Andreas ist verunglückt

  • Liebe Elisabeth!


    Meine Gedanken sind heute auch bei Dir!
    Ich wünsche Dir so sehr, dass Du den heutigen Tag gut überstehst...


    Wie war das Grillen gestern mit Andreas' Freunden?


    Ganz viel Kraft schickt Dir


    Kate

  • Vielen lieben Dank an euch alle, die ihr mir so gute Wünsche gesendet habt.


    Es ist heute genau ein Jahr her, dass wir Andreas nach Hause bekommen haben und ihn da in unserer Stube aufgebahrt haben.
    Dieses bange Warten, endlich unser Kind noch einmal zu sehen, ein letztes Mal zu sehen und zu berühren.


    Und heute auf dem Grab war wieder ein neuer Gruß von seinen Freunden, genau wie am Kreuz an der Unfallstelle, wo man merkt, dass sich so viele erinnern.


    Die ganze letzte Woche war ein einziges Erinnern, immer wieder das Suchen nach dem, was vor einem Jahr war.
    Und es fällt einem auf einmal ganz viel ein, so wie du es geschrieben hast, Chrisi.


    Am Samstag war Messe, der Jugendchor, bei dem Andreas auch einmal war, hat gesungen. Johannes und Christina waren auch dabei.
    Fast alle Freunde hatten ihr Erinnerungs-t-shirt von letztem Jahr an. Schon das zu sehen, war ganz grausig.
    Und das Singen und die Gedanken, es war so traurig. Einfach nur schlimm.


    Danach sind wir zu Hause zusammengesessen, das hat ganz gut getan.


    Der Sonntag war recht ruhig, wir haben uns auf das Grillen am Abend vorbereitet.
    Die Jugendlichen haben natürlich mit viel Musik und ganz auf ihre Art "gefeiert"?
    Alle haben Kärtchen geschrieben, an Luftballons gehängt, und diese haben wir dann fliegen lassen.
    Das war traurig, aber auch sehr berührend.


    Der Montag war einerseits ein ganz normaler Arbeitstag, andererseits aber ganz fest mit Gedanken und Erinnerungen voll.
    Zur Unfallzeit am frühen Morgen hat alles total weh getan, und wieder so ein Denken an die Sinnlosigkeit, wieder an das "Warum".
    Am Abend sind wir auch zur Unfallstelle gefahren, da war es besonders traurig und doch so tröstlich, wie viele Gedanken von so vielen da sind.


    Es wird eigentlich erst im Laufe der Zeit bewusst, was man wirklich verloren hat, wo so ein geliebter Mensch überall fehlt.
    Was er eigentlich alles mitgetragen und wie er mitgelebt hat. Wie sehr er doch einem immer und überall, auf Schritt und Tritt abgeht.


    Jetzt fahre ich erst einmal für zwei Tage auf Urlaub, ich muss ganz dringend Kraft tanken. Ich bin so genervt, dass ich beinahe niemanden mehr ertrage.
    Und das kann nicht gut gehen.


    Dann gibt es am Montag noch ein Miniforumstreffen in Osttirol. Darauf freue ich mich besonders.
    Chrisi, es ist richtig schön, dass du mit deinem Mann kommen wirst.
    Und auch ein Ratscher mit Chris wird uns gut tun.


    Alles Liebe an euch alle und gute Nacht.
    Elisabeth

  • Liebe Elisabeth


    Jugendliche haben eine besondere Art mit dem Tod umzugehen. Wir können auch viel von ihnen lernen.


    Die Luftballon mit den Kärtchen finde ich eine sehr schöne Idee.


    Dieses " Warum" wird immer in uns bleiben, weil es einfach keinen Sinn ergibt, wenn so liebe Menschen so früh gehen müssen.


    Ich wünsche dir einen erholsamen Kurzurlaub.
    Denn wirst du brauchen bevor ich komme, ich kann sehr anstrengend sein :whistling: .


    Alles Liebe
    Deine Chrisi

  • Liebe Linda!
    Ich werde die Tage genießen, länger packe ich es eh meistens nicht.
    Aber einmal weg ohne schlechtes Gewissen, tut sicher gut.


