Hallo Ihr Lieben,
mein Name ist Billy und ich bin durch Zufall auf diese Seite gestossen. Ich finde es sehr schön, dass es eine Plattform gibt, wo man sich mit gleichermaßen Betroffenen austauschen kann.
Ich möchte euch kurz von meiner Familie erzählen.
Meine Eltern hatten ein Gasthaus, schon so lange ich denken kann, dementprechend wenig Zeit hatten sie leider für meine Schwester und mich. Meine Schwester ist 4,5 Jahre älter als ich und hat immer brav auf mich aufgepasst. Wir waren oft allein zu Hause, aber wenn jemand von meinen Eltern da war, hab ich das sehr genossen, v.a. wenn meine Mama da war. Irgendwie war ich schon ein Mamakind.
Vor 7 Jahren im April bekam ich einen Anruf von einem unserer Kellner und er hat mich gebeten schnell ins Gasthaus zu kommen. Dort habe ich erfahren, dass mein Papa in der Vornacht in einem Kaffeehaus von einem Verrückten erschossen wurde - unschuldig. Das war ein harter Schlag, wie man sich vorstellen kann, aber wir haben alle zusammengehalten. Meine Mutti war so tapfer und Sie hat das Lokal bis April 2008 weitergeführt. Ich habe versucht sie so gut wie möglich zu unterstützen, bin jede Woche für Sie einkaufen gefahren - 7 Jahre lang. Ich wollte immer für sie da sein, da es wirklich schwierig ist alleine ein Geschäft zu führen, v.a. wenn man bisher immer nur im Hintergrund war. Im April 2008 konnte Sie das Lokal endlich an den Mann bringen - das war eine Erlösung für uns alle.
Jedenfalls hat Sie im Mai 2008 eine Arbeitsstelle gefunden mit ganz tollen Arbeitszeiten und -bedingungen. Sie war so glücklich dort und hat uns immer erzählt wie gut es ihr gefällt. Und das Gute war, Sie hatte endlich mal Zeit für sich und auch für Ihre Töchter und Ihre Enkelin (die Tochter meiner Schwester). Sie ist richtig aufgeblüht in den letzen Monaten und es war so schön anzusehen.
Am Dienstag, den 9.12. erhielt ich einen Anruf von der Polizei, dass ich bitte auf die Wache kommen sollte. Ich wusste von nichts, bis ich dort ankam. Mir wurde mitgeteilt, dass meine Mutti auf dem Weg zur Arbeit von einem Auto überfahren wurde. Sie ging über den Zebrastreifen, aber man weiß nichts genaues. Der Fahrer beging Fahrerflucht. 2 Männer haben noch versucht Sie zu reanimieren, doch sie dürfte gleich tot gewesen sein - die Kopfverletzungen waren zu groß.
Es waren 2 Mitarbeiter der Aktubetreuung in Krisensituationen bei mir auf der Polizeiwache, die mir in der ersten Stunde beistanden. In dieser Stunde habe ich nur geweint. Abends habe ich mich in den Schlaf geweint.
Seither kann ich nicht mehr weinen, und ich weiß nicht warum - ich komme mir so gefühllos vor. Ich denke ständig an meine Mama, aber es kommen keine Tränen.
Am Samstag ist dann meine Oma gestorben - die Mutter meiner Mama. Sie war schon sehr schwach und wir rechneten schon seit 2 Wochen damit, dass Sie uns verlässt. Wir haben ihr nichts mehr vom Tod Ihrer Tochter erzählt. Ich denke, Sie werden sich bereits wieder getroffen haben. Und auch meinen Papa - nun sind sie hoffentlich alle zusammen.
Das Begräbnis meiner Oma war gestern - aber auch hier konnte ich nicht weinen - was ist nur los mit mir ?
Das Begräbnis meiner Mama wird am 23.12. stattfinden, ich habe schon große Angst davor.
Es tut mir leid, dass mein Beitrag nun so lange geworden ist, aber es tut gut sich ein bisschen was von der Seele zu schreiben.
Wenn man einen geliebten Menschen verliert,
gewinnt man einen Schutzengel dazu.
Mit lieben Grüßen,
Billy