Mein Leben ist nur noch ein Scherbenhaufen

  • Karin56


    hallo liebe Karin,


    ja, auch ich kenne Phasen, wo ich das Gefühl habe, dass es unerträglich ist. Und auch ich kenne das Gefühl, dann mit jemandem reden zu wollen und nicht zu wissen, an wen man sich wenden kann.


    Es ist gut, dass du hier in diesem Forum über deinen Schmerz schreibst. Hier bist du nicht allein und wirst verstanden. Ich erlebe oft, dass die Menschen denken, nach ein paar Monaten müsste die Trauer jetzt langsam abflachen.


    Diese Wellen, die wir hier erleben, die sind nicht vorstellbar für andere. Waren sie für mich ja auch nicht vorher. Auch ich bin davon ausgegangen, dass es mit der Zeit immer ein Stückchen leichter wird. Dieses immer wieder zurückgeworfen werden in tiefe Verzweiflung und Schmerz, das habe ich vorher auch noch nicht so gekannt.


    Aber ich habe vorher auch noch nie meine engste Bezugsperson verloren, mit der ich mein Leben geteilt habe und mit der ich mein halbes Leben zusammen war.


    Du darfst dir hier alles von der Seele schreiben, wenn du möchtest. Deine Ängste und dein Schmerz sind verständlich. Ich erlebe sie auch. Und gerade dann, wenn man seinen Partner bräuchte, wie du jetzt mit deinem Knie, dann werden diese Gefühle noch viel größer.

    Auch ich hatte ja Probleme mit meinem Knie und bei der Vorstellung, eventuell ins Krankenhaus zu müssen, ging es mir genauso wie dir. Auch der Gedanke, dass mein Mann mich nie wieder abholen wird oder im Krankenhaus besuchen, diese Gedanken sind einfach nur äußerst schmerzhaft. Dann fühlt man sich einfach nur allein und schrecklich einsam.


    Fühl dich mal ganz lieb umarmt. :30:

  • Ihr Lieben alle,

    Es tut so gut eure verständnisvoll Worte zu lesen. Ich bin so froh, daß es dieses Forum gibt, nirgendwo anders kann man sich so öffnen wie hier, das was wir hier gemeinsam tragen würde ein Außenstehender nie verstehen.

    Vielen Dank an euch alle

    Liebe Grüße Karin

  • Liebe Karin und alle anderen, diese Stunden der Einsamkeit und Verzweiflung sind schrecklich und man fühlt sich entsetzlich hilflos und von aller Welt verlassen. Der Sommer macht es, m.E. nicht besser sondern in dieser Zeit nur noch schlimmer.

    Aber die Freunde oder Familienangehörige haben ihr Leben, das geht schneller weiter als unseres, uns bleibt in solchen Momenten nur, sich der Traurigkeit hinzugeben und gleichzeitig zu sagen „ ich bin jetzt traurig und verzweifelt, aber das geht vorbei „!

    Die Welle ebbt ab.

    Mir hilft manchmal, nicht immer, meine Gedanken aufzuschreiben, dann bin ich gezwungen mich zu konzentrieren und die Gedanken zu sortieren, danach bin ich etwas ruhiger.


    In den Büchern steht manchmal, man soll sein eigener Beobachter sein, z.B. dass man sich von außen betrachtet: „Da ist Elisabeth, sie ist traurig, sie vermisst jetzt ihren Mann sehr. Elisabeth weiß aber, dass die Traurigkeit wieder weggeht „ usw.

    Manchmal hilft das mir.


    Wir müssen alle unseren Weg finden damit zu leben, es ist schwer aber wir müssen das irgendwann schaffen, um unserer Selbst willen. Wir sind wertvoll, auch wenn wir das momentan nicht so empfinden.

    Zusammen sind wir nicht alleine und tragen uns durch diese schwierige Zeit.

  • Liebes Linchen,

    Das finde ich total lieb von dir das du dich erkundigst. Am Montag war ich wirklich richtig verzweifelt. Hatte mich dann am Nachmittag zu meinem Glück doch noch mit einer Bekannten auf einen Kaffee verabreden können. Das war auch gut so, obwohl ich vom Kopf her nicht wirklich bei der Sache war. Danach habe ich noch einen schönen Blumenstrauß gekauft und hab ihn zu meinem Schatz auf den Friedhof gebracht. Dienstag morgen hab ich dann gleich meine Trauerbegleiterin angerufen um um ein Gespräch gebeten, leider hatte sie auch erst heute Vormittag einen Termin für mich frei. Das Gespräch hat mir gut getan. Sie ist sehr empatisch. Diese Trauerwellen und das Gefühl der Einsamkeit wird bestimmt jeder kennen.

