Mein Papa ist vor 8 Wochen gestorben

  • Liebe Betty!


    Bis jetzt hab ich deinen Text nur mitgelesen, aber jetzt möchte ich auch mal dazu was schreiben.


    Ich versteh ganz gut, wie du dich jetzt fühlst. Auch mein Papa starb vor 2 Jahren und ich konnte mich nicht verabschieden. Ich war grad mit meiner Freundin unterwegs, wollten was für meinen Geburtstag besorgen, hatte an dem Tag nämlich Geburtstag, und dann rief meine Schwester an, und teilte mir weinend am Telefon mit, dass Papa gestorben ist. Wir wussten vorher nicht mal, dass er im Krankenhaus lag. Die Geräte haben sie aber erst am nächsten Tag ausgeschalten. Wir fuhren dann auch nochmal zu ihm ins Krankenhaus und ich musste dann auch voll weinen, als ich ihn da so liegen sah. Ich bin danach zu meiner Freundin gefahren, und hab mich so richtig bei ihr ausgeheult. Einige Monate vorher hatte ich noch mit meinen Papa telefoniert, und er sagte, dass er sich meldet, wenn er wieder Zeit hatte. Niemand ahnte, dass das letzte Gespräch sein sollte. Oh, man, wenn ich hier so schreiben, kommen mir wieder fast die Tränen. Dabei hab ich schon so lange nicht mehr geweint. Also ich weiß, wie du dich jetzt fühlst. *umarm* Und das mit den Tagebuch schreiben, ist überhaupt kein Blödsinn, ich finde das sehr gut. Auch ich mache das. Schön, dass du deinen Papa noch gesagt hast, was du ihm sagen wolltest, ich bin mir auch sicher er hat es gehört. Schön, dass dir dein Bruder so beisteht. Ist er älter oder jünger, als du? Und schön, dass du dich mit deinen Papa so gut verstanden hast. Das mit deiner Mutter ist traurig, sicher sie wird nicht gewollt haben, dass man blöd redet. Aber wer will bei einer Beerdigung einen Streit anfangen?! Meine eine Halbschwester ging auch nicht an das Begräbnis von meinen Papa, meine andere ging schon. Dein Studium in Wien brichst du ab? Oder bist du damit schon fertig? Der Schmerz wird leider nie ganz weg gehen, ein bisschen Schmerz bleibt immer, aber es wird leichter. Ich finde es toll, dass du dir auch Hilfe holst. Ich hab auch Trauerbücher gelesen. Und war bei einer Psychologin, aber die hat mir nichts gebracht. Letz endlich hab ich erfahren, dass man diesen Weg der Trauer nur selbst gehen kann. Die anderen können zwar helfen, unterstützen usw. Aber den Schmerz kann uns leider keiner nehmen. Und auch ich konnte oft nicht schlafen, hab nichts gegessen, und geh auch nicht sehr oft ans Grab. Man muss nicht wirklich ans Grab gehen, um unsere Lieben zu Besuchen, denn sie sind überall. In unseren Herzen leben sie weiter. Das gehört zur Trauer dazu. Auch bei mir war es so, dass mir Dinge keinen Spaß mehr machten, ich dachte mir auch, wie soll ich ohne Papa weiterleben. Er hatte Mundkrebs, denn hat er aber besiegt und starb an einer Gehirnblutung und er hat zu mir gesagt, für wenn sollt ich den noch weiterleben. Langsam lerne ich auch wieder am Leben teilzunehmen. Du schreibst, dass du Pech hast. Auch bei mir war das, als mein Papa starb, wurde ich (nicht so fort) von der Firma gekündigt, die wollten übrigens das ich gleich wieder lachend im Geschäft stehe, dann hatte ich einen neuen Job, da war dann die Chefin voll blöd, und hat mich gekündigt, und dann war ich in einen anderen Geschäft, da haben sie mir nicht das ganze Geld ausgezahlt. Und die Lehrerin in der Abendschule, war auch so blöd. Da dachte ich mir schon, für was leb ich noch. Die Zeit heilt alle Wunden. Dieser Satz ist gut gemeint, aber er ist nicht wahr. Die Zeit, was bedeutet das Wort überhaupt? Wie lange dauert die Zeit? Einige Wochen oder Monate? Ein Jahr, oder mehrere Jahre? Ein ganzes Leben lang. Die Zeit heilt alle Wunden, sagen viele. Aber wie viel Zeit vergehen muss, bis alle Wunden geheilt sind, sagt niemand.
    Jetzt brauchst du noch Zeit, um das überhaupt zu verarbeiten, der Schock ist immer noch da, man kanns nicht fassen, dass braucht Zeit und auch Kraft. Aber mit jeden Tag, der vergeht, wirst du stärker, du lernst es zu akzeptieren und mit den Schmerz umzugehen. Natürlich wird es hin und wieder, besonders, wenn Erinnerungen hoch kommen, weh tun. Und den Schmerz kann man auch nicht einfach wegzaubern, aber mit jeden Tag wirds leichter und du findest einen Weg, damit umzugehen, es in dein Leben zu integrieren und damit leben zu können, ohne, dass es ständig so weh tut. Und wenn du weißt, und das ist ganz sicher so, dass dein Vater dir trotzdem nahe ist, dann hoffe ich, tröstet das auch ein wenig und den Schmerz zu lindern. Und das wir die Zeit leider nicht vorspulen können, dass es uns gleich besser geht. Wir müssen da durch. Es geht nicht ganz weg ein bisschen Schmerz bleibt immer und es wird auch immer Stunden geben, wo du dich besonders mies fühlst. Aber sie werden seltener und in kleinen Schritten wird der dauerhafte Schmerz auch weniger, dass ist ganz sicher.