    Liebe Chrisi!
    Mich kann fast gar nichts mehr erschüttern.
    Und sonst sperr ich dich ins Zimmer und zieh den Schlüssel ab.


    Alles Liebe
    eure
    Elisabeth

  • Liebe Elisabeth,


    ich lese aus deinen Zeilen sehr viel Trauer heraus und das mit den T-Shirts hast du als "grausig" beschrieben. Wie meinst du denn das Wort genau?Ich lese heraus, dass du diese Tage - wie Chrisi - sehr bewusst angegangen bist, - mit vielen Stationen, die Erinnerungen provoziert haben und auch den Schmerz.


    Aber ich lese auch heraus, ... hmmm ... irgendwie neben dem Schmerz eine Art Akzeptanz neben der Warum-Frage. Es waren auch Momente, die tröstlichen waren und die nicht nur "grausig" waren, sondern, die auch gut getan haben.


    Ich bewundere bei dir und Chrisi, wie ihr ein Jahr nach diesen wahnsinnigen Todesfällen derart stark mit diesen Tagen umgeht und wie ihr sie bewältigt. Ich denk mir da immer: Wow! Genau so geht es! Aber ich weiß gar nicht, ob ich das selber in der gleichen Situtaion so schaffen würde! Hut ab, ehrlich!


    Ein Mini-Treffen mit Männern in Oscht-Tirol also! Nicht schlecht! Bitte wir wollen ein Foto - unbedingt! Chris, du darfst fotografieren, weil du willst ja nie selber drauf sein, du feige Nuss ;) :P !


    Alles Liebe, erholsame Tage!


    Christine

  • Liebe Christine!


    "Grausig" ist so.... hingeworfen werden, konfrontiert werden,.... sehen, dass andere den Schmerz eben auch noch fühlen, teilen wollen.
    Ein wenig ist vorher schon Verdrängung da, viel Organisation, viel Planung.... bei mir sind immer so viele Leute im Haus...
    Das ist einerseits eine gute Verteidigung, ein Schutz, aber es ist nur Schein, dahinter lauert dann der Schmerz und kommt eben dann
    beim Anblick gewisser Dinge und Personen zum Vorschein.


    Chrisi ist mir immer einige Tage voraus, und ich mache ihr dann alles nach.
    Wir lassen uns schon ein auf Dinge, die uns weh tun, aber wir haben auch festgestellt, dass sie uns helfen.


    Ich habe überhaupt so ein wenig ... hm... geräumt... aufgearbeitet... in den letzten Tagen.
    Habe den Mann angerufen, von dem ich wusste, dass er zuerst an der Unfallstelle war.
    Erst jetzt, nach einem Jahr.
    Er konnte mir nicht viel sagen, aber es war gut, dass ich es getan habe. Es war mir wichtig.


    Dann wollte ich unbedingt Andreas' Kleidung wiederhaben, die er am Unfalltag anhatte. Habe lange danach gefragt. Einerseits hatte ich total Angst davor, aber es ist auch ein Abrunden dabei.
    Leider waren sie so kaputt, dass sie entsorgt wurden. Das habe ich - für mich - aber echt spät erfahren. Irgendwie nicht so gut.


    Und noch etwas... Andreas durften wir in Innichen sehen. Da habe ich gar nicht mitbekommen, dass es eine alte Krankenhauskapelle ist.
    Ich habe nachgefragt, ob ich da noch einmal hinein darf, auch das gehört für mich noch zu einem Abrunden dazu.


    Viele Dinge, die mich beschäftigen, die mir oft ganz furchtbar weh tun.


    Ich habe in diesem Jahr einfach erfahren, was wirklich tröstet und hilft. Zwar klammere ich mich manchmal immer noch an Dinge oder hoffe auf Personen, die mich dann enttäuschen, aber es hat sich doch einiges getan.
    Es sind so viele ganz liebe Begegnungen und tröstliche Erfahrungen "geschehen", dass ich schon auch positiver leben kann.


