern können.

    Du kannst Dir nur selber Frieden verschaffen in dem Du Dir etwas Hilfe holst um das ganze aufzuarbeiten und für Dich ein Abschluss zu finden irgendwie auch mit der Trauer um Deinen Papa etwas mehr Raum zu geben und nicht der Wut.

    Für Dich und Dein kleines.


    Vlg. Linchen