Bitte Mama - komm zurück - ich kann ohne Dich nicht leben!

  • Liebe Du_und_ich,


    ich kenne das so gut. Ich rede mit anderen eigentlich auch kaum noch über meinen Schmerz. Einmal vielleicht, weil ich nicht möchte, dass sie mich für ein wenig seltsam halten und sich (noch mehr) zurückziehen, wenn ich immer nur jammere, und dann natürlich, weil eigentlich niemand meine Situation nachvollziehen kann. Die meisten, die ich kenne, haben ihre Mutter/Eltern noch. Und manche Freunde haben, glaube ich, große Angst, dass ihnen das auch passieren könnte (gerade weil meine Mutter ja nicht krank war, sondern einfach von heute auf morgen nicht mehr da war), und deshalb lieber nichts davon hören wollen. Und wieder andere denken, glaube ich, dass das doch nicht sooo schlimm sei und dass sie selber so einen Verlust doch recht gut verkraften würden. Was ja auch durchaus sein mag, wenn die Bindung nicht ganz so eng ist/war.

    Ich habe auf jeden Fall immer das Gefühl, ich müsse mich zusammenreißen, wenn ich mit anderen zusammen bin, damit sie nicht merken, wie traurig und einsam ich tatsächlich bin. Vielleicht auch, damit niemand denkt (oder sogar sagt ...), warum hat sie auch keine eigene Familie, oder einen Partner, oder mehr Freunde, dann wäre sie jetzt nicht so alleine, selbst Schuld. Vielleicht denke ich auch genauso, ich weiß auch nicht ...

    Aber wenn ich nicht hier meine Gedanken loswerden könnte, würde ich wahrscheinlich durchdrehen.

  • Menschen die jemanden verurteilen weil er keine Kinder oder keinen Partner hat sind dumm, empathielos und nochmal: DUMM

    Du hast absolut Recht. Es ist respektlos . Anstandslos.


    Ich habe/ hatte zwar beides. Aber am Ende des Tages bin ich auch allein. Denn dieser eine Seelenverwandte / Verständnismensch , egal wer das ist, ob Partner,Mutter, Vater, Kind, Freund, Freundin.
    DIESER eine Mensch fehlt .
    Ich sehne mich so nach den Gesprächen, Unterhaltungen über alles und nichts mit meinem Mann.


    Und ich merke wirklich , immer wieder, in der Außenwelt, nicht hier, wie „ hohl“ , wie „ leer“ die Menschheit um mich herum geworden ist.
    Hört sich vielleicht auch sehr oberflächlich an , ist mein Gefühl.

  • Liebe Tine,


    das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.

    Ich habe einen Partner keine Kinder und noch mein Papa und Freunde und trotzdem war Mama mein alles mein Seelenmensch der Mensch dem ich bedingungslos vertrauen konnte dem ich mich öffnen konnte der mich kannte.

    Das könnte niemals ein anderer Mensch sein niemals weder Partner noch Freundin noch sonst wer.


    Vlg. Linchen

  • Ihr Lieben,


    ich danke Euch für Eure Rückmeldungen! So deutlich hat das auch noch nie jemand gesagt. Ich denke halt immer nur, dass das jemand denken könnte, wenn ich immer und immer wieder sage, wie einsam ich bin. Deshalb versuche ich, so was nur sehr sparsam zu dosieren. Außerdem habe ich auch keine Lust auf solche Tipps wie "geh doch mal öfter unter Leute oder geh doch in einen Verein" oder so was.

    Das einzige in der Richtung, was eine Freundin mal zu mir gesagt hat, war, dass sie große Angst davor hätte, ihre Mutter zu verlieren, und dass sie ja dann noch ihren Bruder mit Familie und ihren Freund hätte, während ich ja niemanden hätte ... Tja, genau, ich hab jetzt niemanden mehr ...


    Liebe Du_und_ich, bitte entschuldige, dass ich mich ein wenig in Deinem Wohnzimmer breitgemacht habe. Ich verschwinde wieder in mein eigenes. 😊


    Liebe Grüße

    Tine

  • Du hast absolut Recht. Es ist respektlos . Anstandslos.