    Und Chrisi hat es mir vorausgesagt, es wird nach diesem Jahrestag anders. Ich spüre es auch, es stimmt, einiges kann neu beginnen.
    Hoffentlich haben wir auch weiterhin die Kraft.
    Woher wir die hatten, ist uns ja selber ein Rätsel.


    Und wir werden uns treffen, das wird sicher spannend, ihr werdet Ohrensausen haben, denn Osttirol ist eine Reise wert.
    Wer weiß........


    Ganz liebe Grüße
    Elisabeth

  • Chrisi ist mir immer einige Tage voraus, und ich mache ihr dann alles nach.


    :) Der Satz gefällt mir, denn dazu ist das Forum ja da! Es ist so schön, wenn auch die Männer mitmachen, finde ich!


    Das "Abrunden" finde ich ganz toll! Dass du nach diesen Dingen suchst oder sie aufsuchst!


    Ich kenn das mit der Kleidung. Nach einem Unfall muss man sie vom Verstorbenen echt oft runterschneiden, weil es nicht anders geht. Und die Kleidung ist vermutzt, blutig ... und wir schmeißen sie dann weg,


    1. weil es uns selber zu heftig ist, sie so knapp danach den Eltern zu übergeben und


    2.es ist uns auch zu heftig sie aufzubewahren, bis jemand danach fragt.


    Fällt dir da eine Lösung ein?


    Mich bringt dein Beitrag auf eine Idee:


    Wir könnten doch einen Thread eröffnen mit einer Sammlung "was wirlklich tröstet und hilft" von euch Angehörigen formuliert und wir könnten diese Sammlung im nächsten Trauerratgeber abdrucken. Das wär eine gute Idee!


    Ich werde gleich einen solchen Thread eröffnen!


    Liebe Grüße nach O-Tirol! :)


    Christine

  • Liebe Elisabeth


    Weiß nicht ob es das richtige Wort ist, wen ich sage, es ehrt mich wenn du mir alles nachmachst.
    Dennoch meine ich, das du dich noch viel bewußter dem Schmerz stellst als ich.
    Mit der Kleidung und dem Anruf des Mannes hast du das sicher getan.


    Doch ich bin immer der Meinung, sich dem größten Schmerz zu stellen, ist der richtige und der kürzeste,aber auch der schmerzvollste Weg.


    Das nach dem Jahrestag vieles anders wird hat mein Mann am Jahrestag, als wir an Renes Sterbeort standen, gesagt. Wir wissen jetzt, wie es sich anfühlt: Sein Geburtstag, Allerheiligen, Weihnachten, Silvester, unsere Geburtstage und der Jahrestag. Es wird immer schlimm sein, aber nichts kann uns mehr überraschen und es wird nicht mehr diese große Angst da sein, vor diesen Tagen.
    Es war auch was ich mir gedacht habe und es wirkte irgendwie befreiend.


    Mich in ein Zimmer sperren *fürcht*
    Da werde ich artig sein müssen :whistling: .


    Bis bald
    Deine Chrisi

  • Liebe Elisabeth!


    Danke, dass Du uns so berührend schilderst, wie Du die letzten Tage erlebt hast!


    Ich kann mir vorstellen, dass der Anblick von Andreas's Freunden mit den Erinnerungsshirts grausig war...
    es war ja derselbe wie vor genau einem Jahr...eine Erinnerung, die plötzlich wieder greifbar für Dich war!
    Der Schmerz von damals hat sich sicher wieder sehr, sehr nah angefühlt...puhhh....


    Es muss sicher wunderbar, berührend und wirklich tröstlich sein, wenn man von so vielen Menschen begleitet
    wird an so einem Tag - aber sicher auch furchtbar anstrengend und überwältigend! Jeder von ihnen ist mit
    Andreas verbunden und damit auch unzählige Erlebnisse, Erinnerungen...jeder von ihnen
    trägt seine Gefühle mit sich und ich glaube, dass es für Dich sehr anstrengend war, diese gemeinsam mit
    den Deinen in so einer geballten Ladung auszuhalten...