    Sag deinem Vater, wie sehr du ihm vermisst. Was du noch gerne mit ihm unternommen hättest und was dich plagt und bedrückt. Ich bin sicher er hört es. Natürlich, wenn du selbst findest, das ist Psychogequatsche und es wirkt gar nichts und dir bringen diese "Gespräche" mit deinen Vater nichts, dann hör in dein Herz, was du möchtest, dass tue. Das wird dir zumindest ein klein wenig Erleichterung erschaffen, das hoffe ich sehr! Und denke daran, was dein Vater gerne gehabt hätte bzw. was er gerne hat, das tue! Lebe dein Leben so weiter, wie er es dir raten würde! Du kennst deinen Vater am besten, du weißt, was er sagen würde, versuche, seinen Wunsch an dich zu erfüllen und lebe so, wie er es sich für dich wünschen würde, wie er es dir raten würde. Dein Vater kennt dich ebenfalls am besten, denke ich, und auch er weiß, was dir am meisten helfen könnte, also höre auf seinen Rat, höre in dein Herz, höre darauf, was seine Antwort auf deine Frage wäre: "Wie soll ich ohne dich weiterleben?!" "Wie soll ich diesen Schmerz überstehen?!" Dein Vater kennt die Antwort, und weil du deinen Vater kennst, wirst du spüren, was er dir rät. Er ist nicht fort, ihr kommuniziert jetzt auf eine andere Ebene, aber du kannst "hören" bzw fühlen, was dein Vater dir sagen würde.Licht und Liebe wünsch ich dir!


    Alles Liebe!


    Deine Melinda


    Ps: Tut mir leid, dass ich soviel geschrieben hab, aber ich wollte darauf eingehen.



    PPS: Morgen hat mein Papa Geburtstag, und es ist so schirch, wenn ich da an seinen Grab stehen muss.

  • Danke für eure lieben Geburtstagsgrüße habe es erst jetzt gelesen.


    Vielen Dank.


    Liebe Grüße


    Bettina

    Es ist sehr schwierig zu lernen,sich wieder am Leben zu beteiligen,


    wenn man jemanden, den man liebt, verloren hat.


    Aber nur das gibt dem Tod dieses Menschen einen Sinn.

  • Liebe Melinda,


    dein Text hat mich sehr berührt und ich musste sehr sehr viel weinen weil du einfach so schön geschrieben hast und ziemlich viel auf den Punkt getroffen hast.