    Ich habe/ hatte zwar beides. Aber am Ende des Tages bin ich auch allein. Denn dieser eine Seelenverwandte / Verständnismensch , egal wer das ist, ob Partner,Mutter, Vater, Kind, Freund, Freundin.
    DIESER eine Mensch fehlt .
    Ich sehne mich so nach den Gesprächen, Unterhaltungen über alles und nichts mit meinem Mann.


    Und ich merke wirklich , immer wieder, in der Außenwelt, nicht hier, wie „ hohl“ , wie „ leer“ die Menschheit um mich herum geworden ist.
    Hört sich vielleicht auch sehr oberflächlich an , ist mein Gefühl.

    Dito. Denn das eine ersetzt die verlorene Person ja nicht. Klar, hat man vielleicht etwas mehr Unterstützung oder ist nicht so einsam. Aber Einsamkeit ist nur ein Aspekt der Trauer. Der Mensch, den man so unendlich vermisst, fehlt genauso, wenn man andere Personen um sich herum hat…

  • Tine - ich erlebe es ähnlich - selbst mein Onkel ließ das durchblicken - rede deswegen auch immer weniger mit anderen darüber…

  • Heute ist es bei mir katastrophal - gestern habe ich ab mittags fast nur noch geweint - heute überfällt mich andauernd Panik. Ich will einfach so nicht weiterleben - ich bekomme immer dann totale Angstgefühle, wenn ich darüber nachdenke, dass ich ohne sie leben muss. Es geht einfach nicht. Und kaum jemand scheint mich zu verstehen. Um mich herum sehen alle nur finanzielle oder organisatorische Aspekte. Für mich ist es einfach das Vermissen. Ich habe so Sehnsucht. Habe das Gefühl, dass mich keiner versteht außer sie.

  • Liebe Du_und_ich,


    das ist völlig normal was man braucht ist viel viel Zeit, das verstehen andere auch nicht aus ganz unterschiedlichen Gründen.

    Hab einfach nur Geduld mit Dir das ist ein Alptraum aus den man nicht erwacht der Untergang unserer Welt.

    Es dauert einfach nur.


    Vlg. Linchen

  • Ja, Linchen, "der Untergang unserer Welt" - das ist so - meine Welt ist zerstört - mein Leben. Ganz oft werde ich nun gefragt: "UUUNd, wie gehts es Dir MITTLERWEILE?" Wenn ich dann sage; "Nicht gut, es ist so schlimm", verstehen das die meisten gar nicht. Kann man das wirklich nur verstehen, wenn man es erlebt hat? In meinem Umfeld gibt es niemanden mit dem ich darüber reden kann - alle wollen mich LEBEN und LACHEN sehen und ich bin einfach nur einsam - auch wenn ich unter Menschen bin - den dieser Mensch, den ich so brauche - der fehlt. Die Person, die mich blind versteht, die die gleiche Sprache spricht (im übertragenen Sinne), die mich kennt wie niemand sonst, die mich so liebt wie ich bin ich und gegenüber der ich mich uneingeschränkt öffnen kann und das ganze umgekehrt...

  • Liebe ohne Dich,


    in der Tat ist es leider so das nur Menschen es verstehen können die ähnliches durchlebt haben.

    Das ist sooo leider.


    Menschen die solche Verluste nicht kennen können das nicht nachvollziehen.

    Dann kommt es immer noch darauf an wie stark diese Verbindung war nicht jeder der ein Elternteil verliert kann das was wir durchleben nachvollziehen.


    Das selbe gilt auch für Partner nur ist es da relativ seltener.

    Manche bekommen eine zweite Chance mit einem neuen Partner und vergessen oft wie schlimm dieser Verlust war oder verdrängen es.