    Auch ich sage Dir, dass Du in diesen schweren Tagen wirklich wahnsinniges geleistet hast -
    ich finde das sehr bewundernswert!


    Die Zeit zum Ausspannen wirst Du jetzt brauchen - auch um all die Eindrücke zu sortieren und
    zu verarbeiten!
    Ich freu' mich über Eurer Mini-Forumstreffen und bin in Gedanken am Montag ganz fest bei Euch!


    Deine Kate

  • Zunächst eine Antwort für dich, Christine!
    Ich habe immer wieder einmal nach Andreas' Sachen gefragt, bin aber immer ein wenig vertröstet worden. Verstehe ich, so wie du eben sagst - Rücksicht.
    Aber ich wäre doch gerne gefragt worden wegen des Wegwerfens- war aber irgendwie eine vorschnelle Handlung- OK.
    Und nur Andreas und ich wissen, dass er Geld mit hatte.....


    Und nun zum Treffen:
    *Wir waren so aufgeregt vor dem Treffen, dass wir kaum geschlafen haben.
    *Wir haben uns wunderbar verstanden.
    *Wir sind uns einig, dass wir uns lieber nicht kennen würden-der Grund ist zu traurig.
    *Wir hatten ganz intensive Tage- länger hätten wir es kaum geschafft.
    *Wir sind so froh, dass sich unsere Männer so gut mit uns austauschen konnten.
    *Wir haben auch viel gelacht.
    *Wir sind Sessellift gefahren---Chrisi hat auch das geschafft!
    *Wir haben uns von Chris unter den Tisch reden lassen - es war wie immer ein Erlebnis! Mir megn di!
    *Wir werden uns wiedersehen.


    Und hier das versprochene Foto:

    Chrisi,Chris,Elisabeth

  • Servus Ihr Drei!


    Ich freu' mich so für Euch, dass das Treffen so schön war!
    Und auch Männer sind manchmal für Überraschungen gut... :) !


    Das Foto ist der Hammer! Kein Sch... würde Dich erkennen, Chris *g*!


    Wär' auch gern dabei gewesen *snief*....


    Lg,


    Eure Kate

  • das drei mädel haus,ggggg


    es freut mich auch euch mal zu sehen,hübsches fotto,liebe grüße silvia

    Arme kleine Seele leid und Schmerz warn diese Welt.


    Kommt ein Engel nun vom Himmel,sanft im Arm,er dich jetzt hält.

  • Liebe Elisabeth


    Echt? Ihr habt es geschafft Chrisi auf den Sessellift zu bringen? Net schlecht, musste sie, oder ist sie freiwillig? (die Aussicht muss ja fantastisch sein von dort oben?)


    Elisabeth, es war einmalig bei dir, ich bin froh das ich es einrichten konnte und zu dir gefahren bin!
    Du hast eine ganz tolle Familie und kochst superlecker! Mhmmm.... (ihr wisst gar nicht was euch entgangen ist! :thumbsup: wow!)


    Kleine Ermahnung: ICH habe niemanden UNTER den Tisch geredet :whistling: ihr seid alle auf euren Sesseln sitzen geblieben :whistling:


    Danke Elisabeth das ich auch mit auf den Friedhof gehen durfte. Ihr habt das Grab von Andreas mit soviel Liebe gemacht, ich habe durch mein vieles Fragen auch ganz viel verstanden.
    Elisabeth, ich verstehe deinen Satz

    Zitat

    *Wir sind uns einig, dass wir uns lieber nicht kennen würden-der Grund ist zu traurig.

    und trotzdem möchte ich euch beiden sagen das ihr zwei für mich ganz wundervolle Frauen seid und ich dankbar bin das ich euch kennenlernen durfte.
    So wie es Christine schon geschrieben hat, wie ihr mit eurer Trauer umgeht ist ein verflixt harter und steiniger Weg, aber dieses "direkte konfrontieren" immer wieder, dieses "nicht verdrängen" sondern das "anpacken und tun", ich glaube das das der richtige Weg ist.
    Der richtige Weg um diesen unglaublich großen Schmerz und diese Leere irgendwie zu verarbeiten.