    Momentan ist halt alles wieder sehr schwierig, am MIttwoch war mein Geburtstag und instinktiv hab ich auf den Anruf von meinem Papa gewartet bis ich blöde Kuh bemerkte dass das nie wieder der Fall sein wird. Am 31. August hat mein Papa Geburtstag sein 50er und das wird sehr sehr schwierig ich weiß nicht wie ich den Tag angehen soll.


    Und du brauchst dich nicht zu entschuldigen dass du so lange geschrieben hast es war wundervoll deinen Text zu lesen. Ich kann dir heute leider nicht mehr schreiben weil mein Freund muss morgen ins Krankenhaus und wir müssen noch packen usw.


    ICh werde dir aber bald ausführlich zurückschreiben. Du bist ein toller MEnsch.


    Lieben Gruß


    BEtty

    Es ist sehr schwierig zu lernen,sich wieder am Leben zu beteiligen,


    wenn man jemanden, den man liebt, verloren hat.


    Aber nur das gibt dem Tod dieses Menschen einen Sinn.

  • huhu betty,


    wie geht es dir mittlerweile? schläfst du besser?
    ich finde es gut, dass du einen termin beim psychologen wahrgenommen hast. ich weiss, es ist anstrengend, ist aber oft eine gute hilfe und notwendigkeit. bei manchen ereignissen in unserem leben leidet die seele, sie benötigt prosfessionell hilfe.


    hast du dir schon mal konkret überlegt was du möchtest? was hast du für träume und vorstellungen zu deinem leben? ich finde es wichtig zu wissen was man selber möchte, unabhängig davon was andere von uns erwarten.


    wenn du magst, erzähl mal was dich ausmacht.


    lieben gruss
    burkhard

  • Hallo Betty!


    Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, war im Urlaub.


    Mein Papa hatte am 20.August Geburstag. Ja, ist bei mir auch so, wenn ich Geburtstag hab, Weihnachten oder Ostern ist, warte ich auch darauf, bis Papa anruft. Ich wünsch dir ganz viel Kraft, dass du den Tag, wo dein Papa Geburstag hat, gut überstehst. Hast du was besonders vor?


    Schön, dass dir mein Text so gefallen hast. Helfe gerne, wenn ich irgendwie kann.


    Alles Liebe!


    Melinda

  • Hallo Melinda,


    ich hoffe du hattest einen schönen Urlaub!


    Ja wir haben eine kleine Feier gemacht am Samstag für den Papa in seinem Häuschen dass er sich gekauft hat, es war wirklich sehr schön. Aber seinen Geburtstag am Montag habe ich wahnsinnig verdrängt ich war ja noch in Linz und hatte viel zu tun wegen der neuen Wohnung und vorstellen war ich auch usw. und am Abend als ich wieder nach Wien gefahren bin und wieder zuhause war kam die Einsamkeit und die Trauer und heute geht es mir wieder besonders schlecht. Mein Freund ist im Krankenhaus und ich sitze halt allein rum und heule mir die Seele aus dem Leib.


    Sorry........

    Es ist sehr schwierig zu lernen,sich wieder am Leben zu beteiligen,


    wenn man jemanden, den man liebt, verloren hat.


    Aber nur das gibt dem Tod dieses Menschen einen Sinn.

  • Hallo Betty!


    Ja, der Urlaub war ein bisschen durcheinander. Aber so wars schön. War mit meiner Freundin und wir haben viel gelacht.


    Schön, dass ihr eine kleine Feier für euren Papa gemacht habt. Ja, ich verträng die Sachen auch oft, und später kommt dann alles wieder hoch. Bitte entschuldige dich nicht dafür, wenns dir nicht gut geht. *umarm* Das ist ok. Du darfst trauern, so lange du willst. Trauer kann man nicht an Zeit messen. Bist mitn Studium in Wien eigendlich fertig? Was hast studiert? Warum ist dein Freund im Krankenhaus? Was hat er?



    Alles Liebe!


    Melinda

  • Hallo,


    jetzt ist es schon lange her dass ich hier etwas geschrieben habe. Es hat sich viel getan in den letzten 2-3 Monaten. Meinen Umzug habe ich erfolgreich gemacht, eine Arbeit hab ich auch, besser gesagt 2 und ich bin wieder in meiner Heimatstadt und müsste mich doch eigentlich wohl fühlen!! Naja dem ist leider nicht so. Mir gehts so beschissen und irgendwie hasse ich mich dafür dass es nicht so geht wie ich mir das vorstelle. Meine Trauer ist momentan wieder so schlimm dass sie mich lähmt, in allen Lebenslagen.