    Liebe Grüße Karin

  • Liebe Karin56,


    das war gut ja natürlich warst Du nicht wirklich bei der Sache richtig aber wenigstens ein rausholen aus der Situation das ist gut gewesen und mutig das Du Dich darauf eingelassen hast.


    Diese Wellen sind grausig und man fühlt sich soooo unglaublich allein und verloren und einsam.


    Vlg. Linchen

  • Hallo ihr Lieben,

    Wollte mal hören wie ihr mit der Einsamkeit umgeht.Ich bin seit 6 Jahren Rentnerin. Wir haben uns so darüber gefreut, endlich gemeinsame Zeit zu haben. Leider fingen dann bei mir viele orthopädische Probleme an, die nicht vorhersehbar waren. Ich musste oft ins Krankenhaus und operiert werden. In all den Zeiten hat mein Mann mir immer zur Seite gestanden. Letztes Jahr sind wir dann mal wieder in Urlaub gefahren, auch über Silvester und im März hat Corona ihn mir weggenommen. Wollte damit nur sagen, dass wir beide keinen Freundeskreis hatten. Ich hatte lose Bekanntschaften mit 3 Frauen, aber nichts wo ich sagen könnte da kann ich jederzeit hin wenn mir die Decke auf den Kopf fällt. Wie haltet ihr das aus?

  • Liebe Karin ,

    Heute sind es 11 Monate und 1 Woche seit mein Sohn gehen mußte.

    Ich bin jetzt ein Jahr in Rente und die meiste Zeit alleine.

    Einen Freundeskreis gibt es auch für mich nicht.

    In dem Ort in dem ich seit 10 Jahren wohne, gibt es niemand dem ich vertrauen würde.

    Mein Lebensgefährte wohnt weiter weg; wir sehen uns jedes 2. Wochenende. Manchmal auch nur einmal im Monat.

    Mein Sohn wohnte 20 Km. weiter weg. Wegen ihm bin ich in den Oberwesterwald gezogen. Wir haben uns immer einmal in der Woche gesehen und er hat dann für uns gekocht. Schön war das. Wunderschön. Ich vermisse ihn unbeschreiblich. Mein Leben empfinde ich nicht mehr als lebenswert und meine Zukunft ist mit ihm gestorben.

    38 Jahre, 8 Monate und 7 Tage durfte er hier sein.

    Ich kämpfe mich durch jeden Tag.

    Auch bei Christoph hat Corona dazu beigetragen das er gehen mußte.

    Ich weiß um deine Schmerzen, liebe Karin.

    Millionen Tränen bringen sie uns nicht zurück.

    Kathi

  • Liebe Karin, ich bin auch seit 6 Jahren Rentnerin, mein Mann ist vor einem halben Jahr innerhalb von 6 Wochen an Lungenkrebs gestorben .

    Ich fühle mich auch meistens sehr, sehr einsam. Ich sehe zwar ab und zu Freunde und meistens geht es mir dann etwas besser, kommt auf die Gespräche an, aber zuhause und alleine kommt das traurige Gefühl der Einsamkeit immer durch.

    Ich lenke mich ab, aber das nützt nur vorübergehend. Ich fahre auch nicht spontan zu jemand hin, möchte mich nicht aufdrängen und manche Befangenheit der Freunde macht es auch nicht besser.

    Ich versuche viel zu lesen, Geschichten über Menschen, die bewegend sind, das nimmt mir vorübergehend die Einsamkeit.

    Trotzdem bestimmt diese Einsamkeit mein komplettes Leben, es ist sehr schwer, ich verstehe dich sehr gut, es ist eine höllische Zeit die wir durchleben müssen.

    Aber wir leben, wir müssen das mit Disziplin mit Leben füllen, sonst kommen wir nie aus diesem dunklen Tal heraus.

    Und wir dürfen uns nicht zu sehr unter Druck setzen.

    Ich mache jetzt weiter mit meinem verspäteten Frühjahrsputz, ich habe alles ziemlich verloddern lassen, weil mir alles egal war, jetzt spüre ich, dass ich dagegen angehen muss und wieder Sauberkeit und Ordnung in unser Haus bringen muss, besonders in der Küche, wenngleich ich mich zum Kochen auch immer noch zwingen muss.