    Ich bin stolz das ich dabei sein durfte!
    lass dich ganz fest und lieb drücken
    schön das es dich gibt
    deine Chris

  • Liebe Elisabeth


    Du hast unser Beisammensein sehr treffend beschrieben.


    @ kate


    Chris hat schon tolle Einfälle, um sich irgendwie vom Fotografieren zu drücken.
    Du hättest sehr gut in unsere Runde gepasst.


    @ Chris


    Es stimmt schon mit dem "unterm Tisch geredet", aber Elisabeth und ich haben uns ganz fest am Sessel festgehalten ;) um ja kein Wort von dir zu verpassen :) .
    Du bist schon schwer in Ordnung :thumbsup: .


    Ich mußte freiwillig auf dem Sessellift, ist die richtige Beschreibung. Hätte ich alleine zurückbleiben sollen :) .
    Bin schon stolz auf mich, meine Höhenangst überwunden zu haben, obwohl ich Blut geschwitzt habe.
    Die Aussicht war schön aber auch beängstigend für mich.


    Lg chrisi

  • AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH! Hier ist das Foto also! Und unsere liebe Chris ist ja sogar auch mal drauf! :thumbsup:


    Ich werde für Chris ein "Kommunikationskonzept" entwerfen, damit man sie zwischendurch ruhigstellen kann. :)


    So, ich bin leider sehr im Stress dieser Tage, ich schreibe an einer Publikation. Mühsam, aber wichtig, wichtig!


    Liebe Grüße


    Christine

  • Hallo an euch alle, Chrisi, Chris,Christine, Kate!


    Da meine Tochter Christina, genannt Chrissi heißt, könnt ihr euch das Schlamassel am Montag vorstellen.


    Es ist wieder der Alltag eingekehrt, alles ist ruhiger.
    Dafür schweifen die Gedanken.


    Wir sind alle Menschen geblieben, die immer noch blödeln und lachen können, trotz aller Wehmut und Trauer, die dahinter steckt.
    Wir hatten so viel Spaß beim Essen, und es braucht echt keine Ruhigstellung, wir sind voll geeicht. Es war wunderbar.


    Aber ich habe in den Gesprächen eine Erfahrung gemacht, die ich gerne teilen möchte. Chrisi, du kannst mir sicher zustimmen, vielleicht fallen dir sogar noch andere Dinge ein.


    In jedem Dorf, überall, gibt es bestimmte Regeln, Rituale, Gewohnheiten, die man kennt - halt nicht unbedingt aus so unmittelbarer eigener Erfahrung.
    Aber man rechnet damit und ist darauf gefasst.


    Zum Beispiel: bei uns wird noch zum großen Teil zu Hause aufgebahrt. Das ist so... Es tut zwar entsetzlich weh, wenn sie dein Kind zur Beerdigung aus dem Haus tragen, aber es ist so.
    Chrisi hat erzählt, dass bei ihnen in den Särgen Sichtfenster sind. Gibt es bei uns vielleicht auch, aber es ist nicht üblich. Eine ganz seltsame Vorstellung also für mich.
    Die Beigaben im Sarg, die Begleiter in die Ewigkeit also, die sind bei uns.............. vielleicht schon normal.


    Bei uns kommen in diesen ersten Tagen ganz, ganz viele Leute, Nachbarn,.... die Kuchen, Gebäck, Kerzen, .... bringen. Beileid wünschen, Gutes und weniger Gutes sagen.
    Es ist ein totaler Zugang, man ist nie allein.... das ist so.


    Und alles das, was man kennt, mit dem man rechnet, das kann man auch "derpacken", alles Neue, Fremde ist uns so wild, so fremd, so schiach erschienen, dass wir gegenseitig gemeint haben, dass man es nicht schaffen würde.
    Versteht ihr, was ich meine?


    Und das Beileid wünschen, früher für mich eine abgedroschene Formel, erscheint mir jetzt so hilfreich. Was sagst du sonst, was ist ähnlich "neutral"?
    Und etwas musst du, sollst du sagen.
    So wie Gini geschrieben hat bei den Hilfen- wortlose Umarmungen müssen stimmig sein, da ist die alte Formel manchmal besser.


