Fremde, trauernde Person ansprechen?

  • Hallo Zusammen,

    wie würdet Ihr reagieren, wenn Euch eine fremde Person auf eure Trauer ansprechen würde?

    Zum Grund meiner Frage:

    Bei einem Besuch auf dem Friedhof sah ich aus der Ferne eine trauernde Person. Weinend, schluchzend und das Gesicht in die Hände vergraben.

    Ich war hin- und hergerissen und habe dann doch nichts gesagt. Aus Angst in dieser doch sehr intimen Situation übergriffig zu erscheinen.

    Was hättet Ihr gemacht und würdet Ihr gern angesprochen werden?

    Herzliche Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Hallo Ralph,

    schwere Frage, ich würde es schön finden, aber es müsste auch mit der gebotenen Sensibilität und behutsam erfolgen. Ob ich mich trauen würde, jemand in so einer Situation anzusprechen, weiß ich nicht. Es könnte sich aber ein tröstendes, gutes Gespräch ergeben.

    Liebe Grüße

    Dietlind

  • Vielen Dank für Eure Meinung und Einschätzung,

    falls ich noch mal in eine Situation dieser Art kommen sollte, werde ich über meinen Schatten springen und die Person ansprechen.

    Mehr als daß das Gespräch abgelehnt wird kann nicht passieren und vielleicht ergibt sich ein positiver Austausch der beiden etwas hilft.

    Herzliche Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Hallo Ralph,


    Ich bin schon einmal angesprochen worden als ich weinend an der Stele meiner Frau stand. Ich empfand es als störend da wie du sagst es sehr intim ist.

    Dort möchte ich mit meiner Liebsten alleine sein und mit ihr sprechen, ihr Bild streicheln. Ich finde deine Überlegung trotzdem gut und sehr menschlich. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit etwas abseits von der Grabstelle.

    Beste Grüße Billi

  • Ralph, auch ich verstehe deine Überlegung.
    Wie es jemand empfindet kann von Mensch zu Mensch verschieden sein.


    Bei mir käme es wohl auf dem Moment an.

    Mich stören zum Beispiel bei manchen (grossen) Friedhöfen zuweilen die Menge an durchlaufenden Menschen.
    Spaziergänger, Jogger, Mütter mit Kinderwagen etc.
    Weiter manches Mal Friedhofsgärtner etc.
    Das ist auch zeitabhängig. Kann sein dass es dort Mittags mehr der Fall ist.
    Und mir ist bewusst dass die Menschen per se nichts dafür können dass ich so empfinde.


    Aber: Ich fühle mich in dem intimen Moment tatsächlich gestört.
    Am Liebsten bin ich alleine im kleineren Umkreis.

    In so einem Moment wäre es für mich ungünstig noch angesprochen zu werden.
    Auch wenn ich dann ganz gewiss nicht unfreundlich antworten würde.


    Anderweitig bin ich in einem anderen Moment schon mal angesprochen worden.
    Von einer älteren Dame. Hatten ein kleines Gespräch.


    Am Schluss regnete es.
    Und wir sind Arm in Arm eingehängt unterm Schirm zum Ausgang und zur Bushaltestelle.


    LG
    Simon

  • Lieber Ralph,


    schwierig ich hätte wahrscheinlich reagiert denn ich hätte es mir gewünscht das mich jemand wahr nimmt.

    Ich fühlte mich an einen Abgrund starte in diesen Abgrund hab geschrien doch niemand nahm davon Notiz niemand ich fühlte mich allein.

    Ich weiß nicht wie genau ich das beschreiben soll.


    Es war grausam...wenn ich daran denke und darüber schreibe kommen diese Erinnerungen und die Tränen laufen gerade.

    Das war das schlimmste das Menschen einfach vorbei gingen einfach ignoriert haben das fand ich einfach nur grausam und unmenschlich.


    Ich verstehe aber das Menschen Angst habe davor oder Bedenken haben.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Linchen,

    vielen Dank und Du hast es mit Deiner Antwort auf den Punkt gebracht. Wahrgenommen statt ignoriert zu werden ist was ich mir in solchen Momenten auch wünsche würde.

    Mit Menschen zu sprechen die in der gleichen Situation sind und wissen wie man sich fühlt, ist im Augenblick sehr wertvoll und tröstend für mich.

    Alles ist besser als zu schweigen, auch auf die Gefahr hin daß man abgewiesen wird.

    Herzliche Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Oh ja absolut....das andere ist unter Umständen für einen Menschen der Untergang.

    Ich fand rechtzeitig hierher und wurde sofort liebevoll aufgefangen diese Person ist für immer in meinem Herzen.


    Danach ein paar Wochen später fand ich meine tolle Therapeutin von da an wurde es besser das Forum mit den lieben Menschen und meine Therapeutin halfen mir.


    Vlg. Linchen

  • Das ist wirklich schön zu hören und es freut mich sehr für Dich.

    Leider stehe ich noch am "Abgrund" und lebe mehr in der Vergangenheit als in Gegenwart und an die Zukunft möchte ich nicht denken.