    Vielleicht geht es dann etwas besser, ich bemühe dich.

    Mache irgendwas, liebe Karin, auch wenn es schwerfällt.

    Ganz liebe Grüße

    Elisabeth

  • Liebe Kathi, liebe Elisa,

    Wie ich lese, geht es euch genauso. Das tröstet mich. Ich versuche auch so gut es geht rauszukommen, einkaufen usw. Teile es mir so ein, dass ich mindestens. Einmal am Tag raus muss. Also nicht alles an einem Tag mache. Es wird dauern, bis man sich einigermaßen dran gewöhnt hat denke ich. Ich bin wahrscheinlich deshalb heute so deprimiert, weil ich heute von meiner Schwägerin gehört habe, das sie einen Ausflug nach Holland machen, und sie erzählt mir das auch immer noch oder besser gesagt sie schreibt es mir per watsup. Ich bin dann sehr traurig darüber, weil ich denke könnten sie mich nicht einmal fragen ob ich mit möchte. Das ist jetzt das dritte Mal, das sie mir schreibt wo sie waren oder hin wollen. Vielleicht bin ich ja auch ungerecht und erwarte zuviel, ich weiß es selbst nicht, weiß nur das ich enttäuscht bin und mich verlassen fühle.

  • Liebe Karin56,


    ich finde schon das Sie Dich mal fragen könnten sie wissen Du bist allein...das es nicht jedes mal sein soll ist ja klar aber mal.


    Wäre für Dich schön das Du auch mal rauskommst was anderes siehst auch wenn es noch so schwer ist.

    Aber warscheinlich muss man sich darauf einstellen das alleine zu machen.

    Ein Leben was so bestimmt nie geplant war, denke einfach daran Du bist nicht allein man versteckt sich macht kaum noch was dabei seit Ihr ohne Partner viel viel mehr als die anderen.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Karin, meine beiden Schwägerinnen und mein Schwager hüllen sich auch in Schweigen, schicken Fotos aus ihren Urlauben , ich finde das sehr schmerzhaft und unsensibel, wenn sie wenigstens die Fotos nicht verschicken würden…., ich möchte ja gar nicht mit ihnen fahren, aber zu sehen, wie andere sich im Urlaub vergnügen, Fotos von Cocktails , Wein und Essen verschicken, dabei ist ihr Bruder erst ein halbes Jahr tot und Ostern kamen schon die ersten Fotos.., ist schon heftig.

    Aber, geschenkt!

    Nächstes Jahr habe ich aber vor alleine zu verreisen, an eine Küste, wo ich noch nie mit meinem Mann war, oder eine geführte Reise. Mal sehen, in einem Jahr sind wir, hoffentlich, weiter und können uns wieder etwas mehr öffnen, momentan ist es alles noch so frisch und traurig .

    Wir sind nicht ganz alleine, es tröstet mich sehr eure Gedanken zu teilen, das bringt uns auch die Gewissheit, dass es allen hier so geht und wir mit unseren Gefühlen, Gedanken und Handlungen ganz normal empfinden, manchmal denkt man ja, es stimmt was nicht mit mir…

    Nein, mit uns ist alles normal, wir haben unseren Mann verloren und befinden uns in einem Ausnahmezustand.
    wir finden da raus, es dauert nur seine Zeit und dann können wir voller Liebe an ihn denken und nicht nur voller Schmerz.

    Lasst uns das als Ziel nehmen für eine Zukunft, auf die wir hinarbeiten müssen.

    Ich drücke euch aus der Ferne,

    Eure Elisa

  • Liebe Elisa,

    Es tut immer wieder gut zu hören, daß man doch nicht so verkehrt denkt. Bei mir war es ja auch so, daß mein Bruder und Schwägerin keine zwei Monate nach dem Tod meines Mannes in Urlaub fuhren, weil sie den so dringend bräuchten, und schöne Bilder im Status hatten. Ich frag mich dann auch jedesmal stimmt mit mir was nicht das mir das weh tut. Ich überlege auch schon ob ich evtl. im nächsten Jahr eine Reise für Alleinstehende machen soll. Ich weiß es noch nicht. Man muss abwarten wie es einem dann geht.

    Liebe Grüße Karin