    Nun aber genug mit meinem Gedankenwirrwarr.
    Ich grüße euch alle und bis bald
    eure
    Elisabeth

  • Liebe Elisabeth


    Blödeln und lachen gehört wahrscheinlich mit zum Leben und ist auch ganz wichtig. Das Problem das ich als Trauernde aber habe ist... wenn ich mit einem Menschen, der nicht in der selben Situation ist wie ich, blödle und lache, dann ist für den Menschen irgendwie das Signal gesetzt "jetzt geht es ihr wieder gut"
    Aber dem ist ja nicht so. In einer "Trauerrunde" wird oft sehr viel gelacht, weil wir genau wissen das noch nichts "wieder gut" ist. Wir können lachen, wir dürfen aber auch in der nächsten Sekunde ganz traurig und ernst sein.


    Ich glaube das "Dorfleben" mit den vielen Ritualen kann manchmal sehr einengend sein. Es ist alles vorgegeben. Aber in so einer Ausnahmesituation wie es ein Todesfall nun mal ist, in so einer Situation "trägt" es dich irgendwie. Da sind die Rituale beruhigend und geben Sicherheit.
    Mir war es ganz besonders wichtig das mein Bruder zuhause begraben wird. Nicht nur weil wir dort das Grab haben, sondern vor allem weil ich wusste das bei uns doch noch sehr viele Menschen auf eine Beerdigung gehen. Die Menschen haben nicht unbedingt ihn so gut gekannt, aber sie kennen seine Eltern, seine Geschwister und wollen sie in ihrer Trauer begleiten.
    Es gibt so viele Orte wo, egal wer stirbt, von jedem Haus einer auf die Beerdigung geht. Auch das ist ein Ritual und wahrscheinlich von Ort zu Ort verschieden.
    Ich für mich hab es als sehr berührend gefunden das so viele Menschen uns in unserer Trauer begleitet haben.


    Jetzt hast mich ganz rein gerissen in dein Gedankenwirrwarr
    Aber ich weiß was du meinst... die Rituale die wir kennen, die sind beruhigend... man weiß was als nächstes geschieht, es passiert nichts unvorhergesehenes.
    Elisabeth, ich wünsch dir eine gute Nacht mit weniger "durcheinander" im Kopf.


    Beim Essen... das war wirklich lustig... Chris, Christina und Chrisi .... und noch dazu alle nebeneinander. ;)
    Danke nochmals für das superleckere Essen... danke für die Einladung und... danke für die Zeit
    schön das es dich gibt
    deine Chris

  • Liebe Chris


    Genau das ist es, warum wir Trauenden sich untereinander wohl fühlen. Ein jeder weiß, auch wenn wir lachen, es ist nichts wieder gut.



    Liebe Elisabeth


    Du hast recht mit dem Bräuchen und Ritualen.


    Als du mir die Stube gezeigt hast, wo Andreas aufgebahrt war, hatte ich ein eigenartiges Gefühl in mir und ich dachte mir, ich hätte das nicht ausgehalten.
    Weil es einfach nicht üblich ist bei uns.


    Ich ging zur Aufbahrungshalle wenn mir danach war, ihn zu sehen und ich wollte ihn oft sehen, das ja auch möglich war durch das Sichtfenster.
    Für mich war schlimm, als das Sichtfenster geschlossen wurde( beim Begräbnis,bevor der Sarg in die Kirche gebracht wird).
    Jetzt kannst du ihn nie wieder sehen, dieser Gedanke war furchtbar für mich.


    Das die Leute ins Haus kommen und Kuchen bringen, gibt es ja bei uns auch gar nicht und ich hätte so viele Menschen wahrscheinlich nicht ertragen, weil es halt auch nicht üblich ist bei uns.


    Es freut mich, das du auch diese Gedanken bei der Liftfahrt hattest, da siehst du wieder wie ähnlich wir uns sind.


    Wünsche dir einen schönen Sonntag
    Chrisi