    Jetzt bin ich wieder da wo ich hin wollte und viele Leute kümmern sich um mich oder besser gesagt sind für mich da, aber ich fühle mich trotzdem so einsam in meiner Trauer. Ich hasse dieses spielen um mein sein und mein denken aber ich kann doch nicht jeden Tag zuhause sitzen und trinken und weinen. Dass weiß ich auch aber die Trauer frisst mich so auf dass mir das atmen manchmal schwer fällt.


    Jetzt bin ich ein Monat wieder in Linz und wollte natürlich aufs Grab meines Papas schauen, eine Busstation vor dem Friedhof bin ich ausgestiegen weil mir der Gedanke an das Grab die Luft genommen hat. Ich verstehe das nicht ich möchte so gerne aber ich kann nicht. Ich war immer so ein starker Mensch der das Leben und sein Umfeld liebte, war immer für alle da aber momentan fühle ich mich wie der größte Looser und ich kann nicht mal reden darüber.


    Innerlich zerreisst es mich bald und wie ein Wildtier hab ich nur Flucht im Kopf aber ich weiß das mich das auch nicht befriedigt und dass ich vor dem allem, nicht davon laufen kann.


    ICh liebe dich Papi und ich würde mir so wünschen dich noch einmal zu sehen nocheinmal mit dir zu reden und dich in den Arm nehmen und dir sagen wie sehr ich die liebe und dich vermisse. Wieso ist das so schnell gegangen, wenn ich nur bei dir gewesen wäre ich möchte dich dich einfach nicht loslassen.


    Bettina

    Es ist sehr schwierig zu lernen,sich wieder am Leben zu beteiligen,


    wenn man jemanden, den man liebt, verloren hat.


    Aber nur das gibt dem Tod dieses Menschen einen Sinn.

  • Hallo Betty!


    Es freut mich, dass du wieder in deiner Heimatstadt bist und gleich zwei Arbeiten hast.
    Aber du sollst dich nicht hassen, sag so was nicht. Überlass dich den Rhythmus deiner Trauer und setzt dich nicht unter Druck, sie früher zu überwinden, als deine Seele gut tut.


    Hast du auch finazielle Hilfe?


    Du musst auch nicht an Grab gehen, wenn du das nicht kannst. Dein Papa versteht das. Du kannst an jeden Ort mit ihm reden, egal wo du bist. Und auch zu Hause eine Kerze anzünden.


    Tut mir leid, dass ich nicht so viel geschrieben hab, aber manchmal fällt es auch mir schwer, die richtigen Worte zu finden...


    Du kannst mir aber gerne jeder Zeit schreiben, wenn dir danach ist. Ich möchte für dich da sein. Du sollst wissen, dass du nicht alleine bist.


    Licht und Liebe, wünsch ich dir!


    Deine Melinda

  • Liebe Betty,


    schön, daß du liebe Menschen um dich hast, die für dich da sind. Trotzdem fühlst du dich einsam. Ja, das ist so, im Endeffekt müssen wir jeder "alleine durch", wirkliche Hilfe von außen gibt es kaum, wir müssen uns selbst helfen. Und das erscheint uns am Anfang unvorstellbar - daß wir je die Kraft dazu aufbringen können. Laß dir die Zeit, die du brauchst, "irgendwann" wird es leichter.


    Möchte mich gerne Melinda anschließen: Bitte hasse dich nicht selbst.Du hast wirklich keinen Grund dazu - dieses "Auf und Ab", "Wollen und nicht Können" ist doch ganz normal. Es dauert seine Zeit, bis (manchmal) wieder etwas so läuft wie man es sich vorstellt.


    Hier kannst du über alles schreiben, auch wenn du sonst nicht darüber reden kannst - wir verstehen dich. Und - du bist kein Looser!! Du hast einen lieben Menschen verloren, klar daß du dir jetzt "verloren" vorkommst.


    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.