    All das ist immer sehr individuell natürlich.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Tine,


    gar nicht! Im Gegenteil, ich danke, Dir, dass Du meinen Thread beschrieben hast. Ich bin dadurch, dass ich begonnen habe, meinen Vater zu pflegen, leider so platt gewesen (Trauer + Einarbeitung in die Pflege), dass ich nicht mal mehr hier schreiben konnte. Obwohl ich jeden Tag an Euch alle hier gedacht habe (denn eigentlich fühle ich mich nur hier richtig verstanden)! Lass es unser Wohnzimmer sein! <3


    Was Du schreibst, spricht mir zudem soooo sehr aus der Seele. Ich empfinde es ganz genauso. Habe auch das Gefühl, dass die Trauer um die Mutter gesellschaftlich anders bewertet wird. Insbesondere dann, wenn man (noch/aktuell) keine(n) Familie/Partner hat. Es wird dann oftmals unterstellt, dass man sich nicht angemessen "gelöst" oder ähnliches hat. Das ist regelrecht schlimm. Oftmals wird es nicht ausgesprochen, aber man SPÜRT es halt. Manchmal wird eben auch unterstellt, dass man eine Notgemeinschaft ist, weil man halt niemanden sonst hätte usw. Ich glaube das rührt daher, dass die meisten Menschen sich ein so gutes Verhältnis zur Mutter nicht vorstellen können. Die meisten (das sagte auch meine Tante zu mir) haben ein eher gespaltenes Verhältnis zur Mutter. Oder eben ein recht gutes, aber kein seelenverwandtes. In unseren Fällen war eben die Mama, wie Sonnenschein schreibt unsere Seelenverwandte / Verständnismensch. Ich rede daher mit anderen Menschen gar mehr so viel, weil ich das Gefühl habe, ich darf dann kaum davon sprechen, was ich wirklich fühle.

    Heute ist Freitag, das war so oft "unser" Nachmittag und wir haben dann oft Kaffee getrunken und unser Leben besprochen. Es war so kraftspendend, so ein unbedingtes Vertrauen, wir wussten, wir können unsere Gedanken völlig frei austauschen und das Verständnis war gegenseitig immer da. Auch das Gefühl, Themen ähnlich wichtig zu finden, bestimmte Ansichten zu teilen, die selben Dinge positiv oder negativ zu finden. Ähnlich in vielen Dingen zu empfinden und wenn es mal anders war, sich für die Denkweise zu interessieren. Sich ohne Vorurteil zu öffnen, sich zu respektieren, sich auch mal streiten zu können ;-) (ohne das das Fundament dadurch betroffen wäre) und EINFACH auch dieses ZEIT und AUFMERKSAMKEIT für einander zu nehmen, SICH WIRKLICH FÜREINANDER zu INTERESSIEREN - all das lässt sich kaum in Worte fassen. Ich glaube, man muss das erlebt haben, um zu begreifen, was man meint. Ich glaube auch, dass der Begriff Seelenverwandte richtigerweise auf die SEELE des Menschen abstellt. Die Seele ist eben nicht der Verstand, man kann dieses Bewusstsein, das man im Zusammensein mit jemanden empfindet auch nicht nur logisch erklären. Es ist dieses Gefühl, "zu Hause" zu sein, gemeinsam wie "eins" zu sein. Ich konnte das auch früher schlecht erklären. Wenn ich bei einer Freundin war und wir haben 3 Std. gequatscht (auch wenn es schön war), war ich danach oft ziemlich k.o. Mit meiner Mutter konnte ich den ganzen Tag quatschen und es hat mich null angestrengt. Das liegt meiner Meinung daran, dass wir in absoluter Entspannntheit waren, schwer zu beschreiben...


    Ich bleibe so oft im Alltag stehen, bekomme Panik, und frage mich dann, ob ich "träume" und es hilft mir dann zu sagen: "Ja, das träumst Du, es ist ein gemeiner/fieser Alptraum und Du wirst erwachen. Du liegst im Koma und in Wirklichkeit ist alles anders."

  • Absolut, Linchen, wie zuvor geschrieben, viele können das ggar nicht verstehen, weil die Bindung einfach nicht so eng war...