    Die Sitzungen bei meiner Therapeutin sind hilfreich. Sie versucht mir neue Wege aufzuzeigen, aber vermutlich bin ich noch nicht so weit und kann nur das wenigsten davon umsetzen.

    Herzliche Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Lieber Ralph,


    wie lange ist es bei Dir???

    Bei mir sind es 3 Jahre 4 Monate und 10 Tage.

    Es geht mir besser ich kann tatsächlich auch lachen Spaß haben.

    Anders es ist Anders die Leichtigkeit fehlt absolut dieser Schmerz ist immer da jede Tag jede Stunde jede Minute jede Sekunde ich kann damit leben aber es ist schwer.

    Ich trage meine Maske die ich schon seit frühster Jugend trage, das hilft zu leben da draußen.

    Mir fehlt mein Seelenmensch wo ich mich fallen lassen kann der mich versteht ohne Worte, dem ich nichts erklären muss nichts sagen muss.


    Das wird immer so sein es wird niemals mehr richtig gut aber ich gehe weiter für Sie weil Sie es so gewollt hat und mache das beste daraus.

    Bis wir uns eines Tages wiedersehen werden sie wird mich abholen ganz sicher irgendwann irgendwo bei den Sternen.


    Vlg. Linchen

  • Lieber Ralph,


    hab gerade gelesen bei Dir 9 Monate und 1 Tag das ist nichts gar nichts das ist keine Zeit da ging es mir richtig schlecht, etwas besser weil ich das Forum schon hatte aber immer noch schlecht.


    Hab Geduld es dauert so lange es dauert gehe einfach nur immer weiter Stück für Stück, Lebe einen Tag nach dem anderen.


    Vlg. Linchen

  • Das ist zurzeit meine Strategie, jeden Tag so gut es geht zu "überleben".

    Funktioniert für mich mehr oder weniger gut.

    Diese innere Unruhe und der fehlende Schlaf tun ihr übriges.

    Herzliche Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Hallo Ihr Lieben,

    Ralph, ich glaube das ist der einzige Weg.

    In Minischritten, niemals überfordern, Hilfe suchen. Nicht verdrängen aber ablenken.

    Ich wüsste, außer plötzlichen Gefächnisverlust, keine andere Überlebenssmassnahmen.

    Es ist, wie immer, am WE doppelt so schlimm. Ist eigentlich nicht mehr möglich.
    Ich habe schon viel gekämpft, aber noch nie so schwer. Hass, Wut, Trauer. Liebe die überläuft


    ich denke an Euch 🤝

  • Ralph


    Lieber Ralph,


    ich lese gerade erst deine Frage, ob man jemanden, der an einem Grab steht und weint ansprechen sollte oder nicht. Leider habe ich für dich auch keine endgültige Antwort.


    Ich persönlich möchte nicht angesprochen werden, wenn ich am Grab meines Mannes weine. Für mich wäre das eher belastend, wenn mich da jemand anspricht und ich würde künftig dort nicht mehr weinen mögen.


    Aber, meine Schwiegermutter hat erzählt, als sie letztens am Grab stand, und weinte, dass ein junger Mann zu ihr kam, der sie auch noch an meinen Mann bzw. ihren Sohn erinnert hat. Der hat sie in den Arm genommen und getröstet. Und das war für sie einfach total schön.


    Mir ging’s letztens ähnlich wie dir. Da stand ein älterer Herr sehr lange schweigend an einem Grab, und als ich den Friedhof verließ, saß er vorm Friedhof auf einer Bank. Er wirkte so fürchterlich einsam und verlassen, dass ich ihn am liebsten kurz einmal gedrückt hätte. Ich habe mich das aber natürlich nicht getraut. Ich habe mir gedacht, wenn er mir noch mal begegnet, versuche ich es mal mit Blickkontakt und vorsichtig anlächeln, um zu sehen, wie er darauf reagiert. Aber ich habe ihn bisher noch nicht wieder gesehen.


    Grundsätzlich finde ich es wichtig, Anteil zunehmen. Es ist allerdings ein schmaler Grat zwischen zu nahe treten und einfach trösten.

  • Hallo Ralph

    Dein Beitrag ist zwar schon etwas länger her aber ich wünschte mich würde jemand wahrnehmen und mit mir sprechen. Ich hoffe du hattest dennoch die Gelegenheit jemand anzusprechen der in dieser Situation war und ist .

  • Liebe Ini,

    das tut mir furchtbar leid für Dich, dass Du Dich in Deiner Trauer unsichtbar fühlst. Selbst von Deinen Kindern? Dein Verlust ist doch noch frisch! Gibt es ggfs. über die Caritas, die Kirche oder Hospize möglicherweise eine Trauergruppe in Deiner Nähe?

    Das würde vielleicht helfen. Und Du kannst natürlich immer und soviel schreiben, wie Du willst. Es ist wichtig, die Trauer rauszulassen, zu durchleben, sich mitteilen zu können und auf Verständnis zustoßen……

    Lg Herzschmerz